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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.06.2020

Auch beim zweiten Lesen einfach perfekt

Belladonna
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Wenn man ein Buch wiederholt liest, besteht immer das Risiko, dass es doch nicht so spannend sein könnte wie beim ersten Lesen, da man die Geschichte ja schon kennt. Zu "Belladonna" habe ich bereits vor ...

Wenn man ein Buch wiederholt liest, besteht immer das Risiko, dass es doch nicht so spannend sein könnte wie beim ersten Lesen, da man die Geschichte ja schon kennt. Zu "Belladonna" habe ich bereits vor ca. 15 Jahren gegriffen und die Reihe recht weit gelesen, konnte mich aber kaum noch an etwas erinnern und so war dieser Re-Read für mich, als würde ich eine komplett neue Geschichte entdecken.

Sara Linton ist in der kleinen Stadt Grant County bekannt, denn sie ist nicht nur die örtliche Kinderärztin, sondern fungiert auch als Gerichtsmedizinierin - meist in Zusammenarbeit mit ihrem Exmann Jeffrey, welcher die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft noch nicht aufgegeben hat. Als sie sich mit ihrer Schwester Tess in einem Diner trifft, findet sie auf der Toilette eine junge Frau, welche in sich zusammen gesackt leblos auf dem WC sitzt - doch der Schein trügt und Sara wird Zeuge eines grausamen Verbrechens. Noch ahnt sie nicht, dass das nur der Anfang ist und mit Erschrecken muss Sara feststellen, dass ihre eigene Vergangenheit näher mit dem Fall verbunden zu sein scheint, als anfänglich gedacht - doch wo ist die Verbindung?

Karin Slaughter schafft es den Leser sofort in ihren Bann zu ziehen. Man hat kaum die erste Seite aufgeschlagen, schon findet man sich mitten im Geschehen wider und entkommt dem Sog der Spannung kaum. Ein leichtes Ranführen an die Story gibt es nicht, man wird schonungslos hineingeworfen. Wenn man Angst hat ein Buch zu erwischen, welches stark anfängt und dann nachlässt, braucht bei Karin Slaughter keine Sorgen haben, denn das geschieht nicht. Die Geschichte nimmt rasant an Spannung zu, auch wenn man das bei einem solchen Start kaum vermuten mag und zieht sich durch das gesamte Buch. Auf keiner Seite hatte ich das Gefühl, dass es zu langsam voran geht oder wartete darauf, dass etwas geschehen würde. Man springt von Szene zu Szene und die Geschichte spitzt sich währenddessen immer weiter zu. Auch wenn man beim Lesen Vermutungen aufstellte, wurden die meistens wieder zerrissen und das Ende kam dann doch überraschend - auch wenn ich die Geschichte schon kannte, ich tappte dennoch im Dunkeln.

Die Protagonistin Sara Linton wirkt auf den ersten Blick wie eine toughe unabhängige Frau, die sich nicht abhängig machen möchte von einem Mann - vor allem nicht von Jeffrey. Doch immer wieder begegnen sich die Beiden, was bei den Berufen auch nicht ausbleibt. Dennoch schafft Sara es ihre Vergangenheit vor Jeffrey geheim zu halten und ihn nicht mit der grausamen Wahrheit zu konfrontieren. Man ist sich als Leser nie sicher, wie gut Jeffrey Sara wirklich kennt, ob alles nur oberflächliches Gekratze ist oder er Sara doch lesen kann wie ein Buch. Sara gibt sich stark und erlaubt sich keine Schwächen, wirkt jedoch genau deshalb auch immer wieder sehr zersträubt und mit den Gedanken ganz woanders. Jeffrey hingegen scheint das Leben leicht zu nehmen, aber wenn es drauf ankommt, übernimmt er Verantwortung. Eigentlich scheinen die Beiden auch perfekt zueinander zu passen - es ist ihnen wohl selbst nur einfach noch nicht klar.

Ich für meinen Teil kann an dem Buch nichts finden, was es negativ zu kritisieren gäbe. Es ist für mich einfach ein perfekter Thriller, der lust macht mehr ihrer Werke zu lesen. Einzig die fehlenden Absätze zwischen einzelnen Szenen haben mich ab und an verwirrt, aber das hat nichts mit der Geschichte selbst zu tun und fällt für mich daher für die Bewertung raus. Ich bin sehr glücklich wieder in die Grant County Serie abgetaucht zu sein und hoffe diesmal bis zum Ende dabei zu bleiben, denn Karin Slaughter versteht es ihre Leser zu unterhalten.

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Veröffentlicht am 16.06.2020

Anders als Erwartet

Zwei in einem Herzen
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Als ich den Klappentext zu "Zwei in einem Herzen" gelesen habe, wollte ich am liebsten sofort mit Lesen beginnen. Dann hörte ich jedoch einige Meinungen zum Buch und wurde direkt skeptisch, was mir die ...

Als ich den Klappentext zu "Zwei in einem Herzen" gelesen habe, wollte ich am liebsten sofort mit Lesen beginnen. Dann hörte ich jedoch einige Meinungen zum Buch und wurde direkt skeptisch, was mir die Neugierde an dieser Geschichte leider etwas nahm. Ich hab das Buch also mit relativ geringen Erwartungen begonnen und wurde zum Glück positiv überrascht, denn mit hat das Buch gefallen - abgesehen davon, dass die Geschichte, die einem durch den Klappentext versprochen wurde, nur einen sehr geringen Teil des Buches einnahm. Betrachtet man die Story und das Geschehen unabhängig von diesem winzigen Einblick in den Inhalt - wenn man es schafft, diesen wirklich beiseite zu lassen und nicht auf die große Lovestory mit ihren Problemen zu hoffen, dann bekommt man eine Geschichte voller Gefühl - eine Geschichte, die berührt.

Gleich zu Beginn des Buches begleiten wir Lydia an dem wohl schlimmsten Tag ihres Lebens - wir erfahren, wie es zum Tod und damit zum tragischen Verlust ihrer großen Liebe Freddie Hunter kommt und erleben sie gleich in der wohl dunkelsten Zeit. Wir begleiten Lydia auf ihrem Weg zurück ins Leben, welcher geprägt ist von großer Trauer, vielen Holpersteinen, einer zerreißenden Einsamkeit - jedoch auch von Freundschaft, Familie, Hoffnung. Als sie den Schmerz kaum noch aushalten kann, bekommt sie von ihrem Arzt Schlaftabletten verschrieben, jedoch mit einer anderen Wirkung als gedacht. So kommt es, dass Lydia an den Tagen schläft und Nachts wach ist, denn nur so kann sie Freddie in ihren Träumen treffen und mit ihm ihr Leben führen, wie sie es eigentlich vorgehabt haben. In den Träumen findet die Hochzeit statt, sie verreisen, sie streiten - aber all das zusammen, keiner bleibt zurück. Im realen Leben jedoch wird sie immer wieder davon eingeholt, dass Freddie nicht mehr an ihrer Seite ist und wird dadurch auch ab und an zurückgeschleudert - so sehr sie sich auch Mühe gibt, im Alltag wieder Fuß zu fassen. Doch sind ihre Träume Realität? Gibt es ein Paralleluniversum, in welchem sie glücklich sein kann mit ihrem Freddie? Oder sind es wirklich "nur" Träume, Wunschgedanken?

Lydia steht eigentlich mitten im Leben und ich denke, dass es jedem so wie ihr ergehen würde, wenn das Leben von jetzt auf gleich vollkommen aus den Fugen gerissen wird und plötzlich Kopf steht. Ich kann mich nicht in ihre Lage versetzen (worüber ich natürlich froh bin), weshalb ich nicht sagen kann, wie nah die Geschichte an ein reelles Leben reicht, jedoch habe ich mich Lydia sehr verbunden gefühlt und konnte mich durch das Beschriebene gut in sie und ihre Situation reinfühlen. Es hat mir gefallen zu sehen, wir Lydia sich zurück ins Leben kämpft - immer einen Schritt nach dem Anderen - und ich bin stolz auf ihre Entwicklung. Josie Silver hat mit Lydia einen Charakter geschaffen, der mir als Leser sympatisch war und den ich gern auf seiner Reise begleitet habe.

Das Buch ist bei weitem kein Meisterwerk, ich werde es wahrscheinlich auch nicht noch einmal lesen und ob ich zu weiteren Büchern der Autorin greife, kann ich aktuell nicht sagen. Aber nicht jedes Buch muss herausstechen durch viel Handlung, Spannung etc. Manchmal benötigt man etwas "Seichtes", das dennoch Gefühl und Werte vermitteln kann, was Josie Silver mit "Zwei in einem Herzen" definitiv geschafft hat. Es ist nicht das Buch, was man erwartet hat - wenn man es genau betrachtet muss man auch ehrlicher Weise zugeben, dass Jonah eine deutlich kleinere Rolle zugewiesen bekam als dem Leser versprochen wurde - weswegen ich mich auch ab und an gefragt habe, ob das Buch vom Schreiber des Klappentextes überhaupt gelesen wurde. Dennoch habe ich mit diesem Buch tolle Lesestunden verbracht - vielleicht war es für mich auch einfach das richtige Buch zur richtigen Zeit. Es ist toll, leicht und gefühlvoll geschrieben und ich konnte mir jede Situation gut bildlich vorstellen, weshalb die Geschichte ähnlich wie ein Film vor meinen Augen abgelaufen ist. Allein dafür kann ich das Buch guten Gewissens empfehlen.

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Veröffentlicht am 09.06.2020

Engel - Freund oder Feind?

Rückkehr der Engel
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Ich kann euch nicht sagen, warum ich die Angelus-Saga von Marah Woolf so lange ungelesen im Regal stehen gelassen habe, obwohl ich sehr neugierig auf die Geschichte dahinter war. Meine Mama hat mir im ...

Ich kann euch nicht sagen, warum ich die Angelus-Saga von Marah Woolf so lange ungelesen im Regal stehen gelassen habe, obwohl ich sehr neugierig auf die Geschichte dahinter war. Meine Mama hat mir im vergangenen Jahr schon gesagt, ich solle sie doch langsam mal lesen und dennoch habe ich in der ganzen Zeit nicht nach Band 1 gegriffen. Bis ich mich spontan einem Buddyread mit 2 ganz tollen Mödels anschließen konnte und nun früher, als ich tatsächlich selbst geplant habe, mit dem Lesen begann. Nachdem ich das Buch nun beendet habe, frage ich mich wirklich, wie ich eine solche Geschichte unbeachtet lassen konnte, denn von der ersten Seite an war ich begeistert. Begeistert von dem Setting, dem Venedig der Zukunft. Begeistert von den Charakteren und den scheinbar deutlichen Unterschieden des Lebens von Menschen und Engeln. Begeistert von Marah Woolfs Schreibart, die genau an den richtigen Stellen spannender oder gefühlvoller wird, um dem Leser die Gefühle zu vermitteln, die diese Situationen mit sich bringen.

Wer Venedig kennt, weiß was für eine wunderschöne Stadt diese ist. Derjenige weiß, wie Lebensfroh die Menschen dort leben und er weiß, wie toll es ist vom Markusplatz zum Wasser zu laufen, vorbei an diesen vielen kleinen Ständen mit ihren Malern, bei welchen man die Blicke kaum von den Kunstwerken loseisen kann. Doch die Geschichte spielt nicht in diesem Venedig, das uns so vertraut ist. Die Geschichte spielt in einem Venedig, in welchem sich jeder selbst der Nächste ist. In einem Venedig, das beherrscht wird von Gewalt und Armut. Einem Venedig, welches regiert wird von den Engeln, die jedoch nicht die lieben Geschöpfe aus den Erzählungen sind, sondern grausame Wesen, die sich über die Menschen stellen und in grausamen Kämpfen gegen Mutige Bewohner der Stadt antreten, damit diese sich etwas dazu verdienen können, um sich und ihre Familien über die Runden zu bringen.

Mitten in diesem Venedig lebt die 18-jährige Moon mit ihrer Schwester Star, ihrem Bruder Tizian und ihrem besten Freund Alessio. Moon ist eine Kämpferin und würde alles für ihre Geschwister tun. Wir begegnen ihr als eine harte junge Frau, die niemanden außer ihrer Familie und ihren Längsten Freunden an sich ran lässt und voller Missmut den Engeln gegenüber erzogen wurde. Sie sieht nichts Gutes in ihnen und verurteilt sie für das Böse, was sie über die Menschheit gebracht haben. Bis sie eines Tages einem Engeln begegnet, der anders zu sein scheint. Sind sich Menschen und Engel doch nicht so unähnlich?

Dieses Buch hat mich von Anfang an auf seine Art und Weise berührt. Ich habe mit Moon mitgefiebert und ihr immer wieder die Daumen gedrückt. Vor allem ihre uneingeschränkte Liebe zu ihren Geschwistern hat mich fasziniert und auch das Vertrauen in ihren Freund Alessio. Moon gibt sich nach außen sehr stark und lässt kaum Schwächen zu aus Angst verletzt zu werden, was in der Welt, in welcher sie liebt, auch kein Wunder ist. Und doch war es toll zu erleben, wie sie sich im Laufe der Geschichte wandelt, über sich hinaus wächst und Nähe zulässt, auch wenn sie weiß, dass sie das nicht tun sollte. Sie wurde stärker, ohne dabei das Wesentliche aus den Augen zu verlieren und dachte auch mal an sich selbst, nicht nur an ihre Geschwister - auch wenn sie immer Angst vor den Konsequenzen hatte.

"Rückkehr der Engel" war für mich eine schöne Geschichte, eine leichte Geschichte und dennoch eine Geschichte, die ich nicht aus der Hand legen wollte, da sie mir so unglaublich gut gefallen hat. Sie hat noch Luft nach oben, aber dennoch war es für mich ein richtiges Wohlfühlbuch und ich freue mich schon sehr darauf zu erfahren, wie es Moon wohl im zweiten Band ergehen wird.

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Veröffentlicht am 09.06.2020

Etwas für Liebhaber von Dickens und Co

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep
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Seit ich vor vielen Jahren durch Funke's Tinten-Trilogie die Liebe zum Lesen entdeckt habe, freue ich mich immer Bücher zu lesen, in welchen die fiktiven Charaktere aus ihren Geschichten schlüpfen können ...

Seit ich vor vielen Jahren durch Funke's Tinten-Trilogie die Liebe zum Lesen entdeckt habe, freue ich mich immer Bücher zu lesen, in welchen die fiktiven Charaktere aus ihren Geschichten schlüpfen können und so zum Leben erwachen. Demnach kam ich an "Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep" nicht vorbei, auch wenn die Geschichte, welche mich hier erwartet hat, anders war, als der Klappentext vermuten ließ. 

Robert und Charles Sutherland sind Brüder, die scheinbar nicht mit und nicht ohne einander leben können. Sie brauchen sich und auch, wenn sie das niemals zugeben würden, fehlt ihnen etwas, wenn der andere nicht in greifbarer Nähe ist. Doch Charles, welchen alle nur Charly nennen, ist anders als sein Bruder. Er hat die Gabe die Figuren aus seinen Büchern zum Leben zu erwecken - ob gewollt oder ungewollt spielt dabei keine Rolle, denn plötzlich stehen sie einfach neben ihm. So auch Uriah Heep, der Bösewicht aus Dickens Werk "David Copperfield" und im Gegensatz zu anderen Charakteren möchte dieser nur ungern zurück in seine Geschichte verschwinden. Ein Abenteuer beginnt, denn nun heißt es für die Brüder den "Beschwörer" zu finden, dass ihre Welt, wie sie sie kennen, nicht plötzlich ein böses Ende findet.

Dieses Buch zu lesen war anders als so viele Bücher, die ich vorher zur Hand genommen habe. Es besticht nicht nur durch seine Länge, denn mit knapp 600 Seiten und - für mein Empfinden - relativ klein gehaltener Schrift, taucht man in eine Welt ab, welcher man als Leser nicht mehr so schnell entfliehen kann. Ich bin es nicht gewohnt, solch dicken "Schinken" zu lesen und so war es schon eine kleine Überwindung damit zu starten - auch wenn ich mich direkt in das Cover verliebt hatte und unbedingt wissen wollte, was mich dort wohl erwarten würde.

H.G. Parry hat einen unglaublich humorvollen und doch fesselnden Schreibstil, welcher das Lesen des Buches so leicht macht. Man flog nur so durch die Seiten und wollte immer weiter lesen um zu erfahren, wohin die Reise wohl führen würde. Klar hatte es auch seine Längen, was bei der Dicke des Buches nicht all zu verwunderlich ist, jedoch hatte man nicht das Gefühl in der Geschichte auf der Stelle zu treten und nicht weiter zu kommen. Es war durchweg spannend und ließ uns als Leser in eine Welt eintauchen, die man so schnell nicht wieder vergisst.

Charly war für mich ein Protagonist, den ich einfach nur knuddeln wollte. Er war auf eine sehr liebenswerte Art und Weise tollpatschig und verpeilt und das machte es mir als Leser es sehr leicht, ihn auch zu mögen. Robert wirkte dagegen auf den ersten Blick etwas hart und abgestumpft, jedoch merkte man schnell, wenn man es denn zugelassen hat, dass unter dieser harten Schale einfach die Sorge um seinen Bruder einen großen Platz eingenommen hat und er für Charly nur das Beste wollte.

Was ich ein wenig zu bemängeln habe - mir aber das Lesevergnügen deshalb nicht weniger Spaß gemacht hat - ist, dass man zeitweise das Gefühl hatte, jedes Werk von Charles Dickens kennen zu müssen, um die Verbindungen der Buchcharaktere auch wirklich verstehen zu können. Diese Bücher spielen eine elementare Rolle im Geschehen und es ist definitiv nicht von Nachteil, wenn man die Geschichten kennt und weiß, wie sie zusammen gehören.

Ansonsten kann ich zu dem Buch nur sagen, dass ich es immer wieder lesen würde und demnach jedem empfehlen kann, der gern auf Abenteuer mit bekannten Buchcharakteren geht.

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Veröffentlicht am 02.06.2020

Vorhandenes Potenzial nicht genutzt

Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich
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Wenn man den Klappentext eines Buches liest und dabei an seine Herzensreihe erinnert wird, hat solch ein Buch schon oft einen schweren Start und hohe Erwartungen. Bei „Das Buch der gelöschten Wörter“ hatte ...

Wenn man den Klappentext eines Buches liest und dabei an seine Herzensreihe erinnert wird, hat solch ein Buch schon oft einen schweren Start und hohe Erwartungen. Bei „Das Buch der gelöschten Wörter“ hatte ich direkt eine Mischung aus der Tinten-Trilogie von Cornelia Funke, welche ich einfach unter allen Büchern mit am meisten liebe, und den Buchspringern von Mechthild Gläser. Beide Reihen konnten mich überzeugen und auf eine ebenso toll gestaltete Geschichte habe ich hier gehofft und leider nicht bekommen.

Die Welt ist ähnlich aufgebaut wie in Gläsers Werk, ein Zentrum, wo sich die Charaktere der verschiedenen Bücher treffen können und ein Eigenleben führen. Vervollständigt wird dies durch Skizzen, Statisten und und den bekannten Charakteren. So weit, so gut. Auch die Frage, was mit geschriebenen Worten passiert, die wieder gelöscht wurden oder beim Versenden einer Mail verloren gingen, fand ich interessant und vom Gedanken her gut aufgegriffen. Jedoch war genau das einfach zu schnell geklärt, unsere Protagonistin Hope hat das Problem zu schnell in den Griff bekommen und man fragte sich, was soll hier wohl noch passieren auf den nächsten 300 Seiten?!? Auch die Idee, aus welchem das vorherrschende Problem entstand, fand ich gut und man hätte viel mehr daraus machen können, als es tatsächlich wurde.

Die Geschichte hatte unglaubliches Potenzial und dieses wurde leider nicht genutzt, denn zum Großteil beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass dieses Buch eine reine Einführung in diese Welt sein soll, rein theoretisch und mit minimaler Handlung. Ich denke, wäre etwas mehr passiert, hätte mich die Geschichte auch begeistern können – so musste ich mich doch recht oft dazu selbst überreden, dass ich weiter lese und verlor ein wenig auch die Lust am Lesen.

Dies lag allerdings nicht nur an der fehlenden Handlung, sondern auch an den wenig authentischen Charakteren. Unsere Protagonistin Hope wird beschrieben als 42-Jährige Frau, jedoch hat man beim Lesen eher das Gefühl ein heranwachsendes junges Mädchen auf ihrem Weg zu begleiten. Ich konnte sie leider in der gesamten Geschichte nicht als die ansehen, die sie sein sollte und das störte mich leider auch durchweg. Rufus war für mich ein komischer Kautz, den ich im gesamten Buch nicht wirklich einschätzen konnte. Frischen Wind in die Geschichte hat Gwen gebracht, welche einige von euch evtl aus den Geschichten rund um König Artus als Gwendolin kennen, denn sie war aufgeweckt und fröhlich, freute sich über fast alles und hat immer gute Laune verbreitet. Auf der anderen Seite hat sie ein großes Herz und setzt sich für ihre Freunde ein – also eine gute Mischung. M war für mich…merkwürdig. Warum man sie ausgerechnet so genannt hat, ist mir bis heute nicht klar, aber auch sie war für mich ein Charakter, der mir nicht schlüssig war und aus dem ich einfach nicht schlau wurde.

Es ist schwer zu beschreiben, wie ich das Buch fand, ohne dafür Erklärungen zu geben, die leider spoilern würden, daher lasse ich das an dieser Stelle auch sein. Für mich war dieses Buch leider eine kleine Enttäuschung, da man gewisse Handlungen auch sehr früh erahnen konnte. Auch die Auflösung kam nicht gänzlich überraschend, auch wenn das Buch dennoch mit einem Cliffhanger endet – man konnte sich denken, in welche Richtung die Geschichte sich entwickeln würde. Dennoch werde ich auch Band 2 eine Chance geben, da ich hoffe, dass in der Fortsetzung mehr Handlung und vor allem Spannung ins Spiel kommt und Band 1 wirklich nur die Einführung in diese Welt war.

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