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Veröffentlicht am 01.05.2023

Authentische Einblicke ins moderne Detroit

Der gekaufte Tod
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Ex-Cop August Snow zieht es in seine Heimatstadt Detroit zurück, um dort ein neues Leben zu beginnen. Doch er ist dort nicht vergessen worden, sei es von Freund oder Feind. Auch nicht vergessen ist sein ...

Ex-Cop August Snow zieht es in seine Heimatstadt Detroit zurück, um dort ein neues Leben zu beginnen. Doch er ist dort nicht vergessen worden, sei es von Freund oder Feind. Auch nicht vergessen ist sein ermittlungstechnisches Talent und so bittet ihn die reiche Unternehmerin Eleanore Padget um Ermittlungen zu verdächtigen Vorfällen in ihrer Bank. Snow möchte mit derartigen Ungereimtheiten nichts mehr zu tun haben und lehnt ab, doch kurz darauf wird die Frau tot aufgefunden – angeblich ein Selbstmord. Snow glaubt nicht an diese Theorie und begibt sich entgegen seiner eigentlichen Vorsätze auf die Fährte von Eleanores Mörder – und somit wieder mitten hinein in die gefährliche Unterwelt Detroits.

„Der gekaufte Tod“ von Stephen Mack Jones ist Teil einer Serie rund um den Protagonisten August Snow, der erste Band hierzu wurde 2018 veröffentlicht. Gerade im ersten Teil des Buches wird des Öfteren auf die Ereignisse in den Vorgängerbänden referenziert, z.B. zu Gerichtsverfahren und deren Konsequenzen für Angeklagte. So erfährt man zwar, wo Snow all sein Geld her hat, viele Dinge blieben für mich aber unklar, so dass ich mir leider etwas Außen vor vorkam. Außerdem bremsen diese ständigen Wiederholungen und Rückschauen das Tempo der eigentlichen Handlung.

Der Schreibstil des Autors gefällt mir gut, insbesondere die facettenreichen Beschreibungen der Detroiter Umgebung sind gut nachvollziehbar. Er ist dabei schonungslos ehrlich und zeigt auch die negativen Seiten einer amerikanischen Stadt mit hoher Kriminalitätsrate auf. Insgesamt finde ich das Buch sehr atmosphärisch geschrieben und Detroit insgesamt ein interessantes Setting. Neben der eigentlichen Beschreibung der Stadt wird auch viel auf soziale und gesellschaftliche Probleme dort eingegangen, was ich als sehr interessant und lehrreich empfand. Irgendetwas an Jones´ Schreibstil erscheint mir ungewöhnlich, aber ich bin mir nicht sicher, ob das nicht auch an der Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch liegt. Einige Textstellen wirken sehr umständlich ausgedrückt, am Anfang hat mich das etwas irritiert.

Das Cover mit der Detroiter Skyline und dem großen, geteilten Titel ist durchaus ansprechend, es erscheint mir sehr modern mit der großen Schrift und der kleinen Illustration. Die eher schlichten Farben passen gut zum Detroit, wie es im Inhalt beschrieben wird, alles wirkt wie durch den Smog der Großstadt dargestellt. Ich mag es, dass es noch nichts über den eigentlichen Inhalt des Buches aussagt, sondern lediglich die Stadt, in der es spielt, aufzeigt.

August Snow ist ein interessanter Protagonist, durchaus vielschichtig und schwer zu durchschauen. Er hat mehrere Seiten und eckt des Öfteren an, insgesamt wird aber schnell deutlich, dass er das Herz am rechten Fleck trägt und über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn verfügt. Durch seine Ich-Perspektive kann man sich als Leser gut in seine Sichtweise hineinversetzen, wenn auch nicht alle Handlungen nachvollziehen. Inhaltlich startet das Buch von der ersten Seite an direkt durch, man wird sofort und ohne Erklärung in die Story hineingeworfen. Dann wird aber der bisherigen Lebensgeschichte des Protagonisten und dem Setting sehr viel Raum eingeräumt, wobei die eigentliche Handlung leider etwas auf der Strecke bleibt. Insgesamt hätte die Story für meinen Geschmack etwas mehr Tempo vertragen können, weshalb bei mir auch nur langsam Spannung aufkam. Das Ende war überraschend, aber nachvollziehbar – insgesamt ein gutes Buch, das sich schnell lesen lässt und die Stadt Detroit mit allen Licht- und Schattenseiten authentisch aufzeigt.

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Veröffentlicht am 01.05.2023

Kunst und Kohle

Kohlenwäsche
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Der berühmte Aktionskünstler Claude Freistein wird auf Zeche Zollverein tot aufgefunden. Hauptkommissarin Frederike Stier wird mit dem Fall betraut und hat ihre Schwierigkeiten dabei, in der Essener Kunstszene ...

Der berühmte Aktionskünstler Claude Freistein wird auf Zeche Zollverein tot aufgefunden. Hauptkommissarin Frederike Stier wird mit dem Fall betraut und hat ihre Schwierigkeiten dabei, in der Essener Kunstszene mit den Ermittlungen voranzukommen – was auch an ihrer persönlichen, eher rustikalen Art liegt. Wer hat ein Motiv, den exzentrischen, aufsteigenden Star zu ermorden? Bevor sie mögliche Motive identifizieren kann wird auch Freisteins Agent ermordet.

Das Cover von „Kohlenwäsche“ finde ich sehr interessant – obwohl lediglich eine Rolltreppe im Fokus steht wurde diese aufgrund der besonderen gelb-orangenen Farbgebung sehr kunstvoll in Szene gesetzt. Das Bild passt meiner Meinung nach somit perfekt zum Inhalt des Buches.

Dieses lässt sich gut und flüssig lesen, den Schreibstil des Autors Thomas Salzmann empfinde ich als sehr angenehm. Durch detailreiche Beschreibungen hatte ich Bilder im Kopf und konnte mich gut in beschriebene Szenen und Örtlichkeiten hineinversetzen. Der Inhalt gibt interessante Einblicke in die Kunstszene, ohne das recherchierte Wissen zu sehr in den Vordergrund zu rücken. Auch wurde die Ermittlungsarbeit gut beschrieben und hat auch mich zum miträtseln über Motive und Schuldige angeregt. Der rote Faden der Story war von Anfang bis Ende zu erkennen, die Auflösung des Falles nachvollziehbar. Besondere Spannung hat sich bei mir jedoch leider nicht eingestellt, die Geschichte hat unaufgeregt ihren Lauf genommen und in einem kleinen Showdown geendet.

Was mich an dem Buch leider sehr gestört hab war die Protagonistin Frederike Stier. Ich fand sie einfach nur anstrengend und sehr nervig und konnte somit gut nachvollziehen, warum sie im Kollegenkreis so unbeliebt ist und auch ihr Chef sie am liebsten so schnell wie möglich in Rente schicken möchte. Sie war stur, uneinsichtig und egoistisch, meinte alles besser zu wissen und ihre gesundheitlichen Probleme einfach durch Ignoranz zu verdrängen. Auch ihre Art andere Menschen zu behandeln war mehr als unverschämt, insbesondere ihr netter junger Kollege Kevin Kowalczyk hat mir sehr leid getan. Auch ihre unkonventionelle Ermittlungsweise empfand ich an vielen Stellen unangebracht und befremdlich. Leider hat mir diese unsympathische Protagonistin den Lesespaß an „Kohlenwäsche“ dann doch sehr getrübt.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

Wahre Kriminalfälle aus Österreich

True Crime Österreich
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Im Hörbuch „True Crime Österreich“ befasst sich der Autor Adrian Langenscheid mit vierzehn wahren Kriminalfällen in und um Österreich, für die er nochmals detailliert nachrecherchiert und hinter die Kulissen ...

Im Hörbuch „True Crime Österreich“ befasst sich der Autor Adrian Langenscheid mit vierzehn wahren Kriminalfällen in und um Österreich, für die er nochmals detailliert nachrecherchiert und hinter die Kulissen geblickt hat. Dabei herausgekommen ist eine bunte Mischung verschiedenster Fälle, die unterschiedlich aufbereitet wurden, teilweise erschüttern und fassungslos zurück lassen.
Einige der Fälle waren zu erwarten und haben wenig Neues geboten, gehören meiner Meinung nach aber zu einem Buch über wahre Verbrechen in Österreich dazu. Zudem konnten zu bekannten Fällen wie dem von Natascha Kampusch oder Josef Fritzl noch ein paar neue, bisher unbekannte Fakten hinzugefügt werden, was mir gut gefallen hat.
Was mich leider sehr in meinem Hörgenuss beinträchtig hat was die Erzählstimme der Sprecherin. Ich konnte ihr einfach nicht zuhören! Nicht nur, dass sie den österreichischen Dialekt falsch intoniert, auch Namen, Orte und Ausdrücke sind schlichtweg falsch. Des Weiteren hat mich massiv gestört, dass sie in meinen Ohren gelangweilt und desinteressiert geklungen hat. Gerade angesichts der grausamen Verbrechen, von denen sie berichtet, hätte ich mir eine weniger monotone Sprechweise gewünscht. Ich hatte trotz dem spannenden Inhalts wirklich Probleme dabei, ihr aufmerksam zuzuhören.
Während manche Fälle sehr sachlich und neutral behandelt wurden, waren andere hingegen recht emotional geschildert, manche Grausamkeiten beinahe übertrieben. Auch bin ich inhaltlich das ein oder andere Mal über zu abrupte Szenenwechsel gestolpert, bei denen ich zurückspulen musste. Was mich sehr gestört hat war, dass ich des Öfteren das Gefühl hatte, dass mich die Erzählweise in meiner Meinung beeinflussen möchte, als wollte man z.B. unbedingt, dass der Hörer Sympathie zur einer Mörderin aufbaut - für mich eine tendenziöse Berichterstattung, die nicht zum sonst eher nüchternen Stil des Hörbuches passt. Auch wurde die Polizei als unfähig, unnötig brutal oder ignorant dargestellt, was ich nicht gut finde.
Insgesamt fand ich das Hörbuch interessant, hatte aber aufgrund der Sprecherstimme etwas Probleme, aufmerksam dabei zu bleiben. Inhaltlich war das Buch super recherchiert, ich hätte mir aber an der ein oder anderen Stelle noch etwas mehr Einblick in die Psyche der Schuldigen gewünscht und mehr Hintergründe erfahren.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Wem kannst du trauen?

Northern Spy – Die Jagd
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Tessa ist Redakteurin der BBC im nordirischen Belfast und alleinerziehende Mutter des kleinen Finn. An das Leben in einer Stadt, in der die Menschen ständig mit Attentaten und Anschlägen rechnen müssen, ...

Tessa ist Redakteurin der BBC im nordirischen Belfast und alleinerziehende Mutter des kleinen Finn. An das Leben in einer Stadt, in der die Menschen ständig mit Attentaten und Anschlägen rechnen müssen, hat sie sich gewöhnt und auch die tägliche Berichterstattung als Journalistin ist für sie alltäglich. Bis eines Tages ein bekanntes Gesicht auf dem Bildschirm der Redaktion erscheint: Ihre Schwester Marian soll am Überfall auf eine Tankstelle beteiligt sein. Viel schlimmer noch, sie scheint Mitglied der IRA zu sein. Tessa weiß nicht mehr was sie glauben soll und gerät immer tiefer in den Strudel aus politischen Entscheidungen, Misstrauen und konkurrierender Mächte.

„Northern Spy – Die Jagd“ von Flynn Berry wurde mit dem Edgar Award prämiert und von der „Washington Post“ als einer der besten Thriller des Jahres bezeichnet. Für meinen Geschmack weckt dies etwas falsche Erwartungen, da ich das Buch nicht als klassischen Thriller eingestuft hätte. Natürlich hat es seine spannenden Momente, für diese Bezeichnung fehlt es mir aber an permanenter Hochspannung und aufregender Elemente. „Northern Spy“ hingegen ist eine interessante und unterhaltsame Erzählung, aber der Spannungsbogen hielt sich meines Dafürhaltens in Grenzen.

Das Cover zeigt ein Haus auf einem grünen Hügel vor dem Meer. Es wirkt idyllisch, doch der verschwimmende Titel impliziert bereits, dass diese Idylle trügt. Es wird auf den ersten Blick deutlich, dass Irland der Schauplatz des Geschehens ist.

Inhaltlich ist das Buch in drei Teile unterteilt, die einzelnen Kapitel sind meist eher kurz. Der Schreibstil ist einfach gehalten, so dass es sich schnell und flüssig lesen lässt. Es wird aus Tessas Perspektive in der "Ich"-Form erzählt, so dass ihre Gedanken, Sorgen, Emotionen und Beweggründe intensiv geschildert werden. Dennoch konnte ich manche Handlungen und Entscheidungen der Protagonistin nicht wirklich nachvollziehen, so dass ich nur eingeschränkt Zugang zu ihr gefunden habe. Große Teile des Buches widmen sich ihrem Alltag als Mutter und der Beziehung zu ihrem Sohn Finn. Für meinen Geschmack hat dieser Teil sehr viel Raum eingenommen und war teilweise etwas zu ausführlich und detailliert, was zudem den spannenden Teil der Geschichte ausgebremst hat. Dieser hat meiner Meinung nach in Tessas Zwiespalt zwischen ihren Idealen, dem Wunsch etwas zu verändern und dem Schutz ihres Sohnes gelegen. Ihre Zerrissenheit, dass sie nie weiß was real ist, wer auf welcher Seite steht und wem sie wirklich vertrauen kann wurde gut geschildert. Die im Klappentext geschilderte Entscheidung zwischen ihrer Schwester und ihrem Sohn hab ich allerdings so nicht wahrgenommen. Auch das Ende konnte mich nicht überzeugen, da es sich die Autorin hier etwas zu einfach gemacht hat: Ich empfand es als schnell abgehandelt und weich gespült.

Was mir insgesamt gut gefallen hat war die realitätsnahe Darstellung des Nordirland-Konflikts und dessen Auswirkungen auf den Alltag der Menschen vor Ort. Auch wenn ich nicht komplett durchgeblickt habe fand ich die vermittelten Informationen sehr interessant und Lehrreich. Etwas mehr Hintergrundgeschichte oder ein entsprechender Anhang wäre wünschenswert gewesen.

Insgesamt war „Northern Spy – Die Jagd“ für mich ein unterhaltsames, wenn auch nicht hochspannendes Buch. Obwohl es ein wichtiges Thema behandelt konnte es mich leider nicht wirklich emotional erreichen, was ich sehr schade fand.

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Veröffentlicht am 27.08.2022

Einblicke in ein russisches Gefängnis

DAFUQ
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Anja Romanowa wird zu 10 Tagen Gefängnis verurteilt, da sie an einer Demonstration teilgenommen hat. Sie teilt sich die Zelle mit fünf weiteren Frauen, die verschiedener nicht sein könnten. Im tristen ...

Anja Romanowa wird zu 10 Tagen Gefängnis verurteilt, da sie an einer Demonstration teilgenommen hat. Sie teilt sich die Zelle mit fünf weiteren Frauen, die verschiedener nicht sein könnten. Im tristen russischen Gefängnisalltag teilen sich die sechs Gefangenen Details über ihr Leben und ihre Haftgründe mit und es stoßen Welten aufeinander. Und Anja beginnt, über ihr Leben zu reflektieren.

Kira Jarmysch ist an sich schon eine interessante Persönlichkeit und gerade durch ihre Hintergrundgeschichte und ihre Nähe zum Systemkritiker Alexej Nawalny erwartet man von ihr eine schonungslose Abrechnung mit den aktuellen Gegebenheiten in Russland. Leider kommt diese Kritik in ihrem Buch „DAFUQ“ nur sehr indirekt und weichgespült zum Vorschein, bissige ehrliche Worte sucht man leider vergebens.

Die Beschreibungen aus dem russischen Gefängnis sind in Teilen sehr interessant, nämlich dann, wenn die fünf Frauen aus unterschiedlichen Schichten und Hintergründen ihre jeweilige Story erzählen. Hier hatte ich wirklich den Eindruck, authentische Einblicke in verschiedene russische Lebensweisen zu erhalten. Auch Anjas Erinnerungen an früher lassen den Alltag junger Russinnen lebendig werden. Der Gefängnisalltag wird zwar ebenfalls realitätsnah beschrieben, allerdings ist dieser genauso wie erwartet: Sehr monoton und langweilig. Es kommt zu sehr vielen Wiederholungen und zähen Längen, was nicht besonders angenehm zu lesen ist. Die Geschichte nimmt dann auch noch einen skurrilen Zug an, als Anja zu halluzinieren beginnt. Diesen Handlungsstrang habe ich so gar nicht verstanden und empfang ihn auch als ziemlich unnötig. Und auch den Schluss fand ich sehr seltsam, er hat mich etwas ratlos und verwirrt zurückgelassen. Insgesamt habe ich mir leider mit der Handlung etwas schwer getan, da ich mir intensivere und kurzweiligere Einblicke versprochen hatte. Die Story kratzt leider nur an der Oberfläche und traut sich nicht wirklich, offen zu kritisieren.

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