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Veröffentlicht am 18.12.2021

Enten-Krimi für die Badewanne

Schachmatt für den Entenkönig (Badebuch)
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Wer kennt das nicht: Man liegt gemütlich in der Badewanne, doch nach einiger Zeit wird es langweilig und man sehnt sich nach einem guten Buch, möchte aber die heiße Wanne nicht verlassen? Diesem Dilemma ...

Wer kennt das nicht: Man liegt gemütlich in der Badewanne, doch nach einiger Zeit wird es langweilig und man sehnt sich nach einem guten Buch, möchte aber die heiße Wanne nicht verlassen? Diesem Dilemma tritt der Wannenbuch-Verlag entgegen, indem er wasserfeste Büchlein für die Badewanne herausgibt!

Besonders neugierig war ich auf den aktuellen Kurz-Krimi „Schachmatt für den Entenkönig“, ein Kurzkrimi bei dem sich zwei Konkurrenten um die Vorherrschaft in Badeenten-Renn-Veranstaltungen einen erbitterten Kampf auf Leben und Tod um wirtschaftliche Vorteile liefern. Das Büchlein war schnell gelesen, in meinem Fall leider nicht einmal in den angegebenen 15 Minuten, sondern weit darunter. Der Plot war für einen Kurz-Krimi auf so wenigen Seiten passend aufgebaut, es gab eine kleine Nebenstory, etwas Verwirrung, Überraschung, Spannung und einen Mord. Gut durchdacht und ausgeführt, aber dann doch zu kurz, um wirklich zu fesseln. Gut gefallen hat mir, dass trotz der Kürze einiges an Heidelberger Lokalkolorit eingebaut wurde und ich so manche typische Örtlichkeit wiedererkannt habe.

Die Aufmachung des Buches ist hübsch und hochwertig, man nimmt es sehr gerne in die Hand und mit in die Wanne. Ein kurzweiliges, wenn auch kurzes Badewannen-Erlebnis, das ich jedem weiterempfehlen würde, der ebenso gerne badet und dabei liest wie ich!

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Mit Käse schmeckt einfach alles besser!

Say Cheese!
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Käse ist für mich die wichtigste Zutat beim Essen – egal ob aufs Brot, zum Überbacken oder als beigemengte Zutat, mit Käse schmeckt einfach alles besser. Was über die üblichen Rezepte hinaus noch in der ...

Käse ist für mich die wichtigste Zutat beim Essen – egal ob aufs Brot, zum Überbacken oder als beigemengte Zutat, mit Käse schmeckt einfach alles besser. Was über die üblichen Rezepte hinaus noch in der Küche mit meiner Lieblingszutat möglich ist zeigt das neue Kochbuch mit dem lustigen Titel „Say Cheese!“ des Landwirtschaftsverlag – und begeistert mich damit!
Bereits die Optik des Buches überzeugt: Ein hochwertiges Hardcover-Buch mit hübschen orangefarbenem Buchschnitt in handlichem Format ist in meinem Briefkasten gelandet und mir bereits durch die Ankündigung „Heißhunger-Gerichte mit Käse“ den Appetit angeregt. Beim Durchblättern fallen zuerst die hochwertigen und passenden Fotos von Zutaten wie fertigen Gerichten ins Auge, die absolut Lust darauf machen, die Rezepte selbst auszuprobieren und wahnsinnig lecker aussehen. Tolle Illustrationen wurden hier gewählt und absolut passend eingebaut!
Das Buch beginnt mit einer Einleitung, in welcher der interessierte Leser Hintergründe zum Thema Käse in der Küche sowie Tipps für das perfekte Schmelzen von Käse erfährt. Auch eine kleine Käse-Kunde über einige der beliebtesten und bekanntesten Sorten ist vorhanden. Leider werden dort nicht alle Käsesorten beschrieben, die im Folgenden auch verkocht werden. So fiel es mir etwas schwer, passende Alternativen zu finden, da manche „speziellere“ Sorten beim Einkauf leider nicht zu bekommen waren. Die Rezepte an sich gliedern sich im Folgenden in die Zubereitung mit Brot, Nudeln, Gemüse sowie „zum Dippen & Löffeln“. Hierbei findet sich eine bunte Mischung an bekannten (z.B. Käse-Toast) sowie ausgefalleneren (z.B. Kürbis-Pfannkuchen mit Ziegenkäse) und auch kreativen (z.B. Mini-Quiches) Rezepten, so dass wirklich für jeden etwas dabei ist. Des Weiteren gibt es glutenfreie Varianten, vegetarisches und saisonales – eine tolle Mischung! Mir haben insbesondere die Auflauf-Rezepte viele neue Anregungen gegeben, welche ich gerne ausprobieren werde. Manche der Rezepte sind mir aber zugegebenermaßen auch zu aufwändig dafür, dass am Ende ein etwas spezielleres Brot oder eine Suppe dabei herauskommt.
Mein Fazit: Auch wenn ich nicht jedes Rezept ausprobieren werde habe ich tolle Anregungen für die kreative und „etwas andere“ Zubereitungsweise meiner Lieblingszutat erhalten und freue mich aufs weitere Ausprobieren!

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Veröffentlicht am 16.10.2021

Spannender Thriller mit aktuellem wissenschaftlichem Hintergrund

Probe 12
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Tom Morell ist verzweifelt: Seine Tochter Sylvie ist an einem der gefährlichsten multiresistenten Keime der Welt erkrankt, ihr Organismus droht zusammenzubrechen. Die Ärzte wissen nicht mehr weiter, keine ...

Tom Morell ist verzweifelt: Seine Tochter Sylvie ist an einem der gefährlichsten multiresistenten Keime der Welt erkrankt, ihr Organismus droht zusammenzubrechen. Die Ärzte wissen nicht mehr weiter, keine noch so aggressive Antibiotika-Therapie schlägt an, Sylvie gilt als austherapiert. Da erfährt Tom von der neuartigen Behandlungsmethode mittels Phagen, welche allerdings in Deutschland noch nicht zugelassen ist. Das Zentrum der Phagenforschung befindet sich derzeit in Georgien, wo Professor Anasias es sich zum Lebensziel gesetzt hat, Phagen gegen die zwölf antibiotikaresistentesten Keime zu entwickeln. Er steht kurz davor, seine Ergebnisse zu veröffentlichen, da wird ein tödlicher Anschlag auf ihn verübt. Seine Ziehtochter und Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg forscht nach und findet heraus, dass es Anasias gelungen ist, Proben seiner Forschung in Sicherheit zu bringen. Tom und sie begegnen sich und entschließen sich zur Zusammenarbeit, doch auch unbekannte Mächte sind hinter den Phagen her – ein Wettlauf um die Zeit beginnt.

„Probe 12“ ist ein Gemeinschaftswerk der beiden Autorinnen Kathrin Lange und Susanne Thiele. Bereits die beruflichen Hintergründe der beiden Frauen versprechen einen authentischen und spannenden Roman, eine schreibt seit Jahren politische Thriller zu aktuellen Themen, die andere bringt als Mikrobiologin und Biochemikerin am Helmholtz-Institut für Infektionsforschung den Sachverstand zum wissenschaftlichen Teil des Buches mit – eine perfekte Kombination, die man als Leser dem Buch auf jeder Seite anmerkt: „Probe 12“ merkt man die aufwändige, intensive Recherchearbeit absolut an, welche auch am Ende des Buches durch einen wahnsinnig interessanten Faktencheck erläutert wird. Der wissenschaftliche Hintergrund wird auch für mich als Laien verständlich und nachvollziehbar erklärt, die unbekannten Begrifflichkeiten nach und nach eingeführt und in einem sinnvollen Kontext eingebaut. Zum Nachschlagen der häufigsten Fachbegriffe gibt es ein dreiseitiges Glossar im Anhang.

Das Buch selbst beinhaltet verschiedene Handlungsstränge, die teils parallel zueinander, teils ineinander verwoben ablaufen. Hierbei gibt es einen ständigen Wechsel zwischen den Innenperspektiven verschiedener Protagonisten. Hierdurch erfährt man als Leser schnell die verschiedenen Motive, Gefühle und Gedanken der jeweiligen Person und kann ihr Handeln nachvollziehen. Die Story an sich wirkt gut durchkonstruiert, gelegentliche Längen werden durch actionreiche Szenen ausgeglichen, in denen mehr passiert als ich aufnehmen konnte. Das Buch ist insgesamt sehr spannend und fesselnd zu lesen, es gibt unvorhersehbare Wendungen und man stellt sich als Leser zahlreiche Fragen, auf deren Beantwortung man hinfiebert. Lediglich manche Stellen erschienen mir persönlich etwas unlogisch bzw. unglaubwürdig und auch die „Bösen“ waren sehr klischeehaft. Gut gefallen haben mir hingegen die überraschende Auflösung und das offene Ende, das Raum für Spekulation lässt.

Am besten an „Probe 12“ gefallen hat mir jedoch das wahnsinnig spannende und faszinierende Thema an sich: Gerade durch Corona ist das Thema Gesundheit wieder sehr in den Fokus gerückt und den beiden Autorinnen ist der Bogen zu antibiotikaresistenten Keimen, deren Behandlungsmöglichkeiten sowie politischen Hintergründen und Bezügen sehr gut gelungen. Durch die wissenschaftliche Darstellung habe ich sehr viel gelernt und bin nun durchaus sensibilisiert, da die Geschichte durch eine beängstigende Realitätsnähe überzeugen konnte. So sehr, dass es teilweise schwer war, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Auf jeden Fall ein Buch, dass zum Nachdenken anregt und einen nicht so schnell los lässt.

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Veröffentlicht am 08.08.2021

Ein Mann, der hält, was er verspricht

Alles, was du mir versprichst
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Amelie ist verzweifelt – in einer überhasteten Aktion hat sie sich ihren fünfjährigen Bruder Ben geschnappt und ist auf und davon. Ihr Ziel: Weg, einfach nur weg aus München. Ihre Bekannte Linda fällt ...

Amelie ist verzweifelt – in einer überhasteten Aktion hat sie sich ihren fünfjährigen Bruder Ben geschnappt und ist auf und davon. Ihr Ziel: Weg, einfach nur weg aus München. Ihre Bekannte Linda fällt ihr ein, welche auf einer Hacienda in Andalusien lebt. Voller Hoffnung, aber ohne Plan stranden Amelie und Ben auf der „Hacienda de los Caballos Blancos“. Dort begegnen sie nicht nur Linda, sondern auch Ramón, dem mittleren der drei Álvarez-Brüdern, denen die Hacienda gehört. Der sensible Tierarzt merkt schnell, dass hinter Amelies Besuch die pure Verzweiflung steckt und sein Beschützerinstinkt ist geweckt – er möchte nicht nur Amelie, sondern auch dem kleinen Ben helfen. Die Gefühle zwischen Ramón und Amelie wachsen, doch Amelie fällt es schwer, sich Ramón gegenüber öffnen – denn sie trägt ein Geheimnis mit sich herum, dass die aufkeimende Beziehung gefährden wird…

„Alles, was du mir versprichst“ ist der dritte Band von Nora Wellings „everything for you“-Reihe, die sich um die drei Álvarez-Brüder auf deren Hacienda in Andalusien dreht. Luis und Damian kommen im Buch zwar auch regelmäßig vor, der Fokus liegt aber eindeutig auf dem mittleren Bruder Ramón. Mir hat sehr gut gefallen, dass ich ohne Probleme der Geschichte folgen konnte, ohne die vorherigen Bände zu kennen. Dass so wenige Fragen im letzten Buch einer Reihe offen bleiben ist wirklich selten. Für Leser, welche die ersten Bände kennen, war es sicherlich ein schönes Wiedersehen mit bekannten Figuren und Orten, für mich als Quereinsteiger aber dennoch eine runde Geschichte – das wurde hier wirklich sehr gut gelöst!

Am besten gefallen haben mir an dem Buch die grandios vermittelten Emotionen! Nora Welling ist es wirklich wunderbar gelungen, mich in die Story hineinzuziehen und mit ihren Protagonisten mitfühlen zu lassen. Da es sowohl Kapitel aus Amelies, als auch aus Ramóns Sicht gab, konnte ich beide gut kennen- und verstehen lernen – auch wenn ich Amelies Gedanken und Handlungen teilweise nicht gutheißen konnte und sie mich etwas genervt hat. Die Gefühle zwischen den beiden wurden aber wunderschön beschrieben, so dass ich emotional mitgefiebert habe und sehr berührt war. Insgesamt ist Nora Wellings Schreibstil sehr bildhaft, enthält passend eingebaute Lebensweisheiten und lässt sich schnell und flüssig lesen. Außerdem hat sie es innerhalb kürzester Zeit geschafft, mich komplett nach Andalusien zu entführen: Ich konnte die Hacienda, das Leben dort, das leckere Essen und die komplette Umgebung live vor mir sehen! Die authentischen Beschreibungen haben mich komplett wegträumen lassen! Dennoch wurde nichts beschönigt und auch auf die negativen Seiten des Lebens in Spanien eingegangen, was dem Buch einen glaubhaften Realismus verliehen hat.

Die Geschichte an sich startet sehr schnell, wir befinden uns sofort mit Amelie und Ben auf der Flucht und es stellen sich tausend Fragen nach dem warum. Der Spannungsbogen wird durch zahlreiche Andeutungen hoch gehalten und erst nach und nach kommen immer mehr Puzzlesteine ans Licht. Die Lösung von Amelies „großem“ Geheimnis erscheint dann aufgrund dieser Andeutungen fast etwas zu trivial, da hätte ich mir etwas mehr versprochen als das, was ich mir bereits selbst zusammengereimt hatte. Aber wichtiger war die Liebesgeschichte zwischen Ramón und Amelie, die sehr realistisch und romantisch ausgearbeitet wurde. Außerdem wurde Ben sehr passend eingebaut, in auf der Hacienda aufblühen zu sehen hat mein Herz erwärmt. Dass das Ende absehbar war, hat mich nicht gestört, vielmehr habe ich mich auf das schöne Happy End gefreut. Leider habe ich dieses als etwas übertrieben und fast schon ins Kitschige abdriftend empfunden, für meinen Geschmack wäre hier weniger mehr gewesen – aber das gute Ende für die Protagonisten, die mir sehr ans Herz gewachsen sind, ist für mich das, was letztendlich zählt.

Gut ausgearbeitet fand ich des Weiteren die Protagonisten: Ramon als intelligenter, introvertierter und zuverlässiger Schwiegermuttertraum, Amelie als starke aber auch verunsicherte Persönlichkeit und der unschuldige Ben, der es trotz seiner fünf Jahre schon schwer hatte im Leben. Die Bindungen und die Liebe zwischen den Personen wurden sehr gut dargestellt und insbesondere das Prickeln zwischen Ramon und Amelie wurde spürbar. Auch die Álvarez-Familie und die große Gemeinschaft auf der Hacienda war sympathisch und einfach nur zum Wohlfühlen. Etwas unrealistisch fand ich das unproblematische Sprachen-Mischmasch, mit dem sich alle unterhalten haben – Ben konnte innerhalb kürzester Zeit Spanisch sprechen, Amelie als Krankenschwester spricht fließendes Englisch… das war mir an einigen Stellen etwas zu rund. Auch wirkte der fünfjährige Ben manchmal, als hätte er bereits das Sprachverständnis eines Erwachsenen. Elhan war sehr stereotyp gezeichnet, aber ein passender Antagonist.

Alles in allem hat mir „Alles, was du mir versprichst“ aber sehr gut gefallen. Für mich ist es ein perfekter, lockerer Roman für ein leichtes Lesevergnügen und besticht durch seine großen Emotionen und das wahnsinnig schöne andalusische Setting, dass zum Wegträumen einlädt.

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Veröffentlicht am 04.07.2021

Die Rache des „Gehängten“

SCHULD! SEID! IHR!
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Hauptkommissar Rolf Degenhardt steht vor einer seltsamen Situation: Innerhalb von wenigen Tagen ist er mit zwei Selbstmorden konfrontiert, die auf den ersten Blick weder in Zusammenhang miteinander stehen, ...

Hauptkommissar Rolf Degenhardt steht vor einer seltsamen Situation: Innerhalb von wenigen Tagen ist er mit zwei Selbstmorden konfrontiert, die auf den ersten Blick weder in Zusammenhang miteinander stehen, noch als Verbrechen deklariert werden müssen – allerdings nur auf den ersten Blick. Denn beide Männer – ein Obdachloser ehemaliger Ingenieur und ein pensionierter Polizist – starben unter größten Qualen an einer Vergiftung. Zusätzlich stellen Degenhardt und sein Team bei beiden Opfern Tarotkarten fest, die sich auf erstaunliche Weise ähneln. Zufall oder Absicht? Und sind noch mehr Menschen in Gefahr?

„SCHULD! SEID! IHR!“ ist das zweite Buch des Autors Michael Thode, der sich um das Ermittlungsteam rund um Hauptkommissar Rolf Degenhardt dreht. Zwar gibt es an einigen Stellen Anspielungen auf den ersten Band „Das stumme Kind“, liest sich jedoch unabhängig von diesem, da der Autor dem Leser alle notwendigen Informationen gibt, um die aktuelle Geschichte problemlos zu verstehen. In mir wurde dennoch die Neugier auf die vorhergehenden Ereignisse geweckt und es hinterließ mich leider etwas unzufrieden, dass diese nicht kurz erläutert wurden.

Sehr gut gefallen haben mir indes der spannende, treibende Schreibstil des Autors sowie die Idee hinter dem Gesamtkonzept, das Buch in verschiedene Akte mit Hauptdarstellern wie in einem Theaterstück aufzubauen. Das fand ich sehr kreativ und interessant. Passend dazu die sechs Striche auf dem Cover, das somit in seiner Schlichtheit einen schönen Bezug zum Inhalt schafft. Ebenfalls toll waren die kurzen Kapitel mit ständigen Perspektivwechseln zwischen Täter, Opfer und Ermittler sowie die Rückblenden in die Zeit der auslösenden Ereignisse. Diese ständigen Wechsel haben mich nicht nur permanent mitdenken lassen, sondern auch das Tempo der Handlung permanent erhöht. Durch den Einblick in die Sicht des Täters wird dem Leser dessen Motiv und Emotionen ersichtlich und man fiebert darauf hin, dass all diese Perspektiven schlussendlich aufeinandertreffen. Auch interessant fand ich die Kapitel mit sachlichen Erläuterungen zum Tarotspiel.

Das Buch beginnt mit einem rätselhaften und bereits grausamen Prolog. Sofort war mein Interesse geweckt, wie diese Geschichte aus der Vergangenheit mit den Geschehnissen in der Gegenwart zusammenhängt. Erst danach beginnen das streng durchgeplante Vorgehen des „Gehängten“ und seine Unterteilung in sechs (Rache-)Akte. Im Folgenden wechselt die Handlung zwischen Gegenwart und Vergangenheit, der Perspektive des Täters, der verschiedenen Opfer und der Ermittler. Teilweise schweift die Handlung weg vom eigentlichen Fall, in anderen Passagen liegt der Fokus eindeutig auf den polizeilichen Ermittlungen des Teams rund um Rolf Degenhardt, aus dessen Privatleben der Leser ebenfalls Einblick erhält – insgesamt wurden hier sehr viele unterschiedliche Handlungsstränge geschaffen, die aber nicht alle am Ende zusammengeführt und gelöst wurden. Gerade der private Bezug Degenhardts sowie die Abteilungsinternen Querelen seines Teams werden so für das Folgebuch des Autors noch von Relevanz sein. Für meinen Geschmack hätte der Fokus auch komplett auf dem Fall bleiben können, so kamen mir an manchen Stellen die Ermittlungsarbeit sowie deren Hintergründe etwas zu kurz. Insgesamt fand ich den Spannungsbogen dennoch gelungen und auch wenn bereits zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt der Täter enttarnt war und sein Motiv offen gelegt hat habe ich die Geschehnisse noch aufgeregt weiterverfolgt um herauszufinden, ob er sein Ziel erreichen wird oder ob die Polizei schneller sein wird. Gerade diese Einblicke in seine Psyche haben mich verstärkt mitfiebern lassen. So war auch das Ende des Buches wenig überraschend und kein fulminanter Showdown, aber das hat es meiner Meinung auch nicht gebraucht – das Ende war schlüssig und stimmig und darauf kommt es mir persönlich an. Etwas unbefriedigt zurückgelassen haben mich doch noch einige offene Fragen zum Ende, die nicht mehr aufgeklärt wurden. Auch waren es für meinen Geschmack zu viele Anspielungen auf das Vorgängerbuch.

Insgesamt hat mir „SCHULD! SEID! IHR!“ gut gefallen, vor allem der strukturierte Aufbau der Handlung und die Anspielungen auf ein Theaterstück habe ich als sehr kreativ empfunden. Für mich war es eine Mischung aus Krimi und Thriller, da zunächst mehr Wert auf die Ermittlungsarbeit und gegen Ende erst auf Spannung gelegt wurde. Auch wenn ich mir am Ende einige Antworten mehr erhofft habe hatte ich dennoch tolle Lesestunden und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

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