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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2019

Machtlos verfallen dem Zorn der Engel

Zorn der Engel
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Dieses Buch habe ich von Marah Woolf als Vorab-Rezensionsexemplar im Rahmen ihrer Aktion “Buchengel” erhalten. Ich möchte hervorheben, dass diese Rezension meine ganz eigene und persönliche Meinung ist. ...

Dieses Buch habe ich von Marah Woolf als Vorab-Rezensionsexemplar im Rahmen ihrer Aktion “Buchengel” erhalten. Ich möchte hervorheben, dass diese Rezension meine ganz eigene und persönliche Meinung ist. Und vor allem bei diesem Titel möchte ich betonen: Ja, ich habe es tatsächlich so empfunden!


Marah Woolf hat mir mit diesem Buch endgültig mal wieder mein schlagendes Herz aus der Brust gerissen und in klitzekleine Fetzen zerrissen. Nach Fanny und nach dem 7. FederLeicht Band ist dieses Buch für mich eines der aufreibensten Geschichten von ihr. Sie hat mich hier nicht nur einen Abgrund hinab gestoßen - nein, sie hat mich am langen Arm darüber zappeln lassen und genüsslich langsam einen Finger nach dem anderen gelöst. Ich leide mit Moon, ich kämpfe mit Moon, ich liebe mit Moon und ich falle mit Moon in den tiefen Abgrund und erleide mit ihr gemeinsam den Zusammenbruch. Dieses Buch habe ich atemlos in einem Zug durchgelesen. Marah hat es geschafft mich mit diesen Zeilen so zu fesseln, dass ich wie ein Junkie an ihrer Feder hänge.

“Du bist in meinem Plan nicht vorgekommen“, sagt er leise ohne auf mein Geständnis einzugehen". „Eigentlich bin ich davon ausgegangen, in Venedig keine Schlüsselträgerin zu finden.“


Marah Woolf, “Zorn der Engel (Angelussaga 2)”, S. 201 (Special Edition © 2019 Marah Woolf in Selbstpublikation)

Wenn man denkt, der Plottwist am Ende vom 1. Buch der Angelussaga wäre ganz schön heftig und unerwartet, dann wird er hier definitiv eines Besseren belehrt. Im “Zorn der Engel” bin ich am Ende einfach nicht mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Ich bin total aufgewühlt - total fertig - dem Nervenzusammenbruch so nahe wie Moon selber. What the hell hat Marah sich dabei nur gedacht???


„Langsam atme ich ein und aus. In meinem Leben bin ich von fast jedem Menschen und jedem Engel, dem ich vertraut habe, verraten oder im Stich gelassen worden. Das hat heute und hier ein Ende. Wie alle Welt werde ich zukünftig nur noch an eins denken. An mich.“

Marah Woolf, “Zorn der Engel (Angelussaga 2)”, S. 423 (Special Edition © 2019 Marah Woolf in Selbstpublikation)

Es ist mir einfach unmöglich dieses Buch wie gewohnt in einer „ordentlichen“ Rezension zu besprechen, und deswegen verzichte ich hier an dieser Stelle tatsächlich auf meine üblichen Kategorien.


Fazit:

“Marah! Wie kannst du nur!” - möchte man am Ende nur noch in die Seiten schreien! Diese Geschichte hat mich zerstört und mit zerrissenem Herzen zurückgelassen!

Veröffentlicht am 31.03.2019

Berührende und emotionale Lovestory mit sehr viel Tiefgang

Barfuß im Regen
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Hannah Siebern Buch “Barfuß im Regen” hatte mich schon sehr begeistert. Und als nun doch “Barfuß im Herzen” vor der Häppchenlesung erschienen ist, hatte ich mich kurz dazu entschlossen es zu lesen. Das ...

Hannah Siebern Buch “Barfuß im Regen” hatte mich schon sehr begeistert. Und als nun doch “Barfuß im Herzen” vor der Häppchenlesung erschienen ist, hatte ich mich kurz dazu entschlossen es zu lesen. Das Schöne ist ja, dass alle Barfuß-Bücher unabhängig voneinander gelesen werden können und im kindle Unlimited enthalten ist.

Coverbild

Vor dem idyllischen Panorama eines schwedischen Fjords mit seinem typischen rot gestrichenen Häuschen an einem Gewässer sieht man ein Pärchen mit dem Rücken zum Betrachter auf einem Steg sitzen. Der Buchtitel ist mit handgeschriebenen Lettern großflächig in der oberen Hälfte platziert.

Handlung

Die junge Studentin Isabell möchte in den Semesterferien bei einem berühmten Autor nicht nur jobben, sondern auch von diesem für ihre große Leidenschaft des Schreibens auch Einiges lernen. Doch leider ist sie nicht die Einzige, denn auch Yannik arbeitet in den Semesterferien bei dem Autor. Das Problem dabei ist nur, dass der junge Mann Isi an jemanden erinnert, der sie in Angst und Schrecken versetzt. Zu allem Überfluss schickt ihr Arbeitgeber die beiden auch gemeinsam auf eine Recherchereise nach Schweden. Langsam gewöhnt sich Isi an Yannik, aber die Angst und ihre Psychose lässt Isi nicht los.

Buchlayout / eBook

Die gut 412 Seiten sind in 80 teilweise enorm kleine Kapitel aufgeteilt. Das liegt vor allem an den häufigen Perspektivenwechsel. Obwohl nur lediglich mit einer Zahl eingeleitet, hat sich hier die Autorin auch wieder viel Mühe gegeben die Kapitelanfänge hübsch zu gestalten.

Idee / Plot

Isabell hat wirklich tief sitzende Traumatas und Ängste. In dieser Geschichte geht es um Angst, Vorurteile und Traumabewältigung, aber auch über Mut, über seine Schatten zu springen um aus der Spirale heraus zu kommen und im Leben weiter zu kommen. Es gibt kein vorgeschriebenes Maß dafür, wie schlimm ein Ereignis sein muss oder welche Grenze es überschritten haben muss um im sozialen Umfeld als berechtigtes Trauma zu gelten. Denn jeder bewältigt und empfindet seine Erlebnisse auf seine eigene persönliche Art. Aber wie kann man ein Trauma bewältigen, wenn die Umwelt nichts davon weiß? Wird einem nach Jahren auch noch geglaubt?

Emotionen / Protagonisten

Das arme Mädchen kämpft mit ihren Dämonen. Vor allem die panische Angst, ihre Füße öffentlich zu zeigen sitzt bei ihr so tief, dass es sich zur regelrechten Psychose ausgeprägt hat. Und plötzlich bricht die Anwesenheit von Yannik alte Wunden in ihr auf, die sie jahrelang wohlweislich unaufbereitet unter den Teppich gekehrt hat. Denn er triggert Isi allein schon durch sein Aussehen, da er sie an eine Person erinnert, die Isabell einige Zeit vorher misshandelt hat. Es ist nicht immer ganz einfach Isis Psychosen und Überschussreaktionen auch nachvollziehen zu können. Aber jeder hat seine eigene Art mit schlimmen Ereignissen umzugehen und diese auch zu verarbeiten. Trotzdem ist es toll Isi dabei begleiten zu dürfen, wie sie ihre Ängste überwindet und sich immer mehr Öffnet. Es gibt aber immer wieder sehr berührende und tiefgehende Momente zwischen den beiden.

„Es wird Zeit, dass ich aufhöre, nur barfuß im Herzen zu laufen und anfange, es auch im wahren Leben zu tun.“

Hannah Siebern “Barfuß im Herzen”, Pos. 3300 (kindle Edition © 2019 Hannah Siebern in Selbstpublikation)


Yannik ist von Isi immer mehr fasziniert und gerade ihr paranoisches Verhalten weckt in ihm zum Einen den Beschützerinstinkt und zum Anderen die Neugierde, hinter Isabells Geheimnis zu kommen. Dabei muss er sehr behutsam ihr Vertrauen gewinnen. Aber auch er hat seine Dämonen aus der Vergangenheit, die er nicht geschafft hat zu bewältigen.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen

Durch eine sanfte Einführung wird man gut in die Story eingeführt. Trotzdem erlebt man Isabell direkt in ihrer Psychose. Dass Isi einen schlimmen Vorfall erlebt haben muss, wird auch schnell klar. Der Handlungsaufbau ist stetig und der Höhepunkt ist unglaublich ergreifend und bestürzend. Doch nach dem Höhepunkt ab ca. 70 % wird die Handlung leider langatmig und das Ende wirkt für mich nach dem aufreibenden Showdown, leider noch mehr in die Länge gezogen.

Szenerie / Setting

Schon bei “Barfuß im Regen” war ich von meiner Interims-Heimatstadt Münster sehr begeistert. Das weckt alte Erinnerungen. Zusätzlich begleiten wir Isi und Yannik auch nach Schweden, ein Land in das ich unbedingt irgendwann mal hin muss. Aber ich kann es mir dank der Beschreibung sehr gut vorstellen und passt meiner Meinung nach auch hervorragend zur Story.

Sprache / Schreibstil

Sprachlich finde ich Hannah Sieberns Stil sehr gut. Ein bisschen stören mich die doch sehr vielen Gedankenwiederholungen und manchmal zu häufigen Dialoge, die mir zum Ende besonders aufgefallen sind. Wir erleben die Geschichte aus den Perspektiven von Yannik und von Isi jeweils als Ich-Erzähler. Die Perspektive wechselt zu jedem Kapitel, die doch recht kurz sind.


FAZIT
Eine berührende und emotionale Lovestory, die sehr viel Tiefgang mit sich bringt. Auch wenn es am Ende für mich etwas langatmig wird, ist es insgesamt ein schöne Geschichte über Mut und Vertrauen.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Überraschend gut und spannend mit der richtigen Portion Humor und Romantik

Das Zeitenmedaillon – Die Auserwählte
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In letzter Zeit habe ich ganz schön viele Liebesromane gelesen. Das liegt vor allem an meiner Challenge, von allen Autoren der Häppchenlesung bei der LBM 2019 das Buch zu lesen, welches sie an dem Abend ...

In letzter Zeit habe ich ganz schön viele Liebesromane gelesen. Das liegt vor allem an meiner Challenge, von allen Autoren der Häppchenlesung bei der LBM 2019 das Buch zu lesen, welches sie an dem Abend vorstellen - oder zumindest ein Buch der Autorin. Liebesromane lese ich ab und zu auch ganz gerne, aber nicht in dieser Geballtheit. Tanja Neises Liebesroman “Liebe, das sind wir” ist zwar bereits erschienen, aber hier habe ich mich doch dazu entschlossen, ihren neuen Romantasy-Zeitreise-Roman “Das Zeitenmedaillon - die Auserwählte” zu lesen. Und ich habe es nicht bereut. Auch Tanja Neise gehört zu den Autorinnen, die ich noch nicht gelesen hatte.

Coverbild

Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut. Ich bin ja ein großer Freund von grafiklastigen Covern. In der Mitte sieht man die goldene Zeichnung eines aufgeklappten Uhrenmedaillons. Im unteren Drittel steht der Buchtitel in einem kursiven Schriftzug. Das ganze Bild wird von stilisierten Rosenranken ebenfalls in goldener Farbe umrandet. So schlicht aber so schön. Less is more.

Handlung

Die junge Frau Isabelle kommt aus einer zerrütteten Familie, und dazu hat ihr Freund sie auch noch mit ihrer besten Freundin betrogen. Als sie gerade in einem Kiosk jobbt, bekommt sie von ihrem Stammkunden, dem alten Herrn Treschke, ein Medaillon geschenkt. Doch dieses Schmuckstück birgt ein Geheimnis. Plötzlich wacht Isabelle Anfang des 19. Jahrhunderts auf und wird gleich von einer Horde Soldaten aufgegabelt. Obwohl Isabelle ohne der Hilfe des älteren Pierre, der sie in sein Haus aufgenommen hat, verloren gewesen wäre, muss sie sich auch noch zu guter Letzt als Verlobte des griesgrämigen Henris, der Sohn von Pierre, ausgeben. Denn in Trier hat der zu der Zeit mächtigste Mann der Stadt ein Auge auf Isabelle geworfen und möchte Sie in seinem Besitz wissen, und natürlich Henri ausschalten. Es beginnt für Isabelle und Henri ein aufregendes Abenteuer in einer Zeit, in der Frauen noch weit entfernt waren von jeglichen Initiativen in Richtung Gleichberechtigung der Frau, und es sollte noch mindestens 100 Jahre dauern.

Buchlayout / eBook

Das eBook ist eher schlicht gestaltet. Die Kapitel werden mit der Nummer und nur dem Wort “Kapitel” eingeführt. Dabei sind die einzelnen Kapitel in einer angenehmen Leselänge und teilen die 303 Seiten in 26 Abschnitte ein.

Idee / Plot

Zeitreisen versprechen immer eine abenteuerliche und fantastische Geschichte. Denn eigentlich kann niemand wirklich sagen, wie es damals war. Aber sie geben einem die Gelegenheit in die Zeit zurück zu reisen und sich ungefähr vorstellen zu können, wie das Leben wohl gewesen sein muss. Besonders interessant finde ich hier, dass die Autorin durch die Zeitreise ihrer Protagonistin besonders auf das Frauenbild kurz nach der französischen Revolution eingeht und die Unterschiede zu unserem 21. Jahrhundert hervorhebt. Aber inwieweit darf Isabelle in die Geschichte eingreifen? Welche Auswirkungen kann es haben, wenn sie ihr Wissen über den Verlauf der Weltgeschichte jemanden aus dem 19. Jahrhundert mitteilt?

Emotionen / Protagonisten

Isabelle hat mir gut gefallen. Sie ist eine toughe Protagonistin, die sich ihrem Schicksal fügen muss, denn die Rechte der Frauen waren vor 200 Jahren noch gar nicht in der Art und Weise existent, wie sie es aus ihrem bisherigen Leben gewohnt war. Auch wenn sie manchmal etwas trotzig ist, weiß sie, dass sie sich zurückhalten muss. Ich habe ihr in vielen Situationen sehr gut nachvollziehen und mitfühlen können.

Im Jahr 1805 kommt sie aber Dank Pierre in eine Familie, die sie in ihrem wahren Leben nicht hat. Sie beginnt sich trotz der Umstände in diese Zeit einzuleben und auch irgendwie wohl zu fühlen, was vor allem an Henris Vater Pierre und Schwester Claire liegt, die sie liebevoll in die Familie aufgenommen haben.

Henri ist natürlich erst mal ein totaler Miesepeter und überhaupt nicht gut auf Isabelle zu sprechen. Aber er hat eh von Frauen die Nase voll und möchte damit gar nichts mehr zu tun haben. Natürlich ist er von der vorgetäuschten Verlobung nicht begeistert. Henri gefällt mir aber sehr gut, er ist ehrlich und beginnt langsam an Isabelle zu glauben. Vor allem respektiert er sie und sieht sie trotz Heirat nicht als Eigentum an.

“Vor Wut hatte Henri gegen einen der dicken Balken geboxt. Blut sickerte aus mehreren Wunden an seinen Fingerknöcheln. Es fehlte nur noch der Qualm, der aus seinen Nasenlöchern heraustrat.”

Tanja Neise “Das Zeitenmedallion - Die Auserwählte”, Pos. 1173 (eBook kindle Edition © 2018 Tanja Neise, 47North)

Es gab ein paar sehr schöne und auch fein prickelnde Momente zwischen den beiden. Aber manchmal hätte ich Isabelle richtig schütteln können, weil sie in Sachen Henri dann plötzlich so naiv ist und vor allem nicht redet!

Handlungsaufbau / Spannungsbogen

Nach einer kleinen Einführung in Isabelles Vorleben und Familiengeschichte springen wir auch schon plötzlich in die Vergangenheit. Ab da geht es rasant weiter. Die Autorin hat für mich einen wunderschönen Handlungsaufbau mit mehreren spannenden Momenten und zu keiner Zeit war ich gelangweilt. Die Spannung kommt nicht zu kurz und auch der Sprung in die 60er Jahre fand ich sehr geglückt. Der Epilog schließt die Geschichte für dieses Buch ab, trotzdem sind noch ein paar Fragen offen, die wahrscheinlich im 2. Band geklärt werden.

Szenerie / Setting

Ich war noch nie in Trier, und ich denke das muss ich nun auf jeden Fall nachholen! Tanja Neise hat mir auch sonst die Umgebung sehr bildlich beschrieben und ich ich konnte mir jede Zeit auch sehr gut vorstellen. Ich mag es, wenn Geschichten auf unserem Kontinent spielen und auch einen konkreten Bezug haben (Französische Revolution, Frauenrechte etc.)

Sprache / Schreibstil

Sprachlich ist Tanja Neises Stil oft zügig und flüssig, und auch immer wieder ironisch und humorvoll. Die Autorin hat auch sehr schöne und passende Metaphern verwendet. Manchmal gibt es ein paar etwas zu sehr verschachtelte Sätze. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin die Sprache der Protagonistin auch der Zeit angepasst hat und das selbst Isabelle aufgefallen ist. Die Geschichte wird in der Vergangenheit als Ich-Erzähler ausschließlich aus der Perspektive von Isabelle erzählt, was meiner Meinung nach sehr gut passt.

“Und dann kam die Erinnerung in der Geschwindigkeit eines Düsenflugzeugs zurück und verharrte bei dem Standbild, das meine Hand zeigte, die ein Messer hielt und über und über mit Blut besudelt war.”

Tanja Neise “Das Zeitenmedallion - Die Auserwählte”, Pos. 1522 (eBook kindle Edition © 2018 Tanja Neise, 47North)

FAZIT

Insgesamt ein wirklich tolles Buch und eine spannende Geschichte, die mich sehr überzeugt hat, in der die Romantik auch nicht zu kurz kommt. Sprachlich hat mich Tanja Neise total überzeugt und ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung!

Veröffentlicht am 04.10.2018

Durchaus spannend und toller Sprachstil, aber ohne großen Nervenkitzel

Blutparadies
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Auf der Suche nach mal einem anderen Genre, bin ich auf diesen Titel gestoßen. Früher habe ich gerne auch die heftigen - vor allem skandinavischen - Thriller gelesen. Nach einer langjährigen Pause wollte ...

Auf der Suche nach mal einem anderen Genre, bin ich auf diesen Titel gestoßen. Früher habe ich gerne auch die heftigen - vor allem skandinavischen - Thriller gelesen. Nach einer langjährigen Pause wollte ich mich mal wieder in diesem Genre versuchen. Dies ist Claus Hammerings erste Veröffentlichung in Selbstpublikation. Erst sehr viel später habe ich nun erfahren, dass Laura Newman, eine von mir sehr geschätzte Dystopie-Autorin, hinter diesem Pseudonym steckt. Die Überraschung war natürlich riesig!

Coverbild
Auch für das Cover ist natürlich Laura Newman verantwortlich. Passend zu dem Genre ist es in schwarz gehalten. Der Buchtitel großformatig über einen Palmwedel verteilt. Über das gesamte Cover zieht ein einzelner Blutstropfen seine Spur. Das Bild spiegelt das Genre perfekt wieder, ohne zu viel zu verraten. Ich liebe simple aber aussagekräftige Cover. Laura Newman begeistert mich mit ihrem Grafikstil immer wieder.

Handlung
Auf einer karibischen Insel wird ein Luxushotel eröffnet. Leider beginnt der Start nicht so, wie sich der Hotelmanager Ethan erhofft hat. Mitarbeiter kommen nicht und nur die Hälfte des Hotelkomplexes ist fertig gestellt. Den ersten Hotelgästen, die auf eine Sonderaktion hin sich angemeldet haben, muss Ethan ein perfekt funktionierendes Luxushotel vorgaukeln. Doch dann passiert plötzlich ein Mord, auf den Weitere folgen. Und die idyllische Insel entpuppt sich als Falle, ein Albtraum für alle Anwesenden. Denn der Täter muss unter ihnen weilen und Keinem kann mehr vertraut werden.

Buchlayout / Haptik
Das Buch mit seinen 398 Seiten wird in 33 Kapitel eingeteilt. Die Kapitelüberschriften enthalten lediglich die Kapitelnummer und den Perspektivennamen, was jedoch durch die unterschiedliche Farbgebung und der serifenlosen Font gekonnt grafisch vom Fließtext abgesetzt wird. Die Zwischenkapitel aus Sicht des Mörders enthalten lediglich ein paar Kleckse, wahrscheinlich Blutstropfen, als Einleitung. Insgesamt ist die Gestaltung des eBooks schlicht aber professionell.

Idee / Plot
Da ich schon länger keinen Thriller/Krimi mehr gelesen habe, kann ich kaum sagen, ob die Idee neu oder einzigartig ist. Es erinnert mich doch stark an einen Agatha Christie. Eine buntgemischte Menschengruppe aus allen sozialen Schichten, und hier auch aus unterschiedlichen ethnischen Herkünften, trifft aufeinander und ist mit einem Mord konfrontiert, und es bleibt nicht nur bei einem Opfer. Nun wird plötzlich jeder verdächtigt und keiner hat wirklich ein Alibi. Es fehlt eigentlich nur noch der über alles erhabene Detektiv (à la Hercule Poirot). Gefallen hat mir die Idee, wie bei allen Beteiligten von Mord zu Mord die Fassade zu bröckeln beginnt und ureigene Instinkte, Ängste und Vorurteile zu Tage kommen. In Fokus geratene Verdächtige müssen sich vehement gegen den Mop wehren.

Emotionen / Protagonisten
Ich hatte ein wenig Probleme mit den Charakteren. Da das Buch insgesamt in 10 Perspektiven plus Mörder erzählt wird, konnte ich nicht wirklich eine Beziehung zu den einzelnen Personen aufbauen. Die Figuren bleiben daher leider oberflächlich und ich konnte teilweise nicht alle Emotionen nachempfinden. Trotzdem hat mich begeistert, wie unterschiedlich die einzelnen Charaktere gezeichnet wurden und für mich auch sehr plastisch beschrieben wurden. Dabei wurde sich zwar mit einigen Klischees bedient (der Ami, die Russin, die deutsche Familie), aber das half ganz gut, sich die einzelnen Personen passend vorstellen zu können.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Ich habe leider das Gefühl, dass sich der Autor mit den vielen Perspektiven keinen Gefallen getan hat. Im Grunde finde ich die Idee richtig gut, aber durch das Hüpfen verliert man oft auch das Zeitgefühl. Es ist auch nicht immer klar, wieviel Zeit zwischen dem Perspektivenwechsel vergangen ist. Vielleicht wäre das in ein paar wenigen Perspektiven besser für mich gewesen.
Die ersten Kapitel dienen der Einführung in die einzelnen Charakter und Umstände. Ab dem ersten Mord wird es dennoch immer spannender. Ab der Hälfte hat man ständig gerätselt, wer denn nun der Täter sein könnte, und ich hatte alle reihum schon in Verdacht. Den einen mehr oder weniger. Ein bisschen hat mir aber dann doch die große Wendung, der überraschende Moment, der alle meiner Verdächtigungen Lügen straft, gefehlt. Das finde ich ein bisschen Schade. Denn ab gut ⅔ des Buches hatte ich den Täter schon stark im Verdacht und war dann auch nicht besonders von den Socken, als die Auflösung kam.

Szenerie / Setting
Eine idyllische Insel in der Karibik lädt natürlich zum Träumen ein und bildet das perfekte Setting für einen solchen Schauplatz. Denn sobald man von der Außenwelt abgeschnitten ist, ist von dort kein Entrinnen mehr möglich. Einen kleinen Logikfehler gibt es leider, den ich dem Autor bereits mitgeteilt habe. Sie hatte mir dann auch geantwortet, dass sie tatsächlich vergessen hat, die Erklärung dafür einzubauen. Vielleicht wird sie das noch tun. Die Kartenschlüsselanlage an den Hotelzimmertüren funktioniert nämlich auch bei Stromausfall, da diese Vorrichtungen auch mit Not-Batterien betrieben werden.

Sprache / Schreibstil
Sprachlich bin ich extrem begeistert. Claus Hammering alias Laura Newman hat einen extrem flotten und flüssigen Sprachstil, mit tollen, anschaulichen Metaphern, den ich auch bereits aus ihren anderen Titeln kenne.

“Sie will nicht mehr sehen, wie Bianca Paumann schmerzlich langsam begreift, dass ihr Mann tot ist. Wie zäh fließender Sirup zeichnet sich die Erkenntnis immer deutlicher auf dem Gesicht der Frau ab.”

Claus Hammering, Blutparadies, Position 3289 (Kindle Edition, © 2018 Claus Hammering, Selbstpublikation)

Alle Kapitel werden in der personalen Perspektive erzählt, passend zu dem Genre im Präsens. Lediglich die kurzen Einschübe des Mörders sind in der Ich-Perspektive.

FAZIT
Insgesamt ein gutes Buch und durchaus spannend. Mir hat jedoch der richtige spannende Moment und der Nervenkitzel gefehlt. Trotzdem habe ich es sehr gerne gelesen.

Veröffentlicht am 04.10.2018

Fesselnd und dystopisch in einer mystisch neuen Saga, Perfektes Einführband

Rückkehr der Engel
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Die Engelssage war von Marah Woolf schon lange angekündigt, und ich war total von den Socken, als sie uns Testmädels gefragt hat, ob wir dieses Buch testlesen wollen. Was soll ich sagen, ja klar! Und obwohl ...

Die Engelssage war von Marah Woolf schon lange angekündigt, und ich war total von den Socken, als sie uns Testmädels gefragt hat, ob wir dieses Buch testlesen wollen. Was soll ich sagen, ja klar! Und obwohl die angebliche “Rohfassung” uns schon ganz schön mitgerissen hat, konnten wir nur noch auf „hohem Niveau meckern“.

Coverbild
Da ist es wieder, das “Gesicht auf dem Cover”. Wer mich kennt, weiß, dass ich da immer etwas skeptisch bin. Doch hier wird das Antlitz durch den überlagernden Hintergrund stilisiert, dass es fast wie aus Marmor gehauen wirkt. Der schillernde aufgeschlagene Flügel im Vordergrund wird mit floralen Ornamenten kombiniert. Besonders gut gefällt mir die simple Sansserife als Gegensatz zu den Schnörkeln. Hier hat Caroline Liepins wieder aus einfachen Mitteln ein wunderbar harmonisches Werk in Grauweiß und Altrosa geschaffen, welches mir gerade wegen der Einfachheit extrem gut gefällt.

Handlung
Die Engel sind auf die Erde zurückgekehrt, aber nichts ist so, wie sich die Menschheit erhofft hat. Und das Venedig, in dem Moon mit ihren Geschwistern lebt, ist nicht mehr das, was es mal war. Die Engel sind grausam und bekämpfen die Menschheit, weil sie in ihren Augen ein Schöpfungsfehler sind. Um für die Flucht ihrer Geschwister Geld zu verdienen, kämpft Moon in der Arena. Doch dann stolpert sie über einen verletzten Engel. Obwohl sie die Engel für ihre Taten hasst, kann sie Cassiel nicht sterben lassen und geht damit ein großes Risiko ein. Denn auf keinen Fall will Moon auffallen und in den Fokus der Engel geraten. Doch Lucifer, der Fürst der Hölle, läuft ihr immer öfter über den Weg.

Buchlayout / eBook
In 16 Kapiteln teilt Marah Woolf die gut 356 Seiten in angenehme Längen ein. Jedes Kapitel wird mit einer filigranen, ornamentalen Zeichnung eingeführt. Schön finde ich auch, dass Marah Woolf einen umfangreichen und sehr informativen Anhang hinzugefügt hat. Neben einem Figurenverzeichnis gibt es einen Überblick über die 7 Engelshimmel und eine Auflistung der himmlischen Engelsordnung. Am Schluß zeigt Marah noch eine kleine Liste der 19 Schlüssel. Ich hätte mir zur besseren Übersicht noch eine kleine Karte von Venedig, vor allem vom Marcusplatz gewünscht.

Idee / Plot
Wer hätte gedacht, dass die Engel gar nicht “die Guten” sind, wie die Menschheit sich die göttliche Schöpfung vorgestellt hat. Sie sind blutrünstig und vergnügen sich mit ihnen wie die alten Römer bei Brot und Spiele. Denn die Engel haben noch mehr vor. Sie gönnen der Menschheit nicht die Existenz und möchten als alleinige Schöpfung ins Paradies einziehen. Mir gefällt die Idee der Engelsmythologie als Basis der Geschichte extrem gut, da sie mal was anderes ist. Die Engel sind hier nicht die sympathischen, übernatürlichen Geschöpfe, sondern Bestien. Oder doch nicht? Vielleicht sind nicht alle so, oder verfolgen nicht alle das gleiche Ziel? Typisch für Romantasy ist die toughe junge Frau, die sich für das Wohl ihrer Familie aufopfert, die ihre Gefühle ausschaltet um gegen das Böse eine Chance zu haben. Und doch passiert das Unvorhergesehene und das Mädchen entwickelt Gefühle und Bedürfnisse, die es lange unterdrückt hat. Ja, dieses Schema ist nicht ganz unbekannt. Aber Marah schafft es diesen dystopisch-altertümlichen Zustand des eigentlich romantischen Venedigs und durch die unterschiedlichen und plastisch beschriebenen Charaktere ein einzigartiges Kleid zu verpassen.

Besonders hervorzuheben dabei ist aber auch der ethische und moralische Gedanke, der hier stark präsent ist. Kein Geschlecht der Welt hat das Recht über andere zu urteilen und zu richten. Und trotzdem gibt es Menschen, die sich aus der Unterdrückung ihrer eigenen Sippe einen Vorteil gegenüber Ihresgleichen rausholen. Oder aus Rache die Unterdrücker mit gleichen Mitteln bekämpfen und dabei das Leben Unschuldiger in Kauf nehmen. Marah Woolf schafft es immer wieder hoch brisante, gesellschaftskritische Aspekte in ihre Werke einzubauen, die einen auch zum Nachdenken bringen.

“Ich ekle mich vor meinesgleichen. Läge ich tot hier unten, würde mir niemand von ihnen eine Träne nachweinen. Manchmal frage ich mich, wer die eigentlichen Monster sind.”

Marah Woolf “Rückkehr der Engel (Angelussaga 1), Pos. 815 (kindle Edition, © Marah Woolf in Selbstpublikation)

Emotionen / Protagonisten
Moon musste schon früh die Mutterrolle übernehmen, die Verantwortung über ihre stumme Zwillingsschwester Star und dem vorpubertären kleinen Bruder Tizian. Sie ist voller Sorge und wünscht sich Nichts sehnlicher, ihre Familie in Sicherheit zu bringen. Sie entscheidet zwar viel aus dem Bauch heraus, wirkt aber dennoch reflektiert. Trotzdem kann sie auch ganz schön aufmüpfig sein, vor allem gegenüber Lucifer und seinen ständigen Bevormundungen. Und das gefällt mir besonders gut an ihr, obwohl sie sich damit selber immer wieder in brenzlige Situationen bringt.

Cassiel ist sehr sympathisch und interessiert an Moons Welt, und scheint wohl nicht so das Monster wie die anderen Engel zu sein. Trotzdem ist er mir nicht ganz so greifbar. Ich fand ihn wirklich nett, wobei mir tatsächlich das i-Tüpfelchen gefehlt hat. Es hat leider nicht ganz so gekribbelt, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber er bringt Moon dazu, sich ihrer eigenen Gefühle mal bewusst zu werden.

Dafür hat Lucifer meine ganzen Sicherungen rausknallen lassen. Oh mein Go… äh - Teufel noch mal! Der Herrscher der Unterwelt, das personifizierte Böse, legt ständig ein ambivalentes Verhalten an den Tag, das einen schier verzweifeln lässt. Was zum Teufel will er eigentlich? Was will er von Moon? Ständig taucht er plötzlich auf, rettet ihr Leben. Könnte ich mir wünschen, wer der Loveinterest sein soll, ich hätte meine Wahl schon getroffen. Also bei mir Knistert es da aber gewaltig.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Gleich zu Beginn kämpfen wir mit Moon gegen Semjasa, einen von Lucifers engsten Vertrauten. Darauf baut Marah den Spannungsbogen immer weiter auf. Dieses Buch ist nicht darauf ausgerichtet krasse Kampfszenen zu erzählen, sondern den Leser in die Geschichte einzuführen. Und trotzdem wird es immer wieder spannend. Die Autorin hat es geschafft, dass die Engel und Moon einen in den Bann ziehen. Das Ende dieses Buches lässt einen nach einem unvorhergesehenen Plottwist auch mit einem fiesen Cliffhanger zurück. Und ein paar Fragen sind noch offen geblieben - auf deren Antwort ich unbedingt brenne.

Szenerie / Setting
Venedig, einer meiner Lieblingsstädte voller Mythen und Zauber. Die Kanäle, Brücken, das stinkige Wasser, zerfallene Häuser und abgeblätterte Fassaden, faulige Holzstempen, die Stufen, die einfach ins Wasser führen! Marah hat dieses auch heute schon verfallene Venedig so wunderbar authentisch gezeichnet und es passt einfach perfekt zu dieser dystopisch-mystischen Stimmung. Venedig war mir gleich wieder so präsent - absolut perfekt.

Sprache / Schreibstil
Es ist immer so erfrischend Marahs Sprache zu lesen. Sie weiß einfach die Geschichte rasant und direkt zu erzählen, ohne überlange Umschreibungen oder Ausschweifungen. Ich liebe einfach ihren Schreibstil, die Spritzigkeit und Leichtigkeit mit einem Augenzwinkern. Auch wenn die Ich-Perspektive typisch für das Genre ist, passt die Wahl des Präsens sehr gut zu dieser aufregenden Geschichte.

FAZIT
Fesselnde Geschichte in einem dystopischen Venedig. Perfektes Einführungsband in eine neue Saga mit mysteriösen Engeln und einer sehr sympathischen und toughen Protagonistin. Ich will sofort weiterlesen!