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Tallianna

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2016

Liebe und Hass liegen nahe beieinander

Dear Sister 1 - Schattenerwachen
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Winters Schwester Eliza ist seit einem halben Jahr verschwunden. Doch seitdem ist das Leben für Winter nur besser geworden, denn sie stand immer in Elizas Schatten, obwohl diese ihren Eltern nur Kummer ...

Winters Schwester Eliza ist seit einem halben Jahr verschwunden. Doch seitdem ist das Leben für Winter nur besser geworden, denn sie stand immer in Elizas Schatten, obwohl diese ihren Eltern nur Kummer gebracht hatte. Seit drei Monaten ist sie glücklich mit ihrem Freund Lucas, den sie schon von klein auf liebt. Dann fangen seltsame Ritualmorde an, die kleine Gemeinde, in der Winter lebt, in Schrecken zu versetzen. Und als sie auf der Klassenfahrt in London auch noch ihre vermisste Schwester zu sehen glaubt, bleibt für Winter nichts mehr, wie es einmal war. Etwas Seltsames ist mit Eliza geschehen und Winter muss sich die Frage stellen, ob ihre Schwester überhaupt noch ein Mensch ist.

Eigentlich lese ich keine Krimis bzw. Thriller. Da ich aber schon „Die Bärentöterin“ von der Autorin gelesen habe, und mir dieses Buch super gefallen hat, habe ich nicht gezögert und mich für die Leserunde zu „… ich würde sterben für dich“ angemeldet. Und ich wurde nicht enttäuscht! Die Handlung bleibt durchweg spannend, und ich habe sehr mitgefiebert. Durch die Kapitel der „Anonymen Anruferin“ wird die Neugierde immer wieder entfacht und sehr lange ist man im Zweifel, wer für die Morde jetzt verantwortlich ist.
Obwohl ich finde, dass Winter unüberlegte Entscheidungen trifft, ist ihr Charakter jedoch insgesamt nachvollziehbar und schlüssig, vor allem ihre Abneigung ihrer Schwester gegenüber. Ich denke, wenn nicht alle immer versuchen würden, sie zu bevormunden oder Geheimnisse vor ihr haben würden, dann würde sie auch rationaler reagieren und sich nicht in Schwierigkeiten bringen.
Bei Eliza bin ich zwiegespalten. Einerseits glaube ich ihr, dass sie sich ändern möchte und vor allem, dass sie ihre kleine Schwester beschützen möchte, aber ihre Handlungen sprechen leider nicht für sie. Sie ist sehr egoistisch und fühlt sich immer im Recht. Dazukommt, dass sie nicht einmal vernünftig mit Winter redet, sondern sie nur bevormundet und ihr Dinge verbietet. Dass das nicht funktioniert, erklärt sich ja von selbst.
Im Gegensatz zu einigen anderen Rezensionen, die in Lucas nur ein Möbelstück sehen, glaube ich nicht, dass die Autorin „vergessen hat“, seinen Charakter auszubauen. Er ist einfach so „nett“ und dabei vollkommen selbstgerecht und überheblich. Lucas ist der nette Schwiegersohn von nebenan, der alles richtig macht, dessen Meinung alleine zählt und nach dessen Pfeife getanzt werden muss. Das war zumindest mein Eindruck. In seinem Versuch, Winter zu beschützen (in meinen Augen versucht er eher, alles nach seinem Willen zu lenken), macht er alles noch schlimmer und belügt sie sogar. Sollte man bisher noch nicht meine Abneigung gegen diesen Charakter herausgelesen haben, so sage ich es jetzt: Ich kann Lucas nicht ausstehen! Es geht sogar so weit, dass ich den eigentlichen „Bösewicht“ der Handlung mehr mag, als Lucas.

Auch wenn der Fantasy-Anteil erst gegen Ende deutlich wird, ist der erste Band der „Dear Sister“-Reihe doch sehr lesenswert und packend. Ich kann es kaum erwarten, den zweiten Band zu lesen!

Veröffentlicht am 11.10.2016

50 Tage, die ein Leben für immer verändern

50 Tage
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Jade erwischt ihre beste Freundin Katie beim Knutschen mit ihrem Freund. Kurz darauf soll sie trotzdem mit ihr ins Sommercamp fahren, ihre Eltern lassen sich nicht erweichen. Gleich beim ersten Zwischenstopp ...

Jade erwischt ihre beste Freundin Katie beim Knutschen mit ihrem Freund. Kurz darauf soll sie trotzdem mit ihr ins Sommercamp fahren, ihre Eltern lassen sich nicht erweichen. Gleich beim ersten Zwischenstopp trifft Jade jedoch eine folgenreiche Entscheidung: Sie versteckt sich im Cabrio eines Fremden. So beginnt ihr Roadtrip, der ihr Leben für immer verändern sollte und der den Sommer 1965 zu dem Sommer ihres Lebens macht.

Wie auch bei ihren anderen Büchern bin ich von Maya Shepherds Schreibstil einfach hingerissen. Sie schreibt sehr lebendig und formvollendet, so dass das Lesen immer ein Genuss ist.
Die Charaktere in „50 Tage“ sind allesamt sehr liebevoll gestaltet und besitzen Tiefe und Glaubwürdigkeit. Da die Geschichte ausschließlich aus Jades Sicht erzählt wird, ist Jasons sprunghafter Charakter zuerst für den Leser nicht einzuordnen, genau wie es auch Jade ergeht. So stellt sich der Leser unwillkürlich die selben Fragen wie die Protagonistin und wird auch genauso wütend auf ihn. Diese Art zu erzählen hat mir gut gefallen, denn sie sorgt dafür, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte um endlich Antworten zu bekommen. So wie Jade nicht locker lässt.
Trotz allem war ich mit dem Buch nicht hundertprozentig zufrieden, was aber eher an der Thematik lag. Stellenweise war es mir einfach zu kitschig und teilweise zu vorhersehbar. Jade ist mir zu naiv und behütet, ihre Eltern einfach zu perfekt. Vermutlich hat mich das Buch einfach auch in einem falschen Lebensmoment erwischt.

Alles in allem ist „50 Tage“ eine romantische Sommerlektüre, die einen auf die Route 66 entführt, mit großen Gefühlen, Hoffnungen und Entscheidungen.

Veröffentlicht am 11.10.2016

Zwei Völker, eine Prophezeiung

Die Prophezeiung der Volturne
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Vagóor glaubt nicht an die Prophezeiung, an die die Volturnen, sein Volk, seit jeher glauben. Laut dieser wird eines Tages der Erlöser kommen, der sie wieder eins werden lässt mit dem Wasser – ihrem Element. ...

Vagóor glaubt nicht an die Prophezeiung, an die die Volturnen, sein Volk, seit jeher glauben. Laut dieser wird eines Tages der Erlöser kommen, der sie wieder eins werden lässt mit dem Wasser – ihrem Element. Und obwohl die Volturnen nicht mehr schwimmen können, haben sie immer noch Kiemen. Jeder junge Volturne zieht aus, um drei Aufgaben zu lösen, die zeigen, ob er der Erwählte ist – oder eben nicht. Vagóor weigert sich jedoch und wird verstoßen. Die junge Volturnin Mirihanna jedoch glaubt, dass sie die Erlöserin ist, ein ketzerischer Gedanke, denn nur ein männlicher Volturne kann laut der Prophezeiung sein Volk erlösen. Hin und her gerissen zwischen seinen Zweifeln und seiner Liebe zu Mirihanna mach Vagóor sich auf, sich mit dem Erzfeind der Volturnen zu verbünden: den Herkanen.

„Die Prophezeiung der Volturnen“ besticht dadurch, dass es keine „typischen“ Fantasy-Völker in der Geschichte gibt. Stattdessen hat sich die Autorin ihre eigenen Völker ausgedacht, und sie mit einer Hintergrundgeschichte, einer Prophezeiung und einer eigenen Sprache versehen. Bei der Beschreibung der beiden Völker, Volturnen und Herkanen, merkt man, wie viel Mühe sich die Autorin dabei gegeben hat, und mit wie viel Liebe und Detailreichtum sie sie ausgestattet hat.
Auch die Charaktere weisen eine Vielschichtigkeit auf, die auf eine sorgsame Ausarbeitung hindeuten. So erlebt man gerade an Vagóor wie er an seinen Aufgaben wächst und sein Charakter sich verändert und stärker, erwachsener wird. Mirihanna hält sich selbst für die Erwählte und vermittelt auch stets eine innere Sicherheit und Überzeugung, sodass man ihr auch als Leser zu glauben versucht (wenn man nicht wie ich ein ewiger Zweifler ist).
Sprachlich gibt es nichts zu kritisieren. Das Buch ist spannend und kurzweilig auf einem ansprechenden Sprachniveau geschrieben.
Negativ aufgefallen sind mir allerdings – gerade in der ersten Hälfte – die teilweise extrem ekelhaften Szenen. Natürlich zeigen diese Szenen die Grausamkeit der Herkanen, aber Grausamkeit ist nicht gleichzusetzen mit Ekel, auch wenn beide oft Hand in Hand gehen. Daher bin ich der Meinung, dass bei diesen gewissen Szenen das Motto „weniger ist mehr“ angebrachter gewesen wäre. Man darf dem Leser auch eine gewisse Vorstellungskraft zutrauen, damit er sich seinen Teil dabei hätte denken können.
Auch der etwas schwierige Einstieg, da man nichts über die Volturnen weiß und quasi in eine fremde Welt mit einem fremden Glaubenssystem geworfen wird, haben mir das Lesevergnügen etwas getrübt. Gegen Ende entwickelt sich die Geschichte dann so schnell, dass innerhalb von zwei Kapiteln zwei Völker der Erfüllung ihrer Prophezeiung entgegenstreben und man sich denkt, dass das jetzt doch ein wenig zu schnell gegangen ist.

Wer gelangweilt ist von Elfen, Zwergen, Orks und der Fantasywesen mehr und über einen festen Magen verfügt, sollte ruhig zu diesem Buch greifen.

Veröffentlicht am 11.10.2016

Enttäuschend

Die 100
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Die Menschheit lebt seit 300 Jahren auf einem Raumschiff wegen eines nuklearen Winters. Um herauszufinden, ob die Erde wieder gefahrlos betreten werden kann, werden 100 jugendliche Straftäter dorthin geschickt.

So ...

Die Menschheit lebt seit 300 Jahren auf einem Raumschiff wegen eines nuklearen Winters. Um herauszufinden, ob die Erde wieder gefahrlos betreten werden kann, werden 100 jugendliche Straftäter dorthin geschickt.

So in etwa klingt der Text, mit dem dieses Buch beworben wird. Wenn ich allerdings vorher gewusst hätte, dass das nur die Verpackung für Liebesgeschmachte hoch drei ist, hätte ich darauf verzichtet. Denn im Prinzip geht es nur um drei Romanzen und ihre Turteleien, der Reste a. k. a. „wir sind auf der seit 300 Jahren unbesiedelten Erde gelandet und haben uns noch keinen Meter von der Absturzstelle bewegt und uns auch nicht überlegt, wie wir überleben wollen“ ist nur das schmückende Beiwerk, um interessante Optionen für die Romanzen zu schaffen.

Ich bin wirklich enttäuscht. Wenn man einen Liebesroman schreiben möchte, dann schreibt man einen. Aber ihn als spannende Dystopie zu verpacken und dann nichts draus zu machen, ist fast, als würde man süßes Popcorn bestellen und stattdessen salziges bekommen. Noch bin ich mir nicht sicher, ob ich den nächsten Teil lesen möchte.

Veröffentlicht am 11.10.2016

Relax!

Black Ice
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Frankie ist ein einsamer Frachterpilot, der seit Jahren mit seiner geliebten CORONA in den äußeren Systemen Aufträge fliegt. Als er Clarion Prime anfliegt, portiert sich ein fremder auf sein Schiff, der ...

Frankie ist ein einsamer Frachterpilot, der seit Jahren mit seiner geliebten CORONA in den äußeren Systemen Aufträge fliegt. Als er Clarion Prime anfliegt, portiert sich ein fremder auf sein Schiff, der ihm viel Geld anbietet, ihn von dort wegzubringen. Chronisch pleite nimmt Frankie diesen Auftrag an und schlittert in ein Abenteuer, dass ihm nicht nur neue Freunde und Crewmitglieder bringt, sondern sie auch alle an den Rand des Abgrunds führt …

Mit „Black Ice“ erzeugt der Autor Frank Lauenroth Spannung von der ersten bis zur letzten Minute. Was zunächst unlogisch anmutet, wird am Ende als Teil eines viel größeren Plans enthüllt und bekommt somit einen Sinn. Dem Leser sei also angeraten, das Buch bis zu Ende zu lesen, bevor er sich eine feste Meinung bildet.
Lauenroths Schreibstil ist erfrischend schnörkellos und angenehm zu lesen. Er erzählt zu gleichen Teilen aus der Sicht aller Charakteren an Bord der CORONA. So gesehen sind alle Hauptfiguren in dieser Erzählung.
Die Charaktere wurden schön ausgearbeitet, wenn auch manchmal ein klein wenig ihre genaue Motivation im Unklaren gelassen wird. Manche Dinge geschehen mir einfach zu reibungslos, z. B. die Aufnahme Gostoes an Bord oder auch die Schnelligkeit, mit der Frankie Holly vertraut. Nichtsdestotrotz ist es wichtig für die Haupthandlung, erscheint mir als ewig misstrauischem Menschen aber unplausibel. Das mag aber Geschmackssache sein, deswegen vergebe ich hierbei keinen Punktabzug.
Mir gefällt es vor allem, dass Frankie nicht der typische Randschmuggler mit Finger am Blasterabzug ist, sondern ehrlich arbeitet und Waffen verabscheut. Dass er dabei noch ein gutes Herz hat und sich immer um seine Freunde sorgt, macht ihn noch liebenswerter und zu einer seltenen Gattung Mensch, selbst in unserer heutigen Zeit.

Das offene Ende von „Black Ice“ lässt doch stark hoffen, dass es in nicht allzuferner Zukunft einen zweiten Band gibt. Potenzial und Handlung hat die Geschichte auf jeden Fall für eine Fortsetzung und ich würde gerne wieder zusammen mit Frankie und seiner Crew an Bord der CORONA fliegen!