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Veröffentlicht am 28.09.2021

Stille Helden und ein geheimes Buch

Das Buch der verschollenen Namen
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Otto Kühn, ein Bibliothekar der Zentral- und Landesbibliothek in Berlin, hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, von den Nazis geraubte Bücher zurückzugeben. So erscheint im Mai 2005 ein Artikel in der ...

Otto Kühn, ein Bibliothekar der Zentral- und Landesbibliothek in Berlin, hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, von den Nazis geraubte Bücher zurückzugeben. So erscheint im Mai 2005 ein Artikel in der New York Times darüber. Auf dem Foto hält er ein Buch in den Händen. Eva Abrams liest zufällig diesen Artikel und entdeckt, dass Otto Kühn „ihr“ Buch in den Händen hält, das „Buch der verschollenen Namen“.

Juli 1942: Eva lebt mit ihren Eltern in Paris, sie sind Juden. Eines frühen Morgens wird ihr Vater aus der gemeinsamen Wohnung abgeholt. Eva und ihre Mutter sind zu dem Zeitpunkt nicht dort, sondern in der Wohnung einer Nachbarin um auf deren Kinder aufzupassen, so entgehen sie der Polizei. Ihr Vater hat vorgesorgt und mit seiner Tochter darüber gesprochen, was sie in so einem Fall tun soll. Sie geht zum Chef ihres Vaters, dieser soll für sie falsche Papiere fertigen bzw. besorgen. Eva bekommt von ihm aber nur einige Vorlagen und Stifte, etc. für die Herstellung von Dokumenten. Da sie gut zeichnen kann, fälscht sie für sich und ihre Mutter Ausweispapiere. Mit diesen Unterlagen fliehen sie in den kleinen Ort Aurignon. Dort kommen die beiden in einer kleinen Pension unter, deren Wirtin sich die Papiere genau anschaut. Am nächsten Tag wird Eva vom Pfarrer des Ortes angesprochen, er möchte wissen, woher sie die Papiere haben. So beginnt die Geschichte von Eva und Remy, die gemeinsam Ausweise und vieles mehr für Kinder die flüchten müssen, fälschen.

Den Kindern wird von vielen unsichtbaren Helfern zur Flucht in die Schweiz verholfen. Sie sind teilweise noch sehr klein und Eva möchte, dass die tatsächlichen Namen irgendwo vermerkt werden. „Ich will eine Liste der Kinder führen, für die wir Dokumente fälschen. Sie gehören zu jemanden, sie alle.“ So vermerken Remy und Eva diese Namen und die dazugehörigen Identitäten in einem alten Messbuch, natürlich verschlüsselt.

Kristin Harmel erzählt die Geschichte sehr einfühlsam, man sitzt mit Eva und Remy in der geheimen Bibliothek der Kirche und stellt fest wie viele Bewohner des Ortes ein Netzwerk gespannt haben, um den alleinstehenden Kindern die Flucht in die Schweiz zu ermöglichen. Der Roman ist fesselnd nach einer wahren Begebenheit geschrieben. Wer sich für die Zeit des Zweiten Weltkrieges, für Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft interessiert sollte ihn auf jeden Fall lesen.

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Veröffentlicht am 05.09.2021

Abschiednehmen und auf zu neuen Ufern

Der große Aufbruch
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Luise ist nach Kamerun geflohen und möchte die schrecklichen Ereignisse auf der Hochzeit von Frederike und Julius und vor allem den Tod ihrer Tochter Viktoria hinter sich lassen. Als sie auf der Farm ankommt, ...

Luise ist nach Kamerun geflohen und möchte die schrecklichen Ereignisse auf der Hochzeit von Frederike und Julius und vor allem den Tod ihrer Tochter Viktoria hinter sich lassen. Als sie auf der Farm ankommt, bricht sie zusammen und Malambuku und Hamza kümmern sich rührend um Luise. Durch die Fürsorge der beiden kommt sie langsam wieder zu Kräften. Auch lernt sie mit dem Tod ihrer geliebten Tochter besser zurechtzukommen.

Doch schon droht neuer Ärger. Hans will weder der Scheidung zustimmen, noch die Firmenanteile zurückübertragen. Luise muss persönlich bei Gericht in Hamburg erscheinen, damit die Ehe geschieden wird. Außerdem stellt sich die Frage, wie sich die Gefühle zwischen Luise und Hamza entwickeln. Flammt die alte Liebe wieder auf?

Ganz souverän führt Ellin Carsta uns Leser durch den letzten Teil der Hansen-Saga. Anschaulich wird das Leben auf der Plantage in Kamerun geschildert. Ebenso die Gefühle die Hamza hin und her reißen, er steht zwischen seinem Leben bei den Duala und dem Leben welches er in Hamburg kennengelernt hat. Es fließt auch der Konflikt zwischen den Einheimischen und den Kolonialherren mit ein.

Ellin Carsta hat natürlich noch einige Wendungen, mit denen ich so nicht gerechnet habe, in diesen finalen Band einfließen lassen. So endet nach dem achten Band die Hansen-Saga. Luise und alle anderen Familienmitglieder gehen neuen bzw. anderen Zielen entgegen. Die Autorin hat uns mit gutem Gespür für die Geschichte durch den letzten Teil geführt. Für Luise und Hamza heißt das „Auf zu neuen Ufern“.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Guter und spannender Krimi

Narbenherz
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Nach Leichenblume ist Narbenherz das zweite Buch mit dem Ermittlerduo Erik Schäfer, Kriminalist und Heloise Kaldan, Journalistin. Im Prolog des Buches wird beobachtet wie ein Mann ein Kind ins Wasser fallen ...

Nach Leichenblume ist Narbenherz das zweite Buch mit dem Ermittlerduo Erik Schäfer, Kriminalist und Heloise Kaldan, Journalistin. Im Prolog des Buches wird beobachtet wie ein Mann ein Kind ins Wasser fallen lässt.

Während eines Arztbesuches von Heloise Kaldan erhält der Arzt einen Anruf des Schulhortes, dass sein Sohn Lukas nach der Schule nicht in den Hort gekommen ist. Lukas ist verschwunden. Der Vater des Jungen, Jens Bjerre fährt natürlich sofort zur Schule, natürlich verlässt auch Heloise die Praxis.

Die Ermittlungen beginnen, die Leitung hat Erik Schäfer, der gerade aus dem Urlaub zurückgekommen ist. Erik und Heloise sind befreundet, es ist mehr eine „Vater-Tochter-Freundschaft“. Sofort wird eine großangelegte Suchaktion gestartet, die aber keinen sofortigen Erfolg hat.

Es tauchen immer mehr Details auf, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben: Soldaten die in Krisengebieten waren und ein PTBS (posttraumatisches Belastungssyndrom) haben, das Verhältnis Eltern und Kinder, Ärzte ohne Grenzen.

Die Charaktere der Protagonisten werden gut und anschaulich beschrieben, ebenso die Orte in denen die Handlung stattfindet. Das Buch hat mich in seinen Bann gezogen, die Spannung hat kontinuierlich zugenommen, ohne dass Hektik in der Handlung entstanden ist. Am Ende wurden alle losen Enden nachvollziehbar zusammengeführt.

Allerdings kann von einem Ermittlerduo in diesem Fall nicht gesprochen werden, da man überwiegend nur von den privaten Problemen von Heloise erfährt.

Ein guter und spannender Krimi.

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Veröffentlicht am 06.02.2024

Familiengeschichte vor idyllischer Kulisse

Das Erbe der Greiffenbergs - Zu neuen Ufern
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Das Feinkostunternehmen Greiffenberg steht knapp vor dem Ruin, dann stirbt Ludwig der Geschäftsführer und seine Tochter Pauline tut alles um das Unternehmen zu retten. Einfach ist das nicht, denn nicht ...

Das Feinkostunternehmen Greiffenberg steht knapp vor dem Ruin, dann stirbt Ludwig der Geschäftsführer und seine Tochter Pauline tut alles um das Unternehmen zu retten. Einfach ist das nicht, denn nicht alle in der Familie unterstützen sie. In diesem zweiten Teil der Familiensaga steht vor allem Ferdinand, Paulines Bruder im Vordergrund. Er ist Stuntman und verletzt sich schwer bei einem Auftrag. In der Rehaklinik lernt er Christina kennen, die sich bei einem Autounfall eine Handverletzung zugezogen hat. Der Traum von einem Musikstudium ist zerplatzt. Ferdinand und Christina kommen sich näher.
Isabell Schönhoff erzählt mit leichter Hand die Geschichte der Greiffenbergs weiter. Stand im ersten Teil Pauline im Vordergrund, so ist es jetzt Ferdinand. Das bringt Abwechslung in das Geschehen um die Familie. So gehen Therese, Ludwigs Frau und seine Mutter Elsa auch der Frage nach, ob Ludwig eine Geliebte hatte. Die beiden Frauen halten ihre Aktivitäten verborgen.
Es war wieder interessant die Familie und ihre Aktivitäten mitzuerleben. Die Autorin bringt uns die Geschehnisse in einem sehr flüssigen und angenehm zu lesenden Schreibstil näher. Ich freue mich auf den dritten Band der Familiensaga und bin gespannt wie es weitergeht.

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Veröffentlicht am 05.02.2024

Mord auf einer kleinen abgeschnittenen irischen Insel

Schneesturm
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Cara lebt mit ihren zwei Kindern auf der kleinen irischen Insel Inishmore. Vor 10 Jahren ist ihr Ehemann tödlich verunglückt. Die Tragödie hat den Freundeskreis auseinandergerissen. Zum Todestag von Cillian ...

Cara lebt mit ihren zwei Kindern auf der kleinen irischen Insel Inishmore. Vor 10 Jahren ist ihr Ehemann tödlich verunglückt. Die Tragödie hat den Freundeskreis auseinandergerissen. Zum Todestag von Cillian treffen sie sich auf der Insel erstmals nach den vielen Jahren wieder. Cara schafft es gerade noch mit der letzten Fähre auf die Insel zu kommen bevor der Schneesturm richtig loslegt. Die Freunde treffen sich am Abend und feiern gemeinsam, doch eine unbeschwerte Stimmung will nicht so richtig aufkommen. Außerdem fehlt Maura, die Freunde können sich nicht erklären wo sie wohl steckt. Am ersten Abend, Cara hat diesen aus beruflichen Gründen verpasst, hat sie mit den Freunden gefeiert.
Am nächsten Morgen erreicht Cara, die Polizistin auf der Insel ist, die Nachricht, dass jemand von den berüchtigten Steilklippen gestürzt worden ist. Sie überprüft das und findet Maura tot am Fuße der Klippen. Sie erhält die Anweisung auf ihre Kollegen vom Festland zu warten und soll nicht eigenständig ermitteln. Maura war ihre Freundin und sie stellt Ermittlungen an. Bei ihren Nachforschungen merkt sie schnell, dass die ehemaligen Freunde sich mit Misstrauen begegnen und nicht immer die Wahrheit erzählen.
Tríona Walsh hat einen flüssigen Schreibstil. Sie bringt uns die Atmosphäre auf der kleinen, von der Außenwelt abgeschnitten, Insel bildhaft nahe. Die Stimmung und die Protagonisten sind gut beschrieben. Auch spüren wir die angespannte Stimmung zwischen den ehemaligen Freunden, man vertraut sich nicht mehr. Hat einer von ihnen Maura getötet? Das Buch wird vom Verlag als Thriller bezeichnet, für mich ist es ein guter solider Krimi.

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