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Veröffentlicht am 19.09.2023

Diebstahl aus dem Louvre

Die Erfindung des Lächelns
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Der Beginn mit den vielen Namen und unterschiedlichsten Handlungssträngen ist ein wenig mühsam zu lesen, danach wird man jedoch schnell in die Geschichte hineingezogen. Die wahre Geschichte um den Raub ...

Der Beginn mit den vielen Namen und unterschiedlichsten Handlungssträngen ist ein wenig mühsam zu lesen, danach wird man jedoch schnell in die Geschichte hineingezogen. Die wahre Geschichte um den Raub der Mona Lisa wurde mit fiktiven Rahmenhandlungen gespickt. Als Handwerker und Kleinganove ist der Italiener Vincenzo Peruggia für Arbeiten im Louvre tätig. Die Mona Lisa hat es ihm angetan, dieses Gemälde gehört nicht in den Louvre, es sollte wieder zurück nach Florenz. Die Überwachung des Museums ist äußerst lasch, erst am Dienstag morgen, dem 22.8.1911 wird der Diebstahl entdeckt. Commissaire Juhel Lenoir beißt sich an demFall fest, ohne eine Spur.
In Paris zu dieser Zeit trifft sich die Boheme, auch der aufstrebende Maler Pablo Picasso und sein Freund, der Dichter Guillaume Apollinaire gehören zu diesen Kreisen. Durch aus dem Louvre entwendete Skulpturen geraten die Beiden in den Focus der Polizei, diese Skulpturen, die Inspiration für ein Gemälde wurden. Die Ungerechtigkeit zwischen arm und reich ruft auch Anarchisten auf den Plan, die durch Raub und Einbrüche Geld umverteilen möchten, wie die junge Russin Jelena.
In diesem Roman trifft ein Kriminalfall auf die Pariser Kunstszene, den Montmartre mit der noch nicht fertig gestellten Kirche Sacre Coeur, auf Malerei und Tanz, auf gewalttätige Anarchisten und Kleinkriminelle, auf Okkultismus, auf Modeschöpfer, auf arm und reich. Alle Protagonisten, wachsen einen ans Herz, wir kriminell auch immer sie sind. Alle, die in diese Augen blickten haben ein Ziel, die Legende um die Mona Lisa, la Joconde, zu schützen. Spannend und äußerst informativ, etwas weniger Nebenstränge hätten den Beginn leichter lesbar gestaltet.

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Putzfrau mit Leib und Seele

Das Glück der Geschichtensammlerin
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Janice ist Putzfrau mit Leib und Seele, wenn sie auch nur durch die teure Schulbildung für ihren Sohn Simon und die berufliche Unfähigkeit ihres Mannes Mike dazu kam. Sie hält nicht nur die Wohnungen in ...

Janice ist Putzfrau mit Leib und Seele, wenn sie auch nur durch die teure Schulbildung für ihren Sohn Simon und die berufliche Unfähigkeit ihres Mannes Mike dazu kam. Sie hält nicht nur die Wohnungen in Schuss, sie hört auch ihren Auftraggebern zu. Sie erkennt Probleme und hilft wo sie kann. Besonders gerne hört sie Geschichten aus dem Leben der Menschen, sie sammelt sie. Selbst hält sie sich für eine langweilige Person ohne eigene Geschichte. Bis sich plötzlich alles in ihrem Leben ändert. Nachdem Mike mal wieder seinen Job verloren hat und sich mit einer neuen Idee auf ihre Kosten hoch verschuldet verlässt sie ihn. Da ist es gut, dass sich der Busfahrer, der sie zu ihren Arbeitsstätten fährt und immer beobachtet, endlich ein Herz fasst und sie anspricht. Ihre neue Kundin, die 92-jährige Mrs B., eine eigenwillige und etwas schrullige Person, lässt nicht locker, sie schafft es letztendlich, dass Janice auch ihre eigene Geschichte erzählt. Janice hat viel in ihrem Leben durchgemacht, nun hat sie auch Mal das Recht auf Glück.
Sehr einfühlsam, humorvoll und voller Überraschungen erfahren wir viel über das Leben, über Trauer und Verlust, über Freude, Über das Zuhören und Helfen, über den Wunsch nach Glück. Der poetisch schöne Schreibstil weist gelegentlich Längen auf.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Phrogger

Die Verborgenen
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Sven und Franziska Hoffmann bewohnen mit ihrer 17-jährigen Tochter Tabea ein viel zu großes Haus an der Nordseeküste. Franziskas wohlhabende Eltern haben nach der frühen Schwangerschaft und schnellen Hochzeit ...

Sven und Franziska Hoffmann bewohnen mit ihrer 17-jährigen Tochter Tabea ein viel zu großes Haus an der Nordseeküste. Franziskas wohlhabende Eltern haben nach der frühen Schwangerschaft und schnellen Hochzeit das Haus für die junge Familie ausgesucht. Sven fühlt sich schon lange nicht mehr wohl, er hatte zuvor schon Affären, doch nun ist es etwas ernstes, er möchte die Scheidung. Nicht nur er, auch Franziska und Tabea haben ihre Geheimnisse. Franziska war vor Jahren in psychiatrischer Behandlung und als sie nun von seltsamen Begebenheiten in ihrem Haus erzählt wird es auf ihre Ängste und Probleme geschoben. Fußspuren im Keller, eine leere Cornflakespackung, eine geöffnete Schublade, ein Fernseher, der in der Nacht plötzlich angeht.
Was für die Hoffmanns, besonders für Franziska, beängstigend ist, ist für uns als Leser nur halb so spannend. Wir wissen bereits, dass sich im Haus ein Phrogger aufhält, eine Person die, während das Haus von den Besitzern bewohnt wird, heimlich dort lebt. Spannung erzielt die Handlung durch den Mord und die Suche nach dem Mörder von Tabeas Schulkameradin.
Was den Thriller lesenswert macht ist in erster Linie die sehr gute Schreibweise und die psychologische Ausarbeitung der Protagonisten, die alle aus ihrer Sicht ihr Leben erzählen.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Loslassen, Veränderungen und neue Bindungen

Elternhaus
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Die drei, schon längst erwachsenen, Schwestern Sanne, Petra und Gitti haben schöne Erinnerungen an ihr Elternhaus. Ein kleines Häuschen in einem Bauerngarten, Obst und Gemüse wurde dort angepflanzt, geerntet ...

Die drei, schon längst erwachsenen, Schwestern Sanne, Petra und Gitti haben schöne Erinnerungen an ihr Elternhaus. Ein kleines Häuschen in einem Bauerngarten, Obst und Gemüse wurde dort angepflanzt, geerntet und in Gläsern eingekocht im Keller gelagert. Wenn sie ihre Eltern besuchten, saßen sie an einem alten Küchentisch, sorgsam gehegt und gepflegt, damit auch alles lange hält. Die Eltern haben immer schwer gearbeitet, als Putzfrau und als Handwerker und auch das Haus wurde mit eigenen Händen errichtet.
Nun sind die Eltern alt geworden, die Treppen, das enge Bad, der Garten nicht mehr das Richtige für sie. Das hat die Älteste, Sanne, beschlossen, den Eltern eine altersgerechte Wohnung besorgt. Die Versorgung blieb an ihr hängen, die neben dem eigenen Haus mit ihren Mann Uwe und den flügge werdenden Kindern genug zu tun hatte.
In diesem Roman geht es um das Loslassen, um Veränderungen und neue Bindungen im Leben. Die unstete Petra, die alle paar Jahre etwas Neues um sich braucht, Sanne, die mit den Veränderungen nicht klar kommt, den alten Eltern, die nicht nur ihr Haus sondern vor allem ihr Umfeld vermissen und sich einsam fühlen. Aus vielerlei Hinsicht ein interessanter Roman der aus Sicht der jeweiligen Protagonisten erzählt wird.

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Veröffentlicht am 07.06.2023

literarische Apotheke

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu
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Jean Perdu lebt nunmehr seit vier Jahren in der Provence, er ist glücklich mit der Bildhauerin Catherine und seinen Freunden. Bis er durch besondere Umstände sein Bücherschiff zurückerhält. Soll er wirklich ...

Jean Perdu lebt nunmehr seit vier Jahren in der Provence, er ist glücklich mit der Bildhauerin Catherine und seinen Freunden. Bis er durch besondere Umstände sein Bücherschiff zurückerhält. Soll er wirklich sein Leben wieder ändern, wieder zurückschippern nach Paris? Max will ihn begleiten, er ist überfordert von der Nachricht, dass er Vater wird und er braucht Zeit zum Nachdenken. Während die Beiden die Wasserwege und Schleusen bereisen kümmert sich Max um social media, um Interneteinträge, Themen, die für Jean Perdu fremd sind. Durch den zunehmenden Bekanntheitsgrad kommen alte Bekannte und auch neue Menschen zu ihnen, zum Bücher kaufen und um ihre Probleme zu besprechen. Denn auf dem Bücherschiff gibt es nicht einfach Bücher zu kaufen, für Perdu sind Bücher Medizin, daher führt er eine Pharmacie, eine literarische Apotheke. Er spricht mit den Besuchern und sucht danach das richtige Buch für sie heraus.
Ein weiterer großer Passus in dem emotional geschriebenen Roman ist die große Enzyklopädie der kleinen Gefühle, mit denen sich Perdu durch die Beobachtungen die er macht, beschäftigt. Die Handlung wird langsam erzählt, es geht mehr um persönliche Befindlichkeiten als um Aktionen und man muss sich darauf einlassen, sonst wird es schnell langweilig. Einiges ist sehr fantasievoll, manches unrealistisch, manches gleicht einem Wunder, es ist auch ein wenig Märchen, natürlich mit einem Wohlfühlende. Manchmal ein wenig zu dick aufgetragen.

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