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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.07.2021

Das Böse in Jedem

Böse Seele: Thriller
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Ein Mann wird auf brutalste Weise ermordet und verblutet auf einem Feld vor Berlin. Das Ermittlerteam rund um Martyn Becker und Milla Rostow übernimmt den Fall mit den gewohnt unkonventionellen Methoden, ...

Ein Mann wird auf brutalste Weise ermordet und verblutet auf einem Feld vor Berlin. Das Ermittlerteam rund um Martyn Becker und Milla Rostow übernimmt den Fall mit den gewohnt unkonventionellen Methoden, die bereits des Öfteren ihren Vorgesetzen gegen sie aufgebracht hat. Doch Martyn hütet ein Geheimnis, von dem nur Milla weiß: Sein leiblicher Vater ist ein verurteilter Serienmörder, der ihm aus dem Gefängnis heraus bereits des Öfteren hilfreiche Tipps zur Lösung seiner Fälle gegeben hat. Auch diesmal scheint er eine dunkle Vorahnung zu haben - eine Vorahnung, die Martyn persönlich in den Fall involviert.
„Böse Seele“ von Ariana Lambert macht durch das auffällige Cover einer in rot gekleideten Frau auf einer Brücke Richtung Berlin auf sich aufmerksam. Die Farbgebung ist sehr geschickt gewählt, so dass das Cover bedrohlich und faszinierend zugleich wirkt. Die einzelnen Kapitel sind nicht zu lang und aus verschiedenen Perspektiven beschrieben, so dass es sich zugig lesen lässt. Der Erzählstil könnte für meinen Geschmack etwas flüssiger sein und auch sind mir teilweise Schreibfehler und fehlende Satzelemente aufgefallen, aber inhaltlich wurden Gefühle und Gedanken gut beschrieben, was für mich persönlich wichtiger ist.
Das Buch startet direkt im Geschehen mit einem blutigen Prolog, der sofort Fragen aufwirft – ein krasser Einstieg, der nichts für schwache Nerven ist. Die Story schreitet schnell voran und wird zunehmend verwirrender. Es werden immer mehr Fragen aufgeworfen, zu denen der Leser nur häppchenweise Informationen erhält. Die Vergangenheit beider Ermittler sowie ihr Privatleben nehmen einen großen Platz ein und weben sich immer stärker in das Netz der Handlung ein. Das Ende war dann etwas vorhersehbar, hatte aber dennoch überraschende Momente. Auf jeden Fall war es absolut schlüssig und hat einen schönen Bogen zum Prolog geschaffen, ohne dass dieser noch einmal gesondert hätte erklärt werden müssen. An manchen Stellen hätte ich mir etwas mehr Tiefgang und detailliertere Hintergrundinformationen gewünscht, auch sind einige Fragen offen geblieben. Für meinen Geschmack waren auch ein paar eingebaute Cliffhanger etwas übertrieben und wirkten konstruiert. Das Potenzial eines Serienkillers als Vater hätte ich mir noch verstärkter ausgebaut gewünscht.
„Böse Seele“ ist ein spannender Thriller voller Blut und recht vielen Leichen auf wenigen Seiten, das durch ein interessantes Ermittlerduo besticht. Das Buch hat mir schöne Lesestunden beschert, wird aber leider dennoch kein Buch sein, dass lange in Erinnerung bleibt.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.07.2021

Ein tolles Buch über das Schicksal des geheimnisvollen Königreiches Alandra

Kronenkampf. Geschmiedetes Schicksal
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Das Königreich Alandra wird seit Jahrhunderten durch seine Magie von grausamen Wesen hinter der Landesmauer beschützt: Zur Kupfer- oder Eisenmagie sind nicht alle Menschen fähig und nur die Stärksten dürfen ...

Das Königreich Alandra wird seit Jahrhunderten durch seine Magie von grausamen Wesen hinter der Landesmauer beschützt: Zur Kupfer- oder Eisenmagie sind nicht alle Menschen fähig und nur die Stärksten dürfen auf den beiden Thronen sitzen und die Geschicke des Landes leiten. Die mächtigsten der Kupfernen und Eisernen werden in regelmäßigen Abständen im sogenannten Kronenkampf entschieden. Die junge Dienerin Fiana hätte sich niemals träumen lassen, einmal an diesem Kampf teilzunehmen. Seit frühester Kindheit lebt die Waise im Palast und versucht die ihr innewohnende Magie zu verbergen. Doch Kayden, der Bruder des Kupferkönigs, deckt ihr Geheimnis auf und zwingt sie somit zur Teilnahme am Kronenkampf. Dass Fiana noch ein weiteres, weitaus gefährlicheres Geheimnis innewohnt, darf er jedoch nie erfahren – auch wenn die Gefühle der beiden füreinander immer stärker werden…

Valentina Fast ist mit ihrem Romantasy-Buch „Kronenkampf“ mal wieder ein weiteres Meisterwerk gelungen! Ich liebe ihre Kreativität in der Erschaffung einer neuen Welt, welche durch eine hübsch aufbereitete Landkarte in den Klappen des Buches zum Leben erwacht wird. Auch ist die Magie von Alandra passend und realistisch mit der Menschenwelt verwoben und somit nachvollziehbar. Das glitzernde Cover ist ein absoluter Hingucker und hat mich direkt angesprochen. Schön auch, dass das Sonne-und-Mondzeichen, welches im Buch eine große Rolle spielt, zwischen den Kapiteln immer wieder aufgegriffen wird.

Des Weiteren liebe ich auch in „Kronenkampf“ wieder Valentina Fasts Schreibstil und habe das Buch dementsprechend verschlungen! Es wird aus Fianas Perspektive erzählt, mit der Valentina Fast eine taffe, sympathische Protagonistin geschaffen hat, deren Sorgen und Emotionen der Leser super mitfühlen konnte. Aber auch weitere Personen wie Kayden oder Ariana werden facettenreich und authentisch dargestellt.

In „Kronenkampf“ geht es voll umfänglich um Fianas Geschichte: Von ihrer Gegenwart ausgehend in den Kronenkampf, die darauf folgende Zeit, die Aufdeckung ihres Geheimnisses, ihre Vergangenheit, die sich andeutende Zukunft und gleichzeitig die Geschichte, die Magie und das Schicksal Alandras. Zeitgleich läuft die sich entwickelnde Liebesgeschichte mit Kayden und die ihrer Freundinnen Ariana und Dalia. Dafür, dass das Buch nur 392 Seiten hat wurde hier wahnsinnig viel an Story untergebracht. Leider ging es mir an manchen Stellen fast zu schnell und ich hätte gerne einige Seiten mit vertieften Eindrücken gelesen, z.B. zu den einzelnen Aufgaben des Kronenkampfes. Dafür, dass der Stoff aber leicht eine Triologie hätte füllen können ist es Valentina Fast dennoch super gelungen, alles im Buch unterzubringen, ohne wichtige Verknüpfungen wegzulassen – eine Leistung, die ich sehr anerkenne.

Insgesamt hat mir hat mir „Kronenkampf“ wahnsinnig gut gefallen und ich bin regelrecht in Fianas Geschichte versunken – ein wunderbares, mystisches Märchen mit der richtigen Mischung an Lovestory, Magie und Inhalt. Ich hatte eine tolle Lesezeit und viel Spaß!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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Veröffentlicht am 04.07.2021

Die Rache des „Gehängten“

SCHULD! SEID! IHR!
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Hauptkommissar Rolf Degenhardt steht vor einer seltsamen Situation: Innerhalb von wenigen Tagen ist er mit zwei Selbstmorden konfrontiert, die auf den ersten Blick weder in Zusammenhang miteinander stehen, ...

Hauptkommissar Rolf Degenhardt steht vor einer seltsamen Situation: Innerhalb von wenigen Tagen ist er mit zwei Selbstmorden konfrontiert, die auf den ersten Blick weder in Zusammenhang miteinander stehen, noch als Verbrechen deklariert werden müssen – allerdings nur auf den ersten Blick. Denn beide Männer – ein Obdachloser ehemaliger Ingenieur und ein pensionierter Polizist – starben unter größten Qualen an einer Vergiftung. Zusätzlich stellen Degenhardt und sein Team bei beiden Opfern Tarotkarten fest, die sich auf erstaunliche Weise ähneln. Zufall oder Absicht? Und sind noch mehr Menschen in Gefahr?

„SCHULD! SEID! IHR!“ ist das zweite Buch des Autors Michael Thode, der sich um das Ermittlungsteam rund um Hauptkommissar Rolf Degenhardt dreht. Zwar gibt es an einigen Stellen Anspielungen auf den ersten Band „Das stumme Kind“, liest sich jedoch unabhängig von diesem, da der Autor dem Leser alle notwendigen Informationen gibt, um die aktuelle Geschichte problemlos zu verstehen. In mir wurde dennoch die Neugier auf die vorhergehenden Ereignisse geweckt und es hinterließ mich leider etwas unzufrieden, dass diese nicht kurz erläutert wurden.

Sehr gut gefallen haben mir indes der spannende, treibende Schreibstil des Autors sowie die Idee hinter dem Gesamtkonzept, das Buch in verschiedene Akte mit Hauptdarstellern wie in einem Theaterstück aufzubauen. Das fand ich sehr kreativ und interessant. Passend dazu die sechs Striche auf dem Cover, das somit in seiner Schlichtheit einen schönen Bezug zum Inhalt schafft. Ebenfalls toll waren die kurzen Kapitel mit ständigen Perspektivwechseln zwischen Täter, Opfer und Ermittler sowie die Rückblenden in die Zeit der auslösenden Ereignisse. Diese ständigen Wechsel haben mich nicht nur permanent mitdenken lassen, sondern auch das Tempo der Handlung permanent erhöht. Durch den Einblick in die Sicht des Täters wird dem Leser dessen Motiv und Emotionen ersichtlich und man fiebert darauf hin, dass all diese Perspektiven schlussendlich aufeinandertreffen. Auch interessant fand ich die Kapitel mit sachlichen Erläuterungen zum Tarotspiel.

Das Buch beginnt mit einem rätselhaften und bereits grausamen Prolog. Sofort war mein Interesse geweckt, wie diese Geschichte aus der Vergangenheit mit den Geschehnissen in der Gegenwart zusammenhängt. Erst danach beginnen das streng durchgeplante Vorgehen des „Gehängten“ und seine Unterteilung in sechs (Rache-)Akte. Im Folgenden wechselt die Handlung zwischen Gegenwart und Vergangenheit, der Perspektive des Täters, der verschiedenen Opfer und der Ermittler. Teilweise schweift die Handlung weg vom eigentlichen Fall, in anderen Passagen liegt der Fokus eindeutig auf den polizeilichen Ermittlungen des Teams rund um Rolf Degenhardt, aus dessen Privatleben der Leser ebenfalls Einblick erhält – insgesamt wurden hier sehr viele unterschiedliche Handlungsstränge geschaffen, die aber nicht alle am Ende zusammengeführt und gelöst wurden. Gerade der private Bezug Degenhardts sowie die Abteilungsinternen Querelen seines Teams werden so für das Folgebuch des Autors noch von Relevanz sein. Für meinen Geschmack hätte der Fokus auch komplett auf dem Fall bleiben können, so kamen mir an manchen Stellen die Ermittlungsarbeit sowie deren Hintergründe etwas zu kurz. Insgesamt fand ich den Spannungsbogen dennoch gelungen und auch wenn bereits zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt der Täter enttarnt war und sein Motiv offen gelegt hat habe ich die Geschehnisse noch aufgeregt weiterverfolgt um herauszufinden, ob er sein Ziel erreichen wird oder ob die Polizei schneller sein wird. Gerade diese Einblicke in seine Psyche haben mich verstärkt mitfiebern lassen. So war auch das Ende des Buches wenig überraschend und kein fulminanter Showdown, aber das hat es meiner Meinung auch nicht gebraucht – das Ende war schlüssig und stimmig und darauf kommt es mir persönlich an. Etwas unbefriedigt zurückgelassen haben mich doch noch einige offene Fragen zum Ende, die nicht mehr aufgeklärt wurden. Auch waren es für meinen Geschmack zu viele Anspielungen auf das Vorgängerbuch.

Insgesamt hat mir „SCHULD! SEID! IHR!“ gut gefallen, vor allem der strukturierte Aufbau der Handlung und die Anspielungen auf ein Theaterstück habe ich als sehr kreativ empfunden. Für mich war es eine Mischung aus Krimi und Thriller, da zunächst mehr Wert auf die Ermittlungsarbeit und gegen Ende erst auf Spannung gelegt wurde. Auch wenn ich mir am Ende einige Antworten mehr erhofft habe hatte ich dennoch tolle Lesestunden und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 20.06.2021

Historisch interessant, als Krimi enttäuschend

Lange Schatten über der Côte d'Azur
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Kommissar Léon Duval steht vor einem Rätsel: Auf dem Friedhof „Le Grand Jas“ in Cannes wurde die Leiche eines jungen Mannes entdeckt, der über einem Grabstein zusammengebrochen ist. Duval forscht – entgegen ...

Kommissar Léon Duval steht vor einem Rätsel: Auf dem Friedhof „Le Grand Jas“ in Cannes wurde die Leiche eines jungen Mannes entdeckt, der über einem Grabstein zusammengebrochen ist. Duval forscht – entgegen der Anweisung seiner Vorgesetzten – zu dem Grab, der sich als ein Gedenkstein für Opfer des Nationalsozialismus in Cannes herausstellt. Und er findet tatsächlich einen Zusammenhang zu dem Ermordeten und den Personen, denen auf dem Stein gedacht wird. Kommissar Duval glaubt nicht an einen Zufall und begibt sich deshalb, unterstützt durch seine Lebensgefährtin Annie, auf eine Reise in Cannes traurigstes Kapitel der Vergangenheit.

„Lange Schatten über der Côte d´Azur“ ist bereits der achte Band der Autorin Christine Cazon rund um Kommissar Léon Duval. Ich habe bisher keinen Vorgängerband gelesen und deshalb fehlen mir auch einige Vorkenntnisse, die im Buch angedeutet, aber leider nicht vollständig erklärt werden. Diese haben mich zwar neugierig gemacht und teilweise etwas unbefriedigt hinterlassen, der Ermittlung an sich aber keinen Abbruch getan. Der Titel des Buches ist mir persönlich zu sperrig, aber das Cover hat mich überzeugt: Das Bild des Friedhofes vor Meereskulisse wird direkt im ersten Kapitel des Buches aufgegriffen und passt so gut zur Handlung.

Christine Cazons Schreibstil lässt sich aufgrund seiner Einfachheit gut lesen. Die Dialoge sind teilweise so schlicht und unaufgeregt gehalten, dass sie fast trivial wirkten. An anderen Stellen sind sie hingegen oftmals in lange Monologe ausgeartet, die beinahe wie Zitate aus einem Geschichtslehrbuch und dementsprechend anstrengend und alles andere als authentisch waren. Das hat mir den Lesefluss erschwert und nicht besonders gut gefallen. Was mir jedoch am meisten gefehlt hat, da das meine primäre Erwartung an das Buch war, ist der Lokalkolorit. Leider ist es dem Buch nicht gelungen, südfranzösisches Flair zu versprühen und die dort so typische Atmosphäre aufzubauen. Die Beschreibungen von Örtlichkeiten, Landschaften und Stimmungen waren mir einfach zu wenig, so dass mich das Buch leider gedanklich nicht an die Côte d´Azur entführen konnte – schade!

Die Geschichte an sich betrachte ich zwiespältig: Einerseits gab es den Handlungsstrang rund um die Geschehnisse in Südfrankreich zur NS-Zeit. Die Themen hier waren eher schwere Kost, da das Buch tief ins Historische und dort in besonders schlimme Ereignisse eintaucht. Wie bereits erwähnt geschah dies auf etwas sperrige Art und Weise in Form sehr unglaubwürdiger „Dialoge“. Christine Cazon scheint sehr ausführlich recherchiert zu haben und dem Leser ein breites Hintergrundwissen mitgeben zu wollen. Dies war zwar interessant, aber in dieser Ausführlichkeit nicht alles von Belang für die Krimihandlung. Die deutsch-französische Geschichte wurde teilweise sehr belehrend ausgerollt und rückte stark in den Fokus. So sehr, dass ich teilweise die eigentliche Geschichte um den Mord fast vergessen hatte. Emotional war der Hintergrund von Jakob Silberstein das einzige am Buch, was mich emotional berührt hat, aber die Verknüpfung von historischen Ereignissen mit der aktuellen Mordermittlung ist meines Empfindens nach leider nicht gelungen. Der zweite Handlungsstrang konnte ebenfalls nicht überzeugen. Die Ermittlung lief gefühlt eher nebenher, da neben ausführlichen Geschichtsstunden auch Duvals Privatleben ausgiebig thematisiert wurde. Dieses hat weder ihn, noch seine Frau Annie in einem besonders sympathischen Licht dastehen lassen, ich empfand deren Dialoge als aggressiv und wenig wertschätzend. Insgesamt war es mir viel zu viel breit ausgewälztes Privatleben, das zulasten der Kriminalgeschichte ging. Sowieso ist diese so stark in den Hintergrund gerückt, dass man das Buch schon fast nicht mehr als Krimi bezeichnen könnte. Für meinen Geschmack hätte dafür mehr Ermittlungsarbeit geschildert und Spannung aufgebaut werden müssen. Die Auflösung des Falles empfand ich dann als sehr unkreativ. Es ging dann plötzlich ganz schnell und nach all den Verwicklungen war das Motiv hinter dem Mord einfach nur enttäuschend.

Insgesamt hat mir das Buch leider nicht besonders gut gefallen. Bis auf Jakob Silberstein habe ich alle Personen als überempfindlich oder unsympathisch wahrgenommen. Die ergreifende historische Geschichte des alten Mannes hat der eigentlichen Story absolut den Rang abgelaufen, so dass das Buch sehr stark von der Krimihandlung abgedriftet ist. Vieles wirkte konstruiert und unglaubwürdig, es fehlte mir komplett an Spannung. Auch habe ich mir einen Krimi mit "Urlaubsflair" versprochen, von dem ich kaum etwas gespürt habe. Mich hat das Buch nicht besonders zufrieden hinterlassen und ich werde deshalb wohl auch keinen weiteren Fall von Duval mehr lesen. Schade.

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Veröffentlicht am 20.06.2021

Beklemmend. Berührend. Schockierend.

Girl A
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Wer Alexandra Gracie begegnet würde niemals denken, welch grauenvolles Schicksal die erfolgreiche, taffe Anwältin hinter sich hat: Aufgewachsen in einem verwahrlosten Elternhaus wurden sie und ihre sieben ...

Wer Alexandra Gracie begegnet würde niemals denken, welch grauenvolles Schicksal die erfolgreiche, taffe Anwältin hinter sich hat: Aufgewachsen in einem verwahrlosten Elternhaus wurden sie und ihre sieben Geschwister jahrelang misshandelt und mussten unter schlimmsten Umständen angekettet in ihrem dreckigen Betten vor sich hinvegetieren. Doch dem verblendeten Vater ist es nie gelungen Alexandras Willen zu brechen – mit 15 gelingt ihr die Flucht aus dem Horrorhaus. Als „Girl A“ wird sie in der Presse bekannt und ermöglicht sich und ihren Geschwistern die Chance auf ein neues Leben. Lex lässt die Vergangenheit hinter sich, doch als ihre Mutter stirbt und die Geschwister gemeinsam das Haus erben, in dem so viel Schreckliches passiert ist, muss sie zurückkehren an den Ort, den sie nie mehr betreten wollte – und alte Wunden reißen wieder auf.

Bereits das Cover des Buches wirkt düster, es zeigt ein großes gelbes „A“, das teilweise das Gesicht eines jungen Mädchens verdeckt. Auf der Rückseite ist ein Haus wie im Roman beschrieben vor dunklen Wolken abgebildet. Das Cover empfinde ich trotz – oder gerade aufgrund – seiner Schlichtheit als sehr passend und ansprechend.

Ebenfalls stimmig dazu war der Schreibstil der Autorin Abigail Dean – teilweise nüchtern-beschreibend, aber absolut unter die Haut gehend. So ist es ihr auch gelungen, das Unvorstellbare authentisch darzustellen ohne unnötige Effekthascherei. Gerade die eher nüchtern-emotionslose Darstellung hat den Fokus mehr auf den Inhalt und die psychischen Auswirkungen des Geschehenen gelegt ohne dem Buch die Dramatik zu nehmen. Die düster-beklemmende Atmosphäre und der dunkle Schatten der Vergangenheit waren jederzeit spürbar, egal aus welcher Perspektive und in welcher Zeit erzählt wurde. Letztere ist des Öfteren zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin- und hergesprungen. Da diese Zeitsprünge ohne Kennzeichnung und manchmal etwas plötzlich kamen musste ich einige Stellen doppelt lesen um mich zu orientieren, in welcher Zeit wir uns gerade befinden. Das war teilweise etwas mühsam, hat mich aber aufmerksam bleiben lassen.

Das Buch ist aus Sicht der erwachsenen Alexandra geschrieben und somit wir das Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Die Oberkapitel anhand der Bezeichnungen der Kinder war gut gewählt und hat für einen Überraschungsmoment gesorgt, der mich nachdenken und die Geschichte selbst vorausahnen ließ. Auch war durch diese Einteilung der Kapitel gegeben, dass auf jedes der Kinder einmal der Fokus gerichtet wurde und der Leser diese – sowohl in der Vergangenheit, als auch der Gegenwart – aus durch Alexandras Sichtweise kennengelernt und wahrgenommen hat. Im Verlaufe der Handlung wird immer mehr von den teilweise schockierenden Geschehnissen enthüllt und es folgt auch die ein oder andere Überraschung.

Alexandra als Protagonistin habe ich als authentische Figur empfunden. Es wird deutlich herausgearbeitet, wie sich die Erlebnisse der Kindheit auf verschiedene Perspektiven sowie ihre Emotionen als Erwachsenen-Ich ausgewirkt haben. Auch die unterschiedlichen Beziehungen zu ihren Geschwistern wurden passend dargestellt, jede Person hat das Erlebte auf eigene Art und Weise verarbeitet und sich als Individuum entwickelt. Somit empfand ich alle Gracie-Kinder als facettenreich ausgearbeitet und konnte mit ihnen mitfühlen, lediglich einige Nebendarsteller sind blass geblieben, was mich persönlich aber nicht gestört hat.
Insgesamt hat mir „Girl A“ trotz des schockierenden Themas, welches mich sehr berührt hat, gut gefallen. Obwohl man als Leser bereits das Ende des Martyriums kennt begleitet man Lex mit Spannung durch die Zeitreise, ist interessiert am Weg dorthin und dessen Auswirkungen. Ich finde, den Fokus auf diese Phasen zu legen ist ungewöhnlich, Abigail Dean aber sehr gut gelungen. Sie hat den Schwerpunkt bewusst auf die psychologischen Momente des Geschehenen gelegt und durch ihre realistische Darstellungsweise überzeugt. Für mich war das Buch ein Psychodrama, das berührt und verstört hinterlässt - definitiv kein Buch, das man schnell vergessen kann.

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