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Veröffentlicht am 08.01.2018

Eine grandiose Geschichte über eine unbeleuchtete Periode des zweiten Weltkriegs

Das Erbe der Rosenthals
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Hannah und Anna sind beide 12 Jahre alt, wachsen aber in völlig unterschiedlichen Umgebungen und zu unterschiedlichen Zeiten auf.

Hannah muss mir ihrer jüdischen Familie 1939 aus Berlin fliehen. Sie ...

Hannah und Anna sind beide 12 Jahre alt, wachsen aber in völlig unterschiedlichen Umgebungen und zu unterschiedlichen Zeiten auf.

Hannah muss mir ihrer jüdischen Familie 1939 aus Berlin fliehen. Sie besteigen die St. Louis, die die Familie über den Atlantik nach Kuba bringen soll. Mit an Bord ist Hannahs bester Freund und wichtigster Anker Leo. Obwohl beide erst 12 Jahre alt sind verbindet sie eine tiefe Vertrautheit und sie versprechen sich zusammen zu bleiben, bis sie 87 sind. Die Flucht und die Überfahrt sind geprägt von Unsicherheit und Angst. Ihre Familien geben den beiden nur wenig Halt und keiner der Beiden darf das Leben eines unbeschwerten 12jährigen Kindes führen.
Anna wächst hingegen 2014 in New York auf und bekommt ein Paket von ihrer Großtante Hannah. Sie ist die einzige verbliebene Blutsverwandte, da ihr Vater bei den Terroranschlägen am 11. September ums Leben kam. In dem Paket sind Andenken an die Zeit in Berlin und der Überfahrt nach Kuba. Sie beschließt mit ihrer Mutter nach Kuba zu fahren um persönlich mit ihrer Großtante zu sprechen und herauszufinden, was ihre Familie durchleben musste.

Beide Mädchen sind zu Beginn 12 Jahre alt. Diese Sichtweise ist mir in einem Buch noch nie begegnet, ich finde aber, dass dies einen frischen Wind in das Geschehen bringt. Nach und nach wird die Erzählweise aber immer untypischer für Mädchen in diesem Alter, was mich auch etwas gestört hat. Die Mädchen stehen in Wahrheit schon eher in der Pubertät und haben teilweise sogar sehr reife Gedanken.

Die Kapitel wechseln zu Beginn und am Ende zwischen Hannah und Anna hin und her und springen somit auch durch die Zeitebenen. Da die Kapitel recht kurz sind, bleibt das Lesen abwechslungsreich und spannend. Im Mittelteil erzählt ausschließlich Hannah 1939 von der Überfahrt nach Havanna. Auch dieser Teil ist wahnsinnig spannend und wird im Tagebuchstil geführt. Am Ende jedes Tages werden Zeitungsausschnitte oder Telegrammnachrichten abgebildet, die sich um die Überfahrt drehen. So bekommt man auch einen Einblick vom Weltgeschehen zu dieser Zeit und wie dieses das Schicksal der Passagiere beeinflusste.

Wie man sich vorstellen kann, erleben wir hier viele Schicksale, die nicht zum Besten ausgehen. Die Trauer und Unsicherheit der Protagonisten wird äußerst authentisch wiedergegeben, so dass man sich gut in deren Gefühlswelt hineinversetzen kann.

Das Schicksal der Passagiere der St. Louis beruht auf wahren Begebenheiten. Sowohl das Schiff, als auch der Kapitän und das Schicksal der meisten Passagiere auf dem Schiff fand tatsächlich so statt. Der Blick über den Tellerrand, also die Auswirkungen des zweiten Weltkrieges über die Grenzen Europas hinaus war für mich neu und deshalb äußerst interessant und spannend. In einem Buch sind mir diese Teile der Geschichte noch nie begegnet. Allerdings handelt es sich um ein äußerst wichtiges Thema, dass veranschaulicht wie Kuba, die USA und Kanada ihre Rollen im Bezug auf die Passagiere nicht wahrgenommen haben und so für viele Menschen ein indirektes Todesurteil ausgesprochen haben. Auch der Werdegang Kubas nach dem zweiten Weltkrieg wird beleuchtet, was für mich ebenfalls neu war. Es handelte sich somit (zumindest für mich) in dieser Hinsicht um eine einzigartiges Buch. Ich hoffe in anderen Werken noch mehr über die Geschichte der Überfahrt zu erfahren, da hier nur ein einzelnes Schicksal näher beleuchtet wird.

Alles in allem also ein sehr interessantes und abwechslungsreiches Buch, in dem ich jede Seite verschlingen konnte und das darüber hinaus sehr lehrreich ist und viele geschichtliche Details offenbart, über die bis jetzt leider noch viel geschwiegen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Authentizität
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 23.12.2017

Robert ist wieder in höchstform

Inferno
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In dieser Geschichte befasst sich der Symbologe Robert Langdon mit Dantes „Inferno“ und dessen gleichnamiger Bedrohung in der heutigen Zeit.

Das Problem: Robert hat nach einer nervenaufreibenden Nacht ...

In dieser Geschichte befasst sich der Symbologe Robert Langdon mit Dantes „Inferno“ und dessen gleichnamiger Bedrohung in der heutigen Zeit.

Das Problem: Robert hat nach einer nervenaufreibenden Nacht sein Gedächtnis kurzzeitig verloren und weiß weder wo er ist, noch was er dort soll. Dazu kommt, dass er bedroht wird und bereits im Krankenhaus nur knapp einem Anschlag auf sein Leben entgeht. Die Ärztin Sienna hilft ihm und begibt sich mit ihm auf die Spurensuche der vergangenen Nacht und der Gefahr die auf ihn lauert.

Dieser Roman ist mal wieder ein typischer Dan Brown. Wendungen, Überraschungen, wer sind die Guten, wer sind die Bösen, wem kann man überhaupt trauen? Und Robert Langdon ist gewohnt detektivisch und lehrreich, so wie man ihn eben kennt und liebt. Außerdem führt uns die Reise wieder quer durch die verschiedensten Länder und Kulturen und es gibt allerhand über Kunst und Kultur zu lernen.

Kurz gesagt: Wer Dan Brown und Robert Langdon liebt wird auch dieses Buch lieben!

Veröffentlicht am 17.12.2017

Der Friedhof der vergessenen Bücher, Teil 2

Das Spiel des Engels
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David Martin ist ein begabter aber leider recht erfolgloser Schriftsteller. Zudem ist er todkrank und sein Mentor stielt ihm die Liebe seines Lebens. Doch dann trifft er Andreas Corelli, einen Verleger, ...

David Martin ist ein begabter aber leider recht erfolgloser Schriftsteller. Zudem ist er todkrank und sein Mentor stielt ihm die Liebe seines Lebens. Doch dann trifft er Andreas Corelli, einen Verleger, der ihm ein Angebot macht, das er nicht ablehnen kann. Worauf er sich damit eingelassen hat enthüllt sich erst nach und nach.

Obwohl dies der zweite Band über den Friedhof der vergessenen Bücher ist spielt er zeitlich vor dem ersten Band. Daniel Sempere, der im ersten Band die Hauptrolle spielt ist noch nicht einmal geboren, wir sehen allerdings seinem Vater beim Aufwachsen zu. Ich fand es sehr schön, dass die Buchhandlung der Semperes hier wieder eine feste Rolle spielt, die etwas sehr Herzliches ausstrahlt.

Wie für den Autor üblich sind die Geschichte und die Charaktere unglaublich vielschichtig. Die Handlung entwickelt sich auf den über 700 Seiten so sehr, dass man sie unmöglich in wenigen Sätzen und ohne zu spoilern auch nur annähernd wiedergeben kann. Die Charaktere werden von oben bis unten ausgeleuchtet und auch die Umgebung wird so detailliert beschrieben, so dass man fast das Gefühl hat inmitten von Barcelonas Straßen zu stehen.

Die Geschichte ist unglaublich spannend und mystisch. Man wird als Leser immer wieder überrascht und kann nicht einschätzen was als nächstes kommt. Bei so mancher Seite, war mir die Geschichte ein einziges Rätsel aber deswegen nicht weniger aufregend.

Der Schreibstil von Carlos Ruiz Zafon ist mal wieder ein einziges Gedicht. Obwohl sehr viel beschrieben und herum erklärt wird, entstehen keine lästigen Längen. Die Geschichte gleitet entlang der Seiten und man kriegt kaum genug.

Es war mir wieder ein absolutes Vergnügen eines der Bücher dieses Autors zu lesen!

Veröffentlicht am 08.12.2017

Durch und durch lesenswert!

Das Seelenhaus
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Island 1828, Agnes, eine verurteilte Mörderin, soll ihre letzten Tage im Haus einer isländischen Familie verbringen und dort auf ihre Hinrichtung warten.

Ich fand es allein schon spannend das zum Tode ...

Island 1828, Agnes, eine verurteilte Mörderin, soll ihre letzten Tage im Haus einer isländischen Familie verbringen und dort auf ihre Hinrichtung warten.

Ich fand es allein schon spannend das zum Tode Verurteilte in Island zu dieser Zeit tatsächlich in normalen Haushalten aufgenommen wurde. Agnes Existenz und Verurteilung sind ebenfalls geschichtlich belegt, es handelt sich hier also um eine Geschichte die auf wahren Begebenheiten beruht. Das machte es für mich umso spannender.

Das Leben von Agnes vor ihrer Tat, sowie der Tathergang selbst werden nach und nach aufgedröselt. Obwohl sie eine verurteilte Mörderin ist und auch einige seltsame Seiten an sich hat, ist sie keineswegs eine brutale Verbrecherin. Im Gegenteil wirkt sie durch ihr Verhalten wie eine intelligente junge Frau, der das Schicksal allerdings nur schlechte Karten austeilt. Nach und nach bringt man immer mehr Verständnis für sie auf und schließt sie ins Herz.

Hannah Kents Schreibstil ist dabei klar und schnörkellos, was perfekt zu der düsteren und drückenden Geschichte und dem rauen Leben in Island passt.

Ein durch und durch außergewöhnliches Buch!

Veröffentlicht am 21.11.2017

Eine besondere Geschichte

Was man von hier aus sehen kann
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Zum Inhalt:
Ich finde es relativ schwierig, den Inhalt hier in wenigen Sätzen wieder zu geben. Und ich finde auch, der Klappentext trifft es nicht so richtig. Es stimmt schon, immer wenn Selma ein Okapi ...

Zum Inhalt:
Ich finde es relativ schwierig, den Inhalt hier in wenigen Sätzen wieder zu geben. Und ich finde auch, der Klappentext trifft es nicht so richtig. Es stimmt schon, immer wenn Selma ein Okapi (von dem ich nie zuvor gehört habe, aber es existiert wirklich) im Traum sieht, dann stirbt am nächsten Tag jemand. Das beschreibt nur die Handlung des ersten Teils dieser Geschichte. Aber die Handlung geht noch viel weiter, obwohl in dieser Kleinstadt, in der die Geschichte spielt, nicht immer viel passiert. Aber wie dieses „nicht immer viel“ geschildert wird, in allen Facetten, macht es irgendwie trotzdem interessant.

Jede einzelne Person lernt man sehr gut kennen und jede hat natürlich eine ganze Menge Eigenheiten. Aber sie sind alle unglaublich liebenswert. Luise und Martin sind gleich alt und zu Beginn der Geschichte noch Kinder. Sie sind beste Freunde und machen eigentlich alles zusammen. Dann gibt es noch Selma, Luises Großmutter, die für jeden Dorfbewohner so eine Art Bezugsperson und Anker ist. Sie ist unglaublich weise und hat sehr viel Herz. Dann gibt es noch Palm, den Optiker, Elsbeth und Marlies und ein paar andere Dorfbewohner, die ebenfalls eine große Rolle in Luises Alltag spielen und mit ihren Eigenheiten die ganze Geschichte unglaublich amüsant und abwechslungsreich machen. So kommen immer wieder Einwürfe, wie Weisheiten über den Buddhismus oder abergläubische Bräuche.

Mittendrin taucht dann noch Frederik auf, der Mönch der in einem buddhistischen Kloster in Japan lebt und in den sich Luise verliebt. Er ist die einzige Figur, mit der ich nicht so richtig warm geworden bin. Er ist mir einfach zu distanziert und passt nicht in die Dorfgemeinschaft.

Zum Spannungsbogen kann man eigentlich nicht viel sagen, denn es gibt nicht wirklich Spannung. Trotzdem konnte ich das Buch sehr schnell durchlesen, da es sehr kurzweilig und interessant ist. Mariana Leky versteht es, den Dorfalltag (obwohl der zugegebenermaßen wirklich nicht immer alltäglich ist) so zu erzählen, dass es interessant ist. Sie schreibt auch auf ihre ganz eigene Art, und mit sehr viel unterschwelligem Witz. Stellenweise wird es auch emotional, und auch das schildert sie, so dass man mitfühlt und fast schon selbst traurig wird. Und man fängt auch immer wieder an über sich selbst nachzudenken, da die Situationen ebenso sind, wie sie jedem von uns wiederfahren könnten.

Fazit: Ich glaube, man kann diesem einzigartigen Buch mit einer Rezension gar nicht gerecht werden, denn man schafft es nie, die Emotionen und das Geschehen auch nur ansatzweise auf die gleiche Art rüberzubringen wie Mariana Leky. Man muss es einfach selbst gelesen haben!