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Veröffentlicht am 27.08.2019

Atmosphäre, Charaktere und Schreibstil sind wieder unglaublich toll!

Was die Spiegel wissen (Band 3)
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Ich war sofort wieder drin in der Geschichte, die mich mit ihrer ganz eigenen Atmosphäre aufsog. Dieser geheimnisvollen, unheimlichen Atmosphäre, die ein wenig Gruselstimmung verbreitet, indem unerklärliche ...

Ich war sofort wieder drin in der Geschichte, die mich mit ihrer ganz eigenen Atmosphäre aufsog. Dieser geheimnisvollen, unheimlichen Atmosphäre, die ein wenig Gruselstimmung verbreitet, indem unerklärliche Dinge auf einmal Wirklichkeit werden. Ich liebe diese für die Reihe typische Atmosphäre, die Art, wie das Surreale auch in meinem Kopf wirklich wurde und wie man als Leser mit Blue und den vier Raven Boys die Grenzen der Wirklichkeit erkundet und auf ebenso unheimliche wie faszinierende Geheimnisse stößt.

Auch Maggie Stiefvaters besonderer Schreibstil sollte an dieser Stelle nochmal erwähnt werden; dazu diese unterschwellige Spannung, die mich an die Seiten fesselte.
Auch der Humor war grandios. Immer wieder brachten mich die schlagfertigen Dialoge oder ironische Kommentare zum Kichern.

Außerdem wären da ja noch diese ganzen unglaublich liebenswerten, vielschichtigen Charaktere.
Die Raven Boys, die so unterschiedlich sind und die doch eine so tiefe Freundschaft verbindet und die ich alle irgendwie in mein Herz schloss: Gansey, Ronan, Adam und auch Noah, der aus offensichtlichen Gründen immer etwas im Hintergrund bleibt, den man aber auch irgendwie lieb haben muss. Alle haben sie Ecken und Kanten - was im Übrigen auch für all die anderen Charaktere gilt. Zudem wird diese Vielschichtigkeit auch im dritten Teil weiter ausgearbeitet, indem beispielsweise neue Seiten der Charaktere ans Tageslicht kommen.
Dann Blues wunderbar chaotischer Frauenhaushalt, den nicht nur Gansey liebt. ;)
Und natürlich Blue selbst, die mittlerweile definitiv zu meinen Lieblingsprotagonistinnen gehört, weil sie so wundervoll eigenständig, sarkastisch, feministisch, unabhängig und vor allem eben auch selbstbewusst ist.

All das dürfte den meisten bekannt vorkommen, die auch die Vorgänger gelesen haben, und eigentlich lässt sich explizit zu diesem Teil nur sagen, dass er besagten Vorgängern in nichts nachsteht.
Es taucht zum ersten Mal tatsächlich sowas wie eine Liebesgeschichte auf, die aber nur eine sehr kleine Rolle einnimmt. Wir lernen ein paar neue Charaktere kennen. Es ist gewohnt spannend. Und dann wäre da noch dieses Ende, das gespannt auf den vierten Teil macht.

Fazit: Steht den Vorgängern in nichts nach: fesselnde, leicht unheimliche Atmosphäre, sehr vielschichtige, liebenswerte Charaktere, toller Schreibstil!

Veröffentlicht am 27.08.2019

Faszinierende, fesselnde Idee und lebensechte Charaktere!

Rot wie das Meer
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Die Geschichte wird abwechselnd von Sean und Puck jeweils aus der Ich-Perspektive erzählt, dennoch geriet ich niemals in Gefahr zu verwechseln, wer gerade erzählt, da die beiden sehr unterschiedliche Persönlichkeiten ...

Die Geschichte wird abwechselnd von Sean und Puck jeweils aus der Ich-Perspektive erzählt, dennoch geriet ich niemals in Gefahr zu verwechseln, wer gerade erzählt, da die beiden sehr unterschiedliche Persönlichkeiten sind. Während Puck aufbrausender und entschlossen ist, ist Sean eher still und zurückgezogen. Gleichzeitig ähneln sich die beiden aber auch wieder: Beide sind gut darin, ihre Gefühle zu verbergen, beide sind in der Gesellschaft ihrer Insel ein wenig außen vor, auch wenn die Insel ihre Heimat ist.
Sean ist ein ruhiger, intelligenter Einzelgänger, der das Meer und Pferde liebt, und unter deren gelassenen Oberfläche sich durchaus eine emotionelle Tiefe verbirgt. Er hat es nicht immer leicht und hinter seiner unnahbaren Art offenbart sich dem Leser Verletzlichkeit.
Aber auch Puck ist ein sehr starker Charakter. Ich mochte es, wie sie ihren Willen durchsetzt und sich von niemandem beirren läss. Wie auch sie schwache Seiten hat und diese zu verbergen sucht, wie sie den Mut aufbringt, an dem Rennen teilzunehmen, obwohl das dunkle Erinnerungen in ihr hervorruft.

Und dann wäre ja noch die Liebesgeschichte, die sich langsam entwickelt und ohne jeglichen Kitsch auskommt. Tatsächlich verläuft sie anders als alle Liebesgeschichten, die ich so gelesen habe, weil auf das typische „Er macht mich verrückt“ und „Er sieht soo gut aus“ sowie erwartete Dramen verzichtet wird, stattdessen läuft es viel subtiler, aber nicht minder süß ab und dennoch sind die zarten Gefühle durch die Seiten spürbar.
Wie ich es nicht anders von Maggie Stiefvater gewohnt bin, sind auch die Nebencharaktere sehr vielschichtig, lebendig und oft liebenswert. Letzteres gilt gerade für Pucks anderem Bruder Finn mit seiner stillen, leicht schüchternen Art, hinter der sich auch mehr verbirgt.

Doch im Vordergrund steht das Rennen.
Man sollte meinen, das Buch wäre langweilig, da der Großteil nur von den Vorbereitungen für das Rennen handelt, doch das ist es ganz und gar nicht. Maggie Stiefvaters wundervoller Schreibstil fesselte mich an die Seiten und auch dieses Buch wird von dieser unterschwelligen, leisen Spannung, wie ich sie von der Autorin kenne, durchzogen. Auch die Atmosphäre mit der abgeschotteten Insel und die Dominanz des Meeres sind toll, dazu kommt eine Prise Humor.
So gibt es auch vor dem Rennen genug Anlässe, um mit den Charakteren mitzufiebern und ehe ich mich versah, war ich am Ende angelangt, das vielleicht ein bisschen zu schnell abgehandelt wurde.

Das Buch ist durchaus auch ein wenig brutaler, weshalb es vermutlich nicht zu Unrecht vom Verlag ab 16 Jahren empfohlen wird, denn Capaill Uisce zerfleischen auch gerne mal andere Tiere oder eben auch Menschen. Das macht diese ungewöhnliche Idee wiederum so interessant, denn trotz dieser Tatsache wird jedes Jahr auf der Insel ein Rennen mit diesen Wasserpferden veranstaltet, weil eben auch die Inselbewohner von den monsterähnlichen Pferden fasziniert sind.

Fazit: Neue, faszinierende Idee, auf eine fesselnde und leicht brutale Weise umgesetzt mit vielschichtigen, lebensechten Charakteren und insbesondere zwei starken Protagonisten, die man einfach ins Herz schließen muss!

Veröffentlicht am 27.08.2019

Drückende Atmosphäre, übermittelt durch ästhetische Beschreibungen

Toter Sommer
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Wir steigen in die Geschichte ein mit der Trennung von Rebecca und James, anschließend lernen wir deren Beziehung im Rückblick kennen. Tatsächlich nimmt diese Beziehung auch weiterhin einen nicht unwesentlichen ...

Wir steigen in die Geschichte ein mit der Trennung von Rebecca und James, anschließend lernen wir deren Beziehung im Rückblick kennen. Tatsächlich nimmt diese Beziehung auch weiterhin einen nicht unwesentlichen Teil der Handlung ein (auch in der Gegenwart), immer vor dem Hintergrund des unaufgeklärten Mordes.
Es ist hier nicht der Fall, dass Rebecca sich - wie es bei so vielen Thrillern dieser Art so ist - kopfüber in die Ermittlungen stürzt. Zwar beschäftigt sie der Mord, aber auch andere Dinge wie eben die Beziehung zu James und ihr Leben nach dem Sommer.

Das Buch wird hauptsächlich aus der Ich-Perspektive von Rebecca erzählt, wobei die Autorin zwischendurch von dem personalen in den auktorialen Erzähler rutscht, gerade was Gedanken und tatsächliche Erlebnisse von Personen in Bezug zu einem Mord oder das Kleinstadtleben angeht, Dinge, die Rebecca gar nicht wissen kann. Das kommt nur gelegentlich vor und passt außerdem auch zu dem Stil der Autorin, den ich später nochmal aufgreife.
Zwischendurch werden auch Abschnitte aus der Sicht des ermordeten Mädchens eingeschoben, die vor der Ermordung spielen. Die Sprache der Autorin ist teilweise relativ niveauvoll, dennoch ließ sich das Buch flüssig lesen.

Rebecca war mir prinzipiell nicht unsympathisch, aber ich konnte keine tiefere Beziehung zu ihr aufbauen. Dennoch ist sie ein sehr vielschichtiger und authentischer Charakter mit vielen Ecken und Kanten.
Auch James stellt sich als ein sehr tiefgründiger Charakter heraus, ebenfalls mit positiven und negativen Seiten und somit realistisch gezeichnet. Einerseits ist er unnahbar und eigenwillig, andererseits aber auch verletzlich. Als Leser erhält man auch einen Blick in seine Vergangenheit und ich mochte ihn.
Die Nebencharaktere verfügen ebenfalls über Ecken und Kanten, gerade dieses Zusammenspiel aus guten und schlechten Eigenschaft lässt alle Charaktere so authentisch wirken.

Ehrlich gesagt hatte ich den Hintergrund des Mordes und die Identität des Mörders ziemlich schnell durchschaut, ebenso wie die richtigen und falschen Hinweise darauf, und wurde somit nicht wirklich überrascht.
Prinzipiell konnte mich das Buch auch nicht ganz fesseln, dennoch konnte es mich gut unterhalten und eine unterschwellige Spannung ist durchaus vorhanden. Und in einem Merkmal hebt es sich deutlich von anderen Büchern ab: Dem atmosphärischen Stil.

Kat Rosenfield besitzt einen besonderen Stil, der relativ außergewöhnlich ist. Ihre Worte verfügen über eine Art schwere Süße, ihre vielen Beschreibungen ließen Bilder und Gerüche entstehen. Und der Autorin gelingt es perfekt, die drückende Schwüle des heißen Sommers einzufangen, diese Schwüle findet sich auch in ihren Worten wieder, auf eine fast poetische Weise.
Dadurch entsteht eine einlullende, melancholische Atmosphäre, noch verstärkt durch die Darstellung der abgelegenen Kleinstadt, in der alle zusammenhalten und die die Menschen in ihr festhält, sodass viele für immer in ihr hängen bleiben. Die Darstellung dieser abgeschotteten Stadt ist fast ein wenig unheimlich, was durch den Mord noch verstärkt wird, der das Leben der Menschen auf eine subtile Weise beeinflusst, ein Unbehagen heraufbeschwört, eine bedrückende, dunkle Stimmung.
Diese drückende Stimmung kommt dann auch bei dem Leser an, hüllt ihn und lässt ihn zurück mit dem Gefühl der süßlichen Schwere der Worte.

Fazit: Drückende, schwüle Atmosphäre, die den Sommer der abgelegen Kleinstadt einfängt und die durch ästhetische Beschreibungen auf den Leser übertragen wird; Charaktere mit Ecken und Kanten, allerdings vorhersehbare Auflösung

Veröffentlicht am 26.08.2019

Außergewöhnlich, wunderschön und berührend

Da vorne wartet die Zeit
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Vorweg: Ich empfehle, den Klappentext nicht zu lesen, weil er ein bisschen spoilert.

Das Buch handelt von der Zeit. Genauer gesagt: Von der Vergänglichkeit der Zeit.
Schon im Prolog werden wir in eine ...

Vorweg: Ich empfehle, den Klappentext nicht zu lesen, weil er ein bisschen spoilert.

Das Buch handelt von der Zeit. Genauer gesagt: Von der Vergänglichkeit der Zeit.
Schon im Prolog werden wir in eine Stadt eingeführt, in die der Roman handelt. Und in dieser Stadt lernen wir mit jedem Kapitel neue Menschen kennen. Menschen aus ganz unterschiedlichen Schichten, Verhältnissen. Mit ganz unterschiedlichen Geschichten, unterschiedlichem Alter, unterschiedlichen Vorlieben.
Wir erhalten einen kurzen Einblick in das Leben dieser Person und dann, ganz plötzlich - springt einem der Tod ins Gesicht. Oft mitten im Leben.

So viel sei gesagt: Nicht jeder Charakter stirbt - so wird eine gewisse Spannung gehalten.
Doch Lilly Linder zog mich so schon mit ihren wundervollen Worten in den Bann, mit ihrem Schreibstil, der sich definitiv von der Masse abhebt, mit ihren Wortspielen und Metaphern. Mit der Art, wie sie am Ende eines Absatzes Satzteile durch Punkte trennt und ihnen so manchmal eine neue Bedeutung oder auch nur mehr Bedeutung verleiht.

Zudem ist es einfach eine außergewöhnliche Idee. Das Buch zeigt, wie plötzlich der Tod ins Leben treten kann, wie unerwartet manchmal, wie grausam oft. Es zeigt, wie allgegenwärtig er ist, dass man nie vor ihm sicher ist. Und doch zeigt es auch, wie besonders menschliche Verbindungen sein können.
Und obwohl man die meisten Charaktere auf nur wenigen Seiten kennenlernt, traf mich ihr Tod jedes Mal aufs Neue ins Herz. Jedes Mal war es aufs Neue ein Schock, begleitet von Fassungslosigkeit, Traurigkeit, vielleicht Wut auf die Ungerechtigkeit des Lebens. So war ich nicht selten mitgenommen von diesem Buch, das emotional zu berühren weiß und manchmal auf so sachliche Weise den Tod eines Menschen präsentiert, und es damit nur noch emotional mitreißender gestaltet.
Im Verlauf des Buches werden die Geschichten und Schicksale der einzelnen Charaktere miteinander verwoben, sodass am Ende ein erschütterndes Gesamtwerk entsteht.

Fazit:Ein berührender Roman, der die Schicksale einzelner Menschen, in dessen Leben unerwartet der Tod eintritt, verbindet, dazu geschrieben mit einem wundervollen, mitreißenden Schreibstil!

Veröffentlicht am 18.08.2019

Eine skurille, unterhaltsame Geschichte einer nigerianischen Autorin

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
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Dieses Buch ist ein Own Voice-Buch der nigerianischen Autorin Adaobi Tricia Nwaubani, das in Nigeria spielt und sich die 419-Scammer zum Thema nimmt, sprich diejenigen, die mit Spam-Mails Geld machen, ...

Dieses Buch ist ein Own Voice-Buch der nigerianischen Autorin Adaobi Tricia Nwaubani, das in Nigeria spielt und sich die 419-Scammer zum Thema nimmt, sprich diejenigen, die mit Spam-Mails Geld machen, in denen sie sich als nigerianische Prinzen, arme Witwen oder ähnliche ausgeben, Gewinne versprechen oder um Geldleihen bitten. Wiederholt machen sie sich dabei über die Dummheit der EuropäerInnen und AmerikanerInnen lustig, die auf diese Mails reinfallen und sich gegebenenfalls sogar noch selbst als RetterInnen "bedürftiger AfrikanerInnen" sehen.
Dabei geht es auch viel um das Bild weißer Menschen und der westlichen Welt in Nigeria, eigenen Sehnsüchten, aber auch Abgrenzungen und irgendwie eben auch um den Umgang mit Postkolonialismus. Das Buch bietet mir die Möglichkeit, einen Einblick in eine nigerianische Sicht zu erhalten - und natürlich auch in einen nigerianischen Alltag.

Der Protagonist Kingsley ist in einer armen Familie aufgewachsen. Für seine Eltern stand Bildung und Wissen immer an erster Stelle, aber jetzt findet er trotz Universitätsabschluss keine Stelle. Dabei will er eigentlich das Mädchen, das er an der Uni kennengelernt hat und über alles liebt, heiraten und ihr ein sicheres Leben bieten. Und als er wieder in Kontakt mit seinem Onkel kommt, dem schwarzen Schaf der Familie, der ein reicher Chef einer 419er-Firma ist, lockt ihn diese Methode des schnellen Geldes.

Kingsley ist wie so viele Charaktere jemand, bei dem ich mir nie sicher war, ob er mir sympathisch ist. Sein Onkel, stark übergewichtig, von jüngeren Frauen umschwärmt und mit seinem Geld am prossen, mag unsympathisch erscheinen, wirkt aber eher wie eine Persiflage. Überhaupt - im Zentrum der Geschichte stellt vielmehr der Unterhaltungswert.
Der Roman lebt gerade von diesem Ironischen, mit dem mit diesem Thema umgegangen wird. Skurril, abnormal, die Faszination des schnellen Geldes und eine Welt der Macht und des Reichtums - aber auch der Ehre, denn gegenüber anderen NigerianerInnen und besonders der eigenen Familie zeigt sich enorme Solidarität.

Politik oder Gesellschaftskritik stehen bei diesem Buch gar nicht wirklich im Vordergrund, vielmehr geht es um die Unterhaltung, und so lässt sich dieses Buch auch relativ flüssig lesen. Und ganz nebenbei bot es mir die Möglichkeit, mal meine westliche Blase zu verlassen und eine nigerianische Stimme kennenzulernen.