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Veröffentlicht am 19.12.2020

Nach starkem Anfang leider auch stark nachgelassen - Nette Liebesgeschichte ohne Tiefe.

Kissing Chloe Brown (Brown Sisters 1)
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Coverbild
Das Cover ist typisch aber auch witzig gestaltet. Auf einem beigen Hintergrund ist in großer Handschrift der Buchtitel geschrieben. Darüber verstreuen sich Herzen in verschiedenen Rottönen. Auf ...

Coverbild
Das Cover ist typisch aber auch witzig gestaltet. Auf einem beigen Hintergrund ist in großer Handschrift der Buchtitel geschrieben. Darüber verstreuen sich Herzen in verschiedenen Rottönen. Auf der linken Hälfte sieht man eine weibliche, dunkelhäutige Person. Es ist klar erkennbar, dass es sich um einen Liebesroman handelt.

Handlung
Die an Fibromyalgie leidende Webdesignerin Chloe Brown möchte Ihr Leben wieder in den Griff bekommen und versucht, durch einen Umzug in eine eigene Wohnung, aus der geschützten Umgebung ihrer Familie auszubrechen. Um die Schritte in ihr neues Leben zu planen benutzt sie ihre heißgeliebten Listen.
Redford Morgan ist der Hausmeister in dem Wohnkomplex ihrer neuen Wohnung und ihr Nachbar. Der blonde Macho ist aber Chloe gegenüber abweisend und sie begegnet ihm auch mit entsprechender Zickigkeit. Aber er scheint nur den harten Kerl zu spielen und natürlich lernen sie sich näher kennen.

Buchlayout / eBook
Das eBook ist schlicht gestaltet. Die 400 Seiten werden in 25 Kapitel mit Prolog und Epilog eingeteilt. Die Perspektivenwechsel werden mit kleinen Sternchen optisch voneinander getrennt. Leider ist das Buch bei 88% beendet. Danach reihen sich ziemlich viele Leseproben aneinander.

Idee / Plot
Ich mag ja gerne Drama-Romances, auch gerne mit etwas mehr expliziten Stellen. Und auch gerne mit Protagonisten, die es im Leben nicht einfach haben. Deswegen gefiel mir hier auch die Idee des Sexy Diverse Romances, für die Talia Hibbert auch bekannt ist.
Definitiv ein interessantes Thema: Eine chronisch kranke Frau die sich wegen ihres Handicaps aus Sarkasmus einen Schutzwall vor Verletzungen aufgebaut hat, trifft auf einen Rockertypen, der sich ihr gegenüber erst mal argwöhnisch und abweisend verhält. Eigentlich passen sie beide nicht zueinander und stammen auch aus ganz unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Aber so wirklich ist dies in dem Buch nicht ausgearbeitet, sondern nur leicht angekratzt worden.

Emotionen / Protagonisten
Chloe Brown hat schon ein hartes Schicksal. Die Fibromyalgie hat sie fest im Griff. Aber ich kann es sehr gut verstehen, dass sie aus ihrem behüteten Kokon ausbrechen will. Auch wenn ihr Sarkasmus ihr Schutzwall ist, haben mir die herrlich komischen Beschreibungen ihrer Schritte in das neue Leben und ihre Schlagabtausche mit Red super gut gefallen.
Auch Red hat seine Vergangenheit, die ihm wie eine schwere Last auf den Schultern liegt, und ihn nach außen hin als harten Kerl darstellen lässt. Bei Red hatte ich aber arge Probleme ihn wirklich greifen zu können. er sprach immer von seiner Last, von seiner miesen Vergangenheit. Das kommt aber irgendwie sehr spät zur Sprache und wird mir leider viel zu nebensächlich und zu kurz abgehandelt. Da hätte ich mir mehr erwartet.
Anfangs fand ich den Beziehungsaufbau toll und die Funken habe ich richtig gespürt. Aber irgendwie baute sich das Prickeln meiner Meinung nach recht schnell wieder ab, was wohl vor allem aber auch am Dirty-talk lag, der ab Mitte des Buches überhand genommen hat.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Der Anfang war super witzig und hat mir gut gefallen, die sarkastisch-flapsigen Begegnungen mit Red und Chloes schrägen Versuche, ihr Leben zu meistern, hatten mich sehr begeistert. Doch irgendwie war auch die romantische Spannung recht bald verflogen. Aus prickelnden Szenen wurden dann schnell explizite, bei denen ich eigentlich kein Problem gehabt hätte, mich aber der Dirty-talk am Ende doch gestört hat.
Ab der Mitte des Buches fand ich dann den Handlungsaufbau leider schwach. Die Probleme der Protagnoisten waren in den Hintergrund gerückt und es ging dann irgendwie nur noch um Sex und der Spannungsbogen war gleich null. Es wurde dann auch schnell von Liebe und Heirat gesprochen. Die vielen Wiederholungen der Gedanken, wie ach so sehr sie sich doch lieben war mir dann einfach too much. Auch die expliziten Szenen waren dann einfach nur derb.
Mir ist bewusst, dass die Autorin das so gestalten musste, damit der Plottwist dann auch eine entsprechende Wirkung zeigen kann. Der kam aber leider sehr spät und war meiner Meinung nach doch recht mau. Und die Auflösung kam auch bald und war dann auch eher unspektakulär. Da hätte ich mir viel mehr Drama gewünscht.

Szenerie / Setting

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, in welcher Stadt von England wir uns befinden. Es ist zwar öfter die Stadt London im Gespräch gewesen, aber auch wenn die Autorin die Stadt erwähnt hat, war das so unscheinbar, dass ich es mir nicht gemerkt habe. Ansonsten kann die Autorin die Umgebung ganz gut darstellen, und ich konnte mir alles gut vorstellen.

Sprache / Schreibstil
Talia Hibbert benutzt eine außerordentlich metaphernreiche Sprache und schreibt sehr humorvoll und erfrischend. Bei den expliziten Szenen hätte ich den Dirty-talk nicht gebraucht. Am Anfang war es okay, Bei jeder weiteren Szene hat es mich dann irgendwie gestört. Ich fand es für einen Beziehungsaufbau zu den Protagonisten nicht förderlich.
Schön finde ich den in einem Kapitel mehrfachen Perspektivenwechsel zwischen Chloe und Red, so hat man von beiden Seiten genug Einblick in die Gedankenwelt erfahren. Talia Hibbert schreibt beide Perspektiven als Personaler Erzähler im Präteritum. Sprachlich fand ich das Buch wirklich toll und hat mir sehr gut gefallen!

FAZIT
Starker Anfang, hat aber dann schnell nachgelassen. Handlungstechnisch hätte ich mir mehr Tiefe, mehr Drama gewünscht. Eine nette Liebesgeschichte - manchmal etwas zu derb, aber ohne bei mir wirklich große Gefühle auszulösen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.12.2020

Nette Idee - hat mich aber leider nicht überzeugt

Morgaines Erbe
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Die Autorin Tanja Neise kenne ich schon von ihrer Zeitenmedaillon-Saga und habe sie auch auf der FBM 2019 persönlich kennen gelernt. Ich fand ihren Schreibstil toll und mir hatte auch die etwas andere ...

Die Autorin Tanja Neise kenne ich schon von ihrer Zeitenmedaillon-Saga und habe sie auch auf der FBM 2019 persönlich kennen gelernt. Ich fand ihren Schreibstil toll und mir hatte auch die etwas andere Darstellung der Protagonistin in der Zeitreise-Trilogie “Das Zeitenmedaillon” gut gefallen. Auch hier handelt es sich um einen Zeitreise-Roman und der Klappentext hatte mich richtig neugierig gemacht und so habe ich mich über das Rezensionsexemplar von Netgalley sehr gefreut.

Coverbild
Das Cover ist wirklich wahnsinnig schön! Auf einem hellem Hintergrund, das einem handgeschöpften Papier anmutet, ist in der Mitte eine filigrane Zeichnung in einer violett-schimmernden Farbe eines kleinen Baumes zu erkennen. Darüber steht der Autorenname, darunter ist der Buchtitel in einer leicht verspielten Antiqua gesetzt. Das ganze Cover wird dazu von feinen Ästen mit kleinen Blättchen in der gleichen Farbe mit Schatteneffekt wie das Bäumchen eingerahmt.

Handlung
Nach dem Tod ihrer Eltern hat Laura Taylor lange mit ihrer Schwester Teresa zusammengelebt, ist aber nun auf die Isle of Wight gezogen. Bei einem Besuch der Schwester machen die beiden einen Ausflug in das zum Museum umfunktionierten Carisbrooke Castle. Dort zieht es die junge Ärztin in verbotene Gemächer, wo sie einen schlafenden Mann entdeckt. Aus einem Impuls heraus küsst sie ihn und nach seinem Erwachen steht ihre Welt plötzlich auf den Kopf. Connor Williams entführt Laura, weil sie seine todkranke Schwester retten soll. Gemeinsam mit Connor landet sie im Jahr 1455 und fühlt sich zu ihm magisch hingezogen.

Buchlayout / eBook
Die Gestaltung des eBooks ist eher schlicht. Das Buch hat ca. 312 und 18 Kapitel mit Prolog und Epilog. Die Kapitel werden nur mit der Nummer und Kapitelnummer gekennzeichnet.

Idee / Plot
Zeitreise-Romane mag ich ja schon immer gerne, umso mehr hat mich der Klappentext richtig neugierig auf die Geschichte gemacht.

Ja klar, wer kennt Diana Gabaldons Outlander-Reihe nicht. Natürlich ist die Thematik nicht neu. Aber mir gefiel die Idee, dass Laura als angebliche Nachfahrin der Fee Morgaine in die Zeit zurück reist, um dort einem Menschen das Leben zu retten, auch wenn das bedeutet, dass sie das Geschehen und damit die Zukunft ändert.

Leider ist der Plot ziemlich linear ausgearbeitet und für mich kommt der Konflikt zwischen der heutigen, modernen Welt und den mittelalterlichen Traditionen und Gepflogenheiten viel zu kurz. Auch wird das Zeitparadoxon in nur einem Satz kurz erwähnt, aber ansonsten nicht mehr behandelt.

Emotionen / Protagonisten
Mit den Protagonisten habe ich große Probleme. Mir sind die Figuren leider viel zu oberflächlich. Laura kommt mir sehr bieder und emotionslos rüber. Sobald sie in die Nähe von Connor kommt, brennen wahrlich alle Sicherungen durch. Mir war von Anfang an klar, dass es eine magische Ursache für diese extreme Anziehungskraft gibt, aber mir war das zum einen zu eindeutig und zum anderen einfach too much. Zumal ich finde, dass mir Laura zu wenig kritisch war und zu wenig reflektierte. Sie nahm mir alle Vorkommen regelrecht emotionslos hin. Auch hinterfragte sie kaum, wie die Zeitreise funktioniert, genauso wie sie sich irgendwie so gar nicht für die Burg und für das Leben im Mittelalter interessierte.

Auch zu Connor konnte ich überhaupt keine Beziehung aufbauen. Mir hat hier ebenfalls wie bei Laura, die Tiefe gefehlt. Seine Anziehung zu Laura konnte ich überhaupt nicht spüren. Er hatte für mich weder Kanten noch Macken.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Der Handlungsaufbau ist sehr linear und die Spannung bleibt für mich eher aus. Die erste Hälfte zieht sich für mich enorm. Ja, sie ist in die Zeit zurückgereist, aber Laura wirkt auf mich teilweise lethargisch, da sie so gar kein Interesse für die Zeit, die Konflikte, das Leben und die Politik von 1455 und speziell der Umgebung und der Bewohner auf der Isle of Wight entwickelt. Sie lebt wochenlang auf der Burg und sie unternimmt nichts und ist nur auf Connor fixiert. Bei 50% passierte dann etwas, was aber für mich von der Protagonistin sehr rational dargestellt wurde. Hier fehlte mir wirklich ein emotionales Auf und Ab.

Schade finde ich auch, dass der Antagonist vorher nie wirklich erwähnt wurde und wir als Leser die Konflikte zwischen Connor und ihm nicht auch schon vorher mal in irgendeiner Art und Weise miterleben konnten. Doch auch nach den 50% plätschert die Handlung für mich leider nur weiter und plötzlich ist Laura zurück in der Gegenwart und bleibt leider lethargisch. Erst ihre Schwester knallt uns Lesern in den letzten 30 Seiten die komplette Auflösung aller aufgestauten Fragen entgegen, wobei mir die Verbindung zu Morgaine einfach viel zu kurz ist und im gesamten Buch gar nicht wirklich Thema war.

Szenerie / Setting
Tanja Neise kann die Umgebung gut beschreiben und ich konnte mir alles gut vorstellen. Leider habe ich zu wenig Einblick in das harte Leben in einer Burg im Mittelalter und geschichtlichen Hintergründe auf der Kanalinsel erhalten.

Sprache / Schreibstil
Tanja Neise schreibt schön ausführlich und hat einen abwechslungsreichen Wortschatz, den sie auch oft in längeren Sätzen verwendet.

Die Geschichte wird als Ich-Erzähler aus Lauras Perspektive im Präsens erzählt. Aber viele Behauptungen von Laura hätte ich gerne selber miterlebt. Hier passt wohl der Spruch “Show, don’t tell” ganz gut. Wahrscheinlich konnte ich deswegen auch keinen wirklichen Bezug zu den Protagonisten aufbauen und wirkte vieles auf mich doch oberflächlich.

FAZIT
Leider hat mich die Geschichte nicht so mitgenommen und überzeugt. Die Idee ist wirklich nett, aber ich konnte irgendwie keine Beziehung zu den Personen aufbauen und die Handlung wirkte auf mich sehr linear und wenig abwechslungsreich.

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  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.11.2020

Liebe, Intriegen & Lügen: Ein Wechselbad der Gefühle in bildgewaltigem Setting!

Cassardim 2: Jenseits der Schwarzen Treppe
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Eines vorneweg, ich habe mich so sehr auf dieses Buch gefreut, und um so glücklicher bin ich, dass ich es vorab als Mitglied der Cassardim-Delegation schon lesen durfte. Und ich bin auch voll auf meine ...

Eines vorneweg, ich habe mich so sehr auf dieses Buch gefreut, und um so glücklicher bin ich, dass ich es vorab als Mitglied der Cassardim-Delegation schon lesen durfte. Und ich bin auch voll auf meine Kosten gekommen. An dieser Stelle möchte ich Julia Dippel für ihr Vertrauen in mich und in die Delegation aus ganzem Herzen danken, ebenso an den Thienemann-Esslinger Verlag für das Vorableseexemplar.

Und ja, auch wenn ich es vorab lesen durfte, meine Rezension ist und bleibt immer ehrlich und spiegelt das wider, was ich persönlich beim Lesen dieses Buches empfunden habe. Da es sich um den 2. Teil einer Trilogie handelt, kann ich es höchstwahrscheinlich nicht vermeiden zu spoilern.

Wer Band 1 noch nicht gelesen hat, darf ab jetzt nicht mehr weiterlesen!

Coverbild
Nach dem leider etwas missglückten Cover vom ersten Band gibt es beim 2. Band nun eine wesentliche Steigerung! Anstatt der weiblichen Figur sieht man nun einen Mann vor einer steinernen, ramponierten Treppe stehen, der den Betrachter direkt anschaut. Über seinem Kopf zucken Blitze und um seine Beine wabern dunkle Rauchwolken. Der beim ersten Band so prägnante und fehlplatzierte Holzrahmen ist hier dezent und passt sich gut in die Komposition ein. Insgesamt ist das Bild dunkel und düster. Das Cover gefällt mir wesentlich besser und gibt auch gut die Grundstimmung des ganzen Romans gut weiter.

Handlung
Glücklich haben sich Amaia und Noár gefunden. Doch lange können Sie nicht in ihrem Liebesnest bleiben. Die Intrigen der Fürsten Cassardims zwingen die beiden in das Reich der Schatten gehen zu müssen und dem Schattenvolk sich als Brautpaar zu zeigen. Aber Noár darf sein wahres Ich nicht zeigen und so müssen beide eine Farce spielen. Was Amaia sehr schwer fällt, da die Grenze zwischen dem skrupellosen Schattenprinzen und liebevollen Noár immer mehr verschwimmt. Und nicht nur das, auch Amaias Leben ist in Gefahr, da sie vielen Machthabern ein Dorn im Auge ist. Aber wem kann sie noch vertrauen, wer strebt nach der Macht und nach ihrem Leben? Und um so länger sie im Schattenreich ist, um so mehr Intrigen und Gerüchte stürzen auf sie ein.

Buchlayout / Haptik
Wie im ersten Band wurde auch hier das Buch insgesamt sehr schön gestaltet. Die 432 Seiten werden in 30 Kapitel aufgeteilt, deren Titel wie gewohnt immer einen für Julia typischen ironischen Unterton haben - was ich an den Büchern von Julia Dippel sehr liebe! Auch hier ist das Innenleben des Buches wunderschön durchgestaltet und am Ende gibt es wieder ein ausführliches Glossar.

Idee / Plot
Haben wir im ersten Band das Totenreich der Menschen, Cassardim, mit den meisten Völkern kennengelernt, erleben wir hier nun das Schattenreich, die Hölle der menschlichen Seelen in all seinen Ausprägungen. Besonders wichtig scheint mir aber die Message dahinter zu sein, die man auch getrost in unsere Welt übertragen kann: Das Chaos bricht aus, wenn das Gleichgewicht in Cassardim zerstört wird. So hat jedes Volk und jedes Reich seine Bestimmung in Cassardim. Strebt aber einer an die Macht und richtet sich gegen andere cassardische Völker, gerät die Ordnung aus dem Gleichgewicht. Und was mag das für die Menschheit bedeuten, wenn das Totenreich im Chaos versinkt?

Emotionen / Protagonisten
“Nichts ist so wie es zu sein scheint.” Dieses Sprichwort kann man gut auf dieses Buch anwenden. Denn auch wenn Amaia denkt, Noár zu kennen, zeigt er sich im Schattenreich von seiner arrogantesten Seite, die auch mich als Leser oft zweifeln haben lassen, welcher Noár nun der echte ist. Ich hätte Noár des öfteren an die Wand klatschen können, aber dann kommen so viele kleine liebevolle Gesten, die mein Herz schmelzen lassen haben. Er hat mich wirklich ein Wechselbad der Gefühle durchleben lassen. Aaaarrrgghhhh!!!

Amaia, die ihre Erinnerungen an ein früheres Leben in Cassardim vergessen hat und als Mensch aufgewachsen ist, verhält sich dementsprechend einfach auch menschlich und für mich deswegen auch nachvollziehbar. Ich finde sie toll! Mutig, ehrlich und einfach auch ein bisschen eigensinnig und manchmal kann sie auch ein ganz schöner Sturkopf sein. Ich habe über das ganze Buch hinweg super mit ihr mitfühlen können.

»„Was bekomme ich dafür, wenn ich dir diesen Wunsch erfülle?“
„Pfft! Du kannst dir deine -“
Ein Klopfen verhinderte, dass ich Noár den nicht sehr kreativen Ort um die Ohren hauen konnte, in den er sich sein Angebot hätte stecken können.«

Julia Dippel “Cassardim 2 - Jenseit der schwarzen Treppe” S. 57 (PDF Vorableseexemplar, ©2020 PLANET! by Thienemann-Esslinger Verlag)

Natürlich sind aus dem 1. Band liebgewonnene Figuren wieder dabei, und neue kommen hinzu. So wie der kleine Flummel, ein Okoklin, der zu Amaias heimlicher Beschützer und Herzensbrecher der Leserschaft wird - versprochen!

»Als Noár die Geduld verlor und es verscheuchen wollte, biss Flummel ihm in den Finger. Daraufhin musste ich dem Tierchen erneut das Leben retten - und mir ein Lachen verkneifen. Der unbesiegbare Schattenprinz, der schmollend an seinem Finger nuckelte, war einfach ein zu lustiger Anblick.«

Julia Dippel “Cassardim 2 - Jenseit der schwarzen Treppe” S. 179 (PDF Vorableseexemplar, ©2020 PLANET! by Thienemann-Esslinger Verlag)
Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Ein bisschen kitschig ist die Liebesgeschichte ja schon - so mag man am Anfang denken. Aber Julia wäre nicht die Cliffhanger-Queen, wenn sie nicht gekonnt die Spannung mit einigen Spannungshöhepunkten über das gesamte Buch aufbauen könnte und uns am Ende mit einem Herzflimmern zurücklassen würde. Der Einstieg ist super flott und über das gesamte Buch passiert ständig etwas, emotional wie in der Handlung, die gespickt ist vom Auf und Ab der Gefühle zwischen Amaia und Noár, genauso wie von Intrigen und Lügen. Geschickt lässt sie einen wirklich an den Charakteren zweifeln und selber nicht mehr durchblicken, was nun Wirklichkeit oder Farce ist.

»„Du hast mich von deinem Shendai fallen lassen, damit ich nicht ZU ENTSPANNT AUSSEHE?!“, fauchte ich entgeistert.
Noár klappte der Mund auf. „Du hast sie FALLEN LASSEN?!“
Während Pash nur ein verlegenes Schulterzucken zustande brachte, bestätigte Junos meine Geschichte mit einem Nicken und hob drei Finger.«

Julia Dippel “Cassardim 2 - Jenseit der schwarzen Treppe” S. 161 (PDF Vorableseexemplar, ©2020 PLANET! by Thienemann-Esslinger Verlag)

Szenerie / Setting
Im zweiten Band lernen wir nun endlich das Schattenreich und zwei weitere Landschaften genauer kennen. Julia Dippel beweist mal wieder eine unglaubliche Phantasie in ihrer bildgewaltigen Darstellung der Landschaften und Umgebungen. Das Schattenreich ist düster und dunkel, und genauso verhalten sich die Bewohner und ich kann mir alles super vorstellen. Genauso werden auch die anderen Landschaften eindrucksvoll beschrieben.

Sprache / Schreibstil
Ich liebe, liebe, liebe einfach Julias Sprachstil, ihren Humor, ihre kleinen ironischen oder sarkastischen Sprüche und erfrischenden Wortwitz. Wie gewohnt schreibt sie metaphernreich und ich liebe es, wie sie kleine Seitenhiebe einbaut und trotzdem bleibt es ein wunderbares Fantasy-Setting mit vielen neuen Eindrücken.

»So was gab es hier?! Warum erfuhr ich das erst nach einer Ewigkeit der erzwungenen Kaffee-Abstinenz? Selig seufzend nahm ich noch einen tiefen Schluck, ehe ich mich wie Gollum an meinem Schatz festklammerte [...]«

Julia Dippel “Cassardim 2 - Jenseit der schwarzen Treppe” S. 230 (PDF Vorableseexemplar, ©2020 PLANET! by Thienemann-Esslinger Verlag)

Julia bleibt auch in diesem Band bei Amaias Perspektive als Ich-Erzähler im Präteritum.
FAZIT
Ein Wechselbad der Gefühle und nichts für schwache Herzen! Liebe, Hass, Intrigen, Lügen - alles, was ein perfektes Liebesdrama braucht, und das in einem fantasievollem, bildgewaltigen Setting mit liebevoll ausgearbeiteten Charakteren in einer absolut spannenden Story. Ich liebe es!

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 20.09.2020

Spannend und mitreißend, mit sprachlichem Spaßfaktor trotz zähem Anfang

Midnight Chronicles - Schattenblick
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Dieses Buch kursierte schon in den Sozialen Medien, als ich es dann auch auf Netgalley entdeckte. Die Autorin Laura Kneidl ist mir sehr wohl ein Begriff, von Bianca Iosivoni hatte ich bisher noch keinen ...

Dieses Buch kursierte schon in den Sozialen Medien, als ich es dann auch auf Netgalley entdeckte. Die Autorin Laura Kneidl ist mir sehr wohl ein Begriff, von Bianca Iosivoni hatte ich bisher noch keinen Titel gelesen. Der Klappentext hatte mich sehr neugierig gemacht, umso mehr hatte ich mich über die Zusage von LYX gefreut, dieses Buch als Rezensionsexemplar lesen zu dürfen. Vielen Dank nochmal dafür!

Coverbild
Das Cover ist in einer zur Zeit typischen Machart. Auf einem blau bis graublauen versprenkelten Hintergrund ist der Buchtitel großflächig in glitzrig goldenen Versalien mit verschnörkelten Applikationen gesetzt. An manchen Stellen ist das Gold der Buchstaben verwischt. Über dem Titel sind beide Autorennamen, der von Bianca Iosivoni aber vergrößert, da sie diesen Roman in Cooperation mit Laura Kneidl geschrieben hat. Für den Untertitel “Schattenblick” wurde, wie die Autorennamen, eine sehr klare, schlanke Antiqua gewählt. Mit dem Inhalt der Geschichte hat dieses Cover für mich wenig zu tun, bzw. vermittelt mir eher eine locker luftige Lovestory. Es ist hübsch, keine Frage, aber auch irgendwie nichts besonderes.

Handlung
Roxana Blake ist eine Magic Huntress und lebt im Londoner Quartier der Hunter. Aber sie hat eine Vergangenheit, von der nicht viele wissen. Sie muss 499 aus der Unterwelt entflohene Seelen wieder zurück schicken, hat dafür aber nicht mehr als ein Jahr noch Zeit. Auf ihrer Mission begegnet Sie einem jungen Mann, der von einem Geist besessen ist. Nachdem sie den Geist ausgetrieben hat, bleibt der Mann ohne Erinnerung zurück und findet ein neues Zuhause im Quartier in London. Roxy muss den jungen Mann unter ihre Fittiche nehmen und so begleitet er sie und ihren Hunterpartner Finn auf ihren nächtlichen Touren. Dabei lernt er die eigensinnige und verschlossene Huntress auch von einer anderen Seite kennen.

Buchlayout / eBook
Das eBook ist sehr einfach gestaltet. Die 449 Seiten sind in 26 Kapitel von angenehmer Leselänge aufgeteilt. Die Einleitung eines Kapitels bleibt ohne jeglichen Schmuck, aber der Perspektivenwechsel zwischen Roxy und Shaw wird immerhin durch den Namen gekennzeichnet. Ansonsten finde ich auch keine weiteren Zusätze.

Idee / Plot
Die Idee von einer vor der Menschheit verborgenen übernatürlichen oder militärisch angehauchten Einheit, die nichtmenschliche Wesen aus einer anderen Welt jagen und vernichten, ist nicht neu. So habe ich es gerade erst zum Beispiel in ziemlicher ähnlicher Weise bei BookElements von Stefanie Hasse gelesen.
Trotzdem ist es eine nette Story und mir gefällt der Gedanke, dass Roxy eine persönliche Mission hat und sie den unbedarften Shaw, der sein Gedächtnis verloren hat, mehr Einblick in ihr wahres Innenleben schenkt, als ihr vielleicht lieb ist. Wie ihr schon merkt, die Grundidee haut mich nicht gerade vom Hocker, die Umsetzung aber fand ich gut.

Emotionen / Protagonisten
Anfangs fand ich Roxy ziemlich anstrengend, sehr abweisend und eigensinnig. Mir ist klar, dass sie ein Problem hat, das sie mit keinem teilen möchte. Aber mir ist sie in der Hinsicht etwas überzeichnet.

Shaw hingegen fand ich von Anfang an sehr sympathisch, interessiert aber auch sehr zuvorkommend und liebevoll. Ich kann seine Gedankengänge super nachvollziehen und fand es auch sehr spannend, wie er sich seinem Schicksal, nichts aus seiner Vergangenheit zu wissen, fügt und versucht das Beste daraus zu machen. Ich kann auch sehr gut nachvollziehen, wie sich seine Gefühle zu Roxy entwickelt haben.

Andersrum habe ich mich mit den Gefühlen und Gedanken von Roxy schwer getan. Sie weist Shaw von Anfang an ab, verstehe aber nicht ganz warum. Sie ist mir zu hart und ich habe sie nicht wirklich greifen können. Deswegen habe ich bei den Momenten, bei denen sich Shaw und Roxy näher gekommen sind nicht wirklich das große Prickeln gefühlt.

“[..] ich hatte weit Wichtigeres zu tun, als den Babysitter für einen Kerl zu spielen, der mit ziemlicher Sicherheit nicht mal wusste, wer uns den Brexit eingebrockt hatte oder wer gerade der amerikanische Präsident war. Wobei … diese Dinge sollte er ruhig vergessen.”

Bianca Iosivoni, Laura Kneidl "Schattenblick - Midnight Chronicles Band 1" Pos. 500 (eBook ©2020 LYX by Bastei Lübbe AG)

Es gab einige nette, lustige und tolle Nebencharaktere, die ich wirklich gut fand. So zum Beispiel der mystische Warden, von dem ich hoffe, in den nächsten Teilen mehr zu erfahren. Oder auch Roxys Hunterpartner Finn fand ich toll.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Auch wenn es schon spannend los geht, zieht sich der erste Teil der Story für mich doch ziemlich. Roxy und Shaw haben vor allem am Anfang sehr viele Wiederholungen von Gedankengängen und die Autorin wirft dem Leser über einen ganz langen Zeitraum nur ganz subtile Bruchstücke der Vorgeschichte hin, warum Roxy nun in dieser Situation ist. Das hat es für mich zu Beginn zäh wirken lassen. Die Storyline nimmt aber dann ab der Mitte des Buches an Fahrt auf und endet in einem echt fulminanten Showdown mit einem spannenden Kampf, der mich wirklich mitgerissen hat!

Szenerie / Setting
Natürlich sind wir in London, ein klassischer Ort für mystische Begegnungen. Aber es passt für mich, obwohl ich den Ausflug nach Paris für sehr spannend empfunden hatte und ich es schön fände, in den Folgebänden mehr über die Hunterquartiere in den anderen Metropolen zu lesen. Trotzdem hat die Autorin die Umgebung sehr schön bildlich umschrieben und ich konnte mir alles sehr gut vorstellen.

Sprache / Schreibstil
Sprachlich hat mir dieses Buch richtig Spaß gemacht. Roxy ist nicht auf den Mund gefallen und die Autorin hat einige witzige Momente beschrieben. Der Schlagabtausch zwischen Shaw und Roxy hat mir gut gefallen, aber auch der sarkastisch freundschaftliche Umgang der Hunter untereinander. Ansonsten liest sich das Buch sehr gut. Die Autorin hat einen lockeren und authentischen Sprachstil. Wir erleben die Geschichte aus Roxys und Shaws Perspektive als Ich-Erzähler im Präteritum. Besonders lustig fand ich auch die kleinen Anspielungen zum Beispiel auf Buffy, oder andere Filme, Serien oder die Musikszene. Ab und zu gibt es auch ein paar kleine gesellschaftskritische Spitzen.

“Ich legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen, um es besser erkennen zu können. »Ist das ein BTS-Shirt, das er da anhat?« Warden seufzte genervt und hob sein eigenes Shirt an, um den Verband darunter zu checken. »Die trägt er ständig. Er ist ein Riesenfan. Jungkook ist sein Liebling.«”

Bianca Iosivoni, Laura Kneidl "Schattenblick - Midnight Chronicles Band 1" Pos. 2633 (eBook ©2020 LYX by Bastei Lübbe AG)

FAZIT
Ein durchaus spannendes und mitreißendes Buch, obwohl der Anfang für mich doch etwas zäh war. Vor allem sprachlich hat es mich voll überzeugt und mir wirklich Spaß gemacht. Viele Anspielungen, der flotte Sprachstil und das spannende Ende haben mich vom Buch doch überzeugt und ich freue mich auch schon auf die Folgebände.

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Veröffentlicht am 09.09.2020

Sehr informativer und leicht verständlicher Einstieg mit praktischen Tipps und ganzheitlichem Konzept! Absolute Empfehlung für jeden Betroffenen!

Insulinresistenz natürlich behandeln
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Warum habe ich das Buch gekauft?
Letzte Woche habe ich von einem Diabetiker die Diagnose Insulinresistenz erhalten. Angestoßen hatte diesen Test mein Gynäkologe, da ich seit einigen Jahren immer wieder ...

Warum habe ich das Buch gekauft?
Letzte Woche habe ich von einem Diabetiker die Diagnose Insulinresistenz erhalten. Angestoßen hatte diesen Test mein Gynäkologe, da ich seit einigen Jahren immer wieder unter starken Migräneattacken leide, zu denen sich seit einigen Monaten nun auch noch Schwindel, Hitzewallungen, Konzentrationsschwäche, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und extreme Müdigkeit gesellt haben.

Etwas überfordert mit dieser Diagnose, zumal meine Besprechung der Werte mit dem Frauenarzt erst nächste Woche stattfindet, habe ich mich auf die Suche nach Informationsmaterial gemacht und bin auf dieses Buch gestoßen.

Worum geht es in diesem Buch?
Der Befund Insulinresistenz ist nicht allgemein geläufig, ist aber die Vorstufe zu Diabetes Typ 2 und kann auch Ursache für viele weitere Erkrankungen sein. Dieses Buch gibt zunächst erst mal einen vereinfachten Einblick in die Materie “Insulinresistenz (IR)”, und wie dies durch eine IR-Konforme Ernährung in Kombination mit körperlicher Aktivitäten und Stressbewältigung geheilt werden kann. Es motiviert mit vielen Ratschlägen, seinen Lebensstil maßgeblich zu ändern, und gibt sehr praktische Tipps & Tools an die Hand.

Autor
Die Autorin Alicja Kurzius ist selbst Betroffene und hat einen sehr langen Leidensweg mit vielen Auf und Abs hinter sich. Um anderen Betroffenen eine einfache und verständliche Hilfestellung zu geben, hat sie die Initiative “Insulinresistenz - Der Weg in die Genesung” in Deutschland ins Leben gerufen und dieses Buch geschrieben, zusammen mit Co-Autoren und Gastkommentaren aus der Wissenschaft und Praxis.

Aufbau
Das Buch mit seinen 271 Seiten ist in 5 Abschnitte unterteilt. Prof. Dr. Miguel Hinrichsen, ein international renommierter Reproduktionsmediziner, führt das Buch in einem Geleitwort ein. Nach einem Vorwort und einer kurzen Einführung der Autorin, beginnt das Buch mit Teil 1, der die Grundlagen der Insulinresistenz behandelt. In Teil 2 geht es um die Behandlung von IR, Teil 3 beleuchtet auch das PCO-Syndrom und Insulinresistenz in der Schwangerschaft und bei der Kinderwunschbehandlung. In Teil 4 wird noch mal auf die Umstellung des Lebensstils im Ganzen eingegangen, der mit ca. 90 Seiten mit Rezepten begleitet wird. Im 5. Teil gibt es neben Erfahrungsberichten zum IR-konformen Konzept von Betroffenen auch noch mal einen Selbstcheck und ein Fazit. Zum Schluss erhält man eine Übersicht über die Mitwirkenden mit einem kurzen Lebenslauf, gefolgt von der Danksagung, ein sehr ausführliches Literaturverzeichnis, Informationen zu weiterführender Literatur und ein Index.

Inhalt

Das Buch startet mit einer sehr anschaulichen, der Komplexität wegen vereinfachten, Begriffserklärung und die Beschreibung des pathologischen Zustandes bei einer Insulinresistenz. und Hyperinsulinämie, sowie mögliche Ursachen und Symptome. Bei einer Insulinresistenz reagieren die Zellen gestört auf das Insulin, dies führt zu einer dauerhaften Überproduktion von Insulin.

Außerdem wird eingehend auf die unterschiedlichen Diagnosemöglichkeiten von IR eingegangen und was die verschiedenen Werte bedeuten. Sehr anschaulich werden auch die mit der IR verbundenen Erkrankungen, wie vor allem Adipositas, Metabolisches Syndrom und die häufigste Folge, Diabetes mellitus (Blutzuckerkrankheit).

Weitergehend setzt Alicja Kurzius bei der Behandlung von IR auf die sogenannte IR-konforme Ernährung und beschreibt diese sehr ausführlich und super nachvollziehbar. Besonders praktisch sind die direkten Vorschläge für eine Einkaufsliste nach Lebensmittelprodukten aufgeteilt. Es wird dabei aber immer auf mögliche Intoleranzen und Unverträglichkeiten eingegangen und Alternativen angeboten.

Das Konzept “IR-Konform” bedeutet, kurz gesagt, dass man bei der Ernährung nicht nur auf den glykämischen Index sondern vor allem auf komplexe (“guten”) Kohlenhydraten und die Glykämischen Last achten muss.

Alicja stellt aber deutlich dar, dass die IR-konforme Ernährung keine Diät ist, sondern eine komplette und ganzheitliche, und vor allem dauerhafte Umstellung des ganzen Lebensstils: Ernährungsgewohnheiten, Steigerung der körperlichen Aktivitäten und Stressbewältigung. Ein ausführliches Kapitel beschreibt, warum körperliche Aktivität für den Erfolg sehr wichtig ist und gibt für den Anfang wertvolle Tipps, wieder mehr und den geeigneten Sport zu betreiben. Aber auch Stress kann Auslöser von IR sein, und muss bei der ganzheitlichen Umstellung bewältigt werden. Einige Entspannungstechniken werden hier beschrieben.

Ich finde es auch ganz wichtig und richtig, dass die Autorin näher auf Medikamente zur Behandlung von IR sowie Nahrungsergänzungsmitteln, deren Wirkung und Nebenwirkungen und möglichen Wechselwirkungen mit anderen Lebensmitteln, eingegangen ist. Denn auch das ist ein Aspekt und kann eine unterstützende Maßnahme zur Behandlung von IR sein.

Im 3. Teil geht die Autorin auf die Zusammenhänge und Auswirkungen von Insulinresistenz und Fruchtbarkeit der Frau ein. Dabei beleuchtet sie auch das PCOS-Syndrom, welches oft mit einer IR begleitet wird. Auch hier wird noch mal die Medikation während der Schwangeschaft und beim Stillen kurz beleuchtet.

Ein neues Leben beginnen ist ein Prozess. Um diesen Prozess im Leser anzustoßen wird im 4. Teil noch mal resümiert. Toll finde ich auch hier, dass die Autorin auch gleich praktische Tipps in Form eines Ernährungsplan für sieben Tage mit Rezepten und Einkaufsliste als Eingewöhnung in die IR-konforme Ernährung mitgibt. Über 60 einfache aber vielfältige Rezepte begleiten diesen Abschnitt, die mir schon einiges an Inspiration gegeben haben.

Sprache
Hochkomplexe medizinische Vorgänge werden in diesem Buch dem Leser in einer schön einfachen, eingängigen aber sehr verständlichen Sprache vermittelt. Alicja Kurzius spricht den Leser direkt an und ich fühlte mich von ihr durch das Buch begleitet, ohne überfordert zu sein. Auch wenn ein paar Aspekte durch die Gast-Autoren wiederholt werden, hat es mir geholfen das Thema zu vertiefen und mich super zurecht zu finden.

Alicja Kurzius schreibt sehr motivierend, aber definitiv nicht predigend. Sie stellt auch immer wieder klar, dass jeder Mensch anders ist und jeder unterschiedlich auf Lebensmittel und Umstände reagiert. Was dem einen gut tut, zum Beispiel eine “Ausnahme machen”, kann für andere Betroffene einen herben Rückschlag bedeuten.

Ganz deutlich und mehrfach wiederholt die Autorin auch, dass dieses Buch ein Nachschlagewerk darstellt, und kein Ersatz für eine medizinische Behandlung beim Experten oder zusätzliche fachliche Beratung bei einem Ernährungsberater sein darf. Gerade, weil jeder Mensch einen ganz individuellen Körper, Bedürfnisse und Lebensumstände hat. Vor allem bei zusätzlichen Einschränkungen oder Erkrankungen ist der Weg zum Arzt unabdingbar. Dieses Buch kann nur eine begleitende Unterstützung bieten und stellt kein Allwundermittel dar!

Buchlayout
Das Buchcover ist sehr ansprechend gestaltet. Zu sehen ist ein großflächiges Foto von einer dunklen Tischplatte mit diversen Lebensmitteln um den Rand herum. Der Titel und der Autorenname ist in einer sehr klaren modernen Antiqua gesetzt.
Jeder Buchabschnitt hat eine eigene Farbe. Die 5 Teile werden durch ein doppelseitiges Foto, dem Thema des Abschnittes entsprechend eingeleitet. Kapitel und Absätze werden deutlich abgesetzt, der Fließtext ist ebenfalls in einer klaren und modernen Antiqua gesetzt, ist zweispaltig aufgebaut und hat einen angenehmen Zeilendurchschuss, wodurch sich der Text sehr schnell lesen lässt. Der Rezeptteil ist etwas verspielter layoutet. Die gesamte Buchgestaltung ist durchdacht, ordentlich gesetzt und gefällt mir sehr gut!

Fazit
Alles in allem ist das Buch sehr gut und übersichtlich strukturiert und gibt dem Leser auch sehr viele zusätzliche Informationen neben dem eigentlichen Inhalt mit. Ich habe mich sofort zurecht gefunden und fühlte mich “an die Hand genommen”.

Mich hat es von Anfang an super motiviert, meinen Lebensstil zu ändern und meine Krankheit in den Griff zu kriegen. Dank diesem Buch habe ich einen sehr guten, für mich verständlichen Einblick in das Thema erhalten, und weiß nun, worauf ich auf jeden Fall achten muss.

Hier wird keine Wunderdiät oder eine “neueste Modetrend” versprochen, sondern den Lesern ein erster Leitfaden durch das Chaos der unterschiedlichen Informationen und Therapiemöglichkeiten an die Hand gegeben. Ich sehe dieses Buch nicht nur für IR-Betroffene, denn das Ernährungskonzept stellt eine ganzheitliche Umstellung auf die Basisbedürfnisse des Menschen dar. Eine Ernährung mit weniger künstlichem Zucker, weniger einfachen Kohlenhydraten und mehr sportlicher Auslastung, ist die Basis einer gesunden Lebensform, auch ohne IR.

“Unser Körper ist kein Mülleimer - tun wir uns selbst den Gefallen und füllen so wenig »Müll« ein wie möglich.”

Alicja Kurzius “Insulinresistenz - natürlich behandeln”, S. 69 (© 2019 by riva Verlag)

Natürlich stehe ich erst am Anfang meines Weges, aber dieses Buch hat mir geholfen den ersten Schritt zu machen und wird mich die nächsten Wochen und Monate bestimmt begleiten.

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der sich eingehender mit Insulinresistenz beschäftigen oder vielleicht auch nur seinen Lebensstil und Essensgewohnheiten ändern möchte.