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WinfriedStanzick

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Veröffentlicht am 22.10.2019

Was seine Stimme allerdings bewirkt: sie steigert die Spannung, die das Buch und die Geschichte, die es erzählt, auszeichnet.

Der Wanderer
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Luca D` Àndrea, Der Wanderer (Hörbuch), der Hörverlag 2019, ISBN 978-3-8445-3199-2

Mit dem neuen Thriller des Südtiroler Erfolgsautors Luca D`Andrea habe ich mich schwer getan. Zu verworren scheint zunächst ...

Luca D` Àndrea, Der Wanderer (Hörbuch), der Hörverlag 2019, ISBN 978-3-8445-3199-2

Mit dem neuen Thriller des Südtiroler Erfolgsautors Luca D`Andrea habe ich mich schwer getan. Zu verworren scheint zunächst die Handlung, zu unklar die ab der Mitte des Buches eingeführte geheimnisvolle Figur des „Wanderers“, die dem Buch seinen Titel gab.

Das Buch spielt in Kreuzwirt, einem auf den ersten Blick beschaulichen kleinen Örtchen in Südtirol, an dem der Tourismus vor langer Zeit schon vorbeigegangen ist. Kreuzwirt entpuppt sich als ein Ort voller Geheimnisse und vielfältiger Seilschaften, in die der zunächst von der Handlung etwas verwirrte Leser im Laufe des Buches einen düsteren Einblick erhält.

Als die junge, motorradbegeisterte Sybille eines Tages einen Brief ohne Absender erhält, befindet sich in ihm ein Bild ihrer toten Mutter. Vor über zwanzig Jahren war sie bei einem mysteriösen Unfall am See ums Leben gekommen, ein Unfall, der damals schnell als Selbstmord zu den Akten gelegt wurde.

Irgendwer will Sybille mit diesem Hinweis zeigen, dass sich ihre Mutter damals eben nicht umgebracht hat, sondern dass sie ermordet wurde. Zusammen mit dem Schriftsteller Tony, der damals als junger Lokaljournalist über das Geschehen berichtete und der mit seinem riesigen Bernhardiner allein lebt, begibt sie sich auf eine spannende Reise in die Vergangenheit. Was ist da vor zwanzig Jahren wirklich geschehen, als man „die narrische Erika“, die anderen Menschen aus Tarotkarten die Zukunft gelesen hat und in Kreuzwirt keineswegs beliebt war, tot an dem abgelegenen Bergsee gefunden hat? Was hat es mit dem seltsamen Tarotzeichen auf sich, das vom Bösen kündet?

Die beiden, die im Laufe der Handlung durchaus Gefühle füreinander entwickeln, stoßen sehr schnell auf ein Geflecht aus Lügen, Eifersucht und Verrat. Da spielen Drogen eine Rolle, Okkultismus und immer wieder auch ein große Portion Wahnsinn, die der Leser erst einmal mehr oder weniger erfolgreich entwirren muss.

Es stellt sich bald heraus, dass das Sonderbare und abgrundtief Geheimnisvolle an der ganzen Geschichte, die der Autor da entwickelt, auf eine schwer zu entschlüsselnde Weise mit der Geschichte der ganzen Dorfgemeinschaft selbst zusammenhängt. Die blockt alle Aufklärungsversuche rigoros ab und beginnt die beiden „Ermittler“ sogar zu bekämpfen.

Der Autor lässt den Leser auf weiten Strecken im Unklaren, wer da auf welcher Seite steht. Teils verworrene Handlungsstränge und Gedanken hängen miteinander zusammen, oder etwa doch nicht?

Mir ist es so gegangen, dass ich besonders nach langen Leseabschnitten stellenweise dachte, einen Faden der Lösung gefunden zu haben, nur um ihn bald nach einer längeren Lesepause wieder zu verlieren.

Dennoch gelingt es dem Autor, seinen Leser bei der Stange zu halten, der unbedingt wissen will, was sich nun genau hinter all den Geheimnissen des Ortes verbirgt und vor allem, wie die bald eingeführte Figur des „Wanderers“ zu interpretieren ist.

Die Lösung soll hier natürlich offen bleiben. Doch wenn man trotz der erwähnte Wirrungen tapfer am Buch bleibt, stellt sich ein ungewöhnlicher Leseeffekt ein, der den Leser nicht mehr loslassen will und der sehr viel mit der Sprache und dem Gesamtarrangement des Autors zu tun hat.

Dennoch: seine beiden ersten Bücher haben mir besser gefallen. Den für die Lektüre des neuen Buches nötigen Sinn für Esoterik besitze ich nicht.

Daran konnte auch die hervorragende Einspielung des Romans in einer eicht gekürzten Fassung durch Matthias Koeberlin, die hier im Hörverlag als mp 3 erschienen ist, nichts ändern. Auch beim reinen Hören wurde mir die teilweise schwer verständliche Handlung nicht klarer und auch die dunkle Gestalt des „Wanderers“ hat sich mir nicht weiter entschlüsselt.

Was seine Stimme allerdings bewirkt: sie steigert die Spannung, die das Buch und die Geschichte, die es erzählt, auszeichnet.




Veröffentlicht am 22.10.2019

Dennoch: seine beiden ersten Bücher haben mir besser gefallen. Den für die Lektüre des neuen Buches nötigen Sinn für Esoterik besitze ich nicht.

Der Wanderer
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Luca D` Àndrea, Der Wanderer, Penguin 2019, ISBN 978-3-328-60025-1

Mit dem neuen Thriller des Südtiroler Erfolgsautors Luca D`Andrea habe ich mich schwer getan. Zu verworren scheint zunächst die Handlung, ...

Luca D` Àndrea, Der Wanderer, Penguin 2019, ISBN 978-3-328-60025-1

Mit dem neuen Thriller des Südtiroler Erfolgsautors Luca D`Andrea habe ich mich schwer getan. Zu verworren scheint zunächst die Handlung, zu unklar die ab der Mitte des Buches eingeführte geheimnisvolle Figur des „Wanderers“, die dem Buch seinen Titel gab.

Das Buch spielt in Kreuzwirt, einem auf den ersten Blick beschaulichen kleinen Örtchen in Südtirol, an dem der Tourismus vor langer Zeit schon vorbeigegangen ist. Kreuzwirt entpuppt sich als ein Ort voller Geheimnisse und vielfältiger Seilschaften, in die der zunächst von der Handlung etwas verwirrte Leser im Laufe des Buches einen düsteren Einblick erhält.

Als die junge, motorradbegeisterte Sybille eines Tages einen Brief ohne Absender erhält, befindet sich in ihm ein Bild ihrer toten Mutter. Vor über zwanzig Jahren war sie bei einem mysteriösen Unfall am See ums Leben gekommen, ein Unfall, der damals schnell als Selbstmord zu den Akten gelegt wurde.

Irgendwer will Sybille mit diesem Hinweis zeigen, dass sich ihre Mutter damals eben nicht umgebracht hat, sondern dass sie ermordet wurde. Zusammen mit dem Schriftsteller Tony, der damals als junger Lokaljournalist über das Geschehen berichtete und der mit seinem riesigen Bernhardiner allein lebt, begibt sie sich auf eine spannende Reise in die Vergangenheit. Was ist da vor zwanzig Jahren wirklich geschehen, als man „die narrische Erika“, die anderen Menschen aus Tarotkarten die Zukunft gelesen hat und in Kreuzwirt keineswegs beliebt war, tot an dem abgelegenen Bergsee gefunden hat? Was hat es mit dem seltsamen Tarotzeichen auf sich, das vom Bösen kündet?

Die beiden, die im Laufe der Handlung durchaus Gefühle füreinander entwickeln, stoßen sehr schnell auf ein Geflecht aus Lügen, Eifersucht und Verrat. Da spielen Drogen eine Rolle, Okkultismus und immer wieder auch ein große Portion Wahnsinn, die der Leser erst einmal mehr oder weniger erfolgreich entwirren muss.

Es stellt sich bald heraus, dass das Sonderbare und abgrundtief Geheimnisvolle an der ganzen Geschichte, die der Autor da entwickelt, auf eine schwer zu entschlüsselnde Weise mit der Geschichte der ganzen Dorfgemeinschaft selbst zusammenhängt. Die blockt alle Aufklärungsversuche rigoros ab und beginnt die beiden „Ermittler“ sogar zu bekämpfen.

Der Autor lässt den Leser auf weiten Strecken im Unklaren, wer da auf welcher Seite steht. Teils verworrene Handlungsstränge und Gedanken hängen miteinander zusammen, oder etwa doch nicht?

Mir ist es so gegangen, dass ich besonders nach langen Leseabschnitten stellenweise dachte, einen Faden der Lösung gefunden zu haben, nur um ihn bald nach einer längeren Lesepause wieder zu verlieren.

Dennoch gelingt es dem Autor, seinen Leser bei der Stange zu halten, der unbedingt wissen will, was sich nun genau hinter all den Geheimnissen des Ortes verbirgt und vor allem, wie die bald eingeführte Figur des „Wanderers“ zu interpretieren ist.

Die Lösung soll hier natürlich offen bleiben. Doch wenn man trotz der erwähnte Wirrungen tapfer am Buch bleibt, stellt sich ein ungewöhnlicher Leseeffekt ein, der den Leser nicht mehr loslassen will und der sehr viel mit der Sprache und dem Gesamtarrangement des Autors zu tun hat.

Dennoch: seine beiden ersten Bücher haben mir besser gefallen. Den für die Lektüre des neuen Buches nötigen Sinn für Esoterik besitze ich nicht.



Veröffentlicht am 22.10.2019

Daniela Drescher liebt die Welt der Feen, Nixen und Wichtel. In schon vielen kleinen Bilderbüchern aus dem Urachhaus Verlag hat sie sie Kindern nahe gebracht

Ole Winterwicht
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Daniela Drescher, Ole Winterwicht, Urachhaus 2019, ISBN 978-3-8251-5205-5

In kurzen zweizeiligen Reimen und mit zauberhaften Illustrationen erzählt die bekannte Bilderbuchautorin und Illustratorin Daniela ...

Daniela Drescher, Ole Winterwicht, Urachhaus 2019, ISBN 978-3-8251-5205-5

In kurzen zweizeiligen Reimen und mit zauberhaften Illustrationen erzählt die bekannte Bilderbuchautorin und Illustratorin Daniela Drescher (zuletzt hat sie das „Nebelmännle vom Bodensee“ illustriert) von dem kleinen Winterwichtel Ole.
Tagsüber stapft er durch den tiefen Schnee und bringt den hungernden Tieren etwas zu fressen. Moos und Beeren für das Reh, Nüsse für die Maus und feines Gras für den Hasen.

Wenn er fertig ist mit seiner segensreichen Arbeit geht Ole Winterwicht nach Hause in sein Wichtelhaus, kocht sich Brei und legt sich schlafen. Eine wunderbar bunte Patchworkdecke wärmt ihn dabei.

Daniela Drescher liebt die Welt der Feen, Nixen und Wichtel. In schon vielen kleinen Bilderbüchern aus dem Urachhaus Verlag hat sie sie Kindern nahe gebracht. Und noch viele andere Bücher hat sie auf ihre unvergleichliche Art bebildert und ihnen ihren besonderen Charakter gegeben

Veröffentlicht am 22.10.2019

Das empfehlenswerte Buch zeigt die Vielfalt der Lebensweisen um uns herum in eindrucksvollen Bildern voller Intimität verschiedener Familien

Mio war da!
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Tanja Szekessy, Mio war da, Klett Kinderbuch 2019, ISBN 978-3-95470-220-6

In ihrem neuen Kinderbuch für Kinder, die gerade in die Schule gekommen sind, lässt Tanja Szekessy ein kleines Kuscheltier namens ...

Tanja Szekessy, Mio war da, Klett Kinderbuch 2019, ISBN 978-3-95470-220-6

In ihrem neuen Kinderbuch für Kinder, die gerade in die Schule gekommen sind, lässt Tanja Szekessy ein kleines Kuscheltier namens Mio erzählen.

Mio ist ein kleiner Kuschelpinguin und gehört zur Klasse 1 d. Zur Klasse 1 d gehören 14 Kinder (eine wirklich kleine Klasse!), Frau Kippel, die Lehrerin, bei der die Kinder lesen, rechnen und schreiben lernen und Herr Macke, der die Lehrerin bei ihrer Arbeit unterstützt. Wären doch nur alle ersten Klassen so klein und so gut mit Personal ausgestattet!
Und natürlich gehört auch das Klassenkuscheltier Mio dazu. Seine Aufgabe ist es zuzuhören, zu kuscheln und einfach da zu sein, wenn man ihn braucht.

Alle Kinder sind seine Freunde. Und jedes von ihnen hat ihn schon einmal für eine Nacht mit nach Hause nehmen dürfen. Und von diesem vierzehn „Hausbesuchen“ erzählt Mio nun nacheinander. Zuerst ist er bei Helene. Sie hat zusammen mit ihrer kleineren Schwester den ganzen Nachmittag bis zum Abend mit ihm Musik gemacht und gesungen.

Der Besuch bei Hugo konfrontiert ihn mit lauten, streitenden Eltern und laufenden Fernsehgeräten in allen Zimmern.

Juli ist sehr schweigsam in der Schule und auch zu Hause, während ihre Mutter dauernd redet und Juli Hausaufgaben machen lässt, auch wenn sie gar keine aufhat.

Marlon kann sich schon allein Essen machen und bei der lustigen Maya geht es in der Wohnung sehr trubelig zu

Insgesamt 14 Kinder besucht Mio nacheinander zu Hause. Auf diese Weise lernt er und die das Buch betrachtenden Kinder ganz unterschiedliche Lebenswelten und Lebensschicksale von Kindern kennen. Mio erlebt fröhliche Abende, hat aber auch ganz andere, weniger schöne und angenehme Einblicke. Tanja Szekessy wertet und urteilt nicht bei ihrer Beschreibung der vielen Lebenswelten. Doch ihre Texte und Illustrationen lassen staunen und laden zum darüber reden ein.

Das empfehlenswerte Buch zeigt die Vielfalt der Lebensweisen um uns herum in eindrucksvollen Bildern voller Intimität verschiedener Familien.

Veröffentlicht am 22.10.2019

Allmen schwächelt etwas

Allmen und der Koi
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Martin Suter, Allmen und der Koi, Diogenes 2019, ISBN 978-3-257-07075-0

Das hier vorliegende Buch „Allmen und der Koi“ ist der mittlerweile sechste Band einer Serie von Martin Suter, einem extrem vielseitigen ...

Martin Suter, Allmen und der Koi, Diogenes 2019, ISBN 978-3-257-07075-0

Das hier vorliegende Buch „Allmen und der Koi“ ist der mittlerweile sechste Band einer Serie von Martin Suter, einem extrem vielseitigen Schriftsteller. Johann Friedrich von Allmen ist eigentlich kein richtiger Adliger. Im letzten Buch erzählte er an einigen Stellen von seiner Kindheit auf einem Bauernhof. Doch irgendwie hat er es zu großem Reichtum gebracht, der ihm aber durch seinen aufwendigen und verschwenderischen Lebensstil immer wieder unter den Fingern zerrinnt. So musste er vor längerer Zeit schon seine große Villa verkaufen und sich ein lebenslanges Wohnrecht in dem zur Villa gehörenden Gartenhaus sichern.

Dort lebt er auf relativ engem Raum zusammen mit seinem Diener Carlos, einem illegal in der Schweiz lebenden Guatemalteken und dessen Partnerin Maria. Carlos ist für Allmen unersetzbar und mittlerweile zum Teilhaber der Firma Allmen International Inquiries aufgestiegen, einer Agentur, deren Spezialität es ist, wertvolle Kunstgegenstände wieder zu beschaffen. Dass sie diese nicht selten vorher selbst auf unterschiedlich phantasievolle Weise entwendet und in ihren Besitz gebracht haben, ist unverzichtbarer Bestandteil des Geschäftsmodells der Firma.

Im neuen Buch bekommt Allmens Firma einen ungewöhnlichen Auftrag. Dieses Mal ist es nicht ein Kunstgegenstand, der wieder zu beschaffen ist, sondern ein wertvoller Fisch. Allmen wird von einem ihm zunächst unbekannten Auftraggeber nach Ibiza auf dessen exklusives Anwesen gerufen.

Garrett, so heißt der reiche Auftraggeber, hat in seinem früheren Leben viele Aufnahmen bekannter Pop-Musiker produziert und sich nun in Ibiza zur Ruhe gesetzt. Kaum dort angekommen, wird Allmen an einen riesigen Teich geführt, wo ihn Garret erwartet. Er zeigt Allmen seine Sammlung wertvoller Kois. Der teuerste, so Garrett, sei vor kurzem aus dem Teich gestohlen worden. Und nun soll Allmen den über eine Million teuren Fisch wieder finden.

Allmen und der schnell nachgereiste Carlos machen sich über Nacht kundig über alles, was man über Kois wissen kann und machen sich dann auf die Suche.

Während ihrer Ermittlungen finden sie schnell Zutritt zu einer extrem abgeschirmten Welt einer superreichen High Society Ibizas und bekommen immer mehr Einblicke in eine sehr skurrile und extrem teure Sammelleidenschaft.

Als Carlos während der Ermittlungen niedergeschlagen wird, dauert es nicht lange bis auch Maria auf der Insel erscheint. Zu dritt gelingt es ihnen, den Fisch wieder zu finden. Doch was sein Eigentümer Garrett dann am Ende mit diesem Fisch anstellt, ist nicht nur für Allmens Crew, sondern auch für den Leser, der bis dahin von Suters lockerem Sprachstil gut unterhalten wurde, absolut überraschend.

Zum ersten Mal seit Suters Allmen die literarische Szene betreten hat, macht er sich in diesem sechsten Band zum ersten Mal mehrfach ernsthafte Gedanken über sein Alter. Er fragt sich, wie es in den kommenden Jahren mit seiner Wirkung auf das andere Geschlecht bestellt sein wird (auch in „Allmen und der Koi“ klappt das noch hervorragend!) und wie es mit seiner Gesundheit und körperlich en Fitness weiter geht. Wir werden erfahren, ob Suter seinen Allmen in den nächsten Bänden tatsächlich älter werden lässt.

Suter gelingt es in jedem seiner bisherigen Allmen Bände, die Gesellschaft der Superreichen zu karikieren und immer mit einem Schluss aufzuwarten, der seine Leser gespannt auf den nächsten Band warten lässt.