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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2024

Vielversprechender Serienstart mit viel Gefühl

Die Sehenden und die Toten
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Vielmehr mit sehr vielen Gefühlen - bei Ermittlerin Carla Seidel und auch in ihem Umfeld geht es ausgesprochen emotional zu - es ist also nichts für Freunde eher cooler Krimis.

Für mich aber ...

Vielmehr mit sehr vielen Gefühlen - bei Ermittlerin Carla Seidel und auch in ihem Umfeld geht es ausgesprochen emotional zu - es ist also nichts für Freunde eher cooler Krimis.

Für mich aber schon, zumal die Spannung nicht darunter leidet - ganz im Gegenteil!

Die erfahrene Mordermittlerin ist mit ihrer 17jährigen Tochter Lana nach dem Ende ihrer traumatischen Ehe von Hamburg ins Wendland gezogen, wo in jeder Hinsicht Ruhe herrscht. Fast schon zu viel für Carla.

Bis zu dem Tag, an dem ein wunderschöner Jüngling ermordet aufgefunden wird - von jetzt auf gleich muss Carla in einen ganz anderen Modus schalten und sich auf Kollegen einstellen, die in diesem Bereich komplett unerfahren sind. Wie denn auch, wird hier doch eher mal ein Traktor oder eine Kuh anfahren oder man muss in einem Nachbarschaftsstreit schlichten.

Altersmäßig ist Justus, das Opfer, nicht weit entfernt von Lana - das hochsensible Mädchen bringt sich auf ihre eigene Art in die Ermittlungen ein.

Ein eher persönlicher Ansatz, in dem - anders als bspw. bei Nele Neuhaus - die Frauen im Mittelpunkt stehen und man auch merkt, dass das Herz der Autorin für sie schlägt.

Was mich gestört hat: Carla hat sich einige Male sowohl Kollegen als auch Zeugen/möglichen Tätern gegenüber sehr unprofessionell geäußert. Genauso geht sie auch im beruflichen Alltag mit einem persönlichen Problem um - nämlich ziemlich offensiv, was überhaupt nicht zu einer solch erfahrenen Ermittlerin passt. Ich bin aber sicher, dass die Autorin, deren erster Krimi das ist, sich "einschreiben" wird, nachdem alles andere bereits richtig rund ist - vor allem das überraschende Ende!

Veröffentlicht am 17.04.2024

Diesmal ist die Jugend involviert

Gefährlicher Sog
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Und das aufs Heftigste, denn diesmal trifft es die Schwächsten der Schwachen, nämlich eine Jugendwohngruppe, deren Betreuer umgebracht wurde und zwar auf ziemlich brutale Art und Weise. Timur Roters, so ...

Und das aufs Heftigste, denn diesmal trifft es die Schwächsten der Schwachen, nämlich eine Jugendwohngruppe, deren Betreuer umgebracht wurde und zwar auf ziemlich brutale Art und Weise. Timur Roters, so sein Name, hinterlässt seine Frau Merret, die gemeinsame Pflegetochter Elanie und eine ganze Reihe von Teenagern, denen in ihren kurzen Leben bereits Schlimmstes widerfahren ist und für die er gemeinsam mit Merret als Sozialpädagoge verantwortlich war.


Wie man sieht, steht Liv wieder einmal unter Strom und das in vielerlei Hinsicht. Denn es gilt nicht nur, die Jugendlichen zu befragen, sondern auch, ihre eigene Tochter Sanna im Auge zu behalten, die ebenfalls auf Sylt weilt und schon bald selbst näher an den Fall heran rückt. Was Liv natürlich überhaupt nicht gerne sieht, doch kann sie etwas dagegen tun?

Zumal bald deutlich wird, dass Timur Roters einst selbst auf der anderen Seite des Gesetzes stand, inzwischen jedoch vollständig rehabilitiert ist. Zumindest offiziell. Kann er möglicherweise in irgeneiner Form rückfällig geworden sein?

Dazu kommen Livs Zweifel an ihrer Beziehung zum Gerichtsmediziner Sebastian Gerlich. Man sieht: Wieder einmal steht auch das Privatleben der Ermittlerin im Fokus der Handlung, das Autorin Sabine Weiss so geschickt mit der Krimihandlung verwoben hat, dass wie bei einem Puzzle alles genau zusammenpasst. Zudem wimmelt es diesmal sozusagen vor Verdächtigen - es gibt so viele, dass ich mir zum ersten Mal bei der Lektüre dieser Krimireihe ein Personenverzeichnis gewünscht habe!

Auch dieser nunmehr achte ist ein mehr als runder Fall mit einer eher überraschenden Auflösung. Ob Sie jetzt hier oder mit einem anderen Band starten, ich könnte mir vorstellen, dass sie wie ich diese Reihe, bei der sich die Protagonistin dank zahlreicher Alleinstellungsmerkmale von der Masse abhebt, lieben werden. Auf den nächsten Fall freue ich mich jedenfalls schon jetzt!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 13.04.2024

Sie bekam nicht alles, was sie haben wollte

Gussie
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Von tochteralice
Nämlich keine professionelle Ausbildung zur Musikerin, die sie sehr gerne genossen hätte. Statt dessen bekam Auguste Zinsser, genannt Gussie, etwas, das nur sie haben konnte: Im Alter ...

Von tochteralice
Nämlich keine professionelle Ausbildung zur Musikerin, die sie sehr gerne genossen hätte. Statt dessen bekam Auguste Zinsser, genannt Gussie, etwas, das nur sie haben konnte: Im Alter von neunzehn Jahren wurde sie die zweite Ehefrau von Konrad Adenauer, "erbte" drei Kinder und bekam vier eigene dazu.

Eine eindringliche Romanbiografie ist dem Autor Christoph Wortberg mit diesem Werk gelungen. Für mich war sie schon deswegen etwas ganz Besonderes, weil ich in Köln einen Katzensprung entfernt von den Häusern der Familien Adenauer und Zinsser lebe, selbst schon im Krankenhaus Hohenlind gelegen habe.

Aber auch die weiteren, mir nicht so vertrauten Schauplätze konnte mir der Autor nahe bringen, ebenso wie den Handlungsverlauf. Auch, wenn er nicht wissen konnte, wie Gussie empfand, klang dies alles sehr glaubwürdig und logisch. Es muss nicht so gewesen sein, so war es sogar recht sicher nicht. Aber: es hätte so sein können, was wir sowohl der akribischen Recherchearbeit als auch der Wortgewandtheit Christoph Wortbergs verdanken. Ich habe es schnell durchgelesen, was aber nicht bedeutet, dass ich den Inhalt ebenso schnell vergessen werde. Im Gegenteil, dieser Roman, der ganz und gar nicht ohne Anspruch ist, wird in mir noch lange nachklingen!

Veröffentlicht am 11.04.2024

Durchaus breit aufgestellt

Meeresfriedhof
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ist die hier im Mittelpunkt stehende Familie Falck, von der gleich Vertreter mehrerer Generationen eine große Rolle in der Handlung dieses Buches spielen, denn die ausgesprochen komplexe Familiengeschichte ...

ist die hier im Mittelpunkt stehende Familie Falck, von der gleich Vertreter mehrerer Generationen eine große Rolle in der Handlung dieses Buches spielen, denn die ausgesprochen komplexe Familiengeschichte bestimmt die Handlung des Buches von der ersten bis zur letzten Seite.

Diese gestaltet sich stellenweise ausgesprochen geheimnisvoll bzw. pflastern Geheimnisse den Lebensweg gleich mehrerer Protagonisten - natürlich ist alles ineinander verschachtelt, denn es hängt alles zusammen - auch wenn gleich mehrere Familienmitglieder schon lange nicht mehr miteinander reden.

Für meinen Geschmack ist das alles etwas zu komplex, zu umfangreich und dazu viel zu verzweigt. Und dadurch so langatmig, dass ich mehrmals den Faden verlor und wieder zurückblättern musste, mehr oder weniger weit.

Insgesamt ein ungewöhnlicher, stellenweise spannender (soweit man durchgehend am Ball bleibt) und historisch interessanter Roman für wache Leser!

Veröffentlicht am 10.04.2024

Lebendig und eindringlich

James
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Hier setzt der Autor Percival Everett gewissermaßen das Werk seines amerikanischen Autorenkollegen Mark Twain über 100 Jahre nach dessen Tod fort, indem er eine Fortsetzung mit dem Gefährten ...

Hier setzt der Autor Percival Everett gewissermaßen das Werk seines amerikanischen Autorenkollegen Mark Twain über 100 Jahre nach dessen Tod fort, indem er eine Fortsetzung mit dem Gefährten Hucks, dem Sklaven Jim, hier James entwickelt.

Dies geschieht einerseits mit großer Einfühlsamkeit, andererseits jedoch mit ebenso großer Entschiedenheit. Denn James hat nach seiner Flucht nur ein Ziel: seine Frau und seine Tochter zu kaufen und mit diesen in Freiheit zu leben.

Auf der Flucht, auf der er in weiten Teilen von Huck begleitet wird, lauern zahlreiche Gefahren und Herausforderungen auf ihn. Immerhin befindet man sich im Süden Amerikas. Nicht nur einmal bemächtigt sich ein Weißer seiner, um ihn wieder zu verkaufen. Durch seine Lebensweisheit, die von ihm geheim gehaltenen Fertigkeiten - er kann lesen und schreiben und dazu wie ein Weißer sprechen - und die sich neu dazu gesellenden Erfahrungen gelingt es ihm, wie eine Art Stehaufmännchen vieles zu überstehen - doch wird ihm auch der größte Wunsch bzw. sein Lebensziel in Erfüllung gehen?

Ein kluger, gleichzeitig sehr unterhaltsamer Roman, an dem mich nur eine Entwicklung kurz vor dem Ende störte, die aus meiner Sicht nicht ganz in die richtige Richtung führt. Dennoch empfehle ich das Buch von ganzem Herzen weiter und bin nun auch neugierig auf weitere Bücher des Autors!