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Veröffentlicht am 02.07.2023

Absolute Feelgood-Story

A Place to Belong
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Anfangs befindet sich Maggy direkt auf der Autofahrt von Denver nach Palisade, doch in den ersten Kapiteln gibt es noch einen kurzen Rückblick auf die vergangenen Tage, als Maggy zufällig mehr über ihren ...

Anfangs befindet sich Maggy direkt auf der Autofahrt von Denver nach Palisade, doch in den ersten Kapiteln gibt es noch einen kurzen Rückblick auf die vergangenen Tage, als Maggy zufällig mehr über ihren leiblichen Vater herausgefunden hat. Auch ihr Studentenjob bei einer renommierten Zeitung wird aufgegriffen, sowie ihre beste Freundin, womit man die bisher unbekannte Protagonistin schon sehr gut kennenlernen kann. Dann trifft sie in Cherry Hill ein, wir begegnen all den bekannten tollen McCarthy-Familenmitgliedern wieder und Maggy soll erstmal einen Artikel über die Baumhäuser schreiben. Doch schon vom ersten Treffen an passt die Stimmung zwischen ihr und Flynn perfekt. Eine Beziehung zu ihm wäre doch gar nicht problematisch, oder doch?

So wie bisher auch, ist die dritte Geschichte auf der Cherry-Hill-Farm einfach wunderschön. Das Setting, die Charaktere und der gefühlvolle Schreibstil der Autorin schaffen einen wunderbare Feelgood-Lovestory (S. 309), wie es auch mal kurz im Buch heißt. Auch wenn ein Detail der Geschichte eher repetitiv ist, hatte ich mehrmals Tränen in den Augen, weil ich so berührt war. Das Ende schafft einen wunderbaren Bogen zu Poppys Liebesgeschichte im nächsten Band und ich kann es kaum erwarten, nach Cherry Hill zurückzukehren!


Fazit:
Kurz gesagt ist „A Place to grow“ wieder eine wunderschöne Feelgood-Lovestory, die mich berührt hat. Ich kann es kaum erwarten, auf die Cherry Hill Farm zurückzukehren!

Veröffentlicht am 12.06.2023

Realistische, gefühlvolle und aufwühlende Geschichte

Unsere Zukunft flirrt am Horizont
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Simon, Lia und Marcin arbeiten im Altenheim „Schattige Pinie“, um Sozialstunden abzuleisten. Auf den ersten Blick scheint klar zu sein, warum die drei dort sind, doch hinter den Ereignissen steckt noch ...

Simon, Lia und Marcin arbeiten im Altenheim „Schattige Pinie“, um Sozialstunden abzuleisten. Auf den ersten Blick scheint klar zu sein, warum die drei dort sind, doch hinter den Ereignissen steckt noch viel mehr. Bei Simon begleiten wir ihn sogar direkt im Prolog während der Tat, Lias Grund erfahren wir ebenfalls bald, doch bei Marcin bleibt zunächst viel im Dunkeln - und selbst bei Simon und Lia steckt noch viel, viel mehr hinter alledem, als man anfangs denkt. Durch die wechselnde Ich-Perspektive können wir den drei unmittelbar folgen. Erst allmählich baut sich das Leben der Protagonisten hinter den vermeintlichen Straftaten auf, was die Geschichte ungemein packend macht. Währenddessen lernen die drei einander zu vertrauen und entwickeln eine besondere Freundschaft.

>>Fast wünschte ich mir, wir alle dürften mal zeigen, wie wir uns wirklich fühlen, wie groß die Angst, wie schwer die Sorgen sind, und müssten nicht immer diese Rüstung aus Tapferkeit und Gleichmut tragen. <<, S. 236

Neben der Sozialarbeit im Heim haben die drei auch noch etwas anderes gemeinsam: Sie haben alle eher wenig liebevolle und wertschätzende Eltern zuhause, die ihnen nicht die Liebe geben können, die sie bräuchten. Ich möchte ihre jeweiligen Probleme gar nicht nennen, lasst euch einfach auf die unterschiedlichen Themen ein! Alle drei Hintergründe sind schwere Kost, bestimmt nicht für jede/n Leser/in geeignet, aber so gewaltig negativ sie auch sind, so belastend sind sie nicht zu lesen, weil Adriana Popescu die Themen und Gefühle von Simon, Lia und Marcin sehr einfühlsam vermittelt, als wären sie völlig natürlich – was sie leider für einige Kinder auch sind. Adriana Popescu erschafft stets so authentische Charaktere, mit denen man sich sofort verbunden fühlt. Frau Waible z. B. hab ich direkt ins Herz geschlossen: Sie ist so ein wundervoller Mensch, den jeder mal braucht und gerne in seinem Leben hätte. Und auch die emotionalen Momente von Simon, Lia und Marcin sind wunderbar gefühlvoll und berührend umgesetzt. Ich kann kaum in Worte fassen, wie sich das Lesen angefühlt hat, denn als Genuss möchte ich es nicht bezeichnen, aber es ist sehr lesenswert und einfach besonders.

>>Ehrlich gesagt habe ich nie gedacht, dass ich mal irgendwo fehlen könnte. Das Leben all der Leute um mich rum würde ganz normal weiterlaufen, denn nirgends habe ich groß Spuren hinterlassen, das war immer mein Plan. Ein Besucher, kein Stammgast zu sein.<<, S. 458



Fazit:
"Unser Zukunft flirrt am Horizont" ist ein kurzweiliger Roman über Freundschaft und schwerer Familienverhältnisse. Wie immer schafft Adriana Popescu wunderbar authentische Charaktere, die man direkt ins Herz schließt, und setzt so die sensiblen Themen sehr gefühlvoll und gekonnt um.

Veröffentlicht am 12.06.2023

Anschauliche Darstellung einer beeindruckenden Unternehmerin

Fräulein Steiff
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Die Plüschtiere mit dem Knopf im Ohr kennt jeder, aber die Erfinderin dahinter? Deswegen war ich sehr gespannt auf diese Romanbiographie, die von Margaretes Kindheit bis hin zur großen Unternehmerin erzählt. ...

Die Plüschtiere mit dem Knopf im Ohr kennt jeder, aber die Erfinderin dahinter? Deswegen war ich sehr gespannt auf diese Romanbiographie, die von Margaretes Kindheit bis hin zur großen Unternehmerin erzählt. Im Prolog begegnen die Leser/innen der erwachsenen Margarete, die liebevoll einen Teddybären eines Mädchens flickt. Daraufhin verfolgen wir in zwei Zeitsträngen Margarete Steiff als Kind und als junge Unternehmerin. Als ich das Inhaltsverzeichnis gesehen habe, war ich erschrocken über das Hin- und Hergespringe in der Zeit, aber beim Lesen habe ich mich daran gewöhnt und es hat gar nicht gestört. Eine lineare Erzählung hätte ich trotzdem schöner gefunden und es hätte das Geschehen an manchen Stellen vielleicht noch spannender gemacht. Zu Beginn befindet sich ein Personenverzeichnis mit den realen und erfundenen Charakteren von Margarets Geschichte, das ich ab und zu hinzugezogen habe.

>>Nur ist es wohl so: Sobald ein Kind das Tier in die Hand nimmt, wird es lebendig<<, S. 38

Diese Geschichte hat mich sehr imponiert. Ich wusste vorher gar nichts über die erfolgreiche Unternehmerin, bin nun aber tief beeindruckt von ihr. Seit einer Krankheit in ihrer Kindheit ist Margarete gelähmt und kann nicht mehr selbst laufen. Dadurch wird sie manchmal ausgegrenzt und spürt stets, wie sehr sie ihrer Mutter zur Last fällt, doch das Mädchen lässt sich einfach nicht unterkriegen. Margarete ist trotz dessen sehr stark und vielleicht auch genau deshalb sehr eigenwillig, fantasievoll und eigenständig. Als junge Frau näht sie zunächst gemeinsam mit ihren Geschwistern für die Leute in Giengen. Als ihre Schwestern heiraten, führt Margarete alleine ihre Näherei weiter und baut diese zu einem Versandhandel mit Filzprodukten aus. Schon jetzt beschäftigt sie einige Näherinnen, doch wirklich groß wird ihre Firma erst mit dem „Elefäntle“, der eigentlich als Nadelkissen ein Geschenk werden sollte, doch dann ihre Neffen als Spielzeug begeistert hat und schlussendlich die ganze Welt. Eine sehr beeindruckende Erfolgsgeschichte einer Frau, die mithilfe ihrer Familie ihre Ideen und Träume umsetzen konnte.

So lebhaft und liebevoll ich Margarete in diesem Buch kennengelernt habe, so ist auch der Schreibstil der Autorin. Sie vermittelt die Geschichte sehr anschaulich und lebendig, sodass ich das junge Mädchen und die spätere eigenständige Unternehmerin direkt ins Herz geschlossen habe. Die Situationen und Szenen sind leicht vor meinem inneren Auge greifbar geworden. Dazu kann ich auch die Firmenchronik und vor allem die enthaltenen Fotos auf der Steiff-Website sehr empfehlen. Auch ein paar schwäbische Ausdrücke, die die Autorin genutzt hat, machen die Handlung erst komplett.



Fazit:
"Fräulein Steiff" ist eine wunderbare, lebendige Romanbiographie über ebendiese Frau, die trotz einiger Widerstände und mithilfe ihrer Durchsetzungskraft und Familie ein erfolgreiches Unternehmen gegründet hat. Die Autorin hat das Leben von Margarete Steiff sehr anschaulich und lebhaft dargestellt, wodurch ich tief beeindruckt von der Pionierin der Plüschtiere bin.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.05.2023

Geschickt gezeichnete Frauenportraits

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
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Geschickt beginnt die Autorin die Geschichte mit Georg Spielmann, dem Vater der Protagonistin, in der Nacht, als sie geboren wurde. Später wird darauf auch Bezug genommen und man begleitet die Familie ...

Geschickt beginnt die Autorin die Geschichte mit Georg Spielmann, dem Vater der Protagonistin, in der Nacht, als sie geboren wurde. Später wird darauf auch Bezug genommen und man begleitet die Familie Spielmann dadurch von Anfang an. Elise ist nun 21 Jahre alt und soll im nächsten Jahr heiraten. Doch ihre Leidenschaft zur Musik und der distanzierte Gesichtsausdruck ihres Verlobten lassen sie bangen, wie ihr Leben als verheiratete Frau aussehen wird und ob sie noch viel Möglichkeiten haben wird Geige zu spielen. Unerwartet trifft sie auf Christian, den Malergehilfen der Semperoper, der ungeahnte Gefühle in ihr entfacht. Großer Fokus ist auch die Oper in Dresden, wie dessen Maler Christian, seine Schwester die Requisiteurin, die Ballerina Magdalene und die Kostümschneiderin Bertha.

Anne Stern hat einen fesselnden und mitreißenden Schreibstil, sodass die Charaktere alle auffallend lebendig vor dem inneren Auge erscheinen. Die Protagonistin scheint Elise zu sein, doch die Geschichte dreht sich um so viel mehr Frauen, die die Autorin zu Wort kommen lässt. Sogar oft vorkommende, aber eher am Rande spielende Charaktere bekommen ihr eigenes Kapitel. Ich finde es toll, so vielen Charakteren zu folgen und in jeden Kopf und vor allem Herz derer blicken zu können. Damit hat Anne Stern ein umfassendes Bild der Figuren und der Geschichte insgesamt geschaffen, wodurch ich tief in die fesselnde Geschichte eintauchen konnte.

Durch die gesamte Geschichte zieht sich Elises Unsicherheit, ob ihre Liebe zu Christian eine Zukunft haben könnte. Die beiden haben sich nur kurz gesehen, woraufhin sie bald starke Gefühle verbinden. Heimlich hält sie Kontakt zu Christian, doch versprochen ist sie einem Freund ihres Vaters. Die Liebe zu Christian birgt nicht nur eine unmögliche Zukunft, sondern beschattet auch ihre Gegenwart. Denn in keinem bisherigen historischen Roman kommt wie hier zur Geltung, wie sehr Frauen nur das eine besaßen: Ihre Ehre, die auf keinen Fall beschmutzt werden darf. Anne Stern zeigt durch Elise deutlich, wie wenig Frauen damals Wünsche und Leidenschaften haben, geschweige denn ausleben, durften und nur ihre bestehende Schicklichkeit zählt.



Fazit:
„Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ ist eine rundum gelungene Geschichte über Elise, die leidenschaftlich Geige spielt und einer ungewissen Zukunft entgegenblickt, und vielen anderen stark gezeichneten Charakteren. Die Autorin hat viele Buchfiguren zu Wort kommen lassen und somit ein umfassendes Bild der fesselnden Geschichte geschaffen.

Veröffentlicht am 22.05.2023

Parallelwelt Nacht besonders lebendig beschrieben

Lebendige Nacht
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Man begegnet vielen Tieren am Tag, doch über 60 Prozent sind dämmerungs- und nachtaktiv (S. 24). Während wir Menschen uns nachts in unsere Häuser zurückziehen, spielt sich draußen eine interessante Parallelwelt ...

Man begegnet vielen Tieren am Tag, doch über 60 Prozent sind dämmerungs- und nachtaktiv (S. 24). Während wir Menschen uns nachts in unsere Häuser zurückziehen, spielt sich draußen eine interessante Parallelwelt ab, in der es allerlei unterschiedliche und faszinierende Tiere gibt. Die Biologin Sophia Kimmig berichtet davon sehr lebendig und anschaulich in diesem Buch. Im Prolog beschreibt sie einen Ort zur Tages- und Nachtzeit, was direkt auf das verborgene Leben im Dunkeln hinweist und zugleich lebendig in das Sachbuch startet. Zunächst werden bedeutende Dinge der Nacht thematisiert, z. B. wie dunkel sie im Gegensatz zum Tag ist und welche Sinneswahrnehmungen bei den nächtlichen Lebewesen eine Rolle spielen. Danach wird auf bestimmte Tierarten, nämlich Bilche, Eulen, Fledermäuse, Waschbären und Nachtfalter, eingegangen und sogar hinterfragt, warum bestimmte Tiere nur in der Dämmerung oder Nacht unterwegs sind.

„Die Nacht ist nicht nur eine Zeit, sondern ein Lebensraum, eine Nische im großen komplexen Haus des Lebens.“ - S. 73

Am meisten begeistert hat mich der Schreibstil der Biologin und ich würde nun auch sehr gerne einen Roman von ihr lesen. Trotz der vielen Fakten und der seitenlangen Quellenangabe (interessant für eigene Recherchen!) am Schluss ist das Buch überhaupt nicht trocken wie eine Uniarbeit geschrieben. Sophia bezieht immer wieder Begebenheiten aus ihren eigenen Feldforschungen und Erlebnisse mit nächtlichen Wildtieren ein, sodass man selbst auch als Protagonist/in in der Nacht steht und die faszinierenden Tiere beobachtet. Außerdem hat die Autorin einen sehr lockeren, anschaulichen und beschreibenden Erzählstil, wodurch die Fakten und bezeichneten Details äußert lebendig vermittelt werden und man, wie die Autorin selbst, begeistert von dem besonderen Aussehen und Verhalten der nächtlichen Bewohner wird. Sie vermenschlicht unter anderem bestimmte Details, sodass man z. B. das Fortpflanzungsverhalten beschriebener Tiere mit unserem Dating vergleicht, was die Details noch besonderer, faszinierender oder lustiger macht.


Fazit:
Als Naturliebhaberin habe ich „Lebendige Nacht“ sehr gerne gelesen und mehr über unsere nächtlichen Bewohner erfahren, die ich selten und oft nur von weitem beobachten kann. Die Autorin und Biologin schreibt begeistert, sehr lebendig und anschaulich über die Begebenheiten in der Dunkelheit, die Ursachen für Nachtaktivität und die Besonderheiten von bestimmten Tierarten.