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Veröffentlicht am 19.08.2021

Auf den Spuren des Tees und einer starken Frau

Die Teehändlerin
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Tobias und Friederike Ronnefeldt führen ein glückliches Leben: Sie haben vier wunderbare Kinder und einen florierenden Teehandel in Frankfurt. Als sich Tobias zu einer Reise nach China entschließt, um ...

Tobias und Friederike Ronnefeldt führen ein glückliches Leben: Sie haben vier wunderbare Kinder und einen florierenden Teehandel in Frankfurt. Als sich Tobias zu einer Reise nach China entschließt, um den Geheimnissen des Tee Anbaus auf die Spur zu kommen, lässt er seine schwangere Frau mit den Kindern zurück, die sich einem unangenehmen Widersehen stellen muss. Ihr Mann hat einen ehemaligen Bekannten zum Prokuristen gemacht und Friederike traut ihm nicht über den Weg. Deshalb nimmt sie, ungewöhnlich und fast schon verachtet für eine Frau ihres Standes, die Geschäfte selbst in die Hand und lüftet so manch dunkles Geheimnis.

In „Die Teehändlerin“ begleitet man hauptsächlich Friederike in ihrem Alltag, der sie vor die unterschiedlichsten Herausforderungen stellt. Die Idee gefällt mir sehr gut: Eine Frau, die sich zu dieser spießbürgerlichen Zeit „anmaßt“ ihre Aufmerksamkeit anderen Dingen als dem Haushalt und dem Wohlergehen ihres Mannes zu widmen und sich in den Beruf eines Kaufmannes einarbeitet. Mit Hilfe einiger modern eingestellter Bekannten, findet Friederike den Mut und eignet sich das Wissen an, um die Geschäfte selbst führen zu können. Man spürt förmlich ihre Motivation und es macht Freude, sie dabei zu begleiten, wie sie geschickt den total von sich eingenommenen, verblendeten Prokuristen überlistet.

Allerdings wird nicht nur das Leben der Familie Ronnefeldt und ihrer Teehandlung betrachtet, sondern auch deren Umfeld und die politische Stimmung zu dieser Zeit. Man fühlt einen Umbruch in der Luft liegen und lernt Figuren kennen, die für und gegen eine Demokratie einstehen. Man erfährt darüber hinaus auch detailliert die Sorgen und Probleme von Verwandten und Freunden. Dadurch hat das Buch eine gewisse Länge, da unglaublich viele Figuren und Orte und Geschichten erzählt werden.

Die Geschichte gleicht einer Abenteuerreise, da sie nicht zuletzt genau solch eine beinhaltet, aber auch für den Kampf der Frauen um Selbständigkeit und Eigenbestimmung. Dabei hat die Autorin auch ganz raffiniert eine Figur vorgestellt, die auf geschickte Weise die Unterschiede zwischen Mann und Frau verschwimmen lässt und den Protagonisten sicher einiges zu Denken beschert hat. Fraglich ist, ob die unglaublich steifen und eingeschränkten Grundsätze zur Zeit des Biedermeiers wirklich so überwunden worden wären, allerdings hat es sich so wunderbar gelesen und in die Geschichte eingefügt. Allgemein fällt meistens auf, wenn die Fiktion die Realität ablöst, aber genau diese Mischung war ja auch so gewollt.

Ich bin immer wieder begeistert, wenn die Geschichte von wichtigen Persönlichkeiten erzählt wird, die vielen nicht bekannt sind. Die Autorin hat besonders Friederike Ronnefeldt eine wunderbare und verdiente Bühne beschert. Auch über das Buch hinaus habe ich mich so in die Welt des Tees und auch der bis heute bestehenden Firma Ronnefeldt vertieft und konnte viel Interessantes dazu lernen. Da es sich größtenteils um nicht fiktive Charaktere handelt, steht uns im zweiten Teil wohl eine schwere Reise bevor. Ich freue mich jedoch schon darauf, weiterlesen zu können und empfehle dieses Buch allen, die historische Romane mögen. Gerade da sie auf echten Lebenswegen basiert, verleiht das dem Ganzen Authentizität und eine ganz andere, spannende Note.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Die Nacht bricht an

Die Nacht – Wirst du morgen noch leben?
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Ein Bild, wie aus einem Horrorfilm, das sich verschiedensten Menschen auf dem PC bietet: Kahlgeschorene Personen, die in Glaszylindern gefangen sind während um sie herum eine gewaltige Kettenreaktion aus ...

Ein Bild, wie aus einem Horrorfilm, das sich verschiedensten Menschen auf dem PC bietet: Kahlgeschorene Personen, die in Glaszylindern gefangen sind während um sie herum eine gewaltige Kettenreaktion aus Dominosteinen in Gang gerät, die die nächste Person auf grausame wie exzentrische Art und Weise umbringt. Der Nachtmann, wie sich der Urheber des ganzen Schreckens nennt, bietet den Gefangenen allerdings jeweils eine Überlebenschance, in dem er den Menschen vor den Bildschirmen Aufgaben stellt und sie selbst über Leben und Tot urteilen lässt. Schaffen es die Ermittler Björk und Brand die Gefangenen rechtzeitig zu retten oder walten die Fremden über das Schicksal der ihnen völlig Unbekannten?

Auch in ihrem zweiten Fall, trifft das ungleiche Ermittlerduo nicht ganz freiwillig aufeinander. Brand wird in einen Kunstfälscher Skandal verwickelt und Björk beobachtet das Geschehen im Stillen. Als sie dann jedoch diesen Fall übertragen bekommen, verbeißen sich beide kompromisslos in dessen Auflösung und die Rettung der Menschen. Allerdings lernt man die Beiden auch im Verlauf dieses Buches nicht sehr viel besser kennen, obwohl sie mir durchwegs sympathisch sind und so wenigstens kein Spannungsabbruch durch Erzählungen aus deren Leben aufkommt.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Ganz besonders fällt einem dabei die Sicht des kleinen Jungen Benjamin auf, die der Autor so kindlich darstellt, dass man wirklich das Gefühl hat alles durch die Augen eines Grundschülers wahrzunehmen.
Nach und nach wird klar, weswegen diese Personen ausgewählt und in die Zylinder gesteckt wurden. Alles steht in einem viel größeren Zusammenhang als gedacht und furchtbare Geheimnisse, die vertuscht werden sollten, werden enthüllt.

Für mich war auch dieser zweite Teil Hochspannung pur und wohl einer der außergewöhnlichsten Thriller, die ich seit Langem gelesen habe. Dass hier nicht alles nach einem gewohnten Schema abläuft, finde ich genial. Auch das Ende ist man so nicht unbedingt gewohnt und vielleicht gerade deshalb so gelungen. Bis man allerdings dort angelangt, schafft es der Autor immer wieder einen auf falsche Fährten zu locken, weswegen man am Ende nur noch staunen kann und von diesen Wendungen vollkommen überrascht wird. Die Themen, die hier, auch unterschwellig, angeschnitten werden, regen einen selbst zum Nachdenken an. Gerade das Spiel mit Moral/Selbstjustiz ist so erschreckend wie genial und leider auch nur zu realistisch. Dass sich Menschen anstacheln lassen, ohne sich selbst eine Informationsgrundlage zu schaffen klingt momentan nur zu vertraut. Und falls dann tatsächlich etwas schreckliches passiert, wer trägt die Schuld? Derjenige der die Menschen dazu aufhetzt oder diejenigen, die sich anstacheln lassen?

Das Ende bietet Hoffnung für eine Fortsetzung von Björk und Brand und ich kann es kaum erwarten. Da ich das Glück hatte, diesen zweiten Teil im Zuge einer Leserunde auf Lovelybooks zu lesen, hatte ich mir den ersten Teil zuvor gekauft, dachte mir aber, dass ich ihn vermutlich erst danach lesen werde und nur mal die ersten Seiten überfliege. Soviel kann ich verraten: Das hat absolut gar nicht funktioniert. Wer einen Thriller von Jan Beck einmal in der Hand hat, kann ihn nicht mehr weglegen und liest ihn womöglich in einem Rutsch zu Ende. Eine ganz klare Empfehlung für alle Thriller Fans. Eine grandiose Mischung zwischen Psychothriller, durchgehender Spannung und spannenden Charakteren.

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Veröffentlicht am 02.08.2021

Der Graben zwischen Wissenschaft und Religion, den es nicht bräuchte

Die Gottesmaschine
5

Bischof Lombardi wird von einem alten Freund in ein Kloster geschickt, da dieser sich Sorgen um seinen Ziehsohn, Pater Sébastien macht. In diesem Kloster wird der Versuch unternommen, Glaube und Wissenschaft ...

Bischof Lombardi wird von einem alten Freund in ein Kloster geschickt, da dieser sich Sorgen um seinen Ziehsohn, Pater Sébastien macht. In diesem Kloster wird der Versuch unternommen, Glaube und Wissenschaft zu vereinen. In den alten Gemäuern befindet sich ein Supercomputer, an dem Wissenschaftler aus aller Welt ihre Forschung betreiben können und es sieht so aus, als hätte Sébastien dabei eine alles verändernde Entdeckung gemacht. Da davon nicht alle Ordensleute begeistert sind, trifft Lombardi nicht nur auf viele Geheimnisse, sondern auch auf gefährliche Widersacher, die die Veröffentlichung der Ergebnisse um jeden Preis verhindern wollen.

Ab der ersten Seiten hat man ein ungutes Gefühl. Lombardi wird nicht gerade herzlich aufgenommen und auch mit Informationen halten sich die Äbte sehr bedeckt. Im Laufe der Geschichte lernt man den Bischof zwar besser kennen, erfährt das ein oder andere aus seiner Vergangenheit, trotzdem ist er für mich bis zum Ende nicht wirklich greifbar geworden. Die Figur bleibt distanziert und würde es nicht ab und zu erwähnt werden, würde man ihn auch nicht für einen Mann der Kirche halten. Nichtsdestotrotz ist er ein sympathischer Protagonist. Zur gleichen Zeit befindet sich die Wissenschaftlerin Samira Amirpour für ihre Forschung im Kloster. Ihren Charakter finde ich klasse. Sie weiß ruhig und gelassen Vorurteile mit rationalen Argumenten gegenüberzutreten und sie zu entschärfen. Mit Hilfe dieser beiden Charaktere, schafft es der Autor ganz nebenbei auf verständliche Weise Erklärungen zu religiösen Sachverhalten und Phänomenen der Elementarphysik einfließen zu lassen.

Allerdings gibt es auch ein paar Kritikpunkte. Davon abgesehen, dass ich einen Supercomputer definitiv nicht als göttlich betrachte, gibt es die ein oder andere Situation, die, zumindest für mich, unlogisch erscheinen. Oft ist nicht so ganz klar, wie manches abgelaufen sein soll. Außerdem werden zwar einige Handlungsstränge angeschnitten, aber nicht alle konsequent zu Ende erzählt.

Mir persönlich hat auch etwas die mystische Spannung gefehlt. Die alten Gemäuer, uralte, geheime Bücher und Rituale hätten so viel Spielraum dafür hergegeben. Teilweise tauchen Zeichen und Rätsel auf, deren Lösung aber dann recht rasch vonstattengeht. Vielleicht hat man auch trotz der Bemühung, jedes Buch als eigenständiges Werk zu sehen, die bekannten Werke dieses Genres im Hinterkopf und zieht, auch unfairerweise, Vergleiche.

Dieses Genre anzugehen finde ich definitiv mutig. Denn jede begonnene Geschichte braucht nun mal ein Ende, egal wie es aussieht. Einerseits bin ich hier schwer zufriedenzustellen, vermutlich kann es aber auch einfach kein Ende geben, welches nicht utopisch ist. Dementsprechend war ich vom Ausgang dieser Geschichte leicht enttäuscht. Jedoch warten nochmal einige Wendungen auf, mit denen man sicherlich nicht gerechnet hat und dem Ganzen im Endspurt nochmal richtig Spannung verleihen.

Insgesamt steigt die Spannung mit fortlaufender Geschichte immer mehr an. Man lernt viel über die spannenden Grundkonzepte der Physik und im Bereich der Supercomputer. Die Protagonisten begleitet man gerne durch die Handlung und wird am Ende nochmal richtig überrascht. Für mich ein durchaus lesenswertes Buch mit kleineren Schwächen, die dem Lesevergnügen aber wenig Abbruch tun. Von mir vier Sterne, da ich trotz diesen Kritikpunkten die Lesezeit sehr genossen habe. Als allerletztes erwartet den Leser noch ein Rätsel, welches aufmerksamen Rätselfreunden nochmal ein paar spannende – zumindest in meinem Fall leider – Stunden schenkt. Für mich ein definitiv gelungenes Extra.

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Veröffentlicht am 13.07.2021

Interessanter Auftakt mit Luft nach oben für die Fortsetzungen

Die Verlorenen
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Jonah Colley wird eines Abends von einem ehemaligen Freund angerufen und in eine alte Lagerhalle am Slaughter Quay bestellt. So düster der Name klingt, so düster die Szenerie, die sich Jonah offenbart ...

Jonah Colley wird eines Abends von einem ehemaligen Freund angerufen und in eine alte Lagerhalle am Slaughter Quay bestellt. So düster der Name klingt, so düster die Szenerie, die sich Jonah offenbart als er dort eintrifft. Neben der Leiche seines Freundes bemerkt Jonah, dass weitere Menschen in Plastikfolie und Branntkalk eingewickelt wurden und einer davon lebt. Als er versucht die Frau zu befreien, wird er selbst überwältigt. Er schafft es, sich mit letzter Kraft zu befreien und findet sich mit schweren Verletzungen und als Hauptverdächtiger im Krankenhaus wieder. Es scheint, als würde alles mit einem zehn Jahre alten Fall zusammenhängen, der Jonahs Leben erschüttert hat und ihn und sein Umfeld auch jetzt wieder in das Fadenkreuz des Killers zu ziehen droht.

Für mich war „Die Verlorenen“ das erste Buch von Simon Beckett, weswegen ich hier keine Vergleiche zu den vorangehenden Bestsellern ziehen kann. Ich habe das Buch mit der Erwartungshaltung eines recht brutalen, grausigen Thrillers begonnen, muss aber sagen, dass dies nicht der Fall war, was aber keinesfalls negativ zu bewerten ist. Es war eine ausgewogene Mischung aus Spannung und Brutalität, wobei ich die in „Kokons“ eingewickelten Menschen zu Beginn mit Abstand am Gänsehauterregendsten gefunden habe. Der Schreibstil hat mir wahnsinnig gut gefallen. Er war detailliert, aber nicht unnötig und kam mir rund und stimmig vor.

Einzelne Elemente habe ich als recht vorhersehbar empfunden, was mich hier allerdings nicht gestört hat, da man so die Gelegenheit hatte mitzurätseln und nicht urplötzlich, aus heiterem Himmel ein/e TäterIn vom Himmel fiel. Allerdings musste ich manche Stellen mehrmals lesen, um gewisse Zusammenhänge nachvollziehen zu können. Gewisse Vorgänge sind mir aber auch jetzt noch nicht ganz schlüssig.

Alles in allem ist es ein spannender Thriller, der sich gut und zügig lesen lässt. Da es der erste Band einer Reihe ist, endet er mit einem kleinen, aber nicht zu schmerzlichen Cliffhanger, der mich eher wundern lässt, wie daraus ein ganzer nächster Fall wird, aber ich bin gespannt und freue mich darauf.

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Veröffentlicht am 14.06.2021

Spannendes Thema endet in ungeklärten Fragen

Die Karte
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Als Lennart Wolff eines Abends den Müll rausbringt, beobachtet er eine Person, die das Haus seiner Nachbarinnen ausspioniert. Er versucht ihn zu stellen und liefert sich eine Verfolgungsjagd, bei der der ...

Als Lennart Wolff eines Abends den Müll rausbringt, beobachtet er eine Person, die das Haus seiner Nachbarinnen ausspioniert. Er versucht ihn zu stellen und liefert sich eine Verfolgungsjagd, bei der der Angreifer ihm ein Messer ins Auge rammt. Kurz darauf begibt sich eine der beiden Frauen aus dem Nachbarhaus zu ihrer abendlichen Joggingrunde, schaltet aber nach einiger Zeit einen Alarm in ihrer Lauf-App, da sie sich beobachtet vorkommt. Gleichzeitig beobachtet Kommissarin Becca Oswald, wie ein Mann mit einem abgetrennten Fuß auf dem Gepäckträger eines Fahrrads durch die Straßen fährt.

Der Thriller startet spannend, mit gewohnt vielen Handlungssträngen, die alle vielversprechend klingen. Der Leser bekommt Einblicke in den bedrückenden Alltag eines Mädchens, welches vom Vater verlassen wird und von der Mutter seither darauf getrimmt wird, alle Männer zu hassen. Gleichzeitig kommen immer wieder kurze Szenen, in denen der kranke Wahnsinn des Mörders Stück für Stück enthüllt wird. Die Kommissare tappen lange im Dunkeln und erst ganz langsam werden Verbindungen und Zusammenhänge klar.

Was mir gut gefallen hat war eindeutig die Spannung, die relativ gleichmäßig vorhanden war und sich zum Ende hin nochmal steigern konnte. Auch die Ermittler waren mir wieder sympathisch und man hat sie gerne bei ihrer Arbeit begleitet. Das Buch hat es geschafft, einen oft mit bedrückter Stimmung und etwas nachdenklich zurück zu lassen, was gar nicht so einfach ist.

Leider überwiegen die negativen Punkte bei diesem Thriller. Zwar kann man nicht ins Detail gehen ohne zu viel spoilern, aber einige Dinge waren einfach unlogisch. Das blinde Hineinlaufen in die Gefahr und auch der Prozess, welcher zu dieser Tat motiviert haben, laufen so nicht ab, um es einmal kryptisch zu formulieren. In dem Thriller wird gleichzeitig noch ein weiteres Thema behandelt: Unsere Männerdominierte Gesellschaft und wie sich Frauen darin behaupten müssen. Leider fand ich das Ganze nicht wirklich gut umgesetzt. Es gibt so viel mehr als notorische Frauenhasser und auf der anderen Seite notorische Männerhasser. Mal ganz davon abgesehen, dass wir das Klischee der männerhassenden Lesben doch bitte langsam mal wirklich hinter uns lassen könnten. Gerade da wir so viel Einblick in die Entwicklung eines der Charaktere bekommen, müsste dessen Hass auf Männer und Frauen recht ausgeglichen sein. Da immer wieder betont wurde, um was für selbständige, toughe Frauen es sich handelt, wäre es doch vielleicht schöner gewesen, die Beiden ein Stück dabei zu begleiten, wie sie gewisse Hindernisse meistern, anstatt erst mal alles zu verteufeln, was ein Mann von sich gibt. Der nächste Punkt, der mir nicht wirklich einleuchtet: Was ist mit dem eigentlichen Thema passiert? Laut Titel und Klappentext geht es um Fitnesstracker und im weitesten Sinne die Gefahren des Internets, wenn jeder deine Laufstrecken sieht. Mitnichten ist das jedoch Thema in dem Thriller. Deswegen ist mir auch überhaupt nicht klar, welches Motiv den Täter zu seinen späteren Werken motiviert hat bzw. allgemein zu der Art der Umsetzung. Die Auflösung lässt mich etwas verwirrt zurück, da dem Täter nun nicht der Platz oder das Genie eingeräumt wird, auf das im ganzen Buch aufgebaut und hingewiesen wird.

Mein Fazit: Leider konnte, für mein Empfinden, dieser Teil nicht mit den Vorigen mithalten. Oft hat der Zusammenhang gefehlt: Wieso die Karte, wieso die App? Das Thema an sich wäre doch so genial gewesen! Über die teils unlogischen Stellen hätte ich gerne hinwegsehen können, allerdings lässt einen das Ende dann wieder mit einem Haufen ungeklärter Fragen zurück. Auch fand ich das Thema Emanzipation, falls es darauf denn abzielen sollte, nicht glücklich umgesetzt. Nichtsdestotrotz konnte ich den Thriller an einem Tag lesen, da er ein recht durchgängiges Spannungsniveau hatte und man ständig mit den abstrusesten Dingen konfrontiert war, die ein Beiseitelegen schwer machten. Vor allem die Ermittler reißen noch mal einiges an Sympathiepunkten raus und lassen mich etwas versöhnter mit dem Thriller zurück.

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