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Veröffentlicht am 03.07.2019

Der Zweite Weltkrieg in Norwegen

Die Frau aus Oslo
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Ein Krimi, der in verschiedenen Zeiten und auf unterschiedlichen Handlungsebenen spielt - das ist genau mein Ding! Zumal der Ausgangspunkt in Oslo während des zweiten Weltkriegs liegt, wo die Jüdin Ester ...

Ein Krimi, der in verschiedenen Zeiten und auf unterschiedlichen Handlungsebenen spielt - das ist genau mein Ding! Zumal der Ausgangspunkt in Oslo während des zweiten Weltkriegs liegt, wo die Jüdin Ester es gerade noch rechtzeitig schafft, sich nach Stockholm abzusetzen. Leider im Gegensatz zu ihren Eltern und der Großmutter, die auf direktem Wege nach Deutschland verfrachtet werden.

Ester hatte noch versucht, die Wertsachen aus der von den Nazis geöffneten Wohnung zu retten - doch war ihr da jemand zuvorgekommen.

Ohne die Hilfe ihrer Freundin Ase hätte Ester es doch nicht geschafft, doch Ase selbst, eine junge Mutter, wird neben ihrem Säugling, dem Mädchen Turid, ermordet aufgefunden.

Ihrem Lebensgefährten Gerhard, wie Ester im Widerstand aktiv, gelingt die Flucht nach Schweden, wo sich seine Gefährten allerdings fragen, ob er Schuld trägt an Ases Tod.

In den 1960er kehrt Gerhard, der lange Jahre in den Vereinigten Staaten gelebt hat, zurück nach Stockholm, trifft seine alten Weggefährten und versucht auch, Kontakt zu Turid aufzunehmen, die bei Adoptiveltern aufwuchs.

Ein dritter Handlungsstrang spielt in Oslo im Jahr 2015: Turid, inzwischen eine alte Frau, Rechtsanwältin im Ruhestand, stößt durch Zufall auf ein Armband, das sie von ihrer Mutter Ase geerbt hatte und das 1967 spurlos verschwand...

Ein interessantes Setting mit vielversprechenden Akteuren. Allerdings versinken diese aufgrund fehlender Alleinstellungsmerkmale teilweise in der Masse - mir fiel es bei einigen etwas schwer, sie auseinander zuhalten. Zudem kreisten im Mittelteil einige Figuren wie Fliegen um den heißen Brei bzw. um einander, wobei es mir schwerfiel, hier eine Zielorientierung zu erkennen und mein Interesse an dem Krimi merklich sank. Bis zum Ende konnte es trotz einiger durchaus interessanter Fragestellungen nicht wieder geweckt werden, zumal einiges offenblieb bzw. ungenau erläutert wurde. Es fällt mir schwer, zu akzeptieren, dass dieser Krimi in Norwegen richtiggehend gefeiert und zudem preisgekrönt wurde. Aus meiner Sicht gibt es zu diesem Thema wesentlich spannendere und eindringlichere Literatur!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 26.06.2019

Extreme, die kurz vor den Abgrund führen. Mindestens.

All das zu verlieren
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Als erschreckend empfand ich beim Lesen Sehnsüchte, Begierden und Empfindungen der Protagonistin Adéle. Und es geht weiter - all diese erfüllt sie sich: die verheiratete Frau und junge Mutter führt ein ...

Als erschreckend empfand ich beim Lesen Sehnsüchte, Begierden und Empfindungen der Protagonistin Adéle. Und es geht weiter - all diese erfüllt sie sich: die verheiratete Frau und junge Mutter führt ein Leben der Extreme, das sie immer wieder bis kurz vor den Abgrund bringt. Ob sie es irgendwann nicht mehr schafft, vorher anzuhalten? Das verrate ich hier nicht!

Adéle ist Journalistin und führt eine glückliche und erfüllte Ehe mit dem Arzt Richard. Das findet jedenfalls er - Adéle sehnt sich nach leidenschaftlichem, ja gewalttätigen Sex - eine Sehnsucht, die sie sich immer wieder erfüllt. Vorzugsweise mit unbekannten Männern - bei ihrer Auswahl sind Aussehen und Benehmen unwichtig, es geht eher um die Weckung des animalischen Reizes in ihr - und da gehört nicht viel dazu. Finde ich jedenfalls, der solche Bedürfnisse mehr als fernliegen und äußerst befremdlich vorkommen.

Stilistisch dagegen erfüllt die französische Autorin Leila Slimani meine Ansprüche in jeder Hinsicht und dies ist auch der Grund, warum ich das Buch trotz des teilweise für mich abstoßenden Inhalts beendet habe: trotz der Schilderung des oft rohen und animalischen Sexes ist die Wahl der Worte, auch der Symbole und Beschreibungen, empfindsam und ab und an sogar berührend. Gelegentlich hat sie es sogar geschafft, den Ekel, der ob der Wahl von Adéles Gespielen oder der ausführlichen Darstellung der Sexszenen in mir hochkam, zu dämpfen und mich der Handlung wieder näher zu bringen.

Um ehrlich zu sein, bin ich auch alles andere als eine Freundin detaillierter erotischer Schilderungen, das muss auf jeden Fall klargestellt werden, damit Rezipienten mit anderen Erwartungen und Vorlieben hier nicht abgeschreckt werden. Wer es offen, ehrlich und schonungslos in jeder Hinsicht liebt und einen gehobenen literarischen Stil zu schätzen weiß, der könnte mit diesem Roman richtig liegen.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Machtspiele

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Da ich schon seit Jahren ein großer Fan von Camilla Läckbergs Krimireihe um die Autorin Erica Falk bin, wollte ich mir natürlich ihren ersten Thriller nicht entgehen lassen. Und wurde in der Hinsicht ...

Da ich schon seit Jahren ein großer Fan von Camilla Läckbergs Krimireihe um die Autorin Erica Falk bin, wollte ich mir natürlich ihren ersten Thriller nicht entgehen lassen. Und wurde in der Hinsicht nicht enttäuscht, dass auch hier mich ihr ausgesprochen eloquenter Stil gefanden nahm und ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Weil es sich so ungeheuer süffig las. Auch wenn die Themen - Machtmißbrauch und beziehungsweise durch Sex - nicht unbedingt mein Fall sind.

Aber hier fand der seltene, wenn nicht gar einzigartige Fall statt, dass ich das Buch aufgrund des eingängigen und mir sehr vertrauten Stils der Autorin schnell durchgelesen hatte, wenn mich auch der Inhalt nicht begeistert konnte.

Denn hier geht es um Rache - ein Begriff, der aus meiner Sicht immer gemeinsam mit "Vergebung" genutzt werden sollte, wovon hier aber nichts zu spüren ist.

Es geht um die Ehe von Faye und Jack, die jäh endet - einer der beiden Ehepartner sinnt auf Rache, nachdem er begriffen hat, dass er über Jahre hinweg belogen und betrogen wurde.

Machtspielchen - nicht zuletzt Sex - spielen immer wieder eine zentrale Rolle und haben nichts mit den atmosphärischen und warmherzigen Schilderungen der Autorin gemein, die ich aus der Fjällbacka-Reihe kenne und liebe. Zudem ist der Plot ausgesprochen wenig originell. Wer oft Thriller liest, wird hier nichts Neues entdecken, das war schon bei mir, die ich nur gelegentlich zu einem greife, der Fall.

Ein Buch also, zu dem man greifen kann, aber definitiv nicht muss. Als Lektüre für zwischendurch aufgrund des angenehm zu lesenden Stils ganz nett.

Veröffentlicht am 10.06.2019

Schon wieder eine Leiche!

Whisky für den Mörder
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Nachdem Fotojournalistin Abigail Logan die Erbschaftsangelegenheiten um die ihr hinterlassene Whisky-Brennerei zur - wie sie meint - allgemeinen Zufriedenheit geklärt hat, findet sich schon wieder eine ...

Nachdem Fotojournalistin Abigail Logan die Erbschaftsangelegenheiten um die ihr hinterlassene Whisky-Brennerei zur - wie sie meint - allgemeinen Zufriedenheit geklärt hat, findet sich schon wieder eine Leiche in der unmittelbaren Umgebung der Destillerie.

Und es gibt jemand anderen, der befürchtet, bald eine zu werden - eine Leiche also. Das ist ausgerechnet Rory, Aushängeschild der Band "Rebels" und Abigails Schwarm aus Teenagerzeit.

Es geistert aber noch eine Reihe anderer Männer um sie herum - neben der ganzen dramatischen Ereignisse gerät also auch Abigails Herz in Wallung.

Mir war das Ganze des Guten zu viel, statt Spannung verströmte der Krimi aus meiner Sicht Langatmigkeit und viele der zugegebenermaßen guten, ja ausgezeichneten Ideen werden sozusagen im Keim erstickt! Schade drum, denn sowohl das Setting als auch die Handlungansätze sind vielversprechend, aber eben leider nicht mehr!

Veröffentlicht am 09.06.2019

Ein bisschen zu viel des Guten

Schatten der Toten
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Ich bin wirklich ein Riesenfan der vom Leben so gebeutelten Tatortreinigerin Judith Kepler: mit ihrer Historie als Tochter eines Ostspions und ihrer Kindheit in einem kargen, lieblosen DDR-Heim ...

Ich bin wirklich ein Riesenfan der vom Leben so gebeutelten Tatortreinigerin Judith Kepler: mit ihrer Historie als Tochter eines Ostspions und ihrer Kindheit in einem kargen, lieblosen DDR-Heim wird die jüngste Vergangenheit Gesamtdeutschlands sowohl eindringlich als auch spannend aufgearbeitet.

So habe ich die beiden Vorgängerbände, die sich mit dem vorliegenden Fall als Trilogie abschließen, mit Begeisterung gelesen. Hier wurde es mir schnell ein wenig zu viel, denn es geht nicht nur um Judith, bzw. nicht nur um ihre Belange und ihr Bedürfnis, den Vater Richard Lindner, der mittlerweile unter dem Namen Bastide Larcan sein Unwesen treibt, aufzuspüren, sondern es treten weitere Biographien wie die der ehemaligen Stasi-Spionin Eva Kellermann in den Vordergrund. Sie verstirbt und hat ihrerseits mit Lindner noch eine Rechnung offen, die sie ihrer Tochter "vererbt".

Dann gibt es noch das Mädchen Tabea, eine Halbwaise, für die sich Judith verantwortlich fühlt, und deren Vater Frederik, für den sie Gefühle entwickelt hat - insgesamt alles ein bisschen zuviel des Guten. Diese verschiedenen Erzählstränge sorgen aus meiner Sicht für Längen.

Dennoch bringt Elisabeth Hermann die Geschichte der Tatortreinigerin zu einem absolut runden Schluss, der die Lektüre für mich lohnenswert machte. Wenn man die ersten beiden Bände bereits kennt, sollte man diesen also auf jeden Fall ebenfalls lesen, aber vielleicht nicht zu viele Erwartungen hegen.