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Veröffentlicht am 20.12.2017

Schicksalhafte Entwicklungen in Oxfordshire

Die Schatten von Ashdown House
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im kleinen Dorf Ashdown und auf gleich drei zeitlichen Ebenen - das ist wirklich spannend und packend! Die junge Holly bricht nach einem Hilferuf ihrer erst sechsjährigen Nichte, Hals über Kopf aus London ...

im kleinen Dorf Ashdown und auf gleich drei zeitlichen Ebenen - das ist wirklich spannend und packend! Die junge Holly bricht nach einem Hilferuf ihrer erst sechsjährigen Nichte, Hals über Kopf aus London auf, um ihr beizustehen - deren Vater, Hollys Bruder Ben, dem sie sehr nahe steht, ist nämlich nicht aufzufinden. Und das bleibt auch erstmal so.

Holly fühlt sich von der Stätte ihrer Kindheit stark berührt und bleibt erstmal dort, wobei nicht nur die Umgebung, sondern auch der faszinierende Mark sie zu fesseln vermag. Bald schon wird ihr klar, dass das Verschwinden ihres Bruders mit einem Buch und einem Spiegel - beides Relikte aus längst vergangenen Zeiten - zusammenhängen könnte.

Damit stoßen wir vor auf die weiteren Erzählebenen des Romans, die die Winterkönigin Elizabeth von Böhmen und deren aus Oxfordshire stammenden Gefolgsmann William Craven im 17. und - in Form von Tagebuchauszügen - die Prostituierte Lavinia Flyte im frühen 19. Jahrhundert betreffen. Wie hängen alle diese Personen und deren Leben mit der Gegenwart, mit Holly selbst zusammen?

Die Autorin Nicola Cornick holt hier in jeder Hinsicht sehr weit aus, wobei ihr vor allem die historischen Passagen gut gelungen sind. Dazu lässt sie jede Menge Übersinnliches und - aus meiner Sicht - stellenweise auch Überflüssiges (in Form von zu vielen Informationen, zu vielen Handlungssträngen) einfließen, was aus meiner Sicht eindeutig des Guten zu viel ist.

Dennoch ein spannendes und empfehlenswertes Buch, vor allem daher, weil es der Autorin exzellent gelingt, am Ende alle Handlungsstränge logisch und nachvollziehbar zusammenzuführen, so das der Rezipient auf ein in jeder Hinsicht rundes Leseerlebnis zurückblicken kann. Ich hatte, ehrlich gesagt, zwischendurch immer mal wieder dran gezweifelt. Auch die Stimmungen im Dorf und in den historischen Settings sind wirklich gelungen eingefangen.

Ein Buch für Leser, die gern etwas Süffiges lesen, dennoch an weiterführenden - in diesem Falle vor allem historischen - Fakten interessiert sind.

Veröffentlicht am 09.02.2025

Drama mit folkloristischem Einschlag

Campion. Tödliches Erbe
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Margery Allingham erzählt hier die Geschichte eines wertvollen, traditionsbeladenen Kelches, Eigentum der Familie Gyrth, der offenbar auch von anderer Seite begehrt wird und den Gyrths auf unlautere ...

Margery Allingham erzählt hier die Geschichte eines wertvollen, traditionsbeladenen Kelches, Eigentum der Familie Gyrth, der offenbar auch von anderer Seite begehrt wird und den Gyrths auf unlautere Weise abspenstig gemacht werden soll.

Zeit, einen der besten Detektive Englands, nämlich Albert Campion, mit ins Boot zu holen - ein schmales, blasses und unscheinbares Männlein, das gleichwohl nie seine gute Laune verliert und grundsätzlich frohen Mutes in die Welt blickt, auch in Situationen, in denen es schwerfällt, dies zu verstehen. Bald wird klar, dass Campion, der Einzige ist, dem es gelingen könnte, das Unglück zu verhindern.

Ähnlich Agatha Christies Poirot kombiniert er bereits im Voraus und zieht Schlüsse, die kein anderer versteht - doch, einer schon, wie in einer besonders brenzligen Situation deutlich wird.

Margery Allingham geht deutlich abenteuerlustiger vor als wir es von Agatha Christie gewohnt sind, wobei ich jedoch die Letztere deutlich bevorzuge, möglicherweise nur aus Gewohnheit. Allerdings hatte ich hier gelegentlich Mühe, den Volten der Autorin zu folgen - sie waren nicht zu rasant, sondern vielmehr ein wenig wirr dargestellt aus meiner Sicht.

Dennoch eine lohnenswerte Lektüre, auch wenn durchgehend Männer als Teufelskerle und Macher dastehen, Frauen hingegen lediglich als Beiwerk, Wahrerinnen der Tradition und nicht zuletzt als Unruhestifterinnen wahrgenommen werden.

Veröffentlicht am 28.01.2025

Hoppla, jetzt komme ich!

Not your Darling
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England in der Nachkriegszeit - das ist kein Land, in dem Margaret leben möchte! Mit List und Tücke katapultiert sie sich in die Vereinigten Staten und mit noch etwas mehr davon nach Hollywood, ...

England in der Nachkriegszeit - das ist kein Land, in dem Margaret leben möchte! Mit List und Tücke katapultiert sie sich in die Vereinigten Staten und mit noch etwas mehr davon nach Hollywood, dem Ort, an dem Stars geboren werden. Sie tauft sich um in Loretta und sucht einen Job. Dabei weiß sie genau, was sie will und es ist keine Rolle in einem Film. Nein, sie will Maskenbildnerin werden und diesen Job von der Pike auf erlernen!

Dass das nicht einfach ist , so ganz ohne Geld und vor allem ohne Erfahrung, ist klar Aber Loretta hat etwas anderes, nämlich einen eisernen Willen, Selbstbewusstsein und Standvermögen. Obwohl sie ein paarmal auf die Nase fällt und zwar so richtig, gibt sie nicht auf.

Ein Roman, den ich vor allem aufgrund des Stils und der Sprache gern gelesen habe. Autorin Katherine Blake (und ebenso ihre Übersetzerin) haben die Vorstellung von wagemutigen Tausendsassas geschaffen, die vor nichts Angst haben, um in Hollywood erfolgreich zu sein. Leider konnten dabei die Präsentation der Charaktere und der Handlung als solcher nicht ganz mithalten. Ich war zwar im richtigen Jahrzehnt am passenden Ort, fand da aber nicht ganz diejenige, die ich suchte.

Veröffentlicht am 06.01.2025

Eine Stadt in der Zeit des Nationalsozialsmus

Ginsterburg
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Ginsterburg ist eine fiktive Stadt mittendrin im tausendjährigen Deutschen Reich. Naja, sie ist schon eher im Westen des zunächst prosperierenden und siegreichen Landes, aber nicht allzu nah an einer Staatsgrenze ...

Ginsterburg ist eine fiktive Stadt mittendrin im tausendjährigen Deutschen Reich. Naja, sie ist schon eher im Westen des zunächst prosperierenden und siegreichen Landes, aber nicht allzu nah an einer Staatsgrenze gelegen. Berlin - wohin nicht alle, aber doch einige blicken - ist manchmal weit weg, dann wieder ganz nah.

Während der Lektüre, welche das Leben in Ginsterburg in den Jahren 1935, 1940 und 1945 thematisiert, begegnet man verschiedenen Einwohnern der Stadt, die so unterschiedlich sind wie die Bewohner des gesamten Reiches. Halt, nicht ganz, es gibt nur wenige Ausländer hier wie es sich für eine Stadt inmitten des Reiches auch gehört. Und die wenigen Juden sind bald nicht mehr da, außer in den Gedanken einiger Mitbürger.

Über den zeitlichen Verlauf hinweg verfolgt der Autor die Geschicke einiger Charaktere, wodurch uns das ganze Szenario im tragischen Wandel der Zeit vor Augen geführt wird. Zunächst traut man sich noch einiges, auch wenn man anderer Meinung ist als derjenigen, die die Politik vorgibt. Und diejenigen, die sich von Beginn an das nationalsozialistische Regime hängen, nutzen ihre Macht bis zuletzt aus. Manche spielen öffentlich keine Rolle mehr. Ein interessanter, vielschichtiger Roman definitiv nicht ohne Anspruch.

Ich habe ihn gerne gelesen, doch hat mich einiges gestört, so dass ich mich nicht in Gänze für das Buch begeistern kann. Ein Stilmittel, mit dem ich generell Schwierigkeiten habe, sind Passagen, die zunächst nicht eingeordnet werden können, sondern erst ganz am Ende als Teil des großen Ganzen einen Sinn ergeben und die hier bereits von Beginn an in die Handlung eingebaut sind. Auch mit bestimmten Arten des Umgangs mit realen Personen habe ich ein Problem: hier ist es der Pilot Lothar Sieber, ein Kriegsheld, der kommentarlos von Kindesbeinen auf als ein Bürger Ginsterburgs mit entsprechender Biographie eingefügt wird. Zu einer solchen Volte hätte ich mir ein Vorwort gewünscht, um zu wissen, wie diese spezielle Person einzuordnen ist. Aber ich bin von der Ausbildung her Historikerin und habe deswegen möglicherweise einen anderen Zugang als die Masse der Leserschaft zu den genannten Aspekten.

Veröffentlicht am 01.01.2025

You gotta fight for your right...

Altern
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...to party? No, to work! Das ist nur ein Punkt, an dem die Ansichten von Frau Heidenreich und mir unendlich weit auseinander gehen. Konkret geht es um das Rentenlalter, das sie deutlich nach oben korrigieren ...

...to party? No, to work! Das ist nur ein Punkt, an dem die Ansichten von Frau Heidenreich und mir unendlich weit auseinander gehen. Konkret geht es um das Rentenlalter, das sie deutlich nach oben korrigieren möchte. Ich jedoch, über 20 Jahre jünger, sehe meiner Rentenzeit die mit über 6,5 Jahren noch in weiter Ferne ist, mit großer Freude, ja: Sehnsucht entgegen. Denn dann kann ich endlich all das tun, was ich schon lange wollte und vor allem deutlich entspannter leben. Ich werde den Gedanken nicht los, dass Frau Heidenreich aufgrund ihrer offenbar ausgesprochen gut laufenden freien Tätigkeit einen ganz anderen Blick auf das Arbeitsleben hat. Das ist nur ein Punkt von mehreren, aber der für mich wichtigste, aber eines steht fest: hier geht es um das Altern von Elke Heidenreich, garniert mit Zitaten und Bonmots aus ihren Kreisen. Da kann ich leider nicht so richtig viel mit anfangen, auch wenn es durchaus die ein oder andere nette Passage gibt. Und schnell gelesen ist es noch dazu!