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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2023

Unerwartet emotional

The Way I Break
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Eine Slow-Burn Romance für Feinschmecker und Feinfühlige…
Ich habe noch nie ein Buch über das Geschehen in einer Großküche gelesen. Meine einzige Vergleichsmöglichkeit habe ich von Gordon Ramseys „Hells ...

Eine Slow-Burn Romance für Feinschmecker und Feinfühlige…
Ich habe noch nie ein Buch über das Geschehen in einer Großküche gelesen. Meine einzige Vergleichsmöglichkeit habe ich von Gordon Ramseys „Hells Kitchen“ und ich hoffe wirklich, dass es nicht überall so zugeht 😅.

Nena Tramountani hat in einer Lesung erzählt, dass sie auch schon in der Gastronomie tätig war und beim Lesen merkt man, dass davon auch ein kleiner Teil in ihrem Herzen geblieben ist. Mit den Protagonisten Tori und Julian gibt die Autorin uns einen ganz neuen Blickwinkel und ich nehme lieber diese Version als Vorbild.

Sie: die zielstrebige, hart arbeitende Köchin, die sich schon in jungen Jahren einen Ruf erarbeitet hat und trotzdem nur noch ausbrechen will aus der toxischen Spirale Richtung Selbstzerstörung.
Er: In die Gastrowelt hineingeboren und trotzdem vertritt er die Meinung, dass es ein Beruf bleiben sollte, denn wenn das Geschehen in der Küche dein Leben wird, verpasst du das wahre Glück.

So verschieden und doch so ähnlich haben diese beiden der Geschichte Leben eingehaucht. Die Entwicklung von Unsicherheiten zu klaren Anweisungen hat mich fast beeindruckt. Wann sagt man denn mal gerade heraus und schonungslos, was man will? Es ist eben nicht immer einfach, klar seine Wünsche zu formulieren.

Dabei finde ich das Tempo in diesem Buch genau richtig. Außerdem gibt es noch einige kleine Nebenschauplätze und die Bedeutung von Freundschaft und Selbstbewusstsein bekommt viel Raum.

Mir zu der doch sehr schweren Thematik hier, oder viel eher dazu, wie sie gelöst wurde, ein Urteil zu bilden, steht mir irgendwie nicht zu, weil ich einfach keine Erfahrungen in dem Bereich habe. Ich kann nur sagen, dass es emotionaler wird, als ich gedacht hätte und das wirklich schöne Nachwort zum Nachdenken anregt.
Auch wenn ich sie nicht lese, ist dieses Buch ein gutes Beispiel, warum Triggerwarnungen hinten im Buch doch wichtig sein können.

Ich habe für mich viel aus dieser Geschichte mitgenommen und ich denke es ist eines dieser Bücher, die jeder ganz unterschiedlich wahrnimmt. Ich bin gespannt, wie ihr es findet.

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Wenn Rentner ermitteln, ist Spaß vorprogrammiert...

Miss Sharp macht Urlaub
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Eine sechs-köpfige Rentner WG macht Urlaub und gerät (mal wieder) mitten in einen Kriminalfall. Mit Hörgerät und Gehstock stürzen sie sich in die Ermittlungen, obwohl in dem abgelegenen Spa doch Entspannung ...

Eine sechs-köpfige Rentner WG macht Urlaub und gerät (mal wieder) mitten in einen Kriminalfall. Mit Hörgerät und Gehstock stürzen sie sich in die Ermittlungen, obwohl in dem abgelegenen Spa doch Entspannung warten sollte. Klingt irre und unterhaltsam? Ist es auch! Außerdem ist ein Corgi auf dem Cover… Ich musste es haben.

Zu den Ermittlern gehören eine ehemalige Geheimagentin, die überall eine Mission wittert, eine vielfach Geschiedene mit Hang zur Dekadenz, eine Blinde mit geheimnisvoller Vergangenheit, ein Rollstuhlfahrer, den nichts aus der Ruhe bringt, der Marschall, der leicht zu verwirren ist und dann natürlich Agnes. Sie ist ehemalige Polizistin und behält immer alles im Blick, weshalb sie auch die Protagonistin der Geschichte ist (es gibt mehrere Perspektivwechsel). Mordfälle scheint sie magisch anzuziehen und da die jungen Polizisten von heute eh keine Ahnung haben (ihrer Meinung nach), muss sie eben für Recht und Ordnung sorgen.

Der stumpfe, sarkastische und manchmal auch schwarze Humor zieht sich schon von den ersten Seiten an durch das ganze Buch. Zu Lachen hatte ich auf jeden Fall genug.
Manche Situationen waren fast schon zu skurril, vor allem der Umstand, dass von der Chaos-WG alles als normal hingenommen wird.
Kleines Beispiel gefällig? Man findet ein lebensgefährliches Tier in einem Hotel, das sich wohl im Kontinent geirrt haben muss. Was macht man da? In Panik geraten? Flüchten? Schreien? Artenschutz informieren? Nö, ganz einfach: Man macht es zum neuen Haustier, versteckt es im Badezimmer und sagt einfach niemandem Bescheid.
Rechnet also mit einer guten Portion Irrsinn, wenn ihr es lesen wollt.

Der Vorteil des ganzen Irrsinns: Ich hatte während des Lesens lange gar keine Vermutungen mehr, wer hier zum Täter/ der Täterin geworden sein könnte. Im Grunde war alles möglich. Eigentlich clever von der Autorin.

Ein Kritikpunt ist für mich der Einstieg. Die Anfangsszene hat bis zum Ende absolut keine Relevanz für die Geschichte, wird nur hier und da mal erwähnt. Vielleicht sollte es ja schon eine Einleitung für den Folgeband werden, aber falls nicht, wirkt es auch mich nur wieder etwas wirr.

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Veröffentlicht am 07.05.2023

Gemütliche, humorvolle Story zum Abschalten...

Highland Happiness - Die Weberei von Kirkby
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Willkommen in Kirkby! Charlotte McGregor ist bekannt für ihre Settings. Kleine Städtchen, in denen jeder sein Plätzchen findet- und manchmal auch mehr. In dem man zusammenhält und jeder sich kennt. Malerische ...

Willkommen in Kirkby! Charlotte McGregor ist bekannt für ihre Settings. Kleine Städtchen, in denen jeder sein Plätzchen findet- und manchmal auch mehr. In dem man zusammenhält und jeder sich kennt. Malerische Kulisse und cozy Vibes inklusive.

Highland Happiness ist ein Spinn-Off zu Highland Hope Reihe. Insgesamt kann man über 9 Bände nach Kirkby reisen, eine fiktive Stadt in Schottland und das Gute ist: Sie sind alle unabhängig voneinander zu lesen.

Man hat hier unglaublich viele handelnde Personen. Man muss zwischendurch in sich gehen, um zu überlegen, wie verwurzelt die Stammbäume sind/ wer wohin gehört. Eigentlich wissen das die Anwohner teils selbst nicht mehr, deshalb betrachten sie sich einfach alle als Familie. Wenn man aber erstmal in dieses Buch gezogen wurde, erkennt man die Personen alleine an den unterschiedlichen Ausdrucksweisen wieder. Hier hat die Autorin enorme Vielseitigkeit gezeigt und beweist damit ihr Schreibtalent. Zur Hilfe gibt es aber zusätzlich ein ausführliches Personenregister am Ende des Buches.

In diesem Band begleitet man Bürgermeister Collum und Harriet Harper. Er steht mit Herz und Seele für seine Wahl-Heimat ein und dennoch sehen die meisten in ihm nur, was er bereit ist zu zeigen. Manche Wunden gehen eben tief und es braucht Menschen, die bereit sind, genauer hinzusehen. Harriet hat das Gefühl, von ihrem Weg abgekommen zu sein und findet unerwartet einen ganz neuen Pfad, zurück bei ihrer Familie in Kirkby. Eins haben sie gemeinsam: Sie sind fast überrumpelnd, einnehmend, auf eine niedliche Weise tollpatschig und überstürzend.

Da Harriet sich selbst erst neu kennenlernt, hatte ich lange das Gefühl, sie nicht richtig zu durchschauen. Aber ihre Art, ihr Tatendrang, der Wille, etwas ganz Neues zu wagen, haben mich schnell überzeugt. Eine eigene Weberei soll es sein und das stellt sie vor einige Hürden. Dabei hat sie viele Unterstützer- allem voran ein gewisser Bürgermeister.
Hier sind alle so freundlich, dass es beinahe utopisch wirkt, aber die Vorstellung, irgendwo so ein friedliches Fleckchen zu finden, hat mich kurz lächeln lassen.

Man findet hier kleine und große Katastrophen, lustige Pannen, schwere Schicksalsschläge, bunte Fest und jede Menge tierische Akteure, die für zusätzliche Lacher sorgen. Die Infos rund um Stoffverarbeitung und Herstellung fand ich super interessant. Wie viele Innovationen in diesem Bereich möglich sind, hat mich dann doch überrascht.

Eine Lovestory, die vor allem auf gegenseitigem Verständnis (oder eben Missverständnissen), Einfühlungsvermögen und Mut basiert.

Ich kann nur sagen, dass ich auf jeden Fall nach Kirkby zurückkehren werde, weil so viele ihre eigene Geschichte zu erzählen haben und ich glaube jede einzelne lohn sich gehört zu werden.

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Veröffentlicht am 13.03.2023

Historischer Krimi mit Humor

Die Schattensammlerin - Dichter und Dämonen
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Wir haben hier einen historischen Krimi mit einem Hauch Fantasy, in dem sich ein sehr ironischer Humor versteckt.
Den braucht es allerdings auch, um die altertümlichen Ansichten zu gebildeten, eigensinnigen ...

Wir haben hier einen historischen Krimi mit einem Hauch Fantasy, in dem sich ein sehr ironischer Humor versteckt.
Den braucht es allerdings auch, um die altertümlichen Ansichten zu gebildeten, eigensinnigen Frauen im Jahr 1830 abzumildern.

Eigenschaften, die Protagonistin Milli mitbringt. Ihre Wissbegierde und ihre Anstellung im Museum sorgen allerdings dafür, dass sie auf dem Heiratsmarkt nicht sehr hoch im Kurs steht. So eine Schande aber auch. Nachdem sie Zeugin eines Raubüberfalls auf ihren Vorgesetzten im Museum wird, hat sie eh keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. Es gilt, den gestohlenen Gegenstand wiederzufinden und die Polizei erweist sich hierbei als nicht allzu nützlich.

Zufälligerweise hat auch der große Dichter Goethe Interesse an der Widerbeschaffung des Diebesgutes: Einen Schädel. Und so unterstützt er Milli bei der Spurensuche.
Die verschrobene Darstellung eines grummeligen Lyrikers mit dauerhaften Zahnschmerzen hat mich ein wenig an Sherlock Holmes erinnert, wenn auch mit weniger Beobachtungsgabe. Ich hätte ihn mir immer als gelockten Spießer vorgestellt, was die Gebrüder Orgel aus ihm gemacht haben ist auf jeden Fall unterhaltsamer.

Goethe selbst ist inkognito in Frankfurt und verlässt selten das Haus, aber er stellt Milli seinen charmanten Vertrauten Abaris zur Seite.
Die Hinweise führen die beiden von Kleinwüchsigen und einer Horde Zirkusartisten bis hin um Okkulten.
Klingt im ersten Moment nach einer skurrilen Schnitzeljagd- ist es auch.
Am Anfang dachte ich noch: Und das alles wegen eines Schädels? Aber zum Ende verdichten sich die Hinweise und es wird noch richtig spannend und mystisch.

Was der Titel mit den Geschehnissen im Buch zu tun hat, erschließt sich mir nicht ganz, aber insgesamt eine sehr unterhaltsame Geschichte. Ich bin gespannt, was für Fälle Milli vielleicht noch lösen wird.

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Veröffentlicht am 13.03.2023

Was Märchen im Kopf eines Täters auslösen können...

Schrei
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Mein zweiter Roman dieses Autors und es werden bestimmt noch weitere folgen. Warum…

-Wir haben hier einen Thriller mit emotional komplex ausgebauten Fallhintergründen, die teilweise tief in die Psychologie ...

Mein zweiter Roman dieses Autors und es werden bestimmt noch weitere folgen. Warum…

-Wir haben hier einen Thriller mit emotional komplex ausgebauten Fallhintergründen, die teilweise tief in die Psychologie gehen. Dazu malerische Beschreibungen zum Tathergang. Das hat schon fast etwas von Ästhetik des Grausamen.

-Man kriegt eine ganze Serie an Morden, ohne dass es zu überladen, unrealistisch, oder erzwungen wirkt.

-Ein guter Aufbau mit richtig gesetzten Perspektivwechseln, die an den richtigen Stellen verwirren und den Spannungsbogen halten.

-Die Einbindung und Inszenierung von alt bekannten Märchen in einem Thriller ist so makaber, dass es schon wieder genial ist.

-In Noah Fitz muss ein kleiner Feminist stecken, denn wie ich es bereits zuvor von ihm kennengelernt habe, verstecken sich auch hier starke, unabhängige Frauen. Vor allem Ermittlerin Lena scheut sich vor keinem Schlagabtausch, jagt wenn nötig auch alleine einer heißen Spur hinterher, weiß was sie will.
-> dementsprechend genial fallen auch einige Dialoge aus.

Ich finde, diese Stichpunkte sprechen schon für sich. Ich hatte schon sehr früh meinen ersten Verdacht, bin aber dennoch immer wieder ins Schwanken gekommen und genau das macht für mich einen guten Thriller aus.

Allerdings wurde mir das Auftreten einer gewissen Personengruppe zu wenig hinterfragt. Bei einem engagierten Ermittlerduo finde ich das etwas unrealistisch. Das hätte man besser einbauen können.

Falls man es noch nicht rauslesen kann: Von mir eine ganz klare Leseempfehlung.

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