Profilbild von Suzi

Suzi

Lesejury Star
offline

Suzi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Suzi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.02.2019

Tolle Handlung um clevere und symphatische Anti-Heldin

Blinde Rache
2

Dieses Buch lebt von und mit der „Krähe“, der Mara Billinsky. Diese Antitypen, welche nicht dem üblichen Klischee entsprechen punkten bei mir immer schon durch ihre Andersartigkeit, welche auch auf die ...

Dieses Buch lebt von und mit der „Krähe“, der Mara Billinsky. Diese Antitypen, welche nicht dem üblichen Klischee entsprechen punkten bei mir immer schon durch ihre Andersartigkeit, welche auch auf die Herangehensweise der Ermittlungen Einfluss nehmen. So auch Mara. Obwohl ihr bewusst ist das sie auf ziemlich verlorenem Posten steht, stürzt sie sich in die Arbeit und versucht auch mit recht unkonventionellen Methoden (die jedoch wieder sehr gut zu ihr passen) Ergebnisse zu erreichen.
Die Handlung allein auf die schräge Ermittlerin zu reduzieren wäre zu einfach, deshalb werden den Leser verschiedene Tätergruppen aus dem Banden-, Rocker bzw. Drogenmilieu angeboten, welchen allen diese Taten zuzutrauen sind.
Sehr gut sind die Charaktere der verschiedenen Personen gezeichnet, die Mara mehr oder weniger das Leben schwermachen. Ihr zur Seite gestellt ist der Außenseiter Rosen, der dank ihr jedoch im Lauf der Geschichte über sich hinauswächst. Ihr Vorgesetzter Klimmt verkörpert den typischen mürrischen alten Chef – und mehr als einmal behandelt er Mara sehr ungerecht.
Sehr unsympathisch ist mir der Blender und Lebemann Edgar Billinsky – kein Wunder das die Tochter derart rebelliert, bei diesem Vater! Und ich staune, dass sie da nicht auf die schiefe Bahn geraten ist, sondern quasi die Kurve noch bekommen hat.
Kleine „Nebenschauplätze“ wie das Jugendzentrum mit dem Sozialpädagogen Hanno, dem sie viel in ihrer Entwicklung verdankt, lassen das Buch nie langweilig werden und zeichnen ein stimmiges Bild von Mara. Mit ihren eigenen Erfahrungen der Rebellion hat sie natürlich einen gewaltigen Vorteil im Umgang mit und dem Zugang zu problematischen Jugendlichen, wie Rafael.
Zum Ende hin fügen sich alle Puzzle-Teilchen nach und nach an ihren Platz und bringen Licht in die vielen verschiedenen Handlungsstränge, wo ich anfänglich dachte, sie hängen alle mit dem Mord zusammen, was natürlich die ein oder andere falsche Spur verursachte.
Das (überraschende) Ende ist der Hammer und das toppt alles! Einfach eine gut durchdachte Story mit vielen falschen Fährten und einem glaubhaften Motiv!
Dieses Buch hat mich sehr gut unterhalten und ich gebe dafür eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 27.12.2018

Opfer? Täter? Oder? - Wenn die Vergangenheit nicht ruhen kann

Kälter als die Angst
2

Dieses Buch hat mich von Anfang bis zum Ende mit seinen doch sehr speziellen Schilderungen und der überraschenden Wendung fasziniert. Es las sich für mich recht zügig und flüssig. Es ist der fünfte Teil ...

Dieses Buch hat mich von Anfang bis zum Ende mit seinen doch sehr speziellen Schilderungen und der überraschenden Wendung fasziniert. Es las sich für mich recht zügig und flüssig. Es ist der fünfte Teil der Reihe um das Ermittlerteam Charlotte Schneidmann und Peter Käfer und kann m.E. auch unabhängig von Vorkenntnissen der ersten Bücher gelesen werden.
Die Opernsängerin Carla Delbrück wurde ermordet und rasch gerät der Ehemann des Opfers in den Fokus. Jedoch tauchen kranke Briefe in morbider Versform auf, welche sich an die Anwohner des Hauses, in dem Carla bis vor kurzem noch wohnte, richten. Auch Carla erhielt diese Briefe, die auf einen ungeklärten Mord in der Vergangenheit verweisen.
Der Autorin gelingt es geschickt, verwirrende Spuren zu legen, so das immer wieder neue Personen in den Kreis der Verdächtigen rücken - und dennoch nicht der Täter sein können.
Eine ganz interessante Lösung ist die Einblendung von Buchauszügen eines offensichtlich geläuterten Mörders. Was für mich anfänglich etwas irritierend war, fügt sich jedoch zum Ende hin stimmig in das Gesamtkonzept.
Der Schluss ist gelungen kreativ kreiert und lies mich bis zum Ende rätseln, ob ich auf der richtigen (heiße Spur) bin – oder nicht. So muss ein Thriller sein. Von mir gibt es für dieses Buch eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 24.05.2018

Guter Anfang - schwaches Ende

Zu nah
2

Bei einem Einsatz bei dem die Polizistin Frankie Sheehan für das Opfer zu spät kam und selbst einem Angriff ausgesetzt wurde, konnte sie den vermutlichen Täter festnehmen lassen. Durch den Überfall und ...

Bei einem Einsatz bei dem die Polizistin Frankie Sheehan für das Opfer zu spät kam und selbst einem Angriff ausgesetzt wurde, konnte sie den vermutlichen Täter festnehmen lassen. Durch den Überfall und die Verletzungentraumatisiert verbeißt sich in ihren neuen Fall – um es sich und den anderen zu beweisen, dass sie noch einsatztauglich ist.
Eine Frau – die Wissenschaftlerin Eleonore Costello - wurde erhängt aufgefunden. Verdächtigt wird ihr Mann Peter, doch dieser ist unauffindbar. Spuren auf dem im Haus gefundenen Laptop führen ins Darknet. Seine Schwester macht sich große Sorgen um ihn und bringt mit ihren Schilderungen die glänzende Fassade von Peter und vorallem von Eleonore zum bröckeln. Gleichfalls weiß der Nachbar des Ehepaares nichts Gutes über Eleonore zu berichten – sie soll ihren Mann misshandelt haben. Hat er etwas mit ihrem Tod zu tun? Und dann wird eine weitere Frauenleiche, Amy, gefunden. Durch an dieser Leiche sicher gestellte Farbpigmente von Preußisch Blau wird eine Verbindung zu Eleonore hergestellt, die ebenfalls diese Farbspuren aufwies. Alles scheint wieder auf Peter hinzudeuten, der mit ihr eine Affäre hatte. Weitere perfide Details werden im Verlauf deutlich, auf die ich jedoch, um nichts zu verraten, nicht näher eingehen möchte.Die ursprüngliche Tätervermutung löst sich rasch ins Nichts auf, und neue Personen rücken in den Focus der Betrachtung. Während der ganzen Ermittlung kämpft Frankie mit ihren Dämonen und widersteht als Alkoholikerin – meine Hochachtung! – rückfällig zu werden. Ein kleines Detail bringt den Anstoß, das Elenore nicht das erste Opfer war – und das Frankie in ihrem letzten Fall die falsche Person ermittelt und verhaftet hat. Schuldgefühle darüber, sowie die drohende Einstellung der Ermittlung aufgrund fehlender Ergebnisse und Gelder setzen ihr zusätzlich zu. Entschlossen diesen Fall unbedingt lösen zu wollen, begibt sie auf Alleingang und gerät dabei selbst in große Gefahr.

Aufgrund des Geschlechterklischees (Frankie für männlich; ihr Kollege Bez – wie Beth ausgesprochen – weiblich) die Vornamen betreffend, war es für mich etwas schwierig in dieses Buch hineinzukommen. Nach diesen Anfangsschwierigkeiten kam ich jedoch gut mit, und konntedem Geschehen, einem klug ausgedachten Konstrukt aus falschen Verdächtigen und Spuren, was unrichtige Schlüsse zulässt, gut folgen. Auch ich habe „mitermittelt“, wer denn nun der Täter sein könnte und lag damit natürlich falsch – doch gerade das macht ja einen guten Thriller aus.Verschiedene Themen werden bedient: verheirateter Mann und Affäre, Spuren die im Darknet zu Seiten für spezielle sexuelle Vorlieben führen, Abhängigkeitsverhältnis von Vorgesetzen und Angestellter, physische Probleme - um nur einige zu nennen - die an sich schon allein ausreichend Stoff für eine gute Handlung bieten. Hier sind jede dieseThemen, unterschiedliche Taten und Beweggründe einzelner Personen geschickt miteinander verflochten, was mitunter nur einen Schluss zulässt – der sich dann jedoch rasch als falsche Fährte erweist. Zum Ende hin wird das Tempo der Ereignisse immer schneller, fügen sich die Puzzleteile gut aneinander. Nur die Begründung zum Motiv des Täters erscheint mir dann zur Auflösung hin zu dünn – hier fehlt mir etwas der „traumatische Auslöser“, der zu so einem Verhalten führte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Stimme
  • Spannung
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 02.02.2022

Von all den guten Gründen zu sterben, und von all den viel besseren, am Leben zu bleiben.« Hella

Ende in Sicht
1

Mit dem Teenager Juli und der 70jährigen Hella, einem alternden Schlagerstar, treffen zwei Frauen aufeinander, die beide ihr Leben beenden wollen. Nachdem Juli von einer Autobahnbrücke vor Hellas alten ...

Mit dem Teenager Juli und der 70jährigen Hella, einem alternden Schlagerstar, treffen zwei Frauen aufeinander, die beide ihr Leben beenden wollen. Nachdem Juli von einer Autobahnbrücke vor Hellas alten Passat gestürzt ist, fühlt diese sich für Juli verantwortlich und bringt sie ins Krankenhaus. Obwohl jede ihr Ziel weiterverfolgen will, kommen sie nicht voneinander los und durchleben eine ereignissreiche Fahrt auf dem Weg in die Schweiz.
Auf humorvolle Weise mit mehr als einem sarkastischen Einwurf nähert sich Ronja von Rönne einem tabubehafteten Thema: dem Freitod. Spitzfindig und wortgewandt wird diese Geschichte zu einer tiefgründigen Reise nach dem Sinn des Lebens. Und trotz der ernsten Thematik konnte ich mir mehr als einmal ein Lächeln nicht verkneifen.
Ein absolut hörenswertes, von der Autorin mit einem gewisse Charme vorgetragenes Buch. Klare Hörempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.12.2021

Verstörend düster-dystopische Zukunftsvision

Corpus Delicti
1

In ferner Zukunft. Gesundheit ist das allbeherrschende Thema und das regierende System, die "Methode" hat für diesen Zustand ein enormes Überwachungssystem erdacht.
Alles Tun und Handel ist auf Gesundheit ...

In ferner Zukunft. Gesundheit ist das allbeherrschende Thema und das regierende System, die "Methode" hat für diesen Zustand ein enormes Überwachungssystem erdacht.
Alles Tun und Handel ist auf Gesundheit ausgerichtet, wird streng überwacht und jeder Fehltritt somit sofort erkannt und hart bestraft.
Mia trauert um ihren Bruder Moritz, der, aufgrund falscher Rückschlüsse verurteilt, sich in Haft selbst gerichtet hat. Doch Trauer darf es als psychisches Gesundheitsproblem auch nicht geben. Somit wird die Methode auf Mia aufmerksam, da sich diese damit auffällig und von der Norm abweichend verhält. Sie erbittet sich einfach nur Zeit für sich und wird mit Auflagen belegt. Ihr erste kleinstes Vergehen, das rauchen einer Zigarette, wird sofort registriert und sie steht wieder vor Gericht.
Mit dem Urteil nicht einverstanden, wehrt sie sich und im Zuge der Verteidigung wird klar, das Moritz zu Unrecht verurteilt wurde. Damit stellt Mia das ganze (unfehlbare) System in Frage, Widerstand regt sich. Somit wird Mia, in der Überzeugung die Ansichten ihres Bruders zu vertreten, zum Spielball verschiedener Interessen - und kann in diesem totalitären System doch nur verlieren.
Nach "Unterleuten", welches ich richtig gut fand, ist "Corpus Delicti" das zweite Buch, das ich von Juli Zeh lese.
Obwohl der Ansatz und die Grundidee nicht schlecht sind, kann mich dieses Buch nicht wirklich überzeugen.
Während der erste Teil um Mias Trauer und Moritz Rehabilitation nachvollziehbar und stimmig ist, verliert sich meiner Meinung nach das Buch im weiteren Verlauf zu sehr in dem Interessenkonflikt der verschiedenen Fronten. Und auch das Ende lässt mich eher ratlos zurück.
Da es Teil der Abiturlektüre ist, war es für mich interessant zu erfahren, was dieses doch recht junge Buch an sich hat, dass es sich in die Reihe der grossen Klassiker einfügt.
Darauf habe ich jedoch leider keine Antwort gefunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere