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Veröffentlicht am 15.07.2021

Wohlfühlroman mit einer schönen Liebesgeschichte

Jedes Jahr im Juni
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Emmie und Lucas verbindet eine sehr lange Freundschaft. Als Jugendliche hat Emmie in England einen Luftballon steigen lassen, Lucas hat ihn an der Küste Frankreichs gefunden und ihr geantwortet. Während ...

Emmie und Lucas verbindet eine sehr lange Freundschaft. Als Jugendliche hat Emmie in England einen Luftballon steigen lassen, Lucas hat ihn an der Küste Frankreichs gefunden und ihr geantwortet. Während der schlimmsten Zeit in ihrem Leben ist Lucas nicht nur Emmies bester Freund geworden, sondern auch Familie; sowie Lucas‘ Bruder und Eltern. Zufälligerweise haben beide Protagonisten am gleichen Tag Geburtstag und so treffen sie sich immer an diesem Tag im Juni und an dem Ort, wo Lucas den roten (ja, das Cover lügt) Luftballon mit Emmies Nachricht aufgehoben hat. Seit einigen Jahren empfindet Emmie nicht mehr nur freundschaftliche Gefühle für Lucas, weshalb sie hofft, dass Lucas‘ besondere Ankündigung ein Liebesgeständnis werden wird. Doch Lucas wird heiraten, eine andere!

Anfangs hab ich direkt mit Emmie mitgelitten, als Lucas ihr von seiner Verlobung erzählt hat, andererseits hab ich mich aber gefragt, warum sie es nicht längst gewagt hat, ihm von ihren Gefühlen zu erzählen. Im Verlauf der Geschichte erfährt man, wie gut sich die beiden verstehen und dass Emmie in ihrer Familie nie Vertraute hatte, weshalb Lucas einfach Alles für sie wurde und weshalb sie das nie aufs Spiel setzen würde. Denn während Lucas langsam seine Hochzeit vorbereitet, schildert die Autorin auch von der Post zwischen den beiden und ihren Treffen. Somit erlebt der/die Leser/in mit wie Emmie und Lucas sich immer besser kennengelernt haben und kann ihre Freundschaft vollumfänglich nachempfinden und verstehen. Diese Rückblenden wurden oftmals einfach in die Kapitel als Erinnerung eingebaut, danach aber als Erzählung zu Beginn der Kapitel mit entsprechender Jahreszahl in anderer Schriftart abgedruckt, was mich etwas verwirrt hat, da die Jahreszahl vom Hier und Jetzt nie direkt genannt wurde. Diese zwei Aspekte („Warum sagst du es ihm nicht endlich?“ & „Wann spielt die Szene denn?“) haben den Einstieg nicht ganz einfach gemacht, aber mit jeder Seite wurde ich immer mehr gefangen genommen und hab mich in der Geschichte direkt wohlgefühlt.

>> Vielleicht werden wir – na ja, wenn, dann er – zwanzig Jahre und zwei Ehen brauchen, um es zu begreifen. Dass ich es bin. Dass wir es sind.<< S. 93

Wie sich die Liebesgeschichte von Emmie entwickelt, habe ich später mit jeder einzelnen Seite kommen sehen und genauso langsam, aber bestimmend hat sie sich aufgebaut. Ich kann nichts dazu andeuten, aber es hat einfach so schön gepasst, jedes kleine Detail hat immer mehr dazu beigetragen, wie jedes Puzzleteilchen, dass man zu einem Gesamtbild hinzufügt.

Die letzten 50 Seiten waren mir dann manchmal etwas zu schnell, manches einfach in die Handlung geschmissen, aber im Großen und Ganzen hat es zu einem schönen Schluss geführt. Und obwohl man sich am Anfang des Epilogs noch fragt, warum man die zwei Seiten noch lesen sollte, unterstreichen sie letztendlich genau, wie schön, perfekt und passend das Ende einfach ist.


Fazit:
Jedes Jahr im Juni erzählt von dem Jahr, in dem alles für Emmie und Lucas anders wird. Die Geschichte ist ein richtiges Wohlfühlbuch, auch wenn man es auf den ersten Seiten gar nicht erwarten würde. Die Liebesgeschichte entwickelt sich gut und romantisch und der Epilog verdeutlicht, dass alles so gut und schön ist, wie es sich am Ende für die Protagonisten und auch Leser/innen anfühlt.

Veröffentlicht am 15.07.2021

Arbeitsintensives und behagliches Leben im Alten Land

Der Himmel ist hier weiter als anderswo
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Nachdem Felicitas‘ Mann überraschend gestorben ist, muss sie nicht nur den Verlust verarbeiten, sondern sich auch um das Leben ihrer vier Kinder kümmern. Diese haben sehr individuelle Interessen, Eigenschaften ...

Nachdem Felicitas‘ Mann überraschend gestorben ist, muss sie nicht nur den Verlust verarbeiten, sondern sich auch um das Leben ihrer vier Kinder kümmern. Diese haben sehr individuelle Interessen, Eigenschaften und Probleme. Nicht nur wird Fee ihr Job als Musiklehrerin gekündigt, da sie seit Jans Tod nicht mehr zur Geige greift, sondern auch ihre Wohnung wegen Eigenbedarf. Was liegt da näher und doch so fern, woanders einen Neuanfang zu starten? Also zieht die Familie kurzerhand von Hannover in einen alten Gasthof ins Alte Land.

Schon im Prolog wird die Landschaft im Alten Land beschrieben, als Fee mit ihren Kindern den alten Gasthof als mögliches neues zu Hause besichtigen. Mit den vielen bunten Blüten und Knospen, die nahe Elbe, die zaghafte Sonnenwärme auf der Haut und das weite Land wird der Frühling zu Beginn sehr anschaulich gezeichnet. Auch später noch spielen die weite Landschaft und auch der großzügige Garten des Hauses eine große Rolle. Zum Beispiel macht Fee viele Ausflüge mit dem Fahrrad in die Umgebung. Das Setting im und um den Gasthof wurde sehr bildhaft dargestellt und, obwohl ich in Bayern lebend noch nie im Norden Deutschlands war, konnte ich mir alles sehr gut vor meinem inneren Augen vorstellen.

Ebenfalls gut gezeichnet hat die Autorin die vier Kinder von Fee und Jan. Ihr Ältester, Rasmus, unterstützt Fee mit seinen Geschwistern wo er kann, auch seine schulischen Probleme und Unentschlossenheit verbirgt er vor ihr, um sie zu entlasten. Rieke, als typischer Teenager hängt oft am Handy und ist sehr aufbrausend, jedoch hat sie auch tolle Ideen um z. B. die finanzielle Situation der Familie aufzubessern und ist allgemein sehr engagiert. Martha ist in sich gekehrt und sehr fixiert auf die Natur, wo sie zum Beispiel Frösche beobachtet und zeichnet. Als Jüngster ist Golo ein kleiner Wirbelwind und derjenige, der viele Probleme nicht sieht und Fee deshalb häufig darauf stößt, endlich wieder mit dem Geigenspielen zu beginnen. Die vier Kinder brauchen häufig Unterstützung, sind jedoch oft sehr selbstständig. Fee jongliert ständig zwischen ihrer Aufmerksamkeit für alle vier und der Notwendigkeit, Geld zu verdienen und das alte Haus zu renovieren. Der Roman geht vielmehr darum, wie die fünf ein neues Leben im Alten Land beginnen, als Fees Trauer um ihren verstorbenen Mann Jan. Fees Problem selbst zu musizieren, wird oft angesprochen und schrittweise thematisiert, wohingegen die Nähe zu Männern sehr einfach für Fee zu suchen ist. Das finde ich etwas schade, dass hier die Trauer eher weniger Raum eingenommen hat. Denn zu Beginn hat Valerie Pauling Fees Gefühlswelt, die sie niederdrückt, und die beklemmenden Emotionen direkt auf den Punkt gebracht. Aufgrund des sehr beschreibenden und feinfühligen Schreibstils hatte ich besonders zu Anfang einen dicken Kloß im Hals. Die Autorin hat die Entwicklung von Fees Gefühlen und das Einleben in der Fremde der Kinder sehr nachvollziehbar dargestellt. Valerie Pauling nutzt überwiegend kurze Sätze, an die ich mich anfangs gewöhnen musste, die jedoch nie das Geschehen abgehackt erzählt hätten.


Fazit:
„Der Himmel ist hier weiter als anderswo“ ist eine schöne Geschichte über eine Familie, die plötzlich ohne Ehemann bzw. Vater dasteht und im Alten Land einen Neuanfang wagt. Die Autorin hat das Setting, die Gefühle und Entwicklung der Protagonisten und die Problem mit dem alten Gasthof sehr anschaulich beschrieben.

Veröffentlicht am 04.07.2021

Lebehafte Geschichte über eine beeindruckende historische Persönlichkeit

Frau Merian und die Wunder der Welt
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Maria Sibylla Merian sagte mir nichts, bis ich dieses Buch über die historische Persönlichkeit entdeckte. Ihre Zeichnungen, nach denen das hübsche Cover und das Vorsatzpapier nachempfunden wurden, gefallen ...

Maria Sibylla Merian sagte mir nichts, bis ich dieses Buch über die historische Persönlichkeit entdeckte. Ihre Zeichnungen, nach denen das hübsche Cover und das Vorsatzpapier nachempfunden wurden, gefallen mir sehr gut und ich wollte mehr über diese starke Frau erfahren. Gleich zu Beginn lernt man Maria als abenteuerlustige Frau, die mit Vorliebe Insekten aufspürt, präpariert und malt, kennen. Zunächst wohnt sie bei einer Glaubensgemeinschaft. Doch für ihren großen Traum, der Reise nach Surinam (Südamerika), lässt sie sich bald in Amsterdam nieder. Neben ihrer Suche nach Geldgebern malt sie unermüdlich neue Schmetterlinge und gibt Zeichenunterricht. Mit dabei sind ihre beiden mehr oder minder erwachsenen Töchter, von denen sie eine auf die Reise in den Dschungel begleiten wird. Außerdem findet Maria während ihrer Zeit in Amsterdam ihren Liebhaber Jan, der sehr geheimnisvoll und freiheitsliebend ist. Bald wird auch die lange, entbehrungsreiche und gefährliche Schiffsreise und das Leben in der niederländischen Kolonie in Surinam geschildert.

Der Schreibstil von Ruth Kornberger ist wirklich gut. Sie schreibt sehr bildhaft und mitreißend, wodurch Marias lebhafte Persönlichkeit zur Geltung kommt. Marias dargestellte Lebensenergie hat mich von Anfang an mitgerissen, wodurch das Gelesene vor meinem inneren Auge sehr lebendig wurde. Ich finde es toll, dass Maria nicht nur von der Schönheit der Schmetterlinge beeindruckt ist, sondern auch die Raupen und andere kleine Getiere, wie Käfer, interessant findet. Gut und wichtig finde ich das angehängte Nachwort, da es angibt, was Fiktion oder Tatsache ist und Marias Erfolge hervorhebt.

>> Ein Bild schenkt der Künstlerin zweimal Freude, erst beim Erschaffen und später durch die Bewunderung der Betrachter.<< S.38

Die Geschichte ist stets fesselnd, jedoch tritt die Liebesgeschichte mit Jan bald auf der Stelle und nimmt besonders im weiteren Verlauf der Geschichte zu viel Raum ein. Marias Forschungen in Surinam selbst gehen deshalb irgendwann unter. Ich hätte mir hier mehr Beschreibungen über die Natur und Tiere im Urwald, Marias Funde und Zeichnungen gewünscht. Insbesondere da die Liebesbeziehung mit Jan nur fiktiv ist, hat sie zu sehr überhandgenommen. Trotzdem empfinde ich Jans Darstellung als passende Liebesbeziehung für Maria, da sie sich von Männern oder anderen Menschen nicht einengen ließ. Auch wenn ich hier einen Roman basierend auf Marias Leben im 17. Jahrhundert vor mir liegen habe, möchte ich trotzdem mehr über sie und ihre Arbeit erfahren. Deshalb habe ich mich nach dem Lesen dazu entschlossen, auch die Biographien über diese außergewöhnliche Frau zu lesen.

Fazit:
„Frau Merian und die Wunder der Welt“ ist die Geschichte der unerschrockenen und abenteuerlustigen historischen Persönlichkeit Maria Sibylla Merian, die im 17. Jahrhundert den Traum hatte, in Surinam Insekten zu erforschen und zu malen. Mit dem bildhaften und mitreißenden Schreibstil bringt uns die Autorin geschickt das Leben dieser außergewöhnlichen Frau näher, wobei die Fiktion leider zum Ende hin Marias Arbeit verdrängt hat.

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Veröffentlicht am 02.07.2021

Schöne Geschichte über Selbstfindung mit einigen Schwächen

A Different Blue
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Die 19-jährige Blue wurde als Kleinkind von ihrer Mutter verlassen und hat als junges Mädchen ihren Ziehvater Jimmy verloren, was man im Laufe der Geschichte immer wieder in Rückblenden erfährt. Ihre Einsamkeit ...

Die 19-jährige Blue wurde als Kleinkind von ihrer Mutter verlassen und hat als junges Mädchen ihren Ziehvater Jimmy verloren, was man im Laufe der Geschichte immer wieder in Rückblenden erfährt. Ihre Einsamkeit und Unsicherheit überdeckt sie mit ihrem forschen und provozierenden Verhalten. Unter der harten, abweisenden Schale hat sie das Herz am rechten Fleck. Dann trifft sie auf ihren neuen Geschichtslehrer Darcy Wilson. Der 21-jährige Wilson ist ein Überflieger, engagierter Lehrer und Brite. Er ist seit langem wieder eine Person, die sich wirklich für Blue zu interessieren scheint. Ich mochte es sehr, wie sich die beiden Stück für Stück näher kamen und schon ihrer Schüler-Lehrer-Beziehung sehr herzlich war.

Ich mag es lieber, wenn sich die Liebesgeschichte langsam entwickelt und auf Gefühlen basiert, als dass anfangs nur die körperliche Anziehungskraft besteht. In „A different Blue“ ist es auch gemächlich vorwärts gegangen, fast schon zu sehr, während Blue und Wilson so viele kleine süße Momente miteinander hatten. Zum Beispiel Wilsons abendliches Cello-Spiel hat Blue sehr berührt. Und die Geschichte, die Blue im Unterricht über sich selbst schreiben musste, hat Wilson auch immer wieder zerknittert aus dem Papierkorb gefischt. Die Augenblicke zwischen den beiden sind oft sehr berührend und romantisch, aber ich musste auch oft schmunzeln, wenn Blue mal wieder trotzig ist und Wilson neckt. Die Beziehung der beiden entwickelt sich aber erst recht spät. Um eine verbotene Schüler-Lehrer-Beziehung handelt es sich hier nicht, wie es im Klappentext angedeutet wird.

Im Mittelteil ist etwas geschehen, das mich sehr überrascht und auch direkt zu Spannung geführt hat. Leider hat Amy Harmon dieses Thema für mich etwas zu wenig ausgebaut. Ich konnte Blue irgendwie diesbezüglich verstehen, hätte aber sehr gerne ihre Gedanken dazu und den Prozess bezüglich ihrer Entscheidungen erfahren. Trotzdem ist der Schreibstil der Autorin wirklich gut, weil ich Blues anderweitige Gedanken und Entwicklung gut nachvollziehen konnte und viele Begebenheiten sehr intensiv geschildert wurden. Während dieser Zeit musste Blue sich weiterentwickeln, was sehr schön mitzuerleben war. „A different Blue“ ist vielmehr eine Geschichte über Selbstfindung und Erwachsenwerden, als eine Liebesgeschichte.

„Wir alle haben das Gefühl, ausgeschlossen zu sein, nichts als Zuschauer zu sein. Wir alle fühlen uns in die Welt geworfen. Aber ich glaube, dass es unsere Selbstwahrnehmung ist, die uns zu einem Jemand macht.“, Wilson, S. 86

So sehr mir das Buch bisher gefallen hat, so sehr hat mich das letzte Drittel aufgeregt! Ein Charakter der Geschichte hat sich um 180° gedreht, von der Zuvorkommenheit und Herzlichkeit konnte man nichts mehr sehen und dessen Handeln hat mich richtig wütend gemacht. Vieles hat hier einfach nicht mehr zur sonst schönen Geschichte gepasst und ging in eine ganz andere Richtung. Das Ende hat mir insgesamt ganz gut gefallen, aber die Entwicklung dahin und einige Details haben einfach nicht mehr gepasst.


Fazit:
„A different Blue“, die Neuauflage von „Für immer Blue“, schildert sehr schön, wie Blue erwachsen wird und zu sich selbst findet. Die Liebesgeschichte mit Wilson entwickelt sich eher langsam und ist meist sehr berührend. Eine Geschichte, die mein Herz schmelzen ließ, mich aber zum Ende hin sehr wütend und enttäuscht zurückgelassen hat. Amy Harmon hat tolle Ideen und einen schönen Schreibstil, aber zum Ende hin verliert ihre Geschichte zunehmend von dem, was sie so besonders macht (wie bei „Infinity plus one“ meiner Meinung nach auch).

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 20.06.2021

Geschichte hat andere Prioritäten als erwartet

Play
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Jonas hat seinen Schulabschluss gemacht und sich entschieden, eine völlig offene und unvorhersehbare Reise zu machen. Der Grund ist eine App, die er im Darknet gefunden hat und die die Zukunft voraussagen ...

Jonas hat seinen Schulabschluss gemacht und sich entschieden, eine völlig offene und unvorhersehbare Reise zu machen. Der Grund ist eine App, die er im Darknet gefunden hat und die die Zukunft voraussagen kann. Diese hat ihm einen ähnlichen Lebensweg wie dem seines Vaters vorhergesagt, mit dem Jonas keinen Kontakt mehr hat. Diese Zukunft lehnt Jonas vehement ab und tut deswegen auf der Reise alles, um das neue Ergebnis der App in seinem Sinne zu beeinflussen.

Am ersten Rastplatz angekommen, trifft er auf drei Studentinnen, die sich eine Eintrittskarte für eine Party erspielen. Bevor sie den Standort der Party erfahren, müssen sie viele verschiedene verrückte Aufgaben lösen. Jonas schließt sich Sun und ihren Freundinnen an. Die Party selbst ist dann auch sehr wild uns ausufernd. Durch Jonas übertriebenes Verhalten um die App zu beeinflussen wird überwiegend Alkohol- und Drogenkonsum beschrieben. Diesen Teil der Geschichte fand ich eher wenig interessant, außerdem war dies das einzige abenteuerliche, das im Klappentext versprochen wird. Danach wird die Geschichte viel ruhiger und es geht eher um die Gespräche, die Jonas mit Sun führt. Dabei fand ich Sun oft zickig und stimmungsschwankend, es andererseits aber auch interessant hinter ihr Geheimnis zu kommen.

„Du suchst nach Wahrheiten, was prinzipiell ja nicht schlecht ist. Nur glaube ich, dass du sie vor allem offline finden wirst und nicht zwischen Nullen und Einsen.“, S. 214

Zunächst dachte ich, dass diese Geschichte in nicht allzu ferner Zukunft spielt und die App eine große Rolle in der Gesellschaft einnimmt. Doch Jonas lebt im Jahr 2019 und hat die App nur durch Zufall gefunden. Außerdem spielt die App weiterhin noch viel weniger eine Rolle in der Geschichte, als ich erwartet hätte. Sie bildet lediglich den Rahmen der Handlung und wird von Jonas nur als Wegweiser genutzt, indem er über die Stränge schlägt und ausschließlich so handelt, wie er denkt, dass die App es nicht von ihm erwartet. Jonas möchte nicht berechenbar sein und keine durchschnittliche Zukunftsprognose erhalten.

Der Schreibstil des Autors ist sehr gut. Obwohl die Geschichte doch manchmal recht langsam voranging, wurde es nie mühsam weiter zu lesen. Durch viele Beschreibungen von Jonas‘ Gedanken und Gefühle, lernt der Leser ihn sehr gut kennen. Obwohl seine Handlungen übertrieben sind und oft nicht seinem Wesen entsprechen, kann Tobias Elsässer Jonas‘ Charakter aber anschaulich darstellen.

Die beiden wichtigen Themen, die Tobias Elsässer in dem Buch anspricht, sind die Zukunft, die wir uns wünschen und wie viele Daten über uns im Internet im Umlauf sind, wodurch Firmen sehr viel über jeden Einzelnen uns wissen können. Es ist erschreckend, wie viel Schlüsse aus unseren Profilen, Verbindungen mit anderen Accounts und Nachrichten gezogen werden können und wie weit das in Jonas‘ Fall das Leben beeinflussen kann. Weiterhin wird durch Jonas‘ Kampf gegen die App aufgezeigt, wie stark die Wünsche und Pläne für die Zukunft das Heute schon beeinflussen.


Fazit:
„Play“ ist ein Buch, das eine wirklich tolle Geschichte verspricht, aber leider nicht ganz halten kann. Die App, die die Zukunft vorhersagen kann, kam mir insgesamt im Geschehen zu kurz. Außerdem finde ich die erste Buchhälfte nicht sehr interessant und die zweite zu langweilig. Der Schreibstil hingegen ist jedoch sehr gut, sodass mein Lesefluss nicht ins Stocken geriet. Ein weiterer Pluspunkt sind die zwei wichtigen Themen, die der Autor anspricht: Die persönliche Zukunft und die Speicherung persönlicher Daten im Internet.