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Veröffentlicht am 27.10.2022

"Noch ist die Ukraine nicht untergegangen"

Das Tor Europas
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„Noch ist die Ukraine nicht untergegangen“ Text der ukrainischen Nationalhymne von Pawlo Tschubynskyj

Seit dem 24. Februar 2022 ist die Ukraine durch den Angriffskrieg Russlands in den Fokus der Weltöffentlichkeit ...

„Noch ist die Ukraine nicht untergegangen“ Text der ukrainischen Nationalhymne von Pawlo Tschubynskyj

Seit dem 24. Februar 2022 ist die Ukraine durch den Angriffskrieg Russlands in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt. Viele Menschen glaub(t)en, die Ukraine sei ein Land ohne eigene Geschichte. Doch weit gefehlt. Die Ukraine hat eine abwechslungsreiche Geschichte hinter und hoffentlich auch vor sich.

Autor Serhii Plokhy, Historiker und Professor für ukrainische Geschichte, legt nun mit diesem Buch ein Werk über die mehr als zweitausend Jahre alte, äußerst wechselvolle Geschichte der Ukraine vor.

Die Reise in die Geschichte der Ukraine beginnt mit dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot und endet mit den aktuellen Ereignissen. Dazwischen liegen Jahrhunderte der kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Skythen, den Rus-Wikingern, den Mongolen und Kosaken, das Intermezzo als Teil Österreich-Ungarns, das Zarenreich, die UdSSR bis zur Eigenstaatlichkeit.

Autor Serhii Plokhy teilt sein Werk in fünf große Kapitel:

An der Pontischen Grenze
Begegnung zwischen Ost und West
Zwischen den Imperien
Die Kriege der Welten
Der Weg in die Eigenstaatlichkeit

Zusätzlich werden in einem, im Juni 2022 erweiterten, Vorwort und einem Epilog aktuelle Ergänzungen angebracht. Um den Lesern eine Vorstellung der geografischen Lage im historischen Kontext zu ermöglichen, sind zehn Landkarten abgedruckt. Die erste bildet die Region um 770 v. Chr. ab. Die umfangreichen Zeittafeln ordnen die Ereignisse rund um die Ukraine in das Weltgeschehen ein. Das Buch wird durch ein langes Register von für die Ukraine bedeutenden Personen (im Gute wie im Schlechten) ergänzt.

Mit diesem umfassende Werk erklärt der Autor und Historiker die seit Jahrhunderten von Eroberung, Gewalt und vom Verschieben der Grenzen geprägte Geschichte der Ukraine. Eine Ukraine, die aus vielen unterschiedlichen Regionen besteht, aber durch eine gemeinsame Sprache, Geschichte und dem Willen zur Unabhängigkeit von Russland geeint wird. Dieses Buch lässt Außenstehende die aktuellen Entwicklungen besser verstehen. Es zeigt, wie die Ukraine zum Spielball zwischen Osten und Westen wurde.

„Die Ukraine, erst vor kurzem ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit gerückt, hat eine lange, dramatische und faszinierende Geschichte, die oft von den großen Narrativen der Imperien, die das Land jahrhundertelang beherrschten, überlagert wird.“

Fazit:

Diesem sachlichen und informativen Buch, das die äußerst komplexe Materie verständlich und nachvollziehbar erklärt, gebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.10.2022

Frühes Ende, lange Wirkung

1848
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Frühes Ende, lange Wirkung: Alexandra Bleyer beleuchtet die Revolution(en) von 1848/49


Historikerin und Autorin Alexandra Bleyer nimmt sich in ihrem neuesten Buch eines Jahres an, das Geschichte geschrieben ...

Frühes Ende, lange Wirkung: Alexandra Bleyer beleuchtet die Revolution(en) von 1848/49


Historikerin und Autorin Alexandra Bleyer nimmt sich in ihrem neuesten Buch eines Jahres an, das Geschichte geschrieben hat: 1848 - Die Erfolgsgeschichte einer gescheiterten Revolution.

Kann oder darf das Scheitern einer Revolution als Erfolg bezeichnet und verkauft werden? Ist Scheitern nicht immer ein Misserfolg?

Diesem scheinbaren Widerspruch geht Alexandra Bleyer in elf Kapiteln akribisch nach.

Revolution! Revolution?
Vor dem Sturm
Europa in der Krise
Vulkanausbrüche
Pariser Funkenflug
Herrschaftszeiten
Die Stunde der Parlamentarier
Mit vereinten Kräften
Triumph und Niederlage
Revolutionsschauplatz Medien
Was vom Aufstand übrig blieb

Ausgehend von revolutionären Agitationen aus Frankreich greifen die Rufe nach Grundrechten, Demokratie und damit einhergehend, die Abschaffung der absolutistischen Monarchien in ganz Europa um sich. Nun, vielleicht nicht ganz Europa, Großbritannien ist ausgenommen, da es hier schon eine konstitutionelle Monarchie gibt, was bedeutet, dass der Monarch nicht wirklich etwas zu sagen hat. Und Deutschland? Klein- und Kleinststaaten sowie ein Preußen, das sich zu Höherem berufen fühlt.

Neben einer chronologischen Abfolge der Ereignisse, in der - wie die Autorin einräumt, durchaus „auch der Mut zur Lücke“ enthalten ist, legt die Historikerin auch Wert auf die Sicht der direkt (Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters) oder indirekt (Lola Montez als Revolutionsflüchting) beteiligten Frauen.

Minutiös listet Alexandra auf, welche der ungelösten wie Antisemitismus bzw. neu aufflammenden Konflikte (Nationalismus) zwar mit einigen Umwegen, aber dann doch in den Ersten Weltkrieg führten. Denn, um der eigenen Freiheit willen, die Freiheit anderer brutal zu unterdrücken, ist Konfliktstoff für die nächsten Generationen.

Gelungen ist den Revolutionären in der sogenannten „Paulskirchenverfassung“, dass den Männern über 25 Jahren das aktive und passive Wahlrecht zugestanden wurde. Und, fragt sich die geneigte Leserin, was ist mit uns Frauen? Sollten wir nicht ebenso ihre Stimme abgeben dürfen? Die Antwort muss, so glaube ich, nicht extra erwähnt werden: Frauen und Wahlrecht? Nein, danke - hier waren sich alle Männer einig.

Ein weiteres Ergebnis dieses Grundrechtskataloges ist die Befreiung der Bauern, die Versammlungsfreiheit (sie wird bei Bedarf wieder eingeschränkt oder ganz zurückgenommen) und eine scheinbare Gleichstellung der Juden.

Für echte Demokratie, wie wir sie heute verstehen, war niemand zu haben - weder die Revolutionäre noch (natürlich) die aktuellen Monarchen. Die einzelnen revolutionären Gruppen waren viel zu unterschiedlich und auch in sich zerstritten. So gesehen muss man die Revolution(en) von 1848/19 als gescheitert betrachten. Aber die Saat wurde gelegt, bis der Keim ausgetrieben hat, wird es noch Jahrzehnte dauern.

Fazit:

Eine fesselnd geschriebene Darstellung der Ereignisse von 1848/49, die durch aktuelle Gefährdungen der Demokratien sowohl in Europa als auch in den USA, zunehmend an Aktualität gewinnen. Erfolg und Scheitern liegen manchmal sehr eng beieinander. Gerne gebe ich diesem fundierten Sachbuch 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.10.2022

Wasserstoff - Ausweg aus Atom und fossilen Brennstoffen

Das Feuer des Wassers
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Wie schon in seinem Buch „Das Supermolekül“ bricht Autor Timm Koch leidenschaftlich eine Lanze für Wasserstoff als Energieträger der Zukunft.

In diesem, seinem neuen Buch enthüllt er, wie Lobbyisten rund ...

Wie schon in seinem Buch „Das Supermolekül“ bricht Autor Timm Koch leidenschaftlich eine Lanze für Wasserstoff als Energieträger der Zukunft.

In diesem, seinem neuen Buch enthüllt er, wie Lobbyisten rund um e-Autos und fossiler Brennstoffe, die Einführung der Wasserstoffbrennzelle mit allen MItteln verhindern wollen. b

Die meisten von uns haben bislang wenig von Wasserstoff als Brennstoff gehört. Einige erinnern sich vielleicht an den Physik-Uuterricht und der Knallgasprobe. Doch wer denkt noch daran, dass neben dem lauten Knall auch Wasser entsteht?
Andere, denken bei Wasserstoff an die „Hindenburg“ und wieder andere an die H-Bombe.

Erste Firmen im Bereich des Transportgewerbes wie Speditionen oder im Öffentlichen Nahverkehr beginnen langsam, aber sicher umzudenken. Der Treibstoff „Wasserstoff“ ist billiger und umweltfreundlich - ein Umdenken ist das Gebot der Stunde.

Dass die Verhinderung von Wasserstoff als Treibstoff nichts Neues ist, hat Timm Koch in diesem Buch beschrieben: bereits 1863 wurde das als „Hippomobil“ bekannte, erste mit Wasserstoff betriebene Fahrzeug aus ähnlichen fadenscheinige Gründen durch die Erdöl-Lobby verhindert.

Allerdings, merkt Timm Koch an, darf man auch bei aller Euphorie, den Stein des Weisen gefunden zu haben, nicht vergessen, dass sich auch hier Scharlatane herumtreiben, die das Unwissen der Menschen schamlos ausnutzen und das große Geld kassieren wollen.

Der Autor beleuchtet in seinem Buch die scheinheilige Welt der Öko-Parteien, die in der Opposition nach Umweltschutz schreien und wenn sie an der Regierung sind, Kohleabbau wieder aktivieren und den Betrieb von Kernkraftwerken verlängern. Bitte das nicht falsch verstehen, im Augenblick der Abhängigkeit von russischem Gas, ist das vermutlich das Gebot der Stunde, aber auf Dauer wird die Rückkehr zu Kohle und Atom nicht die richtige Wahl sein. Man tauscht hier eine Abhängigkeit gegen eine andere ein.

Wasserstoff als Energieträger könnte hier Abhilfe schaffen. Man muss es nur wollen.

Fazit:

Timm Kochs Werk ist ein leidenschaftliches Plädoyer für eine klimaneutrale Energie, die längst „erfunden“ ist. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.10.2022

Eine gelungene Fortsetzung

Der Henker von Hamburg
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Hauke Sötje und Sophie Struwe sind nun am Ziel ihrer Träume: Als glückliches Ehepaar leben sie nun mit ihrer kleinen Tochter Henriette und Kindermädchen sowie Köchin in einer großen Wohnung. Während Hauke ...

Hauke Sötje und Sophie Struwe sind nun am Ziel ihrer Träume: Als glückliches Ehepaar leben sie nun mit ihrer kleinen Tochter Henriette und Kindermädchen sowie Köchin in einer großen Wohnung. Während Hauke weiter Verbrecher jagt, muss sich Sophie den Konventionen beugen und die Karriere ihres Mannes mit den gebotenen Mitteln fördern. Dazu gehört unter anderem auch der Besuch der Hamburger Oper, um eine Wagner-Tragödie zu hören, in der die gefeierte Sopranistin Carlotta Francini auftritt. Das behagt Hauke wiederum nicht so gar nicht - Richard Wagner zu lang, zu schwermütig und zu viele Tote. Die hat Hauke als Kriminalbeamter im wirklichen Leben wahrlich genug.

Noch bevor der erste Takt der Musik erklingt, wird Hauke aus dem Parkett geholt und muss zu einem Leichenfund. Man hat einen Pastor erhängt aufgefunden. Schnell wird klar, dass der Mann getötet wurde.

Während Hauke mit den damaligen Möglichkeiten der Kriminaltechnik nach dem Mörder sucht, freundet sich Sophie mit der Sängerin an, die mehr als ein Geheimnis umgibt. Wie Backfische schlagen die beiden Frauen dem etwas aufdringlichen Verehrer Maximilian von Siems ein Schnippchen und erkunden Hamburg auf eigene Faust.

Als dann zwei weitere Personen erhängt aufgefunden werden, ist klar, dass hier jemand auf Rache aus ist. Nur wer? Alle Zeichen deuten auf Carlotta Francini, denn jedes der Opfer hat irgendwie mit der Sängerin Kontakt gehabt. Hauke und sein Team ermitteln fieberhaft, doch erst der klare analytische Blick von Sophie auf die Ereignisse, der darin mündet, im Auftrag der Polizei, quasi als „Spionin“ im Haushalt derer von Siems aus- und einzugehen, bringt mehr Klarheit in den verzwickten Fall ...

Meine Meinung:

Wie wir es von Naja Marschall gewohnt sind, ist dieser 5. Fall für Hauke und Sophie Sötje fesselnd angelegt. Nebenbei erfahren wir einiges über das Leben von bürgerlichen Frauen in Hamburg um 1899.

Obwohl die beiden den sozialen Aufstieg vom gescheiterten Kapitän und der Privatlehrerin reicher Bürger zum angesehenen Kriminalinspektor und Ehefrau geschafft haben, fühlt sich Sophie einsam und unterbeschäftigt. Ihr wacher Geist braucht mehr Beschäftigung als Teatime und Kaffeekränzchen. Das Kriminalisieren gemeinsam mit Hauke fehlt ihr sehr. Der ist naturgemäß über die bisherigen Alleingänge seiner nunmehrigen Ehefrau nur mäßig erfreut und appelliert an ihr Verantwortungsbewusstsein als Ehefrau und Mutter. Es wäre für den Fortgang der Reihe den beiden zu wünschen, dass sie ihre Unzufriedenheit den Griff bekommen. In Kriminalrat Roscher, Haukes Chef, der allen Neuerungen in der Kriminaltechnik aufgeschlossen gegenüber ist, hat Sophie einen gewichtigen Fürsprecher. Denn auch Hauke muss erkennen, dass

„Frauen die einzigen Wesen sind, die wir Männer immer wieder unterschätzen“. (S. 264)

Welch kolossale Eerkenntnis - das macht Hoffnung, dass Sophie in einem nächsten Band wieder etwas mehr „kriminalisieren“ darf. Sie könnte ja als Aushilfslehrerin ungeklärte Todesfälle in einem Waisenhaus recherchieren. Kriminalrat Roscher könnte das sicher genehmigen.

Wie in den Vorgängern beginnt jedes der 39 Kapitel mit einem damals tagaktuellen Zeitungsausschnitt. Damit wir uns eine Vorstellung vom Hamburg um die Jahrhundertwende machen können, ist ein Stadtplan von 1895 abgedruckt.

Ich hatte zwar schon recht bald einen Verdacht, denn die Verknüpfung von Kirche und Waisenhaus lässt mich immer das Schlimmste denken, ist der Weg bis zur Auflösung sehr gut gelungen.

Zu den zahlreichen Charakteren, die sozusagen das „Stammpersonal“ der Reihe bilden, wie Hauke, Sophie, die Gräfin oder Roscher, gibt es wieder ein paar interessant neue Gesichter wie zum Beispiel Kriminalassistent Schröder oder Archivar Wehling.

„Sobald man den Anfang des Fadens gefunden hatte, konnte man das Gespinst aus Lügen entwirren und die Wahrheit trat zutage.“ (S. 264)

Fazit:

Wer fesselnde historische Krimis aus Hamburg, die auch mit gesellschaftlichen Details aufwarten, liebt, sollte hier unbedingt zugreifen. Ich empfehle mit dem ersten Band zu beginnen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.10.2022

Macht nachdenklich

Vertrauen
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Die Journalistin Margaretha Kopeinig hat sich eines kontroversiellen Themas angenommen: Wie Politik, Gesellschaft und Wirtschaft der Pandemie begegnen bzw. begegnet sind.

In drei Kapiteln erläutern anerkannte ...

Die Journalistin Margaretha Kopeinig hat sich eines kontroversiellen Themas angenommen: Wie Politik, Gesellschaft und Wirtschaft der Pandemie begegnen bzw. begegnet sind.

In drei Kapiteln erläutern anerkannte Fachleute aus Medizin, Wissenschaft und Wirtschaft, wie sie gemeinsam mit dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig und seinem Krisenstab den durchaus umstrittenen Weg der strengeren Maßnahmen für Wien ein- und durchgesetzt haben.

Brennglas Pandemie
Skepsis versus Wissen
Folgen und Konsequenzen

Es scheint, als ginge das Vertrauen in die Politik Österreichs jeden Tag ein bisschen mehr verloren. Man kann es Teilen der Bevölkerung deswegen nicht einmal verdenken. Der Zick-Zack-Kurs während der Pandemie, die Skandale in der türkis/blauen Regierung und deren Auswirkungen in die nunmehrige schwarz/grüne lassen viele Menschen enttäuscht und verdrossen zurück.

Was allerdings Sorge macht, sind die militanten Impfgegner, unter die sich rechtsradikal denkende Menschen mischen. Diese Minderheit hetzt die Verunsicherten gegen Wissenschaftler auf.

Ich wurde auch von einem solchen Kollegen über die Gefahr des „Chippens“ bei der Impfung „aufgeklärt“. Als ich ihm erklärt habe, das würde mich des mühsamen Merkens der diversen Passwörter entledigen, und daher sogar wünschenswert, ist ihm der Mund offen geblieben.

In ihrem Buch hat sich die Autorin nun mit zahlreichen Personen aus Politik, Medizin, Wissenschaft und Wirtschaft, wie es dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig gelungen ist, das Vertrauen in ihn und seine Experten zu behalten und sogar auszubauen. Ludwig setzt auf Transparenz und eine gerade Linie. Er hört auf Experten aus der Medizin und auf die Sozialpartner in der Wirtschaft. Dass dabei auch heftig diskutiert wird, weil nicht alle der gleichen Meinung sind, ist klar und wird offen kommuniziert.

Interessanterweise hat sich Ludwig während der Pandemie keine Sorgen um eine mögliche Wiederwahl gemacht wie so mancher Landeshauptmann in den Bundesländern. Da sind ist der eine oder andere vor der (Tourismus)Wirtschaft eingeknickt, während Ludwig standhaft geblieben ist und die ziemlich unpopuläre Verlängerung des Lockdowns vor Weihnachten 2021 in Wien durchgesetzt hat. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern haben Ludwig und sein Expertenteam immer die Gesamtheit im Blick. D.h. Maßnahmen, um die Spitäler (in denen sich nicht nur Kranke aus Wien befinden) vor dem Kollaps zu retten, die Infrastruktur aufrecht zu erhalten und die Schulen so lange wie möglich offen zu halten. Nicht immer ist alles perfekt gelungen. Doch der größte Coup gegen das Virus ist in Wien mit dem Programm „alles gurgelt“ gelungen.

Primaria Dr. Barbara Maier, die Gynäkologin, die hier im Buch zu Wort kommt spricht mir aus der Seele, wenn sie sagt:

„Ich war immer tolerant, habe mich bemüht humanistisch zu reagieren. Ich ändere jetzt gerade meinen Toleranzbegriff: Keine Toleranz mehr für Intolerante. Ich möchte diese Egomanie nicht mehr tolerieren, die Haltung: Ich will alles, aber ich gebe nichts, ich brauche mich nicht Solidarität kümmern, ich brauche nichts für die Gemeinschaft zu tun.“

Maske aufsetzen in öffentlichen Verkehrsmitteln und wenn wo sonst der Abstand zu anderen nicht gewährleistet werden kann, ist wohl das gelindeste Mittel.

Ob es gelingen wird, das verlorene und leichtfertig verspielte Vertrauen in die Politik zurück zu gewinnen? Ansätze gibt es, aber es ist fraglich, ob die ausreichen.

Fazit:

Ein Buch das nachdenklich macht und dem ich gerne 5 Sterne gebe.