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Veröffentlicht am 08.01.2021

Zeit für neue Freunde…

Neuschnee
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In den schottischen Highlands steht abgeschieden von der Außenwelt eine luxuriös hergerichtete Lodge. Hier möchte eine Londoner Clique ihren Jahreswechsel verbringen. Ein Großteil der neun Freunde kennt ...

In den schottischen Highlands steht abgeschieden von der Außenwelt eine luxuriös hergerichtete Lodge. Hier möchte eine Londoner Clique ihren Jahreswechsel verbringen. Ein Großteil der neun Freunde kennt sich bereits seit Studientage, die meisten haben ihren Partner dabei. Innerhalb der Gruppe gibt es aber nicht nur viele Erinnerungen an die gemeinsame Jugend, sondern auch jede Menge Geheimisse und Intrigen, welche eine gefährliche Eigendynamik entwickeln. So ausgelassen die Silvesterfeier sich gestaltet, so tragisch endet sie: Eine Person aus dem Freundeskreis wird am nächsten Tag tot aufgefunden – und die Todesursache ist keine natürliche… Zusätzlich ist Neuschnee gefallen und die Lodge von der Außenwelt abgeschnitten. Was ist zwischen den „Freunden“ passiert und wer hat warum die Kontrolle verloren?

Das Cover von „Neuschnee“ empfinde ich als sehr ansprechend, eine einsame Hütte im Schnee umgeben von Wald und Bergen. Es ist düster und mysteriös. Besonders heraussticht der Titel: Halb verborgen hinter einer Baumreihe und abgesetzt ist er ein echter Hingucker. Beim noch genaueren Betrachten stellt man fest, dass in den Titel eine Art kleine Eisblumen eingearbeitet wurden – wunderschön! Nach dem Lesen des Buches stellt man aber leider fest, dass das abgebildete Haus sich doch sehr von dem in der Geschichte beschriebenen unterscheidet, was ich vermeidbar und deshalb sehr schade finde.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen, auch wenn ich aufgrund der Vielzahl der Personen ab und an zurückblättern musste. Der Schreibstil von Lucy Foley liest sich angenehm und flüssig, das Tempo steigert sich permanent. Leider lässt die Spannung zunächst auf sich warten, vielmehr wird der Freundeskreis mit all seinen Verstrickungen und Beziehungsgeflechten beschrieben sowie mehrere Geheimnisse aufgeworfen. Gut gefallen hat mir hingegen das Setting: Die Lodge und ihr Standort in den Highlands werden anschaulich geschildert und ich konnte mir die Örtlichkeiten super vorstellen.

Aufgrund der Kapitelbezeichnungen wird jederzeit deutlich, auf welcher Zeitebene man sich befindet und wer gerade handelt. Es findet ein ständiger Wechsel zwischen Rückblenden und der „Jetzt“-Zeit statt, wobei letztere lange vage und geheimnisvoll bleibt und nichts davon verrät, was in den Tagen zuvor geschehen ist. Interessant war auch die Vielzahl der Perspektiven, aus denen erzählt wurde, wobei es sich bis auf eine Ausnahme (diese seltsamerweise in der dritten Person) ausschließlich um weibliche Ich-Erzähler. Spannend aber zu erfahren, was die einzelnen Personen an Geheimnissen mit sich tragen, wie sie den Freundeskreis und die gemeinsamen Erlebnisse wahrnehmen und was sie über die anderen denken. Leider arten die inneren Monologe manchmal etwas aus, aber das ist wohl notwendig um die Personen ausreichend einschätzen zu lernen.

Die Protagonisten in „Neuschnee“ erscheinen zunächst eher undurchschaubar, jedoch wird schnell klar, dass jeder dunkle Geheimnisse vor den anderen hat. Auch der Freundeskreis an sich hat sich eher aus alter Verbundenheit und Tradition zusammengefunden als aus Sympathie, die Stimmung ist permanent aufgeladen und der Umgang miteinander wirkt gekünstelt. Jeder möchte besser sein als der andere, verhält sich klischeehaft und unreif. Eine echte Freundschaft besteht hier nicht, die Spannungen in diesem Beziehungsgeflecht sind klar spürbar, es liegt ein ständiges Konfliktpotenzial in der Luft. Wirklich sympathisch ist hier niemand, da alle oberflächlich und falsch sind.

Was mich jedoch sehr enttäuscht und auch gestört hat ist die angekündigte Story um den Highlandripper. Achtung Spoiler!!! Der ominöse „Highlandripper“ spielt keine größere Rolle, als dass er zweimal kurz erwähnt wird. Im Ernst?! So groß wie er auf dem Klappentext angekündigt wurde erscheint mir dieser Kurzauftritt als reine Effekthascherei und ich fühle mich etwas veräppelt. Die Autorin wollte hier einfach nur Spannung erzeugen und verwirren – was ihr aber leider nicht gelungen ist. Sowieso gab es einige – mehr oder weniger geschickt eingebaute – falsche Fährten und dubiose Andeutungen, die meiner Meinung nach nicht notwendig gewesen wären. Auch die Geschichte mit den Drogen war überflüssig, da sie für die Ereignisse keine Rolle spielt.

Insgesamt handelt es sich bei „Neuschnee“ mehr um ein Psychogramm verschiedener Persönlichkeiten als um einen Thriller. Das Buch war angenehm zu lesen, aber für einen Thriller nicht spannend genug. Lucy Foley hat geschickt versucht, den Leser auf falsche Fährten zu schicken, dies aber nicht immer gelungen ungesetzt. Das Interesse an der toten Person geht teilweise in den Geheimnissen und Konflikten des Freundeskreises unter und die Zeilen zur Lösung des Falls plätschern vor sich hin. Erst im letzten Viertel kam es zu Auflösungen der Verstrickungen und somit etwas Aufregung und Dramatik. Selten habe ich ein Buch gelesen, bei dem die Diskrepanz zwischen Klappentext und Inhalt so deutlich war. Schade. Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen und hatte eine angenehme Zeit dabei, das Beziehungsgeflecht der Clique auseinander zu fädeln. Auch wenn der Klappentext andere Erwartungen geweckt hat, hat mich das Buch gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 02.01.2021

Love and Crime im wunderschönen Montana

Dangerous Hearts – Mit dir im stärksten Sturm
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Faith Lankford sorgt als Polizistin für Recht und Ordnung in der Kleinstadt Kalispell, nicht weit entfernt vom Glacier National Park. In ihrer Freizeit hilft sie ihrem Cousin Mato auf dessen Ranch, wo ...

Faith Lankford sorgt als Polizistin für Recht und Ordnung in der Kleinstadt Kalispell, nicht weit entfernt vom Glacier National Park. In ihrer Freizeit hilft sie ihrem Cousin Mato auf dessen Ranch, wo auch Kinder und Jugendliche aus dem nahen Indianerreservat im Rahmen eines sozialen Projektes mithelfen. Faith, selbst halb indigen, hat einen guten Zugang zu den Jugendlichen, die oftmals aus Problemfamilien stammen und mit ihrem Leben überfordert sind. Eines Tages hält Faith auf einer ihrer Streiffahrten einen Motorradfahrer an, der die Geschwindigkeitsgrenze bei weitem übertreten hat: Sheldon Farley ist Model und nicht auf den Mund gefallen, doch sein Charme blitzt an der taffen Polizistin ab – jedoch nur oberflächlich, denn Faith kann seine Anziehungskraft nicht leugnen. Auch Sheldon ist beeindruckt und verbringt seinen Urlaub in Kalispell, um Faith näher zu kommen. Gerade als dies zu gelingen scheint verschwinden auffällig viele Mädchen aus dem Indianerreservat spurlos – angeblich wollten sie sich mit einem Modelscout treffen, um reich und berühmt zu werden. Da Sheldon der einzige Fremde der Stadt ist und zudem Kontakte in die Modelbranche pflegt gerät er schnell in Verdacht – und Faith in ein Auf- und Ab der Gefühle…

„Dangerous Hearts – Mit dir im stärksten Sturm“ ist der dritte Teil der „Dangerous Hearts“-Reihe der Autorin Romina Gold, der aber komplett unabhängig von den ersten beiden Teilen lesbar und verständlich ist. Wer Band 2 kennt wird sich aber über ein kurzes Wiedersehen mit dessen Protagnisten freuen! Das Cover versprüht direkt ein Prickeln, da das abgebildete Paar authentisch und leidenschaftlich dargestellt wird. Besonders gelungen ist auch hier wieder die Zweiteilung durch den fließenden Übergang des Paares in eine wunderschöne Naturlandschaft, welche sicherlich den im Buch mehrfach beschriebenen Flathead Lake in der Nähe des Glacier National Parcs in Montana darstellt. Durch die Blitze über der Szene erhält es zudem etwas Bedrohliches und verdeutlicht, dass den Leser neben einer aufregenden Liebesgeschichte auch noch spannende Action erwartet.

Das Buch beginnt direkt spannend mit einem geheimnisvollen Prolog, den man als Leser zunächst noch gar nicht einschätzen kann, der mich aber sofort emotional gepackt und neugierig gemacht hat. Im Anschluss lernt man die Protagonisten Sheldon – dem Leser des zweiten Bandes bereits als sympathische Nebenfigur begegnet sind – und Faith kennen. Die erste Begegnung der beiden war sowohl amüsant, als auch realistisch dargestellt. Ein leises Knistern ist bereits zu spüren, auch wenn beide noch professionell in ihren Rollen bleiben. Sheldon mochte ich schon im letzten Buch sehr gerne, in dem ja bereits deutlich wurde, dass hinter seiner hübschen Schale auch ein ehrlicher und anständiger Kerl steckt. Schön, dass quasi nebenbei dargestellt wurde, dass es falsch ist Menschen nur nach ihrem Äußeren zu beurteilen. Faith ist ein toller Charakter, der mir sofort sympathisch war. Was für eine taffe, gutherzige Persönlichkeit! Ich mag es sehr, dass eine Polizistin diesmal in die Rolle der weiblichen Protagonistin schlüpft und verdeutlicht wird, wie wichtig dieser Beruf ist. Dass sie sich neben dem Job sozial engagiert ist und selbst zur Hälfte indigenen Ursprungs ist passt gut und macht ihre Person zusätzlich interessant. Im Job kann sie knallhart sein, hat ihr Herz aber absolut am rechten Fleck. Schade, dass sie sich aufgrund der Achterbahn ihrer Gefühle während der Geschichte teilweise etwas inkonsequent und unprofessionell verhalten hat, das passt meiner Meinung nach nicht unbedingt zu dem Bild, dass der Leser von ihr erhalten soll, ist angesichts der Verwicklungen aber nachvollziehbar. Gemeinsam geben Faith und Sheldon ein tolles Paar ab, sie ergänzen sich gut und ich habe sowohl die amüsanten Dialoge und intelligenten Schlagabtausche zwischen ihnen, als auch die emotional-berührenden Momente genossen.

Insgesamt ist das Buch eine super Mischung aus sich langsam entwickelnder Lovestory und einem spannenden Kriminalfall für Polizistin Faith. Als Leser ist man permanent neugierig und rätselt mit, wer hinter den verschwundenen Mädchen stecken könnte. Dabei gelingt es Romina Gold trotz anfänglichem Verdacht noch, mich auf eine falsche Fährte zu führen. Am Ende wird es noch einmal richtig dramatisch und die Spannung steigt immer weiter an. Auch privat erlebt man Faiths Zwiespalt und Unsicherheit authentisch mit und leidet mit ihr. Ganz am Ende war es mir persönlich ein bisschen zu viel perfektes Happy End und somit leicht unrealistisch, aber das tut dem Buch insgesamt keinen Abbruch. Was mir wieder ausgesprochen gut gefallen hat waren die anschaulichen Beschreibungen der Landschaften, die mich zum Träumen eingeladen und mich ins wunderschöne Montana entführt haben. Ein Buch, das Fernweh weckt! Außerdem fand ich gut und wichtig, dass die Autorin das wichtige Thema der verarmten, indigenen Minderheit und der damit einhergehenden Probleme aufgegriffen hat. Das Leben der Familien im Indianerreservat und die Perspektivlosigkeit waren anschaulich und realitätstreu geschildert und regen zum Nachdenken an.

Insgesamt hat Romina Gold mit „Dangerous Hearts – Mit dir im stärksten Sturm“ erneut einen atmosphärisch starken Roman geschaffen, bei dem Liebe und Spannung in einem ausgeglichenen Verhältnis zueinander standen und mir eine tolle Lesezeit bereitet haben. Ich hoffe auf weitere Bände in der wunderschönen Landschaft Montanas!

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Veröffentlicht am 29.12.2020

Spannender, überraschender und gut durchdachter Thriller

Als die Nacht begann
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Hauptkommissar Jan Tommen steht vor einem neuen rätselhaften Fall: Mitten am Tag wurde auf der lebhaften Berliner Friedrichtstraße die Biologie-Studentin Fiona Denz aus der Ferne erschossen. Weder eine ...

Hauptkommissar Jan Tommen steht vor einem neuen rätselhaften Fall: Mitten am Tag wurde auf der lebhaften Berliner Friedrichtstraße die Biologie-Studentin Fiona Denz aus der Ferne erschossen. Weder eine Spur des Heckenschützen, noch ein Mordmotiv ist vorhanden und so sammelt Jan Tommen sein inoffizielles Ermittlerteam um sich, um auch abseits der polizeilichen Pfade das Leben von Fiona Denz zu beleuchten. Während sich hier immer mehr Ungereimtheiten finden, schlägt der Heckenschütze erneut zu: Ein junger, zurückgezogen lebender Mann wird auf einer Parkbank erschossen, es finden sich keinerlei Verbindungen zum ersten Opfer. In Jan Tommen kommen immer mehr Zweifel auf, ob es sich überhaupt um gezielte Tötungen handelt – oder ob er es mit einem willkürlich mordenden Serienmörder zu tun hat, der sich Zufallsopfer sucht…

„Als die Nacht begann“ ist Alexander Hartungs siebter Band der Thriller-Reihe rund um Jan Tommen und sein außergewöhnliches Ermittlerteam. Der Quereinstieg ist größtenteils gelungen, da die einzelnen Fälle inhaltlich unabhängig voneinander in sich geschlossen sind. Jedoch habe ich mir vielerlei Fragen zum privaten Hintergrund der Ermittler gestellt und insbesondere die Zusammenstellung des Teams nicht wirklich nachvollziehen können. Hier wäre ein kurzes Abholen der Leser sinnvoll gewesen. Außerdem bin ich mir hinsichtlich eines offen gebliebenen Handlungsstranges unsicher, ob dieser auch wirklich ungelöst enden soll, oder in einem Folgeband nochmals aufgegriffen wird.

Das Cover des Buches ist schlicht gehalten und wirkt auf mich eher unscheinbar. Außerdem verrät es noch nicht viel über den Inhalt. Die einsame Laterne in der Dunkelheit passt jedenfalls sehr gut zum Titel und strahlt eine düstere, angsteinflößende Atmosphäre aus.

Alexander Hartungs Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, er ist temporeich und hat einen permanent ansteigenden Spannungsaufbau. Aufgrund der detaillierten Schilderungen von Örtlichkeiten und Personen kann sich der Leser diese plastisch vorstellen und die jeweils herrschende Atmosphäre wird gut transportiert. Die Sprache ist einfach gehalten und teilweise etwas salopp, was aber zu den agierenden Personen passt und sich flüssig lesen lässt. Auch kam der Humor nicht zu kurz und an einigen Stellen konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Die Geschichte rund um den Heckenschützen hat mich absolut gefesselt und interessiert miträtseln lassen. Sie startet rasant mit einem Prolog, den der Leser zunächst noch überhaupt nicht einordnen kann und der sich erst langsam im Verlauf des Buches erschließt, ihm dann aber einen wunderbaren Rahmen verleiht. Das Motiv und die Hintergründe waren lange Zeit undurchsichtig und der Leser ist den Hintermännern nur langsam und nach einigen Überraschungen und Wendungen gemeinsam mit den Ermittlern auf die Spur gekommen. Diese Unvorhersehbarkeit mag ich an Thrillern sehr! Auch der Fakt, dass der Leser sehr nah an den ermittelnden Personen dran war und sämtliche Gedanken und Vorgänge miterlebt hat, hat mir ausgesprochen zugesagt. Teilweise gab es etwas viele Zufälle und an manchen Stellen waren die Vorkommnisse schon etwas sehr unrealistisch, aber das hat den Fall schnell vorangebracht und dem Leser eine spannende Lesezeit verschafft und ist somit – für mich zumindest – vernachlässigbar.

Was mich mehr irritiert hat war das „Ermittlerteam“ an sich. Die einzelnen Personen waren mir zwar mit ihren individuellen Eigenheiten sehr sympathisch und auch facettenreich dargestellt, aber hier wurde es mir dann doch etwas zu realitätsfern. Ich habe mich zum einen gefragt, wie sich so eine unterschiedliche Mischung an Menschen zusammengefunden hat, aber hierzu fehlt mir wohl das Wissen aus den Vorbänden. Zum anderen fand ich es seltsam, dass es kein polizeiinternes Ermittlungsteam gibt, dass sich um den Fall kümmert sondern sich solch eine bunt gemischte Truppe abends in einer Privatwohnung trifft um heikle Polizeiinformationen zu spekulieren und dann auf nicht ganz legalem Weg auf eigene Faust ermittelt. Ihr Vorgehen war für mich befremdlich, wenn auch amüsant zu lesen und die Geschichte vorantreibend. In der Realität hätten derartig erworbene Ermittlungsergebnisse allerdings keinerlei Bestand.

Insgesamt hatte ich eine kurzweilige, spannende Lesezeit mit einem gut durchdachten Buch, das man aber aufgrund seines Unterhaltungswertes und nicht seiner Realitätsnähe genießen muss.

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Veröffentlicht am 19.12.2020

Ein hochwertiges Kochbuch voller Inspiration

Studentenfutter
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Was für ein tolles Buch! Bereits die optische Aufmachung gefällt mir außerordentlich gut, das Buch ist größer als erwartet und kommt als sehr hochwertiges Hardcover. Des Weiteren gefällt mir die Farbgebung ...

Was für ein tolles Buch! Bereits die optische Aufmachung gefällt mir außerordentlich gut, das Buch ist größer als erwartet und kommt als sehr hochwertiges Hardcover. Des Weiteren gefällt mir die Farbgebung und prinzipielle Aufmachung, auch die Fotos der Gerichte sind sorgfältig aufgenommen und ausgewählt und erzielen somit zu einhundert Prozent ihren Zweck: Sie machen Appetit und Lust aufs Nachkochen. Ich empfinde „Studentenfutter“ optisch als wahnsinnig ansprechend!

Aber nicht nur das Äußere überzeugt, auch der Inhalt ist sehr ansprechend. Da ist zum einen die sehr strukturierte und gut übersichtliche Gliederung von Frühstück über Lunch und Abendessen bis hin zu Desserts und Partyfood. Ein Register am Ende bietet die Möglichkeit, Rezepte schnell nachschlagen zu können. Besonders gut und passend für die Zielgruppe war das erste große Kapitel: Der „Ratgeber“. Dieser wird sicherlich gerade Kocheinsteigern eine große Hilfestellung sein, gibt es hier doch ausführliche Erklärungen zum Einkauf, Handwerkszeug und Lebensmittellagerung. Perfekt für jeden, der sich zum ersten Mal eine eigene Küche einrichtet! Auch Hinweise zu verschiedenen Ernährungsformen wie vegetarisch und vegan sorgen für Aufklärung und die „Pannenhilfe“ wird sicherlich dazu beitragen, dass weniger Lebensmittel weggeworfen werden. Absolut gelungener Aufbau und Zusatzinhalt!

Und nun zum eigentlichen Hauptteil des Kochbuches: Den Rezepten! Diese klingen nicht nur lecker, sondern lassen sich auch problemlos und mit einfachen Mitteln nachkochen. Es ist eine gelungene Mischung zwischen altbewährten Klassikern wie Pizza Margherita und modernen internationalen Gerichten wie Schaschuka oder Poké Bowl, so dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Die Vielfältigkeit und Kreativität der Rezepte hat mich beeindruckt und es hat mir großen Spaß bereitet, die leckeren Gerichte nachzukochen. Die ist aufgrund der guten Beschreibungen und Zutatenliste gut gelungen. Ich habe viel zusätzliche Inspiration für eine ausgewogene Ernährung erhalten und bin rundum begeistert von „Studentenfutter“, das nicht nur für Studenten das Potenzial zum Lieblingskochbuch hat.

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Veröffentlicht am 19.12.2020

Mystisches Mittelalter

Die siebte Schwester
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Die junge Tryngen lebt im Jahr 1215 als Novizin in einem kleinen Kloster bei Köln. Wie ihre Ziehmutter Maria hat sie sich ganz der Heilkunst verschrieben und sieht ihre Berufung darin, als Nonne Kranke ...

Die junge Tryngen lebt im Jahr 1215 als Novizin in einem kleinen Kloster bei Köln. Wie ihre Ziehmutter Maria hat sie sich ganz der Heilkunst verschrieben und sieht ihre Berufung darin, als Nonne Kranke zu pflegen. Nachdem sie Dompropst Engelbert von Berg das Leben gerettet hat ruft dieser sie an seinen Hof, um ihm als Leibärztin zur Verfügung zu stehen. Dort hat sie nicht nur mit einem mächtigen Konkurrenten zu tun, sondern muss sich auch noch bewähren, da ihr Vater ihr mit der Vermählung mit einem ihr ungeliebten Mann droht. Engelbert ist kurz davor, zum Erzbischof von Köln gewählt zu werden. Plötzlich geht es ihm gesundheitlich immer schlechter und Tryngen versucht alles in ihrer Macht stehende zu tun, um ihn zu retten – und steckt plötzlich mitten in einem Komplott, der auch sie und Maria in Lebensgefahr bringt.

„Die siebte Schwester“ ist der dritte Teil der Rhein-Trilogie der Autorin Marion Johanning. Man kann das Buch auch ohne Kenntnis der Vorbände problemlos eigenständig lesen. An der ein oder anderen Stelle haben mir kleinere Hintergrundinformationen gefehlt (z.B. zu Wilem oder dem Verhältnis von Maria und Alexander), aber das hat die Geschichte und deren Verständnis nicht beeinträchtigt.

Das Cover mit der jungen Nonne vor einem Kloster gefällt mir gut und ist absolut passend zur Geschichte. Weniger stimmig empfinde ich im Nahhinein den Titel, da der Handlungsstrang auf den er referenziert eher nebensächlich war und ich ihn als nicht so wichtig und interessant erachtet habe, als das er dem Buch seinen Titel verleihen könnte.

Der Schreibstil lässt sich anschaulich und flüssig lesen und entführt den Leser gut ins Köln des Mittelalters. Teilweise hatte ich etwas Probleme mit den vielen ungewohnten Namen, v.a. am Hofe und so kam es zu einigen Verwirrungen. Eine Personenübersicht wäre für mich sicherlich hilfreich gewesen.

Tryngens Geschichte fand ich sehr interessant, bereits zu Beginn geht es rasant los und wir befinden uns bereits mitten im Geschehen. Im Folgenden wird gut deutlich, wie es Tryngen mit ihrer neuen Situation ergeht und auch die Beziehung zwischen ihr und Engelbert wird immer interessanter. Gegen Ende hin nimmt die Geschichte sehr an Fahrt auf, es wird immer spannender und zahlreiche Verwicklungen der Personen kommen ans Licht. Die Verschwörung gegen Engelbert war gut nachvollziehbar und ich habe mitgefiebert, fand es nur schade, dass man nicht erfährt was aus Waldever wird. Weniger gut gefallen hat mir der parallele Handlungsstrang im Kloster mit der dubiosen Priorin Katharina und dem Geheimbund, welchen ich nicht wirklich verstanden habe. Mit der mystischen Schwesternschaft konnte ich mich leider gar nicht anfreunden und ich habe sie auch als nicht besonders glaubwürdig empfunden.

Protagonistin Tryngen stehe ich ebenfalls etwas widersprüchlich gegenüber: Einerseits ist sie eine junge, unsichere, ängstliche und teilweise etwas naive Novizin, die sich sehr fremdbestimmen lässt und kindlich reagiert. Andererseits ist sie hinsichtlich ihrer Heilkunst wieder eher selbstbewusst, wagt zu widersprechen und wirkt sehr verantwortungsbewusst, wissbegierig, klug und kompetent. Diese beiden Seiten haben für mich nicht wirklich zusammen gepasst und somit konnte ich sie – trotz großer Sympathie – eher schlecht greifen. Andere Figuren wie Engelbert oder Maria hingegen waren authentisch dargestellt und haben mir gut gefallen.

Beim Lesen wird sehr deutlich, wie intensiv sich die Autorin mit der damaligen Zeit befasst hat: Das Buch ist wirklich sehr gut recherchiert und lässt das Köln des 13. Jahrhunderts aufleben. Der Einbezug wirklicher historischer Ereignisse und Vorbilder der Figuren wie z.B. Engelbert war sehr gelungen und hat zusätzliche Authentizität verliehen. Auch sehr interessant waren die Informationen über das damalige medizinische Wissen.

Fazit: Ein gut recherchiertes Buch, das interessant zu lesen war, inhaltlich aber nicht zu hundert Prozent überzeugen konnte.

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