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Veröffentlicht am 18.07.2021

Ein tolles Buch über das Schicksal des geheimnisvollen Königreiches Alandra

Kronenkampf. Geschmiedetes Schicksal
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Das Königreich Alandra wird seit Jahrhunderten durch seine Magie von grausamen Wesen hinter der Landesmauer beschützt: Zur Kupfer- oder Eisenmagie sind nicht alle Menschen fähig und nur die Stärksten dürfen ...

Das Königreich Alandra wird seit Jahrhunderten durch seine Magie von grausamen Wesen hinter der Landesmauer beschützt: Zur Kupfer- oder Eisenmagie sind nicht alle Menschen fähig und nur die Stärksten dürfen auf den beiden Thronen sitzen und die Geschicke des Landes leiten. Die mächtigsten der Kupfernen und Eisernen werden in regelmäßigen Abständen im sogenannten Kronenkampf entschieden. Die junge Dienerin Fiana hätte sich niemals träumen lassen, einmal an diesem Kampf teilzunehmen. Seit frühester Kindheit lebt die Waise im Palast und versucht die ihr innewohnende Magie zu verbergen. Doch Kayden, der Bruder des Kupferkönigs, deckt ihr Geheimnis auf und zwingt sie somit zur Teilnahme am Kronenkampf. Dass Fiana noch ein weiteres, weitaus gefährlicheres Geheimnis innewohnt, darf er jedoch nie erfahren – auch wenn die Gefühle der beiden füreinander immer stärker werden…

Valentina Fast ist mit ihrem Romantasy-Buch „Kronenkampf“ mal wieder ein weiteres Meisterwerk gelungen! Ich liebe ihre Kreativität in der Erschaffung einer neuen Welt, welche durch eine hübsch aufbereitete Landkarte in den Klappen des Buches zum Leben erwacht wird. Auch ist die Magie von Alandra passend und realistisch mit der Menschenwelt verwoben und somit nachvollziehbar. Das glitzernde Cover ist ein absoluter Hingucker und hat mich direkt angesprochen. Schön auch, dass das Sonne-und-Mondzeichen, welches im Buch eine große Rolle spielt, zwischen den Kapiteln immer wieder aufgegriffen wird.

Des Weiteren liebe ich auch in „Kronenkampf“ wieder Valentina Fasts Schreibstil und habe das Buch dementsprechend verschlungen! Es wird aus Fianas Perspektive erzählt, mit der Valentina Fast eine taffe, sympathische Protagonistin geschaffen hat, deren Sorgen und Emotionen der Leser super mitfühlen konnte. Aber auch weitere Personen wie Kayden oder Ariana werden facettenreich und authentisch dargestellt.

In „Kronenkampf“ geht es voll umfänglich um Fianas Geschichte: Von ihrer Gegenwart ausgehend in den Kronenkampf, die darauf folgende Zeit, die Aufdeckung ihres Geheimnisses, ihre Vergangenheit, die sich andeutende Zukunft und gleichzeitig die Geschichte, die Magie und das Schicksal Alandras. Zeitgleich läuft die sich entwickelnde Liebesgeschichte mit Kayden und die ihrer Freundinnen Ariana und Dalia. Dafür, dass das Buch nur 392 Seiten hat wurde hier wahnsinnig viel an Story untergebracht. Leider ging es mir an manchen Stellen fast zu schnell und ich hätte gerne einige Seiten mit vertieften Eindrücken gelesen, z.B. zu den einzelnen Aufgaben des Kronenkampfes. Dafür, dass der Stoff aber leicht eine Triologie hätte füllen können ist es Valentina Fast dennoch super gelungen, alles im Buch unterzubringen, ohne wichtige Verknüpfungen wegzulassen – eine Leistung, die ich sehr anerkenne.

Insgesamt hat mir hat mir „Kronenkampf“ wahnsinnig gut gefallen und ich bin regelrecht in Fianas Geschichte versunken – ein wunderbares, mystisches Märchen mit der richtigen Mischung an Lovestory, Magie und Inhalt. Ich hatte eine tolle Lesezeit und viel Spaß!

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Veröffentlicht am 20.06.2021

Historisch interessant, als Krimi enttäuschend

Lange Schatten über der Côte d'Azur
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Kommissar Léon Duval steht vor einem Rätsel: Auf dem Friedhof „Le Grand Jas“ in Cannes wurde die Leiche eines jungen Mannes entdeckt, der über einem Grabstein zusammengebrochen ist. Duval forscht – entgegen ...

Kommissar Léon Duval steht vor einem Rätsel: Auf dem Friedhof „Le Grand Jas“ in Cannes wurde die Leiche eines jungen Mannes entdeckt, der über einem Grabstein zusammengebrochen ist. Duval forscht – entgegen der Anweisung seiner Vorgesetzten – zu dem Grab, der sich als ein Gedenkstein für Opfer des Nationalsozialismus in Cannes herausstellt. Und er findet tatsächlich einen Zusammenhang zu dem Ermordeten und den Personen, denen auf dem Stein gedacht wird. Kommissar Duval glaubt nicht an einen Zufall und begibt sich deshalb, unterstützt durch seine Lebensgefährtin Annie, auf eine Reise in Cannes traurigstes Kapitel der Vergangenheit.

„Lange Schatten über der Côte d´Azur“ ist bereits der achte Band der Autorin Christine Cazon rund um Kommissar Léon Duval. Ich habe bisher keinen Vorgängerband gelesen und deshalb fehlen mir auch einige Vorkenntnisse, die im Buch angedeutet, aber leider nicht vollständig erklärt werden. Diese haben mich zwar neugierig gemacht und teilweise etwas unbefriedigt hinterlassen, der Ermittlung an sich aber keinen Abbruch getan. Der Titel des Buches ist mir persönlich zu sperrig, aber das Cover hat mich überzeugt: Das Bild des Friedhofes vor Meereskulisse wird direkt im ersten Kapitel des Buches aufgegriffen und passt so gut zur Handlung.

Christine Cazons Schreibstil lässt sich aufgrund seiner Einfachheit gut lesen. Die Dialoge sind teilweise so schlicht und unaufgeregt gehalten, dass sie fast trivial wirkten. An anderen Stellen sind sie hingegen oftmals in lange Monologe ausgeartet, die beinahe wie Zitate aus einem Geschichtslehrbuch und dementsprechend anstrengend und alles andere als authentisch waren. Das hat mir den Lesefluss erschwert und nicht besonders gut gefallen. Was mir jedoch am meisten gefehlt hat, da das meine primäre Erwartung an das Buch war, ist der Lokalkolorit. Leider ist es dem Buch nicht gelungen, südfranzösisches Flair zu versprühen und die dort so typische Atmosphäre aufzubauen. Die Beschreibungen von Örtlichkeiten, Landschaften und Stimmungen waren mir einfach zu wenig, so dass mich das Buch leider gedanklich nicht an die Côte d´Azur entführen konnte – schade!

Die Geschichte an sich betrachte ich zwiespältig: Einerseits gab es den Handlungsstrang rund um die Geschehnisse in Südfrankreich zur NS-Zeit. Die Themen hier waren eher schwere Kost, da das Buch tief ins Historische und dort in besonders schlimme Ereignisse eintaucht. Wie bereits erwähnt geschah dies auf etwas sperrige Art und Weise in Form sehr unglaubwürdiger „Dialoge“. Christine Cazon scheint sehr ausführlich recherchiert zu haben und dem Leser ein breites Hintergrundwissen mitgeben zu wollen. Dies war zwar interessant, aber in dieser Ausführlichkeit nicht alles von Belang für die Krimihandlung. Die deutsch-französische Geschichte wurde teilweise sehr belehrend ausgerollt und rückte stark in den Fokus. So sehr, dass ich teilweise die eigentliche Geschichte um den Mord fast vergessen hatte. Emotional war der Hintergrund von Jakob Silberstein das einzige am Buch, was mich emotional berührt hat, aber die Verknüpfung von historischen Ereignissen mit der aktuellen Mordermittlung ist meines Empfindens nach leider nicht gelungen. Der zweite Handlungsstrang konnte ebenfalls nicht überzeugen. Die Ermittlung lief gefühlt eher nebenher, da neben ausführlichen Geschichtsstunden auch Duvals Privatleben ausgiebig thematisiert wurde. Dieses hat weder ihn, noch seine Frau Annie in einem besonders sympathischen Licht dastehen lassen, ich empfand deren Dialoge als aggressiv und wenig wertschätzend. Insgesamt war es mir viel zu viel breit ausgewälztes Privatleben, das zulasten der Kriminalgeschichte ging. Sowieso ist diese so stark in den Hintergrund gerückt, dass man das Buch schon fast nicht mehr als Krimi bezeichnen könnte. Für meinen Geschmack hätte dafür mehr Ermittlungsarbeit geschildert und Spannung aufgebaut werden müssen. Die Auflösung des Falles empfand ich dann als sehr unkreativ. Es ging dann plötzlich ganz schnell und nach all den Verwicklungen war das Motiv hinter dem Mord einfach nur enttäuschend.

Insgesamt hat mir das Buch leider nicht besonders gut gefallen. Bis auf Jakob Silberstein habe ich alle Personen als überempfindlich oder unsympathisch wahrgenommen. Die ergreifende historische Geschichte des alten Mannes hat der eigentlichen Story absolut den Rang abgelaufen, so dass das Buch sehr stark von der Krimihandlung abgedriftet ist. Vieles wirkte konstruiert und unglaubwürdig, es fehlte mir komplett an Spannung. Auch habe ich mir einen Krimi mit "Urlaubsflair" versprochen, von dem ich kaum etwas gespürt habe. Mich hat das Buch nicht besonders zufrieden hinterlassen und ich werde deshalb wohl auch keinen weiteren Fall von Duval mehr lesen. Schade.

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Veröffentlicht am 20.06.2021

Beklemmend. Berührend. Schockierend.

Girl A
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Wer Alexandra Gracie begegnet würde niemals denken, welch grauenvolles Schicksal die erfolgreiche, taffe Anwältin hinter sich hat: Aufgewachsen in einem verwahrlosten Elternhaus wurden sie und ihre sieben ...

Wer Alexandra Gracie begegnet würde niemals denken, welch grauenvolles Schicksal die erfolgreiche, taffe Anwältin hinter sich hat: Aufgewachsen in einem verwahrlosten Elternhaus wurden sie und ihre sieben Geschwister jahrelang misshandelt und mussten unter schlimmsten Umständen angekettet in ihrem dreckigen Betten vor sich hinvegetieren. Doch dem verblendeten Vater ist es nie gelungen Alexandras Willen zu brechen – mit 15 gelingt ihr die Flucht aus dem Horrorhaus. Als „Girl A“ wird sie in der Presse bekannt und ermöglicht sich und ihren Geschwistern die Chance auf ein neues Leben. Lex lässt die Vergangenheit hinter sich, doch als ihre Mutter stirbt und die Geschwister gemeinsam das Haus erben, in dem so viel Schreckliches passiert ist, muss sie zurückkehren an den Ort, den sie nie mehr betreten wollte – und alte Wunden reißen wieder auf.

Bereits das Cover des Buches wirkt düster, es zeigt ein großes gelbes „A“, das teilweise das Gesicht eines jungen Mädchens verdeckt. Auf der Rückseite ist ein Haus wie im Roman beschrieben vor dunklen Wolken abgebildet. Das Cover empfinde ich trotz – oder gerade aufgrund – seiner Schlichtheit als sehr passend und ansprechend.

Ebenfalls stimmig dazu war der Schreibstil der Autorin Abigail Dean – teilweise nüchtern-beschreibend, aber absolut unter die Haut gehend. So ist es ihr auch gelungen, das Unvorstellbare authentisch darzustellen ohne unnötige Effekthascherei. Gerade die eher nüchtern-emotionslose Darstellung hat den Fokus mehr auf den Inhalt und die psychischen Auswirkungen des Geschehenen gelegt ohne dem Buch die Dramatik zu nehmen. Die düster-beklemmende Atmosphäre und der dunkle Schatten der Vergangenheit waren jederzeit spürbar, egal aus welcher Perspektive und in welcher Zeit erzählt wurde. Letztere ist des Öfteren zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin- und hergesprungen. Da diese Zeitsprünge ohne Kennzeichnung und manchmal etwas plötzlich kamen musste ich einige Stellen doppelt lesen um mich zu orientieren, in welcher Zeit wir uns gerade befinden. Das war teilweise etwas mühsam, hat mich aber aufmerksam bleiben lassen.

Das Buch ist aus Sicht der erwachsenen Alexandra geschrieben und somit wir das Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Die Oberkapitel anhand der Bezeichnungen der Kinder war gut gewählt und hat für einen Überraschungsmoment gesorgt, der mich nachdenken und die Geschichte selbst vorausahnen ließ. Auch war durch diese Einteilung der Kapitel gegeben, dass auf jedes der Kinder einmal der Fokus gerichtet wurde und der Leser diese – sowohl in der Vergangenheit, als auch der Gegenwart – aus durch Alexandras Sichtweise kennengelernt und wahrgenommen hat. Im Verlaufe der Handlung wird immer mehr von den teilweise schockierenden Geschehnissen enthüllt und es folgt auch die ein oder andere Überraschung.

Alexandra als Protagonistin habe ich als authentische Figur empfunden. Es wird deutlich herausgearbeitet, wie sich die Erlebnisse der Kindheit auf verschiedene Perspektiven sowie ihre Emotionen als Erwachsenen-Ich ausgewirkt haben. Auch die unterschiedlichen Beziehungen zu ihren Geschwistern wurden passend dargestellt, jede Person hat das Erlebte auf eigene Art und Weise verarbeitet und sich als Individuum entwickelt. Somit empfand ich alle Gracie-Kinder als facettenreich ausgearbeitet und konnte mit ihnen mitfühlen, lediglich einige Nebendarsteller sind blass geblieben, was mich persönlich aber nicht gestört hat.
Insgesamt hat mir „Girl A“ trotz des schockierenden Themas, welches mich sehr berührt hat, gut gefallen. Obwohl man als Leser bereits das Ende des Martyriums kennt begleitet man Lex mit Spannung durch die Zeitreise, ist interessiert am Weg dorthin und dessen Auswirkungen. Ich finde, den Fokus auf diese Phasen zu legen ist ungewöhnlich, Abigail Dean aber sehr gut gelungen. Sie hat den Schwerpunkt bewusst auf die psychologischen Momente des Geschehenen gelegt und durch ihre realistische Darstellungsweise überzeugt. Für mich war das Buch ein Psychodrama, das berührt und verstört hinterlässt - definitiv kein Buch, das man schnell vergessen kann.

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Veröffentlicht am 14.06.2021

Einfach nur enttäuschend

Zeiten des Sturms (Sheridan-Grant-Serie 3)
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Sheridan Grants Leben könnte perfekt sein: Weit entfernt von der Willow Creek Farm, ihrer mit traurigen Erinnerungen behafteten Heimat, hat sie sich ein neues Leben aufgebaut. Ihr Verlobter Paul Sutton ...

Sheridan Grants Leben könnte perfekt sein: Weit entfernt von der Willow Creek Farm, ihrer mit traurigen Erinnerungen behafteten Heimat, hat sie sich ein neues Leben aufgebaut. Ihr Verlobter Paul Sutton ist attraktiv, erfolgreich und würde alles für sie tun. Doch die Vergangenheit lässt Sheridan keine Ruhe – und holt sie kurz vor der Hochzeit wieder ein. Sheridan muss einsehen, dass sie sich nicht auf ewig selbst verleugnen kann und kehrt an den Ausgangspunkt zurück: Nach Nebraska zu ihrer Familie. Dass dies sich als großes Glück herausstellen soll, ahnt Sheridan zu diesem Zeitpunkt noch nicht, doch tatsächlich weckt ihr Gesangstalent die Aufmerksamkeit eines einflussreichen Mannes, der ihr ihren größten Traum erfüllen kann.

Ich bin großer Fan von Nele Neuhaus Taunus-Krimis und war deshalb umso gespannter darauf, die Autorin auch in einem anderen Genre kennen zu lernen. Aber was soll ich sagen… wäre Frau Neuhaus mal besser im Krimi-Bereich geblieben hätte sie mich als Fan jetzt nicht verloren. Ihr eigentlich toller Schreibstil ist hier nicht mehr zu erkennen, mir haben komplett die anschaulichen Beschreibungen, die spannungsgeladenen Momente und großen Emotionen gefehlt, die ich in ihren anderen Büchern so geliebt habe. „Zeiten des Sturms“ aus der „Sheridant-Grant“-Reihe konnte mich überhaupt nicht überzeugen und kann bei weitem nicht an die Krimi-Erfolge der Taunus-Ermittler heranreichen – weder sprachlich, noch inhaltlich.

Insbesondere letzteres empfand ich bei „Zeiten des Sturms“ alles andere als gelungen. Es ist der dritte Band der Reihe und ich habe eigentlich das ganze Buch über nicht durchgeblickt. Ohne die ersten Bände zu kennen bleiben permanent Fragezeichen, es werden ständig irgendwelche Ereignisse reflektiert oder angedeutet, die man ohne die beiden ersten Bände überhaupt nicht verstehen und zuordnen kann. Des Weiteren hat sich das Buch über weite Teile sehr in die Länge gezogen und war häufig zäh und schlichtweg langweilig. Der Protagonistin geschehen ständig wie zufällig lebenseinschneidende Erlebnisse, die aber gefühlt wahllos aneinandergereiht und emotionslos „nebenbei“ abgearbeitet wurden – alles andere als authentisch und überzeugend. Auch kommen ständig Personen vor, die vielleicht aus den ersten Bänden bekannt sind, hier aber nicht eingeführt wurden und bei mir somit ausschließlich für Verwirrung sorgten.

Am schlimmsten fand ich aber die Protagonistin Sheridan Grant selbst. Dass Neuhaus sie im Klappentext als „absoluten Lieblingscharakter all ihrer Heldinnen“ vorstellt kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Mich persönlich hat sie einfach wahnsinnig genervt: Sie wird als der tollste Mensch der Welt dargestellt, alle lieben sie und stehen bedenkenlos für sie ein, sie hat das größte Gesangstalent der Welt und ist zudem menschlich und empathisch. Da kann man ihr auch mal so Kleinigkeiten wie einen Mord verzeihen, da der Ärmsten in ihrem jungen Leben schon mehr schreckliche, dramatische, aber auch aufsehenerregende Zufälle und Ereignisse passiert sind, als dies eigentlich möglich ist. Immer ist die arme Sheridan das Opfer, das eigentlich für nichts etwas kann – unglaubwürdig, unsympathisch und unauthentisch. Ich konnte mich keine Sekunde mit ihr identifizieren und war froh, am Ende des Buches mit ihr abzuschließen.

Offenbar hatte ich als großer Fan von Nele Neuhaus´ Taunus-Krimis zu hohe Erwartungen an ihre Romane – und deshalb war meine Enttäuschung auch unermesslich. Nele Neuhaus sollte besser beim Krimi-Schreiben bleiben, leider ist sie durch dieses schreckliche Buch von der Liste meiner Lieblings-Autoren heruntergefallen. Schade.

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Veröffentlicht am 25.05.2021

Actionreiche Jagd einer (zu?) taffen Protagonistin

Tote ohne Namen
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In San Diego werden zwei Mädchen tot aufgefunden, beide weisen dieselbe Art von Wunden auf und beide scheinen mexikanischen Ursprungs zu sein, doch niemand kennt ihre Identität. Dem Police Department ...

In San Diego werden zwei Mädchen tot aufgefunden, beide weisen dieselbe Art von Wunden auf und beide scheinen mexikanischen Ursprungs zu sein, doch niemand kennt ihre Identität. Dem Police Department liegt keine Vermisstenanzeige vor und die Toten trugen keine Dokumente bei sich – dafür hatte eines der Mädchen einen Zettel in ihrer Faust, auf dem ein Name steht: Alice Vega. Die taffe Privatermittlerin gilt als Spezialistin für Vermisstenfälle und wird deshalb gemeinsam mit ihrem Partner Max Caplan von der Polizei als externe Ermittler hinzugerufen. Doch auch das DEA, die Drogenbehörde, hat Interesse an dem Fall und möchte Vega von dem Fall abziehen. Doch Vega und Max ermitteln auf eigene Faust weiter und finden sich plötzlich in einem gefährlichen Netz aus Zwangsprostitution, Menschenhandel und verfeindeten mexikanischen Kartellen wieder…
„Tote ohne Namen“ von Louisa Luna ist der zweite Band ihrer Reihe rund um die schlagkräftige Protagonistin Alice Vega. Beim Lesen wird immer wieder deutlich, dass es bereits eine Hintergrundgeschichte gibt und einige wenige Stellen sind ohne deren Kenntnis nicht zu verstehen. Für den aktuellen Fall sind diese jedoch auch nicht relevant und als Quereinsteiger versteht man die Zusammenhänge trotzdem. Etwas merkwürdig finde ich allerdings, dass der erste Band bisher gar nicht auf Deutsch erschienen ist, sondern nur im englischen Original zu beziehen ist – das nimmt dem Leser die Chance, die Protagonisten von Beginn an kennenzulernen. Schade.
Gut gefallen hat mir das Cover, welches vor allem durch seine tolle Farbkombination besticht. Die abnehmende Schriftgröße von Autorenname bis Titel suggeriert eine optische Weite, als würde man die abgebildete Straße entlang laufen. Das Foto selbst wirkt typisch westamerikanisch, etwas trostlos und im Nirgendwo. Trotz seiner Schlichtheit wirkt das Cover sehr atmosphärisch und auch etwas bedrohlich auf mich – super für einen Thriller! Zudem fühlt sich das Buch haptisch interessant an, da die Prägung der Schrift etwas von Schmirgelpapier hat.
Die im Cover angedeutete Atmosphäre zieht sich auch durch das gesamte Buch durch, es ist durchweg spannend und düster und zeigt unverstellt die Schattenseiten des Lebens. Passend dazu ist Louisa Lunas treibender Schreibstil, der sich flüssig und aufregend lesen lässt. Grausame Szenen werden nicht in aller Ausführlichkeit behandelt, was ich als angenehm empfinde – und an diesen mangelt es dem Buch nicht.
Es geht direkt mitten im Geschehen los, wir lernen ein Mädchen und ihren traurigen Alltag als Zwangsprostituierte kennen. Die Trostlosigkeit und Verzweiflung macht mich direkt betroffen und lässt mich mit dem Mädchen mitfühlen. Im weiteren Verlauf wird der Fokus eher auf Vega und Cap gelenkt, wir lernen beide als Personen sowie im gemeinsamen beruflichen Umfeld kennen. Sie werden in den Fall einbezogen und beginnen zu ermitteln. Dieser Mittelteil hat sich leider in Teilen etwas gezogen, aber nach und nach erhalten die beiden – wenn auch des Öfteren auf fragwürdige und unkonventionelle Art und Weise – neue Kenntnisse und immer mehr Puzzlestücke fügen sich zusammen. Als Leser kann man gut mitraten, in welche Richtung sich der Fall entwickeln wird und wird trotzdem von unvorhersehbaren Ereignissen überrascht. An manchen Stellen haben mir Hintergrundinformationen gefehlt, um die Zusammenhänge vollständig durchdringen zu können, wie beispielsweise im Fall der mexikanischen Kartelle. Dafür hat mich Alice Vega durch ihren platten Aktionismus einige Male gestört, ich hätte mir mehr Erklärungen und raffiniert-durchdachte Vorgehensweisen anstatt brutaler Gewaltszenen gewünscht. Die Auflösung des Falles war dennoch stimmig, aber etwas schnell „abgehakt“.
Mit Alice Vega und Max Caplan haben wir es mit zwei Protagonisten zu tun, bei denen die typischen Geschlechterrollen ausgetauscht wurden: Wo Max häufig angreifbar und emotional wirkt ist Alice durch und durch die taffe Powerfrau. Ich war hin und hergerissen, was ich von ihr halten soll: Einerseits mag ich ihre ausgeprägte Beobachtungs- und clevere Kombinationsgabe. Ab und an lässt sie eine menschliche Seite durchblicken, aber meist reagiert sie überstürzt und sehr aggressiv. Auch mochte ich es nicht, dass sie nicht nur sich, sondern auch Max einige Male unnötig in Lebensgefahr bringt. So richtig schlau bin ich leider aus ihr nicht geworden, ich fand sie an vielen Stellen überzeichnet und deshalb unglaubwürdig und unsympathisch. Auch die Beziehung untereinander bleibt unklar, da wir nichts über die Hintergründe und Vergangenheit ihrer Zusammenarbeit erfahren.
Insgesamt haben mir die Story und der spannungsgeladene Schreibstil gut gefallen, Alice Vega als Protagonistin war mir aber zu aggressiv und gewalttätig.

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