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Veröffentlicht am 21.02.2024

Alles geklärt?

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen (Hafenärztin 4)
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Im vierten Band der "Hafenärztin"-Reihe geht es Schlag auf Schlag:
Anne kann leider noch nicht aufatmen nach den Erlebnissen in Band 3, sie muss erst noch gegen ihren Vater vor Gericht aussagen. Helene ...

Im vierten Band der "Hafenärztin"-Reihe geht es Schlag auf Schlag:
Anne kann leider noch nicht aufatmen nach den Erlebnissen in Band 3, sie muss erst noch gegen ihren Vater vor Gericht aussagen. Helene ist beflügelt von ihrem Besuch in Berlin und hat das Gefühl, nun endlich zu wissen, wie sie sich beruflich weiterbilden möchte. Zurück in Hamburg fühlt sie sich oft verfolgt, einige Sabotagen deuten klar darauf, wer das sein könnte. Sie freut sich zwar über die Heimkehr ihrer Mutter Fanny, die ihren Bruder Klaus in Havanna aufspüren konnte und ihn heimbrachte, doch die Sorgen um ihn sind gross. Auch jene um Paulina, die ihren Eltern immer noch nicht sagen will, wie es um ihre Ehe steht. Berthold wird gegen seinen Willen befördert, er macht sich Sorgen um einige seiner Kollegen, möchte sich aber endlich auch seiner Vergangenheit stellen, denn vorher, so denkt er, kann er Helene nicht heiraten.

Obwohl es im vierten Band hauptsächlich um das Privatleben von Anne, Berthold und Helene geht, folgt hier dicht gedrängt ein Ereignis aufs andere. Aufatmen ist weder für Anne noch für die Leserschaft angezeigt. Bald muss ein Mord geklärt werden und Anne steht mal wieder mitten drin.

Die Entwicklung sämtlicher Charaktere von Band 1 bis zu Band 4 fand ich bemerkenswert. Selbst Klaus, Helenes Bruder, macht eine enorme Entwicklung durch.

Die Suche nach Bertholds Frau fand ich gut, mit etwas Ähnlichem hab ich vom ersten Band an gerechnet, aber das Ende davon war zwar schon auch logisch, aber irgendwie trotzdem unbefriedigend. Im ersten Drittel hatte es mir zu viele Wiederholungen - sie waren zwar gut verpackt, aber halt zu viel, und mal ehrlich, nur ein winziger Teil der Leserschaft beginnt eine Reihe beim voraussichtlich letzten Band zu lesen.

Und noch ein letzter Kritikpunkt, adressiert an den Verlag: die Titel sind recht sperrig, man erinnert sich an den Reihentitel. aber nicht an die einzelnen Buchtitel, höchstens an: da war doch mal was mit "Ein Leben"... Den Rest kann oder will man sich nicht merken.

Die Hafenstadt Hamburg als Schauplatz erweist sich hingegen als genial ausgesucht, da die Stadt Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Schifffahrt ein Dreh- und Angelpunkt war und "neue Moden" sich hier schnell etablierten.

Medizinische und psychoanalytische Fortschritte und Therapiemöglichkeiten der damaligen Zeit werden erörtert, leider auch Rückschritte, wenn man an gewisse Reden denkt. Interessant wie bereits beim letzten Band, was man sich von Heroin als Medikament erhoffte. Gegen Husten sollte es helfen und gegen Alkoholsucht, aber es stellte sich heraus, dass es nur eine neue Abhängigkeit oder sogar Todesfälle hervor ruft. Mit einem solchen beginnt dieser vierte Band.

Hoffentlich kehrt nun endlich Ruhe für alle Beteiligten ein, man möge es ihnen gönnen. Dennoch hat sich die Autorin für ein allfälligen fünften Band noch einige Türen offen gehalten: Helene und Berthold könnten vielleicht für einen eigenen Band sorgen, und bei Annes Verwandtschaft ist ja auch noch etwas nicht ganz geklärt. Schaun wir mal, ob und wie es weiter gehen wird.

Fazit: Unterhaltender vierter Band, der praktisch alles Offene zu einem guten Ende gebracht hat.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 20.02.2024

Frida als eigenständige Künstlerin

Ich bin Frida
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Obwohl es schon fast fünf Jahre her ist, seit ich "Frida Kahlo und die Farben des Lebens" gelesen habe, konnte ich mich an vieles wieder erinnern und hatte keine Mühe, den Einstieg zu finden, da dieser ...

Obwohl es schon fast fünf Jahre her ist, seit ich "Frida Kahlo und die Farben des Lebens" gelesen habe, konnte ich mich an vieles wieder erinnern und hatte keine Mühe, den Einstieg zu finden, da dieser Roman hier nur die Zeit vom Sommer 1938 bis März 1939 beleuchtet.

Es ist die Zeit, in der Frida sich dem ewigen Hin und Her zwischen Diego, der Kunst und sich selbst stellt und einen Weg sucht, sich selbst zu sein und nicht nur Diegos Frau, die vielleicht auch noch Frühstück macht oder kocht. Die Frida, die entscheidet, dass auch Frauen Affären haben dürfen und dies nicht nur Männern gestattet ist. Dass sie eine eigenständige Künstlerin ist und nicht einfach nur die Frau von.

Die Autorin zeigt eine Frida Kahlo, die zwar mit sich selbst ringt, aber hier einen Ausweg findet. Sie zeigt Frida als Frau und als Künstlerin, die alles in sich aufsaugt; die Farben, Formen, Politik, Beziehungen und vieles mehr aufnimmt und daraus ihre eigene Kunstsprache entwickelt.

In diesem Zusammenhang hat mir vor allem die eine Szene in Paris gefallen, als Frida beim Fahrradfahren stoppt, um die Natur, das Erwachen des Frühlings, das in Europa so anders ist als in Mexiko, zu betrachten und dabei neue Farben wahrnimmt.

Fridas Beziehung zu Nick Murray wird erzählt, auch, dass er nur sie will, aber nicht versteht, dass ein Teil ihres Herzens immer Diego gehören wird, egal, wie der mit ihr umgeht. Auch die Affäre mit Michel in Paris: er, der sie und ihre Kunst versteht, sich Zeit nimmt und das, was sie zusammen haben, schätzt, ohne Ansprüche zu stellen, und einfach die gemeinsame Zeit geniesst und das in aller Ruhe und Stille - im Gegensatz gestellt zu der heftigen, temperamentvollen und oft lautstarken Beziehung zu Diego und den Ansprüchen von Nick. Und immer im Nacken die tickende Uhr, da Frida genau weiss, dass ihr geschundener Körper es nicht sehr lange mitmacht. Dies alles hat die Autorin perfekt herausgearbeitet, so dass man sich fast als unsichtbare Begleiterin von Frida fühlte, hautnah dabei sozusagen.

Ich war von der ersten Seite an gefangen, denn Caroline Bernard schreibt wieder so gut, dass man einfach immer weiter lesen muss. Sie bringt alle Ambivalenzen, Emotionen und Hintergründe wahnsinnig gut und stimmig aufs Papier.

Vielleicht hat die Autorin in ihrem zweiten Roman über die Kahlo bewusst diese - für mich sehr symbolischen - neun Monate, heraus gepickt. Diese knapp neun Monate, in denen dieser Roman spielt, die waren für die Malerin innerlich lebensverändernd. Interessant aber auch, dass eine Schwangerschaft neun Monat dauert, hier vielleicht auch sinnbildlich für dieses eine sensible Thema für Frida, die keine Kinder bekommen konnte und sehr unter ihren Fehlgeburten litt, aber auch neun Monate um selbst mit einer Idee schwanger zu sein. Mit der Idee, mit innerlichen Arbeit ihr Selbstbild zu kreieren und heimzukommen und selbstbewusst sagen zu können: "Ich bin Frida."

Fazit: Hervorragend geschrieben!
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Packend!

Revanche
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Dieser siebte Fall für Luc Verlain und sein Team - okay, eigentlich wär jetzt Anouk die Chefin - spielt auf einer Fähre und erinnert stark an alte "Whodunit"-Krimis. Quasi ein geschlossener Raum plus sich ...

Dieser siebte Fall für Luc Verlain und sein Team - okay, eigentlich wär jetzt Anouk die Chefin - spielt auf einer Fähre und erinnert stark an alte "Whodunit"-Krimis. Quasi ein geschlossener Raum plus sich darin aufhaltende Personen, weshalb nun alle, die zu dem Zeitpunkt auf der Fähre waren, verdächtig sind.

Ich rätselte also von Anfang an sofort mit, versuchte auch zu erahnen, ob die Aussagen der Verdächtigen wahr sein könnten oder ob sich irgendwelche Lücken auftun, doch bis ich auf der richtigen Spur war, dauerte es genauso lange wie bei Lucs Team.

Für die Polizei ist es zuerst unklar, ob der Malermeister heimlich von der Fähre ging oder sich irgendwo versteckt hält oder über Bord ging. Als er endlich gefunden wird, hat er eine Muschel in der Tasche. Zufall? Eher nicht, wie sich bald darauf zeigt. Yacine, Lucs ehemaliger Kollege aus Paris, ruft an und erzählt von einem ähnlichen Fund, worauf Luc gleich nach Paris fährt und die zwei Freunde sich endlich wieder sehen.

Ich fand es super, dass Yacine wieder einmal beteiligt war. Ich hab ihn fast ein bisschen vermisst. Luc ihn natürlich auch. Gemeinsam geht das Ermitteln fast wie von selbst, auch wenns gefährlich wird.

"Revanche" war erneut ein sehr spannender und interessanter Fall. Die Umsetzung war toll. Und wie immer packt Oetker noch etwas aus, ein Motiv etwa, das niemand erwartet hätte und stellt Bezüge her, die nur durch gründliche Polizeiarbeit erarbeitet werden, die mich ebenfalls total überzeugt hat.

Bei dieser Reihe freut man sich auch nach dem siebten Band noch wahnsinnig auf den nächsten Band!

Fazit: Geheimnisvoll war er auch, aber vor allem war es ein packender Fall!
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 16.02.2024

Prall gefüllte Stunden

Stille Nacht im Schnee
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Nach Alexander Oetkers beiden anderen Romanen, die jeweils im Sommer in Frankreich und in Italien angesiedelt sind, war ich gespannt auf Weihnachten in der Schweiz.

Die winterliche Atmosphäre im Wallis ...

Nach Alexander Oetkers beiden anderen Romanen, die jeweils im Sommer in Frankreich und in Italien angesiedelt sind, war ich gespannt auf Weihnachten in der Schweiz.

Die winterliche Atmosphäre im Wallis mit dem vielen Schnee, dem gemütlichen Chalet, dem mehrheitlich passenden Essen etc. hat der Autor toll eingefangen und auch die Geschichte an sich ist stimmig. Die Sommerromane sind mir aber lieber.

Mein Problem: es war das x-te Buch, das ich in Folge gelesen habe, das keine Weihnachtsstimmung verbreiten konnte, weil es mit Weihnachtsgrinchen bevölkert war. In Oetkers Sommerromanen sind die Familienverhältnisse zwar auch nicht bestens, aber hier war mir das Übel einen Ticken zu stark.

Eigentlich ist es ähnlich wie in vielen Familien: nicht alle sind sich grün und irgendwann lupft es den einen den Hut, während andere oberflächlich schwatzen oder schweigen - oder Zeitung lesen, wie in diesem Falle Sohn Christoph.

Die Eltern Elisabeth und Pascal laden zum Fest ein. Es ist friedlich, bis die ersten Gäste, der zeitungslesende Christoph samt seiner Frau Gesine und Sohn Mats plus Hamster, eintreffen. Je mehr Gäste, je unfriedlicher die Stimmung. Und Pascal und Elisabeth finden je länger, je weniger den richtigen Zeitpunkt ihrer Familie etwas Entscheidendes mitzuteilen. Kein Wunder, dass nicht nur das Feuerwerk draussen Funken zündet und knallt.

Pascal war für mich die beste Figur in der Geschichte. Mit ihm hab ich mitgelitten, wenn er mal wieder gedankenverloren in der Küche stand.

"Stille Nacht im Schnee" umfasst nur wenige, aber prall gefüllte Stunden dieser Familie. Es war unterhaltend, hat mich aber nicht vom Hocker gehauen. Vielleicht wäre es anders, wenn ich im Voraus nicht schon so viele Flops in Folge gelesen hätte.

Fazit: Gut geschrieben, unterhaltsam, für mich aber leider das falsche Buch zu diesem Zeitpunk.
Knappe 4 Punkte.

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Veröffentlicht am 16.02.2024

Hier stimmt alles

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
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Vor "Book Lovers" habe ich bereits zwei andere Romane von Emily Henry gelesen. Dabei war ich bisher zwiegespalten. Eigentlich erzählt Henry gute Geschichten, doch die waren mir zu überladen und dann kam ...

Vor "Book Lovers" habe ich bereits zwei andere Romane von Emily Henry gelesen. Dabei war ich bisher zwiegespalten. Eigentlich erzählt Henry gute Geschichten, doch die waren mir zu überladen und dann kam oft noch dieses "nicht-miteinander-sprechen" dazu.

Da ich das Potential aber sah, weil die Romane ja nicht schlecht per se waren, griff ich gerne nach ihrem neuesten Roman "Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen". Ich war überrascht, dass im Vorwort angekündigt wird, dass dies wohl Henrys bestes Buch sei. Mutig, das zu schreiben! Da ich bisher ja bei ihren vorherigen Büchern immer was zu kritisieren hatte, war ich also noch mehr gespannt als eh schon.

Henry erzählt die Geschichte der auf den ersten Blick toughen Literaturagentin Nora, die ihre Schwester Libby nach Sunshine Falls begleitet. Die Kleinstadt ist Schauplatz eines Romans von Noras bester Autorin Dusty. Libby ist im fünften Monat schwanger und will einige ruhige Wochen hier verbringen und Nora soll endlich mal entspannen und Ferien machen. Was sie aber nicht tun wird...

So idyllisch wie in Libbys Lieblingsroman ist es vor Ort nicht. Sunshine Falls heisst niemanden willkommen, es ist eine verschlafene Ortschaft mit nur ganz wenigen Läden und Restaurants. Nora staunt nicht schlecht, als sie den ihr bekannten Lektor Charlie im Café entdeckt - sie haben sich einmal auf ein Arbeitsgespräch in New York getroffen und sich beide auf dem falschen Fuss erwischt. Nun wird auch klar, wieso Charlie den Roman doof fand, denn er stammt aus Sunshine Falls, das so ganz anders ist, als dort geschildert.

Ich fand es toll, wie die beiden sich von einer anderen Seite kennenlernen. Dies geschieht mit viel Humor und Tiefgründigkeit, denn beide haben in ihren Leben schon so einiges erlebt. Die Autorin lässt den Protagonisten ihre Leben und ihre Wesenszüge und versucht sie nicht zu ändern. Nora wird also nicht vom Workaholic zur Geniesserin des süssen Nichtstun, sondern bleibt wie sie ist. Desgleichen Charlie. Und so haben wir zwei Figuren, die eigentlich perfekt zueinander passen, nur wissen sie es am Anfang noch nicht.

"Book Lovers" ist ehrlicher, realistischer und moderner als Henrys vorherige Bücher. Die Ankündigung im Vorwort trifft tatsächlich zu. Ja, es ist wirklich der bisher beste Roman von ihr und ich habe jede einzelne Seite sehr genossen.

Fazit: Wahrlich Emily Henrys bestes Buch bisher - eine tolle Lovestory, bei der alles stimmt!
5 Punkte.

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