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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2017

Wer gerne mit Art ins Bett geht

IN BED WITH art
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und damit ist weder Art Garfunkel noch Art Spiegelman, sondern die Kunst in allen ihren Facetten gemeint, der hat die Möglichkeit, durch diesen Reiseführer der besonderen entsprechende Unterkünfte kennenzulernen. ...

und damit ist weder Art Garfunkel noch Art Spiegelman, sondern die Kunst in allen ihren Facetten gemeint, der hat die Möglichkeit, durch diesen Reiseführer der besonderen entsprechende Unterkünfte kennenzulernen. Übernachtungsmöglichkeiten bei Künstlern, kunstaffine Hotels und Herbergen sowohl in Deutschland als auch im europäischen und nichteuropäischen Ausland werden hier vorgestellt, inklusive Fotos und der jeweiligen Besonderheiten.

Super, sagen Sie und möchten gleich reinschnuppern? Nur zu, aber wenn Sie lediglich des Deutschen mächtig sind, müssen Sie sich weitgehend auf Deutschland und das deutschsprachige Ausland beschränken, denn die meisten ausländischen Établissements werden auf Englisch beschrieben. Die Beschreibung läuft nach einheitlichem Schema, einer Gliederung ab und lässt leider darauf schließen, dass die Autorin die Texte nur teilweise selbst geschrieben bzw. redigiert hat. Oft hat man den Anschein, eine Homepage zu überfliegen und es stellt sich die Frage, ob Katharina Knieß tatsächlich jedes einzelne Haus selbst besucht hat. Es fehlen die persönlichen Eindrücke, teilweise habe ich mich gar gewundert, wie es das ein oder andere Haus ins Buch geschafft hat und was eigentlich der alles vereinende Faktor ist.

Schade, denn die Idee ist gut. Das Buch jedoch wirkt eher wie ein Manuskript, wie ein sich noch in Überarbeitung befindliches Schriftstück. Ich lasse mich gern inspirieren, doch mitreißen tut mich dieses Buch nicht, da fehlt noch das entscheidende Tüpfelchen auf dem i.

Veröffentlicht am 30.12.2017

Die ganzen Abgründe des menschlichen Wesens

Bevor sie mich liebte
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... zumindest die negativen Aspekte davon bringt die britische Autorin Elanor Dymott in ihrem atmosphärischen Oxford-Roman zum Vorschein. Ein Akademikerkrimi aus dem elitären Leben der universitären Hochkultur ...

... zumindest die negativen Aspekte davon bringt die britische Autorin Elanor Dymott in ihrem atmosphärischen Oxford-Roman zum Vorschein. Ein Akademikerkrimi aus dem elitären Leben der universitären Hochkultur Englands? Nun, wenn es so ist, dann lernen wir hier, dass auch Akademiker - oder vielleicht gerade diese - richtige Schweine bzw. feiner ausgedrückt - Intriganten sein können. Also: Akademiker ja - auch wenn man sich hinterher betroffen fragt, was einen solchen ausmacht. Krimi dagegen - nur bedingt. Ich würde dieses Buch eher als Gesellschaftsroman mit Spannungselementen bezeichnen. Jede Menge Oxforder Lokalkolorit ist darin enthalten - wer also ausgiebig britische Collegeluft schnuppern will, für den ist dieses Buch ein gefundenes Fressen

Worum geht es: auf der Hochzeit seines besten Freundes trifft Alex Rachel wieder, die er vor Jahr und Tag - zu gemeinsamen College-Zeiten in Oxford - bereits liebte, aber nie so recht zu fassen bekam. Nun kommen sich die beiden rasch näher, heiraten bereits nach kurzer Zeit - wenige Monate später wird Rachel nach einem Diner bei ihrem ehemaligen Dozenten vom eigenen Mann ermordet auf dem College-Gelände aufgefunden - er bleibt verzweifelt zurück, bemüht, der Sache auf den Grund zu gehen. Ein Weg, bei dem sich Abgründe erschließen - sowohl in Bezug auf Rachel als auch auf das Drumherum.

Aber wer zu sehr auf Spannung setzt - wie ich zum Beispiel - der wird hier trotz einer außergewöhnlichen Geschichte mit facettenreichen, vielschichtigen Charakteren ein wenig enttäuscht und zwar aufgrund der Längen, der weitläufigen Mutmaßungen, des immer wiederkehrendenden Für und Wider, dem sich der Erzähler Alex in aller Ausführlichkeit hingibt und das mich ungeduldig werden ließ. Anstatt zu erfahren, wie es weiterging, musste ich seitenweise die hin- und herspringenden Gedanken des Erzählers über mich ergehen lassen, denen ich nicht immer logisch folgen konnte. Definitiv kein Buch für Pragmatiker, dieser britische Roman. Eher lässt es mich an alle Vorurteile denken, mit denen Naturwissenschaftler die Humanisten überhäufen - zu umständlich, zu weitläufig kommt dieses sicher sehr kluge und in einer schönen, teilweise gar ergreifenden Sprache gehaltene Werk daher. Dadurch geht aus meiner Sicht so einiges von der Spannung flöten. Weniger wäre hier auf jeden Fall mehr gewesen!

Veröffentlicht am 30.12.2017

In die See stechen

Leichtmatrosen
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... hier vier Männer im besten Alter, die man mit gutem Willen als Freunde bezeichnen kann. Ehrlich gesagt, sind es "nur" Sportsfreunde, Bekannte also, die sich einmal wöchentlich treffen und offengestanden ...

... hier vier Männer im besten Alter, die man mit gutem Willen als Freunde bezeichnen kann. Ehrlich gesagt, sind es "nur" Sportsfreunde, Bekannte also, die sich einmal wöchentlich treffen und offengestanden geht es auch nicht mit dem auf dem Cover abgebildeten Segelboot aufs offene Meer hinaus, sondern mit einem Hausboot auf die Mecklenburgische Seenplatte - aus einer Laune heraus haben sie sich, ohne je länger Zeit miteinander verbracht zu haben, für einen 10tägigen Urlaub verabredet.

Erzählt wird aus Patricks Perspektive - ein Lektor, der eine nicht gerade optimale Beziehung führt, die aus seiner Sicht dem Ende entgegensteuert... die drei anderen sind Pfarrer, Handwerker und sowas wie Lebenskünstler - so unterschiedlich wie diese Beruf(ungen) sind sie auch im Wesen.

In dem Buch werden viele Klischees abgehakt, was Männertouren angeht - jedenfalls nehme ich als weibliche Leserin das so wahr... Alkoholisches Gelage trifft auf Müslipower, Mousse au Chocolat auf faule Zähne.... einer Orgie mit Prostituierten, die ich quasi schon von Anfang an erahnt oder vielmehr befürchtet hatte, ist aber keiner abgeneigt...

Aber es gibt nicht nur Vorhersehbares... nach und nach werden die Herrschaften im Detail vorgestellt und so offenbart sich, dass jeder sein Päckchen oder vielmehr einen riesigen Rucksack zu tragen hat.

Tom Liehr schreibt angenehm, sein Stil ist flüssig und niemals langweilig, springt vom Macho zum Gutmenschen, vom Kumpel zum Konkurrenten - und er hat eine Botschaft oder gar ein Gleichnis für seinen Leser parat. Darin geht es um Werte, Verständnis, Unterstützung... wer mehr wissen will, der sollte selbst zum Buch greifen.

Zu empfehlen auf jeden Fall für Männer, die ein Pendant zur heiteren Frauenliteratur suchen, es aber nicht zu platt und flach haben wollen - aber auch für Frauen, die wissen wollen, wie (manche) Männer so ticken. Vor allem für solche, die schon immer mal Mäuschen spielen wollten bei den Männerabenden ihrer Gatten.

Veröffentlicht am 30.12.2017

Eine heile Welt

Und dann kam Paulette
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im ländlichen Frankreich wünschen sich die Protagonisten dieses warmherzigen Wohlfühlromans, der ganz in der Tradition des Romans "Zusammen ist man weniger allein" und des Films "Die fabelhafte Welt der ...

im ländlichen Frankreich wünschen sich die Protagonisten dieses warmherzigen Wohlfühlromans, der ganz in der Tradition des Romans "Zusammen ist man weniger allein" und des Films "Die fabelhafte Welt der Amélie" steht.
Mehr Achtsamkeit für sein Umfeld, für die Mitmenschen: ein hehres Ziel, dem sich kaum jemand entziehen kann. So auch nicht Ferdinand, einem älteren Herrn, der nicht mehr allein auf seinem Bauernhof leben will und beinahe zufällig in eine für ihn völlig neue Wohnform, die der Wohngemeinschaft, schlittert.
Heile Wohngemeinschaft versus zerbrechliche Familie: ein weiteres Thema, das hier angesprochen wird, doch leider nur zu kurz, zu oberflächlich - zu wichtig ist der Autorin Barbara Constantine offenbar der Wohlfühlfaktor, der vor allem durch das gelungene Zusammenleben der frisch zusammengewürfelten WG-Neulinge transportiert wird. Diese werden im Übrigen durchaus vielschichtig dargestellt - einer der großen Vorzüge des Romans. Kaum jemand ist weiß oder schwarz, das Grau in unterschiedlichen Schattierungen durchzieht die Figuren des Romans - sie sind alle ein Mix aus positiven und negativen Eigenschaften und Zügen. Wer Unerwartetes und Überraschendes liebt, wird sich in diesem Roman gleich zu Hause fühlen - auch wenn die Überraschungen für meinen Geschmack doch ein wenig zu absehbar daher kommen.

Ein rundes Ding also? Für mich nicht ganz: zu viel Märchenhaftes ist drin, zu viel für mich Relevantes wird nicht oder nur am Rande angesprochen, alles ist ein bisschen zu glatt und zu gefällig: wie es im Übrigen auch schon bei den beiden oben genannten Werken, dem Gavalda-Roman und dem Film, der Fall war, wobei ich beide, wie auch das Buch durchaus mit Gefallen rezipiert habe. Aber diejenigen, die die genannten Werke und ähnliches uneingeschränkt genießen konnten, die werden auch "Paulette" in ihr weites Herz schließen.
Autor:

Veröffentlicht am 29.12.2017

Drei Schwestern und ihre Oma

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern
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Drei - mehr oder weniger - kleine, - mehr oder weniger - freche Mädchen, eine reiche strenge und fast allmächtige Großmutter und die Wahrheiten - das sind die Ingredienzen dieses weihnachtlichen Jugendromans.

An ...

Drei - mehr oder weniger - kleine, - mehr oder weniger - freche Mädchen, eine reiche strenge und fast allmächtige Großmutter und die Wahrheiten - das sind die Ingredienzen dieses weihnachtlichen Jugendromans.

An jedem Weihnachtsfest besucht die in Boston ansässige Großfamilie Sullivan mitsamt allen Kindern - 3 Jungen und 3 Mädchen - die mächtige Erb-Oma, genannt Almighty. Und dieses Jahr spielt Almighty ihre Macht aus - unzufrieden mit einigen der Familienmitglieder droht sie gleicht mit der Enterbung der gesamten Familie. Sie lässt durchblicken, dass ihre Unzufriedenheit die drei Töchter trifft und dass sie durch umfassende Geständnisse eventuell von der Enterbung absehen würde.

Die Mädchen lieben ihre Familie und machen sich gleich ans Werk - die Sünden sollen bis Sylvester komplettiert und Almighty vorgelegt werden und es gibt einiges zu berichten. Norrie, die Älteste ist 17 und ihr Geständnis hat mit Liebesangelegenheiten zu tun. Die pfiffige Jane dagegen schreibt in einem Blog über die ganze Familie und macht somit geheim Geglaubtes öffentlich. Und Sassy, die Jüngste, hält sich gar für unverwundbar!

Wie wird die Großmutter reagieren. Der gespannte Leser darf zumindest in den ersten beiden Geständnissen genüsslich schwelgen, denn leider nimmt das Erzähltempo danach rapide ab und lässt den Leser mit einem eher beiläufigen Ende enttäuscht zurück. Wer gut geschriebene Mädchenbücher mag, wird zumindest die ersten zwei Drittel des Buches in vollen Zügen genießen können. Stimmungsvolle (Vor)weihnachtsliteratur, die leider nicht ganz hält, was sie verspricht.