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Veröffentlicht am 13.12.2021

Wohlfühlen in der Provence

Das Glück ist lavendelblau
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Pepes Grossmutter liegt nach einem Sturz im Spital - wie gut, dass Pepe gerade Job und Freund los ist und sofort nach Frankreich reisen kann, um die Pension der Grossmutter weiter zu führen, solange Mamie ...

Pepes Grossmutter liegt nach einem Sturz im Spital - wie gut, dass Pepe gerade Job und Freund los ist und sofort nach Frankreich reisen kann, um die Pension der Grossmutter weiter zu führen, solange Mamie im Krankenhaus ist.

Pepe hat eine etwas schwierige Familiengeschichte, die beim Aufräumen in der Pension wieder an die Oberfläche kommt. Einiges davon kann sie mit ihren beiden sympathischen Gästen Henry und Leon besprechen. Die beiden kommen ausserdem in den Genuss von Pepes Backkünsten, denn Pepe backt nicht nur, wenn es ihr schlecht geht, sondern praktisch immer.

Clem, Pepes Schwester, die im Nachbarort eine Buchhandlung führt, möchte Pepe mit einem Einheimischen verkuppeln - doch ob Pepe schon so weit ist für einen Flirt oder gar mehr, ist selbst Pepe nicht klar. Sie vermisst vor allem ihren besten Freund Jonas, mit dem sie sich leider auch auseinander gelebt hat.

Pauline Mai schreibt mit "Das Glück ist lavendelblau" eine schöne Geschichte, die Hand und Fuss hat. Ein logischer Aufbau, verständliche Abfolgen, einige Geheimnisse, die es zu lüften gibt und ein flüssiger Schreibstil zeichnen den Roman aus. Ich fühlte mich wohl beim Lesen, es ist eine gute Geschichte und Kater Fuchur auf dem Cover macht die Sache rund.

Doch die erzählte Geschichte in Pauline Mais zweitem Roman, "Das Leben leuchtet sonnengelb", fand ich viel besser - spezieller vom Thema her, von der Atmosphäre - ich fand ihn toll und bin ein Fan dieser "sonnengelben" Story. Da ist natürlich klar, dass andere Geschichten wie die vorliegende "lavendelblaue" da nur schwer dran heran kommen. Ich bin nun vor allem auch auf den dritten, "apfelgrünen" Roman, der im Mai 2022 erscheint, gespannt. Dennoch unterhält "Das Glück ist lavendelblau" bestens.

Fazit: Eine nette und unterhaltende Wohlfühl-Geschichte, die uns in die Provence mitnimmt.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 26.11.2021

Ein Blick hinter die Schlagzeilen

Wallis und Edward. Eine Liebe, stärker als die Krone
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Fast 100 Jahre ist es her seit der grössten Krise des englischen Königshaus. Was damals die Krise auslöste, ist aus heutiger Sicht schwer verständlich: der britische Thronfolger liebt eine bürgerliche, ...

Fast 100 Jahre ist es her seit der grössten Krise des englischen Königshaus. Was damals die Krise auslöste, ist aus heutiger Sicht schwer verständlich: der britische Thronfolger liebt eine bürgerliche, geschiedene Frau und möchte sie heiraten, doch die Regierung ist dagegen. Edward VIII., von allen David genannt, zieht die Konsequenzen und tritt nach nur zehn Monaten als König ab.

Wendy Holden hat sich dieser Frau angenommen und legt mit "Wallis & Edward" einen Roman vor, der über diese grosse Liebe erzählt. Bereits in ihrem Buch "Teatime mit Lilibet" lässt sich erahnen, dass Wallis Simpson eine grosse Faszination auf die Autorin ausübt.

Diese Faszination bringt sie nun auch uns Leserinnen näher. Plastisch schildert Wendy Holden Wallis Leben: ihre tragische Vergangenheit, der Wunsch Fuss in der britischen High Society Fuss zu fassen und das Kennenlernen des Prince of Wales sowie die daraus entstehende Freundschaft, die bald zur tiefen Liebe wurde. Eine Liebe, die nicht gern gesehen wurde und schlussendlich wider gängigem Erwarten der damaligen Gesellschaft bis zum Tode Davids hielt.

Mit seinem Tod beginnt "Wallis & Edward". Ab diesem Zeitpunkt in ihrem Haus in Paris bis zu seinem Begräbnis, eine Woche später in Windsor, begleiten die Leserinnen Wallis. Von hier aus wird immer wieder chronologisch zurück geblickt auf die Lovestory der beiden. Oder umgekehrt: die chronologische Erzählung wird öfters durch die Begräbniszeremonie unterbrochen. Es ist aber keine störende Unterbrechung, sondern eher ein Atemholen - man weiss gar nicht, ob man von der Zeremonie und dem Verhalten der Royals eine Atempause braucht oder von der fesselnden Erzählung über Wallis und Co.

Sofort ist man in die Geschichte vertieft, bedauert Wallis, findet sie manchmal anstrengend, hofft mit ihr, bis man sie bewundert für ihr Aushalten, ihre Geduld und ihre Liebe. Beide, Wallis wie auch Edward, werden aber nicht verklärt, sondern mit ihren Fehlern dargestellt.

Mit ihren beiden Büchern über Frauen, die mit dem britischen Königshaus in Verbindung standen, hat mich Wendy Holden begeistert. So sehr, dass ich auch ihre zukünftigen Bücher sicher lesen werde, denn ihr Schreibstil ist enorm packend. Ich mag, dass Holden ihre Heldinnen nicht auf einen erhöhten Thron setzt, sondern ihre Protagonistinnen mit all ihren Seiten und mit all ihren Fehlern zeigt und zudem nicht auf den Tränenkanal drückt.

Einzig die Titel einiger damals lebender, aber inzwischen verstorbener Royals waren manchmal irritierend zu lesen, denn dieselben Titel tragen zur Zeit andere Mitglieder des britischen Könighauses.

Fazit: Der Blick hinter die Schlagzeilen der 30er Jahre gelingt Wendy Holden perfekt. Sie schuf einen mitreissenden Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen mag.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 25.11.2021

Eine zähe Lektüre

Jane Austen und die Kunst der Worte
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Vielleicht romantisieren wir Jane Austen, aber die Vorstellung, wie Jane gegen alle damaligen Konventionen an ihr Talent glaubte und schrieb und schrieb, ist schon sehr eindrücklich. Deshalb eignet sich ...

Vielleicht romantisieren wir Jane Austen, aber die Vorstellung, wie Jane gegen alle damaligen Konventionen an ihr Talent glaubte und schrieb und schrieb, ist schon sehr eindrücklich. Deshalb eignet sich ihr Leben auch gut als Vorlage für Romane oder Verfilmungen.

Catherine Bell hat diese Vorlage genommen und daraus eine Romanbiografie gestrickt. Im ersten Teil beginnend um 1795, kurz nach Janes 20. Geburtstag, war ich noch begeistert, doch kurz vor dem zweiten Teil begann das Verheerende: einerseits springen die Zeiten hin und her, es ist also nicht mehr chronologisch erzählt. Und andererseits baut die Autorin immer wieder Texte aus Jane Austens Bücher ein.

Diese Zeitensprünge fand ich anstrengend und ich möchte gar nicht wissen, wie dies Leserinnen empfinden, die Janes Biografie nicht kennen. Die seitenfüllenden zitierten Stellen aus Austens Büchern passen zwar zu dem, was gerade im Roman passiert, aber sie sind viel zu umfangreich.

Beides zusammen, Zitate und Zeitensprünge, rissen mich aus dem Lesefluss. Ich kam nur schleppend voran und verlor immer mehr mein Interesse. Schade, denn der Start war vielversprechend.

Fazit: Prolog und Epilog fand ich gut gewählt. Leider überwiegte für mich der zähe zweite und dritte Erzählteil, weshalb mich "Jane Austen und die Kunst der Worte" nicht zufrieden stellen konnte und enttäuschend zurück liess.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 23.11.2021

Alice in Griechenland

Die vergessene Prinzessin
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Auf diesen Roman hab ich mich gefreut, da ich über Prinz Philips Eltern gar nichts wusste. Eva-Maria Bast hat sich seiner Mutter angenommen, Alice von Battenberg.

Die Autorin erzählt in "Die vergessene ...

Auf diesen Roman hab ich mich gefreut, da ich über Prinz Philips Eltern gar nichts wusste. Eva-Maria Bast hat sich seiner Mutter angenommen, Alice von Battenberg.

Die Autorin erzählt in "Die vergessene Prinzessin" die Geschichte seiner Eltern, wie sie sich kennen und lieben lernten, wie Alice zu Andreas nach Athen zog und wie ihr Leben durch den Griechenland-Krieg geprägt wurde.

Anstatt die Zeit mit ihren kleinen Töchtern zu geniessen, hilft Alice mit, Lazarette aufzubauen und Kriegsverletzte zu pflegen. Doch auch nach dem Krieg ist ihr keine Ruhe gegönnt, die Unruhen dauern an. Zudem gibt es schlechte Nachrichten von ihren Familienmitgliedern in Russland.

Es war eindrücklich, was Alice alles geleistet hat. Das wurde sehr gut wieder gegeben. Doch dass die taube Alice angeblich normal verständlich reden konnte, kann ich der Autorin aber nicht abnehmen. Auch wenn Alice und ihr Umfeld mit ihrer Taubheit gut umzugehen wusste, sind die vielen Dialoge für mich in dem Masse nicht glaubwürdig.

Interessant war die Geschichte des griechischen Königshaus. Wie stark die Verbindungen zum russischen Zarenhaus und dem britischen Königshaus ist, war mir nicht bewusst. Seit der Lektüre weiss ich nun auch, woher der Name Mountbatten stammt.

Aus historischer Sicht war die Lektüre der vergessenen Prinzessin zwar lehrreich, aber der Roman war mir zu detailreich und ausschweifend und vermochte mich deshalb leider nicht zu fesseln. Lieber hätte ich stattdessen noch mehr zu Alices späterem Leben gelesen. Der Prolog versprach in dieser Hinsicht zu viel.

Manche Szenen empfand ich auch als kitschig und dass Alice Nichte um 1902 eine Schneewittchenkette trug, wenig glaubwürdig. Die Kette entsprang zwar der Fantasie der Autorin, wie sie im Nachwort schreibt, aber da wars längst zu spät, weil ich mich auf den verbleibenden Seiten über diesen Anhänger ärgerte und die Kette immer mal wieder erwähnt wurde. Das Märchen von Schneewittchen war damals bekannt, aber gab es damals tatsächlich solche Anhänger? Merchandising im 19. Jahrhundert? Ein stinknormaler Tieranhänger hätte es doch auch getan, das wäre viel glaubhafter.

Fazit: Die historische Seite war zwar interessant geschildert, wenn auch zu ausführlich. Unter anderem ein Grund, weshalb mich "Die vergessene Prinzessin" nicht überzeugte.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 10.11.2021

Winterstimmung in Amsterdam

Der Zauber eines Wintertages
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Karen Swan suchte sich für "Der Zauber eines Wintertages" eine mal etwas andere Stadt als die üblichen Verdächtigen wie London aus, nämlich Amsterdam mit seinen vielen Grachten und den allgegenwärtigen ...

Karen Swan suchte sich für "Der Zauber eines Wintertages" eine mal etwas andere Stadt als die üblichen Verdächtigen wie London aus, nämlich Amsterdam mit seinen vielen Grachten und den allgegenwärtigen Velos, denn in Amsterdam wimmelt es von Velofahrern.

Eine dieser Amsterdamer Velofahrerinnen ist die Britin Lee, preisgekrönte Fotografin mit eigenem Studio und Assistenten. Man merkt schnell, dass Lee übervorsichtig ist, insbesondere wenn es um ihren fünfjährigen Sohn Jasper geht. Aktuell fotografiert sie für ein Magazin zwölf ausgewählte Personen, darunter sind u.a. bekannte Sänger und Schauspieler. Doch Lee kann mit dem Promigehabe nichts anfangen und knipst lieber ehrenamtlich im Kinderspital. Dort lernt sie den diesjährigen Samichlaus kennen - der Augen hat, die man nicht vergisst. Sie treffen sich später privat, doch Lee will keine feste Beziehung, sie will bloss One Night Stands.

Dass Lee eine posttraumatische Belastungsstörung hat, liest sich schnell aus ihrem Verhalten heraus. Da man weiss, dass sie früher als Kriegsfotografin gearbeitet hat, wundert es überhaupt nicht. Man spürt aber auf jeder Seite, dass da noch viel mehr verborgen liegt - denn auch andere Augen als die von Sam kann sie nicht vergessen.

Die Autorin deckt Lees Geschichte nur sehr langsam auf, was Lee am Anfang oft unsympathisch und kaltherzig rüber kommen lässt. Doch spätestens nach den ersten beiden Rückblicken beginnt Lees Schicksal die Leserinnen zu berühren und trotz ihrer Härte nach aussen, versteht man wieso sie so wirkt und man nimmt schnell wahr, dass Lee eine herzensgute Person ist.

In "Der Zauber eines Wintertages" ist aber noch so viel mehr dabei als nur das. Auch andere Schicksale werden mit eingewoben, einige regen zum Rätseln an, andere sind eher tragisch. Ich mochte die - etwa zwei Handvoll - Nebenfiguren, sie hatten alle ihre Berechtigung. Einige davon sorgten für Unterstützung, dienten als Motivation für die Romanfiguren, andere boten den Leserinnen den einen oder andern Schmunzler.

Der Roman wäre fast ein 5-Sterne-Read geworden. Aber mir fehlte, ob all der erzählten tragischen Geschichten ein wenig der weihnachtliche Zauber. Obwohl das winterliche Amsterdam wunderschön gezeichnet wurde und ganz viele niederländische Traditionen eingebettet wurden, die ich hier mit grösstem Vergnügen kennenlernte, sowas mag ich ja sehr.

Es ist aber zweifellos einer der besten Romane, die Karen Swan jemals erzählt hat. Am besten zu lesen ist das Buch Anfangs Dezember, damit man etwa zeitgleich auf ist mit der Geschichte um Lee und Sam und vielen anderen.

Fazit: Winterstimmung in Amsterdam mit ganz ganz vielen Emotionen.
4 Punkte.

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