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Veröffentlicht am 29.04.2017

Fesselnde Science Fiction-Story mit vielschichtigen Charakteren

Red Rising
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Inhalt:

Darrow gehört zu den Roten, zu den niederen Farben. Wie alle Männer seines Volkes schuftet er jeden Tag in den Schächten des Mars, um diesen für die Menschheit vorzubereiten, wie ihm immer von ...

Inhalt:

Darrow gehört zu den Roten, zu den niederen Farben. Wie alle Männer seines Volkes schuftet er jeden Tag in den Schächten des Mars, um diesen für die Menschheit vorzubereiten, wie ihm immer von den höheren Farben erzählt wird. Sein Vater wurde für einen Funken Widerstand gehängt, aber Darrow nimmt die Unterdrückung und Ungerechtigkeit hin, um seine Frau Eo zu schützen. Doch dann erfährt er, dass sein Leben eine Lüge ist ...

Meine Meinung:

Die Idee an sich ist nicht neu, das Setting aber ziemlich cool. Das Buch spielt auf dem Mars in ferner Zukunft, auch andere Planeten sind bereits erschlossen. Unter den Menschen gibt es eine strikte Hierarchie der Farben, die sich in dem Äußeren und den Fähigkeiten sowie dem gesellschaftlichen Einsatz widerspiegelt.
Ansonsten spielen auch griechische sowie römische Mythologie eine gewisse Rolle.

Der sechszehnjährige Darrow gehört den Roten, im Prinzip der niedrigsten Farbe, an. Unter den Arbeitern seines Volkes zählt er zu den Besten. Seine Frau Eo liebt er über alles. Die Gefühle zwischen den beiden werden schnell deutlich, auch wenn diese Liebesgeschichte im weiteren Verlauf eher im Hintergrund spielt.
Darrow war mir von der ersten Seite an sympathisch. Was in auszeichnet, ist sein analytisches Denken, das sich auch in der Erzählweise widerspiegelt. Erzählt wird das Buch im Übrigen aus der Ich-Perspektive im Präsens, sodass man als Leser immer nah am Geschehen ist.
Obwohl oder gerade weil sein Vater gehängt wurde, hält Darrow nicht viel von Rebellion. Dennoch trägt er einen tiefen Zorn auf die Goldenen, die höchsten Menschen, die ihn beherrschen, ihn sich. Auch hier zeigt sich, dass er nicht blind losstürmt, ohne vorher die Folgen einzukalkulieren, dennoch trägt er auch starke Emotionen in sich.

Generell ist Darrow ein starker, tiefgründiger Charakter. Er wirkt beherrscht und macht nicht diese Art der fatalen Fehler, bei denen der Leser am liebsten das Gesicht im Kissen vergraben würde, obwohl er nicht gegen Fehler gefeit ist. Dennoch kristallisiert er sich in einigen Situationen als starke Person heraus und weiß diese Position auch meist zu halten.
Nichtsdestotrotz hat er auch Schwächen, Zweifel und Sorgen und ist nicht perfekt.
Auch bei den anderen Charakteren zeigt sich von Anfang an, dass sie sehr vielschichtig sind. Unsympathische Charaktere haben gute Seiten, sympathische haben dunkle, kein Charakter lässt sich einem Stereotyp zu ordnen, manche sind für Überraschungen gut. Das lässt sie authentisch wirken. Hier auf Charaktere gezielt einzugehen, würde spoilern.

Die futuristische Atmosphäre wird gekonnt vermittelt, sodass ich zeitweilig fast schon das Gefühl hätte, das wäre wirklich die Zukunft.
Brutalität wird ungeschönt dargestellt, der Protagonist tut, was er tun muss, um zu seinem Ziel zu gelangen. Hier wird auch vermieden, irgendwelche netten Ausflüchte zu suchen, ganz realistisch hat er manchmal gar keine andere Wahl. Und so kann es manchmal dann doch ein wenig brutaler zugehen.

In dem Buch werden Längen vermieden. Stellen, die jeder andere Autor ausgeschlachtet hätte, um Spannung zu halten, werden nur gestrafft erzählt. Macht es das Buch weniger spannend? Im Gegenteil, es ist von einer fesselnden Intensität durchzogen. Gemeinsam mit dem hohen Tempo sorgte dies dafür, dass ich bis in die frühen Morgenstunden durchlas.
Zwar konnte mich kaum eine Wendung wirklich überraschen, da ich mit dem meisten schon gerechnet hatte, dennoch zog mich die Geschichte selbst in ihren Bann. Schon im ersten Teil dieser Trilogie deuten sich unheimlich viele Intrigen und Machtspielchen an, sodass ich mich schon auf den zweiten Teil freue.

Fazit: Ein starker, tiefgründiger, analytisch denkender Protagonist neben vielen weiteren ungemein vielschichtigen Charakteren in einer intriganten Welt - diese fesselnde, temporeiche Science Fiction-Geschichte zog mich in ihren Bann!

Veröffentlicht am 04.04.2017

Bildgewaltiger Stil entführt in Welt der Träume

Herz aus Nacht und Scherben
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Inhalt:

Als Milou aus Paris von ihrem Onkel zu ihrer Großmutter nach Venedig zurückkehrt, kehrt sie damit gleichzeitig auch ein Stück in die Träume ihrer Kindheit zurück, die sie hier verbracht hat, bevor ...

Inhalt:

Als Milou aus Paris von ihrem Onkel zu ihrer Großmutter nach Venedig zurückkehrt, kehrt sie damit gleichzeitig auch ein Stück in die Träume ihrer Kindheit zurück, die sie hier verbracht hat, bevor ihre Eltern starben. Die Geschichten und Geheimnisse werden wieder wach, doch auf einmal sieht sich Milou auch mit einer fremden Gefahr konfrontiert: Feindlicher Nebel zieht durch die Gassen, Kinder werden entführt, Menschen verlieren ihre Erinnerung. Milou will sie retten und wird dadurch nur umso hineingezogen - in eine andere Welt, die Welt der Scherben, der Träume und verlorenen Erinnerungen. Doch sie ist nicht allein, denn der Rabenwandler Nív unterstützt und beschützt sie - vor einer Welt, in der dunkle Gefahren lauern und die Milou alles nehmen könnte, was sie ausmacht ...

Meine Meinung:

Wenn man die Geschichte auf ihr Grundkonstrukt reduzieren würde, wäre dieses vermutlich nicht wirklich neu, und auch einige Entwicklungen waren durchaus vorhersehbar. Aber es ist nicht leicht, eine neue Geschichte zu schaffen und die Hintergründe von dieser sind doch durchaus originell und anders. Und sie schafft es, allein durch ihren außergewöhnlichen Stil und ihre lebensechten Charaktere diese Schwächen vergessen zu machen.
Zugegeben, am Anfang gab es ein, zwei kleine Logikfehler. Milou stopft sich Wachs in die Ohren, um das Flüstern des Nebels nicht zu hören, spricht dann aber ganz normal mit einer Frau. Allerdings lässt sich darüber hinwegsehen, das wäre jetzt schon Meckern auf hohem Niveau.

Denn tatsächlich habe ich mich mit jeder Seite ein bisschen mehr in diesen Stil verliebt. Dazu muss man sagen, dass dieser durchaus speziell ist und ich mir auch vorstellen kann, dass es Leute gibt, die damit nicht klarkommen, aber da empfiehlt es sich wie immer, einen Blick in die Leseprobe zu werfen. Der Schreibstil ist außergewöhnlich, erschafft schillernde Bilder, düstere Spiegelungen, auf eine äußerst bildliche und metaphorische Weise, dass ich am liebsten jedes Wort einzeln auf der Zunge ausgekostet hätte.
Damit erfasst der Stil die Scherbenwelt in ihrem Wesen, sodass der Leser sich gemeinsam mit Milou in dieser fremden Welt der Träume, Erinnerungen und Geschichten wiederfindet, die ebenso zauberhaft und wundersam wie düster und grausam sein kann, die in dunklen, schillernden Facetten schimmert, voll ist von Illusionen und Schein und doch für ihre Bewohner auf eine unwirkliche Weise wirklich ist. Diese ganze Atmosphäre wird mehr als gelungen vermittelt, als Leserin fiel ich gemeinsam mit Milou auf die Täuschungen rein, staunte über die Wunder, zuckte zusammen angesichts der Kälte des Bösen, spürte den bedrohlichen Hauch des Nebels auf mir und so viel mehr. Der Schreibstil spiegelt im Prinzip die Scherbenwelt wieder und erfasst sie so, lässt sie lebendig werden vor den Augen des Lesers.
Doch gleichzeitig fängt die Autorin auch die Magie des echten Venedigs ein, sodass ich die Bilder dieser geheimnisvollen Stadt mit ihren majestätischen, uralten Gebäuden, ihren verwinkelten Gassen, ihren Inseln und Gewässern vor mir sah.

Insgesamt wirkt das Buch oft wie eine Hommage an das Träumen, an Bücher, an Geschichten, deren Wert immer wieder betont und deren Macht demonstriert wird. Träume sind es, aus denen die Scherbenwelt besteht. Und gerade bei Milous Großmutter haben Geschichten und Bücher einen hohen Stellenrang.
Doch in der Scherbenwelt werden nicht nur die schönen Träume wahr - sondern auch die Albträume. Und so gibt es Szenen, die an Gruselgeschichten erinnern, Schauplätze mit verzerrtem Glück, einem geisterhaften Nachhall, das eine unheimliche Gefahr verbirgt - verlassene Häuser, Illusionen, Erinnerungen, die ein Eigenleben entwickelt haben.

Doch auch die Charaktere sind lebendig, von Anfang an werden die Beziehungen zwischen ihnen in aller Deutlichkeit offengelegt, ohne ihnen ihren Zauber zu nehmen. Oft sind sie herzzerreißend, so voller Liebe und Hingabe, dass sie mein Herz mehr als berührten. Das gilt schon für Milou, ihre Großmutter und den befreundeten Buchhändler Federico.
Gleichzeitig sind die Charaktere unheimlich vielschichtig und tiefgründig. Sie verbergen ebenso helle wie dunkle Seiten, auch oder vielleicht ganz besonders der Antagonist. Alle von ihnen haben eine Vergangenheit, Menschen, die ihnen nahestehen, Hoffnungen und Ängste, und genau das macht sie gerade so lebendig.

Milou beschreibt sich selbst als pummelig, weil sie Bücher Sport vorzieht, ihr Leben ist erfüllt von Geschichten und in der rationalen Menschenwelt fühlt sie sich oft unverstanden. Sie ist entschlossen und mutig, selbst wenn sie oft an sich selbst verzweifelt, auch durch ihren Onkel, der ihre Träumerei immer wieder in Frage zieht.
Sie mag in gewisser Weise auch naiv sein, aber sie ist es auf eine so hoffende und unschuldige Art, dass es nicht nervig wirkt, sondern nur authentisch ist, für all die Gefahren, mit denen sie konfrontiert wird. Zumal ich ihr oft wenig misstrauisches Staunen gegenüber den Wundern und schillernden Bildern dieser magischen Welt nachvollziehen konnte.
Denn gleichzeitig ist sie offen und warmherzig, durchschaut andere manchmal sehr schnell und ist auf ihre offene, ehrliche und gleichzeitig entschlossene Art stark, gerade weil sie sich mit allen Mitteln für diejenigen einsetzt, die ihr nahestehen - und nicht nur.

Auch Nív ist ein vielschichtiger, lebendiger Charakter, den ich ins Herz schloss. Er ist zwar ein Fremder, ein Krieger mit dunklen Geheimnissen, und doch unterscheidet er sich grundsätzlich von Charakteren anderer Bücher in ähnlichen Stellungen dadurch, dass er Milou in gewisser Weise offen begegnet, sanft. Von Anfang an enthüllt er weiche Züge, verletzliche, ohne seine Stärke, seine dunkle Unerreichbarkeit direkt zu verlieren. Von Anfang an ist er lebendig, mit all seinen Facetten, seinen Sehnsüchten, seinen Wünschen, seinen Schwächen. Gerade dadurch, dass er einen gewissen Beschützerinstinkt besitzt, weiß sein Charakter auch das Herz des Lesers zu berühren.
Ich könnte an dieser Stelle noch andere Charaktere ebenso beschreiben, doch das würde den Rahmen sprengen, von daher denke ich, dass ihr sie einfach selbst kennenlernen solltet.

Die Liebesgeschichte entwickelt sich im Übrigen langsam und nachvollziehbar, gleichzeitig herzerwärmend und berührend, und dabei wenig klischeehaft.
Das Buch entführte mich zwischen diese Welten, wie in einen Traum voller düsterer und strahlender Bilder, Täuschungen und Gefahren, kleinen Wundern und schillernden Farben. Der Einzelband ist an keiner Stelle langweilig, ich wurde in seinen Bann gerissen und auch der Abschluss passte.

Fazit: Ein außergewöhnlicher, bildgewaltiger Stil entführt in eine andere Welt der Träume, Geschichten und Erinnerungen, die sowohl düstere Gefahren und Täuschungen als auch schillernde Wunder und in den Bann reißende Magie enthält - eine Geschichte für Träumer und Geschichtenliebende mit äußerst lebendigen, vielschichtigen Charakteren, eine Geschichte, die berührt, mitreißt, die Bilder vor dem eigenen Auge weckt und für einige Stunden wirklich werden lässt!

Veröffentlicht am 10.02.2017

Brillanter Abschluss, der Sarkasmus, Action und düstere Atmosphäre miteinander verbindet

Der letzte Stern
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! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZU DEN VORGÄNGERN !


Inhalt:

Während Evan plant, das Mutterschiff selbst zu sprengen, bricht Ben auf, um Ringer zu töten. Diese ist mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass ...

! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZU DEN VORGÄNGERN !




Inhalt:

Während Evan plant, das Mutterschiff selbst zu sprengen, bricht Ben auf, um Ringer zu töten. Diese ist mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass sie Evan töten muss. Doch die Anderen setzen bereits zum finalen Schlag an: In vier Tagen sollen alle Städte dem Erdboden gleich gemacht werden ...

Meine Meinung:

Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt und meine ich damit nicht nur, dass die konstant sehr hohe Spannung, erzeugt durch die drohende Katastrophe, die ständige Lebensgefahr und die Frage nach der nicht vorhersehbaren Lösung des Ganzen sowie der ständigen Action, mich an die Seiten fesselte - was durchaus der Fall war.
Aber ich meine auch, dass allein die Gedankengänge der Charaktere ungemein unterhaltsam waren, und das besonders zu Beginn - na ja, nach den ersten paar Seiten aus der Sicht eines neuen Nebencharakters. Es ist eine Meisterleistung, dass ein Buch mit einer äußerst düsteren Atmosphäre und einem postapokalyptischen Setting es schafft, mich wiederholt zum Kichern zu bringen.
Das lag an dem trockenen Sarkasmus der Charaktere, der oft enttarnend wirkt und manchmal auch selbstironisch ist, wenn sie ihre eigenen Gedankengänge reflektieren. An der Spitze steht da immer noch deutlich Cassie, deren Sarkasmus ich bereits im ersten Band geliebt habe. Auch hier stellt ihr Erzählstrang vor allem zu Beginn einen Tagebucheintrag dar - später verläuft sich das, was mich nicht weiter störte, da die anderen ja auch unabhängig davon erzählen. Aber gerade wenn es einen Tagebucheintrag darstellt, trieft dieser quasi vor Sarkasmus. Und auch Ben und Ringer gelang es, mich wiederholt zum Grinsen und auch zum Lachen zu bringen.

Nichtsdestotrotz geht die düstere Atmosphäre aber nicht verloren, im Gegenteil. Und das macht das Buch so gut: Es kann beides.
Was diese Trilogie in meinen Augen noch von anderen postapokalyptischen Büchern abhebt, ist die ständige Thematisierung der Frage, wie die Menschen mit der Situation umgehen, was ihre Schwachstelle ist, was sie zerstört und wie es den Anderen gelingt, sie zu besiegen. Die Bücher entlarven teilweise das menschliche Wesen und geben ein sehr realistisches Bild von der Reaktion der Menschen.
Generell kam die Atmosphäre absolut bei mir an. Die Tatsache, dass nur noch wenige Menschen am Leben waren, das Ende der Zivilisation, der Welt, wie wir sie kannten - all das macht der Autor greifbar, in gewisser Weise real.

Durch die Manipulation wird das Bild der Guten und Bösen auf den Kopf gestellt. Denn letztendlich kämpfen so Menschen gegen Menschen, und bringen sich so selbst um. Umgekehrt stellt dies die Charaktere vor moralische Konflikte, gerade auch in Bezug auf Voschs Soldaten, die zwar Kinder sind, aber einer Gehirnwäsche unterzogen wurden.
Was im Übrigen die Liebesgeschichten angeht, so spielen die zwar für die Charaktere durchaus eine Rolle, bleiben aber im Hintergrund, der Fokus liegt klar auf der Handlung.

Es wird deutlich, dass sich auch die Charaktere verändert haben, und besonders die Veränderung von Sam brach mir das Herz. Dem Autor gelingt es, allein an ihm die Brutalität zu verdeutlichen, da Sam zum Soldaten erzogen wurde und zunehmend das vergisst, was sein Leben vorher ausgemacht hat, weil er seine Kindheit verloren hat.
Das wird gerade dadurch klar, dass er selbst kurze Sequenzen erzählt. Hauptsächlich wechseln die Erzählperspektiven zwischen Cassie, Ben und Ringer, was mich im Gegensatz zu den Vorgängern überhaupt nicht mehr gestört hat, da ich es sehr ausgeglichen fand, und mittlerweile alle drei liebgewonnen habe. Alle drei, mit ihren Stärken und Schwächen, mit ihren Eigenarten und ihrem trockenen, ironischen Erzählstil.

Fazit: Brillante Unterhaltung, der das Meisterwerk gelingt, trotz sehr spürbarer düsterer, postapokalyptischer Atmosphäre und hoher, fesselnder Spannung mich auch durch trockenen Sarkasmus und Selbstironie der starken Charaktere zum Lachen zu bringen - ein mehr als gelungener Abschluss einer tollen Trilogie!

Veröffentlicht am 06.01.2017

Spannende Fortsetzung mit detailreichem Weltenaufbau

Die Chroniken der Fae - Durch Himmel und Hölle
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! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !


Inhalt:

Ein Erdbeben reißt Izzy aus dem Schlaf, doch sie weiß, dass es mehr als ein Erdbeben ist. Als dann auch noch die Fear auftauchen, geisterhafte Wesen, ...

! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !




Inhalt:

Ein Erdbeben reißt Izzy aus dem Schlaf, doch sie weiß, dass es mehr als ein Erdbeben ist. Als dann auch noch die Fear auftauchen, geisterhafte Wesen, die sogar von anderen Sidhe gefürchtet sind und klar wird, dass diese aus ihrem Bann befreit wurden, ahnt Izzy, dass nicht nur sie, sondern die Welt in Gefahr ist. Auf einmal sieht sie sich nicht nur mit Sidhe, sondern auch mit Engeln und Dämonen konfrontiert, die in ihr nur ein Spielzeug, ein Mittel zum Zweck, sehen. Und dann taucht auch Jinx wieder auf, der seit den Vorgängen im Sommer einfach verschwunden ist. Und es wird klar, dass der Kampf gegen Holly noch nicht vorbei ist - und dass diese vor nichts zurückschrecken wird ...

Meine Meinung:

Dieses Buch ist kein typischer zweiter Band, kein Durchhänger zwischen zwei großartigen Teilen, sondern lässt einen zwischendurch fast glauben, sich im Abschluss zu befinden.
Spannend ist es also auf jeden Fall, schon mit dem Prolog, aber auch mit den Entwicklungen und Enthüllungen. Auch wenn man mittlerweile einen vagen Eindruck davon hat, wem man trauen kann, sind das doch sehr wenige, gerade im Vergleich zu den vielen Fraktionen, die da rumrennen und nur ihr eigenes Interesse im Auge haben - was für mehr als nur eine geladene Atmosphäre sorgt. Und dazwischen Izzy und ihr Vater, mühsam versucht, die Oberhand zu behalten, obwohl besonders Izzy immer mehr in Intrigen und Machtspielchen hineingesogen wird.

Action ist also durchaus viel vorhanden, von Anfang an, auch wenn zu Beginn genug knappe Informationen beiläufig nochmal genannt wurden, sodass ich mich schnell wieder zurechtfand.
Somit war das Buch auch sehr fesselnd und ich las es quasi in einem Rutsch durch, nur um dann zurückzubleiben und verzweifelt feststellen zu müssen, dass ich mich noch vier Monate auf das Erscheinen des Abschlusses gedulden muss.

Wie auch im Vorgänger wechselt hier die Sicht zwischen Izzy, Jinx und manchmal auch Dylan. Gerade in Jinx‘ Seelenleben erhält der Leser also tiefe Einblicke, was dazu führte, dass er mir wirklich leid tat. Der ewige Konflikt um das, was er ist, seinen Wert, seine Herkunft und wie eng er noch mit Holly verbunden ist lässt ihn niemals los und macht ihn zu einem vielschichtigen Charakter.
Was ich wirklich erfrischend fand, ist, dass Izzys Vater mal noch am Leben ist und sie nicht wie so oft allein gegen alle Mächte bestehen und ihre neue Aufgabe antreten muss. Vielmehr übernimmt ihr Vater den Großteil, wobei sie eher in die Machtspielchen selbst hineingezogen wird. Und auch wenn ihr Vater ihr nicht direkt viel erzählt - abgesehen von dem Training und den Lehrstunden - und sich bemüht, sie da raus zu halten, um sie zu schützen, schloss ich ihn doch in mein Herz.
Das Einzige, was mir noch nicht so ganz klar ist, ist, wie diese Grigori-Macht jetzt genau aussieht, wegen der alle Izzys Vater fürchten.

Izzy ist aber auf jeden Fall eine sympathische Protagonistin. Sarkastisch, vorlaut und zwischendurch gebührend genervt von ihrer Situation, immer versucht, ihr nahestehende Menschen zu schützen. Gleichzeitig ist sie stark und entwickelt sich gerade in diesem Punkt auch noch weiter, ohne dass sie nach ein paar Stunden Kampftraining auf einmal die strahlende Kriegerin ist, im Gegenteil.
Sie tut, was getan werden muss, zeigt aber auch Gefühle, ist alles andere als eine unbesiegbare Heldin und doch eine Heldin, weil sie für ihre Wünsche kämpft. Kurz: Eine authentische Entwicklung für ein Mädchen, das erst seit kurzem in diese Welt reingezogen wurde, verbunden mit persönlicher Stärke und einer unterhaltsamen Ironie.

Aber auch die Legenden der Sidhe spielen natürlich eine Rolle, und wie beim Vorgänger bin ich fasziniert von der Verflechtung der irischen und der christlichen Mythologie.
Der Grundkonflikt mag nicht direkt neu sein - alte, gefährliche Wesen, vor Jahrhunderten in einem Krieg und mit zahlreichen Opfern gebannt, lösen sich aus ihren Fesseln -, aber gerade dadurch, dass die Welt so ausgearbeitet ist, mit vielen Facetten, Legenden und einer detailreichen Geschichte, zieht sie in ihren Bann.

Fazit: Spannende und actionreiche Fortsetzung mit vielschichtigen, teils sehr liebenswürdigen Charakteren und einer starken, sarkastischen Protagonistin sowie einem detailreichen World Building

Veröffentlicht am 01.12.2016

In den Tiefen von Licht und Finsternis

Nacht ohne Sterne
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Objektiv betrachtet sticht die Idee mit Sicherheit nicht aus der Masse heraus, es handelt sich in gewisser Weise um eine typische Young Adult-Fantasy-Story, ohne dass jetzt direkt alle Klischees bedient ...

Objektiv betrachtet sticht die Idee mit Sicherheit nicht aus der Masse heraus, es handelt sich in gewisser Weise um eine typische Young Adult-Fantasy-Story, ohne dass jetzt direkt alle Klischees bedient werden. Aber ganz ehrlich, gerade Leser, die nach Unterhaltungsliteratur suchen, wollen nicht nur die Originalität des neusten Werkes bestaunen, sondern sich auch einfach mal nur in eine fremde Welt entführen lassen.
Und das gelang dieser Geschichte absolut, sie trug mich teils nach New York, vor allem aber in die Welt der Feen und brachte mir einige gemütliche Lesestunden, in denen ich mit den Charakteren mitfieberte und mich ganz in diese fremde Welt entführen ließ.

Alte Feen-Mythen werden hier geschickt eingewoben und mit der dargestellten Welt verbunden, gerade das Prinzip der Oberwelt für die Lichtelfen sowie der Unterwelt für die Elfen der Finsternis ist ja eigentlich einer der wesentlichen Merkmale der alten nordischen Mythen.
Es werden also Licht und Finsternis als erbitterte Gegner eines uralten Krieges gegenübergestellt, doch diese krasse Einteilung wird im Verlauf der Handlung schnell aufgelöst. Der Leser erhält einen Einblick in die Geschichte, und erfährt, wie es dazu gekommen ist, wie es heute ist. Naya muss schnell das Weltbild hinterfragen, das bis dato von den Lichtelfen geprägt war - auch hinsichtlich der Intentionen der Dunkelelfen
Dabei wird auch die Brutalität und Sinnlosigkeit des Krieges deutlich, bei dem es letztendlich gar kein Gut und Böse, sondern nur eine uralte Feindschaft gibt, die auf beiden Seiten Opfern fordert, und auch das mochte ich an diesem Buch. Auch weil es so authentisch ist.

Träume spielen in dieser Geschichte eine sehr wesentliche Rolle, und der Schreibstil verkörpert das gewissenermaßen. Er ist bildhaft, und gerade an den Stellen, an denen Naya in Träume oder Illusionen gezogen wird, gelingt es ihm, dieses Gefühl perfekt einzufangen, sodass ich das Gefühl hatte, mit Naya einen Rausch aus wunderschönen Bildern, dunkeln Schatten, schimmernden Facetten und glitzernden Schemen zu durchleben.
Manchmal vermischt sich so auch das Wirkliche mit der Illusion, sodass ich mich selbst in den Winkeln dieser Welt verirrte und an ihrer Schönheit wie Grausamkeit teilnahm.

Liebesdreieck. Ja, ähm, zugegeben, da ist mehr als Potenzial gegeben, in der ganz klassischen Ausgabe. Ich sehe deshalb darüber hinweg, weil es nicht ausgeschlachtet wird, es gibt kein Hin und Her, keine tragisch verletzten Herzen, exorbitanten Eifersuchtsanfälle und was dem Leser sonst noch das Leben schwer macht, weil die Protagonistin ihre Fronten ziemlich klar setzt und das Thema so wirklich kaum auf den Tisch kommt.
Generell steht eher die Handlung im Vordergrund, Action, fesselnde Spannung und die Frage, wem Naya trauen kann. Mir fiel es schwer, das Buch aus der Hand zu legen, gerade weil es mich die Realität so vergessen ließ.

Womit wir bei der Protagonistin wären, die die Geschichte ausschließlich und aus der Er-Perspektive erzählt, wobei mich letzteres zwischendurch ein wenig überraschte, weil man so nah an ihren Gedanken und Empfindungen ist.
Obwohl ihre Ängste immer wieder Thema sind, kommt sie nicht wirklich als ängstlich rüber, im Gegenteil. Sie ist loyal, vertraut auf ihr Gefühl und obwohl ihr die Welt der Feen an sich fremd ist, zieht sie aus den Legenden, die sie als Kind aufgesogen hat, das nötige Wissen und bemüht sich, sich schnell zurechtzufinden.
Was ich fast am coolsten fand, war die Tatsache, dass sie eine Brille trägt - trotz Feenabstammung und allem. Das war mal ein interessanter und erfrischend bodenständiger sowie authentischer Aspekt.
Außerdem verfügt sie über einen Sarkasmus, der mich immer mal wieder zum Grinsen brachte, aber auch über Sehnsüchte. Sie hat keine nervigen kleines-Mädchen-Momente, sondern handelt weitgehend eigenständig und selbstbewusst.
Kurzum: Sie war mir mehr als sympathisch, zumal sie sich weiter entwickelt.

Auch unter den anderen Charakteren waren sehr viele sympathische dabei, die meisten sind sehr tiefgründig mit verschiedenen Facetten, vor allem die Antagonisten, die oft Gründe für ihr Handeln in der Vergangenheit haben, außerdem Schwächen und auch ein Aufglühen positiver Seiten.
Einige Charaktere tauchen nur kurz auf, und trotzdem waren sie mir sympathisch und ich spürte ihre Vielschichtigkeit. Alle Charaktere wirkten auf magische Weise lebendig. Einige schloss ich auch wirklich ins Herz.

Einzelbände sind einerseits ja immer eine nette Abwechslung, andererseits entsteht schnell das Problem, dass die Geschichte gestrafft wird oder Fragen offen bleiben. Das war hier nicht im Geringsten das Problem. Alles entwickelt sich nachvollziehbar, Hintergründe werden beiläufig erläutert, Zusammenhänge dargelegt und am Ende alles soweit aufgelöst, dass man das Buch zur Seite legen kann, mit einem wohligen Gefühl, weil das ein Leseerlebnis war, wie es sein sollte.

Fazit: Der bildhafte und fesselnde Schreibstil lässt die Realität vergessen und entführt in eine magische Welt aus Licht und Finsternis, die sich dennoch nicht mit Gut und Böse definieren lässt, stattdessen sind die Charaktere lebendig, sehr tiefgründig und haben Gründe für ihr Handeln