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Veröffentlicht am 17.05.2021

Ein Buch, das vieles sein wollte und nichts davon war

Caspers Weltformel
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Hallo allerseits!



Momentan bin ich ein großer Freund von Vielfalt in meinem Bücherregal. Ich finde es toll, immer wieder in andere Genre einzutauchen und verschiedene Geschichten zu lesen. Habe ich ...

Hallo allerseits!



Momentan bin ich ein großer Freund von Vielfalt in meinem Bücherregal. Ich finde es toll, immer wieder in andere Genre einzutauchen und verschiedene Geschichten zu lesen. Habe ich früher fast ausschließlich Fantasy und Romance gelesen, sind mittlerweile auch Poesie, Dramen und schlichte Romane dazwischen gerutscht. Aber was davon ist "Caspers Weltformel"? Das lässt sich gar nicht so leicht sagen. Irgendwie ist es eine Romanze, aber auch ein Entwicklungsroman aber auch irgendwie ein Sachbuch. Ein spannender Mix von allem.



Die Geschichte um den Physik-Doktoranden Casper ist teilweise von einer witzigen Skurrilität geprägt. Casper selbst ist spleenig, oft sehr ernst und trotzdem unerwartet sprunghaft. er hat sehr strikte Ansichten, wie sein Umfeld zu denken und zu handeln hat. Er ist militanter Vegetarier und Weltverbesserer, was oft durch einen erhobenen Zeigefinger deutlich wird. Da wird ausgiebig über die Unmenschlichen Verhältnisse geredet unter denen Tiere leben und sterben um von uns gegessen zu werden, von den Verhältnissen in Fabriken, die Kleidung herstellen, der Überfischung des Meeres und sonstigen sozialen und gesellschaftlichen Missständen. Doch das wird nicht irgendwie verpackt, sondern dem Leser mit voller Wucht ins Gesicht geklatscht. das ist kein Wink mit dem Zaunpfahl, das ist der ganze Zaun der einen trifft. Das ist zuweilen ziemlich stören, oft genug habe ich mich beim Augenverdrehen und genervt Seufzen erwischt.



Dahingegen ist Ilona, der zweite Hauptcharakter, aus dessen Sichtweise erzählt wird, das komplette Gegenteil. Die junge Frau, die voller Schulden lebt, keinen Job behalten kann, weil die meisten unter ihrer Würde sind, die oberflächlicher kaum sein könnte und davon träumt von einem reichen Prinzen gerettet zu werden. Sie ist der Charakter, der am Ende die meisten losen Fäden aufweist. Nie wird geklärt, was in ihrer Vergangenheit passiert ist, was sie so hat werden lassen. Caspers Geschichte wird recht einfach aufgeklärt, doch Ilona bleibt im Dunkeln und fühlt sich an, als hätte die Autorin irgendwann selbst keine Lust mehr auf diesen Charakter gehabt.



Der Schreibstil ist dennoch flüssig und lässt sich leicht lesen. Man kommt leicht in die Geschichte rein und nach etwas Zeit gewöhnt man sich auch an die dynamischen Perspektivwechsel. Abwechselnd folgt man Casper und Ilona, wobei es auch vorkommen kann, dass ein Kapitel lediglich eine Seite lang ist. So kann man schnell zwischen den Charakteren hin und her springen und ihren Gedanken folgen. Richtig Spannung kommt im letzten Viertel auf, doch die verfliegt ebenso schnell wieder.

Dennoch lässt mich das Buch mit einem unzufriedenen Gefühl zurück. Das Ende fühlt sich unrund an, überstürzt und vieles an dem Ausgang hat nur Fragezeichen über meinem Kopf erzeugt. Letztendlich bleibt es ein Buch, das zu vieles sein wollte.

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Veröffentlicht am 30.03.2021

Treffen sich fünf Darcys

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep
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Hallo allerseits!

Wer mir jetzt schon ein bisschen folgt weiß, dass ich eine Schwäche für die Klassiker der Literatur habe. Egal ob es Austen, du Maurier, Doyle, Dürrenmatt oder Goethe sind, ich liebe ...

Hallo allerseits!

Wer mir jetzt schon ein bisschen folgt weiß, dass ich eine Schwäche für die Klassiker der Literatur habe. Egal ob es Austen, du Maurier, Doyle, Dürrenmatt oder Goethe sind, ich liebe es, in ihren Welten abzutauchen und dort die Luft einer anderen Zeit zu schnuppern. Wer würde nicht gerne mal mit Mr. Darcy tanzen, mit Maxim de Winter einen Tee trinken oder Sherlock Holmes in der Baker Street besuchen? Was, wenn es eine Welt geben würde, in der das möglich ist? Genau damit beschäftigt sich "Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep", doch die eigentliche Message dieses Buches geht noch deutlich tiefer.

Zu aller erst muss man sagen, dass das Thema nicht neu ist. Charley hat die Fähigkeit, Figuren aus Büchern herbei zu lesen, etwas, was wir schon von Cornelia Funkes "Tintenherz"-Reihe kennen. Doch in diesem Buch wird das Ganze auf eine deutlich erwachsenere Ebene gehoben, vielleicht weil die Charaktere nun mal gerade aus erwachsenen Büchern stammen. Ich habe auf jeden Fall sehr gelacht, als es um die fünf Mr. Darcy ging, die alle doch ein bisschen unterschiedlich sind, je nach Interpretation der Leser.



Die Geschichte ist nicht nur ein klassischer Weltrettungs-Plot, sondern auch ein Familiendrama, wo es darum geht, was Familie wirklich ist und wie weit man geht, um diese zu beschützen. Die Charaktere haben viel Tiefe, selbst die, die nicht im Mittelpunkt stehen. ich kann die Beweggründe eines Dorian Grey genauso verstehen, wie die des Hauptcharakters Robert Sutherland. Die ständigen Anspielungen auf verschiedene Werke von Dickens haben bei mir lediglich dafür gesorgt, dass ich unbedingt "David Copperfield" und "Große Erwartungen" lesen möchte (mein SuB weint leise). Obwohl es doch ziemlich Fantasy ist, fühlt sich dieses Buch kaum danach an, alles wirkt so realistisch, als ob es genau so auch wirklich passieren könnte. Die Twists in der Handlung wirken nicht konstruiert, sondern passen sich absolut stimmig ins Gesamtbild ein.



Am Ende bleibt die Frage, was aus den ganzen lebendig gewordenen Buchcharakteren werden soll. Wie sollen sie in einer Welt leben, in die sie nicht so richtig gehören und die sie auch nicht unbedingt versteht? Eine Welt, für die sie genauso fremd sind und die sie vielleicht sogar fürchtet, immerhin haben ein paar von ihnen auch außergewöhnliche Fähigkeiten. Die Frage, wie wir mit dem Fremden umgehen, wird aufgeworfen, aktueller denn je. Folgen wir denen, die die Hassreden schwingen und das Unbekannte voller Angst zerstören möchten oder lassen wir uns von ihnen ihre Welt zeigen, die so voller Wunder sein kann?



Alles in allem habe ich dieses Buch wirklich sehr genossen, ich konnte völlig abtauchen in diese Welt. Das mein Schlaf ein bisschen darunter gelitten hat, ist nicht weiter schlimm, denn ich habe das Gefühl, ein wirklich tolles und außergewöhnliches Buch gelesen zu haben, dass so viel mehr unter der Oberfläche verbirgt, als es zuerst den Anschein hat.

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Veröffentlicht am 17.02.2021

Die Geschichte einer großen Liebe

Wenn die Dunkelheit endet
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Hallo allerseits!



Zeitreise-Roman sind im Laufe des letzten Jahres zu einem Faible von mir geworden. Geschichten, die auf verschiedenen Zeitebenen spielen, üben eine unglaubliche Faszination auf mich ...

Hallo allerseits!



Zeitreise-Roman sind im Laufe des letzten Jahres zu einem Faible von mir geworden. Geschichten, die auf verschiedenen Zeitebenen spielen, üben eine unglaubliche Faszination auf mich auf und ich konnte so definitiv nicht widerstehen, als ich den Klappentext dieses Buches gelesen hatte. Schnell angefragt, ob ich es als Rezensionsexemplar haben könnte und dann ungeduldig gewartet, bis ich endlich die Bestätigung hatte. Und meine Güte, was für ein Buch.



Die Geschichte zieht sich nicht nur über zwei Zeiten, sondern wir verfolgen direkt das Leben von drei Personen. Dem jungen Bauernmädchen Juliet LaCompte, dem Hollywood-Star Nora Wheeler in den 1930ern, der Musikerin Sandra Keane in den wilden 70ern und schließlich Helen Lambert in der Neuzeit. Man sollte denken, dass diese Frauen nicht viel gemeinsam haben und doch sind sie sich ähnlicher als es im ersten Moment den Anschein hat. Alle verbindet diese eine große Liebe, die immer absolut traumatisch endet und die Gewissheit, an ihrem 34. Geburtstag zu sterben. Jede dieser Frauen ist ein Abbild der jungen Juliet und doch ist jede auf ihre Art vollkommen unterschiedlich.



Die Idee, vier Geschichten in eine zu packen, mag auf den ersten Blick vielleicht ein bisschen gewagt erscheinen. Kann man denn so vielen Protagonisten gerecht werden? Die Antwort hier ist ganz einfach: Constance Sayers kann es. Sie schafft es, jedem der Charaktere einen eigenen Charakter zu verleihen und sie alle ganz klar voneinander zu differenzieren. Man fiebert mit jeder eigenen mit und gerade, wenn man glaubt, die Geschichte verstanden zu haben, taucht ein weiterer Kniff, eine weitere Überraschung auf. Der mysteriöse Luke, der von Anfang an bei jeder Geschichte dabei ist, gewinnt nach und nach an Tiefgang, man versteht seine Handlungsweisen und Motivationen. Ich muss auch gestehen, das er im Laufe der Handlung auch definitiv mein Herz für sich gewonnen hat und ich mir immer mehr von ihm gewünscht habe, jede Szene mit ihm verschlungen habe.



Die 544 Seiten flogen nur so dahin. Es dauerte etwas, bis die Handlung an Fahrt aufnahm, doch als es so weit war, wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. War mir ausgerechnet Helen am Anfang noch ein Dorn im Auge, so hat sie sich mit jedem Kapitel entwickelt und ich wünschte mir so sehr ein Happy End für sie.

Das Ende ist so bittersüß, dass es einfach perfekt zum Buch passt. Es ist nicht langweilig und lässt Raum für Spekulationen. Ich schloss das Buch mit einem Lächeln auf dem Gesicht und war absolut zufrieden, auch wenn mir Luke jetzt schon fehlt.

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Veröffentlicht am 17.02.2021

Was, wenn Wörter mehr Macht hätten?

Wortwächter
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Hallo allerseits!



Was wäre, wenn Wörter mehr Macht haben, als wir es uns vorstellen können? Was, wenn die Seiten eines Buches mit einem sprechen könnten? Was, wenn wir mit geschriebenen Wörtern die ...

Hallo allerseits!



Was wäre, wenn Wörter mehr Macht haben, als wir es uns vorstellen können? Was, wenn die Seiten eines Buches mit einem sprechen könnten? Was, wenn wir mit geschriebenen Wörtern die Welt um uns herum verändern könnten? Genau diesem Gedankenspiel geht Akram El-Bahay in seiner Geschichte um Tom und Josephine nach.



Der absolute Lese-Muffel Tom muss sich mit der Macht der Wörter auseinander setzen um seinen Onkel retten zu können. Zum Glück wird er von der zum Leben erwachten Statue von William Shakespeare und Josephine, der Ur-Ur-Urahnin von Jules Verne, unterstützt. Zusammen lösen sie quer durch die ganze Welt verstreut Rätsel, immer auf der Flucht vor denen, die die Macht der Wörter für sich benutzen wollen.



Eine spannende Geschichte, die einem mehr als einmal ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Zum Beispiel, wenn man auf die ganzen lebendigen Statuen berühmter Autoren trifft. Gerade Toni, die Statue von Antoine de Saint-Exupéry oder auch die "grimmigen Brüder", die niemand anderes als Jacob und Wilhelm Grimm sind, haben mich zum Schmunzeln gebracht. Wenn dann auch noch Zitate aus den jeweiligen Werken benutzt werden, verliert jeder passionierte Bücherwurm endgültig sein Herz an diese Geschichte. Doch es werden einem nicht nur Phrasen um die Ohren gehauen, nein, auch philosophische Fragen werden angeschnitten. Ist das Leben einzelner weniger Wert als das Leben aller? Was ist eigentlich der Wert von Freiheit und wie definiert man diese überhaupt?



Ab und zu merkte man, dass das Buch für Jugendliche ausgelegt ist, doch auch als Erwachsener rührt einen die Geschichte noch sehr und man fiebert mit den Protagonisten mit. Einige Male wollte ich sie auch schütteln und ihnen auf die Füße treten, weil die Lösung einiger Rätsel doch sehr offensichtlich war, doch ich denke bei jüngeren Lesern zündet das sicher noch mehr.

Ich mag Geschichten, in denen Bücher einen großen Einfluss auf unsere Welt haben und da war dieses Hier definitiv eines der Besten. Der Schreibstil ist gut zu lesen, man kann schnell tief in die Welt abtauchen und komplett darin versinken.



Das Ende wirkt leider ein wenig hektisch, so als wäre die Zeit ausgegangen und es bleiben ein paar Fragen offen, doch das lässt sich gut verschmerzen, regt es doch die Fantasie des Lesers an, sich selbst seinen Teil zu denken und die Geschichte weiter zu spinnen.

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Veröffentlicht am 09.01.2021

Poesie, die ans Herz geht

Keine Ahnung, was für immer ist
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Hallo allerseits!



"Eines Tages, Baby, werden wir alt sein..." Damit fing meine Begeisterung für Julia Engelmann, wie vermutlich bei einigen. Poetry Slam war schon länger eines meiner Steckenpferde, ...

Hallo allerseits!



"Eines Tages, Baby, werden wir alt sein..." Damit fing meine Begeisterung für Julia Engelmann, wie vermutlich bei einigen. Poetry Slam war schon länger eines meiner Steckenpferde, doch die Texte von Julia Engelmann trafen mich direkt ins Herz. Buch nach Buch landete in meinem Regal oder auf meinem Ebook-Reader, eine ideale Begleitung durch den stressigen Alltag, Texte die zum Nachdenken anregen und gleichzeitig entschleunigten.



Dieses Buch ist nun wieder ein neues Thema. Es geht um Heimat, was ist Glück, um Loslassen und Festhalten. In vielen dieser Gedichte erkannte ich mich wieder, sie berührten mich und trafen einen Nerv bei mir. Wieder einmal schafft Julia Engelmann es so gekonnt mit Worten umzugehen, dass ich mich in vielen Zeilen angesprochen gefühlt habe, sie Gedanken in mir angestoßen hat und mich auch einfach nur zum Schmunzeln gebracht hat.



Man sagt, dass Poesie immer sehr individuell ist, viele haben Angst vor Gedichten, wurde man doch in der Schule so sehr damit gequält. Doch Julia Engelmann gibt dem eingestaubten Genre einen neuen Anstrich, macht es wieder salonfähig und lässt es auf die Herzen der jüngeren Generation los. Auch hier kann ich nur sagen, dass dieses Buch definitiv nicht das letzte sein wird, was ich von ihr lese.

Dies ist ihr fünftes Werk, hoffentlich werden noch viele weitere folgen.

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