Profilbild von Wacaha

Wacaha

Lesejury Star
offline

Wacaha ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Wacaha über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2021

Szenen einer Ehe

Unter Freunden
0

Floras Weltbild bricht zusammen, als sie eines Tages beim Aufräumen den lange verschollen geglaubten Ehering ihres Mannes Julian findet. Flora beginnt, ihr Ehe- und Familienleben zu hinterfragen und versucht ...

Floras Weltbild bricht zusammen, als sie eines Tages beim Aufräumen den lange verschollen geglaubten Ehering ihres Mannes Julian findet. Flora beginnt, ihr Ehe- und Familienleben zu hinterfragen und versucht herauszufinden, warum Julian den Ring so viele Jahre vor ihr versteckt gehalten hat. Doch auch ihre beste Freundin Margot scheint tiefer in das Geheimnis um den verschwundenen Ring verstrickt zu sein, als sie vorgibt.

„Unter Freunden“ beleuchtet scheinbar selbstverständliche Beziehungen zu Partnern, Kindern und Freunden genauer und wirbelt scheinbar eindeutig geklärte Verhältnisse komplett durcheinander. Trotz aufwühlender Geschehnisse ist das Buch in einem unaufgeregten, beinahe sachlich wirkenden Stil verfasst, liest sich aber dennoch flüssig. Die Wortwahl ist ansprechend und voller kleiner Weisheiten. Die Autorin spielt mit Perspektiven- und Zeitenwechseln, die allerdings manches Mal etwas plötzlich kommen und aus dem Lesefluss reißen. Prinzipiell finde ich es aber interessant in die Sichtweisen der verschieden Frauen einzutauchen, hätte mir aber auch noch das ein oder andere Kapitel aus Männersicht gewünscht, da diese für mich so blass blieben. Leider ist auch an manchen Stellen die Übersetzung aus dem Englischen nicht ganz so gut gelungen und durch seltsam anmutende Ausdrücke und viele Sätze mit Bindestrichen deutlich als solche erkennbar.
Die Geschichte an sich ist interessant, plätschert an vielen Stellen aber vor sich hin. Der große Knall mit dem gefundenen Ring und seiner Geschichte entlädt sich schon relativ früh und es wird viel Raum für Floras Gedanken, (Selbst-)Reflektionen und Konsequenzen daraus gegeben. Das hat das Buch an manchen Stellen etwas langatmig werden lassen. Die Autorin schildert viele alltägliche Begebenheiten, mit denen man sich als Leser gut identifizieren kann – positive wie negative. Besonders fasziniert hat mich das besondere Setting des Buches, welches in der Welt der Theater und Schauspielerwelt angesiedelt ist. Diesen künstlerischen Aspekt, der noch dazu den Unterschied der Szenen an Amerikas Ost- und Westküste darlegt, fand ich sehr interessant! Insgesamt legt das Buch den Fokus auf die einzelnen Persönlichkeiten und ihre Beziehungen zueinander. Dabei gab es einige berührende und schöne Geschichten, aber auch unverständlich und konstruiert wirkende. Der Selbstreflektion der Figuren werden viele Seiten gewidmet, was mir persönlich manches Mal zu viel war. Insbesondere Flora wird ausgiebig betrachtet und jeder noch so kleine Aspekt von allen Seiten behandelt. Das unaufgeregte Ende wiederum passt gut zum Rest des Buches und bleibt in Teilen offen, da keine klaren Verhältnisse geschaffen werden, der Leser sich dafür aber eigene Gedanken zum weiteren Fortschreiten der einzelnen zwischenmenschlichen Beziehungen machen kann.

Insgesamt fand ich „Unter Freunden“ eine nette Lektüre, die mich aber leider nicht komplett überzeugen konnte. Ich war einfach nicht gefesselt und hatte kein besonderes Verlangen danach, die Geschichte weiter zu lesen. Ich hätte mir mehr Spannung und Emotionen gewünscht. Dennoch war es interessant, Floras Schauspielwelt mit all den dort vorkommenden zwischenmenschlichen Beziehungen kennenzulernen und zu hinterfragen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.09.2021

Eine außergewöhnliche, punkige Protagonistin und eine sehr interessante Story

Tote schweigen nie
0

Cassie Raven arbeitet als Sektionsassistentin in der Leichenhalle, schon immer hat sie eine besondere Bindung zu den Toten. Dies zusammen mit ihrer punkigen Gothik-Optik lässt sie auf andere oftmals bizarr ...

Cassie Raven arbeitet als Sektionsassistentin in der Leichenhalle, schon immer hat sie eine besondere Bindung zu den Toten. Dies zusammen mit ihrer punkigen Gothik-Optik lässt sie auf andere oftmals bizarr wirken, dabei hat Cassie ein großes Herz und behandelt die ihr anvertrauten Toten mit größter Sorgfalt und Respekt. Als rechte Hand der Pathologen hat sie bereits viele Sektionen hinter sich, doch dann landet jemand auf ihrem Tisch, der ihr etwas bedeutet hat: Ihre frühere Lehrerin und Mentorin Miss Edwards, die maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Cassie als Jugendliche nicht abgerutscht ist. Angeblich ist sie eines natürlichen Todes gestorben, indem sie in der Badewanne ertrunken ist. Doch Cassie glaubt nicht an die Theorie, die so gar nicht zu dem Menschen passt, den sie kennengelernt hat. Und der Körper der Toten sagt ihr ebenfalls etwas anderes…
„Tote schweigen nie“ ist A.K. erstes Buch mit der Sektionsassistentin Cassie Raven in der Hauptrolle – und ich hoffe sehr, nicht ihr letztes! Bereits die Optik des Buches überzeugt, der Einband ist perforiert und wirkt hochwertig. Die gelb-grüne Farbgebung auf schwarzem Grund gefällt mir sehr gut und auch die dezent abgebildeten Blumen sind hübsch. Passend zum Buch gibt es nur wenige Indizien in Form von Blutflecken, die dezent auf das Genre des Buches hinweisen – ein absolut passendes und wie ich finde ansprechendes Äußeres!
Der Großteil des Buches wird aus Sicht von Cassie geschrieben. Diese Kapitel verfügen sowohl über anschauliche Beschreibungen, als auch tiefe Gedankengänge, kombinierte Schlussfolgerungen und Emotionen – ein unheimlich abwechslungsreicher Schreibstil. Das Buch lässt sich somit sehr flüssig lesen und ich bin schier durch die Seiten geflogen. Eingeschobene Kapitel über DS Flyte haben mich zunächst überrascht, im Laufe des Buches erschienen sie aber in immer kürzeren Abständen und haben somit die Perspektive des Lesers gut gelenkt – ich fand sie an jeder Stelle absolut passend eingebaut und haben mir nicht nur die Ermittlerin näher gebracht, sondern auch interessante Einblicke aus der Polizeiarbeit. Somit hatte das Buch eine perfekte Mischung aus eher objektivem Faktenwissen und der sehr persönlichen Perspektive von Cassie.
Ich hatte zudem das Gefühl, dass für das Buch sehr intensiv recherchiert und viele Gespräche mit Sektionsassistenten, Pathologen, Kriminalisten und Juristen geführt wurden, um nachvollziehbare und plausible Schlussfolgerungen zuzulassen und möglichst nah an der Realität zu bleiben. Gerade die medizinischen Aspekte waren somit auch für mich als Laien verständlich und erschienen mir authentisch.
Mit Cassie Raven als punkiger Protagonistin ist A.K. Turner ein absolutes Meisterstück gelungen! Selten habe ich in einem Buch so eine schillernde, kontroverse aber dabei absolut liebenswürdige Figur vorgefunden! Sie mag etwas skurril sein und sich teilweise seltsam verhalten, aber ihre Beweggründe und Gedanken werden so nachvollziehbar geschildert, dass sie einen trotz ihrer Ecken und Kanten ans Herz wachsen muss. Insbesondere ihre emotionale Seite und vor allem ihre hohen moralischen Werte dem menschlichen Leben gegenüber haben mir wahnsinnig imponiert. Ich möchte unbedingt mehr von ihr lesen! Aber auch die Nebenfiguren wie Babcia, Miss E, Carl, aber auch die Antagonisten konnten überzeugen. Authentisch geschildert war hier insbesondere die Entwicklung von DS Flyte – eine Figur, die polarisiert und auch mich als Leser ständig schwanken lässt, ob ich sie nun mag oder nicht.
Insgesamt fand ich sowohl den Fall mit seinen unvorhergesehenen Wendungen, den Einblick in die pathologische Arbeit, die Figuren insgesamt und Cassie im Besonderen absolut großartig. Sehr gerne möchte ich noch mehr von dieser besonderen Protagonistin lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.09.2021

Drama, Baby!

April & Storm - Stärker als die Nacht
1

April hat eine schwere Zeit hinter sich und wagt den Neuanfang: Sie zieht zu ihrer Tante nach San Francisco, um dort ihr Studium zu beenden und erste Arbeitserfahrungen zu sammeln. Dieses Abenteuer wollte ...

April hat eine schwere Zeit hinter sich und wagt den Neuanfang: Sie zieht zu ihrer Tante nach San Francisco, um dort ihr Studium zu beenden und erste Arbeitserfahrungen zu sammeln. Dieses Abenteuer wollte sie eigentlich gemeinsam mit ihrem Freund Jan erleben, der sie aber überraschenderweise wenige Wochen nach der Ankunft verlässt. Da die gemeinsame Wohnung nun zu groß und teuer für April alleine ist, muss ein Mitbewohner her. Dieses Unterfangen stellt sich als nicht ganz so einfach heraus, bis er an ihre Tür klingelt: Storm. Sofort spürt April das Knistern in der Luft, als der optisch gezeichnete Sänger bei ihr einzieht. Doch Storm hat ein Geheimnis, dass er April trotz aller Anziehungskraft verschweigt… und auch April ist nicht ganz ehrlich zu ihm… Haben die Gefühle der beiden trotzdem eine Chance?

„Stärker als die Nacht“ ist Karen Ashleys Auftaktband zur „April & Storm“-Trilogie, die sich mit der entstehenden Beziehung der gleichnamigen Protagonisten befasst. Das Cover in seinen Rosé-Farbtönen gefällt mir unheimlich gut und insbesondere der kunstvoll-geschickte Einbau der San Francisco-typischen painted ladies lässt mich das Cover lieben. Die anderen beiden Bände sind ähnlich gestaltet und zeigen andere Wahrzeichen dieser tollen Stadt und somit wird das Setting perfekt graphisch umgesetzt.

„Stärker als die Nacht“ ist in einem flüssigen, teilweise fast poetischen Schreibstil verfasst, den ich unheimlich gerne gelesen habe. Der Autorin ist es sehr gelungen, bildhaft und szenisch zu beschreiben, in einigen Situationen hatte ich das Gefühl, direkt neben den Protagonisten zu stehen. Trotz der vielen ernsthaften Themen kommt auch der Humor nicht zu kurz und ich musste an vielen Stellen schmunzeln. Die Kapitel sind abwechselnd aus Aprils und Storms Sichtweise geschrieben. An sich mag ich derartige Perspektivwechsel sehr gerne, da ich mich so in die Gefühle und Gedanken beider Protagonisten hineinversetzen kann. Das ist hier leider nicht ganz so gut gelungen, da Aprils Sicht in erster Person, Storms hingegen in distanziert wirkender, dritter geschrieben wurde. Dieses Ungleichgewicht hat mich etwas gestört und im Lesefluss stocken lassen.

Die Geschichte der beiden Protagonisten startet mitten in Aprils Aufräumaktion, um ihren Ex-Freund aus der gemeinsamen Wohnung zu verbannen. Wir lernen April, ihr Leben und ihre verrückte Tante Maggie kennen und befinden uns schnell mitten im Geschehen. Auch Hund Sky, der in vielen lebensnahen Szenen eingebaut wurde und sofort mein Herz erobert hat, ist von Anfang an dabei. Mit Storms Auftauchen wird die Geschichte aber immer dichter und April mir zunehmend unsympathischer. Ein dramatisches Ereignis jagt das nächste, gefühlt befinden sich die beiden permanent im Panikmodus, tausend Geheimnisse stehen zwischen ihnen und etliche traurige Schicksalsschläge inklusive der bis in die Gegenwart andauernden Probleme und Konsequenzen stehen zwischen ihnen. Mir als Leserin wurde es irgendwann zu viel (teilweise auch für diesen Band unnötiges) Drama, mir haben die stillen, emotionalen und auch alltäglichen Momente zwischen den beiden Gefehlt, in denen ich die Annäherung und die tiefen Gefühle der beiden miterleben und nachvollziehen lernen konnte. Hier ist schon genug für die ganze Trilogie passiert! Vor lauter actionreichen Ereignissen hatte ich das Gefühl, die beiden haben gar keinen Alltag – ob wohl genau dieser im Fall einer deutschen Auswanderin in San Francisco auch sehr relevant und interessant ist. Auch scheint mir ihr Englisch an vielen Stellen etwas zu perfekt, ihre spontanen und flüssigen Ausdrücke in der Fremdsprache sind zwar für den Lesefluss natürlich förderlicher, aber leider unglaubwürdig. Auch andere Szenen und Gegebenheiten erschienen mir leider nicht schlüssig. Das Ende kam dann doch überraschend, auch wenn ich mit einem offenen Ende gerechnet hätte. Auch hier fand ich aber Aprils Reaktion übertrieben und hätte mir gewünscht, dass die beiden endlich einmal richtig miteinander reden – wie eigentlich im ganzen Buch. Generell hat mir aber gefallen, dass das Buch keine klassische Happyend-Lovestory ist, sondern auch ernste Themen vertieft behandelt – und dabei auf den Leser nicht bedrückend wirkt.

Hinsichtlich der Personen bin ich auch nicht komplett glücklich. Absolut herausraugend waren hier tatsächlich die Nebenfiguren, die unheimlich gut gestaltet waren: Egal ob Sky, Miss Wolowitz, Maggie oder Luigi, hier spürt man die Liebe zum Detail der Autorin, die jedem einen eigenen facettenreichen Charakter einhauchen konnte. Mit Storm bin ich nach und nach warm geworden, finde es aber unglaubwürdig, dass er nicht erkannt wurde und kann auch nicht nachvollziehen, wie er sich innerhalb so kurzer Zeit charakterlich so „umentwickeln“ konnte. Ihn fand ich am Ende aber sehr sympathisch und interessant, ich konnte gut mit ihm mitfiebern und war wahnsinnig neugierig auf seine Geschichte. Wer sich für mich zum Negativen gewandelt hat war allerdings April: Anfangs fand ich sie noch sehr nett und bewundernswert, hat sich dieser Eindruck mit Storms Auftauchen geändert und sie hat mich zunehmend genervt. Sie hat ihn absolut unfair behandelt, war biestig und teilweise sogar richtig gemein. Ihr Verhalten war kindisch und unreif, an vielen Stellen für mich nicht nachvollziehbar und kalt. Das war irgendwann nur noch anstrengend zu lesen.

Insgesamt stehe ich der Trilogie somit etwas zwiespältig gegenüber. Der Schreibstil hat mir gut gefallen und es gab viele humorvolle und authentische Szenen. Andererseits inhaltlich diese Ausnahmesituationen am laufenden Band, so dass ich irgendwann richtig außer Puste war. Dann noch Aprils unangebrachter Umgang mit Storm. Die Geschichte hat durchaus Potenzial, hätte für meinen Geschmack aber etwas gestreckt werden können. Dennoch würde ich die Folgebände lesen, um mehr von Storm, Sky und den tollen Nebencharakteren zu erfahren.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 04.09.2021

Alina Grimms erster Fall

Nichts als Staub
0

Streifenpolizistin Alina Grimm gerät unvorhergesehen in einen Fall, der eher für die Mordkommission bestimmt ist: Ein bekannter Serienmörder legt in ihrem Revier sein inzwischen viertes Opfer ab. Dieses ...

Streifenpolizistin Alina Grimm gerät unvorhergesehen in einen Fall, der eher für die Mordkommission bestimmt ist: Ein bekannter Serienmörder legt in ihrem Revier sein inzwischen viertes Opfer ab. Dieses war Alina als kleinkrimineller Drogendealer bekannt und passt als solches nicht zum Verhalten des Mörders, der seine Taten aufgrund persönlicher Motive verübt. Alina forscht nach und gerät in einen Hinterhalt. Sie wacht im Krankenhaus auf, nur um zu erfahren, dass sie vom Dienst suspendiert wurde, da Drogen in ihrer Wohnung gefunden wurden. Wer möchte an Alinas Glaubwürdigkeit rütteln? Und vor allem: Warum? Alinas Verdacht wird bestätigt, an einer größeren Sache dran zu sein und sie beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen und ihren Ruf reinzuwaschen.
„Nichts als Staub“ ist der Auftaktband von Alexander Hartungs neuer Krimireihe um die neue Protagonistin Alina Grimm. Der Autor scheint seinem Muster der Teamkonstellation aus seiner „Jan-Tommen“-Reihe treu zu bleiben, die Parallelen sind nicht zu übersehen. Das ist etwas schade, da ich mir von der neuen Reihe etwas mehr frischen Wind erhofft habe. Die Figuren sind zwar allesamt sympathisch und authentisch, aber die Konstellation als außergewöhnliches Viererteam am Rande der Legalität ist somit schon bekannt. Der Einbezug des letzten Teammitglieds am Ende des Buches war für mich auch nicht nachvollziehbar und wirkte so, als müsste er noch irgendwie eingeschoben werden.
Sowieso ist in dem relativ dünnen Büchlein doch sehr viel passiert oder angerissen worden, die Handlungsstränge haben sich beinahe überschlagen. Breits der Prolog fängt böse und spannend an, wird dann aber nicht direkt weiter verfolgt. Es folgen immer mehr Stränge und die Story bleibt undurchsichtig und rätselhaft, vor allem aber spannend. Ständig kommen neue Spuren hinzu, viele laufen auch aus, manche verschwinden wieder unbeachtet. Alina und Elias als Ermittlungsteam haben mir gut gefallen, sie harmonieren gut. Auch Lennarts Einbezug war super, er ist eine Figur ganz nach meinem Geschmack. Ich hatte Spaß dabei, sie bei den ereignisreichen Ermittlungen zu begleiten, auch wenn sich manche Probleme manchmal ein wenig zu schnell klären und manche Sachverhalte nicht besonders glaubwürdig sind. Manche der einzelnen (teilweise sehr dramatisch-firmreifen) Handlungsstränge verflechten sich mit der Zeit, andere bleiben bis zum Ende offen – für meinen Geschmack ist die Geschichte irgendwann zu sehr gesprungen und es wurde einfach viel zu viel in das dünne Buch gepackt. Schade fand ich auch, dass urplötzlich neue Handlungsstränge auftauchen, die man als Leser gar nicht erahnen konnte, da bisher nichts darauf hingedeutet hat. Dieses "eins-nach-dem-anderen" ist zwar schon schlüssig, aber gibt mir das Gefühl ich als Leser kann gar nicht miträtseln bzw. habe selbst gar keine Chance zur Lösung beizutragen. Am Ende bleibt vieles offen, was wohl erst im Laufe der Buchreihe geklärt wird – diese Teaser hätte ich nicht gebraucht. Das Ende war dann wieder überraschend und arbeitet schon auf Fortsetzungen hin.
Zusammenfassend hatte ich schon Spaß dabei, Alina bei ihren Ermittlungen zu begleiten, aber insgesamt hätte „Weniger ist mehr“ dem Buch gut getan. Für mich war es an Handlungen etwas zu überfrachtet und somit unauthentisch und übertrieben dargestellt. Der Schreibstil hat mir aber gut gefallen, da er flüssig und bildlich war und viel Hamburger Lokalkolorit beinhaltet hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.08.2021

Story mit Potenzial und zu plötzlichem Ende

Das Glück am Ende der Straße
0

Zwei Frauen treffen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Lisa hat ein Haus, eine Familie mit drei Kindern und ist Autorin bei einem Lifestyle-Magazin. Elli hingegen ist nach mehreren ...

Zwei Frauen treffen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Lisa hat ein Haus, eine Familie mit drei Kindern und ist Autorin bei einem Lifestyle-Magazin. Elli hingegen ist nach mehreren Schicksalsschlägen auf der Straße gelandet und lebt ihr Leben so gut es unter diesen Umständen möglich ist. Im Park des Viertels, in dem die Familie lebt, treffen Elli und Lisas Kinder aufeinander und freunden sich an, denn im Gegensatz zu Lisa hat die alte Dame eines für die Kinder: Zeit. So wird Elli wie eine dritte Oma für Lisas Kinder – bis es an der Zeit ist, etwas zurückzugeben, als Elli auch selbst auf Hilfe angewiesen ist.

Das Hörbuch zu „Das Glück am Ende der Straße“ wird von Angelika Thomas gelesen. An sich ist ihre Stimme ganz angenehm, an einigen Stellen mir persönlich aber zu übertrieben dramatisch (z.B. Angel). Auch kommt an manchen Stellen etwas Weinerliches hindurch, das mir nicht gefällt. Des Weiteren könnte für meinen Geschmack das Lesetempo schneller sein, einige Betonungen waren dann doch sehr langezogen. Auch das Cover spricht mich nicht besonders an, es wirkt irgendwie sehr simpel und undurchdacht.
Die Geschichte selbst ist interessant und hat großes Potenzial. Die Perspektiv- und Zeitenwechsel waren nicht immer gleich als solche zu erkennen und als Hörer musste ich stets aufmerksam aufpassen. Das hat mir gut gefallen. Auch, dass sehr respektvoll und wertschätzend über das Thema Obdachlosigkeit berichtet wird. Die Leser erfahren wichtige Hintergründe, wie Menschen unverschuldet in eine derartige Situation rutschen können und wie es ihnen damit geht. Ellis Geschichte wird langsam aufgebaut und nach und nach von ihr selbst als eine Art „Brief“ an ihre Tochter erzählt. Sie hat mir in der Seele leid getan und ich habe es bewundert, wie sie trotz allem der nette, empathische Mensch sein kann, als der sie dargestellt wird. Insbesondere gegenüber Lisas Kindern verhält sie sich einfach nur wunderbar. Die Geschichte ist eigentlich mit jeder CD besser geworden, bis dann das Ende für mich alles wieder zunichte gemacht hat. Die beiden parallel laufenden Geschichten von Elli und Lisa sind urplötzlich kollidiert und ehe ich mich versehen konnte gab es einen Schluss mit perfektem Happy End. Im letzten Absatz ist so viel so schnell passiert, dass ich gar nicht mitgekommen bin – es hat sich einfach nur schnell abgehandelt angefühlt. Dabei haben sich dann noch viele Auflösungen unrealistisch konzipiert bzw. oberflächlich hineingequetscht angefühlt. In wenigen Sätzen wird Ellies Vergangenheit zusammengefasst und das war´s. Wirklich ernste Themen werden in einem unwichtigen Nebensatz abgeschlossen, uninteressante in den Fokus gestellt. Das hat die liebevolle Story so nicht verdient und hat mich absolut unbefriedigt zurück gelassen.

Insgesamt war das Buch zu Beginn eine Geschichte voller Wärme und Hoffnung, die sensible Annäherung einer obdachlosen Frau an drei Kinder mit eigenen Problemen. Der Schluss wurde all dem aber leider nicht gerecht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere