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Veröffentlicht am 07.09.2022

Interessanter Krimi

Lightseekers
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Auf meiner Mission 2022 Bücher von Autoren und Autorinnen aus möglichst vielen Ländern zu lesen, bin ich dieses Jahr schon auf so manches Juwel gestoßen. „Lightseekers“ von Femi Kayode erregte meine Aufmerksamkeit ...

Auf meiner Mission 2022 Bücher von Autoren und Autorinnen aus möglichst vielen Ländern zu lesen, bin ich dieses Jahr schon auf so manches Juwel gestoßen. „Lightseekers“ von Femi Kayode erregte meine Aufmerksamkeit zunächst auch vor allem deswegen, weil der Autor aus Nigeria stammt. Und ich muss gestehen, mehr wusste ich zu dem Roman nicht, als ich mich zur Lektüre entschied. Die einzig literarisch Schaffende aus Nigeria, die ich bis dahin kannte, war Chimamanda Ngozi Adichie. Und das nahm ich als gutes Zeichen, ist sie doch einen meiner Lieblingsautorinnen.
Gut, gleich mal vorweg. An die Werke besagter Autorin kommt „Lightseekers“ meiner Meinung nach nicht heran, aber vielleicht sollte man auch keinen Vergleich ziehen, da es sich um ein ganz anderes Genre handelt.
„Lightseekers“ ist ein vielleicht nicht unglaublich spannender, aber doch äußerst fesselnder Krimi. Ausgangspunkt ist der Mord an drei Studenten durch eine wütende Menschenmenge in Port Hartcourt. Durch Videoaufnahmen ist klar, was geschah und wer beteiligt war. Dennoch findet keine Verurteilung der Täter statt, vielmehr scheint es, soll der Vorfall unter den Tisch gekehrt werden. Der Vater eines der Opfer engagiert den Psychologen Dr. Philip Taiwo, um herauszufinden, was wirklich passiert ist. Doch das ist kein einfaches Unterfangen, da es den Anschein hat, dass vielen daran gelegen ist, genau das zu verhindern.
Taiwo bei seinen Ermittlungen zu verfolgen, fand ich wirklich sehr interessant, aber da Tat und Täter von Anfang an relativ klar waren und es eher auf die Suche nach dem Motiv ging, empand ich die Lektüre nicht ganz so spannend, wie manch anderen Krimi. Dennoch ein sehr empfehlenswertes und lesenswertes Buch, bei dem man auch mehr über die Verhältnisse und das Leben in Nigeria erfährt.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Die Kehrseite des Wirtschaftsbooms in Südostasien

Wir, die Überlebenden
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Exotische Länder, traumhafte Strände, aber auch boomende Wirtschaft in Städten wie Singapur und Kuala Lumpur ist das, was uns für gewöhnlich einfällt, wenn wir an Südostasien denken. Der Autor Tash As ...

Exotische Länder, traumhafte Strände, aber auch boomende Wirtschaft in Städten wie Singapur und Kuala Lumpur ist das, was uns für gewöhnlich einfällt, wenn wir an Südostasien denken. Der Autor Tash As will mit seinem Roman „Wir, die überlebenden“ unseren Blick auf einen weiteren Teil der Realität in dieser Gegend lenken, nämlich auf die bittere Armut und den Kampf ums Überleben vieler Menschen in Südostasien, die es (noch) nicht „geschafft haben“.
Mir wurde das zuletzt deutlich vor Augen gehalten, als Singapur während der Pandemie auf einmal einen unglaublichen Anstieg an Coronaerkrankungen aufwies und berichtet wurde, dass besonders Wanderarbeiter aus ärmeren Gegenden, die in Singapur ihr Glück versuchen, jedoch unter härtesten Bedingungen leben und arbeiten, betroffen sind.
Auf diesen Teil der Bevölkerung, die noch immer jeden Tag um ihr Überleben kämpfen, richtet Tash Aw unseren Blick.
Sein Protagonist Ah Hock stammt aus einer Familie, deren Vorfahren aus China eingewandert sind. Der Vater hat die Familie verlassen, als Ah Hock noch ein Kind war, um in Singapur mehr Geld für seine Familie zu verdienen. Dort gründet er allerdings eine neue Familie und überlässt Ah Hock und seine Mutter ihrem Schicksal. Trotz all der widrigen Umstände schafft es Ah Hock zum Vorarbeiter in einer Fischfarm und führt ein ruhiges Leben mit seiner Frau Jenny. Doch da taucht ein Freund aus seiner Vergangenheit auf und Ah Hock wird zum Mörder.
Dies ist der Ausgangspunkt der Geschichte, die aus Ah Hocks Geschichte erzählt wird, als er wieder aus dem Gefängnis entlassen wird. Die Soziologin Su-Min ist auf seine Geschichte aufmerksam geworden und möchte erfahren, wie es zu der Tat gekommen ist. Und so treffen die beiden sich und aus Ah Hocks Erzählungen ergibt sich für uns immer deutlicher ein Bild, wie es ist nicht zu den Gewinnern des neuen Wohlstands in Südostasien zu gehören.
Ein lesenswertes Buch, das nachdenklich stimmt.

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Veröffentlicht am 19.08.2022

Was Literatur vermag

Palast der Miserablen
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Auch wenn der „Palast der Miserablen“ von Abbas Khider keine Autobiografie ist, so hat man beim Lesen des Romans das Gefühl, viel aus dem Leben des Autors zu erfahren. Er nimmt uns mit in das Bagdad seiner ...

Auch wenn der „Palast der Miserablen“ von Abbas Khider keine Autobiografie ist, so hat man beim Lesen des Romans das Gefühl, viel aus dem Leben des Autors zu erfahren. Er nimmt uns mit in das Bagdad seiner Kindheit. Dort ziehen Shams und seine Schwester mit ihren Eltern aus dem Süden hin in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch alles, was die Familie erwartet, ist ein Leben in Armut neben Müllbergen, auch wenn immer wieder ein Funke Hoffnung aufkeimt, z. B. als die Schwester kurzzeitig ein erfolgreiches Business betreibt und es fast den Anschein hat, dass die Familie nun zumindest finanziell ausgesorgt hat. Trost findet Shams in der Literatur, auf dem Büchermarkt der Stadt und später mit Gleichgesinnten, mit denen er sich über das Gelesene austauschen kann.

Die zweite zeitliche Ebene, die im Roman eingeflochten ist, lässt uns von Anfang an erkennen, dass auch die Zukunft nicht das erhoffte bessere Leben bringen wird. Am Ende eines jeden Kapitels erfahren wir immer kürzeren Einschüben, wie Sham seine Zeit als Gefangener fristet.

Ein wunderschönes Buch, in dem der Autor uns in das Leben im Irak unter Saddam Hussein mit all seinen Entbehrungen und Schwierigkeiten eintauchen lässt. Uns mit dem Protagonisten immer wieder neue Hoffnung schöpfen lässt und uns zusammen mit Shams auch immer wieder desillusioniert.

Und so schafft der Autor zumindest bei mir das, was einer seiner Charaktere im Buch bezweifelt: „Glaubst du ernsthaft, dass sich irgendwer da draußen für unsere Probleme interessiert? Wir sind doch nur eine schnelle Zeitungsschlagzeile oder eine Kurzmeldung in den Nachrichten wert. Die seltsamen Eingeborenen dieses fernen Unruhestaates, den man „Irak“ nennt.“

Und hier sehen wir wieder einmal, was Literatur zu leisten vermag, indem sie Geschichten erzählt, die uns bei der Lektüre ein Land, das wir nur noch in eher negativen Schlagzeilen wahrnehmen, und dessen Menschen näher bringt.

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Veröffentlicht am 17.08.2022

Eine Verwandlung

Der letzte weiße Mann
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„Der letzte weiße Mann“ von Mohsin Hamid handelt von einer Verwandlung. Wer jetzt an Kafka denkt, liegt gar nicht so falsch. Auch bei Hamid wacht der Protagonist eines Tages auf und die Welt hat sich grundlegend ...

„Der letzte weiße Mann“ von Mohsin Hamid handelt von einer Verwandlung. Wer jetzt an Kafka denkt, liegt gar nicht so falsch. Auch bei Hamid wacht der Protagonist eines Tages auf und die Welt hat sich grundlegend für ihn verändert. In „Der letzte weiße Mann“ bezieht sich die Veränderung – der Titel lässt es schon erahnen – auf die Hautfarbe. Hamids Protagonist erwacht eines Tages und muss feststellen, dass er nicht mehr weiß ist. Wie Gregor Samsa verlässt er zunächst sein Haus nicht mehr. Doch irgendwann muss er sich seiner neuen Realität stellen und wieder am gesellschaftlichen Leben Teil haben. Einer Gesellschaft in der mehr und mehr Menschen Schwarz werden und erfahren, wie sie ihre weißen Privilegien verlieren und von den anderen nicht mehr wahr genommen werden.

Die Idee zum Gedankenexperiment, das Mohsin Hamid hier durchspielt, hatte der Autor in etwa seit den Anschlägen am 11. September, in Folge derer er ein ähnliches Gefühl hatte, wie im Buch beschrieben, nämlich als Mensch dunklerer Haut plötzlich argwöhnisch beobachtet oder nicht mehr wahrgenommen zu werden.

Die von Hamid beschriebene Verwandlung einer Gesellschaft, in der die privilegierte Mehrheit auf einmal der Minderheit angehört, fand ich spannend, auch wenn ich zugeben muss, dass mich die sprachliche, sehr nüchtern, distanzierte Umsetzung nicht ganz so begeistert hat, wobei das in meinem Fall eine weitere Parallele zu Kafkas Verwandlung ist, das ich auch nie wirklich geliebt habe, obwohl ich es inhaltlich interessant fand.

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Veröffentlicht am 09.08.2022

Spannender Krimi auf 8000 Höhenmetern

Der Aufstieg – In eisiger Höhe wartet der Tod
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„Der Aufstieg – In eisiger Höhe wartet der Tod“ von Amy McCulloch handelt von der Erklimmung des Manaslu, des achthöchsten Bergs der Welt.
Cecily, die Heldin des Romans, ist Journalistin und schreibt gelegentlich ...

„Der Aufstieg – In eisiger Höhe wartet der Tod“ von Amy McCulloch handelt von der Erklimmung des Manaslu, des achthöchsten Bergs der Welt.
Cecily, die Heldin des Romans, ist Journalistin und schreibt gelegentlich für ein Bergsteigermagazin. Die Chance auf ein Exklusiv-Interview mit dem charismatischen Bergsteiger Charles McVeigh soll ihr endlich helfen, ihre finanzielle Lage in den Griff zu bekommen. Der Haken: Sie bekommt das Interview nur, wenn sie sich Charles‘ Expedition anschließt und mit ihm den Gipfel des Manaslu erklimmt. Cecily ist jetzt kein völliger Anfänger, was Bergsteigen betrifft, einen Berg wie den Manaslu hat sie allerdings noch nie bestiegen. Ganz im Gegenteil zur Autorin des Buchs, die den Manaslu als jüngste Kanadierin bestiegen hat. Und so kann man davon ausgehen, dass die Details im Buch, die sich auf die allgemeine Situation in den Camps am Berg, die technischen und menschlichen Details der Bergbesteigung beziehen, zuverlässig sind. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Einzelheiten dem einen oder anderen Leser vielleicht etwas zu tief gehen. Mich hat es jedoch sehr fasziniert, mir vorzustellen, wie es sich dort oben auf den höchsten Bergen wohl anfühlen mag und was einen wohl antreibt, diese zu besteigen und sich in tödliche Gefahr zu begeben. Denn sind wir einmal ehrlich. Dem Tod ist man in solchen Höhen schon immer sehr nah. Was, wenn außer den Gefahren, die der Berg selbst mit sich bringt, auch noch ein Mörder auf dem Berg unterwegs ist. Diese Frage stellt sich Cecily sehr bald. Denn auf dem Weg nach oben sterben einige ihrer Weggefährten. Wird sie die Nächste sein? Was für ein Motiv hat der Killer überhaupt? Amy McCulloch hat einen wirklich spannenden Bergsteiger-Krimi geschrieben. Vielleicht an manchen Stellen ein wenig zu „langsam“ durch die vielen Details, so dass mir nie der Atem stockte vor Spannung. Auch hatte ich ziemlich schnell eine Vermutung, wer der Täter ist. Aber gerade die Hörbuchfassung vom Osterwold Audio/HörbucHHamburg Verlag wurde viel von dieser „Langsamkeit“ wettgemacht, was vor allem dem Vortrag der hervorragenden Sprecherin Britta Steffenhagen zu verdanken ist.

Ein spannender Krimi, bei dem man dennoch keine Sorge haben muss, nachts nicht gut einschlafen zu können.

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