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Veröffentlicht am 15.02.2019

Ein toller Auftakt der Reihe!

Die Glocke im See
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Eine urige, atmosphärische, tragische, großartig erzählte Geschichte, die ich sehr gern gehört habe.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr treffend. Aber da ist noch viel mehr als eine bloße Abfolge ...

Eine urige, atmosphärische, tragische, großartig erzählte Geschichte, die ich sehr gern gehört habe.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr treffend. Aber da ist noch viel mehr als eine bloße Abfolge der Ereignisse. Man muss diese Geschichte auf sich wirken lassen: nachdenken, nachfühlen, dann hat man mehr davon.
Ich war sofort im Geschehen drin. Und musste feststellen, dass man sich auf diesen Roman am besten voll und ganz einlassen sollte. Dann entgehen einem die schöne, gehaltvolle Sprache, die stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen zu allen Jahreszeiten und die Sätze, die jedes Zitatenheft ehren können, und noch vieles mehr, wohl kaum.
Authentisch und atmosphärisch ist das Leben in Norwegen im Jahr 1840 dargestellt worden. Es ist, als ob man eine Zeitreise unternimmt. Man trifft die Menschen dort, sieht, wie es ihnen ergeht, gegen welche Widrigkeiten sie ankämpfen müssen.
Auch die Protagonisten erscheinen sehr authentisch, wie dem wahren Leben entsprungen. Sie haben ihre Ecken und Kanten, sind aber auch Kinder ihrer Zeit. Dem Ganzen liegt eine Liebesgeschichte, eine Art Dreieckbeziehung zugrunde. Zwei junge Männer: der örtliche neue Priester, der deutsche Student der Architektur und die Einheimische junge, hübsche, gescheite Astrid. Als weitere Protagonisten kann man die alte Stabkirche, ein Kunstwerk mit all den Schnitzereien, sowie die Kirchenglocken ansehen, denn sie spielen eine große Rolle und verändern stark das Leben der Anderen. Gerade die Glocken haben eine bemerkenswerte Vorgeschichte. Und der Spruch, „Die Kirche im Dorf lassen“, gewinnt hier seine spezielle Bedeutung. Alle Protagonisten verändern sich im Laufe der Geschichte. Das sieht man heute nicht so oft, meist in besonders kunstfertigen Werken.
Auch einige Überraschungen sind dabei. Die Handlung konnte ich selten, zum Schluss gar nicht voraussehen.
Beate Rysopp hat sehr gut gelesen. Stundenlang konnte ich ihr zuhören. Freue mich auf weitere Hörbücher in ihrer Darbietung.

Fazit: Das erste Highlight des Jahres in der Kategorie Roman. Eine Geschichte über die Liebe, Freundschaft, Verrat, Pflichterfüllung, Heimatliebe und noch vieles mehr. Nicht besonders fröhlich, eher tragisch, aber sehr beeindruckend, die noch lange nachhallt. Toll, dass es der Auftakt einer Familiensaga ist, und man auch die Fortsetzung freuen darf. Gern vergebe ich die wohl verdienten 5 Sterne und eine Hörempfehlung.

Veröffentlicht am 06.02.2019

Ein sehr lesenswertes Buch. Selbst lesen und weitersagen.

Ran an das Fett
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Dieses Buch fand ich sehr gut. Höchstinformativ. Flüssig und unterhaltsam geschrieben. Ein Mal aufgeschlagen, mochte ich es kaum aus der Hand legen.
Der Klappentext verspricht nicht zu viel. Man kommt ...

Dieses Buch fand ich sehr gut. Höchstinformativ. Flüssig und unterhaltsam geschrieben. Ein Mal aufgeschlagen, mochte ich es kaum aus der Hand legen.
Der Klappentext verspricht nicht zu viel. Man kommt auf jeden Fall auf seine Kosten, insb. in den Praxisteilen 3 und 4, wenn es darum geht, die Öle besser kennenzulernen. Man erfährt, welche Kriterien an ihre Qualität zugrunde gelegt werden sollten, eine Fülle an Tipps hier, wie man gute von weniger guten Ölen unterscheidet, um gesundheitsfördernde, heilende Wirkung zu erzielen. Gegen welche Krankheiten man die Öle erfolgreich einsetzen kann, darüber liest man im Teil 2: Kurze und knackige Beschreibungen. Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf, Magen-Darm-Beschwerden uvm. gehören dazu.
Im Teil 4 findet man einen Gesundheitscheck, den man vor dem Ölwechsel und nach 2, 12, 24 Wochen durchführen kann, um die Verbesserungen feststellen zu können. Auch andere gesundheitsfördernde Lebensmittel und ihre Wirkung wurden vorgestellt. Einige Beispiele, was man sinnvollerweise essen und trinken könnte, um den Körper mit gesunden Fetten optimal zu versorgen, ihn gesund zu pflegen und zu halten, findet man im Teil 4 ebenfalls. Als Tipp zum Schluss kommt das Ölziehen. Kenne ich. Seit über zwanzig Jahren. Selbst eine Zeit lang praktiziert. Probieren Sie es aus.
Das Buch eignet sich prima für Einsteiger. Aber auch Fortgeschrittene finden hier viele nützliche Infos/Tipps, Antworten auf die Fragen, die einen schon lange beschäftigt haben, wohl geordnet, sehr zugänglich geschrieben. Alles Wichtigste hat man in einem Buch. Auch schön.
Mutig, wie Dr. Fleck die herrschenden Standards/ Vorgaben zur gesunden Ernährung angeht/ kritisiert, mit sehr klaren Worten, wohl begründet, und mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit, die die Wichtigkeit ihrer Aussagen nicht nur betont, sondern auch zum Lesespaß beiträgt.

Das Buch ist hochwertig gemacht: weißes, dickes Papier der Seiten. Festeinband in Hellblau, Umschlagblatt, Lesebändchen in Zitronengelb, passend zum haptisch hervorgehobenen Titel.

Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch, dessen Ratschläge man wirklich ausprobieren sollte. Selbstlesen und weitersagen. Schön auch als Geschenk.

Veröffentlicht am 31.01.2019

Eine „schrecklich nette“ Familie.

Das Nest der Schlangen
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Camilleri zu lesen ist wie heimkommen. Man kennt die Figuren und ihre Macken. Jede hat auch hier ihren Auftritt, und man freut sich, sie alle wiederzutreffen, indem man Neues aus der Feder des Altmeisters ...

Camilleri zu lesen ist wie heimkommen. Man kennt die Figuren und ihre Macken. Jede hat auch hier ihren Auftritt, und man freut sich, sie alle wiederzutreffen, indem man Neues aus der Feder des Altmeisters zu schmökern bekommt.

Es geht wieder mal um junge Blondinen, die mit reifem, reichem Mann ins Bett gehen. Nun ist der Mann tot in seiner Villa aufgefunden worden: vergiftet und erschossen. Montalbano versucht zu begreifen, was da eigentlich los war.

Wenn man die früheren Folgen kennt, wird man hier bekannte Muster erkennen. So manches erscheint aber auch überzeichnet: Gefühlte dutzende Male war von Sexfotos der o.g. jungen Frauen die Rede. Das Verhalten von Kollegen, insb. von Pathologoanatom und Staatsanwalt, kam deutlich überzeichnet rüber. Gut, gab es auch schon früher. Seltsam begriffsstutzig zeigte sich Montalbano, er blickt doch sonst ganz gut durch, als es ins Eingemachte ging, dabei war es seit mindestens der Hälfte der Geschichte klar, was Sache war. Die geheimnisvollen Briefe verraten einfach zu viel.

Es ist ein schwieriges Thema, bei dem kaum ein Autor den Mut hat, sich dem zu nähern. Camilleri hat sich getraut. Gut, er ist ein Altmeister. Es hätte aber auch nicht unbedingt gemusst.

Die kulinarischen Ausflüge und Verköstigungen von Adelina daheim auf der Terrasse beim schönen Wetter tragen zur gewohnten schönen Atmosphäre bei und nehmen etwas die Schwere.

Die Sprache ist, wie man Camilleri kennt, schlicht und ergreifend. Diese ruhige Art gekonnt zu erzählen ist eben das, was hier Spaß macht. Man kann diesen Kurzroman in einem Zug durchlesen.

Die Geschichte ist, wie man aus dem Nachwort des Autors erfährt, im Jahr 2008 entstanden. Und wurde damals nicht veröffentlicht, um nicht mit einem anderen Roman zu kollidieren.

Fazit: Bestimmt nicht die stärkste Folge. Man kann relativ problemlos begreifen, wer hinter den Morden steckt. Und liest später die Zeugenaussagen, die diese Annahmen bestätigen. Aber ein nettes Wiedersehen mit Montalbano und den Seinen ist das auf jeden Fall. Ich kann hier gute drei Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 28.01.2019

Kann man getrost vergessen.

Hochamt in Neapel
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Kurzversion für Eilige: Hanebüchene, unglaubwürdige Handlung, marionettenhafte Figuren, russophob, ekelerregend, langweilig. Der Leser wird offensichtlich für dumm gehalten. Wenn Sie etwas Gutes zum Lesen ...


Kurzversion für Eilige: Hanebüchene, unglaubwürdige Handlung, marionettenhafte Figuren, russophob, ekelerregend, langweilig. Der Leser wird offensichtlich für dumm gehalten. Wenn Sie etwas Gutes zum Lesen suchen, suchen Sie weiter.
Vollversion.
Eigentlich habe ich mit einem tollen Krimi gerechnet, dem ich eine begeisterte Rezension mit fünf Sternen schreiben kann. Leider kam es anders, deutlich anders. Ich war so enttäuscht, entsetzt, empört, dass ich dieses Machwerk spätestens nach S. 139 in die hinterste Ecke oder gleich in die Altpapiertonne auf Nimmer-Wiedersehen befördert hätte. Zu einem Leseexemplar gehört aber eine Rezension. Also tat ich es mir an.
Wenn man bloß nichts hinterfragt und brav den Fertigbrei schluckt, der hier serviert wird, mag es evtl. gehen. Aber so lese ich nicht. Das mach keinen Spaß. Wenn man liest, ohne nachzudenken, hat man den Sinn des Lesens nicht verstanden.
Gleich zu Anfang sprangen mir die Unstimmigkeiten ins Auge.
Fangen wir mit der suboptimalen Wahl des sog. MacGuffins an. Es ist oft ein Gegenstand, dem ein sehr hoher Wert und zukunftsweisende Bedeutung beigemessen wird. So etwas wollen die kontrahierenden Parteien, die Guten und die Bösen, unbedingt ergattern. In diesem Fall ist es eine uralte Reliquie, die nun die Vertreter der kath. Kirche und ihre Verbündete, die Protagonisten in diesem Krimi, finden wollen. Hierfür wird viel Zeit und allerhand anderer Kapazitäten verwendet. Oft inspiziert man die dunklen, staubigen, unterirdischen Räume. Zur Abwechslung findet man sich in den kath. Kirchen oder auch in Archiven wieder. Keine der Figuren schaltet den gesunden Menschenverstand ein und begreift, dass es nach mehreren Jahrhunderten von dieser Reliquie nichts mehr übriggeblieben sein kann. Die Guten wie die Bösen betreiben einen Wahnsinnaufwand, völlig verblendet ob der angeblichen hohen Bedeutung dieser Reliquie. Dabei gerade bei den Bösen ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie dem Hauptbösewicht weiterhelfen kann. Seine Probleme kann man damit nicht lösen. So etwas kann nur jemand annehmen, der keine Ahnung von Menschen dieser Art hat. Die unterliegende Annahme also, dass ihm dieser Gegenstand von Nutzen sein kann, ist schlicht absurd. Und eben dadurch, dass die Figuren wie bloße Marionetten dastehen und dieser Handlungsstrang zur sinnfreien Jagd ausartet, kippelt es hier schon stark in Richtung einer makabren Farce, die den Titel „Viel Lärm um nichts“ verdient.
Der zweite Handlungsstrang, bei dem die Polizei den Mord an einem Zollbeamten untersucht, schaut anfangs etwas besser, glaubwürdiger aus. Hier liegt ein ernstes Thema zugrunde: Umweltsünden, die der Gesundheit der Bevölkerung stark abträglich sind. Am Ende rutscht es doch ins Anektdotenhafte, da die beiden Stränge zusammenkommen. Diese Anekdote hat mal Jörg Maurer in einem seiner Allgäu-Krimis prima zum Ausdruck gebracht. Kurz gesagt: Die lokalen Größen sind Meister im Fach Mistbauen, skrupellos und ohne Rücksicht auf Verluste. Wer ist aber schuld? Raten Sie mal… Der Russ. Kein Witz. Die Handlung wird einfach dahingebastelt. Noch vor paar Jahrzehnten stand an dieser Stelle, des Sündenbocks, eine andere Nation. Das Prinzip und die Mechanismen der Verhetzung blieben dieselben. Bis heute. Mahatma Gandhi hat mal gesagt: „Die Geschichte lehrt uns, dass sie uns nichts lehrt.“ Recht hat er.
Wenn ein Werk des Unterhaltungsgenres zweckentfremdet wird, und statt guter Unterhaltung krude politische Ansichten unter die Leser zu bringen sucht, auf eine abartige Art und Weise noch dazu, macht es keinen Spaß. Ich habe mich so ekeln müssen, dass ich paar Tage lang das Buch nicht anfassen konnte. Mich kostete es schon große Überwindung, da weiterzumachen. Mit viel gutem Zureden, paar humorigen Regio-Krimis zur Aufheiterung, einem Drittel einer guten Biographie, der Hälfte eines weiteren Sachbuches in den zahlreichen Pausen ging es einigermaßen.
Dieses Um-die Reliquie-herum- Getue ödete zum Schluss nur noch an. Ich hatte den Eindruck, dass man hier krampfhaft versucht, aus etwas Angestaubtem, das schon lange niemanden mehr interessiert, da das Leben weitergeht, doch noch etwas halbwegs Brauchbares herauszuquetschen. Gerade an solchen Stellen las es sich zäh.
Es gibt auch zu viel Füllstoff, i.e. Beschreibungen, die herzlich wenig interessieren, oder auch das bloße Blabla in den vielen Dialogen, wodurch das Ganze unnötig aufbläht wurde, und für Gedanken wie „OMG, wann ist es endlich vorbei“, sorgte. Die Stoffwiederholungen, die das Geschehen zum zigsten Mal durchkauen, als ob man vorher kaum eine Seite gelesen hätte, schlagen in dieselbe Kerbe. Wenn man die Leser und ihr Denkvermögen so geringschätzt, warum schreibt man überhaupt?
„Sehr kunstfertig“ wurde auch die Vorgeschichte des Bösewichtenteams präsentiert: In einem Stück dem Leser vor die Füße geworfen. Hierfür wurde die Erzählperspektive plötzlich in die vom Mafioso gewechselt, was sonst vorher an keiner anderen Stelle der Fall war.
Und last but not least: Wer seine tägliche Dröhnung stumpfer Russophobie braucht, ist hier goldrichtig. Eine Art Wettbewerb scheint unter so manchen Autoren ausgebrochen zu sein: Wer das abartigste Feindbild Russlands abliefert. Dieses Machwerk kann in der Hinsicht die vordersten Plätze für sich beanspruchen. Der werte Autor hat zwar wenig Ahnung von Land und Leuten, das sieht man schon an dem Satz, der den Lesern weißmachen will, die Sanktionen würden da groß jemanden kümmern, fühlt sich aber verpflichtet, russenfeindliche Stimmung unter die Leser zu bringen.
Was die Sanktionen angeht: Es ist Wunschdenken der Schreibtischstrategen, die diesen Unsinn in die Welt gesetzt haben, er würde schaden. Das Gegenteil ist der Fall. Die Russen lachen darüber: Ihr schießt doch euch selbst ins Knie. Wie schlau ist das denn. Dabei lassen sie die stillgelegten Industriezweige aufleben. Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion, Autoindustrie, nur um einige wenige zu nennen, blühen wieder auf. Arbeitsplätze werden geschaffen. Die Binnennachfrage nach einheimischen Produkten steigt etc. pp. Sie haben viele Vorteile aus der Situation gezogen. Da hat die Wirtschaft einen guten Aufschub erfahren. Aus freien Stücken, wenn sie die Ware nach wie vor aus Europa beziehen würden, hätten sie sich dazu nie aufgerafft. Und hierzulande werden Märchen vom bösen Russ erzählt, der angeblich ach so sehr unter Sanktionen leidet.
Wenn Sie etwas Adäquates zum Thema Russland lesen wollen, hier paar sehr lesenswerte Titel:
„Eiszeit“ und „Russland verstehen“ von Gabriele Krone-Schmalz,
„Feindbild Russland. Geschichte einer Dämonisierung“ von Hannes Hofbauer,
„Plot to scapegoat Russia“ von Dan Kovalik,
„Putin Interviews“ von Oliver Stone,
„Wir sind die Guten“ von Bröckers/Schreyer,
ferner:
„Illegale Kriege“ von Daniele Ganser,
„Kampf oder Untergang“ von Chomsky/Feroz, „Wer beherrscht die Welt“ von Chomsky,
„Warum schweigen die Lämmer?“ von R. Mausfeld,
„Machtbeben“ von D. Müller,
„Der Fluch der bösen Tat“, Peter Scholl-Latour.

Fazit: Unglaubwürdige Handlung, marionettenhafte und ebenso wenig glaubhafte Figuren. Stellenweise sehr ekelhaft, hochgradig russophob, langweilig. Für meine Lesezeit kann ich mir echt anderen Lesestoff vorstellen.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Informativ, aufschlussreich, spannend, wohl strukturiert, toll geschrieben. Sehr lesenswert!

Hitlers heimliche Helfer
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Ein großartiges, sehr lesenswertes Werk von Karina Urbach: informativ, aufschlussreich, spannend, wohl strukturiert, insg. toll geschrieben. Sehr gern gelesen.
Es gibt zwei Teile: „Heimliche Helfer in ...

Ein großartiges, sehr lesenswertes Werk von Karina Urbach: informativ, aufschlussreich, spannend, wohl strukturiert, insg. toll geschrieben. Sehr gern gelesen.
Es gibt zwei Teile: „Heimliche Helfer in der Ära vor Hitler“ und „Hitlers heimliche Helfer“.
Teil I bildet eine reichhaltige Basis für das im Titel genannte Thema. Gerade hier liest man viel Aufschlussreiches u.a., wie man die heimlichen Helfer definiert, wie sie sich von anderen, ähnlichen Interessenvertretern abgrenzen, wer sie waren, warum sie sich in dieser Rolle engagiert haben usw. Dass sich gerade der Adel, und oft auch Frauen, als solche betätigt haben, wurde anhand von einigen plausiblen Gründen erklärt, s. S.149.
So einiges Grundsätzliches zum Adel, seinen Interessen, die auch in Krisenzeiten, und gerade dann, es durchzusetzen galt, wurde überzeugend, für jeden verständlich vermittelt. Schon hier wurde klar, warum der Adel Hitler dienen wollte, welche Hoffnungen er in seine Herrschaft setzte, was er zu vermeiden suchte usw. So einen nüchternen, pragmatischen Blick auf diese Herrschaften findet man sonst selten.
Hier findet man viel Spannendes über Max zu Fürstenberg als Freund von Wilhelm II., über den Herzog von Coburg, Enkel von Queen Victoria, der viel für Hitler getan hat, s. Kapitel 4 „Charmeoffensive für England“, über Lady Walburga Paget, über die Königin von Rumänien, die, nicht allein, der Meinung war: „Der Faschismus ist zwar auch eine Gewaltherrschaft, aber immerhin lässt er Raum für Fortschritt, Schönheit, Kunst, Literatur, für ein Heim und für das gesellschaftliche Leben, für gute Sitten und Sauberkeit; der Bolschewismus hingegen macht das alles zunichte.“ S. 213.
Im zweiten Teil liest man u.a. über die Tätigkeit als heimliche Helferin der Prinzessin Stephanie von Hohenlohe, von Max Hohenlohe-Langenburg, Lord Rothermere uvm. Diese Aktivitäten gingen so einigen offiziellen Stelleninhabern gegen den Strich. So war Ribbentrop „außer sich, dass Hohenlohe und Wiedemann hinter seinem Rücken in England aktiv geworden waren.“ S. 345. Überhaupt zum Thema Appeasement und wer was von Go-Betweens in die Richtung getan hat, findet man in diesem Buch sehr interessantes Material.
Einige weniger bekannte Fotos in schwarz-weiß bereichern die Ausführungen. Literaturverzeichnis, nach Kapiteln geordnet, Abbildungsverzeichnis, Archive und Bibliographie, Register runden das Ganze ab.
Das Buch, mir liegt die Ausgabe von Januar 2019, ist insg. hochwertig gemacht: Hardcover, gutes Papier, die Schrift von angenehmer Größe, i.e. nicht zu klein.

„Ein exzellentes Buch“ THE TIMES, steht auf dem Buchrücken. Sehe ich auch so.