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Veröffentlicht am 25.04.2021

Von Dora bleibt ist die Distanz

Was von Dora blieb
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Isa geht es gerade gar nicht gut: Sie hat herausgefunden, dass ihr Mann sie betrügt, die Kinder sind aus dem Haus und werden schmerzlich vermisst und sie weiß nicht wirklich viel mit sich anzufangen. Da ...

Isa geht es gerade gar nicht gut: Sie hat herausgefunden, dass ihr Mann sie betrügt, die Kinder sind aus dem Haus und werden schmerzlich vermisst und sie weiß nicht wirklich viel mit sich anzufangen. Da kommt ihr der Auftrag ihrer Mutter recht, sich nach Familientradition mit einer ihrer Vorfahren zu beschäftigen – mit ihrer rätselhaften Großmutter Dora. In einem Haus am Bodensee taucht Isa in Doras Vergangenheit ein und lernt ihre unbekannte Verwandte mithilfe von alten Briefen und Tagebüchern ganz neu kennen. Diese nimmt Isa auf eine Reise durch ihr Leben: Von der Kunsthochschule über ein verworrenes Liebesdreieck bis hin zur erfolgreichen Unternehmergattin, die im Nationalsozialistischem Staat um die Zukunft ihrer Söhne bangt. Isa dringt immer tiefer, auch in die dunklen Jahre, ihrer Familiengeschichte ein und lernt somit viel über Dora und über sich selbst.
„Was von Dora blieb“ ist der Debütroman der freien Journalistin Anja Hirsch. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Schwierigkeit der Kriegsenkelgeneration auf der Suche nach und im Umgang mit ihren Wurzeln zu thematisieren. Das Cover ist recht minimalistisch gehalten, die türkisene Grundfarbe gefällt mir sehr gut. Eher auf den zweiten Blick bemerkt man eine junge Frau mit Zylinder, die vor dem pyramidenartigen, sehr groß geschriebenen Titel hervortritt. Definitiv ein interessantes und eher ungewöhnliches Titelbild.
Anja Hirschs Schreibstil ist an sich angenehm, allerdings empfinde ich ihn für meinen Geschmack als etwas zu sachlich und nüchtern. Dadurch bleibt mir die Geschichte seltsam fern, ich fühle mich, als würde ich permanent auf Distanz gehalten, als wäre ich lediglich als außenstehender Beobachter akzeptiert. Deshalb ist es mir nach starken Startschwierigkeiten bis zum Schluss leider nicht gelungen, einen echten Bezug zu Isa oder zu Dora aufzubauen. Das Lesen war anstrengend und hat nicht unbedingt Freude gemacht.
Auch inhaltlich hatte ich mir mehr versprochen. Die Story springt zwischen Isas Sicht in der Gegenwart und Doras Sicht der Vergangenheit hin und her, unverhofft kommt dann auch noch Isas Vater Gottfried zu Wort. Zu Beginn des Buches geht es nach kurzer Einführung von Dora als Großmutter primär um ihre Kindheit, Jugend und die Zeit als junge Erwachsene. Es geht um viel alltägliches, politische Ereignisse stehen eher zurück, da sich Dora nicht wirklich für sie interessiert. Später verschiebt sich der Schwerpunkt Richtung Gottfried und dessen verwirrende Jugend zwischen Napola und lyrischer Selbstvergessenheit. Am Ende verschiebt sich der Fokus auf Isa, die zwischen Erinnerung, Perspektive und Gedanken zu ihrem Leben hin- und herspringt. Dora geht immer mehr in Vergessenheit, bis sie ganz am Ende noch einmal in einem Kapitel kurz vor ihrem Tod auftaucht, dass alles bisher von ihr erfahrende irgendwie wieder durcheinanderwirbelt. Selten habe ich mir so schwer getan, am Ball zu bleiben. Insgesamt ein sehr verwirrender Handlungsaufbau, etwas mehr Struktur hätte dem Buch gut getan.
Sowieso hätte ich mir mehr konkrete Informationen zu den spannenden Zeiten gewünscht, die Dora durchlebt. Der auf dem Klappentext groß angekündigte Inhalt bezüglich der Napola-Schule war genauso schnell abgehandelt wie Doras künstlerische Berufsaussichten. Die Fragen und Ankündigungen dort, die mich neugierig auf das Buch machten, wurden nicht beantwortet – ich blieb enttäuscht zurück. Dafür wurde vieles detailliert beschrieben, was ich als eher nebensächlich wahrgenommen hatte. Diese Nebenstränge waren für mich nicht nur langweilig und zäh zu lesen, sondern wurden teilweise auch nicht mal mehr aufgelöst. Des Weiteren nimmt die Autorin bereits vieles vorweg, was mich als Leser zusätzlich frustriert hat.
Auch konnte ich keinerlei Bindung zu den Figuren aufbauen. Gerade Dora und Isa blieben mir leider fern, ich habe sie als unsympathisch und flach empfunden und gerade Isa hat mich irgendwann nur noch genervt. Ihre Geschichte hat mich nicht besonders interessiert und ich konnte auch ihre Gedanken und Handlungen nicht nachvollziehen. Ja, sie ist der Aufhänger dafür, dass Doras Leben nochmals Revue passiert wird, aber so richtig nahe gekommen bin ich ihr noch nicht.
Insgesamt hat mich das Buch leider überhaupt nicht gepackt. Ich hatte mir fundiertere Informationen zu den angekündigten Themen des Klappentextes, insbesondere der Napola-Schulen gewünscht. Auch hat mir der distanzierte Schreibstil nicht gefallen, viele Zeitsprünge und Nebenhandlungen haben mich verwirrt und den roten Faden verlieren lassen. Ich bleibe nach der Lektüre ratlos und unbefriedigt zurück und kann das Buch deshalb leider nicht weiterempfehlen.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.04.2021

Kurzweilige Geschichte über eine verrückte Vater-Tochter-Hunde-WG

Die Liebe ist ein dicker Hund
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Franzi versteht die Welt nicht mehr! Da ist sie endlich mit ihrem Mann Manolito in ihr Traumhaus gezogen und steckt mitten in der liebevollen Renovierung der Immobilie, schon kommt die Hiobsbotschaft: ...

Franzi versteht die Welt nicht mehr! Da ist sie endlich mit ihrem Mann Manolito in ihr Traumhaus gezogen und steckt mitten in der liebevollen Renovierung der Immobilie, schon kommt die Hiobsbotschaft: Manolito steckt in einer Lebenskrise, von der Franzi nichts mitbekommen hat, und flüchtet in einer Nacht-und-Nebel-Aktion für mehrere Monate in ein Kloster nach Nepal, um sich selbst zu finden! Neben einem großen Berg Schulden für das Haus, einem leergefegten Bankkonto und einem großen Schock bei Franzi lässt er auch seine Leonberger Hündin Andromeda, die er gegen Franzis Willen unbedingt anschaffen wollte, zurück. Eigentlich macht sich Franzi nichts aus Hunden, aber als Leidensgenossen halten sie und Andromeda/Andi zusammen und bilden schon bald ein tolles Team. Denn Franzi hat sich fest vorgenommen, ihr Traumhaus zu behalten! Doch dazu muss Geld her – und ihr Vater stellt sich als vorübergehende Lösung heraus. Denn dieser zieht nach einem Streit mit Franzis Mutter bei ihr ein – das lustige Chaos in dieser ungleichen Vater-Tochter-Hund-WG ist also vorprogrammiert. Und dann gibt es ja auch noch den attraktiven neuen Nachbarn Mick und seinen eleganten Dalmatiner-Rüden Pongo, die den beiden Damen der WG nicht mehr aus den Köpfen gehen…

Ich liebe Hunde und dementsprechend hat mich das Cover direkt gecatcht. Der gestreifte Hintergrund lässt zudem auf eine humorvolle Geschichte schließen, auch wenn er mir persönlich etwas zu kindisch erscheint. Auch hätte mich der Titel so nicht wirklich angesprochen.

Lustig finde ich die verschiedenen Zwischenüberschriften der einzelnen Kapitel. Diese sind noch dazu kurz gehalten und somit angenehm zu lesen. Der Schreibstil der Autorin ist ebenfalls sehr ansprechend, sie schreibt sehr realistisch und vor allem unglaublich humorvoll. Es gab sehr viel Situationskomik und Stellen, bei deren leicht überzogener Beschreibung ich laut auflachen musste. An einigen Stellen bin ich allerdings leider etwas über die unklare Darstellung zeitlicher Abläufe gestolpert, manche Zeitsprünge waren auf den ersten Blick nicht sofort als solche erkennbar, was zu Verwirrung geführt hat.

Die Geschichte an sich ist relativ kurz, aber auf das Wesentliche beschränkt. Der Leser hat einen umfassenden Ausschnitt aus dem Leben einer jungen Frau bekommen, die sich gerade in einer maximal schwierigen Phase befindet. Mir hat gut gefallen, dass der Fokus weniger auf der Liebesgeschichte zwischen Franzi und ihrem Nachbarn lag, sondern darauf, dass sie ihr chaotisches Leben neu ordnet und in den Griff bekommt. Natürlich haben dazu (etwas zu) viele Zufälle beigetragen und es war vorhersehbar wie sich alles perfekt gefügt hat, aber angesichts der locker-leichten Grundstimmung des Buches konnte ich darüber hinwegsehen. Besonders gut gefallen hat mir, wie die Hunde in die Geschichte eingebunden wurden und diese mitgestaltet haben. Auch gab es einige rührende Szenen der liebevollen Vater-Tochter-Beziehung, die ich als sehr authentisch und einfach nur schön empfunden habe.

Sowieso hat mir die Figurenzeichnung ausgesprochen gut gefallen: Die verschiedenen Charaktere sind so facettenreich und glaubwürdig ausgearbeitet, dass der Leser sie sofort ins Herz schließt. Die einzige Ausnahme dabei ist Antagonist Manolito, der mir persönlich zu egoistisch und selbstbezogen dargestellt wurde, um noch glaubwürdig zu sein.
Franzi hat mir in der Seele leidgetan und auch wenn ich ihre besonnene, ruhige Reaktion auf die Geschehnisse nicht nachvollziehen konnte passen diese gut zum Charakter, als der sie im Folgenden beschrieben wird. So ganz konnte ich nicht verstehen, warum sie Manolito überhaupt geheiratet hat, da ich keinen Moment auch nur irgendeine Verbundenheit zwischen den beiden gespürt habe. Insgesamt hat sie manchmal zu viel Verständnis gezeigt und sich klein gemacht, war in anderen Situationen dann aber wieder taff. Wunderbar fand ich aber die Annäherung an Andi/Andromeda und wie rührend sie sich um den Hund gekümmert hat. Sie und ihre kleine Familie konnte man nur ins Herz schließen! Mein absoluter Lieblingscharakter war aber Papa Gerhard! Diese "spezielle", aber sehr liebenswerte Figur mit dem Herz am rechten Fleck war einfach wahnsinnig gut beschrieben. Mit seiner manchmal etwas unbeholfen, trotteligen Art war er sehr lebensnah dargestellt und einfach nur zum kaputt lachen!

Ich hatte eine sehr kurzweilige Lesezeit mit „Die Liebe ist ein dicker Hund“ und fand die Idee zur Story kreativ und vor allem sehr humorvoll umgesetzt! Es war für mich eine locker-leichte Lektüre zum Entspannen und Abschalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Humor
Veröffentlicht am 31.03.2021

Ein Nachahmungstäter auf Langeoog

Ostfriesenzorn
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Ermittlerin Ann Kathrin Klaasen steht vor einem neuen Rätsel: Offenbar hat es ein verrückter Mörder auf unschuldige Urlauberinnen abgesehen. Er geht dabei jedes Mal anders, aber stets sehr geplant vor, ...

Ermittlerin Ann Kathrin Klaasen steht vor einem neuen Rätsel: Offenbar hat es ein verrückter Mörder auf unschuldige Urlauberinnen abgesehen. Er geht dabei jedes Mal anders, aber stets sehr geplant vor, ein Motiv ist nicht zu erkennen und bald ist er in der Presse als der „Langeoog-Killer“ bekannt. Doch auch hier durchbricht er wieder sein Muster und verlässt die Insel bald für seine Taten. Ann Kathrin und ihr Team stehen vor einem großen Rätsel, da bietet sich Hilfe von unverhoffter Seite an: Dr. Bernhard Sommerfeldt meldet sich aus dem Gefängnis bei Ann Kathrin: Offenbar ist der Mörder sein glühender Fan und unterrichtet ihn stets als erstes von seinen Taten. Sommerfeldt bietet seine Hilfe bei der Ergreifung an, doch Ann Kathrin ist sich unsicher: Einerseits könnte die Verbindung der beiden Mörder zur Ergreifung führen und somit weitere Straftaten vermeiden. Andererseits müsste sie Sommerfeldt vertrauen, dass er die Chance nicht nutzt, um aus dem Gefängnis zu fliehen. Eine hoch moralische Frage für die Ermittlerin…

Bereits optisch sind die CD´s zu „Ostfriesenzorn“ ein echter Hingucker: Das Cover ist schlicht, versprüht aber direkt Urlaubsfeeling; hat durch die dunklen Wolken aber auch etwas Bedrohliches. Schön finde ich auch, dass die fünf Einzel-CDs alle unterschiedliche, aufeinander abgestimmte Farben haben. Das beigelegte Booklet ist hilfreich zum Einschätzen der Länge und Anzahl der einzelnen Kapitel.

Ich finde es super, aber auch sehr mutig von Autor Klaus-Peter Wolf, dass er das Hörbuch selbst einspricht und es somit zu einer Autorenlesung macht. Und genau das gibt dem Hörbuch etwas Besonderes, es lässt es sehr persönlich wirken. Ich mag Wolfs Stimme sehr, sie ist ruhig und unaufgeregt, das Zuhören macht großen Spaß. Besonders schön finde ich seine pointierte Sprechweise, besonders an humorvollen stellen. Das leichte Lispeln macht mir Klaus-Peter Wolf noch zusätzlich sympathisch, eine sehr authentische Lesung!

„Ostfriesenzorn“ ist bereits der 15. Band von Klaus-Peter Wolfs beliebten Ostfriesenkrimis und vereint dort alle aus den Vorgängern bekannten Personen mit dem Protagonisten der „Dr. Sommerfeldt“-Reihe. Da ich „Quereinsteiger“ in die Ostfriesenreihe bin, war ich zunächst etwas überfordert mit den vielen Personen, bin oft durcheinandergekommen und habe mir auch zahlreiche Zusammenhänge erst durch Hintergrundrecherche erarbeiten müssen. Ohne ein tieferes Verständnis für die Vergangenheit der Personen haben zu wollen wäre aber auch ein Einstiegt mit „Ostfriesenzorn“ relativ problemlos möglich.
Am Schreibstil des Autors hat mich insbesondere sein feinsinniger Humor, seine detailreiche durchdachte Figurenzeichnung und seine Ironie begeistert. Gefallen haben mir auch die verschiedenen Erzählstränge, die den Leser Einblicke z.B. in Dr. Sommerfeldts Leben hinter Gittern oder die verschrobenen Gedanken des Mörders gibt. Auch die Beschreibungen von Land und Leuten in und um Langeoog waren sehr atmosphärisch und haben direkt Fernweh in mir hervorgerufen. Die detaillierten Darstellungen auch real existierender Restaurants und Köstlichkeiten haben mir direkt das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, das war sehr bildlich und mitreißend geschrieben! Aber auch die Spannung und etwas leichter Grusel kamen nicht zu kurz – eine tolle Mischung!

Bereits der Beginn des Hörbuches versetzt mich direkt an die Nordsee: Ein herrliches Meeresrauschen setzt ein, bevor der Autor mit seiner Lesung beginnt. Die Geschichte wird langsam aufgebaut und sehr schnell gibt es bereits die erste Tote, der noch einige folgen sollten. Dazwischen wird es teilweise etwas langatmig, aber durch den folgenden Wechsel der Schauplätze und Perspektiven geraten diese Stellen eher in Vergessenheit. Am Fall selbst mochte ich die Ermittlungsarbeit von Ann Kathrin Klaasen und ihrem Team. Dadurch, dass alle Gedankengänge und offenen Punkte innerhalb des Teams diskutiert wurden konnte ich gut folgen mit miträtseln. Das Finale war dann noch einmal richtig aufregend, aber wenig überraschend. Leider blieb bis zum Ende offen, wer der Mörder war und warum er mit dem Morden begonnen hatte. Mit der Erklärung war ich nicht wirklich zufrieden. Schön finde ich den Cliffhanger, den Wolf für Dr. Sommerfeldt gewählt hat – das macht Hoffnung auf mehr!

Insgesamt hat mir „Ostfriesenzorn“ aber sehr gut gefallen und ich habe große Lust, wieder gemeinsam mit dem Autor an die Nordsee zu fahren und zu ermitteln – gerne auch im Rahmen einer Autorenlesung, die Klaus-Peter Wolf ganz wunderbar gelungen ist.

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Veröffentlicht am 31.03.2021

Kurzweiliger Borkum-Krimi mit überraschendem Ende

Mordseestrand
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Caro Falk lebt mit Sohn Justus und Hündin Aila seit einem Jahr auf Borkum und ist dort inzwischen richtig angekommen. Auch der Tourismus boomt auf der Nordseeinsel. Als Caro und Justus an einem sonnigen ...

Caro Falk lebt mit Sohn Justus und Hündin Aila seit einem Jahr auf Borkum und ist dort inzwischen richtig angekommen. Auch der Tourismus boomt auf der Nordseeinsel. Als Caro und Justus an einem sonnigen Tag am Strand unterwegs sind, wird ihre Aufmerksamkeit durch den schrillen Schrei eines kleinen Jungen auf dessen Sandspielzeug gelenkt: Zwischen den zu erwartenden Meeresgetier schwimmt ein menschlicher Finger! Sofort ist Hobbydetektivin Caros Spürsinn geweckt, denn sie hat eine düstere Ahnung, wem dieser gehören könnte: Einem bekannten Borkumer Naturschützer, der sich durch seinen Aktionismus bereits mächtige Feinde gemacht hat… und den Caro seit einigen Tagen bei ihren täglichen Runden mit Aila vermisst. Doch was steckt dahinter? War es ein Unglück oder Mord? Caro und Türsteher Jan Akkermann machen sich gemeinsam auf Spurensuche…

„Mordseestrand“ ist der zweite Teil der Borkum-Krimis von Emmi Johannsen rund um die Hobbyermittlerin Caro Falk. Auch ohne Band 1 „Mordseeluft“ zu kennen kommen Quereinsteiger sehr gut in die Geschehnisse und Begebenheiten vor Ort, da keinerlei Vorkenntnisse notwendig sind und die wichtigsten Personen und Hintergründe aus Band 1 nochmals kompakt dargestellt werden.

Das Cover gefällt mir gut, es weckt direkt Nordsee-Feeling bei mir und die witzige Möwe in Seemannstracht lässt noch dazu vermuten, dass es im Buch auch humorvoll zugehen wird. Durch den Eimer im Schnabel, dass einen durchstochenen Seestern zeigt, wird aber auch klar, dass es sich um einen Krimi handelt. Ebenfalls schön fand ich die Karten im Einband des Buches. Auch wenn diese einfach gehalten waren haben sie einen guten Überblick über die Insel Borkum und wichtige Schauplätze geliefert. Etwas detaillierter hätte mir die Karte allerdings noch besser gefallen, da ich des Öfteren vergeblich versucht habe mich zu orientieren und weitere im Buch erwähnte Plätze zu finden. Auch finde ich die kleine abgedruckte Möwe zu Beginn eines jeden Kapitels lustig.

Emmi Johannsens Schreibstil zeichnet sich durch eine Mischung aus beschreibend und humorvoll aus – durch ihn komme ich auf Anhieb ganz wunderbar und unkompliziert in die Geschichte hinein. Die humorvollen Dialoge und Anekdoten haben mich des Öfteren zum Schmunzeln gebracht, es gelingt der Autorin ganz wunderbar, die Situationskomik eigentlich alltäglicher Geschehnisse aufzubereiten. Des Weiteren schreibt Emmi Johannsen wahnsinnig atmosphärisch! Das Inselfeeling auf Borkum, seine Menschen und die dortige Natur werden sehr anschaulich dargestellt, ich hatte jede Menge Bilder vor Augen und konnte die salzige Luft quasi schmecken – eine tolle gedankliche Reise, zu der die Autorin ihre Leser hier einlädt! Interessant fand ich auch die kursiv geschriebenen kurzen Kapitel, welche die Gedanken des Täters darstellen. Die Texte sind sehr mysteriös und bis zum Ende nicht zuordenbar – und wecken somit noch mehr meine Neugier.

Mit einem solchen Text beginnt das Buch und sagt somit das Unglück bereits voraus. Im Folgenden lässt sich dieses allerding noch nicht erahnen, da zunächst Caro und ihr Leben auf Borkum eingeführt werden. Die Autorin hat mir somit ein langsames, entspanntes Ankommen auf der Insel ermöglicht, so dass ich bereits gedanklich voll auf Caro eingestellt war, bevor der Finger gefunden und somit auch die eigentliche Krimihandlung in Gang gesetzt wurde. Der Plot ist sehr geschickt durchdacht und ich bin regelrecht durch die Seiten geflogen, um herauszufinden, wer hinter dem Mord steckt. Das Ende hat mich dann komplett überrascht, es war unvorhersehbar, kreativ und sehr geschickt eingefädelt. Permanent habe ich mitgerätselt und verdächtigt, aber auf diese Lösung des Falls bin ich nicht gekommen – große Klasse! Die Autorin hat es somit geschafft, auch ohne großes Blutvergießen meine volle Aufmerksamkeit zu fesseln. Toll fand ich auch, dass das aktuelle Thema des Naturschutzes so intensiv, aber ohne erhobenen Zeigefinger behandelt wurde. Den Drogenfund hätte es meiner Meinung nach nicht unbedingt gebraucht, aber das war wohl Teil der Verwirrungstaktik der Autorin. Auch war für mich einige Male nicht nachvollziehbar, warum sich Caro nicht an die Polizei wendet.

Sehr gut gefallen hat mir auch die liebevolle und gut durchdachte Figurenzeichnung. Jede der eingeführten Figuren, inklusive Hündin Aila, war individuell und authentisch konstruiert. Caro, Justus, Hinnerk und Aila sind mir sofort ans Herz gewachsen, sie sind total liebenswert. Caro ist zwar an manchen Stellen etwas blauäugig, aber diese Ecken und Kanten machen sie auch so nahbar. Ich liebe ihre inneren Dialoge und ihre unkonventionelle Ermittlungsarbeit. Gerne hätte ich noch mehr über Jan erfahren, aber er bleibt wohl bewusst für die Folgebände noch etwas geheimnisvoll.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, es ist ein handwerklich toll gemachter Cosy-Crime mit toller Nordsee-Atmosphäre und viel Humor. Es wird alles geboten, was einen guten Krimi ausmacht: Jede Menge Verdächtige, noch mehr falsche Fährten und am Ende eine absolut überraschende Auflösung. Das Ende hat mich zufrieden, aber auch ein bisschen traurig das Buch zuklappen lassen. Ich freue mich auf weitere Bände mit Hobbydetektivin Caro Falk.

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Veröffentlicht am 29.03.2021

Gelungene Mischung aus „Let´s Dance“ und dem „Bachelor“ – nur besser!

Winter Wonder Dance
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Marlene ist geschockt: Ihr Freund Craig macht ihr mitten im Hawaii-Urlaub einen Heiratsantrag – und alles in ihr schreit: NEIN! Völlig verwirrt reist sie ab und heult sich bei ihrer verrückten besten Freundin ...

Marlene ist geschockt: Ihr Freund Craig macht ihr mitten im Hawaii-Urlaub einen Heiratsantrag – und alles in ihr schreit: NEIN! Völlig verwirrt reist sie ab und heult sich bei ihrer verrückten besten Freundin Cily aus. Wie üblich hat Cily bereits die perfekte Ablenkung für Marlene parat und überredet sie dazu, Anmeldungsformulare auszufüllen. Schnell merkt Marlene jedoch, dass es sich dabei nicht um den Singletanzkurs handelt, von dem sie implizit ausgegangen ist – nein, vielmehr hat Cily die beiden zum Casting für das neue innovative Showformat „Winter Wonder Dance“ der berühmten Senders „Startstime Entertainment“ und somit zu DER Show des Jahres angemeldet! Schneller als sie sich versieht befindet sich Marlene mitten im TV-Dschungel, bestehend aus Intrigen, Zusammenschnitten, Möchtegern-Stars und Bekanntheit… und entwickelt tatsächlich, wie in „Winter Wonder Dance“ beabsichtigt, Gefühle für ihren berühmten Tanzpartner. Doch was ist echt, was ist falsch in der Glitzerwelt des Entertainments?!

„Winter Wonder Dance“ ist der Auftakt einer neuen gleichnamigen Buchreihe der sympathischen Autorin Minny Baker rund um die Themen Tanzen, TV-Shows und die Suche nach der großen Liebe. Bereits das Cover lädt zum Träumen ein, es ist in all seiner Schlichtheit doch herausstechend und sehr kunstvoll gestaltet und erinnert mich an den Blick von einer Bühne in viele entgegenleuchtende Lichter. Ein sehr ansprechendes Cover, das mir sehr gut gefällt.

Minnys Schreibstil ist ebenfalls toll, ihr gelingt es ganz wunderbar Atmosphären und Stimmungen zu erschaffen, ebenso wie nachvollziehbare Emotionen heraufzubeschwören. Insbesondere die Augenblicke auf der Bühne während der TV-Shows von „Winter Wonder Dance“ sind so eindrücklich beschrieben, dass ich richtig das Gefühl hatte, im Publikum zu sitzen und die nervöse Marlene anzufeuern. Durch Minnys locker-leichten Schreibstil fliegen die Seiten nur so dahin und ich habe das Buch nach wenigen Tagen mit einem breiten, zufriedenen Grinsen zugeklappt.

Ich fand es sehr interessant, dass das Buch aus zwei Perspektiven geschrieben ist: Der Sicht der Teilnehmer der Show, wie z.B. Marlene, und die „Backstage-Sicht“, die der Macher von Starstime Entertainment. So hat sich uns Lesern nicht nur die Geschichte erzählt, sondern wir haben auch die Hintergründe zum Konzept, die Entstehung der Show sowie die Planungen und Überlegungen, die agenturseitig im Vorhinein einer großen TV-Show stattfinden, kennengelernt. Auch die eingeschobenen Ankündigungen des Senders zum Tanzspektakel haben die Vorfreude angeschürt und den Lesefluss aufgelockert. Am Ende des Buches findet sich noch eine passende Playlist sowie ein Personenverzeichnis, zu dem ich einige Male dankbar geblättert habe, da man aufgrund der Vielzahl handelnder Personen hier schon einmal durcheinander geraten kann. Ich habe zugegebenermaßen etwas gebraucht, bis ich alle Charaktere zuordnen konnte.

Die Idee hinter der Geschichte gefällt mir ebenfalls gut: Die verwirrte Marlene findet sich unverhofft in einer Mischung aus Tanz- und Datingshow wieder. Dabei waren das Konzept sowie die Teilnehmer der Show detailliert durchdacht und somit absolut glaubwürdig. „Winter Wonder Dance“ kam mir vor, wie eine Mischung aus den bekannten TV-Formaten „Let´s Dance“ und „Der Bachelor“, nur dass hier mehr Wert auf Seriosität gelegt wurde. Ehrlich gesagt würde ich mich sehr über eine derartige TV-Show freuen, da ich sie von der Idee her so viel besser finde als die beiden genannten! Insofern habe ich auch Marlene und Cily mit großem Spaß durch den Casting- und TV-Dschungel begleiten, im Training mit ihnen mitgelitten, mich mitverliebt und während der Shows gezittert. Die Hintergründe einer TV-Show werden sehr realitätsnah dargestellt, ich kann mir gut vorstellen, dass dies auch in der Realität so abläuft. Dementsprechend wurden nicht nur die heile Glitzerwelt, sondern auch die Schattenseiten des Ruhms authentisch dargestellt. Das Ende des Buches war zwar vorhersehbar, aber genau das Happy End, das ich mir für Marlene gewünscht habe.

Marlene als Protagonistin ist mir direkt ans Herz gewachsen! So richtig hat sie ihren Platz im Leben noch nicht gefunden, sei es beruflich oder in der Liebe. Chapeau dafür, dass sie das Selbstbewusstsein hatte, Craigs Antrag abzulehnen! Insgesamt kann ich mich mit ihrem Denken und Handeln absolut identifizieren und mir selbst würde es genauso gehen wie ihr.
Toll finde ich auch Cily, die mich mit ihrer aufgedrehten, übermotivierten Art verzaubert hat. Schön, dass auch sie in einen Nebenstrang der Handlung ihr Glück findet.
Hinsichtlich der Show sind sämtliche Klischees an Personen bedient – aber das macht ja eine gute TV-Show auch aus. Ein paar Personen weniger wären mir ganz recht gewesen, da ich teilweise doch etwas überfordert war und viele nur nebensächliche Kurzauftritte hatten.
Leider bin ich auch bis zum Ende nicht 100%ig mit ihrem Marcus warm geworden, irgendwie konnte ich nicht so richtig nachvollziehen, wann und wo und wie sich bei ihm Gefühle entwickelt haben. Irgendwie hat mir unsere Kennenlernzeit nicht ausgereicht, um mich von ihm zu überzeugen – aber das darf er gerne in Band 2 nachholen.

Insgesamt fand ich „Winter Wonder Dance“ ein herrlich winterliches und romantisches Buch, das atmosphärisch und in tollem Schreibstil verfasst wurde. Mir persönlich ist das Tanzen leider etwas zu kurz gekommen, aber das Dilemma und die Liebesgeschichte rund um Marlene wurde authentisch und nachvollziehbar beschrieben. Ich habe die Lesezeit sehr genossen und freue mich heute schon auf „Staffel“ 2 und das Wiedersehen mit den sympathischen Mädels, die mir sehr ans Herz gewachsen sind.

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