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Veröffentlicht am 24.06.2023

Was wäre wenn ...

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)
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Gestaltung:
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Das Titelbild lädt schon zum Träumen ein, in wunderschönen, kräftigen Farben. Die Kinder laufen mitten im Buch und es scheint etwas Magisches davon auszugehen. Auch im Inneren ...

Gestaltung:
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Das Titelbild lädt schon zum Träumen ein, in wunderschönen, kräftigen Farben. Die Kinder laufen mitten im Buch und es scheint etwas Magisches davon auszugehen. Auch im Inneren sind kleinere, wunderschöne Schwarz-Weiß-Illustrationen enthalten. Sehr ansprechend und toll gestaltet!

Inhalt:
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Die 12-jährige Rachel und ihr zwei Jahre älterer Bruder Robert wachsen in Krasnia auf, einem Land, das von dem Kinderhasssenden Tyrannen Charles Malstain regiert wird, nachdem er den Kaiser gestürzt hat. Er hat Krasnia vollständig unter seiner Kontrolle. Alle Dinge, die Spaß machen, wie bspw. Spielen und Aufenthalt im Freien oder Lachen, sind nicht erlaubt. Auch die meisten Bücher sind verboten und der Zugang zu Bibliotheken stark eingeschränkt. Besonders fantasiereiche Bücher sollen auf einmal vernichtet werden, u. a. "Das Buch der gestohlenen Träume". Rachels Vater Felix ist Bibliothekar und muss dies verhindern. Leider wird er beim Diebstahl geschnappt und so obliegt es Rachel und Robert, das Buch in Sicherheit zu bringen und sich nicht von Charles Malstain und seinem Gefolge fangen zu lassen. Denn der Diktator hat seine eigenen, egoistischen Gründe, das Buch in seine Hände zu bekommen.

Mein Eindruck:
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"Die Buchseiten waren weich und vergilbt. Neunundvierzig Träume standen darauf, geschrieben in Altkrasnisch. Für jeden Traum gab es eine eigene Seite, genau wie ihr Vater gesagt hatte. Und jede Seite war ganz wunderbar illustriert. Die Farben der Tinte leuchteten – blauer Himmel, goldenes Licht, strahlend rote Blumen, grünes Gras. Und Vögel. Überall Vögel. Aber was hatte das alles zu bedeuten?" (S. 63)

Bereits in der Einleitung, in der Rachel bei ihrer Reise in ein anderes Land auf einen geheimnisvollen Mann trifft, hat mich das Buch in seinen Bann gezogen. Dann gibt es einen Zeitsprung, bei dem der Leser erfährt, wie das Leben von ihr und Robert bis zu diesem Moment verlaufen ist.
Hier werden viele Themen miteinander verwoben. Beim Lesen über den Diktator und seine Anordnungen hatte ich oft das Gefühl, dass der Autor hier auf die Zeit um den zweiten Weltkrieg herum anspielt. Auch Sachen wie Ausgangssperre, Nachrichtenverbot, Untergrund-Widerstandsgruppen sowie Verhaftungen von Personen, deren Meinung dem Regenten schaden könnten, ließen mich daran denken. Neben diesen realistischen und erschreckenden Themen spielt David Farr aber auch mit der Frage, was wäre, wenn wir unsterblich wären, die Grenze zwischen Tod und Leben überwinden könnten?
Und was wäre, wenn eine Tyrannei ewig dauern würde, weil der Tyrann nicht zu stoppen ist? Das sind viele interessante Fragen, die hier spannend in eine actionreiche Geschichte verwoben werden. Rachel und Robert wissen nie, wem sie vertrauen können, und dennoch finden sie schließlich Unterstützter bei ihrem Vorhaben und schaffen es immer wieder, den Geheimdienst von Krasnia auszutricksen.
Obwohl ich altersmäßig längst nicht mehr zur Zielgruppe gehöre, habe ich das Buch in wenigen Stunden verschlungen und blieb am Ende gerührt und nachdenklich zurück.

Fazit:
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Facettenreiches, spannendes und actionreiches Fantasie-Jugendbuch, das fesselt und einen nachdenklich zurücklässt

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Was ist das Leben eines Menschen wert?

Die spürst du nicht
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Gestaltung:
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Der Swimmingpool und die dunkelhäutigen Beine im Hintergrund mit dem einen Fuß fast im Wasser, deuten das Unglück an, das der Anstoß für den weiteren Verlauf des Romans ist. ...

Gestaltung:
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Der Swimmingpool und die dunkelhäutigen Beine im Hintergrund mit dem einen Fuß fast im Wasser, deuten das Unglück an, das der Anstoß für den weiteren Verlauf des Romans ist. Einerseits Urlaubsfeeling, andererseits mit dem Titel in Kombination sehr unheilverkündend. Als Hardcover ist das Buch wertig verarbeitet, es fehlt nur noch ein Lesebändchen. Sehr gelungen!

Inhalt:
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Zwei Familien, die schon lange miteinander befreundet sind, machen gemeinsam Urlaub in der Toskana. Zum einen Engelbert und Melanie Binder mit dem 9-jährigen Sohn Benjamin. Zum anderen Oskar und Elisa Strobl-Marinek mit ihrer 9-jährigen Tochter Lotte und der 14-jährigen Sophie Luise und deren neuer Freundin Aayana, die aus einer somalischen Flüchtlingsfamilie stammt. Sie soll in den Ferien schwimmen lernen. Doch bereits am ersten Tag ereignet sich ein Unglück, das nicht nur die dunkelsten Seiten der Familien, sondern auch unserer Gesellschaft zum Vorschein bringt und nach dem für keinen der Beteiligten das Leben wie zuvor sein wird.

Mein Eindruck:
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"Das Großartige am Wesen der Wahrheit ist freilich, dass sie so facettenreich ist, dass sie von so vielen Seiten angesehen werden kann und sich jedes Mal ein klitzekleines Stückchen verändert. Die Wahrheit ist ein Chamäleon, sie wechselt ihre Farbe mit dem Blickwinkel des Betrachters." (S. 71)

Bisher hatte ich von Daniel Glattauer viel gehört, aber noch nichts von ihm gelesen. Besonders angesprochen fühlte ich mich von Beginn an durch den allwissenden Ich-Erzähler, der das Geschehen mit teils sarkastischen Kommentaren dem Leser nahe bringt. Im Handlungsverlauf erzählt er die Geschichte aus wechselnden Perspektiven, sowohl aus Sicht der Beteiligten als auch aus Sicht von Medien und Social-Media. Dabei hält er dem Leser als Teil der Gesellschaft unentwegt einen Spiegel vor, in den man nicht immer gerne hineinblickt.
Die Tatsache, wie ein solches Unglück politisiert und von vielen aufgegriffen wird, um ihre Meinung kundzutun, wie sich Dinge verselbstständigen und besonders das Thema Flüchtlinge und ihre Migration hochgepuscht wird, ist leider sehr erschreckend, weil sehr realistisch wiedergegeben. Auch die scheinbare Freundschaft der Familien wird dadurch zerklüftet und man merkt, wie oberflächlich viele Beziehungen heutzutage doch sind.
Mich hat das Buch von Anfang an in seinen Sog gezogen, und obwohl ich bereits eine Ahnung hatte, wer sich hinter Sophie Luises Internetbekanntschaft verbirgt, war ich voller Spannung, welches Ende die beiden erwartet. Am Schluss des Romans gibt es noch einen überraschenden Twist. Die Geschichte hat mich sehr berührt und sehr nachdenklich zurückgelassen.

Fazit:
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Ein packender gesellschaftskritischer Roman über Migranten, das Rechtssystem, soziale Beziehungen und (Social) Media

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.06.2023

Mehr als ein Pilgerratgeber

Pilgern. Die Seele mit auf Reisen nehmen
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Gestaltung:
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Das Titelbild ist sehr ansprechend, auf den ersten Blick deutet es auf einen Wanderratgeber hin. Durch die Muschel sieht man jedoch gleich, dass es um den Jacobsweg geht.
Zu ...

Gestaltung:
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Das Titelbild ist sehr ansprechend, auf den ersten Blick deutet es auf einen Wanderratgeber hin. Durch die Muschel sieht man jedoch gleich, dass es um den Jacobsweg geht.
Zu Beginn befindet sich im Klappenbrochur eine Karte mit den wichtigsten Caminos als übersichtlichen Ersteinstieg ins Thema.
Im Innenteil sind die Seitenzahlen alle mit einer Muschel umrandet, die Überschriften sind in einem schönen Dunkelblau geschrieben und zwischen allen Kapiteln sind immer wieder Fotos vom Jacobsweg und passende Zitate zu finden. Optisch sehr übersichtlich und ansprechend!

Mein Eindruck:
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Ich war noch nie Pilgern, aber bin auf verschiedenen Reisen immer wieder auf die Muschelwegweiser des Jacobswegs gestoßen und fragte mich, was es damit auf sich hat. Mich hat das Buch direkt angesprochen, weil es kein trockener Reiseratgeber ist, sondern der Autor aus eigener Erfahrung den Leser direkt an die Hand nimmt.
Er berichtet von seinem ersten Pilgerweg, etwas über die Historie des Pilgern, räumt Vorurteile aus, dass man sich sehr lange Zeit fürs Pilgern nehmen müsste (das geht auch an einem Tag in Deutschland), streut immer wieder Gespräche mit anderen Pilgern ein und geht auch auf die praktischen Dinge (z. B. Routenplanung und Gepäck) ein, um sich aufs Pilgern vorzubereiten.
Ich fühlte mich direkt mitgenommen, war überrascht, wie viele Möglichkeiten es gibt zu pilgern und wusste auch nicht, dass man den Jacobsweg bereits in Deutschland begehen kann. Aktuell werde ich wahrscheinlich nicht pilgern, aber die Erfahrungsberichte haben mich inspiriert und ich konnte einiges zum Nachdenken für mich mitnehmen.
Besonders wertvoll empfand ich die Achtsamkeitsübungen in dem Buch. Diese sind zwar als Vorbereitung auf eine Pilgerreise oder für den Pilgerweg gedacht, aber viele können einem auch im Alltag weiterhelfen.

"Ich erlebe immer wieder, dass Menschen genau wie ich bei ihrem ersten Camino als Wanderer starten, dann aber als Pilger zurückkehren. Am Anfang überwiegen noch die große Sehnsucht, einfach loszulassen und loszulaufen, und der Wunsch nach einem Abenteuer. Und dann entdeckst du unterwegs die Spiritualität des Weges und die Spiritualität in dir." (S. 100)

Auch wenn Pilgern dem christlichen Glauben entsprungen ist, so ist dieses Buch auch für jeden interessant, der wieder mehr zu sich selbst finden will.
Für alle, die konkret eine Pilgerreise planen, gibt es im letzten Teil als Vorbereitungshilfe eine Reihe von weiterführenden Literaturtipps, Internet- und Social Media-Quellen. Ein Stichwortregister am Ende ist sehr hilfreich, um bestimmte Themen und Übungen gezielt im Buch wiederzufinden.

"Für mich ist Pilgern eine Therapie, so etwas wie eine reinigende Dusche für die Seele ..." (S. 187): Das kann ich über dieses Buch auch sagen!

Fazit:
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Ein praktischer und inspirierender Ratgeber über Pilgern mit alltagstauglichen Übungen zur Achtsamkeit

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Veröffentlicht am 19.06.2023

Alma, Oswald und auch Zina

Alma und Zina
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Gestaltung:
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Das Titelbild ist wunderbar historisch gestaltet, der obere Teil zeigt die Landschaft um Herisau, der untere einen Markttag in dieser Stadt. Als Hardcover ist das Buch sehr wertig ...

Gestaltung:
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Das Titelbild ist wunderbar historisch gestaltet, der obere Teil zeigt die Landschaft um Herisau, der untere einen Markttag in dieser Stadt. Als Hardcover ist das Buch sehr wertig verarbeitet.

Inhalt:
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Die Geschichte beginnt 1965 mit einem Besuch der namenlosen Ich-Erzählerin bei Zina, Oswalds zweiter Frau, als diese um die 60 Jahre alt ist. Das ca. 14-jährige Mädchen fühlt sich dort wohl. Sie entdeckt alte Fotografien und nachdem sie Zinas Stiefsohn und dessen Sohn kennengelernt hat, möchte sie von Zina die ganze Geschichte hören. Am letzten Abend bei Zina erzählt ihr diese alles über Oswalds erste Frau Alma und den Verlauf ihrer Ehe.

Mein Eindruck:
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Vom Klappentext her erwartete ich eine Geschichte, in der es vorwiegend um die beiden Frauen Alma und Zina und deren toxischer Beziehung zu dem narzisstisch veranlagten Oswald geht.
Daher gestaltete sich der Einstieg für mich etwas schwierig, denn etwa im ersten Drittel des Buches wird sehr viel auf die Umgebung von Zina und das Aufwachsen von Alma eingegangen. Das ist historisch betrachtet interessant. Man erfährt viel vom Leben in der Schweiz, vor allem im Glarnerland Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Kapitel sind stets mit einem passenden Titel und dem Jahr versehen, sodass man sich gut zurechtfindet. Die Abschnitte sind kurz und unterhaltsam geschrieben. So fliegt man durch das Buch und fiebert mit Spannung auf die erste Begegnung mit Oswald hin. Als Alma dann Oswald kennenlernt, zeigt er erst nach der Hochzeit sein wahres Gesicht. Ab da hatte mich das Buch endgültig gefesselt und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen.
Die toxische Beziehung mit einem Narzissten kommt hier sehr deutlich heraus. Alma hat im Prinzip noch Glück und ist ein starker Charakter, der viel Unterstützung durch Familie und Freunde bekommt. Dennoch schafft es Oswald, ihr Glück zu zerstören.
Ich habe leider eine ausführlichere Behandlung der Beziehung zwischen Zina und Oswald vermisst. Dies wird nur am Rande behandelt, der Schwerpunkt liegt eher auf Alma. Das ist nicht tragisch, aber Titel und Beschreibung sind hier m. E. etwas irreführend.
Dennoch kann ich das Buch sehr empfehlen für alle, die sich für das Alltagsleben in der Schweiz zu Beginn des 20. Jahrhunderts interessieren und insbesondere, wie damals schon Frauen unter narzisstischen Männern gelitten haben, aber auch ihre Mittel hatten, sich dagegen zu wehren.
Die Autorin schafft es, ein realistisches Bild zu vermitteln, den Leser zu fesseln und gleichzeitig durch Einbinden lokal wichtiger Personen die Erzählung authentisch wirken zu lassen.
Am Ende des Buches sind die wichtigsten schweizerischen Begriffe im Glossar erläutert und die Quellen der Autorin für weitere Recherche gelistet. Wünschenswert wäre noch ein Stammbaum gewesen, um durch die umfassenden Familienverflechtungen besser durchzublicken.

Fazit:
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Ein fesselnder historischer Roman über Narzissmus in der Ehe, starke Frauen und ein Leben in der Schweiz zu Beginn des 20. Jahrhunderts

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Veröffentlicht am 17.06.2023

Wenn Krimi zu Realität wird

30 Tage Dunkelheit
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Cover:
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Das Titelbild mit den Nordlichtern gefiel mir direkt und die Atmosphäre passt zum Setting sehr gut: auf den ersten Blick schön, aber auch geheimnisvoll und düster.

Inhalt:
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Die ...

Cover:
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Das Titelbild mit den Nordlichtern gefiel mir direkt und die Atmosphäre passt zum Setting sehr gut: auf den ersten Blick schön, aber auch geheimnisvoll und düster.

Inhalt:
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Die Romane der fünfundvierzigjährigen dänische Schriftstellerin Hannah Krause-Bendix gehören eher zum gehobenen Literaturgenre. Sprache ist ihr sehr wichtig, aber leider erreicht sie damit kein größeres Publikum. Ihr scheint das egal zu sein, ihrem Verleger dagegen nicht. Auf einer Buchmesse gerät Hannah in einen Streit mit dem ihr verhassten, weil populären Krimi-Autor Jørn Jensen. Sie lässt sich auf eine Wette ein, nachdem sie behauptet hat, dass jeder einen Krimi schreiben könne. In 1 Monat soll sie einen Krimi schreiben. Um sie in Stimmung zu bringen, bucht ihr Verleger ihr einen Flug nach Island: 30 Tage Dunkelheit stehen ihr dort bevor. Doch kaum angekommen, wird der Neffe von Hannahs Gastgeberin tot aufgefunden. Schnell kommt Hannah dahinter, dass es Mord gewesen sein könnte. Ab da beginnt sie zu ermitteln und ihre fiktive Krimihandlung und der reale Mordfall ziehen sie in Ereignisse hinein, die ihr bald gefährlich werden.

Mein Eindruck:
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"Hannah ist Bastians einzige literarische Autorin, die anderen »Autoren«, die er betreut, schreiben Kochbücher, Krimis, Schundromane – all diesen Mist, den die Leute kaufen, weil er leicht verdaulich und ungefährlich ist. Da gibt es Antworten, gute Menschen und böse Menschen, Probleme, die alle gelöst werden. In Hannahs Romanen gibt es keine Antworten, nicht einmal Fragen. Wenn man sie liest, muss man eigenständig denken. Sich vertiefen. Fühlen. Und das können dann eben doch die Wenigsten."

Den Anfang fand ich sehr amüsant. Die Seitenhiebe, die hier auf "anspruchsvolle" Literatur", aber auch auf das "banale" Krimigenre eingestreut werden, hatten einen gewissen Humor und ließen mich schmunzeln. In diesem Punkt war mir Hannah auch sehr sympathisch: Sie ist leicht verbittert, ihren Mitmenschen nicht positiv zugetan, eher eine Einzelgängerin. Ihre zynischen Gedanken gefielen mir zu Beginn sehr gut. Aber leider fand ich sie im Verlauf der Handlung auch zunehmend nervig. Zwar wandelt sich ihr Charakter im Laufe des Buches, aber die Wandlung empfand ich nur als bedingt authentisch und die Zuneigung, die sie zu anderen Charakteren entwickelt, teilweise etwas weit hergeholt. Die Tatsache, dass sie gerne raucht und eine Alkoholikerin ist, hat für mich nicht zu ihrer Sympathie beigetragen. Sie blieb mir fremd und ich konnte mich emotional nicht in sie einfühlen.
Der Fall selber ist sehr spannend gestaltet, es gibt wechselnde Verdächtige, weitere ungeklärte Vorfälle und ein Geheimnis um Ella, Hannah Gastgeberin, das sich erst gegen Ende auflöst. Bis es zur Auflösung kommt, sind einige Zufälle notwendig und vor Ort gibt es nur einen Polizisten (Viktor), der mit der Ermittlung überfordert scheint, sonst hätte Hannah keine Chance mitzumischen. Zu allem Überfluss ist Viktors Frau auch noch die neue heimliche Geliebte von Hannah, was das Ganze zusätzlich verworren macht.
Die Auflösung ist überraschend und passt in gewisser Weise auch, es gibt keine Ungereimtheiten. Insgesamt wirkt das Motiv und die Schlusshandlung des Täters jedoch stark konstruiert und nicht ganz glaubwürdig. Die Schlussszene ist für meinen Geschmack etwas zu kitschig.
Dennoch ein interessanter Krimi, bei dem mir vor allem die Seitenhiebe auf die Literaturgenre gefielen und das isländische Setting, das durch isländische Ausdrücke der Einheimischen noch authentischer wirkte.

Fazit:
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Sarkastisch mit schönem Setting in Island und einer nicht immer sympathischen Ermittlerin-spannend, aber etwas zu stark konstruiert

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