Profilbild von Tardy

Tardy

Lesejury Star
online

Tardy ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Tardy über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.12.2019

Wundervoll

Baba Dunjas letzte Liebe
1

Bei einem Buch kommt es nicht auf die Länge an, sondern nur auf den Inhalt. Dies beweist uns Alina Bronsky mit ihrer wunderbaren, bezaubernden Geschichte. Auf nur 160 Seiten erzählt sie von einem kleinen ...

Bei einem Buch kommt es nicht auf die Länge an, sondern nur auf den Inhalt. Dies beweist uns Alina Bronsky mit ihrer wunderbaren, bezaubernden Geschichte. Auf nur 160 Seiten erzählt sie von einem kleinen Dorf, das in der Nähe des Reaktors Tschernobyl liegt. Einst die Heimat von Baba Dunja, die sie mit allen anderen Bewohnern nach dem Unglück verlassen musste. Dorthin ins Niemandsland kehrt sie mit ein paar Gleichgesinnten zurück, um sich ein zweites Mal ein neues Leben aufzubauen. Angst vor Strahlung haben sie keine mehr in ihrem hohen Alter. Sie ernähren sich von den Früchten des Gartens und vom Wasser, das der Brunnen hergibt. Ab und zu gibt es sogar Elektrizität. Man erfährt so einiges über die anderen Bewohner, die allesamt ein wenig seltsam, fast schon skurill sind. Und auch die Tochter von Baba Dunja, die in Deutschland als Ärztin arbeitet, spielt eine Rolle. Als jedoch Fremde ins Dorf kommen besteht erneut die Gefahr, dass sich alles wieder auflöst und Baba Dunja wieder ihre Heimat verlassen muss. Alina Bronky verwendet eine ruhige und wortgewaltige Sprache, durchsetzt mit feinsinnigem Humor und leiser Wehmut. Die Charaktere sind überzeugend und interessant. Man hat wirklich das Gefühl dabei zu sein. Es ist ein anstrengendes Leben, das die alten Leute auf sich nehmen, aber man kann es gut verstehen, denn es ist ihre Heimat. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen und ich werde noch lange daran denken, das passiert mir nicht mehr so oft mit einem Buch. Das Cover ist sehr schön gebunden und gestaltet. Es passt gut zur Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.12.2019

Im freien Fall stürzt der Leser in das Buch und findet keinen Halt, bis er am Ende angekommen ist

Freefall – Die Wahrheit ist dein Tod
1

Ally hat gerade einen Flugzeugabsturz überlebt und kämpft sich durch die Wildnis der Rocky Mountains. Ihre Mutter Maggie, die lange keinen Kontakt zu ihr hatte, kann die Todesnachricht nicht glauben und ...

Ally hat gerade einen Flugzeugabsturz überlebt und kämpft sich durch die Wildnis der Rocky Mountains. Ihre Mutter Maggie, die lange keinen Kontakt zu ihr hatte, kann die Todesnachricht nicht glauben und stellt deshalb eigene Nachforschungen an. Dabei kommen unglaubliche Dinge zu Tage und die beiden Frauen geraten immer mehr in Gefahr. Denn da ist jemand, der nicht will, dass dieses Wissen an die Öffentlichkeit dringt.

"Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod" ist eines dieser Bücher, das dem Leser keine Chance lässt. Einmal angefangen, kann man nicht anders, als immer nur weiter zu lesen. Die Autorin Jessica Barry zieht in ihrem Thriller auch alle Register, um den Leser gefangen zu nehmen. Erzählt die Geschichte aus zwei sehr persönlichen Perspektiven und zieht so den Leser immer mehr hinein. Was anfangs noch als Zufall erscheint, entpuppt sich im Laufe der Lektüre immer mehr als perfides Spiel, dem es zu entrinnen gilt. Schreibt dermaßen spannend, dass man wie gebannt die Sätze verschlingt. Füttert den Leser in den oft kurzen Kapiteln immer nur mit kleinen Stücken und Erkenntnissen, so dass die Spannung nicht nur stetig ansteigt, sondern auch auf diesem Level bleibt.

Mich hat die ganze Geschichte sehr überrascht und ich kann sie nur weiter empfehlen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.03.2019

Der Gesang der Bienen

Der Gesang der Bienen
2

Es ist das Jahr 1152. Der Zeidler Seyfried lebt mit seiner Frau Elsbeth und seinen Kindern Anna, Jasper und Lise in den Wäldern des Münstertales. Als eines Tages die Tochter des Grafen zu Staufen, nach ...

Es ist das Jahr 1152. Der Zeidler Seyfried lebt mit seiner Frau Elsbeth und seinen Kindern Anna, Jasper und Lise in den Wäldern des Münstertales. Als eines Tages die Tochter des Grafen zu Staufen, nach einer missglückten Abtreibung, zu Elsbeth gebracht wird, ändert sich ihr bis dahin beschauliches Leben. Fronika überlebt nicht und man verurteilt Elsbeth zum Tode. Seyfried sieht nur eine einzige Chance, das Leben seiner Frau zu retten. Er muss zu Hildegard von Bingen, der Äbtissin des Klosters auf dem Rupertsberg, und sie um Hilfe bitten. Doch die Zeit läuft ihm davon und es ist fraglich, ob Seyfried rechtzeitig, vor Vollstreckung des Urteils, eine positive Antwort erhält.

Der Autor schreibt wunderbar detailliert und so bildhaft, dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Bei fast 500 Seiten ein anstrengendes Unterfangen. Aber die Mühe lohnt sich, denn Ralf H. Dorweiler weiß, wie er seine Leser packt. Man wird mitgerissen, ob man will oder nicht und fiebert mit dem Protagonisten mit. Bei Seyfrieds verzweifelter Suche nach Rettung werden ihm immer und immer wieder scheinbar unüberwindbare Steine in den Weg gelegt, so dass es bis zum Ende fragwürdig ist, ob es ihm gelingen wird, seine Frau zu retten. Das erhöht die Spannung natürlich enorm und als Leser hat man nur eine Möglichkeit, seine Qualen zu lindern. Weiterlesen.

Das Leben im Mittelalter hat Dorweiler anschaulich dargestellt, so dass man sich schnell mitten im Geschehen meint. Der Autor hat außerdem interessante Aspekte zu Bienenzucht und Hildegard von Bingens Leben und Werk in seinen Roman eingebaut. Man erfährt viel über die politischen Hintergründe zu jener Zeit, die manches Verhalten der Charaktere erst verständlich machen.

Ich kann das Buch nur weiter empfehlen. Jeder, der Spaß an historischen Romanen hat, der nicht nur eine spannende Geschichte sucht, sondern auch noch Wert auf fundierte Recherche legt, ist hier gut aufgehoben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Stil
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 05.10.2018

Gänsehaut pur

Puppenmutter
1

Astrid Korten spielt mit unseren Ängsten, wie kaum ein anderer. Sie versteht es in ihren Romanen immer allergrößte Spannung aufzubauen und diese kontinuierlich auf einem derart hohen Niveau zu halten, ...

Astrid Korten spielt mit unseren Ängsten, wie kaum ein anderer. Sie versteht es in ihren Romanen immer allergrößte Spannung aufzubauen und diese kontinuierlich auf einem derart hohen Niveau zu halten, dass man sich das ganze Buch hindurch wie im Fieberwahn befindet. Auch mit ihrem 13. Thriller ist ihr das grandios gelungen. Mit "Puppenmutter" hat sie sich in meinen Augen wieder einmal selbst übertroffen. 


Tessa Simonet wird in ihrem Haus überfallen. Bevor sie ihren Mann Jules erreichen kann, erhält sie die schreckliche Nachricht, dass er Selbstmord begangen hat. Jules Bruder Sebastien, dessen Frau Karola und Tessas beste Freundin Amelie stehen ihr in dieser Situation bei. Als zwei weitere Menschen tot aufgefunden werden, wird Tessas Misstrauen und Verunsicherung nur noch geschürt. Und was hat es mit diesen ominösen Liebesbriefen auf sich? Wer ist die Puppenmutter? 


Der Roman ist aus mehreren Erzählsträngen aufgebaut, die auf den ersten Blick nur wenig miteinander zu tun haben. Die knappen, kurzen Kapitel bringen anfangs eher Verwirrung, denn sie verraten immer nur kleine Bruchstücke und man überlegt, was das soll, wie das alles zusammen hängt. Man rätselt, fiebert mit, sucht eine (Er)lösung. In meinem Fall, waren meine Vermutungen allesamt falsch. Denn Astrid Korten führt mich derart geschickt in die Irre, dass ich mich immer wieder wundere, wie ihr das gelingt. Ich lese sehr viel und das seit vielen Jahren, aber kaum jemals werde ich so erschüttert, wie von dieser Autorin. Sie gräbt extrem tief in den Abgründen der menschlichen Seele. Da kommt so Furchtbares zum Vorschein, dass man es gar nicht glauben mag. Auch mit diesem Buch werden meine Vorstellungsmöglichkeiten bis über alle Grenzen hin ausgereizt und ich spüre heute noch einen ganz besonderen Thrill, wenn ich an dieses Buch denke. 


Astrid Korten schreibt spannend und so fesselnd, dass man wie gejagt durch das Buch hechtet, aber gleichzeitig große Angst vor dem Ende hat. In diesem Roman ist es einfach nur schrecklich und schon ein wenig "creepy". Und wie immer völlig unerwartet. 


Wer den ganz besonderen Thrill sucht, sollte dieses Buch lesen. Denn Astrid Korten ist eine wahre Meisterin in ihrem Metier.

Veröffentlicht am 15.01.2024

Nettes Bilderbuch mit wichtigem Thema

Vom Glück, besonders zu sein
0

Lilu hat keine Punkte und fühlt sich deshalb nicht als vollwertiger Marienkäfer.

Ich konnte mich sofort mit der kleinen Marienkäferdame identifizieren, denn mir ging es als Kind ähnlich. Ich hatte, im ...

Lilu hat keine Punkte und fühlt sich deshalb nicht als vollwertiger Marienkäfer.

Ich konnte mich sofort mit der kleinen Marienkäferdame identifizieren, denn mir ging es als Kind ähnlich. Ich hatte, im Gegensatz zu ihr, zwar mehr Punkte als üblich, nämlich Sommersprossen, wurde aber auch oft dafür gehänselt. Sobald man nicht der Norm entspricht und durch seine Andersartigkeit auffällt kann so etwas leider passieren. Das Bilderbuch greift dieses sensible Thema auf. Die Zeichnungen gefallen mir sehr gut, denn sie sind kindgerecht und sehr liebevoll ausgeführt. Der kurze Text ermüdet die Kinder nicht und lässt viel Spielraum für eigene Erklärungen. Das finde ich sehr wichtig bei einem Bilderbuch für die ganz Kleinen, denn so kann man eigene Interpretationen, die man persönlich auf sein Kind abstimmen kann, einfügen. Der stabile Pappkarton hält auch einiges aus und die gerundeten Ecken verursachen keine Verletzungen. Die letzten Abbildungen mit den verschiedenen Symbolen auf dem Marienkäferkörper, statt der Punkte, sind zwar witzig und zeigen die Vielfältigkeit, sind aber etwas schwierig zu verstehen. Da hätte ich mir eher kindgerechte Symbole gewünscht. Alles in allem ist es jedoch ein schönes Bilderbuch mit einem wichtigem Thema.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere