Profilbild von UlrikeZ

UlrikeZ

Lesejury Profi
offline

UlrikeZ ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit UlrikeZ über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2021

Auf den Punkt gebracht

Es kann nur eine geben
0



Wirklich brilliant, wie Carolin Kebekus es in „Es kann nur eine geben“ scharfsinnig auf den Punkt bringt, dass wir in Sachen Gleichberechtigung immer noch mehr als genug Luft nach oben haben.
Wenn sie ...



Wirklich brilliant, wie Carolin Kebekus es in „Es kann nur eine geben“ scharfsinnig auf den Punkt bringt, dass wir in Sachen Gleichberechtigung immer noch mehr als genug Luft nach oben haben.
Wenn sie beschreibt, wie bereits bei der Auswahl der einen und einzigen Frauenfigur im Krippenspiel schon kleine Mädchen auf ihre Zukunft vorbereitet werden, nämlich dass es immer nur „die eine, die Schönste, die Auserwählte“ geben kann, ist das gewohnt witzig. Und auch wenn wir es im Grunde genommen alle wissen, dass wir vielfältigere, realistischere weibliche Vorbilder brauchen, dass uns nicht von klein auf weibliches Konkurrenzdenken vermittelt werden sollte, dass Frauen nicht noch immer um gleichen Lohn für gleiche Arbeit kämpfen sollen müssten, … (die Liste könnte hier beliebig weitergeführt werden), so ist es leider noch immer notwendig, dass laut auf all diese Missstände aufmerksam gemacht wird.
Der Grundton des Buchs ist durchweg ironisch, doch bei manchen Themen scheint selbst die großartige Comedienne Schwierigkeiten zu haben, ihrer Wut noch einen gewissen humorvollen Unterton zu geben. Ich kann das Buch ganz besonders auch in der von der Autorin selbst gelesenen Hörbuchfassung jeder und auch jedem ans Herzen legen. Es ist nicht so, dass ich das meiste nicht schon wusste, aber dank Carolin Kebekus bin ich jetzt bei mancher Diskussion besser mit Argumenten gewappnet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.10.2021

Ein Herr ganz alter Schule lernt doch noch was dazu

Barbara stirbt nicht
0

Als Barbara unverhofft nicht mehr so kann wie all die Jahren zuvor, ist das erst mal gar nicht gut für Herrn Schmidt, führten er und Barbara doch eine mehr als traditionelle Ehe, bei der er das Sagen hatte ...

Als Barbara unverhofft nicht mehr so kann wie all die Jahren zuvor, ist das erst mal gar nicht gut für Herrn Schmidt, führten er und Barbara doch eine mehr als traditionelle Ehe, bei der er das Sagen hatte und sie die ganze Arbeit. Und so muss Herr Schmidt auf seine alten Tage erst einmal lernen, wie man Kaffee oder Kartoffeln kocht und dass die Küche nicht selbstreinigend ist.
Herr Schmidt ist nicht nur, was die Arbeitsverteilung im Haushalt betrifft, ganz Mann der alten Schule, auch seine Ansichten sind komplett aus der Zeit gefallen, was außer ihm selbst so ziemlich jedem auffällt. Herr Schmidt sagt halt, was er denkt. Political correctness ist für ihn immer ein Fremdwort geblieben. Dass es dann mit dem Umfeld nicht immer ganz so klappt, bleibt ihm allerdings ein Rätsel.
Ein unsympathischer Zeitgenosse also durch und durch, könnte man denken. Warum sollte man das lesen? Zu allererst, weil Alina Bronski großartig schreiben kann. Ihre Darstellung von Herrn Schmidt ist nicht nur äußerst humorvoll, sondern tatsächlich auch warmherzig. Bei der Lektüre von „Veronika stirbt nicht“ ist mir Herr Schmidt tatsächlich ein bisschen ans Herz gewachsen, wenn er z. B. so gar nicht versteht, warum die Kommunikation mit seinen Kindern überhaupt nicht klappt oder wenn er auf Facebook Hilfe bei seinen ersten Kochversuchen sucht und dabei ohne es zu merken zur Internetsensation wird.
Ein wahrlich wunderbares Lesevergnügen Herrn Schmidt dabei zu begleiten, wie er vielleicht doch noch so einiges verstehen lernt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.10.2021

Beeindruckendes Debüt der schwedischen Autorin Lydia Sandgren

Gesammelte Werke
0

Wer gerne dicke Bücher liest, für den ist der Debütroman „Gesammelte Werke“ der schwedischen Autorin Lydia Sandgren genau das Richtige. Ich muss gestehen, mich haben die 900 Seiten und der dadurch etwas ...

Wer gerne dicke Bücher liest, für den ist der Debütroman „Gesammelte Werke“ der schwedischen Autorin Lydia Sandgren genau das Richtige. Ich muss gestehen, mich haben die 900 Seiten und der dadurch etwas langsame Erzählstil letztendlich doch etwas „erschlagen“. Sprachlich fand ich das Buch hervorragend, Lydia Sandgren kann wunderbar erzählen, mir persönlich war es jedoch stellenweise etwa zu ausführlich.
Die Geschichte führt uns in die Welt der Literatur und Kunst.
Im Mittelpunkt stehen der Verleger Martin Berg, der Künstler Gustav Becker Cecilia, Martins Frau, die vor 15 Jahren verschwunden ist und der beste Freund der beiden.
Wer sich jetzt denkt: „Schwedische Autorin, verschwundene Ehefrau, ein weiterer spannender Schwedenkrimi“, irrt. Vielmehr handelt es sich hier, um die Geschichte einer Familie und Freundschaft. In ausführlichen Rückblicken erfahren wir, wie Martin und Gustav zu denen wurden, die sie sind, aber auch wie Cecilia in Äthiopien aufgewachsen ist. Diese Erzählstränge verknüpft die Autorin geschickt mit dem Jetzt. Martin wurde angeboten, einen erfolgreichen deutschen Roman zu verlegen, den er seiner des Deutschen mächtigen Tochter zur Einschätzung gibt. In diesem glaubt Rakel eine Spur zu ihrer Mutter zu finden. Gleichzeitig taucht das Bild der jungen Cecilia überall auf Plakaten auf, die eine Retrospektive ankündigen, mit der der berühmte Künstler geehrt werden soll. Und so begibt sich Rakel auf die Suche nach dem, was war auf eine Suche, die zu einer unerwarteten Antwort führen wird.
Ein beeindruckender Roman, der mir aber auf weniger Seiten und mit weniger Details erzählt ein bisschen besser gefallen hätte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2021

Zum Schmökern und Nachschlagen

Schon immer nachhaltig!
0

„Schon immer Nachhaltig“ ist ein sehr schön gestalteter Ratgeber mit ansprechenden Bildern, der auf 224 Seiten altbewährtes, aber auch viel Neues zum Thema Nachhaltigkeit und Zero Waste zusammengestellt ...

„Schon immer Nachhaltig“ ist ein sehr schön gestalteter Ratgeber mit ansprechenden Bildern, der auf 224 Seiten altbewährtes, aber auch viel Neues zum Thema Nachhaltigkeit und Zero Waste zusammengestellt hat.

Besonders für Haushalt, Reinigung und Hausapotheke gibt es viele Tipps und „Großmutters Hausmittel“, die nicht nur günstig und umweltschonend sind, sondern die man auch leicht ausprobieren kann, da die meisten Zutaten im Haushalt vorhandenen sind.

Etwas spezieller sind dagegen die Zutaten, die man für die im Buch vorgestellten Kosmetiktipps bräuchte. Die sind wohl nur in der Apotheke zu bekommen und vielleicht nicht ganz so praktisch umsetzbar und Geldbeutelschonend.

Dennoch ein wirklich wunderbarer Ratgeber, den ich als Nachschlagewerk und auch zum Schmökern immer griffbereit haben werde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2021

Amüsante Gesellschaftssatire

Ciao
0

Vielen Debatten der heutigen Zeit ist ein wenig die Leichtigkeit abhanden gekommen. Und genau diese fehlende Leichtigkeit war für die Autorin Johanna Adorjàn der Anlass den Roman „Ciao“ zu schreiben.
Witzig ...

Vielen Debatten der heutigen Zeit ist ein wenig die Leichtigkeit abhanden gekommen. Und genau diese fehlende Leichtigkeit war für die Autorin Johanna Adorjàn der Anlass den Roman „Ciao“ zu schreiben.
Witzig und pointiert treffen Vertreter verschiedener Generationen in der Medienbranche aufeinander. Alle mehr oder weniger sympathisch.
Zur „alten“ Generation gehört der Starmoderator Michi Denninger, der in den 80er- und 90er-Jahre ein ganz Großer war, dessen allerbeste Zeit schon vorbei ist und der nicht wirklich begreift, weshalb seine Witze 2021 nicht mehr zünden, sondern eher als sexistisch betrachtet werden.
Dann ist da Hans Benedek, Kulturkritiker in der Berliner Zeitung „Die Zeit“, der vermeintlich die „neuen“ Zeiten verstanden hat und auch brav seine Gendersternchen macht, wo sie hingehören, sich dann aber doch wundert, dass man es ihm nicht zutraut, ohne weibliche Unterstützung ein Porträt der Social-Media-Aktivistin und Influencerin Xandi Lochner zu schreiben.
Xandi Lochner ist zu Besuch in Denningers Show „Ois Bonanza“, die inzwischen nur noch gestreamt wird. Und während der Moderator glaubt, dass ihre Anwesenheit ihm zu neuem Ruhm verhelfen kann, hat Xandi sich gut vorbereitet, ihn als „alten weißen Mann“ vorzuführen.
Benedek der im Rahmen des Porträts als Zuschauer dem Ganzen folgt, kann kaum glauben, dass Michi Denninger nicht merkt, wie dieser Xandi Lochner geradezu ins Messer läuft.
Da er sich selbst auf der „richtigen“ Seite wähnt, erkennt Benedek nicht, dass Xandi auch ihn geradewegs in den ersten Shitstorm seines Lebens führen wird.

Johanna Adorjan nimmt in diesem Roman keine bestimmte Haltung ein. Sie steht nicht auf der einen oder anderen Seite und versucht auch keine Lösungen zu finden. Ginge das überhaupt? Vielleicht kein Must-read, aber allemal sehr unterhaltsam zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere