Profilbild von TheUjulala

TheUjulala

Lesejury Profi
offline

TheUjulala ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit TheUjulala über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.05.2017

tzzzzz… Anfangs lustig, aber stereotypisch und Spaß schnell verpufft

Man lernt nie aus, Frau Freitag!
0

Von Frau Freitag kannte ich bisher noch kein Buch, deswegen bin ich ziemlich unvoreingenommen an dieses Büchlein rangegangen.

Die Handlung:
In ihrem Sabbatical-Jahr möchte Frau Freitag mit ihren über ...

Von Frau Freitag kannte ich bisher noch kein Buch, deswegen bin ich ziemlich unvoreingenommen an dieses Büchlein rangegangen.

Die Handlung:
In ihrem Sabbatical-Jahr möchte Frau Freitag mit ihren über 40 Jahren endlich ihren Führerschein machen. Dazu muss die Lehrerin einer Mittelschule die Seiten wechseln und wird nun selber wieder zur Schülerin. Doch dabei sieht sie sich den typischen Vorurteilen in der Männerdomäne gegenüber und muss sich entgegen den Erwartungen ihrer Fahrlehrer besonders behaupten.

Buchlayout / Haptik
Das kleine Taschenbüchlein mit seinen nicht ganz 200 Seiten kommt ganz schlank daher. Der Schriftsatz ist eng, jedes Kapitel ist mit der Wochenzahl betitelt und dem Geld, den Frau Freitag bis dahin ausgegeben hat. Das finde ich eine witzige Idee.

Idee / Plot
Die Idee, als über 40 Jährige noch den Führerschein zu machen und sich als Lehrerin nun selber die Seiten zu wechseln und Schüler eines Fahrlehrers zu werden, fand ich ganz nett und lustig. Jeder sollte nach einer gewissen Zeit in seinem Beruf die Perspektive wechseln und damit vielleicht mal über seinen Tellerrand schauen.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Zunächst geht es natürlich schon sehr witzig los, und wir begleiten Frau Freitag nach ihrer Anmeldung in der Fahrschule erst mal in den Erste Hilfe Kurs. Auch die anschließenden Fahrstunden mit ihrem ersten Fahrlehrer sind ulkig und erinnern mich sehr an meine eigene Zeit, als ich den Führerschein gemacht habe. Aber nach der ersten verpatzten Prüfung, und nachdem Frau Freitag nun schon zwei mal den Lehrer gewechselt hat, plätschert die Handlung nur noch so im gleichen Geplapper dahin. Das Ende, die Suche nach dem perfekten Auto interessiert mich dann auch schon irgendwie nicht mehr.

Szenerie / Setting
Frau Freitag erzählt nach ihrer Schnauze, und so werden die Personen und Fahrschulen ziemlich authentisch rüber gebracht. Auch wenn bei mir der Führerschein schon eine Weile her ist, ich habe plötzlich wieder alles exakt vor Augen. Und das Grauen, die theoretischen Stunden in dem muffigen Raum, oh Gott!

Emotionen / Protagonisten
Ich kann aber Frau Freitag nicht ganz so gut nachvollziehen. Sie ist ständig darauf erpicht sich ein Lob ihrer Fahrlehrer einzuholen, dass sie schon richtig besessen davon ist. Das hat mich dann im Laufe des Buches etwas gestört.

Sprache / Schreibstil
Wehe wenn Frau Freitag losgelassen, dann schimpft sie wie ein Rohrspatz. Amüsant beschrieben, mit ehrlicher und authentischer Sprache. Ohne große Raffinesse oder komplizierten Wortgeflechten. Es sind eher kurze Sätze, Gedankenblitze, mit denen die Situationen beschrieben wird. Das kann dann auch mal ganz schön deftig werden. Aber es passt gut zu der ganzen Geschichte und liest sich schnell und flüssig.

Meine Meinung:
Ihr merkt es bestimmt schon am meiner zurückhaltenden Beschreibung der einzelnen Kriterien. Es geht wirklich gut los, habe auch oft viel schmunzeln müssen und empfand es zunächst als erfrischen authentisch und lustig. Aber das geht mit der Zeit einem auch auf die Nerven, bzw. wird schon viel Humor am Anfang verpulvert und der Rest plätschert dann auch so in gleicher Manier vor sich hin und vieles wiederholt sich dann auch.

Ich weiß nicht, ob Frau Freitag hier reale Personen beschreibt oder doch einiges aus ihrer Phantasie hinzudichtet. Aber ihre Fahrlehrer Harald und Dieter erscheinen mir doch sehr stereotypisch. Woran Frau Freitag sehr zu knabbern hat, und das glaube ich ihr auch, dass sie aufgrund ihres Alters schon gleich in die entsprechende Schublade „Alte Frauen lernen das fahren nie“ zu kämpfen hat. Neben den Klischeedenken ihrer Fahrlehrer, merkt Frau Freitag auch wie wichtig das richtige Feingefühl für die Balance zwischen motivierendem Lob und dekonstruktiver Kritik ist - und wie hauchdünn. Schön, ist, dass sie dies reflektiert und auch erkennt, dass sie eigentlich genauso zu ihren Schülern ist:

"Ich sage doch viel öfter, was die Schüler machen sollen und was sie unterlassen sollen. Das ist nicht nur kein Loben, das ist vielleicht sogar das Gegenteil von Lob. Am Ende bin ich Harald und Dieter ähnlicher, als ich dachte. Vielleicht regen sie mich deshalb so auf."
Frau Freitag „Man lernt nie aus, Frau Freitag!" S. 92 (Taschenbuch, © 2017 Ullstein Buchverlage GmbH)

Fazit:
Guter und humorvoller Start, der mich aber über das gesamte Buch nicht weiter mitreissen konnte. Gut für Zwischendurch ohne hohe literarische Ansprüche. Ein weiteres Frau Freitag Buch werde ich mir aber nicht mehr antun.

(2,4)

Veröffentlicht am 30.04.2017

Brisante Thematik schwach umgesetzt in zähen Geschichten

Die Geschichte der Bienen
0

Die Leseprobe zu „Die Geschichte der Bienen“ fand ich sehr interessant. Ich bin zwar kein Bienen-Experte, bin aber fasziniert von meinen Solitärbienen, die in meinem Bienenhotel ihre Brut ablegen. Deswegen ...

Die Leseprobe zu „Die Geschichte der Bienen“ fand ich sehr interessant. Ich bin zwar kein Bienen-Experte, bin aber fasziniert von meinen Solitärbienen, die in meinem Bienenhotel ihre Brut ablegen. Deswegen habe ich mich sehr gefreut, dass ich bei vorablesen.de zum Rezensieren dieses Buches ausgewählt wurde.

Das Cover:

Auf dem Cover ist eine Biene zu sehen, die tot zur Seite gekippt auf dem Boden liegt. Schlichter und aussagekräftiger kann man wohl dieses Cover zu dieser Thematik gar nicht gestalten. Allein das da liegende, unschuldige Insekt hat mich schon sehr erschüttert. Mehr braucht und darf dieses Cover eigentlich gar nicht sagen, um so mehr steckt einfach dahinter. Es geht mir unter die Haut.

Die Handlung:
Maja Lunde erzählt in drei Erzählsträngen (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) jeweils die Geschichte von drei Protagonisten, die mehr oder weniger mit Bienen zu tun haben.

Nach einer schweren Depression, ausgelöst durch die Abweisung seines Mentors, schöpft der Wissenschaftler William neue Kraft und entwirft 1852 in England die Savage Stantard-Beute. Ein Bienenstock mit dem die Gewinnung des Honigs vereinfacht wird, ohne dass die Bienen wie beim Strohkorb sterben müssen. Durch diese Erfindung erhofft er sich wieder neue Anerkennung seines Mentors und seiner Familie, insbesondere seines verzogenen und abtrünnigen Sohnes Edmund.

2007: George ist Imker und besitzt seit Generationen in Ohio eine Honigfarm. Er lässt seine Bienen vor allem zur Honig-Produktion, aber auch zum Bestäuben der Obst- und Nutzpflanzen fliegen. Sein Sohn Tom studiert und möchte sich der Schreiberei widmen. Der griesgrämige George sieht dadurch die Zukunft seiner Farm bedroht und die Beziehung zu seinem Sohn droht noch mehr zu scheitern.

Tao kämpft 2098 in Sichuan mit den dystopischen Auswirkungen, die die radikale Ausrottung der Bestäuberinsekten in der Welt mit sich geführt hat. Alle Bienen und andere Blütenbestäuber sind verschwunden und die Nutzpflanzen müssen per Hand bestäubt werden. Bei einem Ausflug in die Obstplantagen mit ihrem Mann Kuan und ihrem 5 jährgen Sohn Wei-Wen passiert ein Unglück. Ihr Sohn bricht bewußtlos zusammen und wird ins Krankenhaus gebracht. Ab da beginnt für Tao die Odysse auf der Suche nach ihrem verschwunden Sohn.

Buchlayout / Haptik:

Die Gebundene Ausgabe kommt sehr einfach daher. Der Schutzumschlag ist aus einem etwas festeren Ökopapier. Die Biene auf dem Umschlag ist in Glanzlack gedruckt. Schön ist das gelbe Lesebändchen. Jedes Kapitel besitzt als Titel den Namen des Protagonisten, der ebenfalls noch mal in der Fußzeile auftaucht. So weiß man immer sofort, in welchem Handlungsstrang man sich gerade befindet.

Idee / Plott:

Spätestens, als das rätselhafte Massensterben der Bienen in unseren Medien schon vor Jahren behandelt wurde, ist das Bewusstsein aufgekommen für die Blütenbestäubenden Insekten als wichtigste und mächtigste Arbeitskraft der Massenproduktion unserer heutigen Zivilisation. Die Idee, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Zivilisation mit der Biene als medienwirksamen Sympathieträger darzustellen, fand ich persönlich großartig. Auch die Überlegungen, was passiert, wenn tatsächlich alle Bestäuberinsekten verschwunden sind? Wie geht es mit uns und unserer Erde weiter?

Handlungsaufbau / Spannungsbogen:

Da die drei Stories immer in kleinen parallel laufenden Kapiteln erzählt werden, wechseln sich die Handlungen ab. Ist die eine ruhiger, so passiert gerade was in der anderen. Den Reiz des Buches macht tatsächlich diese Form aus. Leider wirkt dieser positive Effekt sich nicht auf die einzelnen Erzählungen aus. Alle Drei wirken für mich allein betrachtet eher zäh und sind an sich unspektakulär. Die Spannung wird nur durch den Wechsel angetrieben, da die meisten Kapitel mit einem Mini-Cliffhanger enden.

Emotionen / Protagonisten:

Williams Verhalten kann ich am allerwenigsten nachvollziehen. William wirkt wie ein geprügelter Knabe, der nach Aufmerksamkeit heischend seine Umwelt und Familie vergisst und ein unglaubwürdiges Verhalten an den Tag legt. Er erwischt seinen 16 jährigen Sohn beim Zechen und Herumhuren in den Gassen, und was macht er? Er läuft wie ein beleidigtes Kind in den Wald und heult sich dort aus.

Und dafür, dass Tao als (für die Zeit) hochbegabt gilt, ist sie mir viel zu unreflektiert und handelt unüberlegt.

Der Einzige, den ich noch am authentischsten fand, war George. Er ist zwar ein Grantler und kann mit dem Snobismus der „Gelehrten“ nichts anfangen. Seine Gefühle seinem Sohn gegenüber kann ich aber noch am meisten nachvollziehen.

Sprache / Schreibstil:

Alle 3 Protagonisten erzählen in der Ich-Perspektive im Präteritum, und auch entsprechend im Sprachstil der Handlungszeit. Bei Tao ist die Sprache abgehakt, schnörkellos und wird begleitet von kurzen Sätzen. Wilhelm hingegen hat eine altertümliche Sprache mit gestochenen, gehobenen Formulierungen. George hingegen spricht dem Jahr 2007 angemessen, direkt und ehrlich. Sprachlich ist es ansonsten insgesamt relativ einfach gehalten. Wenn ich mir da andere Werke anschaue, die mit viel mehr Raffinesse auch feine, leise Geschichten erzählen können, haut mich dieses hier nicht wirklich vom Hocker. Teilweise empfinde ich sie sogar eher berichtartig, und sehr emotionslos.

Meine Meinung:

Ich finde diese Unterscheidung zwischen den Zeiten und Protagonisten absolut passend und richtig ansprechend. Der Einstieg hatte mich gepackt und konnte ich mich mich zunächst in jede einzelne Geschichte gut einfühlen.

Trotzdem hatte ich dann aber ständig das Gefühl nach dem direkten Zusammenhang suchen zu müssen. Bei William und George kristallisierte sich die Gemeinsamkeit relativ früh heraus, Tao passte da lange Zeit nicht hinein.

Die Bienen-Thematik finde ich hier insgesamt viel zu mau. Erst kurz vor Schluß sitzt Tao in der Bibliothek und knallt uns anhand von Lehrfilmen die eigentliche "Geschichte der Bienen" in 2 Seiten vor den Latz, aber insgesamt so gefühllos. Da ist so viel Brennstoff drinnen, das hätte schon viel früher in Taos Geschichte und dem Leser serviert werden müssen. So wird es nur nebenbei „abgehandelt“ - schade.

Wahrscheinlich bin ich einfach mit einer zu hohen Erwartungshaltung an dieses Buch herangegangen. Ich hatte mir viel mehr Gesellschaftskritik und Dramatik erwartet. Aber im Grunde sind es nur drei parallel laufende Geschichten von Familien, mit ihren gekränkten Eitelkeiten und zwischenmenschlichen Problemen. Am Schluß taucht zwar der gemeinsamen Nenner auf, der ist aber meines Erachtens sehr dünn. Dabei sind alle drei Geschichten in ihrer Handlung so vorhersehrbar, dass es das ganze Buch für mich tatsächlich so zäh wie Honig macht. Einzig die Hoffnung, ob Wei-Wen noch lebt, hat mich angetrieben, das Buch zu Ende zu lesen.

Fazit:

Für mich enttäuschend, da ich nicht das gelesen habe, was mir durch Umschlag und Titel versprochen wurde. Zu wenig Dramatik, zu zähe Geschichten, zu einfacher Sprachstil. Das brisante Thema wurde mir hier zu flach und nebenbei angekratzt.

Veröffentlicht am 29.04.2017

Brisante Thematik schwach umgesetzt in zähen Geschichten

Die Geschichte der Bienen
0

Die Leseprobe zu „Die Geschichte der Bienen“ fand ich sehr interessant. Ich bin zwar kein Bienen-Experte, bin aber fasziniert von meinen Solitärbienen, die in meinem Bienenhotel ihre Brut ablegen. Deswegen ...

Die Leseprobe zu „Die Geschichte der Bienen“ fand ich sehr interessant. Ich bin zwar kein Bienen-Experte, bin aber fasziniert von meinen Solitärbienen, die in meinem Bienenhotel ihre Brut ablegen. Deswegen habe ich mich sehr gefreut, dass ich bei vorablesen.de zum Rezensieren dieses Buches ausgewählt wurde.

Das Cover:

Auf dem Cover ist eine Biene zu sehen, die tot zur Seite gekippt auf dem Boden liegt. Schlichter und aussagekräftiger kann man wohl dieses Cover zu dieser Thematik gar nicht gestalten. Allein das da liegende, unschuldige Insekt hat mich schon sehr erschüttert. Mehr braucht und darf dieses Cover eigentlich gar nicht sagen, um so mehr steckt einfach dahinter. Es geht mir unter die Haut.

Die Handlung:
Maja Lunde erzählt in drei Erzählsträngen (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) jeweils die Geschichte von drei Protagonisten, die mehr oder weniger mit Bienen zu tun haben.

Nach einer schweren Depression, ausgelöst durch die Abweisung seines Mentors, schöpft der Wissenschaftler William 1852 neue Kraft und entwirft 1852 in England die Savage Stantard-Beute. Ein Bienenstock mit dem die Gewinnung des Honigs vereinfacht wird, ohne dass die Bienen wie beim Strohkorb sterben müssen. Durch diese Erfindung erhofft er sich wieder neue Anerkennung seines Mentors und seiner Familie, insbesondere seines verzogenen und abtrünnigen Sohnes Edmund.

2007: George ist Imker und besitzt seit Generationen in Ohio eine Honigfarm. Er lässt seine Bienen vor allem zur Honig-Produktion, aber auch zum Bestäuben der Obst- und Nutzpflanzen fliegen. Sein Sohn Tom studiert und möchte sich der Schreiberei widmen. Der griesgrämige George sieht dadurch die Zukunft seiner Farm bedroht und die Beziehung zu seinem Sohn droht noch mehr zu scheitern.

Tao kämpft 2098 in Sichuan mit den dystopischen Auswirkungen, die die radikale Ausrottung der Bestäuberinsekten in der Welt mit sich geführt hat. Alle Bienen und andere Blütenbestäuber sind verschwunden und die Nutzpflanzen müssen per Hand bestäubt werden. Bei einem Ausflug in die Obstplantagen mit ihrem Mann Kuan und ihrem 5 jährgen Sohn Wei-Wen passiert ein Unglück. Ihr Sohn bricht bewußtlos zusammen und wird ins Krankenhaus gebracht. Ab da beginnt für Tao die Odysse auf der Suche nach ihrem verschwunden Sohn.

Buchlayout / Haptik:

Die Gebundene Ausgabe kommt sehr einfach daher. Der Schutzumschlag ist aus einem etwas festeren Ökopapier. Die Biene auf dem Umschlag ist in Glanzlack gedruckt. Schön ist das gelbe Lesebändchen. Jedes Kapitel besitzt als Titel den Namen des Protagonisten, der ebenfalls noch mal in der Fußzeile auftaucht. So weiß man immer sofort, in welchem Handlungsstrang man sich gerade befindet.

Idee / Plott:

Spätestens, als das rätselhafte Massensterben der Bienen in unseren Medien schon vor Jahren behandelt wurde, ist das Bewusstsein aufgekommen für die Blütenbestäubenden Insekten als wichtigste und mächtigste Arbeitskraft der Massenproduktion unserer heutigen Zivilisation. Die Idee, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Zivilisation mit der Biene als medienwirksamen Vertreter darzustellen, fand ich persönlich großartig. Auch die Überlegungen, was passiert, wenn tatsächlich alle Bestäuberinsekten verschwunden sind? Wie geht es mit uns und unserer Erde weiter?

Handlungsaufbau / Spannungsbogen:

Da die drei Stories immer in kleinen parallel laufenden Kapiteln erzählt werden, wechseln sich die Handlungen ab. Ist die eine ruhiger, so passiert gerade was in der anderen. Den Reiz des Buches macht tatsächlich diese Form aus. Leider wirkt dieser positive Effekt sich nicht auf die einzelnen Erzählungen aus. Alle Drei wirken für mich allein betrachtet eher zäh und sind an sich unspektakulär. Die Spannung wird nur durch den Wechsel angetrieben, da die meisten Kapitel mit einem Mini-Cliffhanger enden.

Emotionen / Protagonisten:

Williams Verhalten kann ich am allerwenigsten nachvollziehen. William wirkt wie ein geprügelter Knabe, der nach Aufmerksamkeit heischend seine Umwelt und Familie vergisst und ein unglaubwürdiges Verhalten an den Tag legt. Er erwischt seinen 16 jährigen Sohn beim Zechen und Herumhuren in den Gassen, und was macht er? Er läuft wie ein beleidigtes Kind in den Wald und heult sich dort aus.

Und dafür, dass Tao als (für die Zeit) hochbegabt gilt, ist sie mir viel zu unreflektiert und handelt unüberlegt.

Der Einzige, den ich noch am authentischsten fand, war George. Er ist zwar ein Grantler und kann mit dem Snobismus der „Gelehrten“ nichts anfangen. Seine Gefühle seinem Sohn gegenüber kann ich aber noch am meisten nachvollziehen.

Sprache / Schreibstil:

Alle 3 Protagonisten erzählen in der Ich-Perspektive im Präteritum, und auch entsprechend im Sprachstil der Handlungszeit. Bei Tao ist die Sprache abgehakt, schnörkellos und wird begleitet von kurzen Sätzen. Wilhelm hingegen hat eine altertümliche Sprache mit gestochenen, gehobenen Formulierungen. George hingegen spricht dem Jahr 2007 angemessen, direkt und ehrlich. Sprachlich ist es ansonsten insgesamt relativ einfach gehalten. Wenn ich mir da andere Werke anschaue, die mit viel mehr Raffinesse auch feine, leise Geschichten erzählen können, haut mich dieses hier nicht wirklich vom Hocker. Teilweise empfinde ich sie sogar eher berichtartig, und sehr emotionslos.

Meine Meinung:

Ich finde diese Unterscheidung zwischen den Zeiten und Protagonisten absolut passend und richtig ansprechend. Der Einstieg hatte mich gepackt und konnte ich mich mich zunächst in jede einzelne Geschichte gut einfühlen.

Trotzdem hatte ich dann aber ständig das Gefühl nach dem direkten Zusammenhang suchen zu müssen. Bei William und George kristallisierte sich die Gemeinsamkeit relativ früh heraus, Tao passte da lange Zeit nicht hinein.

Die Bienen-Thematik finde ich hier insgesamt viel zu mau. Erst kurz vor Schluß sitzt Tao in der Bibliothek und knallt uns anhand von Lehrfilmen die eigentliche "Geschichte der Bienen" in 2 Seiten vor den Latz, aber insgesamt so gefühllos. Da ist so viel Brennstoff drinnen, das hätte schon viel früher in Taos Geschichte und dem Leser serviert werden müssen. So wird es nur nebenbei „abgehandelt“ - schade.

Wahrscheinlich bin ich einfach mit einer zu hohen Erwartungshaltung an dieses Buch herangegangen. Ich hatte mir viel mehr Gesellschaftskritik und Dramatik erwartet. Aber im Grunde sind es nur drei parallel laufende Geschichten von Familien, mit ihren gekränkten Eitelkeiten und zwischenmenschlichen Problemen. Am Schluß taucht zwar der gemeinsamen Nenner auf, der ist aber meines Erachtens sehr dünn. Dabei sind alle drei Geschichten in ihrer Handlung so vorhersehrbar, dass es das ganze Buch für mich tatsächlich so zäh wie Honig macht. Einzig die Hoffnung, ob Wei-Wen noch lebt, hat mich angetrieben, das Buch zu Ende zu lesen.

Fazit:

Für mich enttäuschend, da ich nicht das gelesen habe, was mir durch Umschlag und Titel versprochen wurde. Zu wenig Dramatik, zu zähe Geschichten, zu einfacher Sprachstil. Das brisante Thema wurde mir hier zu flach und nebenbei angekratzt.

Veröffentlicht am 23.04.2017

Düstere Vision, packend mit Tiefgründigkeit und authentischen Emotionen und Protagonisten.

Sakura
0

Nach dem ich die Zeitrausch-Trilogie von Kim Kestner vor einiger Zeit begeistert gelesen habe, war ich um so glücklicher, dass ich bei der Leserunde zu ihrer neuen Dystopie auf Lovelybooks aus dem Lostopf ...

Nach dem ich die Zeitrausch-Trilogie von Kim Kestner vor einiger Zeit begeistert gelesen habe, war ich um so glücklicher, dass ich bei der Leserunde zu ihrer neuen Dystopie auf Lovelybooks aus dem Lostopf gezogen wurde! Leider war ich ja schon mit Alea Aquarius schon ziemlich in Verzug, deswegen bin ich ziemlich spät eingestiegen. Aber trotzdem tauschen sich Kim Kestner und ich uns noch sehr nett in der Runde aus!


Das Cover:
Eigentlich bin ich ja etwas skeptisch bei Gesichtern auf Covern. Die Person schaut einen auch sehr direkt und klar in die Augen. Der Blick ist eher emotionslos und könnte auch ein hübsches Jungengesicht sein. Das Gesicht rahmt auf beim ersten Hingucken eine Art Kranz. Zuerst hatte ich eine Harlekins-Halskrause vor Augen. Das ist ein bisschen unglücklich. Aber wenn man genauer hinschaut, besteht diese Umrahmung aus Glassplitter.


Buchlayout (eBook):
Die einzelnen Kapitel sind in einer sehr angenehmen Länge gehalten. Sobald die Handlung die Ebene wechselt, wird eine Zwischenseite eingefügt und zeigt dem Leser noch mal visuell den Wechsel. Das finde ich sehr gut, so konnte ich mich gleich darauf einstellen.


Die Handlung:
Rechtzeitig zur Kirschblüte erlaubt der Kaiser einer gewissen Auswahl an jungen Frauen und Männern der Unterschicht ihre Ebenen zu verlassen und an die Erdoberfläche zur Oberschicht zu kommen. Dafür müssen sich die auserwählten "Blüten“ in drei Prüfungen beweisen, um vollkommen genug für die Privilegierten zu sein. Denn die gekränkte Göttin Amaterasu möchte nicht mit unvollkommenen Nachkommen ihres Bruder Susanoos beleidigt werden. Juri ist nicht hübsch, eher androgyn und hat als Mädchen keine Chancen. Also geht sie ein großes Wagnis ein und mogelt sich als Junge zu den Probanden. Und plötzlich wird der Prinz, der Sohn des Kaisers, auf sie aufmerksam und gefährdet damit Juris Tarnung.


Idee / Plot:
Eine sehr interessante und in sich stimmige Idee. Und leider gar nich so einfach zu erklären, ohne zu spoilern! Kim Kestner hat sich an der japanischen Sagen und Legendenkultur orientiert und dies auf die Zukunft übertragen. Die Dystopie ist sehr düster aber für mich realistisch: wie die klassische Gesellschaftspyramide. In 6 Ebenen unter der Erde leben die Menschen in ihrer Schicht und jede hat ihre Aufgabe. Am untersten Ende die letzte Unterschicht, die Höhle mit den meisten Bewohnern. Die oberste Ebene, die Oberfläche natürlich nur eine Handvoll privilegierte Oberschicht. Jede Ebene ist getrennt voneinander, und nur auserwählten Gardisten ist es erlaubt die Ebenen zu wechseln - sonst wäre die Gefahr einer Rebellion zu groß. Und dabei floriert der Schmuggel und die mafiösen Machenschaften zwischen den Ebenen enorm. Viele weitere Themen sind der Spiegel unserer heutigen Gesellschaft und auf diesen Raum der fiktiven Welt zugeschnitten: Intoleranz, Religion, Machtbesessenheit von Oligarchen und deren Gesellschaftlügen…


Handlungsaufbau / Spannungsbogen:
Man wird direkt in das Geschehen hineingeworfen. Schnell wird dem Leser klar, in welch erdrückenden und düsteren Welt Juri leben muss. Viele geschickt eingebaute Rückblicke geben einem einen Eindruck von ihrem früheren Leben und ihrer Entwicklung zu der Einzelkämpferin. Die Spannung wird auch stetig und geschickt aufgebaut. Die Aufgaben der „Blüten“ werden immer krasser und spannender. Ab dem 2. Drittel des Buches beginnen immer mehr Wendungen die ganze Dramatik auf die Spitze zu treiben, bis es dann in einem enormen Showdown endet. Trotzdem wechseln sich ruhige, emotionale Momente mit aufregenden Szenen ab, die aber für den Handlungsstrang wichtig und absolut passend sind. Das Ende rundet die ganze Geschichte wieder ab und lässt mich sehr zufrieden zurück. Keine Fragen blieben unbeantwortet und ich kann diese Geschichte glücklich aber auch nachdenklich abschließen.


Szenerie / Setting:
Die Autorin hat die Szenen sehr bildreich beschrieben, mir aber genug Platz für meine Phantasie gegeben. Die erste Ebene scheint aus allen Nähten zu platzen und alle sind sich selbst der nächste kommt bei mir sehr gut an! Ich habe den „metallischen Wurm“ direkt vor meinen Augen, wie ich auch die erdrückende Stimmung auffangen kann. Es ist bedrückend und beklemmend, nicht nur eine Höhle, sondern auch eine Hölle. Trotzdem kann man von Ebene zu Ebene die Änderungen nachvollziehen und mitspüren. Um so höher die Ebene, um so mehr Platz ist vorhanden, und um so befreiter wirken die dort lebenden Menschen.


Emotionen / Protagonisten:
Schon als kleines Mädchen musste Juri lernen auf eigenen Beinen zu stehen. Der Vater verstorben, von der Mutter verstoßen, muss sie sich um ihr eigenes Überleben in ihrer Höhle, der 1. Ebene, kümmern. Ich finde sie unheimlich toll! Sie ist nicht die typische Heldin, die sich vom hässlichen Entlein zum stolzen Schwan wandelt. Sondern sie bleibt im Verlaufe der Geschichte immer authentisch und ehrlich. Sie geht sehr umsichtig mit ihrer Umwelt um. Was mich sehr berührt hat, ist, wie sie mit den Toten umgeht. Ihre Essensmarken verdient sie in der Leichenverbrennung. Sie muss die Toten vom Schacht der oberen Ebenen in die Brennkammern geben. Jeden Leichnam nimmt sie ehrfurchtsvoll in Empfang und opfert für ihn eine Handvoll Reis auf ihrem kleinen Altar. Aber sie ist eine Einzelkämpferin, die durch ihr frühes Schicksal keine Emotionen an sich heran lassen möchte. Aus Angst davor wieder verraten und verletzt zu werden.

Prinz Haruto ist zunächst sehr undurchsichtig und wirkt ziemlich arrogant und dekadent. Aber er scheint irgendein Interesse an Juri zu besitzen. Ich finde ihn als Figur sehr überraschend und auch irgendwie attraktiv. Er beginnt zu begreifen, dass die Wahrheit nicht überall gleich ist und verlangt von Juri ehrlich zu ihm zu sein.

Als nähere Begleiter gibt es vor allem Dom zu erwähnen. Er ist der liebenswerte Kumpel, der eine besondere Beziehung zu ihr aufbaut. Anfangs wehrt sie sich sehr dagegen, aber sie begreift, dass sie in Dom einen wertvollen Partner hat. Rebecca ist die abgedrehte Nudel, die aber trotzdem einen sehr wichtigen Stellenwert in Juris Leben innehält. Das wird sich Juri im Laufe der Zeit auch eingestehen.


Sprache / Schreibstil:
Kim Kestner hat einen sehr eingängigen und authentischen Sprachstil. Ohne Schnörkel aber direkt und ehrlich. Mir gefällt es sehr gut! Sie hat auch nicht zu viele japanische Fachbegriffe verwendet und das Buch lässt sich super schnell und flüssig lesen.

Meine Meinung:
Die Idee von getrennt Gesellschaftsschichten als Dystopie ist nicht neu. Und zugegeben kenne ich nicht sooo viele Dystopien. Aber diese Idee ist wirklich krass und die Geschichte ist aufreibend. Sie behandelt auch viele gesellschaftliche Themen als Spiegel für uns heute. Und so finde ich, muss es sein! Juri ist emotional und berührend und vor allem authentisch in ihrem Handeln. Besonders beeindruckt hat es mich auch, dass die ganze Fiktion zwar grausam und barbarisch, aber nicht blutrünstig ist.

"Man glaubt wohl immer nur das, was man gesagt bekommt, solange man es nicht mit eigenen Augen sieht.“ Pos. 2469 (eBook, individuelles Leseexemplar von DIGI:TALES, Arena Verlag GmbH Würzburg)

Die japanische Legende der Amaterasu und Susanoos ist geschickt als übergreifende Thematik aufgebaut und ist ein ganz wichtiges Element in der Gesellschaft. Glaube und Religion. Aber was ist Wahrheit und was Glaube. Was ist Lüge? Nach welcher Wahrheit und welchem Glauben will man leben, bzw. welche Wahrheit will man hören?

Auch die kleinen emotionalen Stellen haben es mir sehr angetan. Das zeigt auch, dass eine Dystopie nicht immer martialisch und oberflächlich sein muss, sondern kann auch ihre ganz feinen Momente haben! Ganz großartig!

Auch wenn man in der ersten Hälfte als geübter Leser vermutet, dass nichts so ist, wie es scheint (und das Ende vielleicht für den ein oder anderen vorhersehbar war, fand ich die Plottwists trotzdem genial umgesetzt. Mir gefällt mehr die Glaubwürdigkeit und die gesellschaftliche Kritik, die dahinter steckt. Die Vorhersehbarkeit ist für mich nicht schlimm.

Fazit:
Ich bin von der Geschichte sehr begeistert. Eine fesselnde Dystopie mit Tiefgang und authentischen Protagonisten in einem stimmigen Setting mit Liebe, Freundschaft, Glaube und Macht.

Veröffentlicht am 20.04.2017

Phantastisches und magisches Abenteuer mit viel Gefühl und Spannung

Alea Aquarius 3. Das Geheimnis der Ozeane
0

Das dritte Band der Alea Aquarius Saga durfte ich im Rahmen einer Leserunde auf lovelybooks.de mit der Autorin Tanya Stewner lesen. Leider war ich durch die LBM so zeitlich im Verzug, dass ich ziemlich ...

Das dritte Band der Alea Aquarius Saga durfte ich im Rahmen einer Leserunde auf lovelybooks.de mit der Autorin Tanya Stewner lesen. Leider war ich durch die LBM so zeitlich im Verzug, dass ich ziemlich spät in die Leserunde eingestiegen bin.


Das Cover:
Claudia Carls zeichnet sich für die Cover der Alea-Reihe verantwortlich und ich bin begeistert von ihrem Illustrations-Stil. Auf diesem Cover sieht man Alea und Lennox, die sich gegenseitig halten. Lennox als Oblivion sieht man den Beschützerinstinkt in sein Gesicht geschnitten: misstrauisch, aber auch unscheinbar. Seine Augen hinter seinen Wuschelhaaren versteckt, so als könnte man ihn übersehen. Alea blickt einen wach, neugierig aber auch ein bisschen nachdenklich an. Das Ganze wird mit dem Titel des Buches in der wunderschön gezeichneten Handschrift aufgewertet. Der Hintergrund wuselt so von blaugrünen Wellen. Ein ganz tolles Bild, welches sich perfekt zu seinen 2 Vorgängern gesellt.


Buchlayout / Haptik:
Jede Kapitelüberschrift ist liebevoll mit einer ganz individuellen Zeichnung verziert, ganz im Stile des Buchtitels. Auf jeder Seite befinden sich Wasserklekse und peppen das Buch einfach noch mal auf. Das gefällt mir einfach! Da sieht man, dass das Buch mit Liebe gestaltet worden ist! Großartig! Das Buch ist mit seinen knapp 450 recht dick, die Schrift ist aber angenehm und die Seiten sind schnell gelesen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, die einem nicht den Lesefluss stören.


Die Handlung:
Alea und Lennox sind nach ihrem Trip zum Loch Ness wieder glücklich zurück auf der Crucis und segeln wieder gemeinsam mit Ben, Sammy und Tess als Alpha-Cru nach Island. Dort wollen sie Aleas Vater Keblarr finden, der angeblich mit ein paar anderen Meermenschen vor dem Virus überlebt hat. Außerdem lernen Sie einen Doktor Orion kennen, der sich der Wissenschaft und der Bekämpfung des rätselhaften Viruses verschrieben hat. Alea ist begeistert und möchte mit Orions Hilfe die verschollenen Meerkinder wieder finden. Sie gibt die Hoffnung nicht auf, vielleicht doch wieder mit den Meermenschen im Meer leben zu können. Doch da gibt es eine seltsame Prophezeiung und Alea kann auch nicht verstehen, warum Lennox so misstrauisch ist.


Idee / Plot:
Als Fortsetzung zum 1. und 2. Band fügt sich das 3. Buch nahtlos an. Ein junges Mädchen, dass mit der anfänglichen Liebe, neuartige Gefühle aber auch mit ihrer Vergangenheit zurecht kommen muss. Dabei lastet auch die Prophezeiung und ihr Wunsch nach einer neuen Meerwelt auf ihren Schultern. Die junge Liebe zu Lennox ist für Alea noch sehr ungewohnt. Aber auch die Gefühle ihrer Freunde und das Sortieren ihrer eigenen Gefühlswelt ist für Alea eine großer Herausforderung. Alea begegnet wieder einige (neue) Magische und Meerwesen. Zudem bekommt sie eine Prophezeiung zu hören, die sie einerseits einschüchtert, andererseits aber die Hoffnung und den sehnlichsten Wunsch einer gemeinsamen Zukunft der Meer- und Landwelt aufkeimen lässt.


Handlungsaufbau / Spannungsbogen:
Im ersten Teil segelt die Alpha-Cru zunächst Richtung Island und Alea begegnet unter und über Wasser einige kleine Abenteuer und magische Wesen. Ab der Hälfte wird das Buch immer spannender, denn die Alpha-Cru gerät gemeinsam in ein Abenteuer, welches sie in einem spannenden Showdown meistern müssen. Es gibt dann auch einen Plottwist, den man durch Lennox Argwohn schon irgendwie vermutet hatte. Einige Wendungen treiben die Spannung auch weiter an. Die Spannung wird also stetig aufgebaut und erreicht einen tollen Höhepunkt. Trotzdem ist die eigentliche Gefahr (noch) nicht gebannt und wir werden in den nächsten Bänden noch weiter mit Alea mitfiebern können.


Szenerie / Setting:
Tanya Stewner versteht es, die Handlung in phantasievollen Szenen spielen zu lassen. Jede Umgebung konnte ich mir direkt vorstellen und passt optimal zur Handlung. Ich kenne Island auch nur von Fotos, aber ich habe alles bildlich vor Augen. Aber auch die Unterwasserwelt (oder das, was von ihr übrig ist) ist phantasiereich und toll dargestellt und lädt einem selber zum Träumen ein. Tanya Stewner hat in der Alea-Welt bereits eine sehr kreative Idee geschaffen und in diesem Buch kommen noch weitere Einfälle hinzu.


Emotionen / Protagonisten:
Alea wird immer kühner und kann inzwischen mit ihrer Gabe gut umgehen, trotzdem wirkt sie immer wieder etwas naiv und manchmal auch etwas dickköpfig. Und handelt mir dann manchmal nicht weitsichtig genug. Alea bleibt trotz ihrer Meeresgabe ein junges Mädchen, dass nun selbst auch Gefühle entwickelt, verstehen und zulassen muss. Sie kann aber auch sehr nachdenklich und reflektierend sein. Sie liebt alle ihre Freunde und leidet sehr darunter, wenn es einem Alpha-Cru-Mitglied nicht gut geht. Sie ist da manchmal einfach auch etwas zu gutgläubig und möchte gerne moralisch korrekt sein. Trotzdem konnte ich mich in Alea sehr gut einfühlen und ihr nachempfinden. Ihre Gedanken waren immer ehrlich und authentisch. Und ich denke, dass sich 12-jährige Mädchen gut mit ihr identifizieren können.

Lennox könnte ich manchmal schütteln vor lauter Verbohrtheit! Aber gut, ich kann ihn ja auch irgendwie verstehen. Er ist ja ein Oblivion und Aleas Beschützer - und in sie tierisch verliebt. Argwohn gehört zu ihm dazu. Aber ich fand ihn unheimlich toll. Lennox leidet sehr darunter, kein ganzer Meermensch zu sein und Alea unter Wasser einfach keine Hilfe sein zu können. Ich konnte ihm das unheimlich gut nachempfinden. Dafür stellte er aber seine Oblivion-Fähigkeiten an Land um so mehr unter Beweis!

Manchmal ist mir Ben zu sanft, dafür, dass er doch die Verantwortung für alle 4 zu tragen hat. Da hätte ich mir von ihm schon mehr Vehemenz und Autorität gewünscht. Sammy ist und bleibt der Sonnenschein, neugierig und verkuschelt. Mutig aber größtenteils einfach noch ein Kind. Die liebe Tess nimmt anfangs einen größeren Raum ein und hat ein stilles Plätzchen in meinem Herz erobert. Die ansonsten so toughe und starke Tess zeigt sich diesmal von einer ganz anderen, für mich überraschenden aber positiven Seite.


Sprache / Schreibstil:
Die Sprache ist flüssig und eingängig. Sie passt hervorragend für das jugendliche Publikum ab 10 Jahren, ohne zu kindisch oder kindlich zu sein. Also auch für mich "Alte" ein tolles Leseerlebnis. Die Seiten fliegen nur so dahin und es ist an keiner Stelle langweilig. Die vielseitigen Themen werden geschickt eingeflochten, ohne den moralischen Zeigefinger zu schwingen.


Meine Meinung:
Im ersten Teil empfinde ich es etwas zu viel an vielen unterschiedlichen Ereignissen, denen Alea begegnet und lässt mir das Buch etwas unruhig erscheinen. Es dient aber als Vorbereitung zur 2. Hälfte, in der ich die Handlung wesentlich homogener finde.

Tanya Stewner hat es verstanden, nicht nur das Segelabenteuer und die Suche nach Aleas Vater und der Erfüllung ihres Wunsches als Handlungsstrang aufzubauen, sondern verknüpft das auch mit der emotionalen Spannung und den zwischenmenschlichen Beziehungen, die nicht nur Alea erst mal begreifen und durchleben muss.

Es gab ein paar Szenen, die mich sehr berührt haben. Sammy ist nun mal ein kleiner Junge und als Mutter eines Gleichaltrigen kann man da seine Gefühle nicht zurück halten.

Nebenbei werden auch Themen wie Flüchtlingsproblematik und Umweltverschmutzung eingebaut, ohne belehrend zu sein, und regen vor allem auch den jugendlichen Leser zum Nachdenken an. Es gibt viele Facetten die eine gefühlvolle und abenteuerreiche Geschichte entstehen lassen. Ich kann verstehen, dass meine 12-jährige Tochter das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Es nimmt einen immer weiter mit.

Das Ende gibt dann einen auch noch die Aussicht auf die nächsten Abenteuer, die die Alpha-Cru noch bestehen muss. Es gibt neue Gaben, die Alea lernen muss zu beherrschen und neue Meermenschen, die sie gerne besuchen möchte.

Und dennoch finde ich auch, dass es doch etwas zu viel an neuen Dingen, neuartigen Wesen, neuen magischen Begabungen und zwischenmenschlichen Ereignissen war. Nicht nur die Begegnung mit dem Vater, die Alea verarbeiten muss, auch die emotionale Achterbahn mit Lennox und Tess. Die dramatische Umweltverschmutzung, die verzweifelte Suche nach ihrer Zwillingsschwester und der sehnliche Wunsch andere Meermenschen zu finden.


Fazit:
Ein tolles und facettenreiches Abenteuer mit sehr viel Gefühl, Spannung und Magie. Das Buch ist ein tolles Leseerlebnis nicht nur für junge Leser! Wer die ersten beiden Bücher gelesen hat, darf dieses hier nicht verpassen!


Cover: ★★★★★ (5 von 5)
Buchlayout / Haptik: ★★★★★ (5 von 5)
Idee / Plot: ★★★★☆ (4 von 5)
Handlungsaufbau / Spannungsbogen: ★★★★☆ (4 von 5)
Szenerie / Setting: ★★★★☆ (4 von 5)
Emotionen / Protagonisten: ★★★★☆ (4 von 5)
Sprache / Schreibstil: ★★★★★ (5 von 5)
Gesamt: 4,4