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Veröffentlicht am 28.08.2023

Schöne & wahre Geschichte über eine unternehmungslustige Frau

Das Lachen der Pinguine
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Die Romanbiographie über Caroline Mikkelsen beginnt 1931 als sie ihren zukünftigen Mann Klarius begegnet und daraufhin heiratet. Die gebürtige Dänin zieht nach Sandefjord in Norwegen, wo sie aber oft gelangweilt ...

Die Romanbiographie über Caroline Mikkelsen beginnt 1931 als sie ihren zukünftigen Mann Klarius begegnet und daraufhin heiratet. Die gebürtige Dänin zieht nach Sandefjord in Norwegen, wo sie aber oft gelangweilt und einsam ist, weshalb sie ihren Mann überredet, ihn bei seiner Arbeit als Kapitän begleiten zu dürfen. Da die Reederei von Klarius‘ Schiff in der Antarktis Walfang betreibt und dort auch das Land erforscht, bietet sich Caroline die Möglichkeit die Antarktis zu ergründen. Somit betritt Caroline am 20. Februar 1935 als erste Frau antarktischen Boden, wo die Besatzung einen Steinhaufen errichtet und Caroline die norwegische Flagge hisst. Die Schifffahrt über den halben Erdball, das Betreten der Antarktis und das Bewundern der Pinguine wird ebenso beschrieben, wie Carolines späteres Leben. Nebenbei enthält die Geschichte auch den Zeitstrang 1995, als die fiktive Journalistin Jesse von Caroline erfährt, nachforscht und einen Artikel über die erste Frau in der Antarktis schreiben will.

Das Buch hat mir Spaß gemacht zu lesen, weil es so angenehm war durch die Geschichte zu gleiten. Die Autorin hat einen sehr flüssigen Schreibstil und die Begebenheiten in Carolines Leben sehr ansprechend beschrieben. In ihren Kapiteln wurde mir nie langweilig, die von Jesse fand ich weniger angenehm, weil sie das für solche Romane manchmal typische Problem-Leben führt, das eigentlich gar nicht hätte sein müssen. Carolines Erzählperspektive wurde noch aufgelockert, indem sie besonders anfangs auch viele Briefe an ihre engste Schwester Elin beinhaltet. Auch wenn man der Protagonistin durch die personelle Erzählperspektive sehr gut folgen kann, sind die Kapitelanfänge mit den Briefen aus Carolines Sicht ein auflockernder Zusatz. Die Fotos und Erläuterung der Autorin zu Beginn der Geschichte sind ebenfalls eine tolles Extra und machen die Erzählung plastischer und realitätsnaher. Eine Andeutung am Ende über Caroline hat mich verwirrt, sodass ich es im Internet nachgelesen habe - hätte meiner Meinung nach also besser erläutert oder einfach weggelassen werden sollen.



Fazit:
„Das Lachen der Pinguine“ erzählt die wahre Geschichte über die erste Frau, die antarktischen Boden betreten hat, und das weitere Leben der unternehmungsfreudigen Caroline. Der zweite Erzählstrang über die Journalistin 60 Jahre später ist nicht ganz so interessant. Durch den sehr flüssigen und kurzweiligen Schreibstil der Autorin macht das Lesen der Geschichte sehr viel Spaß.

Veröffentlicht am 28.08.2023

Emotionale Geschichte, aber die Liebesbeziehung ist kaum berührend

Im Traum bin ich bei dir
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Colby ist Farmer und spielt auf kleinen Festen gelegentlich Gitarre. In Florida soll er abends Konzerte in einer Bar geben und genießt tagsüber den ersten Urlaub seit vielen Jahren. Am Anfang der Geschichte ...

Colby ist Farmer und spielt auf kleinen Festen gelegentlich Gitarre. In Florida soll er abends Konzerte in einer Bar geben und genießt tagsüber den ersten Urlaub seit vielen Jahren. Am Anfang der Geschichte beginnt Colby sich den Leser/innen vorzustellen und erzählt zunächst, wie er aufgewachsen und sein Leben verlaufen ist. Während er nun seine Nachmittage entspannt in der Sonne am Strand genießt, trifft er auf Morgan. Diese verbringt dort mit einigen Freudinnen den Sommer nach dem College, bis sie beruflich als Sängerin durchstarten will. Gleichzeitig gibt es Kapitel aus Beverlys Sicht, die mit ihrem kleinen Sohn vor ihrem gewalttätigen Ehemann geflüchtet ist und nun Zuflucht in einem abgelegenen Haus gefunden hat.

Nicholas Sparks ist eigentlich der Meister der Liebesgeschichten, aber hier hat mich die Anziehung von Colby und Morgan nicht überzeugt. Sie sind mir beide sympathisch und ich kann auch nachvollziehen, dass sie sich verstehen, denn alleine die Musik ist schon eine gemeinsame Leidenschaft, aber ihre aufkeimenden Gefühle konnte ich nicht verspüren. Als sich die beiden kennenlernen führen sie auch ziemlich viele Gespräche, in denen erstmal die grundlegenden Dinge, wie Job, Familie etc. abgeklappert wird. Diese Hin und Her mit Fragen und Antworten war mir anfangs zu lieblos und trocken, erst später kommen sich die beiden durch die Musik emotional näher, wobei es mich hier nicht mehr sonderlich berührt hat. Wohingegen der Autor Punkten konnte, sind die Abschnitte von Beverly. Auf ihre Kapitel habe ich hin gefiebert und so gerne gelesen. Ich spürte beim Lesen die Liebe zu ihrem Sohn und ihre Angst förmlich durch die Seiten hindurch. Hier hat Nicholas Sparks viel mehr Gefühle vermitteln und Emotionen bei mir auslösen können.

Die beiden Erzählstränge von Colby (& Morgan) und Beverly werden in der Geschichte parallel erzählt und erst am Ende wird langsam die Verbindung gezogen. Diese hat mich sehr überrascht, schockiert und sehr berührt. Ich hatte am Ende solche Angst um Belverly und hing gebannt an den Seiten. Das Ende (auch bezüglich der Liebesgeschichte zwischen Colby und Morgan) hat mich, wie von Sparks gewohnt, direkt ins Herz getroffen und ich habe noch lange völlig geplättet darüber nachgedacht.


Fazit:
„Im Traum bin ich bei dir“ erzählt zwei Erzählstränge parallel, wobei mich die Liebesgeschichte nicht wirklich überzeugen konnte, wie man es sonst von Nicholas Sparks gewohnt ist. Beverlys Geschichte hingegen hat mich sehr berührt und vor allem am Ende noch mehr getroffen.

Veröffentlicht am 15.08.2023

Lebendiger, etwas distanzierter Roman über Leitz

Das Licht im Rücken
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Das Buch beginnt 1914 direkt mit Oskar Barnack, der in Wetzlars Straßen zum ersten Mal ein Foto mit der Kleinbildkamera macht, die er erfunden hat. Ein Schwenk in den Konferenzraum der Firma Leitz, in ...

Das Buch beginnt 1914 direkt mit Oskar Barnack, der in Wetzlars Straßen zum ersten Mal ein Foto mit der Kleinbildkamera macht, die er erfunden hat. Ein Schwenk in den Konferenzraum der Firma Leitz, in der Oskar angestellt ist, mit Leitz dem Ersten und dem Zweiten. Weiterhin wird von Leitz‘ Tochter Elsie erzählt und dem gleichaltrigen Milan Gabriel und seiner kleinen Schwester Dana, deren Familie das „Haus der Präsente“ führt und später auch Fotos entwickelt. Schließlich stirbt Ernst Leitz der Erste und bald darauf werden nicht nur Mikroskope hergestellt, sondern auch Oskars Erfindung, die Kleinbildkamera. Das Geschehen in diesem Buch erstreckt sich insgesamt in den Jahren von 1914 bis 1945.

Der Schreibstil erzählt lebendig von den vielen Charakteren, die die Unternehmensgeschichte von Leitz begleiten. Doch dadurch wird auch viel im Geschehen umhergesprungen. Erhalten wir gerade Einblick in das Leben von beispielsweise Elsie Leitz, springt der nächste Abschnitt zu einem anderen Protagonisten und wir erleben Elsies Perspektive manchmal erst wieder Jahre später. Das hat es mir etwas erschwert, den Charakteren näher zu kommen und mitzufiebern. Geärgert hat es mich manchmal in spannenden Situationen, die erst viel später oder auch nur indirekt wieder aufgegriffen werden. Mit den Jahren erhält man jedoch einen guten Einblick in die unterschiedlichen Charaktere. So erscheinen die Erzählung und die interessanten Einblicke in das Leben der Protagonisten wie kurze Momentaufnahmen, wie die Fotos aus Oskars Kamera, und ergeben ein großes Ganzes, das ich gefesselt verfolgt habe. Schade finde ich, dass von dem Protagonisten Ernst Leitz immer als „der Zweite“ gesprochen wird, dass mich im Laufe des Buches schon etwas genervt hat. Anfangs ist noch sein Vater in der Geschichte vorhanden, aber beim personalen Erzählstil hätte man später auch zu seinem Vornamen übergehen können.

Die Gestaltung des Buches ist sehr schön gemacht. Unter dem Cover vermag man es gar nicht erwarten, aber es gibt auf dem Vor- und Nachsatzpapier viele Fotos aus dem Unternehmen und der Familie Leitz. Auch bei den Unterteilungen im Buch folgen zunächst eine Seite mit der Abbildung einer Leica und deren Eckdaten. Daraufhin wird ein Foto abgebildet, das mit einer Leica gemacht wurde. Im Anhang gibt es zu den Fotos auch Erläuterungen. Nach dem Nachwort schließt das Buch neben dem Bildnachweis, ebenfalls mit Quellenangaben und einem Personenregister ab.


Fazit:
„Das Licht im Rücken“ ist ein interessantes Abbild über die Entstehung der Leica-Kameras und der Firmen- und Familiengeschichte Leitz. Die Autorin schafft durch ihre intensive Recherche einen lebendigen Roman, auch wenn die Handlung manchmal zu viele Sprünge macht. Ich habe das Buch gerne gelesen, das die Firmengeschichte mit den historischen Charakteristika zu Beginn des 20. Jahrhunderts wunderbar verknüpft.

Veröffentlicht am 11.08.2023

Herzlicher Liebesroman mit viel Musik

Deine Stimme in meinem Herzen
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Alice‘ Traum ist die Gesangsausbildung an einer renommierten Academy, doch sie bringt keinen Ton mehr heraus und fällt durch die Aufnahmeprüfung. Kurz darauf zieht Tristan in die Dachwohnung einige Stockwerke ...

Alice‘ Traum ist die Gesangsausbildung an einer renommierten Academy, doch sie bringt keinen Ton mehr heraus und fällt durch die Aufnahmeprüfung. Kurz darauf zieht Tristan in die Dachwohnung einige Stockwerke über ihr. Die Treffen im Treppenhaus sind distanziert und kühl, denn sie begafft seine Aknenarben und ist aufdringlich, er unfreundlich und stört sich an ihrem Stottern – oder?

Der Schreibstil von Sarah Saxx ist einfach super! Alice und Tristan haben beide mit ihrem Stottern bzw. Panikattacken ihre Päckchen zu tragen und das wird wunderbar dargestellt. Durch die Ich-Perspektive (abwechselnd von beiden) macht mir die Autorin entsprechende Situationen mit absolut passenden und feinfühligen Worten verständlich und ich kann die Gefühle der Protagonisten nachempfinden. Vor allem Tristan ist mir sehr schnell ans Herz gewachsen, insbesondere weil er trotz all seiner großen Probleme für seine Lieben da ist und immer unterstützt. Alice mag ich auch sehr, für ihre empathische und verständnisvolle Art.

"Als sie schließlich in den Gesang einsetzte, war es um mich geschehen. Ich war [...] völlig verzaubert. Sie und ihre wunderschöne Stimme waren so viel heller als die Dunkelheit in mir.", S. 164

Am liebsten mochte ich all die Momente, wo die beiden zusammen waren. Ich hab es geliebt, wenn sie gemeinsam Gitarre gespielt und gesungen haben. Die berührenden Nachrichten, in denen Musik ihre Sprache ist. Auch die Lieder, die die beiden spielen, passen perfekt zu der Situation und unterstützen so die jeweilige Stimmung. Es gibt auch einige eindrucksvolle und für mich berührende Szenen, die mir direkt zu Herzen gegangen sind. Ihre tiefe Verbundenheit und Liebe hat man durch jeden Buchstaben heraus gespürt. Diese Stimmung, wenn die beiden zusammen sind, macht das Buch für mich aus. Es ist einfach so schön, dass ich selbst Herzkribbeln beim Lesen verspürt habe.

Die beiden Wendungen zum Ende hin haben mir nicht ganz gefallen. Für mich ist es zu konstruiert oder hat viel mehr aufgewühlt, als es eigentlich war. Aber was sie ausgelöst haben, war gut und schön und hat die Beziehung von Alice und Tristan weiterentwickelt. Das Ende ist romantisch und hat einen Bogen zum Beginn des Buches gezogen, was eine tolle Idee ist und die Geschichte wunderschön abgerundet hat.



Fazit:
„Deine Stimme in meinem Herzen“ hat auch in meinem Herzen viel berührt. Auch wenn mir die Wendung am Ende nicht gefallen hat, konnte mich die Autorin doch mit ihrem feinfühligen Schreibstil und den liebevollen Charakteren, die oft über passende Musik kommuniziert haben, durchaus überzeugen.

Veröffentlicht am 11.08.2023

Wohlfühlbuch über den Tod

Die Erinnerungsfotografen
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Angelehnt an japanische Mythologie spielt dieses Buch in einem Fotostudio, das sich zwischen unserer Welt und dem Jenseits befindet. Hirasaka empfängt dort Menschen, die kürzlich gestorben sind, und gibt ...

Angelehnt an japanische Mythologie spielt dieses Buch in einem Fotostudio, das sich zwischen unserer Welt und dem Jenseits befindet. Hirasaka empfängt dort Menschen, die kürzlich gestorben sind, und gibt ihnen Fotos aus deren Leben – für jeden Tag eines. Daraus sollen sich die Toten einen Stapel Bilder aussuchen, der dann in eine Drehlaterne eingesetzt wird, um auf ihr Leben zurückblicken zu können. Wenn ein Foto verblasst ist, weil an diesen Moment immer wieder gedacht wurde, reist Hirasaka mit dem oder der Toten zurück um den Augenblick nochmals zu erleben und, mit der Kamera der Wahl, ein neues Foto machen zu können.

Insgesamt treffen wir in diesem Buch auf drei Tote. Zuerst lernen wir Hirasakas Reich kennen, während eine alte Frau, Hatsue, eintrifft, die ihr Leben lang leidenschaftlich als Kindergärtnerin gearbeitet hat. Zunächst erfährt man viel über ihr Leben, bis Hatsue gemeinsam mit Hirasaka als Zuschauerin zu einem wichtigen Moment in ihrem Leben zurückreist. Währenddessen wird in die Ich-Perspektive von Hatsue gewechselt, was das Geschehen viel lebendiger und anschaulicher macht. Die, nennen wir es mal Zeitreisen, der drei Personen haben mir am meisten Spaß gemacht und berührt. Ansonsten ist das Geschehen aus der Sicht von Hirasaka erzählt, der die drei toten Personen und deren Leben zusammenhält. In der zweiten Geschichte geht es um ein Yakuza-Mitglied (japanische kriminelle Gruppe) und dessen Begegnungen, in der dritten um das tragische Leben des kleinen Mädchens Mitsuru. Vermeintlich drei unzusammenhängende Erzählungen, doch zum Schluss offenbart sich der Zusammenhang und damit fast eine vierte schicksalhafte Geschichte.


Fazit:
„Die Erinnerungsfotografen“ ist ein kurzweiliger Roman über drei Verstorbene, deren bewegendes Leben und dessen Bedeutung geschildert wird.