Sie hat immer einen Plan
Der VerratIn die Welt drittklassiger Promis gerät die Autorin und Journalistin
Stephanie, die sich ihre Brötchen vor allem als Ghostwriterin für
Biographien verdient, unmittelbar, als sie darum gebeten wird, Scarlett
Higgins, ...
In die Welt drittklassiger Promis gerät die Autorin und Journalistin
Stephanie, die sich ihre Brötchen vor allem als Ghostwriterin für
Biographien verdient, unmittelbar, als sie darum gebeten wird, Scarlett
Higgins, einen wirklich drittklassigen C-Prominten, die durch eine
Reality-Show Berühmtheit erlangt hat und es schafft, diese auf einem
gewissen Level auch zu halten.
Das Unerwartete geschieht - die
beiden Frauen freunden sich an, Steph wird zu Scarletts Vertrauter auch
in einer ausgesprochen schweren Zeit, in der bei ihr Brustkrebs
festgestellt wird, der zunächst geheilt werden kann, dann jedoch ein
tödliches Ende nimmt. Denn Scarlett ist nicht so oberflächlich wie es
scheint: sie hat vielseitige Interessen und Kenntnisse - und vor allem
hat sie immer einen Plan.
Als klar wird, dass Scarlett nicht
überleben wird, vertraut sie Steph testamentarisch ihren 5jährigen Sohn
Jimmi anvertraut und die alleinstehende Steph zögert keine Sekunde, die
Verantwortung zu übernehmen, auch als herauskommt, dass Jimmi nicht ein
müdes Pfund erbt. Um das traumatisierte Kind und sich selbst auf andere
Gedanken zu bringen, plant Steph - durchaus unter größeren finanziellen
Mühen - einen Urlaub in Kalifornien. Und dann wird Jimmi bei der Ankunft
in den Staaten auf dem Flughafen entführt, für Steph folgt ein
intensives Verhör, in dessen Verlauf sie Scarletts, Jimmis und ihre
eigene Geschichte erzählt.
Ein toll geschriebenes, eindringliches
Buch mit intensiv und wirkungsvoll dargestellten Charakteren - keine
Frage, dass die seit Jahren erfolgreiche Autorin Val McDermid schreiben
kann wie sonst kaum eine.
Dennoch erlebte ich diesmal gleich aus
mehreren Gründen eine herbe Enttäuschung, obwohl ich das Buch bis zum
Ende mit Genuss gelesen habe. Der Hauptgrund - die Auflösung war einfach
viel zu absehbar und deutete sich für mich im großen und ganzen bereits
im ersten Drittel des Buches an.
Dass "Der Verrat" kein
knallharter Thriller, sondern eher eine sich ruhig entwickelnde
Charakter- und Milieustudie ist, hat mich hingegen kein bisschen
gestört - ein Profi, eine Autorin der Extraklasse wie Val McDermid kann
sich sowas leisten.
Doch ein bisschen erinnert es mich an die
letzten Werke ihrer Landsmännin Barbara Vine, wo inhaltlich einfach
schon die Luft raus ist, das aufgebaute Konstrukt von "Suspense" - um
einmal den berühmten, von Hitchcock geprägten Begriff zu bemühen - und
Spannung nicht aufrecht erhalten werden kann und irgendwann wie eine
Seifenblase platzt. Mit Sicherheit keines von McDermids Paradestücken.
Wer jedoch gut geschriebene Spannungsliteratur liebt, der kann mit
diesem Buch nichts falsch machen.