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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.07.2021

Harter Tobak

Underground Railroad
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Meinung:
Underground Railroad ist ein Buch, das auf jeden Fall nicht kalt lässt. Das Schicksal der Sklaven aus ihrer Sicht vor Augen geführt zu bekommen, ist für mich ein notwendiges Stück Geschichte, ...

Meinung:
Underground Railroad ist ein Buch, das auf jeden Fall nicht kalt lässt. Das Schicksal der Sklaven aus ihrer Sicht vor Augen geführt zu bekommen, ist für mich ein notwendiges Stück Geschichte, dem sich der Autor hier annimmt. Dabei ist Whiteheads Schreibstil keinesfalls persönlich. Er schreibt sehr nüchtern und distanziert, was in meinen Augen die Thematik aber nur unterstreicht. Es ist ein wenig so, als wäre man ein Augenzeuge, der die Qualen sehrwohl zu sehen bekommt, aber sie eben nicht selbst erlebt. Ein Gefühl von Mitleid, aber mit dem Gedanken, das man ja zum Glück nicht selbst betroffen ist. Ich denke, ihr wisst, was ich sagen möchte. Dieses Gefühl macht das Lesen auf jeden Fall speziell.

Davon abgesehen ist der Stil aber manchmal auch holprig und teilweise etwas zäh. Der Anfang der Geschichte hat eine schöne Spannung und animiert zum Weiterlesen. Im Laufe des Buches verlässt mich dieses Gefühl aber immer wieder, weil sich die Erzählung verstrickt und in Einzelheiten verliert. Schade, denn Cora und ihr Werdegang hätten durchaus mehr Potenzial gehabt. Interessant fand ich auf jeden Fall die einzelnen Stationen, die sie durchläuft, weil sie aufzeigen, wie unterschiedlich Sklavenschicksale damals aussehen konnten.
Auch der Wechsel zwischen einem Gefühl von ständiger Bedrohung und relativer Sicherheit konnte bei mir punkten, weil es das Buch einen realistischeren Anstrich gegeben hat.

Dies war aber auch nötig, denn wirklich glaubwürdig ist das „Glück“, das Cora hat nicht. Zu oft kommt aus heiterem Himmel dann doch noch die Rettung. Das finde ich irgendwie schade, denn es macht die Bemühung hinter dem Buch ein wenig zu Nichte. Ebenso wie die Tatsache, das sie zwar auf einem realen Thema basiert, aber historisch einfach nicht korrekt dargestellt wird. Auch wenn man die Idee, die Organisation der Underground Railroad ganz bildlich umzusetzen sicherlich als künstlerische Freiheit begreifen kann.

Fazit:
Ein wichtiges Thema, eine gelungene Stimmung, aber keine durchgängig funktionierende Geschichte.

Veröffentlicht am 15.06.2021

Gemischte Gefühle

Der Ickabog
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Der Ickabog ist das erste Kinderbuch von Rowling seit dem legendären Harry Potter. Ich war neugierig, wie gut dieses moderne Märchen wohl funktionieren würde – die Antwort muss wohl „bedingt“ lauten.

Meinung:
Der ...

Der Ickabog ist das erste Kinderbuch von Rowling seit dem legendären Harry Potter. Ich war neugierig, wie gut dieses moderne Märchen wohl funktionieren würde – die Antwort muss wohl „bedingt“ lauten.

Meinung:
Der Ickabog ist in der Tat ein modernes Märchen in der Tradition von Erzählern wie den Gebrüdern Grimm. Eben nicht die Disney-Kuschelversion, sondern die Art, die auch gern mal grausam daher kommt. Und zwar gar nicht selten. Deshalb muss ich auch ganz eindeutig von einer Leseempfehlung für zu junge Kinder absehen. Empfohlen wird das Buch für Leser von 8-99, wobei ich sagen würde, das junge Leser auch mindestens 8 Jahre alt sein sollten und es am besten zusammen mit ihren Eltern lesen. Ich würde die Altersempfehlung persönlich sogar noch höher ansetzen. Dagegen spricht allerdings, dass es in Teilen auch wirklich kindlich ist, beispielsweise was die Vorhersehbarkeit oder Details wie die Namen angeht. Das kann bei älteren Lesern schnell mal zu Langeweile führen, kommt allerdings den Kindern zu Gute. Schwierig also dieses Buch vernünftig zu bewerten.

Die Geschichte rund um den Ickabog und das Königreich Schlaraffien ist im Grunde ganz schön. Besonders das Setting der verschiedenen Städte mit ihren individuellen Aufgaben und Produkten mag ich. Es sorgt für Abwechselung und hebt sich von der Masse ab. Punkten konnten auch Handlungsorte wie das Waisenhaus oder der Kerker, weil sie in mir Erinnerungen an Klassiker wie Oliver Twist hervorrufen.

Die Figuren haben mir Freude bereitet, auch wenn sie bis auf die Kinder doch recht stereotyp waren. Gut ausgearbeitet und stimmig waren sie allemal, auch wenn man keine großen Überraschungen erwarten darf.Der Schreibstil war für mich wie von der Autorin gewohnt schön zu lesen. In Sachen Spannung fehlte für mich einiges und die Geschichte zog sich zeitweise doch deutlich. Trotzdem gefiel es mir insgesamt ganz gut, weil einen das Buch einfach in die Kindheit zurückversetzt, wo Märchen noch eine ganz andere Rolle gespielt haben.
Besonders positiv mag ich noch hervorheben, dass mir der Malwettbewerb super gefallen hat. Nicht jedes Bild ist wunderschön, was man in dem Alter der Zeichner auch nicht erwarten darf, aber es macht das Buch einzigartig. Toll auch zu sehen, wie die einzelnen Szenen in den Kinderköpfen ausgesehen haben.

Fazit:
Ein schöner Ansatz, der auf der einen Seite sehr kindlich und auf der anderen sehr brutal war.

Veröffentlicht am 10.06.2021

Interessanter Reiheneinstieg

Die Augenzeugin
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Meinung:
Anfänglich habe ich nicht so richtig Zugang zu dem Buch gefunden. Ich habe einige Seiten gebraucht, um mit dem Schreibstil und der Atmosphäre warm zu werden. Konkrete Gründe dafür kann ich kaum ...

Meinung:
Anfänglich habe ich nicht so richtig Zugang zu dem Buch gefunden. Ich habe einige Seiten gebraucht, um mit dem Schreibstil und der Atmosphäre warm zu werden. Konkrete Gründe dafür kann ich kaum benennen, außer vielleicht das Hauptfigur Harriet sich erst im Laufe des Buches immer weiter öffnet. Auf jeden Fall war ich dann aber spätestens nach dem ersten Drittel voll bei der Sache. Ich mochte das nordische Feeling, das mir aber nicht zu düster wurde. Damit habe ich nämlich gern mal Schwierigkeiten bei Krimis aus diesem Teil der Welt, weil es oft künstlich düster gehalten wirkt. Hier sind die Stilmittel aber recht dezent eingesetzt.
Auch durch einen weiteren Aspekt unterscheidet sich das Buch ein wenig von ähnlichen Büchern, nämlich der Tatsache, das die Protagonistin „nur“ Ermittlerin ist und keine klassische Polizeiausbildung hat. Eine interessante Idee, wie ich finde, denn die Perspektive und auch die Handlungsbefugnisse sind einfach andere.

Abgesehen von diesen Punkten haben wir es aber mit einem klassischen Krimi zu tun. Die Handlung ist nichts komplett Neues, aber durchaus spannend und gut konstruiert. Schade finde ich, dads es gleich beim Auftaktband so persönlich wird. Das bedient für mich zu viele typische Krimiklischees.

Die Einführung der Charaktere hat mir dagegen gut gefallen. Man hat von allen Figuren einen groben Überblick bekommen, ohne zu viel hinter die Kulissen zu schauen. Schließlich soll für die folgenden Teile der Reihe noch Neues zu entdecken sein. Die Ermittlertruppe rund um Harriet hat auf jeden Fall das Potenzial gut zu unterhalten und ich bin neugierig, was noch für Fälle folgen werden. Auf den letzten Seiten wird schon deutlich, worum es wohl im nächsten Band gehen wird. Diesen werde ich wohl auch lesen, da ich denke, dass die Reihe unterhaltsam werden könnte. Kein ganz großer Wurf, aber auf jeden Fall eine schöne Lektüre.

Fazit:
Ein guter Auftakt, der auf mehr hoffen lässt. Ich bin gespannt.

Veröffentlicht am 27.05.2021

Spannendes Leben rund um den Globus

Mittagspause auf dem Mekong
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Wie so viele im Moment würde ich super gerne mal wieder verreisen. Da dies zur Zeit aber nur bedingt geht, kann man sich zumindest in Buchform an exotische Orte träumen. Das habe ich mit „Mittagspause ...

Wie so viele im Moment würde ich super gerne mal wieder verreisen. Da dies zur Zeit aber nur bedingt geht, kann man sich zumindest in Buchform an exotische Orte träumen. Das habe ich mit „Mittagspause auf dem Mekong“ getan. Eigentlich geht es bei diesem Buch nicht um Urlaub, sondern ums Auswandern.
Arbeiten, Leben, Lieben an einem Platz irgendwo auf dem Erdball oder dauernd unterwegs als Nomade.

Dabei herausgekommen ist hier eine Sammlung der besten Geschichten der Erfolgskolumne „Kulturschock“ auf spiegel.de. Im Buch erzählen Menschen, warum es sie in die Ferne verschlagen hat, wieso sie ihre neue Heimat lieben, aber auch, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Die Autorinnen nehmen uns mit in 28 verschiedene Länder und unterteilen ihr Werk dafür in 4 Teile. Die Einteilung beruht dabei auf dem Grund, warum man ausgewandert ist.

Kapitel 1 – Für dich ziehe ich bis ans Ende der Welt
Kapitel 2 – Hier ist es schön, hier will ich bleiben
Kapitel 3 – Immer dem Job nach
Kapitel 4 – Die Welt ist mein Schreibtisch

Meinung:
Egal ob man das Buch liest, weil man selbst den Wunsch zum Auswandern hegt, ob man einfach interessiert ist am Leben in exotischen Ländern oder auch nur eine schöne Lektüre zum Abschalten sucht – man ist hier richtig. Die Berichte sind interessant, lebendig und informativ. Man bekommt einen authentischen Eindruck vom Leben, das sich so viele erträumen. Besonders gefallen hat mir dabei die große Vielfalt der vorgestellten Länder, Berufe und Familiensituationen. Wir reisen von Sumatra bis Grönland, erleben Pastorin und Farmer, Singles, Familien oder Paare. Auch die Bilder der erzählenden Personen in der Mitte des Buches fand ich toll. So bekommen die Schilderungen ein Gesicht und fühlen sich gleich weniger anonym an.

Doch es geht nicht ausschließlich um die Geschichten, denn zusätzlich finden sich in jedem Kapitel passende Sachinfos, Tipps und Tricks und ein Interview mit einem Experten. Dieses Zusatzmaterial ist immer an den Grund des Auswanderungswunsches angepasst. Ein schönes Gimmick in meinen Augen, das das Buch aber trotzdem nicht wirklich zu einem Ratgeber macht. Es bleiben in der Hauptsache Erfahrungsberichte.
Wer also den konkreten Wunsch hat, dem Land den Rücken zu kehren, ist alleine mit diesem Buch nicht gut beraten und sollte sich noch Fachliteratur zum Thema besorgen. Ergänzend schadet die Lektüre aber sicherlich nicht. Gerade Auswanderungswillige bekommen einen guten Eindruck, wo die Tücken für sie liegen, aber auch wo unerwartet Chancen entstehen könnten. Und falls man für sich persönlich nichts rausziehen kann, bleibt ja noch die Unterhaltsamkeit. Die ist in meinen Augen auf jeden Fall gegeben, weil die meisten Personen wirklich etwas zu erzählen haben

Fazit:
Gutes Wetter, ein Kaffee auf der Terrasse und dieses Buch in der Hand und es wird ein schöner Nachmittag. Wer Spaß an der Kolumne oder einer bekannten TV-Sendung hat, kann hier bedenkenlos zugreifen.

Veröffentlicht am 23.05.2021

Tierisch gut

School of Talents 1: Erste Stunde: Tierisch laut!
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Meinung:
Dank NetGalley durfte ich dieses Buch als Hörbuch hören – etwas, was ich euch ganz klar empfehlen kann.
Denn gerade die jungen Hörer haben bestimmt Spaß daran, den Schafen, Fischen und vielen ...

Meinung:
Dank NetGalley durfte ich dieses Buch als Hörbuch hören – etwas, was ich euch ganz klar empfehlen kann.
Denn gerade die jungen Hörer haben bestimmt Spaß daran, den Schafen, Fischen und vielen anderen Tierarten zu lauschen. Für deren wirklich nette Vertonung sorgt dabei Sprecher Marian Funk, der die verschiedenen Tiere zum Leben erweckt und ihnen einen einzigartigen Charakter gibt. Wer mag, kann hier gerne mal reinhören.

Nicht nur die tierischen Figuren des Buches, sondern auch die verschiedenen Menschen sind bei Funk in guten Händen. Protagonistin Alva ist sympathisch, ein wenig schüchtern und möchte eigentlich nur ein ganz normales Mädchen sein. Sie hat es wirklich nicht leicht mit ihrer Gabe, was ich als Grundidee sehr gut finde. Denn oft werden in Büchern oder Filmen spezielle Talente nur als Vorteil betrachtet, was sie sicherlich nicht immer sind. Es lehrt uns einfach mal wieder, dass manche Sachen nur auf den ersten Blick toll erscheinen und man nicht auf alles neidisch sein sollte, was man selbst nicht hat. Eine Moral, die für mich in der Geschichte mitschwingt und die ich in einem Kinderbuch gerne sehe.

Trotzdem sollen natürlich auch in diesem Buch die coolen Gaben der Schüler nicht runtergespielt werden.
Bei den Fähigkeiten ist auf jeden Fall einiges dabei, was man als Hörer auch gerne können würde.
Besonders gefallen haben mir aber nicht nur die einzelnen Talente, sondern vor allem auch die Zusammenarbeit unter den Schülern, die gerade zum Ende hin an Wichtigkeit zunimmt. Man darf, denke ich, auch gespannt sein, was hier in den weiteren Bänden der Reihe noch folgen wird, da Band 1 wirklich nun einen groben ersten Eindruck vermittelt. Mit ca. 173 Minuten Laufzeit ist der Einstieg doch noch recht begrenzt, liefert aber trotzdem ein in sich abgeschlossenes Abenteuer.

Fazit:
Ein interessanter Reihenauftakt für Kids, bei dem man nichts falsch machen kann.