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Veröffentlicht am 28.07.2018

Holden Caulfield in Virginia?

Fänger, gefangen
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Nicht ganz, denn der Held des vorliegenden Romans heißt Daniel Solstice Landon und ist sehr, sehr krank: er leidet an Leukämie. Seine Eltern, Ex-Hippies, wollen nur das Allerbeste - das heißt aus ihrer ...

Nicht ganz, denn der Held des vorliegenden Romans heißt Daniel Solstice Landon und ist sehr, sehr krank: er leidet an Leukämie. Seine Eltern, Ex-Hippies, wollen nur das Allerbeste - das heißt aus ihrer Sicht: keine Schulmedizin, keine Bestrahlungen und natürlich größtmögliche Schonung, d.i. kein Schulbesuch und nur wenig Kontakt zu Freunden - alles nicht ganz einfach für Daniel. Und wie kommen Holden Caulfield und Virginia ins Spiel? Nun - ersterer ist der Protagonist von Salingers bahnbrechendem Werk, DEM Jugendroman der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, der nicht nur in den Staaten, sondern auch hierzulande vielerorts in den Schulen seit Jahren als Pflichtlektüre gelesen wird und vielen jungen Menschen - so auch mir vor über 30 Jahren - in so mancherlei Hinsicht die Augen geöffnet hat. Er ist Daniels Held und begleitet sein Tun und Denken auf Schritt und Tritt und Virginia - dort wohnt Daniel.

Ein toller Ansatz, ein wichtiges Thema ... und hätte ich nicht vor kurzem noch John Greens wunderbaren, aufrüttelnden, emotionalen Roman "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" gelesen - nun, ich wäre möglicherweise begeisterter. So firmiert "Fänger, gefangen" für mich eher unter gewollt, aber nur ansatzweise gekonnt. Zu sehr kommen sich Daniels Leben, seine Wünsche, Träume und auch Probleme mit der Message der Autorin und nicht zuletzt mit den ganzen Verbindungen zum "Fänger im Roggen" ins Gehege. Aus meiner Sicht ein eher umständliches Buch, bei dem man nach einer Lesepause vergebens nach dem roten Faden sucht. Empfehlen würde ich es nur Lesern, die sich ganz eingehend mit der Thematik krebskranke Jugendliche befassen und quasi einen literarischen Rundumschlag machen wollen - allen anderen empfehle ich das bereits erwähnte Buch von John Green.

Veröffentlicht am 28.07.2018

Um tausend Ecken gedacht

Alles aus Liebe
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hat offensichtlich die Autorin Liane Moriarty beim Schreiben dieses Romans. Bereits der Plot beinhaltet ein paar Elemente zu viel: Hypnosetherapeutin verliebt sich in Witwer mit achtjährigem Sohn, der ...

hat offensichtlich die Autorin Liane Moriarty beim Schreiben dieses Romans. Bereits der Plot beinhaltet ein paar Elemente zu viel: Hypnosetherapeutin verliebt sich in Witwer mit achtjährigem Sohn, der noch sehr an seiner verstorbenen Frau hängt und zudem von seiner Exfreundin gestalkt wird und zwar mehr oder weniger rund um die Uhr. Sie meinen, die Geschichte klingt nett, jedoch ein bisschen dick aufgetragen? Nun, dann lassen Sie die Finger von dieser wirklich gut geschriebenen Story, denn wieviel Abschweifungen, Figuren, Parallelhandlungen etc. es hier noch gibt - das können Sie sich nicht einmal in Ihren kühnsten Phantasien ausmalen.

Kurzum: ein nett geschriebenes Buch, das gekürzt um hundert Seiten ganz erträglich gewesen wäre. Gekürzt um 200 Seiten und etwa fünf größere Nebendarsteller weniger wäre es ein wirklich netter Roman geworden, richtig bombastisch gut hätte er um 300 Seiten gekürzt sein können, denn mehr gibt die Handlung eigentlich nicht her.
Fazit - umständlich bis zum "Geht nicht mehr" und - obwohl gut geschrieben - nur zu empfehlen für Leser mit einem schier endlosen Geduldsfaden.

Veröffentlicht am 28.07.2018

Belanglose kleine Familiengeschichte

Mary, Tansey und die Reise durch die Nacht
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Vorneweg: die Idee mit dem Aufeinandertreffen von vier Generationen einer Familie, bzw. deren weiblicher Vertreterinnen, ist wirklich nett - an der Aufbereitung hapert es bei dem großen Roddy Doyle, Autor ...

Vorneweg: die Idee mit dem Aufeinandertreffen von vier Generationen einer Familie, bzw. deren weiblicher Vertreterinnen, ist wirklich nett - an der Aufbereitung hapert es bei dem großen Roddy Doyle, Autor bspw. eines so wegweisenden Kinderbuches wie des "Großen Giggler-Geheimnisses" aus meiner Sicht jedoch.

Die Story: Mary und ihre Mutter Scarlett, 40% und der gesamte weibliche Teil einer fröhlichen und liebevollen Familie, durchleben gerade eine traurige Zeit - täglich besuchen sie Scarletts Mutter Emer im Krankenhaus, wobei sich bereits abzeichnet, dass sie dort nicht mehr lebend hinauskommen wird. Mary hat gerade noch einen Verlust der ganz anderen Art erlitten - nämlich den Wegzug ihrer besten Freundin - auch daran trägt sie schwer. Auch in diesen schweren Zeiten ist der Umgangston in der Familie fröhlich, leicht und warmherzig - eine rundum sympathische Truppe.

Und dann taucht auch noch Tansey auf - und es entspinnt sich eine Familiengeschichte über Generationen. Alles schön und gut und auch ein bisschen abgehoben - aber es fehlt einfach der Saft. Insgesamt ist mir die Story dann doch um einiges zu gehalt- und belanglos, vor allem, wenn ich Kindern - denn für sie ist dieses Buch eigentlich gedacht - den Wandel der Generationen in der eigenen Familie, die gegenseitige Anteilnahme von Alt und Jung nahebringen will. Nun ja, ganz nett, aber mehr auch nicht. Und wie wir alle wissen, ist Nett die kleine Schwester von S....... Wenn ich also jemandem ein nettes Kinder- bzw. Jugendbuch empfehlen sollte, würde meine Wahl ganz sicher nicht auf dieses hier fallen!

Veröffentlicht am 28.07.2018

Ein Leben in einer sich verlierenden Idylle

Gleitflug
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...nämlich direkt neben einer entstehenden Landebahn, führen der 14jährige Gieles und seine Familie, die sich neben ihm aus Vater, Onkel und einer fast immer abwesenden Mutter zusammensetzt. Dazu kommen ...

...nämlich direkt neben einer entstehenden Landebahn, führen der 14jährige Gieles und seine Familie, die sich neben ihm aus Vater, Onkel und einer fast immer abwesenden Mutter zusammensetzt. Dazu kommen einige andere originelle Figuren, die Gieles' ungewöhnliches Leben begleiten und ein brennend aktuelles Thema, nämlich die Umwelt.

Ein originelles Setting besetzt mit verschrobenen Figuren: das verspricht Literatur á la John Irving und könnte wunderbar sein, wenn nicht die langatmige, umständliche Erzählweise der Autorin dem im Weg stehen würde.

Ich lese gern niederländische Autoren und habe zuletzt den atemberaubenden Peter Buwalda kennen- und schätzengelernt, doch dieser stille Entwicklungsroman ist eher nichts für mich. Möglicherweise können aber Fans von Gerbrand Bakker mehr damit anfangen und die Originalität dieser sicher begabten Autorin schätzen.

Veröffentlicht am 28.07.2018

Drei Freundinnen und ihre Schicksale

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner
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Dies ist eine Geschichte von drei Frauen: gute Freundinnen seit ihrer Jugend, mehr oder weniger glücklich, mehr oder weniger stark. Die Besonderheiten bzw. Eigenarten des Buches: erstens spielt die Handlung ...

Dies ist eine Geschichte von drei Frauen: gute Freundinnen seit ihrer Jugend, mehr oder weniger glücklich, mehr oder weniger stark. Die Besonderheiten bzw. Eigenarten des Buches: erstens spielt die Handlung im afroamerikanischen Milieu und zweitens spielen Verstorbene darin eine äußerst lebhafte, nein, man kann guten Gewissens sagen: lebendige Rolle. Ob das Buch dadurch zum Fantasy-Roman wird? Nein, keineswegs - es ist eine warmherzige, humorvolle, mitunter auch traurige Familien- und Freundinnengeschichte der ganz besonderen Art, ein wenig zu vergleichen mit Büchern wie "Kleine Vogelkunde Ostafrikas" oder "Kuchen backen in Kigali", denn wie diese ist dies ein unterhaltsames Buch, ohne aber unbeschwert zu sein von historischen und sozialen Lasten. Probleme werden nicht ausgespart, doch sie werden behutsam integriert: Krankheit, Tod, Ehebruch - damit und mit noch vielem mehr werden die Protagonistinnen Odette, Clarice und Barbara Jean, die sich seit Jahren regelmäßig in Earl's Diner treffen, konfrontiert, doch gibt es immer wieder Hoffnung.

Ein Buch, das aufmuntert, Kraft gibt, Mut macht. Was mich ein ganz kleines bisschen stört, hat gar nichts mit dem Autor, Edward Kelsey Moore, der hiermit sein Erstlingswerk präsentiert, zu tun. Auch die Übersetzung ist gut gelungen, gibt sie doch den sehr speziellen Tenor des Romans gut wieder - nur der Titel - im Original "The Supremes at Earl's All-You-Can-Eat" hätte im Deutschen anders ausfallen dürfen: Mrs Roosevelt spielt zwar eine Rolle im Roman, doch die ist klein und lange nicht prominent genug, um sie zur Titelheldin zu katapultieren!