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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2020

Auf der Jagd nach DEM Käfer

Miss Bensons Reise
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Eine Frau, nämlich Miss Benson, ihres Zeichens Lehrerin mit ein klein wenig Dreck am Stecken, macht sich auf zur anderen Seite der Welt um einen sehr, sehr seltenen Käfer, nämlich einen güldenen, den noch ...

Eine Frau, nämlich Miss Benson, ihres Zeichens Lehrerin mit ein klein wenig Dreck am Stecken, macht sich auf zur anderen Seite der Welt um einen sehr, sehr seltenen Käfer, nämlich einen güldenen, den noch nie jemand in Natura gesehen hat, zu finden, begleitet von einer zweifelhaften Assistentin und verfolgt von einem selbsternannten Exkursionsleiter, von dem sie gar nichts weiß. Eine Art Road Movie der schrägen Art also.

Und ja, zweifelsohne gab es Aspekte an dem Buch, die es mir angetan haben: es ist originell und beinhaltet einige ausgesprochen skurrile Stellen, die mich gut unterhalten haben. Leider jedoch habe ich mehr noch unter den vielen Längen und gelegentlichen Redundanzen gelitten. Die Längen nahmen zum Ende hin ab, die Redundanzen wurden jedoch immer mehr, insbesondere waren das Anspielungen auf bestimmte Entwicklungen zum Ende hin, die man dadurch mehr und mehr voraussehen konnte.

Ich kannte bislang nur einen Roman der Autorin und zwar "Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie", der mir ausgesprochen gut gefiel. Von daher habe ich mich mit recht hohen Erwartungen an das vorliegende Werk gemacht - gut möglich, dass mir das Buch andernfalls mehr zugesagt hätte und ich einfach übertrieben streng geurteilt habe.

Veröffentlicht am 20.12.2020

Spannend, aber einseitig

Der Stoff, aus dem die Schlösser sind
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Ich war wirklich sehr gespannt auf dieses Buch - ja, das Berliner Stadtschloss war und ist eine spannende Angelegenheit, da gibt es keinen Zweifel. Und die Spendensammlung des Wilhelm von Boddien fraglos ...

Ich war wirklich sehr gespannt auf dieses Buch - ja, das Berliner Stadtschloss war und ist eine spannende Angelegenheit, da gibt es keinen Zweifel. Und die Spendensammlung des Wilhelm von Boddien fraglos eine bemerkenswerte Angelegenheit.

Doch ist dies nur ein Puzzle- oder Mosaikstein in dem großen thematischen Gefüge um das Stadtschloss, das ja als Heim des Humboldtforums durchaus umstritten war und nach seiner Eröffnung immer noch ist. Klar, einiges wird hier angesprochen, teilweise auch nur gestreift, aber längst nicht alles und deswegen fühle ich mich in Bezug auf mein Wissen zur Vergangenheit und Gegenwart des Stadtschlosses nur sehr unzulänglich informiert.

Ohne Frage, die Autorin Veronika Zickendraht erhebt nicht den Anspruch, eine allumfassende Chronik verfasst zu haben, weist aber aus meiner Sicht viel zu selten auf weitere wichtige Tatsachen hin. Ihr Buch war eine spannende Lektüre zum Stadtschloss, wird aber für mich ein kleines Mosaiksteinchen im Rahmen meiner Rechercheaktivitäten, die gerade erst beginnen, bleiben.

Veröffentlicht am 13.12.2020

Keine Ruhe mehr auf dem Land!

Die Krone der Schöpfung
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So erlebt es die Ich-Erzählerin in ihrer Wahlheimat. Was? Nun, die hier nicht namentlich bekannten Ereignisse des Jahres 2020. Die viralen Ereignisse, um genau zu sein. Diejenigen, die wir alle kennen ...

So erlebt es die Ich-Erzählerin in ihrer Wahlheimat. Was? Nun, die hier nicht namentlich bekannten Ereignisse des Jahres 2020. Die viralen Ereignisse, um genau zu sein. Diejenigen, die wir alle kennen und die immer noch andauern, immer schlimmer, immer fataler um sich greifend.

In kurzen Sequenzen gibt sie die Eindrücke der Lage auf dem Lande wieder, wobei es auch eine Art Seriendarstellung gibt, eine mit Zombies. Namens "Honka, Bar des Vergessens I - XI". Die Zombies stehen aus meiner Sicht für die irrationale Bedrohung, die dieser Virus für uns alle bedeutet.

So wie die Zombies gibt es eine ganze Reihe von symbolbeladenen Handlungsteilen. So gräbt die bei ihr lebende Mutter der Ich-Erzählerin geradezu fanatisch im Garten, klammert sich an Samen und Pflanzen fest - bis sie von ihrer Tochter auf die gegenwärtig typische Weise ausgeknockt wird: Nämlich durch Isolation.

Alles ist sehr treffend, was Lola Randl hier beschreibt und ist so oder ähnlich im Laufe dieses Jahres sicher jedem von uns widerfahren. Doch haben ihre Schilderungen eine solche Unruhe, eine Nervosität in sich - sicher auch ein gelungenes Werkzeug des Erzählens - dass ich mich davon komplett überfordert fühlte. Beziehungsweise beim Lesen, einem Vorgang, bei dem ich zur Ruhe kommen möchte, so durcheinandergewirbelt wurde, dass ich noch Stunden später Herzklabaster hatte! Also nicht unbedingt ein Buch für mich, aber mit Sicherheit eines für moderne Zeitgenossen, die mit beiden Beinen fest im viralen Alltag verankert sind!

Veröffentlicht am 24.11.2020

Eine merkwürdige Zufallsbegegnung mitten im Wald

Flüstern mit Megafon
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Eine merkwürdige Zufallsbegegnung mitten im Wald
ist es, die Miriam und Ralph zusammenführt, die beiden Protagonisten von "Flüstern mit Megafon", die uns die Autorin zu diesem Zeitpunkt bereits recht detailliert ...

Eine merkwürdige Zufallsbegegnung mitten im Wald
ist es, die Miriam und Ralph zusammenführt, die beiden Protagonisten von "Flüstern mit Megafon", die uns die Autorin zu diesem Zeitpunkt bereits recht detailliert vorgestellt hat. Zwei Menschen mit einer merkwürdigen - Miriams Fall muss man sogar sagen: grausamen Biografie, die jeder für sich ian einen bestimmten Punkt gelangt sind, der sie in den Wald führte.

Es ist ein Aufeinandertreffen von zwei verlorenen Seelen, die dennoch unterschiedlicher nicht sein könnten. Ralph, ein gestandener Familienvater, fühlt sich in seinem Leben, seinem Beruf als Psychotherapeut, in seiner Ehe mit Sadie, nicht (mehr) gut aufgehoben. Miriam hingegen hatte gar kein "normales" soziales Leben, seit drei Jahren ist sie nicht mehr aus dem Haus gegangen, ihre Kontakte beschränken sich auf ihre beste Freundin und auf einen Nachbarn. Es gibt einen Grund, aber im Hinblick auf ihre Vergangenheit, auf das von ihr Erlebte, ist dieser eher nebensächlich, bzw. unbedeutend. Und man kann gut verstehen, warum Miriam nur noch flüsternd durch die Welt geht.

Was ich allerdings weniger verstehe, ist: aus diesem so fantasievollen, so anregenden Stoff ist einfach nicht genug herausgeholt worden - irgendwie kann ich der Geschichte oft nicht folgen, vieles ist unlogisch und vermag irgendwann auch einfach nicht mehr zu fesseln. Es sind interessante Charaktere, die in der Welt des Romans leben - aber sie sind einfach nicht von dieser Welt! Wäre ja nicht weiter schlimm, wenn sie und ihre Geschichte uns in irgendeiner Form nahegebracht worden wären, doch das ist nicht der Fall - im Gegenteil, ich habe mich mehr und mehr von dieser Geschichte entfernt, so dass der Abschied am Ende des Romans vollkommen emotionslos ausfiel. Für mich keine Geschichte, die mir mißfiel - aber doch eine, die - leider - stellenweise so ziemlich an mir vorbeiging. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies für jemanden das Nonplusultra, der Roman schlechthin sein könnte, daher gibt es von mir nicht einmal eine eingeschränkte Leseempfehlung - obwohl ich an einigen Ideen der Autorin durchaus meine Freude hatte.

Veröffentlicht am 22.11.2020

Rule Britannia!

Teatime mit Lilibet
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Das ist nicht einfach, wie man es sich denken kann - unerwartet kommt die junge schottische Lehrerin und Idealistin Marion Crawford zu Beginn der 1930er Jahre dem Thron ganz nahe. Sie wird als Erzieherin ...

Das ist nicht einfach, wie man es sich denken kann - unerwartet kommt die junge schottische Lehrerin und Idealistin Marion Crawford zu Beginn der 1930er Jahre dem Thron ganz nahe. Sie wird als Erzieherin für die Töchter des Herzogs von York eingestellt und das sind Elisabeth, genannt Lilibet, keine andere als die jetzige Königin von England und deren jüngere Schwester Margaret, zunächst noch ein Kleinkind. Und das, wo sie eigentlich in die Slums ziehen wollte, um dort vor allem Mädchen Bildung nahezubringen.

Doch einmal in der Herzogsfamilie angekommen, kommt sie auch nicht so leicht weg, man appelliert an ihre Treue und vor allem verfällt sie Lilibets Charme - die ist wirklich ein ganz besonderes Mädchen.

Und bald auch nicht mehr Herzogstochter: aus ihrem schüchternen Vater Bertie wird der englische König Georg VI und aus ihrer plumpen, vorlauten Mutter die Königin. Und das bedeutet auch für sie eine große Veränderung: sie ist es, die ihren Vater auf dem Thron beerben wird.

Wir gehen mit Marion, die von allen nur Crawfie genannt wird, und der Königsfamilie durch schwere Zeiten. Und lernen auch andere Mitglieder des Hofstaats kennen, wobei mir sehr zupass kam, dass ich ein großer Fan der Netflix-Serie "The Crown" bin - sonst wäre ich wohl das eine oder andere mal orientierungsmäßig auf der Strecke geblieben.

War ich zunächst absolut begeistert, trat mehr und mehr die Ernüchterung ein: mir kamen einige Entwicklungen doch mehr als abenteuerlich vor. Ein guter und ausgesprochen vielversprechender Ansatz, bei dem, wie ich finde, vieles hätte eleganter gelöst werden können!