Liebesroman aus der Zeit der Reformation
Der Turm der KetzerinBei dem Roman - Der Turm der Ketzerin - handelt es sich um die unabhängige Fortsetzung von Das Lied der Hugenotten. Ich selber habe den Vorläufer nicht gelesen, aber kam in jedem Fall schnell in die Geschehnisse ...
Bei dem Roman - Der Turm der Ketzerin - handelt es sich um die unabhängige Fortsetzung von Das Lied der Hugenotten. Ich selber habe den Vorläufer nicht gelesen, aber kam in jedem Fall schnell in die Geschehnisse in diesem Buch hinein und auch die "Auffrischung" der Vergangenheit wurde in Form von Retrospektiven gut in den Erzählfluss eingearbeitet.
In erster Linie ist es eine Familiengeschichte, die Lebensläufe der beiden Geschwister Magali und Pierre wird abschnittsweise erzählt. Jacon Desgranges, ihr Vater, verlor in der Bartholomäusnacht seine Frau und flüchtete mit beiden Kindern aus Paris. In der Folge erzieht er seine Kinder im katholischen Glauben, bleibt aber im Untergrund dem hugenottischen Glauben treu.
An diesem Punkt entwickeln sich die Lebensläufe der Geschwister auseinander, Pierre nimmt den hugenottischen Glauben an und findet in der Gemeinde von La Rochelle Aufnahme, sowie die Liebe seines Lebens. Magali fühlt sich im katholischen Glauben, dem auch ihr Mann Olivier angehört wohl, hat ein Talent als Glasbläserin, das sie aber nur versteckt ausüben darf. Nur einmal treffen die Geschwister in diesem Buch direkt aufeinander ansonsten bewegen sie sich räumlich und auch sonst von einander Weg, finden aber am Schluß des Romans wieder die Annäherung zueinander.
Der Roman ist gut erzählt, die Erzählstränge zu den Geschwistern wechseln sich zumeist ab, so dass das Lesen immer lebhaft gehalten ist und man immer mittendrin im Leben von Magali und Pierre ist.
Besonders gut gefällt mir die Erzählung da, wo die zwischenmenschlichen Töne überwiegen, z.B. die Annäherungsphase zwischen Pierre und Florence oder den Verlust der Ziehmutter, den Magali direkt miterlebt. Auch das Ausmaß der Verfolgung wird eindrücklich geschildert durch einen dritten, nebenher laufenden Erzählstrang von einer Gruppe gefangener hugenottischer Frauen, die in einem Turm ausharren müssen. Das alles ist bildlich einprägsam und sehr ansprechend geschrieben.
Leider fehlt mir ein bißchen das, was sonst einen historischen Roman ausmacht, mehr Hintergrundinfos zu den tatsächlichen historischen Ereignissen. Das natürlich nicht in Form eines wissenschaftlichen Exkurses, sondern in den Roman eingearbeitet. Die Zeit der großen Reformatoren und die anschließende Zeit der Glaubenskriege ist von vielen Zäsuren geprägt, das hätte hier gerne etwas mehr Raum finden können.
Insgesamt aber ein schöner Familien-/Liebesroman in einer interessanten historischen Epoche, der nach meinem Empfinden auch einen dritten Teil vertragen könnte.