Profilbild von Wacaha

Wacaha

Lesejury Star
offline

Wacaha ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Wacaha über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.03.2021

Romantik, Spannung und ganz viel Frankreich-Flair

Deadly Rendezvous – Süßer Kuss der Gefahr
0

Lara ist im siebten Himmel: Vor kurzem hat die Hobbymalerin ein Portrait des berühmten Filmstars Brice Montaigneux angefertigt und im Internet veröffentlich, da meldet sich tatsächlich die Agentur des ...

Lara ist im siebten Himmel: Vor kurzem hat die Hobbymalerin ein Portrait des berühmten Filmstars Brice Montaigneux angefertigt und im Internet veröffentlich, da meldet sich tatsächlich die Agentur des Schauspielers bei ihr. Laras Idol ist begeistert von dem Portrait und möchte die Künstlerin gerne kennenlernen! Voller Vorfreude und Aufregung macht sich Lara auf den Weg nach Bordeaux. Als sie Brice gegenübersteht knistert es sofort zwischen den beiden und letztendlich nimmt die ungebundene Lara sofort an, als Brice ihr einen Job anbietet. Die beiden kommen sich näher doch bald wird die aufkeimende Beziehung erschüttert: Lara entdeckt in Brices Arbeitszimmer einen Brief, der ihn belastet. Denn vor einigen Jahren war der Schauspieler Hauptverdächtiger in einem Mordfall, wurde aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Kann Lara ihm wirklich vertrauen oder begibt sie sich durch ihre Romanze sogar in Gefahr?

Wo mich der dreisprachige, kitschige und etwas umständlich lange Titel des Buches zunächst etwas abgeschreckt hat, konnte mich das Cover aber letztendlich doch zum Lesen animieren: Ein attraktiver älterer Mann, der gut zur Beschreibung des Protagonisten passt vor der düsteren Landschaft Südfrankreichs. Besonders gut finde ich, dass es hier auch einmal ein älterer Mann mit grauen Haaren aufs Cover schafft und nicht wie üblich jugendliche Sixpack-Boys. Das Cover wirkt so erwachsen und durch die dunklen Wolken geheimnisvoll und gefährlich.

Sabines Strick Schreibstil gefällt mir ebenfalls sehr gut. Durch die Perspektivwechsel zwischen Lara und Brice erhält der Leser gute Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt beider Protagonisten. Insbesondere Brice Rückblicke in die Vergangenheit lassen mich Verständnis für ihn entwickeln, wie er so geworden ist, wie er im gegenwärtigen Erzählstrang dargestellt wird.
Die Geschichte an sich beginnt mitten im Geschehen und schreitet auch insgesamt flott voran. Zunächst fokussiert sich das Buch auf die beginnende Liebesgeschichte zwischen den Protagonisten, durch geschickt eingestreute, kleine Details wird aber bereits deutlich, dass etwas Negatives aufzieht. Im Folgenden rücken die düsteren Geschehnisse der Vergangenheit immer mehr in den Fokus und aus der gefühlvollen Lovestory wird immer mehr ein spannender Actionroman, der in einem dramatischen Showdown endet. Dieser war zwar in Teilen vorhersehbar, aber das hat der Spannung keinen Abbruch getan. Was mir gut gefallen hat ist die vernünftige und erwachsene Art und Weise, mit der Brice und Lara sich annähern. Sie gehen wertschätzend miteinander um, auch wenn Laras launische und Brice machohafte Art den jeweils anderen (und zugegeben auch mich als Leser) manchmal etwas auf die Nerven gehen. Was es aber in Romanen viel zu selten gibt ist die ehrliche Kommunikation zwischen den beiden, so dass kein künstliches Drama aufgrund von Missverständnissen entsteht. Schön, einen Roman mit erwachsenen Protagonisten über 50 zu lesen, die sich auch entsprechend verhalten!

Insgesamt ist „Deadly Rendezvous – Süßer Kuss der Gefahr“ eine wunderbare Mischung aus emotionaler Liebesgeschichte und spannendem Actionroman, der noch zusätzlich durch die wunderbar bildhaften Beschreibungen der Landschaft und Örtlichkeiten Südfrankreichs besticht und somit absolut lesenswert ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.03.2021

Ein würdiger Abschluss für die Jungs der Special Unit Serpent

Special Unit Serpent – Dunkle Leidenschaft
0

Kona ist das jüngste Mitglied der Special Unit Serpent und das Computergenie der Gruppe. Es belastet ihn zunehmend, dass ihre kriminelle Zielperson Jace Serpent immer noch auf freiem Fuß ist und wird zunehmend ...

Kona ist das jüngste Mitglied der Special Unit Serpent und das Computergenie der Gruppe. Es belastet ihn zunehmend, dass ihre kriminelle Zielperson Jace Serpent immer noch auf freiem Fuß ist und wird zunehmend von Schuldgefühlen gequält, dass dies nicht der Fall wäre, wenn er in der Vergangenheit schneller kombiniert hätte. Nichtsdestotrotz genießt er über das Berufliche hinaus die Freundschaft zu den anderen Mitgliedern der Special Unit und freut sich deshalb sehr, dass sein Freund Killian seine große Liebe Riley heiraten möchte – noch dazu auf Hawaii, Konas Heimatstaat. Mit eingeladen ist auch Michaela, eine gemeinsame Freundin. Dass Michaela für Kona sehr viel mehr ist als nur eine Freundin wollte er sich bisher noch nicht eingestehen, doch auf Hawaii möchte er ihr seine Gefühle gestehen. Doch auf Hawaii wird Kona nicht nur mit seiner Vergangenheit konfrontiert, sondern auch wieder mit Jace Serpent, der die Versammlung der Special Unit zu seinen Zwecken ausnutzen möchte – der Showdown beginnt.

„Special Unit Serpent – Dunkle Leidenschaft“ ist der dritte Band der ebook-Reihe von Nina Bellem rund um die Jungs der Special Unit, von denen jedes Mal ein anderes Mitglied im Fokus steht. Da ich bereits den ersten Band der Reihe gelesen habe, waren mir die Hintergründe, die Personen und somit auch Kona bereits bekannt und ich habe mich sehr über das Wiedersehen gefreut. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass das Buch für einen „Quereinsteiger“ ohne Kenntnis der Vorbände etwas schwer verständlich sein könnte, da relativ wenig zur Unit, ihrem Ziel und Auftrag erläutert wird.

Das Cover zeigt passend zu den Vorbänden wieder den durchtrainierten Oberkörper eines attraktiven Mannes. Der angekündigte Schauplatz auf Hawaii erklärt wohl auch den Vulkan auf dem Titel, der allerdings im Buch selbst keine Rolle spielt. Da aber der guttrainierte Männer mehr im Fokus des Titelblatts steht, ist der Vulkan aber zweitrangig und das Cover insgesamt gelungen.

Nina Bellems Schreibstil ist wie bereits bekannt auch im dritten Band ihrer Reihe anschaulich, flüssig zu lesen und humorvoll. Auch Gefühle werden gut transportiert und das Prickeln zwischen Kona und Michaela spürbar. Ihre wohl dosierte erotische Szene war prickelnd, aber nicht übertrieben detailliert geschildert. Gut gefallen hat mir hier aber auch die Beschreibung des freundschaftlichen Bandes der Mitglieder untereinander. Die spannenden Seiten des Buches hingegen haben mich gefesselt, sie waren actionreich und aufregend beschrieben und ich konnte den E-Book-Reader nicht aus der Hand legen, bis ich erfahren habe wie die spannenden Szenen ausgehen.

Insgesamt kann man das Buch in zwei Teile spalten: Im ersten geht es um die Beziehungen der Freunde untereinander und insbesondere um das Verhältnis von Kona und Michaela. Die zweite Hälfte war die spannungsgeladene, in der sich die Ereignisse überschlagen haben, es die ein oder andere Überraschung gab sowie den Showdown mit einem alten Bekannten. Dieser hat mich zugegebenermaßen etwas enttäuscht, da ich mir ein etwas spektakuläreres Ende gewünscht hätte.

Trotzdem war „Special Unit Serpent – Dunkle Leidenschaft“ ein Buch, dass ich sehr schnell und sehr gerne durchgelesen habe und ein würdiger Abschluss dieser grandiosen Reihe. Die Figuren waren in all ihren unterschiedlichen Facetten authentisch beschrieben und ich finde es sehr schade, mich nun von dieser liebgewonnenen Truppe verabschieden zu müssen. Auch Band 3 war wieder eine gelungene Mischung aus Liebes- und Actionroman voller Emotionen und Spannung.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
  • Spannung
Veröffentlicht am 27.02.2021

Im Rhythmus der Gezeiten

Die vier Gezeiten
2

Adda Kießlings Familie gehört zur kleinen Nordseeinsel Juist wie die Gezeiten – bereits ihre Mutter Johanne ist auf der Insel aufgewachsen und das Familienhotel „De Tiden“ ist das größte und schönste der ...

Adda Kießlings Familie gehört zur kleinen Nordseeinsel Juist wie die Gezeiten – bereits ihre Mutter Johanne ist auf der Insel aufgewachsen und das Familienhotel „De Tiden“ ist das größte und schönste der Insel. Addas Mann Eduard soll nun das Bundesverdienstkreuz aufgrund seiner Bemühungen für den Schutz des Nationalparks Wattenmeer verliehen bekommen und das setzt den Patriarch mächtig unter Druck. Mitten in die Generalprobe dieses wichtigen Ereignisses platzt eine junge Frau, die Adda wie aus dem Gesicht geschnitten ist: Helen kommt aus Neuseeland und behauptet, mit den Kießlings verwandt zu sein. Als Beweis legt sie ein Foto vor, dass Adda zeigt und behauptet, dies wäre das einzige, was ihre Adoptiveltern von ihrer leiblichen Familie wüssten. Die Familie ist schockiert, weder Adda noch eine ihrer Töchter kann sich Helens Existenz erklären. Doch Adda möchte Helen helfen und beginnt mit ihr gemeinsam in der Vergangenheit zu forschen. Dass dabei längst vergessene Familiengeheimnisse ans Licht kommen, die alles bisher geglaubte verändern, kann Adda zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.

Das Cover zu „Die vier Gezeiten“ finde ich wunderschön! In seiner scheinbaren Schlichtheit wirkt es aufgrund der Farben und des rätselhaften Motives der jungen Frau vollbekleidet im Wasser sofort rätselhaft und interessant - ein Buchcover, das direkt neugierig macht! Auch der Titel lädt zum Spekulieren ein, er verweist bereits auf Ebbe und Flut im Wattenmeer und führt den Leser somit direkt ins Setting ein. Warum von vier Gezeiten gesprochen wird erscheint zunächst mysteriös, klärt sich aber im Laufe des Romans auf stimmige Art und Weise auf.

Das Buch startet bereits rätselhaft mit einem Tagebucheintrag, der direkt auf das Motiv des Covers verweist und bereits Trauriges erahnen lässt. Anschließend macht die Handlung macht einen Sprung in die Gegenwart und wir lernen Protagonistin Adda und ihre Familie kennen. Aufgrund des erzählenden Schreibstils der Autorin können die Personen gut voneinander unterschieden werden, auch wenn der Großteil gleichzeitig eingeführt wird. Insgesamt ist das Buch sehr vielfältig geschrieben, sei es durch häufige Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Rückblenden und den Tagebucheinträgen. Nach dem originellen Eintrag zu Beginn des Buches war ich überrascht, diese Erzählform ca. zur Hälfte plötzlich wieder zu finden, wobei es sich dann aber nur noch um Erzählungen aus Wandas Vergangenheit handelt, welche teilweise lediglich aus trivialen Alltagsbeschreibungen einer Jugendlichen bestanden. Auch wechselt die Zeitform von Präteritum in Präsenz, wenn es um Addas Vergangenheit geht, was ich leider nicht richtig verstanden und eher als irritierend empfunden habe. Sowieso springt die Handlung ständig zwischen verschiedenen Zeiten und Personen hin und her, was vom Leser eine erhöhte Aufmerksamkeit fordert. Der häufige Wechsel macht es ihm teilweise schwer, das Geschehen einzuordnen und zu verstehen. Anstrengend waren die vielen Wiederholungen und Introspektionen der Figuren sowie viele Allgemeinplätze. Das hat dazu geführt, dass mir das Erzähltempo zu langsam wurde, sich das Buch an manchen Stellen gezogen hat und somit etwas langatmig wurde. Lediglich im letzten Viertel überschlagen sich die Ereignisse regelrecht und gefühlt werden alle Geheimnisse auf einmal aufgeklärt, was dann auf den wenigen Seiten wieder überfrachtet gewirkt hat. Eine ausgewogenere Verteilung der Geschehnisse wäre hier angenehmer gewesen.

Schön hingegen war der plattdeutsche Dialekt, der in manche Dialoge eingebunden wurde und sehr passend zum norddeutschen Flair passte. Sowieso haben mir das Lokalkolorit und die anschaulichen Beschreibungen der Insel Juist sowie der Wattenmeerregion wahnsinnig gut gefallen. Anne Prettin hat sowohl geschichtliche Informationen der Insel und des Naturparks geschickt eingebaut, als auch das nordische Flair rund um Land und Leute so gut eingefangen, dass der Leser regelrecht den Schlick zwischen den Füßen und den Wind im Haar spüren konnte. Insgesamt ist die Insel Juist ein tolles Setting und versetzt mich direkt in Urlaubsstimmung.

Inhaltlich war die Geschichte rund um die Frauen der Familie Kießling zunächst interessant und die vielen Familiengeheimnisse haben mich zum Rätseln eingeladen. Die Beziehungen der Personen zueinander sind verworren, egal ob in der Vergangenheit oder Gegenwart. Nach und nach kommen immer mehr dunkle Geheimnisse ans Licht, die häufig auch einfach hausgemacht sind und durch weniger Lügen und mehr Kommunikation vermeidbar gewesen wären. Menschlich ist vieles nicht nachvollziehbar. Schnell wird die Geschichte aufgrund der Vielzahl an Schicksalen überladen – schade, weniger Handlungsstränge wären hier angenehmer gewesen. Ich fühlte mich vor Familiengeheimnissen regelrecht überschüttet und fand es schade, dass Helen als Auslöser irgendwann fast in Vergessenheit geriet. Auch sind einige Entwicklungen etwas zu vorhersehbar und entsprechen sehr den gängigen Klischees. Es gibt viel Drama um die immer gleichen Themen, jede Generation wird mit derselben (unwahrscheinlichen) Situation konfrontiert. Gerade das Thema der ungewollten Schwangerschaft kommt mir sehr konstruiert vor. Insgesamt kommt es mir so vor, als ob das Buch einfach viel zu viel will: Familiengeheimnisse und tragische Figuren in jeder Generation, Lügen und Verheimlichungen, unglückliche Liebe und dann noch zahlreiche übergeordnete Themen wie Umweltschutz, Lokalpolitik, Judenverfolgung und Alltag zur NS-Zeit… das war mir alles etwas zu viel.

Auch konnten mich die Protagonisten des Buches nicht wirklich überzeugen. Ich konnte ihre Denk-und Handlungsweisen nicht nachvollziehen und wirklich sympathisch war mir auch niemand. Adda ist an sich der Ruhepol, der die Familie zusammenhalten möchte. Dabei bleibt sie aber sehr passiv was ihre persönlichen Wünsche angeht und handelt häufig sehr widersprüchlich. Sie teilt ihr Schicksal mit ihrer Mutter Johanne, die in ihren Rückerinnerungen eine nette junge Frau ist, aber unbegründet in ihrer weiteren Entwicklung zu einer harten, kalten, egoistischen Person wird. Vermutlich meint sie es nur gut, aber ihre Motive sind nicht nachvollziehbar. Ihrem Sohn und der Enkelin gegenüber ist sie sehr liebevoll, Adda behandelt sie streng und unnahbar. Das lässt die Figur für mich sehr unstimmig und wenig authentisch wirken. Auch die drei Töchter sind sehr klischeehaft gezeichnet und bleiben insgesamt sehr blass am Rande der Geschichte. Patriarch Eduard ist ebenfalls wie Familie Heinsen ein lebendes Klischee. Lediglich für die eher kurz erwähnten Nebenfiguren wie Okke, Onno und Helen konnte ich Sympathie entwickeln.

Insgesamt habe ich das Buch gerne gelesen und es trotz oben genannter Kritikpunkte als unterhaltsam empfunden. Allerdings gab es schon sehr viele Zufälle und widersprüchliche Charaktere, die es unglaubwürdig gemacht haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Story
Veröffentlicht am 23.02.2021

Montalbano dreht am Karussell

Das Karussell der Verwechslungen
1

Eigentlich möchte Commissario Salvo Montalbano nur das tun, womit er am liebsten seine Zeit verbringt: Die Sonne Italiens genießen, in seiner Lieblingstrattoria lecker speisen und Hafenspaziergänge unternehmen. ...

Eigentlich möchte Commissario Salvo Montalbano nur das tun, womit er am liebsten seine Zeit verbringt: Die Sonne Italiens genießen, in seiner Lieblingstrattoria lecker speisen und Hafenspaziergänge unternehmen. Doch leider geschehen in seinem Küstenort Vigàta ungereimte Dinge: Zwei junge Frauen werden überfallen, betäubt – und nach kurzer Zeit wieder frei gelassen. Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass beide in einer Bank arbeiten. Zeitgleich verschwindet ein lokales Pärchen kurz nach der Rückkehr aus dem Urlaub, das Geschäft des Mannes geht in Flammen auf. Stehen die beiden Fälle in einem Zusammenhang oder soll eines über das andere hinwegtäuschen? Montalbano und sein Team müssen sich durch einen undurchsichtigen Dschungel an Täuschungen und Verwechslungen hindurchschlagen, bis sie endlich Klarheit erlangen.

Bereits das Cover zum Hörbuch ist absolut gelungen, es strahlt nur so vor Urlaubslaune und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Die leeren Liegen an der Strandpromenade laden den Hörer regelreche ein, sich darauf zu setzen und das Hörbuch zu genießen! Das ist Italien-Flair pur! Gut finde ich auch, dass das Cover lediglich eine Stimmung vermittelt, aber noch nichts über den Fall oder gar das Krimigenre aussagt – so bliebt der Hörer neugierig und freut sich einfach über das Urlaubsgefühl. Des Weiteren liebe ich den kunstvollen Titel! „Das Karussell der Verwechslungen“ lässt auf einen undurchsichtigen Kriminalfall hoffen, in dem nichts so ist, wie es zunächst scheint und in dem der Hörer gemeinsam mit dem Commissario rätseln und ermitteln kann.

„Das Karussell der Verwechslungen“ ist bereits der 23. Band des italienischen Autors Andrea Camilleri aus seiner Reihe rund um Commissario Montalbano und sein Team. Leider ist Camilleri vor zwei Jahren von uns gegangen und hat vorher noch verfügt, dass dieses Werk erst nach seinem Tod veröffentlicht werden darf. Insofern habe ich das Buch auch mit einer gewissen Ehrfurcht gehört. Dass Camilleri ein Profi-Autor war merkt man deutlich an seinem strukturierten Plot und der ausgereiften Sprache, Ereignisse wie Details werden sehr anschaulich beschrieben, so dass beim Hören direkt Bilder vor meinen Augen entstehen. Insbesondere schafft es Andrea Camilleri durch seine anschaulichen Beschreibungen von Landschaft, Menschen und Kulinarik wie kein anderer, die Sehnsucht nach Italien zu wecken – ganz großes Kino!

Auch der Sprecher des Hörbuchs Bodo Wolf macht einen wirklich tollen Job! Er schafft es, mich komplett in die Geschichte hineinzuziehen! Seine Stimme hat eine angenehme Tonlage, die gut zur Geschichte passt, das Sprechtempo ist angenehm und die Betonungen an den richtigen Stellen. So schafft er es auch, an den richtigen Stellen Spannung aufkommen zu lassen und mich emotional mitzunehmen. Verschiedenen Charakteren haucht er passend Leben ein, lediglich Catarella habe ich als etwas nervtötend empfunden, was aber auch in der Figur an sich begründet liegt und somit auch wieder stimmig ist. Auf jeden Fall schafft es Bodo Wolf, ein italienisches Lebensgefühl zu vermitteln, was nur durch die schöne, passende Musik unterstrichen wird, die sowohl zu Anfang, als auch an wichtigen Stellen des Buches eingespielt wird. Insbesondere der Einstieg ins Hörbuch gelingt so mühelos und macht sofort Lust auf den Inhalt.

Montalbano hat in seinem letzten Fall mit allerlei Verwechslungen zu tun, die mal deutlicher, mal subtiler dargestellt werden. Bereits in den ersten Minuten dreht sich das „Karussell der Verwechslungen“ und zieht sich als Leitmotiv durch den kompletten Fall. Was gemächlich beginnt nimmt im weiteren Verlauf zunehmend an Tempo und Spannung zu, es geschehen zahlreichenverwirrende Ereignissen, bis am Ende der große Showdown kommt. Dieser war für mich an dieser Stelle zwar nicht mehr sonderlich überraschend, aber gut gelöst. Als Hörer wurde ich permanent dazu angeregt, gemeinsam mit Montalbano und seinem Team zu ermitteln, Spuren auszuwerten und über Motive und Verdächtige zu rätseln – es hat sich angefühlt, als wäre ich in Echtzeit live dabei! Außerdem musste ich mehr als einmal über Montalbanos Marotten und seinen Wortwitz schmunzeln.

Sowieso ist Commissario Montalbano einfach einzigartig! Er hat seine eigene, spezielle Art zu Ermitteln und Zeugen zu verhören. Seine Rückschlüsse lassen sich gut nachvollziehen und ich finde es toll, dass wir Hörer seine Gedankengänge nachvollziehen und somit mit ihm mit ermitteln können. Gut gefällt mir an seiner Befragungstaktik, dass er den Menschen prinzipiell wertschätzend begegnet und niemanden bloßstellt. Auch wird er als individueller, manchmal etwas brummeliger aber trotzdem liebenswerter Charakter dargestellt. Er lässt sich nichts vorschreiben und liebt es, wenn alles seinen routinierten Gang geht – ein sehr authentischer Sympathieträger.

Das einzige Manko am Hörbuch – welches im geschriebenen Buch so wohl nicht aufgetaucht wäre – war die Vielzahl an Namen. Die italienischen Namen der Personen klingen in meinen Ohren zwar alle schön und fremdländisch, aber so wurde es mir zusätzlich erschwert, sie auseinander zu halten. Ich hatte wirklich Schwierigkeiten, die vielen handelnden Personen und Zugehörigkeiten sortiert zu bekommen, was mich öfters aus dem Fluss gebracht hat, da ich am Grübeln war, um welche Person es sich nochmal gehandelt hat.

Zusammenfassend hat mir das Hörbuch zum " Karussell der Verwechslungen" ausnehmend gut gefallen, was auch ganz besonders an der Interpretation durch Bodo Wolf gelegen hat. Lediglich die Personen auseinanderzuhalten hat sich als schwierig erwiesen. Das Buch vermittelt das perfekte Italien-Flair, steigert langsam den Spannungsbogen, wirkt durchdacht und hat mich insgesamt ganz wunderbar unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Sprecher
  • Spannung
  • Cover
Veröffentlicht am 10.02.2021

Kreativer Podcast-Thriller

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden
0

Elle Castillo ist Minnesotas beliebteste Podcasterin. Denn Elle hat sich dem „True Crime“-Genre verschrieben und rollt als private Ermittlerin scheinbar abgeschlossene Kriminalfälle wieder auf. Dabei geht ...

Elle Castillo ist Minnesotas beliebteste Podcasterin. Denn Elle hat sich dem „True Crime“-Genre verschrieben und rollt als private Ermittlerin scheinbar abgeschlossene Kriminalfälle wieder auf. Dabei geht es ihr nur um eines: Sie möchte Gerechtigkeit für die Opfer nie aufgeklärter Verbrechen. In der neuesten Staffel ihres Podcast widmet sie sich keinem geringeren als dem spektakulärsten Fall der Polizeigeschichte des Bundesstaates: Dem des sogenannten „Countdown-Killers“. Dieser tötete seine Opfer auf perfide, zahlenbasierte Art und Weise nach seinem ganz eigenen „Countdown“. Lange Zeit versetzte er Minnesota in Angst und Schrecken, dann konnte eines seiner Opfer fliehen und die Serie brach ab. Eine verbrannte Männerleiche wurde am Tatort gefunden und für die Öffentlichkeit war klar: Der Countdown-Killer ist tot. Doch Elle glaubt nicht daran und fängt an, die alten Spuren neu zu beleuchten. Da wird wieder eine junge Frau entführt, das Muster passt zum damaligen Vorgehen. Hat Elle den Mörder wieder aufgescheucht oder einen Trittbrettfahrer heraufbeschworen? Bevor sie diese Frage beantworten kann, wird der Fall persönlich…

Spannung pur! „Der Countdown-Killer“ ist ein absolut gelungener Thriller, der mich als Leser absolut fasziniert und gefesselt hat. Die Mischung aus verschiedenen Stilelementen fand ich wahnsinnig kreativ und hat mir großen Spaß gemacht, es wird zwischen Elles Podcast, unveröffentlichten Entwürfen und Interviews dazu, eigenen Gedankenmonologen und der eigentlich erzählten Handlung abgewechselt. Schade nur, dass nicht alle Folgen des Podcasts im Ganzen abgedruckt wurden, ich war dann doch etwas überrascht und enttäuscht, dass nach Folge 6 plötzlich Folge 11 kam und in letzterer nur kurz zusammengefasst wurde, was an Themen in den Zwischenfolgen behandelt wurden. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und auch die Aufteilung in vier große Abschnitte war stimmig und passend.

Eine tolle Aktion fand ich auch den begleitenden Crime-Hörspiel-Podcast des Fischer-Verlags, der unkompliziert über den abgedruckten QR-Code aufgerufen werden kann. Eine super Idee, man konnte den Podcast im Buch quasi „live“ mithören, was das Gelesene noch eindrücklicher gemacht hat. Eine tolle Aktion!

Der Fall des Countdown-Killers wurde sehr spannend geschildert, Elles Nachforschungen und Erkenntnisse wurden authentisch und nachvollziehbar dargestellt und der Leser konnte gemeinsam mit ihr Rätseln und dem Killer auf die Spur kommen. Dabei gab es einige Überraschungen und unvorhergesehene Wendungen, die mir gut gefallen haben. Elle als Protagonistin war mir sehr sympathisch, ich habe ihre Einstellung und ihren Enthusiasmus sehr bewundert – auch bereits bevor ich ihre Hintergründe kannte. Je weiter die Geschichte voranschritt, umso mehr hat sie mich allerdings genervt: Ihre Handlungen waren teilweise impulsiv und egoistisch, sie hat wenig Rücksicht auf ihr liebevolles Umfeld genommen (Martín ist so ein toller Mann!) und sich immer und immer wieder im Kreis gedreht. Das ließ sie zuweilen labil und hysterisch wirken und sie hat des Öfteren die Grenzen ihrer Befugnis überschritten und somit gegen ihre eigenen Grundsätze verstoßen. Überrascht war ich, dass plötzlich mitten im Buch die Perspektive und Zeitebene gewechselt hat, was den Leser die Hintergründe des Täters hat verstehen lassen. Das hat mich kurz irritiert, war aber durchaus notwendig zum vollständigen Verständnis der Täterhandlungen. Dementsprechend habe ich die Auflösung des Falles als stimmig und absolut rund wahrgenommen. Auch das Cover – das ich zunächst einfach nur hübsch und ansprechend fand – macht nach der Lektüre absolut Sinn und ist somit sehr passend für das Buch.

Insgesamt hatte ich eine tolle, abwechslungsreiche Lesezeit mit diesem kreativen Podcast-Thriller und würde das Buch jedem empfehlen, der Spaß am Mix verschiedener Stilelemente hat und gerne gemeinsam mit einer authentischen und größtenteils sympathischen Protagonistin auf Verbrecherjagd gehen möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere