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Veröffentlicht am 16.01.2022

Eine abwechslungsreiche böhmische Familiengeschichte

Abschied von der Heimat
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Diese Familiensaga macht den Leser mit Erika bekannt, die bereits als Fünfjährige sehr tapfer sein muss. Denn sie muss ihre Heimat, das Rheinland, verlassen, um zu ihrer Tante nach Böhmen zu ziehen. Grund ...

Diese Familiensaga macht den Leser mit Erika bekannt, die bereits als Fünfjährige sehr tapfer sein muss. Denn sie muss ihre Heimat, das Rheinland, verlassen, um zu ihrer Tante nach Böhmen zu ziehen. Grund dafür ist eine Hungersnot, die Familie Binder dazu bringt, die jüngste Tochter zu Tante Mimi zu schicken, die Lehrerin ist und keine Kinder hat. Dort wächst Erika behütet, aber ziemlich gefühlsneutral auf. Die Tante wirkt verbittert und herrisch. Aber Erika macht mit ihrem sonnigen Gemüt das Beste daraus und entwickelt sich zu einer selbstbewussten jungen Frau. Aber dann bricht der Krieg aus und bringt große Probleme mit sich....
Ich habe sehr viel über den politischen Hintergrund der historischen Region Böhmen gelernt, allerdings hatte ich gehofft, mehr über die Vertreibung der Deutschen zu erfahren, was der Klappentext versprach. Dieses Thema wurde aber nur am Ende des Buches angesprochen und wird sich wohl im nächsten Band zurückmelden. Das hat mich etwas enttäuscht. In diesem Zusammenhang möchte ich noch die Übersichtskarte vorne im Buch positiv erwähnen, die ich gern benutzt habe, um die erwähnten Orte zu finden und so einen besseren Überblick zu bekommen.
Das Buch liest sich flüssig und spannend, man möchte immer wissen, was als Nächstes passiert. Darunter sind auch einige schwerwiegende Vorfälle, die aber vorsichtig umschrieben werden, so dass der Leser nicht vor den Kopf gestoßen wird.
Widersprüche sehe ich in der Person der jugendlichen und erwachsenen Erika. Einerseits selbstbewusst und intelligent, reagiert und handelt sie manchmal mit überraschender Naivität und Gutgläubigkeit. Auch ist ein weiter Bogen gespannt von der kämpferischen Erika, die Partisanenaufgaben gegen die Nazis übernimmt, bis zur verliebten Erika, die sich der nazifreundlichen Gesinnung ihres Freundes anschließt. Das war für mich nicht überzeugend!
Alles in allem hat mir das Buch unterhaltsame Lesestunden beschert, so dass ich eine Leseempfehlung aussprechen möchte, aber wegen der oben erwähnten Kritikpunkte ziehe ich ein Sternchen ab.

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Veröffentlicht am 11.01.2022

Hasserfüllter Blick zurück

Strahlentod
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Der Blick zurück beschreibt eine Konfrontation zwischen Atomgegnern und Polizisten, bei der ein gewalttätiger Demonstrant einen Polizeibeamten mit einem Steinwurf tötet. Einige Jahre später explodiert ...

Der Blick zurück beschreibt eine Konfrontation zwischen Atomgegnern und Polizisten, bei der ein gewalttätiger Demonstrant einen Polizeibeamten mit einem Steinwurf tötet. Einige Jahre später explodiert während einer Protestaktion gegen Atommüll Transporte ein alter VW-Bus, in dem einer der lokalen Alt-Hippies saß. Kommissar Ralph Angersbach ist schockiert, als er zum Tatort kommt, denn sein Vater fährt einen derartigen Wagen. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um ein identisches Fahrzeug eines anderen Atomkraftgegners handelt, und dieser kam bei dem Anschlag ums Leben. Im näheren Umfeld geschehen weitere grausame Morde und Angriffe, und bald muss man einfach einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Fällen sehen. Aber wer mag dahinter stecken?
Zusammen mit LKA-Beamtin Kaufmann nimmt Angersbach die Ermittlungen auf, die sich nicht einfach gestalten. Es gibt eine ganze Reihe von Verdächtigen, und als Leser ist man geneigt auf so manche Spur reinzufallen, die sich dann aber als Sackgasse erweist. Auf jeden Fall kann man miträseln, was ich an Kriminalromanen sehr schätze, und ich hatte auch schon sehr bald einen dringenden Verdacht. Der Autor schaffte es aber immer wieder, mich unsicher zu machen. Das hat mir gut gefallen, und das Ende hat mich vollends überzeugt, alles wurde logisch gelöst und erklärt.
Die Spannung baut sich ganz allmählich auf, in der ersten Hälfte des Buches gab es einige langatmige Passagen, die aber in der zweiten Hälfte nicht vertreten waren. Ganz im Gegenteil - in der zweiten Hälfte mochte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, die Spannung steigerte sich enorm!
Was mir nicht gefallen hat, waren häufige Wiederholungen. Ich weiß nicht, wie oft ich im Buch gelesen habe, dass Angersbach seine Halbschwester Janine sehr mag und dass sein Vater ihn im Stich ließ, um die freie Liebe zu praktizieren. Sehr oft! Zu oft! Irgendwann hat man es kapiert!
Ja, und dann wurden viel zu viele Seiten gefüllt mit der privaten Beziehung der beiden Ermittler zueinander, die nicht wissen, ob sie eine dauerhafte Partnerschaft eingehen sollten. Dieses ständige Hin und Her nervt und nimmt zu viel Platz ein. Ich finde es ganz nett, in Maßen etwas über das Privatleben zu erfahren, aber nicht in diesen Ausmaßen!
Die Hauptfigur Ralph Angersbach ist mir nicht sympathisch. Offensichtlich hat der Kommissar traumatische Ereignisse seiner Kindheit noch nicht verarbeitet. Er ist schroff, empathielos, empfindlich und Humor ist für ihn ein Fremdwort. Auch seine Sprache (z.B. 'das geleckte Ehepaar') gefällt mir nicht. Seine Kollegin Sabine Kaufmann gefällt mir etwas besser, sie zeigt deutlich mehr Empathie und ermittelt weitsichtiger. Aber auch sie wirkt unreif im Umgang mit möglichen Lebenspartnern.
Gut gefallen hat mir der Rechtsmediziner Hack. Raue Schale, netter Kern, und oftmals sarkastische und treffende Kommentare.
Alles in allem stufe ich das Buch als lesenswerten Kriminalroman ein, ziehe aber aus oben genannten Gründen ein Sternchen ab.

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Veröffentlicht am 09.01.2022

Das royale Rätsel um das Britannia-Gemälde

Die unhöfliche Tote
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Die Queen liebt ihre geheime Detektivarbeit, die zwar gemächlich verläuft, aber durchaus effektiv ist. So nun auch hier. Diesmal dreht sich alles um zwei Probleme, die aber letztendlich miteinander verwoben ...

Die Queen liebt ihre geheime Detektivarbeit, die zwar gemächlich verläuft, aber durchaus effektiv ist. So nun auch hier. Diesmal dreht sich alles um zwei Probleme, die aber letztendlich miteinander verwoben sind. Die Queen stellt eines Tages im Rahmen einer Ausstellung fest, dass eines ihrer Bilder (mit der Yacht Britannia) plötzlich den Besitzer gewechselt hat, es befindet sich in Plymouth. Es ist zwar kein sehr wertvolles Gemälde, aber für Elizabeth sind schöne Erinnerungen damit verknüpft. Wem hat sie diese Frechheit zu verdanken? Ein Fall für die königliche Miss Marple! Und dann wird am königlichen Pool die Leiche der langjährigen Haushälterin gefunden. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, erweckt kurze Zeit später das Misstrauen der Queen, zumal auch noch Drohbriefe bei einigen Angestellten auftauchen. Und sie beginnt mit ihren Ermittlungen...Sie recherchiert natürlich nicht direkt und nicht allein, sondern dirigiert aus dem Hintergrund ihre Leute, insbesondere ihre Privatsekretärin Rozie, die aus Nigeria stammt. Die beiden sind wieder ein perfektes Team und verstehen sich fast ohne Worte.
Das Audio-Buch wird gelesen von Sandra Voss. Sie hat eine angenehme Stimme und man kann ihr gut folgen. Was mir allerdings nicht gefällt, ist ihre Interpretation der Stimmen der Queen und ihres Gatten Philipp. Das passt überhaupt nicht, wenn man die realen Stimmen in den Medien bereits gehört hat. Schade!
Wie erhofft hatte auch dieser zweite Band wieder viel für Royal-Fans bereit: das Hörbuch ist durchdrungen von feinem britischen Humor, skurril und voller Ironie, sowie auch von bedeutungsträchtigen Anspielungen auf andere bekannte Royals sowie Personen des öffentlichen Lebens in GB. Diesmal hat mich die Beschreibung der Premierministerin Theresa May begeistert, insbesondere bezüglich ihres Schuh-Ticks. Das war ganz nach meinem Geschmack. Außerdem hat die Autorin augenscheinlich gut recherchiert, denn man erfährt so einiges über die Gewohnheiten und Vorlieben der Queen, die ich teilweise auch bereits aus anderen Büchern oder Zeitschriften kannte und die dadurch ergänzt wurden. Für mich sehr informativ!
Insgesamt hat mir dieser Band besser gefallen als der erste, weil hier für mich alles nachvollziehbar und verständlich war. Allerdings gibt es auch hier wieder einige Längen, wo man immer denkt, es passiert gleich was, aber da kommt nichts mehr. Die Spannung lässt an diesen Stellen zu wünschen übrig. Aber man wird entschädigt durch den wunderbaren Humor.
Alles in allem kann ich das Hörbuch auf jeden Fall empfehlen, angenehme royale Unterhaltung und immer wieder witzige Einlagen.

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Veröffentlicht am 02.01.2022

Die quälende Sehnsucht nach dem Meer

Red Sky Burning (Bd. 2)
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Tabby, die seit dem verheerenden Tsunami, der auch ihre Mutter das Leben kostete, auf der Flucht ist, empfindet immer wieder diese unendliche Sehnsucht, die an ihren Kräften zehrt und sich nur mit Mühe ...

Tabby, die seit dem verheerenden Tsunami, der auch ihre Mutter das Leben kostete, auf der Flucht ist, empfindet immer wieder diese unendliche Sehnsucht, die an ihren Kräften zehrt und sich nur mit Mühe unterdrücken lässt. Aber woher kommt dieses Verlangen? Auch Denzi, Sohn eines britischen Politikers empfindet immer wieder diesen dringenden Wunsch, sich ins Meer zu begeben. Beide waren im Sommer-Schwimmkurs für besonders begabte Schwimmer, zusammen mit vielen anderen Jugendlichen. Denzi musste den Kurs frühzeitig verlassen, da seine Mutter einen Unfall hatte, so dass er der Katastrophe entkam. War dies Zufall oder geplant? Denn eigentlich hat seine Mutter keine schlimmen Verletzungen....Eine Gruppe von Umweltterroristen, 'der Kreis', bekennt sich zu den Klima-Anschlägen, wie z.B. der Tsunami. Sie wollen damit Druck auf die Politiker ausüben.
Die grundlegende Frage ist , warum Tabby verfolgt wird. Immer wieder wird sie aufgespürt, obwohl sie sehr vorsichtig ist. Wie kommt das? Hat die Penrose Klinik etwas damit zu tun, denn Tabby und Denzi wurden durch künstliche Befruchtung in dieser Klinik 'gezüchtet'.
Im Laufe des Lesens dieses Klima-Thrillers tauchen viele unbeantwortete Fragen auf, und es ist frustrierend, dass nur ein kleiner Teil davon bis zum Ende des zweiten Bandes beantwortet wird. Da war ich dann doch enttäuscht! Es ist klar, dass nicht alles gelöst werden kann, denn es folgt ja schließlich noch ein dritter Band, aber etwas mehr Auflösung hätte mir sehr gefallen. Dieser Mangel wird teilweise ausgeglichen durch das permanent hohe Spannungslevel, das gleich zu Beginn einsetzt und sich bis zum erschreckenden Ende hält. Das hat mir gut gefallen, denn man mochte das Buch einfach nicht aus der Hand legen.
Die Themen sind aktuell, der Umweltschutz spielt eine große und tragende Rolle, was ich sehr gut finde, da aktuelle Tendenzen wiedergegeben werden. Der dystopische Ausblick auf inszenierte Umweltkatastrophen hinterlässt einen furchterregenden Eindruck.
Bleibt noch das beeindruckende Cover zu erwähnen, in Rottönen gehalten, passend zum brennenden Himmel, die Augen des Mädchens sind ängstlich und vorwurfsvoll. Absoluter Eyecatcher sind aber die kupferfarben schimmernden Quallen und Meerespflanzen. Sehr schön und kompatibel mit dem Inhalt.
So kann ich eine fundierte Lesempfehlung aussprechen und finde es nur schade, dass weitere Aufklärung erst im dritten Band erfolgt.

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Veröffentlicht am 22.12.2021

Emotionaler Kampf um Anerkennung

Diana (Ikonen ihrer Zeit 5)
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Nachdem ich mich bereits in der Ikonen-Reihe für Fräulein Mozart und Madame Curie begeistert hatte, war dieser neue Band über Prinzessin Diana ein Muss, denn als Fan des englischen Königshauses habe ich ...

Nachdem ich mich bereits in der Ikonen-Reihe für Fräulein Mozart und Madame Curie begeistert hatte, war dieser neue Band über Prinzessin Diana ein Muss, denn als Fan des englischen Königshauses habe ich Dianas Leben seit ihrem Eintritt in die Öffentlichkeit mit Interesse verfolgt, alle glücklichen Momente, alle Tiefgänge, alle Skandale. Ihr Tod hat mich total schockiert, denn sie wurde aus dem Leben gerissen, als dieses gerade begann, wieder Spaß zu machen. Als ich in den sonntäglichen Nachrichten den ersten Satz hörte ('Prinzessin Diana ist tot' ) hat mich dies emotional sehr getroffen, denn irgendwie hatte ich ihr insgeheim immer gewünscht, dass ihre Rebellion gelingt.
Das Buch beschreibt ihr Leben ab dem ersten schüchternen Kennenlernen von Prinz Charles, und es zeigt die tiefe Kluft auf, die seit Beginn dieser Beziehung zwischen den beiden hervortrat. Sie liebt ihn zunächst aufrichtig und würde alles für ihn tun, aber Charles sucht 'nur' eine Frau, die seiner Familie zusagt und die ihm Thronfolger schenkt. Die strengen Sitten und Regeln im Palast stoßen Diana vor den Kopf, aber für ihre große Liebe ist sie bereit, sich unterzuordnen. Von Anfang an hat sie es nicht leicht, denn da ist einerseits Charles Familie, die ihr mit Vorsicht und teilweise auch Spott begegnet, und andererseits ist da diese ständige Dritte im Bunde: Camilla Parker-Bowles. Ich weiß nicht, ob ihr Einfluss auf Charles hier übertrieben dargestellt wird, mir war jedenfalls nicht bewusst, wie tief das Band zwischen beiden war.
Diana leidet zunächst unter einer extremen Einsamkeit und Kälte im Palast, da ist keiner, der ihr Zuwendung und Verständnis entgegenbringt. Sie befindet sich in einem tiefen Zwiespalt zwischen ihrer Liebe zu Charles und ihrer Angst, ihr eigenes Ich aufgeben zu müssen. Da ist es kein Wunder, dass ihre Psyche rebelliert, z.B. in Form von Bulimie. Erst als sie auf ihr Herz hört, tritt eine Wendung ein, denn sie merkt, dass es das ist, was die Menschen haben wollen. Sie geht auf die einfachen Leute zu und lässt ihren Gefühlen freien Lauf. Damit hat sie das Volk auf ihrer Seite!
Das Buch ist spannend und unterhaltsam geschrieben, am liebsten möchte man die Lektüre nicht unterbrechen. Sie zieht einen mit in eine andere Welt, die Welt der britischen Royals.
Sehr gefallen haben mir auch die Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Wohnsitzen der königlichen Großfamilie und zu ihren Eigenheiten und Charaktereigenschaften. Immer wieder gab es kleine Überschneidungen mit anderen Büchern, die ich gelesen habe, und die mir so manches 'Ach ja'- Erlebnis brachten.
Was mir nach der Lektüre bleibt, ist die Erinnerung an eine starke Frau, die es geschafft hat, sich gegen unsinnige Traditionen zu wehren und sich trotz mancher Niederlage zu behaupten in einem Umfeld, das ihr nicht wohlgesonnen war.
Mir gefällt dieses Buch sehr und ich möchte eine klare Leseempfehlung aussprechen.

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