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Veröffentlicht am 15.09.2016

Wunderschön geschrieben mit ernster, aktueller Thematik und tiefgründigen, lebendigen Charakteren

Die Attentäter
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Inhalt:

Dies ist die Geschichte dreier Menschen, die zusammen aufgewachsen und miteinander verbunden sind, ob sie es wollen oder nicht. Alain, der Engel mit dem Licht. Cliff, in dem die Dunkelheit lebt. ...

Inhalt:

Dies ist die Geschichte dreier Menschen, die zusammen aufgewachsen und miteinander verbunden sind, ob sie es wollen oder nicht. Alain, der Engel mit dem Licht. Cliff, in dem die Dunkelheit lebt. Und Margarete, die Bodenständige, die Verbindung zwischen den beiden Jungen, die grundverschieden sind und doch von aneinander angezogen werden. Alain, der an das Gute in Cliff glaubt. Cliff, der ihn immer von sich stoßen will, um nicht doch vom Licht angezogen zu werden.
Doch dann schließt sich Cliff dem IS an. Und danach ist nichts mehr wie es war. Aber Alain weigert sich, Cliff aufzugeben ...

Meine Meinung:

Ich fange einfach mal mit dem herausragenden Schreibstil der Autorin an. Anders als bei anderen Werken von ihr ist man sich hier immer sicher, was real ist und was nicht, doch das ändert nichts daran, dass das Kunst ist.
Antonia Michaelis verwendet Vergleiche, Metaphern, Wortspiele, auf so magische Weise, dass ästhetisch eine Untertreibung wäre. Ich habe langsamer gelesen als sonst, jedes einzelne Wort auskostet - trotz der eher grausameren Thematik. Es lag ein seltsamer Widerspruch zwischen dieser und der Schönheit der Sprache, der aber keineswegs deplatziert wirkte, im Gegenteil. Denn es gibt auch schöne Bereiche in diesem Buch, manche, die mein Herz erobert haben.

Aber auch abgesehen vom Wort Building hebt sich der Stil deutlich von der Masse ab. Das liegt auch an den Sichtwechseln: Deutlich gemacht durch Abschnitte wird zwischen den Perspektiven gewechselt, vor allem zwischen Alain und Cliff, aber auch kurze, briefähnliche Passagen von Margarete, auf die ich später nochmal eingehe. Letztere sind immer aus der Ich-Perspektive, doch bei den Jungen wird scheinbar willkürlich zwischen dieser und dem Er-Erzähler gewechselt.
Komisch, wie Sachen, die mich sonst stören, hier nur den Stil untermauern. Denn ich war nicht verwirrt, im Gegenteil, ich schaffte es erstaunlich schnell, mich zu orientieren, und auch das macht die Geschichte nur noch mehr zu einem Kunstwerk und verdeutlicht den Flickenteppich, mit dem man die Erzählweise vergleichen kann.

Ausgehend von der Gegenwart dominieren anfangs Rückblicke, immer wieder durchbrochen von Einschüben aus dem aktuellen Geschehen, bis sich das Verhältnis dann umdreht. Dadurch wird von Anfang an die Beziehung zwischen den dreien erklärt und gezeigt, was sie zu den Menschen werden lassen hat, die sie heute sind. Somit war von Beginn an Tiefe vorhanden.
Lange Zeit wird einfach nur erzählt und die Teile aus den Leben zu einem Gesamtbild zusammengesetzt. Auch wenn die Rückblicke anfangs chronologisch wirken, werden manche Details ausgelassen und erst später erwähnt. Somit spielt besonders die Beziehung zwischen den Charakteren eine wesentliche Rolle.
Nichtsdestotrotz ist die Geschichte sehr fesselnd, getragen von den wunderschönen Worten. Sie zog mich in den Bann, auch wenn das Buch sich nicht einfach mal eben so weglesen lässt - gerade aufgrund der Thematik.

Die Autorin schafft es, den Charakteren schon auf wenigen Seiten Leben einzuhauchen. Dadurch, dass wir nahezu ihre gesamten Leben und ihre Vergangenheit kennenlernen, sind sie mehr als tiefgründig und vielschichtig. Die Gründe für ihr Verhalten werden nicht dargelegt, sondern anschaulich gezeigt, ihre Entwicklung beschrieben, ihre Ängste, Sorgen, Probleme, aber auch Wünsche und Freuden dargestellt, sodass sie absolut lebendig sind.
Die Passagen aus Margaretes Sicht sind Rückblicke, die wie Briefe aus der Zukunft wirken, ohne irgendetwas vorwegzunehmen - aber genug, um die leise, fesselnde Spannung zu intensivieren. Sie ist das Verbindungsglied zwischen den Jungen, die pragmatische Bodenständige. Der Fokus liegt auf den Jungen, im Vergleich zu denen mag sie blass wirken, dennoch wirkt sie nicht überflüssig.

Im Vordergrund steht immer wieder diese Gegenüberstellung dunkel - hell. Cliff - Alain. Anfangs wirken diese noch strikt getrennt, doch im Verlauf wird immer deutlicher, wie sehr die Grenzen verwischen und ineinander übergehen. Es ist beeindruckend, wie diese Trennung im Vordergrund steht und auf die Charaktere angewandt wird, während gleichzeitig gezeigt wird, dass es im Leben nicht Gut und Böse gibt. Denn ich hatte immer mal wieder Mitgefühl für Cliff. Sympathie. Und gerade aufgrund seiner schweren Erfahrungen als Kind schloss ich ihn insgeheim ins Herz und hatte deswegen vermutlich genau wie Alain Probleme damit, seine Entscheidung als mehr oder weniger erwachsener Jugendlicher zu akzeptieren.
Auch dass Alain immer mit einem Engel und Cliff immer mit Schatten assoziiert wird, verdeutlicht die Gegenüberstellung der Jungen. Nichtsdestotrotz verbindet die beiden eine enge, und mehr als berührende Beziehung, die mein Herz eroberte. Beide haben ein herausragendes Zeichentalent, sodass dies auch eine gewisse Rolle spielt.
Die beiden wollen sich meiden und werden doch immer wieder voneinander angezogen. Von der ersten Seite an wünschte ich mir flehentlich, Cliff würde ins „Licht“ zurückfinden, weil es so viele Seiten an ihm gibt, die es wert sind, gerettet zu werden.

Natürlich werden aktuelle Themen wie Pegida oder die Anschläge von Paris aufgegriffen, und natürlich der IS. Die Gründe dafür, sich diesem anzuschließen, werden nachvollziehbar dargestellt - ich meine, die Kritik an dem Konsum des Westens ist schon irgendwie verständlich. Diesen deswegen gleich als Feind zu betrachten, der vernichtet werden soll, weit weniger. Dennoch - gerade bei solchen Themen halte ich es für wichtig, dass man sie ansatzweise nachvollziehen kann, und das ist der Autorin gelungen.
Letztendlich hat mich das Buch fertig gemacht. Es hat mich mitgerissen und mitgenommen zurückgelassen - und gehört eindeutig zu den besten Büchern dieses Jahres!

Fazit: Wunderschöne Sprache mit herausragender Wortwahl und einem Stil, der aus der Masse heraussticht; eine aktuelle Thematik, die nachvollziehbar dargestellt wird; äußerst tiefgründige, lebendige Charaktere, die Gründe für ihre Handlungen und Gedanken werden nachvollziehbar dargestellt - eine sehr fesselnde Geschichte, die mein Herz berührt und mich komplett mitgenommen hat!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Romantisches, aber auch düsteres Finale

Sternenwald
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! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZU DEN VORGÄNGERN !

Die Geschichte erhält zwischenzeitlich fast psychotische Elemente, dadurch, dass Birkaras teilweise in Robins Geist eindringt. Dadurch kommt auch ihre dunkle ...

! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZU DEN VORGÄNGERN !



Die Geschichte erhält zwischenzeitlich fast psychotische Elemente, dadurch, dass Birkaras teilweise in Robins Geist eindringt. Dadurch kommt auch ihre dunkle Seite immer mehr zum Vorschein. Gleichzeitig wird sie mit jedem Tag schwächer, dennoch setzt sie alles daran, Emilian und ihren Stamm zu retten.
Insgesamt zeigt sie so vor allem Stärke in dem Sinne, dass sie nicht aufgibt und weiterkämpft.

Auch die Romantiker werden definitiv auf ihre Kosten kommen, mir ging das teilweise schon fast an die Grenze zu kitschig. Ich meine, das war mal einer der gefürchtetsten Tauren, aber irgendwie hat er jetzt hauptsächlich weiche Seiten.
Was Birkaras angeht, so ist er zumindest ein Antagonist mit Tiefe, dadurch, dass er mal fast dieselbe Geschichte hatte wie Robin und Emilian, nur dass er sich dem Willen seines Anführers gebeugt und Robins Mutter getötet hat. Dennoch hat er diese wirklich geliebt, und auch wenn diese Liebe mittlerweile gestorben ist, flackert zwischendurch eine entfernte Erinnerung daran in ihm, die der Leser in den kurzen Passagen aus seiner Sicht mitverfolgen kann und die ihm Tiefe verleihen.

Der Leser lernt auch einige neue Charaktere kennen, der Fokus liegt jedoch auf Robin und Birkaras, was die Tiefe angeht. Bei den Hintergründen, die ans Tageslicht kommen, schwingt immer wieder Kritik an dem Umgang der Menschen mit der Natur mit.
An den abgehackten Schreibstil habe ich mich diesmal fast sofort gewöhnt. Zwar konnte mich das Buch nicht wirklich mitreißen, dennoch war es spannend und unterhaltsam.

Fazit: Spannender, teils sehr romantischer Abschluss, in dem die Protagonistin dunkle Seiten enthüllt

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ich fand einfach keinen Zugang zu der Geschichte

Der Sommer der silbernen Wellen
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Ich fand einfach keinen Zugang zu dem Buch, weder zu der Handlung noch zu den Charakteren. Sie haben mich nicht berührt und konnten mich nicht fesseln. Ich hatte keinerlei Probleme damit, das Buch beiseite ...

Ich fand einfach keinen Zugang zu dem Buch, weder zu der Handlung noch zu den Charakteren. Sie haben mich nicht berührt und konnten mich nicht fesseln. Ich hatte keinerlei Probleme damit, das Buch beiseite zu legen, habe es auf eine merkwürdige Distanz gelesen und eigentlich waren mir vor allem die Charaktere ziemlich gleich. Dabei habe ich mich jedoch nicht durch das Buch gequält, der Schreibstil ist flüssig und die Handlung nicht direkt nervtötend, sodass ich schon glaube, dass sie andere fesseln könnte.
Im letzten Drittel wurde es dann besser, auch weil die Charaktere endlich Tiefe bekamen und sich weiterentwickelten, aber das konnte auch nicht meinen Eindruck von den 250 Seiten davor (ja, ich weiß, das ist jetzt mathematisch nicht ganz korrekt) revidieren.

Die Protagonistin Mia ist irgendwie ... widersprüchlich. Einerseits weiß sie, dass sie oft schwimmen geht und somit durchaus trainiert ist, andererseits lässt sie sich von ihrer Mutter Minderwertigkeitskomplexe einreden, weil sie nicht zart wie eine Elfe ist. Darüber könnte ich aber noch hinwegsehen, weil ich weiß, dass sowas wirklich funktioniert.
Aber außerdem ist sie immer ein wenig wankelmütig. Sie mag das gestelzte, überhebliche Upper Class-Rich Girl-Leben ihrer Cousinen nicht, hat dann aber doch Komplexe, weil sie nicht so ist wie diese Mädchen und tut alles, um dazu zugehören und imitiert teilweise dieses affektierte Verhalten. Wenn sie dann endlich mal sauer auf ihre Cousine ist, weil die sie auf einmal ganz anders behandelt, arrogant und abweisend ist, ist Mia kurz darauf wieder nett zu ihr und gibt ihr noch eine Chance.
Auch hier kam ich gegen Ende besser mit ihr klar, aber ich fand die ganze Zeit keinen Zugang zu ihr. Dabei ist sie an sich gar nicht direkt blass, sie interessiert sich für Ozeanologie und Wissenschaft, und weiß darüber ziemlich viel - eigentlich sogar ein eher ungewöhnliches Interesse.

Simon, den sie im Übrigen auf einer Party und nicht wie im Klappentext bei einem Strandspaziergang kennenlernt, ist übermütig, verträumt, impulsiv, risikofreudig, Künstler und redet viel. Im Prinzip keine schlechte Voraussetzung, aber mir fehlte einfach das Niedliche, bzw. auch an ihn kam ich nicht heran.
Bei der Liebesgeschichte sprang bei mir einfach kein Funken rüber, es knisterte nicht und ich spürte einfach nicht die Gefühle. Kein Kribbeln wie bei anderen Liebesgeschichten.

Bei manchen Charakteren konnte ich die Entwicklung nicht ganz nachvollziehen, aber immerhin, es war eine da. Obwohl sie oft vorhersehbar war. Corinne ist vermutlich noch eine der vielschichtigsten Charaktere, richtig Sympathie konnte ich zu keinem aufbauen.
Insgesamt dreht sich viel um das Schein und Sein der Upper Class. Die Verbindung, die Simon bei dem ersten Treffen zu The Great Gatsby/ Der große Gatsby aufbaut und die leider danach schnell wieder fallen gelassen wird, ist daher durchaus passend, weil sich hier tatsächlich Parallelen finden lassen. Nicht von der Story her, aber von den Charakteren und der Gesellschaft. Long Island bietet dazu auch die passende Kulisse. Generell spielt das Meer eine wesentliche Rolle, gerade weil es Mia so wichtig ist, auch wenn ich einige Bücher kenne, in denen die Atmosphäre des Ozeans besser rübergekommen ist („Syrenka“, „Rot wie das Meer“, „Herzmuschelsommer“).

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich dem Buch jetzt zwei oder drei Sternchen gebe. Von dem Potenzial her wäre es vermutlich drei wert, allerdings zählt für mich der subjektive Leseeindruck, und da mich das Buch ziemlich kalt gelassen hat, vergebe ich nur zwei.

Fazit: Flüssig zu lesende Liebesgeschichte mit viel Potenzial, in der das Meer eine wesentliche Rolle spielt, zu der ich aber überhaupt keinen Zugang gefunden habe

Veröffentlicht am 15.09.2016

Fesselnder und unterhaltsamer Abschluss, der alle Fäden miteinander verbindet

Plötzlich Prinz - Die Rache der Feen
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! ACHTUNG - KANN SPOILER ZU DEN VORGÄNGERN ENTHALTEN !

Ethan ist durchaus ein sympathischer Charakter: Er bemüht sich, aus den Fehlern anderer zu lernen, denkt nach, ist wachsam, misstrauisch, vermeidet ...

! ACHTUNG - KANN SPOILER ZU DEN VORGÄNGERN ENTHALTEN !



Ethan ist durchaus ein sympathischer Charakter: Er bemüht sich, aus den Fehlern anderer zu lernen, denkt nach, ist wachsam, misstrauisch, vermeidet Fehler, will die ihm nahestehenden Personen schützen und verfügt über einen Sarkasmus, der mich immer wieder zum Grinsen gebracht hat. Etwas, was ich generell an Büchern von Julie Kagawa schätze: Der lockere, humorvolle Schreibstil.
Im Verlauf der Trilogie hat Ethan sich aber auch weiterentwickelt. Ach ja, und er kann kämpfen, gibt gegenüber Feen nie klein bei, sondern mischt sich ein. Allein dafür mochte ich ihn.

Kieran ist ein faszinierender dunkler Charakter mit Tiefe, wobei man diese vielleicht noch mehr ausbauen hätte können als mit der hier gewählten Lösung.
Natürlich treffen wir auch in diesem Band wieder bekannte Charaktere, die sogar noch mehr als in den Vorgängern eine Rolle spielen: Puck, Ash, Meghan, die Herrscher und andere. Das Zusammentreffen birgt dabei immer eine gewisse Unterhaltung.

Obwohl das Lesen des Vorgängers fast anderthalb Jahre her war, hatte ich keine Probleme wieder reinzukommen. Einerseits, weil das Ende von diesem doch recht einprägsam war, andererseits, weil bei diesem Teil zu Beginn ganz nebenbei die relevanten Informationen wieder genannt werden.
Gerade in diesem Abschluss zeigt sich dann auch die Komplexität, mit der die Autorin die Bände der ursprünglichen und der Spin-Off-Reihe verbindet.
Wie von der Autorin nicht anders gewohnt, flogen die Seiten geradezu an mir vorbei und es fiel mir schwer, mich von ihnen zu lösen. Spannung und Action sind auf jeden Fall gegeben und am Ende war es doch ein wenig schade, die Welt Nimemrnies endgültig zu verlassen.

Fazit: Ein fesselnder Abschluss mit Charakteren und einer Welt, die mir ans Herz gewachsen sind, neben hochspannenden auch viele humorvolle und so sehr unterhaltsame Stellen, letztendlich werden die Ereignisse beider Reihen sinnvoll miteinander verknüpft und aufgelöst

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ungewöhnliche und authentische Umsetzung einer bekannten Idee

Wenn wir fallen
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Obwohl das Grundprinzip - Bad Boy aus Unterschicht mit verkorkstem Leben trifft auf unscheinbare Protagonistin aus behütetem Zuhause mit Problem in der Vergangenheit - alles andere als neu ist, ist die ...

Obwohl das Grundprinzip - Bad Boy aus Unterschicht mit verkorkstem Leben trifft auf unscheinbare Protagonistin aus behütetem Zuhause mit Problem in der Vergangenheit - alles andere als neu ist, ist die Umsetzung eher ungewöhnlich. Das liegt vor allem daran, dass auf die übliche Hassliebe in dem Sinne, dass sich beide dauernd an die Kehle gehen, bis irgendjemandem irgendwann mal auffällt, dass das die wahre Liebe ist, nicht existiert.
Louis ist durchaus ein Bad Boy, seine Mutter ist Alkoholikerin, seine Zukunft quasi nicht existent und weil er Geld braucht, ist er in eine Gang geraten. Im Gegensatz zu den meisten seiner Leidensgenossen in anderen Büchern ist er da aber neu und muss sich erst beweisen. Er hat eigentlich keine Freude daran und will niemanden verletzen, würde aber für das Geld alles tun und gerät so eben auf den falschen Weg, auch wenn er vom Charakter her eigentlich alles andere als ein Bad Boy ist - ihn prägen eher die äußeren Umstände. Im Verlauf der Handlung lernt der Leser auch seine süßen Seiten kennen - ich hab ihn lieb gewonnen. Ein weiterer entscheidender Pluspunkt ist, dass er Liz nicht in üblicher überheblich-abwertender Macho-Manier behandelt, sondern freundlich ist, auch wenn er um jeden Preis verhindern will, dass sie ihn verpetzt.

Louis und Liz erzählen abwechselnd die Geschichte, sodass man Einblicke in die Gefühlswelten beider bekommt, allerdings sind die Abschnitte unregelmäßig und nicht weiter gekennzeichnet, sodass ich mich bei jedem neu orientieren musste, wer gerade erzählt. Insgesamt konnte mich das Buch leider erst gegen Ende wirklich fesseln, auch wenn es vorher schon durchaus unterhaltsam war.
Immer mal werden Anglizismen eingebaut, um Jugend- bzw. Umgangssprache zu verdeutlichen (too much, fuck), was für meinen Geschmack gerade richtig abgewogen war, sodass es eben nicht zu viel wurde.

Liz hat das, was eine gute Protagonistin ausmacht: Eine Persönlichkeit. Gut, die typische tragische Vergangenheit findet sich in dem Autounfall vor einigen Jahren, bei dem ihre Eltern starben und seit dem sie bei ihrer Tante lebt. Allerdings hat sie den weitgehend überwunden, sodass sie einigermaßen locker darüber sprechen kann und keine Ängste, Neurosen oder sonst etwas dergleichen hat. Dafür aber Träume von einem Jungen, den sie nicht kennt, bis er vor ihr steht. Das ist auch der einzige fantastische Aspekt, der dem Ganzen eine gewisse Romantik verleiht, auch wenn die Realität auch in der Handlung alles andere als rosig ist. Dennoch wird diese Idee auf faszinierende Weise umgesetzt.
Letztendlich entwickelt sich die Liebesgeschichte aber so, dass die beiden sich langsam näherkommen. Nicht übertrieben langsam, aber eben auch nicht übertrieben schnell, sodass es authentisch wirkte - wie viele Aspekte dieser Geschichte. Einiges ist allerdings schon irgendwie vorhersehbar, aber das verzeihe ich bei Liebesgeschichten gerne.

Zurück zu Liz‘ Persönlichkeit: Sie hat einen Onlineshop, in dem sie selbstgenähte Klamotten verkauft, was mal ein außergewöhnliches Hobby ist und was ich ziemlich cool fand. Auch sonst hat sie einiges, was einen ausgearbeiteten Charakter ausmacht. Und auch Louis hat - neben dem Überfallen - Hobbies - und, na ja, seine süße Seite habe ich ja schon angesprochen. Beide sind somit sehr authentische Charaktere, die im Verlauf der Handlung die obligatorische Entwicklung durchlaufen.
Doch auch die Nebenfiguren mochte ich oft sehr, auch wenn ich der Fokus natürlich eher auf den Hauptpersonen liegt. Auch hier wirken die Beziehungen sehr authentisch, wie aus dem Leben.

Fazit: Eine bekannte Idee wird ungewöhnlich und authentisch mit Protagonisten, die eine Persönlichkeit haben, umgesetzt