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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2020

Eine gelungene Fortsetzung

Die Nordseefalle
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Theodor Storm ist nach wie vor ein eher erfolgloser Anwalt und ein noch weniger erfolgreicher Dichter. Er schmachtet zwar die holde Weiblichkeit in seinen Versen an, aber erhören will ihn keine.

Nun hat ...

Theodor Storm ist nach wie vor ein eher erfolgloser Anwalt und ein noch weniger erfolgreicher Dichter. Er schmachtet zwar die holde Weiblichkeit in seinen Versen an, aber erhören will ihn keine.

Nun hat er einen neuen Fall: Einen hoffnungslosen, wie es scheint und Geld wird er auch keines hereinbringen. Denn sein Mandant Dahl wurde stocktrunken mit einem Messer in der Hand über der Leiche eines Saufkumpanen gefunden. Alles scheint klar und Dahl ist der Mörder. Es wäre nicht Theodor Storm, wenn der nicht an die Unschuld seines Mandanten glaubte. Gemeinsam mit Schreiber Peter Söt, der diesen Krimi aus seiner Perspektive erzählt, versucht der Anwalt, die Unschuld seines Mandanten zu beweisen. Es scheint, als hätte das Mordopfer etwas mit dem geheimnisvollen Schatz und der Sage rund um die versunkene Stadt Rungholt zu tun, zumal es nun zwei weitere Morde gibt.

Da Dahl die Auslieferung nach Kopenhagen droht, begeben sich Storm und Söt auf die Insel Föhr, um den zuständigen Amtmann zu sprechen, der gerade in der Entourage des dänischen Königs auf der Insel weilt.

Ebenfalls mit im Gefolge des Königs: Hans Christian Anderson, der immer wieder merkwürdige Unfälle erleidet. Oder sind das Mordanschläge?

Bis Theodor Storm und sein treuer Schreiber Söt den Drahtzieher hinter den Verbrechen finden, dauert es eine geraume Zeit.

Meine Meinung:

Wie schon in den drei Vorgängern gestalten sich die Ermittlungen auch diesmal schwierig. Zum einem weil es zu dieser Zeit üblich ist, potenzielle Täter so lange zu „befragen“ (= verprügeln), bis sie ein Geständnis ablegen, denn nur ein Geständnis zählt, und zum anderen, weil Sachbeweise meistens nicht anerkannt werden. Die Ermittlungen, wie wir sie heute kennen, kriminaltechnische Untersuchungen mit DNA-Spuren, Fingerabdrücken etc. Sind noch unbekannt.

Tilman Spreckelsen gelingt es sehr gut, das historische Umfeld einzubauen. Schleswig-Holstein ist damals dem dänischen König untertan.

Schmunzeln musste ich über das Lamentieren der Einwohner von Föhr, die gegen die Erschließung der Insel für den Tourismus sind. Diese Leute sollten die Seebäder und die Touristenmassen heute sehen!

Geschickt baut der Autor die eine oder andere Sackgasse ein, in der sich der Leser manchmal verirrt.

Der Krimi ist eher ruhig und dennoch nicht langweilig. Mir gefällt das historische Ambiente in Husum und die leicht unbeholfene Art, die den jungen Theodor Storm auszeichnet.


Fazit:

Zum nunmehr vierten Mal, überzeugt der Autor Tilman Spreckelsen mit seinem ruhigen Schreibstil und der Darstellung des historischen Umfeldes. Gerne gebe ich wieder 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.08.2020

Nicht ganz so gut wie der Vorgänger

Sturmwand
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An seinem freien Abend, den er mit seiner Freundin Julie im Theater verbringen will, muss er miterleben, wie der französische Staatspräsident beinahe einem Attentat zum Opfer fällt. Nicolas glaubt, eine ...

An seinem freien Abend, den er mit seiner Freundin Julie im Theater verbringen will, muss er miterleben, wie der französische Staatspräsident beinahe einem Attentat zum Opfer fällt. Nicolas glaubt, eine Person erkannt zu haben und folgt ihr durch die Stationen der Métro. Es sind zwar nur Farbpatronen, mit denen der Präsident beschossen wird, doch steht unzweifelhaft fest, dass jemand aus der direkten Umgebung des Staatschefs den geheim gehaltenen Termin verraten hat. Nur wer? Das ganze Team von Nicolas Guerlain wird suspendiert, bis der Verräter ausgeforscht ist. Und wer sind die mutmaßlichen Attentäter?

Nahezu gleichzeitig wird ein Mann in der Normandie, genauer gesagt auf der kleinen Insel Chausey scheinbar grundlos ermordet. Bemerkenswert ist allerdings die Flaschenpost, die er kurz vor seinem Tod erhalten hat, denn darin versteckt sich eine Liste mit fünf Namen: Der des Toten an erster und Guerlains an letzter Stelle. Die örtliche Polizei von Deauville, darunter die ehemalige Praktikantin und nunmehrige Polizeischülerin Claire ermitteln.

Natürlich spielen Guerlains Vater, der ehemalige Geheimdienstchef, und Julie wieder ihre Rollen. Beides nervt inzwischen ein wenig. Nebenbei wird ein Geheimnis aus Nicoals Guerlains Vergangenheit aufgedeckt. Ob das für seine weitere Karriere relevant sein wird, wird vermutlich der nächste Band zeigen.

Dieser fünfte Band rund um den Personenschützer Nicolas Guerlain ist meiner Ansicht nach der schwächste dieser Reihe. Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Mir gefällt die Beschreibung der rauen Normandie und der französischen Lebensart genauso wie die (leise) Kritik am (fiktiven) französischen Präsidenten, die wohl eine Art Abrechnung mit politischen Machthabern und deren Egozentrik ist.


Fazit:

Nicht der beste Krimi dieser Reihe, daher nur drei Sterne.

Veröffentlicht am 15.08.2020

Eine interessante Lektüre

Die vier Toten von Tibet
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Dieser Krimi ist der 10. Band einer Reihe rund um den tibetischen Inspektor Shan und seinem Vorgesetzten, dem chinesischen Oberst Tan. Für mich ist das Buch das erste Zusammentreffen mit den beiden ungleichen ...

Dieser Krimi ist der 10. Band einer Reihe rund um den tibetischen Inspektor Shan und seinem Vorgesetzten, dem chinesischen Oberst Tan. Für mich ist das Buch das erste Zusammentreffen mit den beiden ungleichen Ermittlern und der tibetischen Kultur, die von den Chinesen brutal unterdrückt wird.

Und genau diese Auslöschung der tibetischen Kultur zieht sich durch das ganze Buch. So schrecken korrupte Parteikader weder vor Mord noch vor Zerstörung von tibetischen Heiligtümern zurück. Die Machenschaften sind grandios in einen Krimi verpackt.

Diesmal dreht sich alles um den Bau eines gigantischen Stausees, der (natürlich) ein tibetisches Tal zur Gänze flutet, die Bewohner, so sie sich nicht umsiedeln lassen, tötet und alles zerstört, was in seinem Bereich existiert.

Zahlreiche Tibeter sind trotz drohender Verhaftungen, Folter und Deportation in Arbeitslager bereit, ihre Heimat und Götter nicht ganz kampflos den Chinesen zu überlassen. Sie machen das sehr subtil und schüren auch den Aberglauben so mancher Chinesen. So nützen sie Naturphänomene, die den Eindringlingen nicht bekannt sind, als „Rache der Götter“. Daneben gibt es handfeste Sabotageakte, die Baumaschinen unbrauchbar machen.

Ich habe mich bislang wenig mit Tibet und seiner Kultur beschäftigt. Dieses Buch regt an, mehr mit der brutalen Auslöschung der alten Kultur durch China lesen zu wollen.

Obwohl das Buch ist nicht ganz leicht zu lesen ist, weil sehr viele Personen, deren Rollen nicht immer ganz klar sind, in die Vorkommnisse verstrickt sind, birgt es viele interessante Details.

Üblicherweise lese ich eher Krimis aus Europa, doch diese Reihe hat mir sehr gut gefallen. Ich werde die neun Vorgänger auch noch lesen, denn sowohl Shans als auch Tans Vorgeschichte, die hier nur gestreift werden. Klingen sehr interessant.

Fazit:

Ein sehr interessanter Krimi aus einer Weltgegend, in der ich nicht so häufig zuhause bin. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.08.2020

Wem die Stunde schlägt

Todesläuten
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Mit diesem zweiten Fall für Chefinspektor Toni Wakolbinger und sein Team geht es nicht ganz so blutig zu wie in „Kaltblütige Abrechnung“, doch das tut der Spannung keinen Abbruch.

Worum geht’s diesmal?

Kurz ...

Mit diesem zweiten Fall für Chefinspektor Toni Wakolbinger und sein Team geht es nicht ganz so blutig zu wie in „Kaltblütige Abrechnung“, doch das tut der Spannung keinen Abbruch.

Worum geht’s diesmal?

Kurz vor der Eröffnung des Weihnachtsmarktes mit seinen Lichtinstallationen auf dem Grazer Schlossberg wird die über zugerichtete Leiche eines Mannes gefunden. Besonders seltsam: Das Gesicht des Toten ist augenscheinlich vom Klöppel der „Liesl“, wie die große Glocke hier genannt wird, zertrümmert worden. Daneben trifft das Team um Wakoblinger auf Reste einer Kunstinstallation und deren wütenden Schöpfer.

Es dauert eine geraume Zeit bis der Tote identifiziert ist: Thomas Neuburg, ein Betrüger, der vor 30 Jahren zahlreichen Menschen mit Immobilienspekulationen das Geld aus der Tasche gezogen hat und dann spurlos verschwunden ist. Nun, nachdem die Tat verjährt ist, scheint er nach Graz zurückgekehrt zu sein, um noch etwas zu erledigen.

Wakolbinger und sein Team müssen in mühevoller Kleinarbeit Dutzende von Befragungen durchführen. Immer wieder vernehmen sie eine eingeschworene Kartenrunde, zu der auch der Bruder des Mordopfers gehört. Je tiefer Toni und seine Kollegen graben, desto mehr wird das Alibi der vier Kartenspieler infrage gestellt. Und, als sich herausstellt, dass auch die Mitglieder der Kartenrunde im weitesten Sinn zu den Geschädigten von Thomas Neuburg zählen, wächst die Liste der Verdächtigen sprunghaft an.

Meine Meinung:

Der Autorin ist es wieder meisterhaft gelungen, auch die manchmal fad wirkende Polizeiarbeit, spannend darzustellen.

Toni Wakolbinger und seine psychologisch geschulte Mitarbeiterin Cindy Panzenböck ergänzen sich recht gut, was auch Toni sich selbst eingestehen muss. Die Wortgeplänkel zwischen den beiden mag ich gerne.

Niklas gibt diesmal den Trauerkloß, nachdem ihn Jackie, die Tochter des Grazer Stadtrates Egger, vor die Tür gesetzt hat. Und auch über Toni erfährt man ein kleines Detail aus seinem Privatleben: Andrea, die fesche Staatsanwältin hat in der Vergangenheit eine kleine Rolle gespielt.

Lotte Wöss‘ Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Sie nimmt ihre Leser auf einen Stadtrundgang durch Graz mit. So darf das beste Hotel am Platz, das „Erzherzog Johann“, genauso wenig fehlen, wie die Café-Konditorei „Sorger“ in der Sporgasse, für die manche gerne ihren Aufenthalt in der Stadt an der Mur verlängern. Für zusätzliches Lokalkolorit sorgt der eine oder andere Ausspruch im Dialekt.

Die Charaktere sind wieder sehr gut herausgearbeitet. Durch einige überraschende Erkenntnisse lässt die Auflösung ein wenig auf sich warten. Die Leser werden durch die eine oder andere Sackgasse in die Irre geführt.

Mir hat dieser zweite Fall für Toni Wakolbinger und Cindy Panzenböck sehr gut gefallen. Dass es eine Fortsetzung gibt, kann man daran erahnen, denn Cindy ist wild entschlossen, die Polizeischule zu absolvieren.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, die mich gut unterhalten hat und der ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.

Veröffentlicht am 13.08.2020

Leider eine herbe Enttäuschung

Das Mündel des Hofmedicus
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Dieser historische Roman, der die Jahre 1804-1820 umfasst, hat mir leider nicht gefallen. Warum?

Die Idee, den von Kurfürst und späteren König von Napoleons Gnaden Friedrich von Württemberg ausgerufenen ...

Dieser historische Roman, der die Jahre 1804-1820 umfasst, hat mir leider nicht gefallen. Warum?

Die Idee, den von Kurfürst und späteren König von Napoleons Gnaden Friedrich von Württemberg ausgerufenen Wettstreit, welche Erziehungsmethode, nämlich die durch Prügel und Strenge oder jene nach Heinrich Pestalozzi, mit Liebe und Zuneigung, bessere Erfolge bringt, habe ich sehr interessant gefunden.

Doch was habe ich bekommen?
Eine sehr verworrene Geschichte um Christiane, genannt Nanele oder Nanette, die angeblich die außereheliche Tochter einer nicht näher genannten Adeligen sein soll und bereits als Baby durch zahlreiche Hände gegangen ist, bis sie in der kinderreichen Familie des Pfarrers von Metzingen eine glückliche Kindheit verbringen darf.

Allerdings ändert sich Nanettes Leben mit knapp acht Jahren von Grund auf. Sie wird nach Stuttgart gebracht, wo Elisabeth Hehl, die Gattin des dortigen Bergrates und Schwester des Hofmedicus‘, ihre „Erziehungsmethoden“ anwendet. Frau Hehl gibt sich als leibliche Mutter aus und entpuppt sich als sadistische Psychopathin, die das Kind wegen jeder oft nur erfundenen oder echten Verfehlung misshandelt.

Immer mitten drinnen im Geschehen sind auch zwei Spielkarten - die Herzsieben und die Ecksteinsieben, um die es ein besonderes Gerangel gibt.

Der Schreibstil entspricht der Geschichte - kurze abgehackte Sätze, wenig Struktur, viele Wiederholungen. So wird einem Mantra gleich, x-Mal die Herkunft der Hehl („ich bin eine Geborene von Klein“) erwähnt. Auch der Hofmedicus wird in ähnlicher Weise mehrfach erwähnt. („Zum Blasensteinschneiden führte er in einem Etui....“). Diese Wiederholungen bringen die Handlung so gar nicht weiter. Wenn sie als „Stilmittel“ verstanden werden sollten, so ist das bei mir daneben gegangen. Mich haben sie ziemlich genervt.

Die eingeflochtenen Dialaktpassagen sind ein Versuch, ein wenig Lokalkolorit in den Roman zu bringen. Andererseits dürfen wir an den Gedankengängen der Nanele teilhaben, die schon mit drei bzw. fünf Jahren recht gespreizt wirkende Sätze denkt oder spricht.

Parallel zu diesem historischen Roman habe ich „Der Wintersoldat“ von Daniel Mason und „Schatten der Welt“ von Andreas Izquierdo gelesen. Beides historische Romane, die sich durch Struktur und außergewöhnliche Erzählkunst hervorheben. Obwohl beide das Thema „Erster Weltkrieg“ behandeln, lassen sich diese Bücher flüssig lesen. Vielleich fällt dieser historische Roman auch deswegen so stark ab.

Hier bei „Das Mündel des Hofmedicus“ habe ich mehrmals damit gerungen, das Buch abzubrechen. Immer wieder habe ich mich gefragt, was die Autorin ihren Lesern mitteilen möchte und bis zum Schluss, hat sich mir der Sinn dieser Erzählung nicht erschlossen. Schade um das interessante Thema der unterschiedlichen Erziehungsstile.

Fazit:

Den hohen Bewertungen zahlreicher Leser kann ich mich nicht anschließen. Einzig der Recherchearbeit der Autorin verdankt das Buch die 2 Sterne.