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WinfriedStanzick

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.10.2017

Man muss die kleine Hummel noch nicht kennen, um sie nach diesem Buch zu lieben.

Die kleine Hummel Bommel und die Liebe
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Britta Sabag, Die kleine Hummel Bommel und die Liebe, arsedition 2017, ISBN 978-3-8458-1323-3

Mit ihren ersten drei Bilderbüchern über die kleine Hummel Bommel haben sich Britta Sabag und Maite Kelly ...

Britta Sabag, Die kleine Hummel Bommel und die Liebe, arsedition 2017, ISBN 978-3-8458-1323-3

Mit ihren ersten drei Bilderbüchern über die kleine Hummel Bommel haben sich Britta Sabag und Maite Kelly in das Herz vieler Kinder, aber auch erwachsener Vorleser geschrieben.

Nun folgt mit „Die kleine Hummel Bommel und die Liebe“ das vierte Bilderbuch, wieder liebevoll erzählt und von Joelle Tourlonias warmherzig und zart illustriert. Eines Tages, auf dem Weg zum Insektenkindergarten, beobachtet Bommel, wie sich Familien von ihren Kindern verabschieden. Und sie überlegt: „Alle haben sich lieb. Was bedeutet es eigentlich, sich lieb zu haben?“

Und sie macht auf die Suche nach Antworten auf diese wichtige Frage. Sie entdeckt, indem sie vielen unterschiedlichen Menschen begegnet und mit ihnen spricht, ganz verschiedenen Formen und Bedeutungen von Liebe. Und ihre Tante Trudiella Tausendfüßler erklärt ihr die Liebe mit einem Lied von Maite Kelly, das man im Internet herunterladen und anhören kann.
Man muss die kleine Hummel noch nicht kennen, um sie nach diesem Buch zu lieben.

Veröffentlicht am 11.10.2017

Das überraschende Ende des Buches ist meiner nach ernst gemeint und drückt eine leidenschaftliche und unzerstörbare Hoffnung aus auf gelingendes und versöhntes Leben, auch nach dem Tod

Ermordung des Glücks
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Friedrich Ani, Ermordung des Glücks. Ein Fall für Jakob Franck, Suhrkamp 2017, ISBN 978-3-518-42755-2

Selbst versierte Krimileser könnten wahrscheinlich nicht auf Anhieb sagen, wieviel verschiedene Ermittlerfiguren ...

Friedrich Ani, Ermordung des Glücks. Ein Fall für Jakob Franck, Suhrkamp 2017, ISBN 978-3-518-42755-2

Selbst versierte Krimileser könnten wahrscheinlich nicht auf Anhieb sagen, wieviel verschiedene Ermittlerfiguren der Schriftsteller Friedrich Ani im Laufe seiner langen literarischen Tätigkeit schon erfunden hat. Am bekanntesten ist wohl der Kommissar Tabor Süden, den Ani zuletzt aus dem Ruhestand noch in einigen Büchern ermitteln ließ. Wahrscheinlich auch deshalb, weil diese Serie über ein Dutzend Bücher über einen Zeitraum von fast zwei Jahrzehnten umfasste. An so manchen Ermittler, der danach folgte, und den Ani meist schon nach zwei oder drei Büchern durch einen anderen ersetzte, erinnert sich kaum noch jemand, was schade ist, denn jeder dieser Männer hatte eine außergewöhnliche Lebensgeschichte, wie sie nur Ani erfinden kann und alle einte sie eine Ermittlungsmethode, die man so bei kaum einem anderen Polizisten in der Krimiszene findet.

Anis Ermittler setzen sich selbst auf Spiel. Selbst jeweils auf unterschiedliche Arten aus der Welt gefallen und ihr eigenes Leben und seine Geschichte verloren glaubend, sind sie auf eigentümliche Weise in der Lage, das Schicksal der Täter und ihrer Opfer auf eine fast körperliche Art zu spüren und zu erleben, die sie während ihre Ermittlungen nicht selten selbst an deren Rand des Todes bringt.

Ani lässt sie mit Regelmäßigkeit auf Menschen treffen, die auf irgendeine Weise sich selbst verloren gegangen sind. Unsichtbar geworden, leben sie mitten unter uns und Ani gibt ihnen durch seine Kommissare und ihre absolut ungewöhnliche Art, Kriminalfälle zu lösen, ihr Gesicht, ihre Geschichte und ihre Menschenwürde zurück.

Sein neuer Ermittler Jakob Franck, den Ani nun schon in einem zweiten Fall präsentiert, ist so ein Sucher nach Verlorenem und Verschwundenem. Seit einiger Zeit im Ruhestand, hat er sich dort noch gar nicht recht eingerichtet, glaubt aber endlich ein Leben jenseits der Toten beginnen zu können, nachdem er über viele Jahre in seinem Dezernat sozusagen der Spezialist für die Überbringung von Todesnachrichten war, und das auch nach eigener Einschätzung immer ziemlich gut gemacht hat. So wie viele seiner Vorgänger lebt Jakob Franck allein, nachdem nicht nur sein Job als Polizist seine Ehe scheitern ließ. Schon in seinem ersten Fall, „Der namensloseTag“, für den Ani völlig zu Recht den Deutschen Krimipreis erhielt, führten ihn seine Ermittlungen nicht nur in die Katakomben seiner eigenen Vergangenheit, sondern auch auf eine ganz besondere Weise zurück in eine Verbindung zu seiner Ex-Frau Marion Siedler, die einzige Frau, die ihn wirklich kennt und versteht.

Auch im neuen Fall wird Jakob Franck schmerzlich mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. Als nach 34 Tagen, in dem der 11-jährige Lennard Grabbe vermisst wird, seine Leiche gefunden wird, überbringt Franck den verzweifelten Eltern die Nachricht und bleibt die ganze Nacht bei ihnen, schweigend und schon hier mit der schmerzlichen Erinnerung an seine eigene in der Jugend ermordete Schwester konfrontiert.

Obwohl Franck alle Protokolle der Mordkommission, die ihn wieder um Unterstützung gebeten hat, durchgeht, und alle Zeugen erneut befrag, fehlt vom Mörder jede Spur. Mit vielen Details, die Franck so herausfindet, baut Ani eine richtige Spannung auf. Auch die umfangreiche Beschreibung des seelischen Zustandes der Eltern des Jungen und eines, wie Jakob Franck bald richtig vermutet, Geheimnisses, das den Onkel von Lennard mit dessen Mutter Tanja verbindet, unterscheidet Anis Stil und literarische Technik von den meisten anderen Kriminalromanen.

Während etwa ein Gerichtsmediziner völlig ohne Emotionen arbeitet, setzt sich Franck seinen eigenen Emotionen und denen der Menschen, denen er begegnete, bedingungslos aus. Ani beschreibt das so:
„Was Franck meinte, war sein ureigenes, professionelles, wenn nötig rücksichtsloses Zerstückeln der Umstände, das Ausgraben halbverwester Wahrheiten, das Offenlegen ebenso verständlicher wie oftmals schmutziger Überlebenstricks. Die Aufklärung eines Mordes oder eines zwielichtigen Todes bedeutete, dass ein Kommissar das Recht hatte, die Welt des Menschen, der gewaltsam gestorben war, von Grund auf zu erschüttern und deren Bewohnern so lange mit unnachgiebiger Genauigkeit ihre Gewohnheiten zu entreißen, bis sie nackt in der Kälte standen und sich ihrer Erbärmlichkeit bewusst wurden. Erst von diesem Moment an – davon war Franck überzeugt – gelangte das Opfer auf den Weg zum ewigen Frieden.“

So wie viele seine Vorgänger ist Franck nicht religiös, hat aber immer einen Zugang zu den spirituellen Dimensionen des Lebens und den sündhaften Abgründen menschlicher Existenz. Er nähert sich ihnen mit einer von ihm selbst entwickelten Methode, die er „Gedankenfühligkeit“ nennt, und die ihm ungeahnte Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt nicht nur der Menschen, denen er begegnet, vermittelt, sondern auch und gerade in seine eigene.

Das macht ihn in manchen Situationen zum Therapeuten und Seelsorger, bringt ihn aber keinen Meter von seinem eingeschlagenen Weg ab. Ein Weg, der ihn Kraft kostet, aber ihn sehr nah kommen lässt, dem, was Ani seit vielen Jahren beschäftigt: der Essenz des Lebens und des Leidens.

Im neuen Fall wird von Ani die spirituelle Dimension dieser Essenz ganz besonders betont. Das überraschende Ende des Buches ist meiner nach ernst gemeint und drückt eine leidenschaftliche und unzerstörbare Hoffnung aus auf gelingendes und versöhntes Leben, auch nach dem Tod.




Veröffentlicht am 11.10.2017

Ein Porträt eines Mannes auf der Suche nach seiner verloren gegangen Lebendigkeit und im Grunde ein wahrer Liebesroman.

Lichter als der Tag
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Mirko Bonne, Lichter als der Tag, Schöffling & Co. 2017, ISBN 978-3-89561-408-8

Dieser auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2017 nominierte Roman des in Hamburg lebenden Schriftstellers Mirko ...

Mirko Bonne, Lichter als der Tag, Schöffling & Co. 2017, ISBN 978-3-89561-408-8

Dieser auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2017 nominierte Roman des in Hamburg lebenden Schriftstellers Mirko Bonne erzählt die Geschichte von vier Menschen, die sich seit ihrer Jugend kennen und ihrer Freundschaft und Liebe zueinander. Raimund Merz, die Hauptperson, kennt seit seiner Kindheit Moritz und Floriane. Ein wilder Garten am Dorfrand ist nicht nur ihr regelmäßiger Treffpunkt, sondern so etwas wie Heimat für sie. Eine Tages stößt die Tochter eines dänischen Künstlers zu ihnen, Inger. Schnell ist sie integriert und die vier wachsen zu einer engen und verschworenen Gemeinschaft zusammen, bis sich beide Jungen in Inger verlieben. Schlussendlich entscheidet sich Inger für Moritz und Raimund und Floriane werden auch ein Paar.

Eine tragische Geschichte findet vorerst ihren Abschluss, in der die Liebe für Verwirrung, Schmerz, Leid, Lust und Frust sorgt. Falsche Entscheidungen und Untätigkeit führen zu lange nachwirkenden Konsequenzen. Dabei trägt keiner eindeutig die Schuld – aber auch keiner der Vier ist wirklich unschuldig.

Doch es gibt ab da keinen Kontakt mehr. Eifersucht und Misstrauen auf Seiten Floris und ein unendlich tief vergrabener Schmerz bei Raimund verhindern dies zuverlässig.

Doch dann sieht Raimund viele Jahre später Inger wieder. Sie ist in die Stadt zurückgekehrt. Seit diesem Tag bricht die ganze Leere seines Lebens aus ihm heraus. Er sucht voller Schmerz und Sehnsucht nach einem Weg, der ihn endlich zu sich selbst zurückführt. Dabei spielen Kunst und die Bedeutung des Lichts eine immer wiederkehrende Rolle.
Flori spürt Raimunds Veränderung und vermutet richtig Inger dahinter. Doch Raimund geht seinen zunächst für den Leser unverständlichen Weg, der ihn bis nach Lyon führt zu einem Bild, das eine wichtige Bedeutung für ihn hat, die hier nicht verraten werden soll.

Der Roman Bonnes spielt mit Goethes Wahlverwandtschaftenthematik und erzählt die bewegende Geschichte eines Mannes, der konsequent seine Schatten abschüttelt und zu sich selbst finden will. Ein Porträt eines Mannes auf der Suche nach seiner verloren gegangen Lebendigkeit und im Grunde ein wahrer Liebesroman.


Veröffentlicht am 11.10.2017

Ein poetisches Lied auf die Schönheit und auf das Geheimnis des Lebens.

Leben
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Cynthia Rylant, Brendan Wenzel, Leben, Nord Süd Verlag 2017, ISBN 978-3-314-10417-6

Cynthia Rylant, die in den USA schon viele Kinderbücher veröffentlicht hat, hat mit zarten und poetischen Texten eine ...

Cynthia Rylant, Brendan Wenzel, Leben, Nord Süd Verlag 2017, ISBN 978-3-314-10417-6

Cynthia Rylant, die in den USA schon viele Kinderbücher veröffentlicht hat, hat mit zarten und poetischen Texten eine Ode an das Leben geschrieben. Wie es klein anfängt und dann wächst, wie es für jeden sich anders anfühlt, und doch für jeden einen Sinn bereit hält. Dass es sich jeden Morgen lohnt aufzuwachen um zu sehen, was vielleicht passiert. Das Leben fängt klein an und es wächst, so wie bei den kleinen Kindern, denen die Großen dieses wunderschöne Bilderbuch vorlesen und dabei auch für sich vieles Nachdenkliche entdecken werden.
Das Buch ist aus der Sicht von Tieren geschrieben, nicht nur deshalb, weil der Illustrator Brendan Wenzel am liebsten Tiere zeichnet.

Für jedes Tier ist etwas anderes am Leben wichtig. Doch lieben tun sie es alle, jedes auf seine Weise. Ein poetisches Lied auf die Schönheit und auf das Geheimnis des Lebens.

Veröffentlicht am 11.10.2017

Ein lustiges und warmherziges Bilderbuch für die kalte Jahreszeit, das das lange Warten auf den ersten Schnee garantiert verkürzt.

Die Schneemacher
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Marsha Diane Arnold, Renata Liwska, Die Schneemacher, Gerstenberg 2017, ISBN 978-3-8369-5975-9

In unseren Breiten ist Schneefall im Winter ein eher seltenes Phänomen geworden. Wie sehnsüchtig kleine Kinder ...

Marsha Diane Arnold, Renata Liwska, Die Schneemacher, Gerstenberg 2017, ISBN 978-3-8369-5975-9

In unseren Breiten ist Schneefall im Winter ein eher seltenes Phänomen geworden. Wie sehnsüchtig kleine Kinder im Winter auf ein paar Schneeflocken arten, oder auch auf mehr, damit sie ihren Schlitten herausholen und den Berg hinabsausen können, davon erzählt dieses schöne Bilderbuch, das zuerst in New York erschienen ist (wo es mehr Schnee gibt als bei uns).

Der Dachs wartet sehnsüchtig auf den ersten Schnee. Er schaut in den Himmel, studiert Landkarten, aber der Igel sagt nur: „Es schneit, wenn es so weit ist. Wir müssen nur warten.“

Doch der Dachs ist ungeduldig und will zusammen mit dem Kaninchen, der Beutelratte und der Wühlmaus dem Schnee etwas nachhelfen, indem sie Zucker auf das Dach streuen. Doch dann haben sie ein Einsehen. Sie warten und spielen, warten und spielen – bis es soweit ist.
Ein lustiges und warmherziges Bilderbuch für die kalte Jahreszeit, das das lange Warten auf den ersten Schnee garantiert verkürzt.