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Veröffentlicht am 03.05.2021

Olga, ihre Familie und die Männer

Laudatio auf eine kaukasische Kuh
3

Das sind drei Komponenten, die - zumindest aus Olgas Sicht - so gar nicht zusammen passen.

Denn Olga verweigert sich der uneingeschränkten Bekenntnis zum Kaukasus. Sowohl zu den Georgiern als auch zu ...

Das sind drei Komponenten, die - zumindest aus Olgas Sicht - so gar nicht zusammen passen.

Denn Olga verweigert sich der uneingeschränkten Bekenntnis zum Kaukasus. Sowohl zu den Georgiern als auch zu den Pontos-Griechen - von beiden stammt sie ab. Sie studiert Medizin in Bonn und niemand, aber wirklich niemand, weiß, dass ihre Eltern mit Oma und Olgas kleinem Bruder recht ärmlich am Rande von München leben. Naja, gut: ihr türkischer Studienfreund weiß Bescheid, aber alle anderen wissen nichts.

Vor allem Felix nicht, mit dem sie fast verlobt ist. Denn der ist Arztsohn aus Kiel - mit einem stabilen Familienhintergrund, der ihn vor dem Jobben während des Studiums bewahrt und gesichertem Job - er wird voraussichtlich direkt in die Fußstapfen seines Vaters treten. Doch erst einmal kommt die Promotion, die er - Olga graut schon davor - in München vollenden wird.

Doch noch, bevor hier jemand nach München oder sonst wohin ziehen kann, gibt es einen neuen Mann in Olgas Leben. Nämlich Jack, der sie einmal zufällig am Münchener Bahnhof sieht und ihr verfällt, zum Stalker wird. Er folgt ihr - und zwar bis nach Georgien.

Und da fing die Geschichte aus meiner Sicht an, etwas absurd zu werden. Sowohl Jacks Handlungen als auch Olgas Reaktionen darauf haben mich mehr als einmal verwundert und erstaunt zurück gelassen. Ab da konnte mich das Buch nicht mehr so richtig mitnehmen.

Traurig fand ich auch, dass die Autorin die Kaukasier - ob Georgier, Griechen oder was auch immer, als ziemliche Witzfiguren beschrieb. Spaß und Ironie - schön und gut, aber das hier ging weit hinaus über liebenswürdigen Humor.

Zu all dem kommt hinzu, dass ich ein literarisch anspruchsvolles Buch, keinen federleichten Unterhaltungsroman erwartet hatte. Schade, hier sind zahlreiche gute Ansätze und Ideen vorhanden, doch zu Ende geführt werden sie leider nicht!

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  • Handlung
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  • Cover
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Veröffentlicht am 02.04.2021

Alice und ihr Macher

Die Erfindung von Alice im Wunderland
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Der Macher Lewis Carroll, der in Wirklichkeit Charles Dodgson hieß und Naturwissenschaftler in Oxford war, hatte die Geschichte lange vor ihrer Veröffentlichung tatsächlich an kleinen Mädchen getestet, ...

Der Macher Lewis Carroll, der in Wirklichkeit Charles Dodgson hieß und Naturwissenschaftler in Oxford war, hatte die Geschichte lange vor ihrer Veröffentlichung tatsächlich an kleinen Mädchen getestet, nämlich an den Töchtern seines Rektors an Christ Church, unter ihnen auch Alice.

Über deren Rezeption der Darbietungen sind nur Bruchstücke bekannt, aber wie auch immer, es dürfte ihnen gefallen haben. Auch einige andere Gestalten aus dem wahren Leben des Autors dürften Eingang gefunden haben in die Figurenwelt - was nicht immer sonderlich schmeichelhaft für die Gemeinten ausfiel.
s
Im Gegensatz zu den Abenteuern der Alice entbehrt diese Geschichte eines roten Fadens, was sie nicht sehr leicht lesbarmacht. Ich habe den Eindruck, dass Peter Hunt, der Autor des vorliegenden Sachbuchs, unglaublich viele Informationen hatte und sich daran schwertat, diese knapp zusammenzufassen.

Dagegen ist die Bebilderung - auch einige Fotografien sind dazwischen, ebenso großzügige wie vielseitige. Aus meiner Sicht sehr schade - wenn er diese Bilder und den Text in einen Guss gegossen hätte, wäre dies ein tolles und einzigartiges Werk geworden - so ist es eher ein wenig langweilig. Ich habe mich beim Lesen nicht sonderlich gut in das Geschriebene hineinfinden können. Schade!

Veröffentlicht am 25.03.2021

So ist es geschehen - oder nicht?

Der Solist
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Herbst 2017: Neumann ist ein "Bulle" aus Frankfurt, der zur Berliner "Sondereinheit Terrorabwehr", einem ganz neuen Gebilde, abgerufen wird. Er kommt als Außenseiter daher, siezt alle, wohnt ...

Herbst 2017: Neumann ist ein "Bulle" aus Frankfurt, der zur Berliner "Sondereinheit Terrorabwehr", einem ganz neuen Gebilde, abgerufen wird. Er kommt als Außenseiter daher, siezt alle, wohnt im Hotel Mercure und kann sich so einiges leisten. Mit seiner Teampartnerin Suna-Marie, genannt Grabowski, kommt er nach Anfangschwierigkeiten ganz gut klar und das muss er auch - denn als Berliner Kindl kennt sie sich ganz gut aus.

Die Aufgabe der beiden: den Kreis um den im vorigen Dezember bei seiner Flucht zu Tode gekommenen Weihnachtsmarkt-Attentäter Anis Amri aufzudecken.

Dann gibt es einige Tote, die so richtig nicht zusammenpassen und keiner hält zu Neumann. Außer Suna-Marie.

Kurz und knackig ist der Fall, in dessen Verlauf deutlich wird, wie weit so ein Geflecht des Terrors reichen kann. Wie immer bei Jan Seghers säumen interessante Figuren die Lektüre des Lesers, auch die Handlung ist spannend - wenn auch aus meiner Sicht diesmal nicht so ganz logisch.

Wie auch immer, es ist ja "nur" eine von vielen Möglichkeiten, die der Autor uns hier vorführt.

Ich jedenfalls hatte mir von diesem vielversprechenden Fall etwas mehr versprochen, aber Seghers schreibt zu gut, als dass mein flaues Gefühl sich zu einer Riesenenttäuschung auswachsen könnte.

Veröffentlicht am 01.03.2021

Nicht DER Adam Riese

Die Erfindung der Sprache
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Also nicht der vielzitierte Vater des modernen Rechnens, sondern einer, der einfach denselben Namen trägt, steht im Fokus dieses Romans. Er lebt auf der ostfriesischen Insel Platteoog, die etwas ...

Also nicht der vielzitierte Vater des modernen Rechnens, sondern einer, der einfach denselben Namen trägt, steht im Fokus dieses Romans. Er lebt auf der ostfriesischen Insel Platteoog, die etwas ganz Besonderes ist - der Leser wird sukzessive mit deren Bewohnern, vor allem jedoch mit Adams Familienmitgliedern bekannt gemacht. Wir erhalten ausführlichen Einblick in seine Familiengeschichte, zumindest mütterlicherseits. Väterlicherseits hingegen bleibt vieles nebulös, denn sein Vater Hubert taucht dort eines Tages auf, um sich des Leuchtturms anzunehmen und bleibt vor allem wegen Oda. Einige Jahre später werden die beiden Adams Eltern und weitere Jahre später verschwindet Hubert spurlos.

Während aus Adam, der gewissermaßen ein Sonderling ist - es ist, so denke ich, nicht ganz verkehrt, ihn als eine Art Autisten zu bezeichnen, ein Sprachwissenschaftler wird, verzweifelt seine Mutter am Verschwinden ihrer großen Liebe . Und zwar so sehr, dass sich irgendwann für Adam die Notwendigkeit zu handeln ergibt. Und die führt ihn aus Berlin, wo er mittlerweile lebt und an der Uni arbeitet, fort in die große weite Welt - zuletzt in die Bretagne. Wo er vieles erfahren und manches regeln kann und lernt, dass Familie auch ein Gefühl sein kann.

Ein bisschen hat der Roman etwas von einem Kinderbuch für Erwachsene - die Handlung ist wild, verwegen und frech, ebenso wie Sprache und Stil. Gewissermaßen etwas von einer männlichen Pippi Langstrumpf mit deutlich mehr Nebencharakteren. Meiner Ansicht nach schießt Autorin Anja Baumheier jedoch nicht nur einmal über das Ziel hinaus, denn Romane für Erwachsene dürfen zwar natürlich auch wild und verwegen sein, es sollte aber alles passen, Struktur haben und gewissermaßen zielführend sein. Das ist es aus meiner Sicht hier nur teilweise, wobei auch einige Erzählstränge für mich keinen richtigen Sinn ergeben. Anja Baumheier pflegt zudem einen sehr originellen Sprachstil, der teilweise amüsant, oft aber auch einfach nur anstrengend ist, wie ich finde.

Ein Roman mit spannenden und vielversprechenden Ansätzen, der jedoch deutlich zu viele Purzelbäume schlägt!

Veröffentlicht am 26.02.2021

Vestas Welt

Der Tod in ihren Händen
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Diese befindet sich nun, nach dem Tode ihres Mannes mitten in einem einsamen Wald. Vesta ist dort allein mit ihrem Hund und ihren Gedanken. Und findet Hinweise auf eine tote Frau - Magda nämlich.

Ich ...

Diese befindet sich nun, nach dem Tode ihres Mannes mitten in einem einsamen Wald. Vesta ist dort allein mit ihrem Hund und ihren Gedanken. Und findet Hinweise auf eine tote Frau - Magda nämlich.

Ich habe mich sehr schwer damit getan, in diesen Roman, in Vestas Welt also, einzudringen, auch wenn das Buch etwas hatte. Aber ich konnte den Sog, den die englischsprachige literarische Welt in ihren Rezensionen verhieß, nicht wahrnehmen.

Ich empfand die Geschichte vielmehr als verwirrend und irritierend. Ist Vesta Regisseurin oder Spielfigur? Oder etwas dazwischen? Ein Roman, der irgendwie an mir vorbei ging.