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Veröffentlicht am 13.04.2017

Meisterliches Werk mit über 350 Rezepten und beeindruckenden Fotos im fantastischen Layout

Die Kraft der Südtiroler Kräuter nutzen
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Pünktlich zu Ostern und zum Frühlingsanfang möchte ich Euch ein ganz besonderes Buch vorstellen. Es ist nicht nur eine einfache Rezeptesammlung, es ist ein bombastisches Werk rund um Kräuter!


Es ist ...

Pünktlich zu Ostern und zum Frühlingsanfang möchte ich Euch ein ganz besonderes Buch vorstellen. Es ist nicht nur eine einfache Rezeptesammlung, es ist ein bombastisches Werk rund um Kräuter!


Es ist die lang versprochene Fortsetzung des großartigen Werkes » "Südtiroler Kräuterfrauen" der gleichen Autorinnen.

Cover:
Das Buch gibt es in zwei Versionen, hat aber exakt den gleichen Inhalt. Ich habe die Version "Die Kraft der Kräuter nutzen", welches im Löwenzahn in der Studienverlag GmbH erschienen ist. Das gleiche Buch gibt es im Südtiroler Athesia/Tappeiner Verlag. Dort lautet der Titel "Die Kraft der Südtiroler Kräuter nutzen".


Auf dem Cover sieht man ein Foto eines angenehmen Durcheinanders von Kräutern, Tigeln und Beeren. Der Titel ist in einer einfachen Sans-Serifen gesetzt bei der die Wörtern Kraft und Kräutern durch fette Schriftzeichen und Glanzlack akzentuiert werden.


Buch-Layout / Haptik:
Das Buch ist nicht nur eine einfache Sammlung, es ist ein dickes Werk mit über 455 Seiten! Der Rücken ist mit Leinen gebunden und verleiht dem Ganzen eine edle Haptik, die durch ein weinrotes Lesebändchen ergänzt wird. Es ist richtig schwer: knappe 2 Kilo wiegt es! Aber auf den Inhalt kommt es an - und der hat es neben der Dicke und dem Gewicht ebenfalls in sich!

Jedes Rezept wird mit mindestens einem Foto begleitet. Markante Seitentitel führen ein Rezept ein. Seitlich in einer übersichtlichen Marginalspalte werden die Zutaten aufgelistet. In abgesetzten Infoboxen mit dekorativen Illustrationen kann man sofort Wissenswertes zu dem Rezept oder Kraut ablesen. Die Zubereitung wird in ordentlichen Absätzen und in klaren Sätzen angeleitet. Alles in allem ist das Layout und der Schriftsatz absolut durchdacht und aufgeräumt. Alles stimmt, die eingesetzte Schrift ist angenehmen zu lesen und durch die verschiedenen Elemente wirkt die Seite aufgeräumt.


Der Inhalt:
Das Buch hat einen wahnsinnig komplexen Inhalt. Ohne Inhaltsangabe am Anfang wäre man wohl aufgeschmissen. Auf die einzelnen kleineren Abschnitte einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen. Deswegen führe ich nur die vier großen Bereiche auf:

Alles rund um Kräuter als Mittel für die Hausapotheke wie z.B.: Käutertees, aber auch Sirupe & Honige, Kräuter-Zuckerln, Tinkturen und Schnäpse, Salben, Cremes und und und.

Produkte für Körper- und Schönheitspflege wie z.B.: Haut- und Haarpflegeprodukte, Badezusätze, Deodorants etc.

Das größte Kapitel geht natürlich über Kräuter in der Küche. Angefangen bei Durstlöschern und Getränken, sowie Sirupe und Brote. Selbstverständlich Pestos, Aufstriche und Dips, Suppen. Aber auch ganze Gerichte mit Kräutern als Hauptzutat oder Kräuter als Würzbeilage. Natürlich darf auch der süße Gaumen nicht fehlen mit Marmeladen und Chutneys.

Im Haus und Garten gibt es Rezepte mit Kräutern als Duftspender, Raumsprays, zum Räuchern und Putzen und als Gartenhilfsmittel.

Es ist wirklich alles dabei und so umfangreich. Hier konnte ich wirklich nur einen kleinen Abriss vom ganzen Inhalt wiedergeben.



Zunächst aber wird das Buch nach der Inhaltsangabe mit begleitenden Worten der Autorinnen eingeleitet, in dem sie die vier großen Bereiche erläutern, die Herkunft der gesammelten Rezepte erklären und dem Leser Informationen zur bestmöglichen Nutzung des Buches geben.

Jeder Bereich wird mit einer ausführlichen Einführung eingeleitet und bebildert. Und jeder Unterbereich selber erhält mindestens einführende Worte.

Nach dem riesengroßen Rezeptteil gibt es noch mal eine sehr schöne Auflistung der Kräuterfrauen, von denen die Rezepte stammen.

Ein umfangreiches Quellenverzeichnis, Glossar, und Kräuterregister runden das perfekte Gesamtbild des Buches ab.


Die Fotos:
Wirklich jede Seite hat mindestens ein Foto. Alle Fotos wurden von Alice Hönigschmid geschossen und in das Layout gebracht. Es ist wahrlich eine Meisterleistung, über 1000 (!) Fotos zunächst erst mal zu erstellen und diese dann auch noch anzupassen. Technisch sind die Fotos einwandfrei, fügen sich auf jeder Seite fantastisch ein und unterstreichen diese.


Meine Meinung:
Wow, was für ein Buch, was für ein Werk! Es macht Lust in diesem Buch zu blättern und sofort in seinen Garten zu stürmen oder lässt einem das Wasser im Mund laufen. Jede Seite ist so liebevoll gestaltet und wird perfekt durch die ganzen Informationen und Fotos ergänzt. Die vielen zusätzlichen Informationen geben noch weiteres Hintergrundwissen ohne aber zu tief in die Thematik abzudriften. Denn das wäre tatsächlich zu viel für dieses Buch und es gibt schon sehr viele ausführliche Sammlungen, die sich nur mit der Wirkung von Kräutern beschäftigen.

Man darf es allerdings auch nicht mit einem einfachen Büchlein für Hausmittelchen für einfache Wehwechen verwechseln! Vielmehr soll es dazu anregen sich intensiver mit Kräutern und deren möglichen Verwendung zu beschäftigen. Es gibt auch mehr Raum für ausgefallenere Kräuter, die nicht in der üblichen Hausapotheke vorhanden sind - aber vielleicht im heimischen Garten.

Die Rezepte sind alle durchgehend einfach gehalten und für jeden schnell und problemlos nachzumachen, sofern man die Kräuter auch vorrätig und greifbar hat. Die Anleitungen sind ohne kompliziertem Schnick-Schnack klar und deutlich formuliert, dafür aber in der Gesamtheit so vielfältig.

Fazit: Ein absolutes Must-Have für jeden Kräuterliebhaber und Kräuterkenner, der sich insbesondere mit der Verwendung für Kräuter auseinandersetzen möchte. Es regt definitiv an selber mehr auf Kräuter zu achten und in der Küche wieder vermehrt einzusetzen.

Es gibt sonst kein Werk mit so vielen, vielfältigen Rezepten und hübschen Fotos. Es ist in seiner Art einmalig und einzigartig!

Cover: ★★★★★ (5 von 5)
Buchlayout / Haptik: ★★★★★ (5 von 5)
Inhalt / Umfang: ★★★★★ (5 von 5)
Fotos: ★★★★★ (5 von 5)
Machbarkeit der Rezepte: ★★★★☆ (4 von 5)

Veröffentlicht am 11.04.2017

Köstlicher Humor und blumige Romantik mit gefühlvollen Momenten!

Erst die Liebe, dann das Vergnügen
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Da mir die Leseprobe sehr großen Spaß gemacht hat, habe ich mich um ein Rezensionsexemplar beworben und von vorablesen.de und über NetGalley.de jeweils eines erhalten. Ich möchte mich hiermit noch bei ...

Da mir die Leseprobe sehr großen Spaß gemacht hat, habe ich mich um ein Rezensionsexemplar beworben und von vorablesen.de und über NetGalley.de jeweils eines erhalten. Ich möchte mich hiermit noch bei beiden Plattformen dafür sehr bedanken. Nachdem ich doch etwas Bammel hatte, ich hätte mich mal wieder vergriffen und eine kitschige Liebesromanze ausgesucht, hat mich dieses Buch tatsächlich überrascht!

Cover / eBook-Layout:
Auf einem weißen, abgewetzten Holztisch tummeln sich Flieder- und Rosenblüten zu rosa Zuckerdekor in Herzfrom. In der Mitte zeigt ein Holzherz-Anhänger den Titel des Buches. Leider ist das Arrangement ziemlich kitschig. Zudem sind die einzelnen Bild-Elemente nicht sauber in das Bild montiert, der Schattenwurf und die Perspektive stimmen nicht überein. Hier hätte man doch ein eigenes Foto aufnehmen sollen, in dem alle Elemente direkt auf dem Set vorhanden sind.

Das Buch ist in recht kurze Kapitel eingeteilt, so dass es insgesamt 36 Abschnitte gibt. Das macht das Lesen von dem recht großen Buch (über 500 Seiten) doch recht angenehm. Etwas schade finde ich, dass die Kapitelanfänge, außer der Nummer, keinen Titel tragen und/oder nicht hübsch verziert wurden. Gerade durch das Blumenthema hätte man die perfekte Möglichkeit gehabt, zu jedem Kapitel eine Illustration hinzusetzen zu können und hätte insgesamt das eBook damit aufpeppen können.

Die Handlung:
In St. Louis ist die etwas pummelige und unselbstsichere Elly Jordan eine gefeierte Floristin. Sie führt eine Edelblumenboutique und muss sich mit Brautzillas und ihren Müttern herumschlagen. Aber trotzdem geht sie in ihrem Beruf auf, da sie erfolgreich ihr altes Leben verdrängt hat und ihre Kreativität in ihrem Handwerk ausleben kann. Denn nur 2 Jahre zuvor ist sie von ihrem Ehemann geflohen, den sie mit einer Studentin im ehelichen Bett erwischt hat. In ihrem neuen Leben ist inzwischen alles perfekt, wäre da nicht der rassige neue Nachbar, und dieser neue Auftrag für die opulenteste Hochzeit, die sie sich je vorstellen konnte und all ihre Kapazitäten übersteigt.

Plot / Handlungsaufbau:
Die Handlung ist trotz der Dicke des Buches nicht langweilig. Zunächst kann man nicht ganz verstehen, warum Elly so an dem Ehebruch ihres Mannes innerlich zerbrochen ist. Doch durch geschickt eingefügte Rückblicke über das Buch verteilt, beginnt Elly ihr Leben selber zu reflektieren. Als Leser begreift man dann auch, warum Elly ihren Ehemann Aaron zu ihrem Anker in ihrem Leben gemacht hat und er durch die Affäre nicht nur die Ehe, sondern auch Ellys Vertrauen zerstört hat.

Es gibt nicht nur romantische und amüsante Momente, sondern auch sehr schöne berührende Momente. Als Elly ihre Mutter in den Tod begleitet war ich sehr ergriffen. Der Wechsel ist spannend, man taucht immer mehr in Ellys Gefühle ein und wird selber in den Sog und die Spannung auf den Höhepunkt dieser Wahnsinns-Hochzeit hineingezogen. Die Katastrophen häufen sich und die Ausrichtung der Hochzeit ist eigentlich nur zum Scheitern verurteilt.

Emotionen / Protagonisten:
Elly ist unglaublich greifbar und ich kann ihr sehr nachempfinden. Sie ist pummelig, unsicher, aber auch in ihrem Herzen zerstört. Ihre Anerkennung bekommt sie von ihren neuen Freunden und ihren Kunden. Den Ehebruch hat sie nie wirklich verarbeitet sondern verdrängt jegliche Gefühle im Zusammenhang mit ihrem Ex-Mann. Aber trotz perfekten Neuanfang, trotz dem perfekten neuen Leben, fühlt sich Elly allein und ist innerlich sehr traurig. Auch wenn Sie versucht ihre Vergangenheit zu vergessen, ist sie immer allgegenwärtig. Und so tollpatschig sie ist, so schnell schlittert sie auch von einer Katastrophe in die Nächste! Mit dabei immer die innere Zerrissenheit zwischen gefeierter Floristin und verunsicherten Mauerblümchen. Dass das alles mal zum Ausbruch kommen muss, wird im Laufe des Buches klar und ich bin begeistert von Ellys explosionsartigen Wendepunkt! Auch ausgelöst durch Isaac, den rassigen neuen Nachbarn, der sie trotz ihrer Kurven als Muse begehrt, bei dem ich von Anfang an nicht sicher war, was er im Schilde führt.

Ich liebe auch Ellys Freunde. Kim ist die beste neue Freundin und steht ihr in jeder Situation bei. Sie ist Ellys engste Vertraute und arbeitet zunächst mit in der Boutique. Von Anfang an haben sich beide gefunden und vertraut. Kim und ihr Ehemann Sean haben Elly nach ihrer Flucht aufgenommen und aufgepäppelt.

Keith Carcelo, Besitzer des Delikatessengeschäfts mit den köstlichsten Sandwiches, ist immer da, der unsichtbare Halt und kümmert sich selbstlos um Elly. Er geht mit Ellys lethargischen Hund Cadbury spazieren, und stürmt das Geschäft mit dem Baseballschläger um potenzielle Einbrecher zu verjagen. Aber sein Potenzial erkennt Elly leider viel zu spät. Patzella ist köstlich! Ich könnte sie knutschen. Ellys jugendliche und ausgeflippte Mitarbeiterin macht eine wunderbare Wendung durch und entpuppt sich als absolut loyal. Obwohl sie mit ihrem extravaganten Auftreten immer für Aufregung sorgt. Beide habe ich im Laufe des Buches sehr in mein Herz geschlossen und finde sie wunderbar!
Dann wäre da auch noch Sunny, die Mutter der Braut, deren opulenteste Hochzeit Elly mit Blumen versorgen muss. Sie ist ein Ruhepol und beginnt in Elly eine gewisse Rolle einzunehmen und wird ein wichtiger Teil für sie. Ich mag Sunny sehr.

Szenerie / Setting:
Unglaublich toll und bildhaft beschreibt Colleen Oakes die verschiedenen Blumenarrangements mit treffenden Wörtern. Man kann sich sofort in alles hineinversetzen und hat die Blüten und Bouquets direkt vor Augen und kann sie selbst riechen. Trotz sehr ausschweifenden Beschreibungen der Blütenexplosionen, nehmen sie aber nicht überhand. Man hätte teilweise hier reduzieren können, aber ich finde sie nicht störend und hatte auch nicht das Gefühl hier überspringen zu müssen.

Sprache / Schreibstil:
Collen Oakes schreibt großartig aus der Erzählperspektive der 3. Person. Die blumige und metaphornreiche Sprache hat mir sehr gut gefallen und auch immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Oft auch sehr witzig und pointiert, mit treffender und sarkastischer Wortwahl, aber ohne überspitzt zu wirken. Geholfen hat auch Ellys Tollpatschigkeit, mit der sie sich immer selber wieder in peinliche Situationen reitet. Colleen Oakes flechtet gekonnt Romantik, gefühlvolle Momente und urkomische Szenen ineinander und lassen das Buch kaum langweilig werden. Die Sprache ist flüssig und aber einfach gehalten, ohne komplizierter Satzgeflechte. Es liest sich trotz vieler Seiten schnell.

Fazit: Das gesamte Buch hat mir wirklich richtig Spaß gemacht. Man fiebert am Schluss mit Elly dem Höhepunkt entgegen und möchte selber aufschreien, als immer mehr Katastrophen ihren Auftrag zu scheitern drohen. Man weint mit ihr, man flucht und man lacht mit ihr. Ganz großartig und überraschend gefühlvoll!

Veröffentlicht am 05.04.2017

Zu viel drumherum und Wiederholungen ohne feinfühliger Tiefe

Forever 21
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Durch eine große Schuld, die Ava auf sich geladen hat, muss sie als Strafe nicht nur mit ihrer Seele in andere Körper springen, sondern reist damit auch in der Zeit hin und her. Um ihre Tat zu sühnen, ...

Durch eine große Schuld, die Ava auf sich geladen hat, muss sie als Strafe nicht nur mit ihrer Seele in andere Körper springen, sondern reist damit auch in der Zeit hin und her. Um ihre Tat zu sühnen, ist sie gezwungen in ihrem Gastkörper zwei zueinander gehörende Seelen - zwei sich liebende Menschen - zusammenführen. Für diese Aufgabe hat sie nur wenig Zeit, da ihr Peiniger sie dazu permanent mit Schmerzen antreibt und bestraft, wenn sie sich von der Erfüllung ihrer Aufgabe entfernt. Auf einer ihrer Missionen lernt sie zufällig Kyran kennen und beide spüren eine besondere Verbindung zwischen sich.

Die Autorin nimmt uns in ihrer Geschichte mit in verschiedene Epochen in verschiedenen Ländern. So besuchen wir nicht nur England im 21. Jahrhundert, sondern auch Deutschland im Jahr 1907 oder auch Frankreich am Königshof im 18. Jahrhundert. Toll finde ich den Einstieg, da wir Ava beim Erwachen in einem neuen Körper begleiten, und sie sich erst mal orientieren muss. Das arme von Schmerzen gepeinigte Mädchen muss sich jedesmal in der neuen Situation plötzlich zurecht finden und begeht natürlich auch einige Fauxpas, die sie immer wieder in leichte Schwierigkeiten bringt. Ich empfinde Ava zunächst als toughes Mädchen, die nicht auf den Kopf gefallen ist. Sie versucht das Beste aus der Situation zu machen um ihre Aufgabe zu erfüllen.

Leider passieren diese Sprünge in die Gastkörper immer ziemlich schnell, darunter leidet die Möglichkeit eine tiefere Beziehung zu den Personen aufbauen zu können. Durch immer mehr Sprünge tauchen auch immer mehr Figuren auf, die nur oberflächlich angerissen werden können. Es wirkt nur noch gehetzt und substanzlos. Das Feingefühl für die Situation geht verloren und kann nicht mehr aufgeholt werden. Die Protagonisten Ava und Kyran irren in ihrer Umgebung herum und die Autorin hält sich dabei viel zu sehr mit der Beschreibung der Umstände auf, ohne tiefere Bewegung in die Gefühlswelt der beiden einzuhauchen. Ich konnte weder zu Ava noch zu Kyran wirklich eine tiefere Beziehung aufbauen und Vieles war mir einfach dann zu langatmig. Die letzten 30 % habe ich zeilenweise nur noch übersprungen, dabei habe ich aber nicht das Gefühl, dass ich was verpasst hätte.

Die zunächst sehr kompliziert klingenden Aufgaben, die Umstände der sich zu findenden Liebenden, klären sich dann auch plötzlich - oh Wunder - meist durch eine einfache Fügung. Das ist mir zu flach und lässt mich unzufrieden zurück. Es gibt keine Überraschungsmomente, keine Plottwists. Immer wieder tauchen abgeklatschte Zufälle auf, die bei den Haaren herbeigezogen wirken. Auch erkenne ich keine Verbindung zwischen den vielen Figuren, den Aufgaben und der eigentlichen Geschichte.

Und so plätschert die Handlung vor sich hin ohne dass ich wirklich einen Spannungsaufbau oder Handlungsstrang erkennen kann. Viele Fragen werden aufgeworfen und bleiben unbeantwortet, oder ohne mir zumindest ein paar weitere Andeutungen zu geben. Die Autorin hat die Chance, eine spannende Story zu schreiben - die durch Verwicklungen und Verknüpfungen der Personen und Geschehnissen in den verschiedenen Zeiten hätte entstehen können - einfach nicht ergriffen, und uns eine Aneinanderreihung von netten aber wenig überzeugenden Geschichten geboten. Außerdem tauchen hin und wieder Ungereimtheiten in den Zeitangaben auf, die einem das Gefühl geben, dass der Plot nicht mit genügend Hingabe ausgearbeitet wurde.

Der Sprachstil ist flott und flüssig, in der 3. Person Präteritum erzählt und die Perspektive wechselt zwischen Ava und Kyran. Lilly Crow beschreibt die Situationen sehr bildreich und wortstark. Es gibt ein paar sehr schöne und gefühlvolle Momente, die mich auch sehr berührt haben, aber die hektische Oberflächlichkeit überwiegt und zerstört für mich das ganze Gefüge.

Und das Ende? Ein krasser Cliffhanger! Das Buch bricht mitten in der Handlung ab, ohne für sich eine Gesamtheit zu bilden. Aber es reizt mich auch nicht wissen zu wollen, wie es weitergeht. Es hat mich nicht mitgerissen und ich bin vom Buch insgesamt enttäuscht.

FAZIT:
Anfangs sehr vielversprechend mit einer tollen Idee, das Ende aber nur noch enttäuschend. Das Potenzial einer spannenden Liebesstory zwischen den Zeiten wurde auf ganzer Linie verschenkt, bei gutem Sprachstil aber nicht überzeugender Handlung. Persönlich keine Lust auf den Folgeband. Ich kann es nicht empfehlen.

Trotzdem möchte ich mich beim Bastei Lübbe Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken, und dass ich hier an der Leserunde teilnehmen durfte, sowie ich auf NetGalley das Buch ebenfalls rezensieren durfte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Lebendigkeit
  • Lesespass
  • Spannung
Veröffentlicht am 27.03.2017

Enttäuschend, kitschig und voller Klischees.

Meer Liebe auf Sylt
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Mein drittes Buch aus vorablesen.de ist mal wieder eine Enttäuschung. Die Leseprobe hatte mir richtig Spaß gemacht und versprach ein amüsantes Buch über zwei middel-aged Frauen, die unterschiedlicher nicht ...

Mein drittes Buch aus vorablesen.de ist mal wieder eine Enttäuschung. Die Leseprobe hatte mir richtig Spaß gemacht und versprach ein amüsantes Buch über zwei middel-aged Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können. Leider haben die weiteren Kapitel meine Hoffnung nicht erfüllt.

Das Cover:
Das Klappenbild gefällt mir überhaupt nicht, aber es bildet das passende Pendant zu Thesenfitzs Debut-Roman „Sylt und Selter“. Das geschulte Auge sieht sofort, dass das Model in die Szenerie hineingebastelt ist. Es passt mit seiner Aufmachung zu einem typischen Sommer-Sonne-Liebe-Roman, dem man von vornherein keine tiefgründigere Thematik zutraut. Darauf hätte ich vielleicht achten sollen.

Die Handlung:
Die zwei Omas Henrietta, ein konsumgeiles Karriereweib, und Ulla, die Verkörperung aller Esoteriktheorien, treffen auf Sylt zwangsweise zusammen und müssen alleine auf ihre gemeinsame 2jährige Enkelin Emma aufpassen. Alex, die Tochter von Henrietta und die Mutter des Schützlings, ist nach Amerika abgehauen, um ihre Ehe zu retten. Die beiden Großmütter können sich nicht ausstehen und prallen in der romantischen Kulisse des Sylters Meer und Dunenlandschaft aufeinander. Glücklicherweise werden die beiden noch von Henriettas älteren Tochter Jana unterstützt.

Der Sprachstil:
Anfangs war es frech und amüsant. Mit ironischem Augenzwinkern nahm Claudia Thesenfitz die beiden unterschiedlichen Lebensanschauungen unter die Lupe. Das hatte mir sehr gut gefallen. Mit Zuname der Seiten geht aber diese anfängliche Spritzigkeit total verloren und ergeht sich nur in langweiligen Beschreibungen eines Urlaubsalltags der High-Society auf Sylt. Es wurde mehr wörtliche Rede verwendet, aber die Dialoge wurden immer stumpfer und schwacher. Allgemein ist die Sprache doch eher normal ohne besonderen Merkmalen oder herausragender Wortgewandtheit.

Meine Meinung:
Der Einstieg in die Geschichte ist leider etwas sehr zu plötzlich aber die ersten Kapitel haben mir dennoch richtig Spaß gemacht. Mit herrlich bissiger Zunge beschreibt Claudia Thesenfitz das erste Aufeinanderprallen der beiden Welten „Konsum" gegen „Öko". Trotzdem blieb dieser „Eklat“ zwischen den beiden Personen einfach aus. Dabei hat sich das Thema auch extrem gewandelt. Versprach der Klappentext und die Leseprobe den ironisch überspitzen Konflikt zwischen Esotante und Konsumweib, ging es plötzlich um pseudo-tiefgründige Gedanken über Kinderkriegen ab 40 und Sexualität im Alter - und das leider seitenweise. Das wollte ich eigentlich nicht lesen und wäre in meinen Augen eine glatte Themaverfehlung. Was sich anfänglich als frotzelndes Schubladenschubsen anmutete eskalierte in ein reines nervtötendes Rumreiten auf typischen Frauen-Klischees.

In die Personen konnte ich mich von Anfang an nicht einfühlen. Obwohl mir die übertrieben gezeichneten Charaktere anfangs gut gefallen hatten, wird es nur noch kitschig und stereotypisch. Aber eine besondere Tiefe konnte ich zu keinem aufbauen. Die Persönlichkeiten waren mir zu einseitig und klischeehaft.

Ab Mitte hatte ich das Gefühl ein anderes Buch in der Hand zu halten. Die Handlung ist von Anfang an nicht wirklich spektakulär und baut dann auch immer mehr ab. Trotz Henriettas Amüsement mit dem heißesten Flirt, kann mich die Geschichte nicht hinterm Ofen hervorlocken.

Abhängig von den vorkommenden Personen war auch die Erzählperspektive und Länge der Kapitel sehr unterschiedlich. Zunächst beschränkte sich Claudia Thesenfitz darauf, die Kapitel auch nur in der Sicht einer Person zu schreiben. Später aber mischte sie ständig und mich hat das furchtbar gestört.

Die letzten Seiten habe ich gar nicht mehr gelesen. Nur noch auf die letzten Seiten geguckt. Und trara!, sie haben sich ja doch alle so lieb.

Veröffentlicht am 18.03.2017

Bildgewaltige Erzählung aus der ergreifend nüchternen Realität eines Kindes!

So, und jetzt kommst du
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Zum Cover kann ich nur sagen, absolut passend für die 80er Jahre. Polaroid, der Inbegriff der fotografischen Freiheit mit der fetten Bauhaus-Schrift passen wie die Faust aufs Auge. Kein Schnick-Schnak, ...

Zum Cover kann ich nur sagen, absolut passend für die 80er Jahre. Polaroid, der Inbegriff der fotografischen Freiheit mit der fetten Bauhaus-Schrift passen wie die Faust aufs Auge. Kein Schnick-Schnak, keine Schnörkel, plakativ wie die Zeit damals auch war. Ob es geschmacklich meine Vorstellung trifft sei dahingestellt, es trifft auf jeden Fall den Nerv der Zeit. Ich finde es köstlich hässlich.

In 4 Teilen begleiten wir den Jungen Arno mit seiner Familie auf einer Odysee durch Frankreich und Portugal. In der kindlichen Naivität eines kleinen Jungen erzählt er zunächst von seiner unbeschwerten und verklärten Kindheit, in der in allen Ecken und Winkeln noch die großen Wunder stecken. Er wird von seinem Vater mit Vorstadt-Weisheiten überschüttet, die der arme Junge für bare Münze nimmt. Getrieben von den betrügerischen Machenschaften des Vaters muss die Familie aber plötzlich von einem Ort zum Anderen ziehen, immer auf den Kosten der Kinder. Bis sie zum Schluß wieder da ankommen, wo alles begann. Die anfänglich unerschütterliche Liebe der Eltern bröckelt, genauso wie der Fassade des Felses in der Brandung, der haltgebende Anker für die Kinder. Bis sie sich zum Schluß nur noch verwahrlost und abgestumpft ihrem Schicksal ergeben müssen.

Mit einer bildgewaltigen Kulisse beschreibt Arno Frank in seiner Autofiktion in sehr wortgewandter, pointierter und ironischen Sprache die Geschehnisse in der ergreifenden, sarkastischen Nüchternheit, die aus der Sicht eines Jungen entspringt. Einige Andeutungen bleiben im Raum stehen, da sie aus der Perspektive des Kindes nicht anders wahrgenommen wurden und aus seiner Erzählung heraus nicht erklärt werden können. Ein Junge, der fast bis zum Schluß den Vater auf kindlichen Charme idealisiert. Aus der Angst heraus die Eltern und die Familie zu verlieren, lassen die Kinder die Geschehnisse über sich ergehen und ziehen bedingungslos mit.
Und bis zum Schluß klingt es fast wie eine Hommage an seinen Vater, der niemals die Familie aufgeben wollte. Es gibt keinen Vorwurf, keine Infragestellung, keine Verurteilung.

Einige der Passagen wirken für mich trotz herausragender Erzählung etwas lang und zu viel. Es ist kein „Roadmovie" mit wilder Verfolgungsjagd, sondern bleibt von der Dramaturgie eher flach. Es ist vielmehr die subtile Erdrückung und Machtlosigkeit durch die bedingungslose Liebe der Kinder, die einem beim Lesen immer wieder das Herz zuschnüren lässt.

Der Epilog hat mich selber dann noch mal sehr ergriffen.