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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.08.2017

Ein interessanter Auftakt

Die Schatten von Edinburgh
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Wir schreiben (in diesem Buch) das Jahr 1888. Während in London Jack the Ripper sein Unwesen treibt, wird Inspector Ian Frey sowohl privat als auch beruflich zwangsversetzt. Er soll in Scottland einen ...

Wir schreiben (in diesem Buch) das Jahr 1888. Während in London Jack the Ripper sein Unwesen treibt, wird Inspector Ian Frey sowohl privat als auch beruflich zwangsversetzt. Er soll in Scottland einen Fall aufklären, dabei aber im Geheimen arbeiten damit die Engländer nicht durch die Nachricht von einem zweiten Ripper in Panik versetzt werden.
Der kultivierte Engländer Frey, aus gutem Hause und mit einem gesunden Hass auf die Schotten erzogen, macht in Schottland Bekanntschaft mit einer ganz neuen Welt. Sein neuer Vorgesetzter ist ein ungehobelter, abergläubischer und ungepflegter Schotte – und bei dem soll er auch noch wohnen. Das neue Heim lässt ebenso zu wünschen übrig wie die Spelunke, in der er essen soll. Auch der Fall hat es in sich: Ein Violinist wird in seinem Arbeitszimmer ermordet. Das Dienstmädchen schwört, dass sie mindestens 3 Geiger in dem Musikzimmer gehört haben will, bevor die Musik verstummte. Und Niemand anderes hatte einen Schlüssel für den von innen verschlossenen Raum, in dem der tote Musiker liegt. Wo ist der Mörder hin? Was soll das Zeichen des Teufels auf dem Teppich? Und lastet wirklich ein Fluch auf den Violinen, die nach dem Tod des Musikers weitervererbt werden?

Stil, Machart, Meinung

Zunächst muss ich sagen, dass mich historische Bücher eher wenig interessieren. Dann muss ich einschränkend gestehen, dass ich sämtliche Werke von Agatha Christie oder Edgar Wallace liebe – und die sind mittlerweile ja auch schon als historisch zu betrachten. Bei dem Jahr 1888 dachte ich auch gleich an Jack the Ripper. Vor einigen Jahren hatte es mir die Serie Ripper Street angetan, die in der gleichen Zeit spielte – und so klappte die zeitliche Einordnung bei mir super.
Beim Anblick des Covers fiel mir auf, dass keine Zuordnung der Geschichte als Kriminalroman oder Thriller erfolgte. Im Inneren steht dann „Roman“. Wenn ich auf der Buchrückseite Wörter wie „grausame Mordserie“ und „Ermittler“ lese, würde ich schon eher Krimi oder Thriller erwarten. Das schon dort versprochene Konzept des geschlossenen Raumes deutet dann stark in Richtung Krimi. Nachdem ich die Geschichte gelesen habe, wurde ich auch eher Krimi als Thriller sagen. Roman finde ich etwas unpassend, macht aber ein bisschen Sinn da natürlich auch Wert auf die historischen Details gelegt wird.
Die Story an sich knüpft mit dem Konzept des geschlossenen Raums an einige klassische Kriminalromane an, die von Mordhandlungen in geschlossenen Räumen berichten, zu denen kein anderer – oder viele andere- einen Schlüssel haben. Dazu hier mehr.
Die Hauptattraktion der Geschichte ist sicherlich der kultivierte, reiche Engländer, der ins raue Schottland versetzt wird. Während ihm vor lauter Dreck bald die feinen Anzüge ausgehen und er die Annehmlichkeiten seines Lebens vermisst, muss er sich mit dem kompletten Gegenteil seiner selbst auseinandersetzen: seinem Vorgesetzten McGray. Von Sympathie kann man bei den beiden Zwangskumpanen nicht sprechen, aber ihre Charaktere ergänzen sich für die Aufklärung des Falles optimal. Lustige Situationen aber auch interessante Details der damaligen Zeit werden anhand der Figuren erzählt.
Trotzdem bleibt die Geschichte düster und blutig, ist teilweise nichts für schwache Nerven. Die Story mutet bis zum Ende wie ein halbherziges Whodunnit-Rätsel an, den Mörder erraten kann man aber nicht wirklich. Nüchtern betrachtet hat die Story eine tolle Idee als Ausgangssituation (geschlossener Raum, vererbte Geigen mit Fluch) –doch je mehr es zum Ende geht, desto weniger bleibt davon übrig. Da machen eher die Charaktere, das Zusammenspiel einiger Charaktere und die interessanten historischen Details den Zauber des Buches aus –die Story rückt irgendwie im Laufe des Buches in den Hintergrund.

An dieser Stelle habe ich die Rezension etwas gekürzt, vollständig mit der Rubrik „Was lernen wir daraus?“ gibt es die Rezension auf meinem Worpress-Blog: http://wp.me/p6tREn-1oJCp

Fazit

Ich vergebe 3 Sterne. Es wären fast 4 geworden, aber wenn ich diese Geschichte mit anderen 4-Sterne-Büchern vergleiche, da ist geht das nicht. Ich habe die Geschichte zügig durchgelesen, es war stets interessant und ich hatte nicht nur meinen Spaß sondern habe auch einiges gelernt. Jedoch hat die sehr verheißungsvolle Story mich dann am Ende etwas enttäuscht. Dem Ermittlerduo würde ich jedoch noch eine weitere Chance geben, der Auftakt war vielversprechend. Dann erwarte ich aber etwas mehr Krimi und ein besser konstruiertes Verbrechen.

Veröffentlicht am 28.07.2017

Der zweite und letzte Teil

Bruderlüge
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„Bruderlüge“ ist der zweite Teil der zweiteiligen Serie um Martin Benner und schließt in der Handlung direkt an Teil 1 „Schwesterherz“ an. Worum es in Teil 1 ging, erzähle ich in der vorherigen Rezension. ...

„Bruderlüge“ ist der zweite Teil der zweiteiligen Serie um Martin Benner und schließt in der Handlung direkt an Teil 1 „Schwesterherz“ an. Worum es in Teil 1 ging, erzähle ich in der vorherigen Rezension.
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Im zweiten Teil, welcher kurze Zeit nach dem Ende vom ersten Teil ansetzt, hat Martin Benner einen neuen Gesprächspartner für sein Interview, welches als Rahmen für die Handlung dient. Denn der erste Interviewpartner ist schon nicht mehr am Leben – in dieser Geschichte pflastern einige Leichen den Weg der Hauptperson.
In dieser Geschichte muss er nun herausfinden, wo der verschollene Mio ist. Dieser ist der Sohn der inzwischen verstorbenen Sarah Texas, die als Mörderin verurteilt wurde und deren Schuld der Anwalt Benner in Teil 1 posthum noch „zurückbeweisen“ sollte. Zunächst widerwillig aber zunehmend fasziniert befasste sich Martin Benner mit der Geschichte von Sarah Texas und bemerkte bald einige Ungereimtheiten. Je weiter er sich in den Fall verstricken ließ, desto mehr ruhte der Fokus auf einmal auf ihn selbst. Menschen, die ihm von Sarah Texas Unschuld berichteten, waren auf einmal tot, und er selbst war der Mordverdächtige. Immer tiefer im Schlamassel reiste er nach Texas, musste um seine Liebsten fürchten und bekam am Ende des ersten Bandes ein paar Antworten und noch mehr neue Fragen. Diese werden nun in diesem Band geklärt, die Geschichte wird hier abgeschlossen.

Stil, Machart, Meinung

Wie man sieht, sind bei diesem Zweiteiler die Bände und die Geschichte eng verstrickt. Es ist schwierig, hier zu viel zur Handlung zu sagen ohne für Interessierte zu spoilern, denn sonst ist Band 1 ja nicht mehr interessant - und bei dem sollte man hier auch zwingend anfangen.
Die Schreibweise der Autorin ist wie immer fluffig, gut ausbalanciert und macht die Sache spannend. Im Vergleich zu Teil 1 muss ich hier jedoch ein anderes Tempo feststellen: Im ersten Band werden viele Personen detailliert beschrieben, die Geschichte nimmt sich Zeit, um angemessen in die Tiefe zu gehen. Mit diesem Vorwissen geht’s dann in diesem zweiten Teil alles etwas schneller. Die vielen Personen, Verbindungen und Schicksale vom ersten Teil werden nun etwas eiliger abgehandelt. Es kommt mir fast so vor, als hätte die Autorin erst 3 Bände für die Geschichte eingeplant und dann doch auf 2 verkürzen müssen. Denn die vielen angefangenen Sachen werden meiner Meinung nach etwas schnell abgehakt. Es ist zwar alles sinnig aufgelöst, aber die Motive der Personen und einige Antworten kamen mir etwas zu kurz.
Dazu muss man jedoch sagen, dass die Autorin ihrer Taktik vom ersten Buch treu geblieben ist: Der Leser hat selbst einiges zu tun, er muss raten wie es nun wirklich ist und wird das eine ums andere Mal in die Irre geführt. Das ist auch im zweiten Teil gut gelungen.

Fazit

Diese Reihe hat mir an sich gefallen, wobei ich mir nach dem ersten Band etwas mehr vom zweiten Band versprochen hatte und es zwischenzeitlich dann doch etwas „an den Haaren herbeigezogen“ war (ich darf hier nicht spoilern..) . Dazu muss ich jedoch sagen, dass ich dabei auf hohem Niveau nörgele. Kristina Ohlsson trifft mit ihrer Schreibe und ihren Geschichten grundsätzlich meinen Geschmack, Thriller mit Krimi, ich darf mir meine eigenen Gedanken machen, spannend und nicht ausschweifend mit einigen humorvollen Elementen geschrieben und einfach gut. Im Vergleich zur Reihe um Alex Recht und Co. Muss ich jedoch sagen, dass diese Reihe nicht an rankommt. Ich wollte diesem zweiten Band zunächst 3 Sterne geben, bleibe aber nun für diesen Band und die gesamte Reihe bei 4 Sternen, weil im Vergleich zu anderen Autoren diese Autorin einfach ihr Handwerk versteht und meinen grundsätzlichen Geschmack trifft. Sie hat auch schon 5 Sterne von mir abgestaubt, aber dafür reicht es dann doch nicht. Wer ihre Bücher mag, wird auch dieses mögen. Wer Thriller mit Tiefgang und Krimielementen mag, die sich nicht in belanglosen Details verzetteln, der dürfte hier genau richtig sein. Die andere Reihe ist trotzdem besser.

Veröffentlicht am 17.07.2017

Die Suche nach Luzifer ist noch nicht vorbei

Schwesterherz
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Martin Brenner ist ein erfolgreicher Anwalt, der um seine Wirkung auf Frauen weiß. Nebenbei hat er eine kleine Tochter, die eigentlich seine Nichte ist. Er hat sie adoptiert, nachdem seine Schwester und ...

Martin Brenner ist ein erfolgreicher Anwalt, der um seine Wirkung auf Frauen weiß. Nebenbei hat er eine kleine Tochter, die eigentlich seine Nichte ist. Er hat sie adoptiert, nachdem seine Schwester und ihr Mann bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen. Seine Ex und Affäre Lucy ist in seinem Leben auch allgegenwärtig, denn die beiden teilen sich auch eine Kanzlei. Als dann, wie in einem alten Detektivroman, ein merkwürdiger Kerl in sein Büro kommt und einen ebenso merkwürdigen Auftrag hat, geht es für Martin immer tiefer hinunter in den persönlichen Abgrund. Er soll die berühmte Serienkillerin Sarah Texas rehabilitieren – aber die ist seit einigen Monaten tot. Entgegen aller Bedenken zieht der Fall ihn in seinen Bann und er beginnt zu ermitteln. Bis er selbst im Fokus einer aktuellen Ermittlung steht – als Mordverdächtiger.

Die Reihe

Dieses Buch ist der erste Teil einer zweiteiligen Serie um Martin Brenner. Um die Spannung in der Reihe auch nach Ende des ersten Buches aufrecht zu erhalten, werden natürlich nicht alle Fragen in diesem Buch geklärt – nein, am Ende stellen sich dann auch noch ein paar neue Fragen. Damit der Leser nach dem ersten Buch nicht enttäuscht ist, dass es mittendrin aufhört, hat die Autorin eine große Frage dann doch geklärt. Das finde ich für so eine Reihe einen guten Kompromiss.

Ich hatte mal das erste Buch der zweiteiligen Reihe „Post Mortem“ gelesen, war da nach Band 1 allerdings nicht sehr motiviert, Band 2 überhaupt zu lesen. Bei diesem Buch hier ist der Cliffhanger einfach besser, eine Kleinigkeit wurde schon aufgeklärt, aber der Rest liegt noch im Dunkeln. Schwesterherz ist von der Handlung her auch wesentlich besser geeignet, weil Personen, Geschichten und Rätsel doch von anderer Qualität und Komplexität sind.

Stil, Machart, Meinung

Wie immer schreibt Kristina Ohlsson sehr spannend, fluffig und gut. Es holpert nicht, man langweilt sich nicht und sie beschränkt sich auf das Wesentliche, ohne knapp zu klingen und mit einigen wohlgewählten Details. Die Geschichte wird übrigens direkt von der Hauptperson Martin Brenner erzählt, und das eingebettet in ein Interview mit einem Journalisten. So hat man vor neuen Kapiteln ein kurzes Gespräch, in dem sich doch immer schon etwas Unheil ankündigt bzw. ein kleiner Hinweis auf die Zukunft auftaucht.

Besonders gut finde ich die Hauptperson und die dazugehörige Familienkonstellation. Martin Brenner ist ein gutaussehender Anwalt, der schon etwas oberflächlich und arrogant klingt, wenn er so redet oder denkt. Aber wie es so ist im Leben, ist nicht alles schwarz – und weiß. Die Abneigung schwindet recht schnell, wenn der Leser davon erfährt, dass er seine Nichte adoptiert hat. Obwohl sie so überhaupt nicht in sein Leben passt, konnte er nach dem Tod seiner Schwester einfach nicht zulassen, dass die Kleine ins Heim kommt. Die Beziehung zwischen den Beiden ist sehr interessant und doch etwas unüblich. Und wo das ganze eh schon ungewöhnlich ist, darf auch die Ex-Freundin Lucy nicht fehlen. Sie ist nämlich nicht nur die Ex, sondern auch der Mutterersatz für die adoptierte Tochter, die Arbeitskollegin und die aktuelle Affäre. Dann gibt’s da auch noch einen großen Gangster, der Martin einen Gefallen schuldet. Der Kriminelle ist allerdings auch ziemlich nett. Das ist mal was Neues. Irgendwie finde ich es auch sehr erfrischend, dass man nicht alle Gedanken und Aktionen der Hauptcharaktere nachvollziehen- oder mögen kann. Ein Hoch auf kreative Graustufen!

Um es mit den Worten der Hauptperson selbst zu sagen: „Sie haben noch nie so eine klischeehafte Geschichte gehört. (..) Sie enthält alle notwendigen Zutaten. Unaufgeklärte Morde. Einen übermächtigen Drogenboss. Einen erfolgreichen sexsüchtigen Anwalt. Und – Trommelwirbel! – ein süßes Kleinkind. Mit anderen Worten: großes Kino! Wenn da nicht dieses eine Detail wäre..“ (S. 8)

Was mir auch gefällt, ist die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. In der Gegenwart gibt es einen Auftrag, der Martin und Lucy in der Vergangenheit forschen lässt. Es passieren aber auch Verbrechen in der Gegenwart, die damit zu tun haben. Während des Buches gibt es keinerlei Gedanken von der Schlüsselperson, der verurteilten Mörderin Sarah Texas. Man liest eigentlich nur die Gedanken von Martin Brenner und in der Gegenwart –so macht sich nur durch seine Augen ein Bild der Lage. Ein paar Andeutungen führen den Leser auch gern mal in die Irre, trotzdem hat man genug Stoff für eigene Spekulationen, aber auch nicht zu viel davon.

Die Handlung spielt übrigens nicht nur in Stockholm, sondern auch in Texas. So gibt’s gleich 2 Regionalthriller in Einem.


Fazit

Ich werde jetzt mit Teil 2 der Reihe anfangen. Schwesterherz ist nicht wirklich dafür gemacht, ohne den zweiten Teil „Bruderlüge“ konsumiert zu werden. Es bleiben einfach Fragen offen und die Neugier ist nach dem Ende des ersten Buches nach wie vor groß. Bruderlüge sollte man ebenso auf keinen Fall lesen, ohne Schwesterherz gelesen zu haben.

Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass mich ein Thriller von Kristina Ohlsson immer gut unterhalten wird. Der Stil dieser Autorin ist einfach genau meins. Die besonderen Hauptpersonen mit ihrem Graustufen und die unheilvollen Andeutungen sind die besondere Würze des Buches, der Fall an sich erblasst daneben fast ein wenig – lässt aber viele Fragen für den zweiten Band offen. Ich vergebe 4 Sterne und mache mich jetzt an Band 2. Die Rezension folgt.

Veröffentlicht am 14.05.2017

Sonderangebot: 6 Leichen zum Preis von einer!

Ragdoll - Dein letzter Tag (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 1)
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Als die Detectives der Mordkommission des New Scotland Yard an den Fundort einer Leiche kommen, haben auch die erfahrenen Ermittler mit dem gebotenen Anblick zu kämpfen. Die Leiche besteht nämlich aus ...

Als die Detectives der Mordkommission des New Scotland Yard an den Fundort einer Leiche kommen, haben auch die erfahrenen Ermittler mit dem gebotenen Anblick zu kämpfen. Die Leiche besteht nämlich aus 6 Leichen. Die Körperteile verschiedener Opfer wurden zu einer Lebensgroßen Ragdoll, einer Flickenpuppe, zusammengenäht. Als wäre das nicht alles schon schlimm genug, zeigt das makabere Leichengebilde auch noch auf die Wohnung von einem der Ermittler. Und dieser Ermittler, Wolf, hat eine ganz besondere Geschichte: vor Jahren hatte er den „Feuerbestatter“ gejagt. Als der brandgefährliche Serientäter trotz der Ermittlung von Wolf vor Gericht freigesprochen wurde, ging es mit dem Detective durch und er versuchte noch im Gerichtssaal, ihn zu töten. Nun, Jahre später, hat er sich wieder erholt. Aber die Vergangenheit wird ihn mit diesem Fall einholen. Als seine Ex-Frau kurz darauf auch noch eine Todesliste erhält, die das nächste Opfer und den Tag dessen Todes verrät, wird der ganze Fall noch schlimmer. Denn auch Wolf steht drauf..

Stil, Machart, Meinung

Der Thriller ist packend. Auf den ersten Seiten geht’s gleich los, und bis zur letzten Seite möchte man diese Geschichte möglichst nicht mehr aus der Hand legen. Bei mir dauerte es etwas länger, da ich gerade einen Job habe, eine Wohnung suche und meine Eltern umziehen. Trotzdem habe ich mir zwischendurch immer mal ein Kapitel gegönnt. Denn für einen Kurztrip in die Welt des Ragdoll- Killers ist dieser eher dicke Wälzer gut gemacht: die einzelnen Abschnitte sind angenehm kurz und man weiß im nächsten Abschnitt durch gute Eingangssätze auch sofort wieder, was los ist. Der Schreibstil ist fluffig und konzentriert sich in meinen Augen auf die wichtigen Dinge, ohne kleine amüsante Details zur Abrundung auszulassen. Die Dialoge gefallen mir.
Ein Thriller hat immer irgendwie das Element „Wettlauf gegen die Zeit“ in sich. In diesem hier ist das ganze durch die Todesliste mit Datum natürlich sehr plakativ und damit auch gut gelungen. Der Detective muss den Killer stoppen, denn wenn er es nicht tut ist er das letzte Opfer auf der Liste seines Widersachers. Trotz des rasanten Tempos gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit, den die gegenwärtige Mordserie scheint etwas mit dem vom Detective früher gejagten Feuerbestatter zu tun zu haben. Krimi ist der Thriller (wie so oft) irgendwie auch, der Leser darf selbst raten, Theorien aufstellen und sich so seine Gedanken machen. Diese Mischung ist super, der Plot an sich auch.
Die Hauptfigur, Wolf, ist eher ein Antiheld. Ein Einzelgänger, ein mysteriöses Privatleben und Dinge, die verschwiegen werden. Von Dienstvorschriften scheint er noch nie gehört zu haben. Zielsicher schafft er es jedoch, sie alle zu brechen. Er muss in dieser Geschichte natürlich einiges aushalten, musste es schon in der Vergangenheit und ist eventuell auch noch in wenigen Tagen tot.
Die anderen Mitglieder des Ermittlungsteams sind gut gemacht. Es sind nicht zu viele, sodass man auch alle wiedererkennt. Es gibt die Frau, die irgendwie auch dem Antihelden nahesteht und nach aussen hin einen sehr harten Eindruck macht. Dann gibt es den Vorgesetzten, der lieber ermitteln will, einen lustigen Partner und einen engagierten Neuling im Team, welcher jeden Abend zu spät nach Hause kommt. Das Team ist gut zusammengestellt und macht Lust auf mehr. Ich sehe Potential!
Natürlich gibt es einen dramatischen Showdown, und natürlich werde ich nichts verraten. Um meinen Kritikpunkt zu erklären, muss ich jedoch trotzdem bis ans Ende der Geschichte springen. Während der Geschichte, welche recht lang und vielschichtig ist, stellte ich mir als Leser die ein – oder andere Frage zum Vorgehen und zu den Motiven des Killers. Nach der letzten Seite blieben davon leider einige Fragen offen.

An dieser Stelle habe ich etwas gekürzt, die Abschnitte „Die Reihe“ und „Was lernen wir daraus?“ gibt es auf meinem Wordpress - Blog: http://wp.me/p6tREn-1oJBD

Fazit

Ich habe das Lesen sehr genossen, war von der ersten Seite an gepackt und fand den Schreibstil, die Aufteilung der einzelnen Abschnitte sowie die Personen, die Story, den Plot, die kreativen Ideen und auch die teilweise amüsanten Dialoge mitten im Leichendschungel sehr gelungen. Fast hätte ich 5 Sterne springen lassen, aber einen Kritikpunkt habe ich einfach: Wenn ich mich während des Lesens Frage, wie und warum der Killer etwas gemacht hat, dann möchte ich am Ende auch die Antworten auf diese Fragen haben. Ein paar Fragen sind offen geblieben, leider. Trotzdem kann ich dieses Buch allen Liebhabern von packenden Thrillern wärmstens empfehlen und warte schon gespannt auf das nächste Buch von Daniel Cole. Den Namen werde ich mir merken!

Veröffentlicht am 18.04.2017

Ein spannender Thriller im kalten Südtirol

Der Tod so kalt
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Jeremiah Salinger, ein amerikanischer Drehbuchautor, produziert eine erfolgreiche Fernsehserie. Als er mit seiner Frau in ihr Heimatdorf in Südtirol zieht, ist er dort trotzdem nur ein Fremder. Er gehört ...

Jeremiah Salinger, ein amerikanischer Drehbuchautor, produziert eine erfolgreiche Fernsehserie. Als er mit seiner Frau in ihr Heimatdorf in Südtirol zieht, ist er dort trotzdem nur ein Fremder. Er gehört nicht zur Dorfgemeinschaft, da er kein Einheimischer ist. Nachdem er eine neue Idee für eine Fernsehserie in Südtirol in die Tat umsetzt, passiert eine schreckliche Tragödie. Davon traumatisiert, schwört er sich und seiner Frau, Urlaub zu nehmen. Aber dann fesselt ihn ein brutaler Mord an drei jungen Leuten, welche 1985 an der Bletterbachschlucht brutal hingerichtet wurden. Nur durch diese Geschichte fühlt er sich wieder lebendig, aber nur durch diese Geschichte schweben er und seine Familie auch in Gefahr. Er kann trotzdem nicht mit der Ermittlung aufhören, bevor er das Rätsel gelöst hat. Und das Schicksal der drei Toten ist auch das Schicksal vieler anderer, die dran zerbrochen sind.

Stil, Machart, Meinung

Dieser Thriller ist ausschließlich in der Ich – Perspektive erzählt und bekommt so eine sehr persönlichen und realistischen Beigeschmack. Man fühlte sich tatsächlich mittendrin. Es tickt nicht –wie bei den meisten Thrillern - direkt eine Uhr durch die Seiten, es muss kein Täter gefasst werden um weitere Opfer zu retten. Es gibt einfach einen Mann in einem Dorf, der seine Neugier und Faszination nicht zügeln kann und so zu vielen Leuten zu viele Fragen stellt. Ich dachte oft: „Mein Gott Salinger, hör bloß auf, Fragen zu stellen“ und genau so oft „was ist damals bloß passiert?“. Damit hatte mich der Autor wohl genau dort, wo er mich auch haben wollte.
Dieser Thriller ist recht dick und langatmig, aber trotzdem nicht detailüberladen und langweilend. Das Buch ist auch ein wenig Roman, welcher zwei Hauptstränge hat und dadurch viele Nebenhandlungen und Charaktere entwickelt. Einmal der Ich –Erzähler mit Frau, Tochter und Schwiegervater in der Gegenwart und dann die drei ermordeten Leute im Jahre 1985 und deren Leben, Probleme, Feinde sowie die Auswirkungen auf einige Zeitzeugen. Die Schreibweise des Autors ist fluffig und es gibt auch viele lustige und ironische Bemerkungen.
Ich hatte vor Jahren mal einen „Krimi“ aus Südtirol gelesen, der mehr einem begeisterten Reiseführer sowie einer Ötzi – Dokumentation glich als einem spannungsgeladenen Krimi. Dieser Thriller hier offenbart auch interessante Details aus dem Leben in Südtirol sowie der Landschaft, jedoch ist es interessant und geschickt in die Geschichte eingebaut. Auch Ötzi kommt kurz wieder vor, ohne Ötzi geht ein in Südtirol spielendes Buch wohl nicht. Aber hier stören mich die interessanten landestypischen, geologischen und historischen Fakten nicht – ganz im Gegenteil: Sie machen die Geschichte sehr realistisch.
Der Plot und die einzelnen Charaktere konnten mich überzeugen, auch das Ende war schlüssig und konnte sowohl überraschen als auch Action bieten.

Fazit

Ich vergebe fast 5 Sterne, sagen wir mal 4,5. Der Thriller hat alles, um mich zu fesseln. Ich habe nichts entdeckt, was mir nicht gefällt und sogar das etwas Langatmige gemocht, weil es interessant war. Für die Höchstpunktzahl fehlt noch das ganz Besondere, das Geniale.
Für Thriller- und auch Krimifans ist dieses Buch sicher eine gute Sache. Auch Südtirol – Fans oder Südtiroler dürften ihre Freude an der Geschichte haben, da viele regionale Aspekte gut in die Geschichte eingewoben sind. Ich kann es uneingeschränkt empfehlen.